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Moralisches Dilemma


Gaensebluemchen

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Hallo,

 

ich befinde mich zurzeit in einem schweren moralischen Dilemma:

 

Meine Mutter (75) leidet seit geraumer Zeit an einer immer schlimmer werdenden Schluckstörung unbekannter Ursache, die dazu führt, dass sie inzwischen beim Essen praktisch jeden Bissen wieder ausspucken muss. Das Ganze fing schleichend an mit immer häufigerem Verschlucken, ständigem Räuspern beim Essen und zunehmender Unfähigkeit, ihr Essen zu schlucken. Bei der letzten ärztlichen Untersuchung vor zwei oder drei Jahren (sie geht praktisch nur zum Arzt, wenn es gar nicht anders geht) wurde festgestellt, dass sie zwar zu dünn, ansonsten aber soweit körperlich gesund ist. Anlass des damaligen Arztbesuchs war ein seit Jahrzehnten (!) unbehandeltes Krampfaderleiden, das sich stark verschlimmert hatte, das mittlerweile aber im Griff ist. Ihre Schluckstörung hat sie damals wohl verschwiegen bzw. es wurde der Sache (die damals noch bei Weitem nicht so schlimm war) nicht weiter nachgegangen.

 

Meine Mutter ist mittlerweile stark abgemagert, weigert sich jedoch beharrlich, sich untersuchen zu lassen oder wenigstens auf Nahrung umzusteigen, die besser geeignet wäre (Pudding, Spezialnahrung, etc.). Mein Vater (76, herzkrank), der sonst fast alles für sie übernimmt, sieht der Angelegenheit tatenlos zu. Wollte sie zum Arzt, würde er sie begleiten und wäre vermutlich auch ihr Sprachrohr, aber da sie ja partout nicht will, unternimmt er auch nichts. Meine Mutter kann sich wohl in der Wohnung nur noch mit Rollator fortbewegen und hat schon sehr lange das Haus nicht mehr verlassen.

 

Ich wohne 100 km entfernt und halte relativ einseitig den Kontakt zu meinen Eltern. Konkret heißt das, ich rufe regelmäßig an und rede mit meinem Vater, der fast immer ans Telefon geht. Meine Mutter spricht nur sehr selten mit mir und wenn, dann meist auch nur sehr kurz, um mich dann gleich an meinen Vater weiterzureichen. Anrufe meiner Eltern sind sehr selten.

 

Leider haben meine Eltern den persönlichen Kontakt auch sonst soweit reduziert, dass wir uns in den letzten Jahren nur noch zu Weihnachten gesehen haben und selbst mein Angebot, an meinem Geburtstag zu ihnen zu kommen, abgelehnt wurde. Dieses Jahr ist es nun sogar schon so weit, dass mein Mann und ich auf Betreiben meiner Mutter zu Weihnachten quasi ausgeladen worden sind, weil sie ihr Essverhalten für sich selbst und uns als Zumutung empfindet. Wie gesagt, mein Vater beugt sich da wohl ihrem Willen. Ich verstehe ja ihre Scham, aber konkret bedeutet das leider, dass mein nächster Besuch dort wohl erst im äußersten Notfall oder zur Beerdigung erwünscht wäre, was mich als einziges Kind ziemlich fassungslos macht.

 

Ich rede seit langem auf meinen Vater ein, dass er mit ihr zum Arzt gehen soll und male ihm die möglichen Konsequenzen des weiteren Nichtstuns immer wieder aus. Er meint dann nur, dass man mal irgendwann zum Arzt gehen sollte, aber das wird dann in die ferne Zukunft verschoben. Zurzeit ist ja Herbst und Erkältungszeit - da soll ein Arztbesuch seiner Meinung nach sowieso nicht stattfinden.

 

Ich mache mir sehr große Sorgen. Mit dem geringen Kontakt könnte ich ja noch umgehen (auch wenn ich darüber sehr traurig bin), aber mir lässt es keine Ruhe, dass eine Frau, die (soweit wir es wissen) ansonsten weitgehend gesund ist und vielleicht noch viele Jahre leben könnte, sich aus Sturheit oder sonstigen Gründen praktisch zu Tode hungert, nur weil sie jede Form der Hilfe verweigert.

 

Wäre sie schwer krank, könnte ich ihr Verhalten ja nachvollziehen und akzeptieren, aber solange mir (und ihr) nichts anderes bekannt ist, muss ich davon ausgehen, dass die Schluckstörung ihr einziges akut lebensbedrohliches Problem ist. Dank zahlreicher Recherchen weiß ich mittlerweile, dass die Chancen auf Besserung oder gar Heilung nicht schlecht stehen und dass evtl. auch "nur" ein rein psychisches Problem dahinterstecken kann (was ich sogar für durchaus möglich halte).

 

Müsste man in einer solchen Situation wirklich tatenlos zusehen, wie die Mutter sich zu Tode hungert oder gäbe es da auch eine Grenze des freien Willens, die die moralische und vielleicht sogar die rechtliche Pflicht beinhalten könnte, dort (wie auch immer) einzuschreiten?

 

Mir ist bekannt, dass ich notfalls die Behörden alarmieren und eine Untersuchung bis hin zum Betreuungsverfahren in Gang setzen könnte, aber ich habe dabei ein sehr ungutes Gefühl, weil mir das äußerst unwürdig erscheint und ich damit die Situation zum Eskalieren bringen würde.

 

Was meint ihr zu dem Fall?

 

Vielen Dank und viele Grüße

Gänseblümchen

bearbeitet von Gaensebluemchen
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Für mich klingt es so, als ob die beiden mit der Situation überfordert wären und versuchen, dass durch Rückzug zu verbergen. Gefühlt rate ich zur Anregung eines Betreuungsverfahrens, weil in demselben geklärt wird, wie klar sie sind und ob sie Hilfe brauchen und wollen. Weitere Hinweise kann ich gerne per PN geben.

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und dass evtl. auch "nur" ein rein psychisches Problem dahinterstecken kann (was ich sogar für durchaus möglich halte).

 

 

"nur" ist gut, das ist wahrscheinlich in dem Alter schwieriger als ein physisches Problem. Aber egal wie,

bevor ich ein Verfahren anstrengen würde, würde ich erstmal auf Dales Methode setzen.

Du musst loswerden, was du gerne tun würdest, sie müssen es hören. Ob sie dann auf dich hören, ist ihre Entscheidung. So hart wie das klingt, so isses aber wohl.

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Keine Ahnung, ob dir das hilft, aber manchmal funzt tatsächlich die Brechstange. (Vermutlich habe ich jetzt hier wieder einen Shitstorm ausgelöst... egal....)

Dale

Kein Shitstorm, stattdessen eine Leseperle. Hoffentlich bist Du nicht enttäuscht.

 

Ich habe mir überlegt, wie das für mich wohl wäre, wenn eines (oder mehrere) meiner Kinder mich anschreien würde.

Ja, ginge in Ordnung, vor allem, wenn ich mich heillos verrannt hätte.

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@Gänseblümchen

(...)

(Vermutlich habe ich jetzt hier wieder einen Shitstorm ausgelöst... egal....)

Dale

 

Nein, hast Du nicht. Im Gegenteil.

Danke für das Posting.

 

Alfons

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@Gänseblümchen

(...)

(Vermutlich habe ich jetzt hier wieder einen Shitstorm ausgelöst... egal....)

Dale

 

Nein, hast Du nicht. Im Gegenteil.

Danke für das Posting.

 

Alfons

 

Auch von mir ein "Nein", hast du nicht. Ich kann mich in die Situation gut einfühlen, wenn die Sachlage bei mir auch anders war. Ich war herzlich willkommen, aber mit fortschreitender Demenz gab es da schon Ausfälle: "Sie haben doch eine eigene Wohnung, warum gehen Sie nicht dorthin?" Da war der Weg ins Pflegeheim und in die Betreuung auch nicht mehr weit. Meine Mutter war 98 und ich (70) am Ende meiner Kräfte.

bearbeitet von Elima
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(Vermutlich habe ich jetzt hier wieder einen Shitstorm ausgelöst... egal....)

Dale

Nein, klare Worte sind gut. Die Adressaten können ja entscheiden, was sie damit machen.

Ich finde das Posting klasse!!

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Vielen Dank für eure Antworten!

 

Das Problem besteht leider darin, dass ich an meine Mutter kaum herankomme, da fast alles über meinen Vater läuft. Unangemeldet dort aufzutauchen würde wahrscheinlich extrem negativ ankommen.

 

Ich werde bei unserem nächsten Telefonat noch einmal versuchen, ob sich ein Kompromiss finden lässt, dass wir an Weihnachten doch kommen dürfen, mein Mann und ich aber dann in der Küche essen statt mit meinen Eltern zusammen im Wohnzimmer. Wird das auch abgelehnt, muss ich wirklich zu drastischeren Methoden der Ansprache greifen. Ich fürchte halt nur, dass bei einer Eskalation der Situation der Kontakt ganz eingestellt wird und ich gar nicht mehr an meine Eltern herankomme. Mein Vater hat schon einmal geäußert, dass er über dieses unangenehme Thema nicht gerne reden will und meine Mutter verdreht leider auch gerne die Tatsachen, um sich herauszureden. Es ist bisher noch nicht einmal richtig möglich gewesen, aus ihr die genaue Art der Beschwerden, die sie hat, herauszubekommen.

 

Leider bin ich das einzige Kind und es bestehen auch nur wenige, relativ oberflächliche Kontakte meines Vaters zu Verwandten. Meine Mutter hat praktisch gar keine Kontakte nach außen. Insofern kann ich auch niemanden mit ins Boot holen, der ebenfalls auf meine Eltern einwirken könnte.

 

Die Situation ist in höchstem Maße belastend für mich, vor allem, weil sie von extremer Ungewissheit geprägt ist und mir offenbar auch die Wahrheit zumindest zum Teil vorenthalten wird. Erst im Zuge der Ausladung zu Weihnachten kam heraus, dass sich die Lage wohl massiv verschlimmert hat, obwohl mein Vater ein paar Tage vorher noch von einer weitgehend unveränderten Situation gesprochen hatte. Diese Verschlimmerung wird aber schon in den letzten Monaten eingetreten sein und nicht erst in den letzten Tagen. Insofern kann ich mir auch vorstellen, dass meine Mutter mittlerweile so schlimm aussieht, dass sie sich nicht mehr zeigen will.

 

Ich spiele auch mit dem Gedanken, die von Chrysologus vorgeschlagene Betreuung anzudrohen - aber was ist, wenn das zum völligen Kontaktabbruch führt? Mein Vater wird nicht zulassen, dass sich jemand in seine Angelegenheiten einmischt.

 

Liebe Grüße

Gänseblümchen

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Vielen Dank für eure Antworten!

 

Das Problem besteht leider darin, dass ich an meine Mutter kaum herankomme, da fast alles über meinen Vater läuft. Unangemeldet dort aufzutauchen würde wahrscheinlich extrem negativ ankommen.

 

Ich werde bei unserem nächsten Telefonat noch einmal versuchen, ob sich ein Kompromiss finden lässt, dass wir an Weihnachten doch kommen dürfen, mein Mann und ich aber dann in der Küche essen statt mit meinen Eltern zusammen im Wohnzimmer. Wird das auch abgelehnt, muss ich wirklich zu drastischeren Methoden der Ansprache greifen. Ich fürchte halt nur, dass bei einer Eskalation der Situation der Kontakt ganz eingestellt wird und ich gar nicht mehr an meine Eltern herankomme. Mein Vater hat schon einmal geäußert, dass er über dieses unangenehme Thema nicht gerne reden will und meine Mutter verdreht leider auch gerne die Tatsachen, um sich herauszureden. Es ist bisher noch nicht einmal richtig möglich gewesen, aus ihr die genaue Art der Beschwerden, die sie hat, herauszubekommen.

 

Leider bin ich das einzige Kind und es bestehen auch nur wenige, relativ oberflächliche Kontakte meines Vaters zu Verwandten. Meine Mutter hat praktisch gar keine Kontakte nach außen. Insofern kann ich auch niemanden mit ins Boot holen, der ebenfalls auf meine Eltern einwirken könnte.

 

Die Situation ist in höchstem Maße belastend für mich, vor allem, weil sie von extremer Ungewissheit geprägt ist und mir offenbar auch die Wahrheit zumindest zum Teil vorenthalten wird. Erst im Zuge der Ausladung zu Weihnachten kam heraus, dass sich die Lage wohl massiv verschlimmert hat, obwohl mein Vater ein paar Tage vorher noch von einer weitgehend unveränderten Situation gesprochen hatte. Diese Verschlimmerung wird aber schon in den letzten Monaten eingetreten sein und nicht erst in den letzten Tagen. Insofern kann ich mir auch vorstellen, dass meine Mutter mittlerweile so schlimm aussieht, dass sie sich nicht mehr zeigen will.

 

Ich spiele auch mit dem Gedanken, die von Chrysologus vorgeschlagene Betreuung anzudrohen - aber was ist, wenn das zum völligen Kontaktabbruch führt? Mein Vater wird nicht zulassen, dass sich jemand in seine Angelegenheiten einmischt.

 

Liebe Grüße

Gänseblümchen

 

Die Betreuung würde ich auch weder androhen oder sonstwie zur Sprache bringen, ehe Du nicht Klarheit hast dass es gar nicht anders geht.

Ich würde empfehlen, auch nicht bis Weihnachten zu warten oder auf eine Einladung, sondern einfach an Deinem nächsten freien Tag hinzufahren. Und dann Tacheles reden. Genau wie Dale es beschrieben hat. Gerade wenn bei älteren Menschen die Kontakte zur Außenwelt immer eingeschränkter werden, dann verrennen sie sich in die wunderlichsten Ideen.

Und sie wie ich es herausgelesen habe, glaube ich nicht dass Deine Eltern Dich nicht sehen wollen. Du bist ihr einziges Kind. Ich vermute, sie wollen Dir nicht zu Last fallen und Dich nicht mit Ihren Problem überfordern oder dergleichen.

Auch wenn es vielleicht noch schwerer macht: Fahre alleine. Schwiegerkinder sind nur selten so vertraut wie die eigenen.

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Liebes Gänseblümchen,

 

aus dem Bauch heraus würde ich den Kontakt zur Ansprache des Problems zeitlich von Weihnachten trennen. Ich denke, dass die emotionale Belastung an Weihnachten vmtl. für beide Seiten noch einmal höher ist. ("Früher hatten wir immer so schöne Weihnachtsabende, aber heute ist das jetzt so und so...") Wenn Du hinfährst würde ich an deiner Stelle alleine fahren, damit bei dem Gespräch wirklich nur die Kernfamilie da ist. Die Scham deiner Mutter wird evtl. bei anderen Personen noch größer sein, als sie ggü. dir schon ist.

 

Erwähne in einem Telefonat mit deinen Eltern auch deine Situation. ("Ich mache mir Sorgen. Es belastet mich, dass...")

 

Überlege Dir zunächst, was Du eigentlich erreichen möchtest. Überlege Dir dann eine hierzu passende schrittweise "Eskalation" deines Vorgehens. Das "Dale'sche Gespräch" und das Anstoßen eines Betreuungsverfahrens sind zwei mögliche Schritte. Vielleicht gibt es noch mehr Schritte. (Ein Brief an deine Eltern, Kontakt zu Nachbarn, Freunden und Bekannten deiner Eltern, ...) Nach jedem Schritt bitte schauen, ob der nächste Schritt noch passend ist, ggf. anpassen.

 

Der Kontaktabbruch ist natürlich eine nachvollziehbare Befürchtung. Aber du bist Expertin in der Kommunikation mit deinen Eltern, Du machst das a schon ein paar Jahre lang! Auch wenn der Mittelweg zwischen vertrauensvoller Begleitung und wirkungsvoller Intervention nicht breit ist: Nur Mut!

bearbeitet von mbo
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dass wir an Weihnachten doch kommen dürfen, mein Mann und ich aber dann in der Küche essen statt mit meinen Eltern zusammen im Wohnzimmer.

 

 

Würde es die Situation entspannen, wenn ihr in einer Pension nächtigt und nicht zum Essen kommt, sondern nur zum Tee, dann kämen deine Eltern nicht in die vermutlich als sehr peinlich empfundene Situation? Und eine deutliche Ansprache muß ja nicht unbedingt laut sein, vielleicht ist es sinnvoll, mit dem Vater mal allein zu sprechen, vielleicht muß man ihm eine Brücke bauen, um von seiner Position, die Rat- und Hilflosigkeit verstecken zu müssen, herunterzukommen? Da könnte auch dein Mann vielleicht eine gute Rolle spielen. Wie auch immer, schön (und wohl auch nötig) wären öftere Besuche, mal allein, mal zu zweit, um etwas in Bewegung zu bringen.

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- alleine hinfahren

- von Weihnachten abkoppeln

- nicht bitten, ob du kommen darfst

- Tacheles reden

- werd los, was du sagen willst, ob sie es hören (wollen) ist erstmal zweitrangig

- rechne damit, dass du nicht weiterkommst, aber das ist dann die Entscheidung deiner Eltern

- Androhung Betreuung wäre für mich das letzte Mittel und das auch erst nach einem Gespräch bzw. der "Ansage" von deiner Seite

 

Viele in der Generation wollen keine Hilfe von ihren Kindern annehmen. Wenn man mit "ich will auch mal was zurückgeben" argumentiert, öffnen sich oft viele Ohren. Diese Sichtweise kommt den meisten gar nicht in den Sinn.

ABER all das ist natürlich nur mein Bauchgefühl dazu. Du kennst deine Eltern am besten, hör auf deinen Bauch.

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Hallo,

 

nochmals danke für eure vielen hilfreichen Ideen!

 

Ich werde meinen Vater fragen, ob ich alleine kommen soll. Meine Eltern mögen meinen Mann schon sehr - insofern weiß ich nicht, ob sie dem zustimmen würden.

 

Wie gesagt, ohne Erlaubnis dort einfach zu erscheinen würde entweder dazu führen, dass ich nicht reingelassen würde oder es riesigen Ärger gäbe.

 

Wirkliche Freunde oder gut bekannte Nachbarn, die ich kontaktieren könnte, gibt es eigentlich so nicht. Meine Eltern würden sich eine solche Einmischung meinerseits auch absolut verbitten, zumal ihnen ihre Privatsphäre extrem wichtig ist und solche Dinge nicht nach außen dringen sollen.

 

Ich fürchte, der einzige Anlass, der überhaupt für einen Besuch infrage käme, wäre Weihnachten, weil man sich bei uns (leider) ohne solche Gründe nicht besucht. Häufigere Besuche wünschen meine Eltern nicht. Leider war das Thema "Verwandtenbesuche" oder überhaupt der Empfang von Gästen bei meiner Mutter schon immer ein Drama, so dass ich nicht die erste Angehörige bin, die sich da verstoßen fühlt. Das Ganze ging sogar so weit, dass mein Vater weitgehend die Kontakte zur Verwandtschaft meiner Mutter aufrecht erhalten musste. Auch von dieser Seite kam schon einmal de Frage, ob wir mit ihnen nichts mehr zu tun haben wollten. Leider ist diese Seite der Familie mittlerweile durch Tod bzw. Scheidung völlig auseinander gebrochen und der Kontakt ist weitgehend abgerissen, so dass von da auch keine Hilfe zu erwarten wäre.

 

Ich denke, ich werde wie vorgeschlagen tatsächlich verschiedene Eskalationsstufen einplanen:

 

1) Vorschlag, zum Essen in einen anderen Raum zu gehen (da wir nur 1 Std. mit dem Zug entfernt sind, fahren wir am gleichen Tag wieder nach Hause)

2) Vorschlag, alleine zu kommen

3) falls beides abgelehnt wird: fragen, ob wir uns jetzt tatsächlich nur noch zur Beerdigung sehen werden

4) nochmals Tacheles reden

5) verdeutlichen, dass ich nicht tatenlos zuschauen will und mich das alles so auffrisst, dass ich mittlerweile schon nicht mehr mit voller Konzentration meiner Arbeit nachgehen kann und stattdessen stundenlang vor mich hin grübele und nach Lösungen suche

 

Was wäre ich froh, ich gehörte zu den Kindern, deren Eltern sich immer beklagen, dass sie so selten anrufen und sich so selten blicken lassen!

 

Nochmals danke für eure Tipps!

 

Liebe Grüße

Gänseblümchen

 

PS: Weiß jemand von euch zufälligerweise, ob Familienangehörigen in so einem Fall von strafrechtlicher Seite eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung droht, wenn z.B. im Todesfall der hinzugerufene Arzt extreme Unterernährung ohne bekannte Grunderkrankung (wie Krebs) feststellt? Evtl. könnte ich mit dem Hinweis, dass auch ich evtl. richtigen Ärger bekommen könnte, wenn ich nichts unternehme, auch etwas bewirken.

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Fahre alleine.

Ja.

Nimm deinen Partner mit, setz ihn aber im Café um die Ecke ab.

Es könnte sein, daß dir nach dem Gespräch ein vertrautes Gesicht gut tut und es nicht gut ist, wenn es 100 km weit weg ist.

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Weiß jemand von euch zufälligerweise, ob Familienangehörigen in so einem Fall von strafrechtlicher Seite eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung droht, wenn z.B. im Todesfall der hinzugerufene Arzt extreme Unterernährung ohne bekannte Grunderkrankung (wie Krebs) feststellt? Evtl. könnte ich mit dem Hinweis, dass auch ich evtl. richtigen Ärger bekommen könnte, wenn ich nichts unternehme, auch etwas bewirken.

 

Da Du keine Garantenstellung gegenüber Deinen Eltern hast, droht Dir in dieser Hinsicht nichts.

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Fahre alleine.

Ja.

Nimm deinen Partner mit, setz ihn aber im Café um die Ecke ab.

Es könnte sein, daß dir nach dem Gespräch ein vertrautes Gesicht gut tut und es nicht gut ist, wenn es 100 km weit weg ist.

Da hast du recht.
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Fahre alleine.

Ja.

Nimm deinen Partner mit, setz ihn aber im Café um die Ecke ab.

Es könnte sein, daß dir nach dem Gespräch ein vertrautes Gesicht gut tut und es nicht gut ist, wenn es 100 km weit weg ist.

Da hast du recht.

An eine solche Lösung habe ich auch schon gedacht. Wenn das Gespräch dich sehr aufwühlt, bist du vielleicht auch nicht mehr die sicherste Fahrerin und es ist gut, wenn du das Steuer einem anderen überlassen kannst.

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Hallo Gänseblümchen,

 

schwer zu raten - ich äußere nur mal spontane Ideen, die mir beim Lesen gekommen sind...

- kann es sein, daß Deine Mutter psychisch krank ist (schwere Depression, evtl. Schlimmeres) und die Lage sich jetzt (hirnorganisch bedingt) verschlechtert?

- kann es sein, daß Dein Vater lebenslang den Wünschen und Zuständen Deiner Mutter gefolgt ist, um Eskalationen zu vermeiden / eine kompensierte Situation zu erhalten?

 

Als einziges Kind in solcher Konstellation würde ich als Leitschnur Deines Handelns nehmen, was Dein Gewissen verlangt. DAS ist wichtig: mit welcher Handlungsweise kannst Du zukünftig in Frieden leben (nach dem Tod Deiner Eltern)? Alles, was Du als erwachsenes Kind Deiner Eltern tust, sollte DEINEN Wertmaßstäben folgen, nicht ihren "Tabus" oder "Befehlen" oder evtl. krankhaften Festgefahrenheiten (Stichwort Demenzentwicklung). Einzelkind sein ist nicht leicht: man spürt den Verantwortungsdruck (der ja auch sehr real ist) und kann sich nicht beraten oder gegenseitig unterstützen...

bearbeitet von roncalli999
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Hallo Roncalli,

 

auch dir danke für deine Ideen!

 

Eine psychische Erkrankung meiner Mutter halte ich für durchaus denkbar - nur ist zu befürchten, dass diese schon seit Jahrzehnten vorhanden ist und sich nun (wie du ja auch vermutest) verschlimmert. Gut möglich ist das durchaus. Es gibt in ihrer Vergangenheit auch einige schwierige Kapitel, die in unserer Familie aber auch eher tabu sind. Über persönliche Gefühle wurde bei uns kaum gesprochen und psychische Probleme hatte man nicht zu haben. Das wäre eine Schande und ein Zeichen von Schwäche und Versagen gewesen. So etwas würde meine Mutter vermutlich nie zugeben, auch wenn es noch so wahr wäre.

 

Ich vermute, dass es irgendetwas in der Vergangenheit meiner Eltern gibt, das dieses verhätschelnde Verhalten meines Vaters und die Passivität meiner Mutter erklärt. Leider liegt da vieles im Dunkeln, über das auch nur ungern gesprochen wird. Ich vermute, dass das Ganze u.a. mit einer Totgeburt zusammenhängt, die meine Mutter Jahre vor meiner Geburt hatte, aber ich traue mich an das Thema auch nicht heran, weil ich keine alten Wunden aufreißen will.

 

Der Verantwortungsdruck ist wirklich enorm - mein Gewissen warnt mich jedoch davor, meine Eltern praktisch zu entmündigen. Insofern gehe ich so vor, wie oben beschrieben und von euch vorgeschlagen. Mal schauen, was dabei herauskommt.

 

Viele Grüße

Gänseblümchen

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@Gänseblümchen

Ich kann dich sooo gut verstehen. Ich will dich hier nicht mit meiner Elterngeschichte langweilen, aber sie ist deiner sehr ähnlich.

Aus deinem Text entnehme ich, dass du keine Geschwister hast, darum liegt die "Verantwortung" jetzt bei dir.... Die Frage ist allerdings, ob du wirklich Verantwortung trägst, denn deine Eltern sind eigenständige Wesen und tragen die Verantwortung für sich selbst. Wenn sie deine angebotene Hilfe ablehnen, dann übernehmen sie auch dafür die Verantwortung.

Mein Mutterproblem in diesem Jahr habe ich schlicht dadurch gelöst, dass ich hingefahren bin (ich wohne 650km weg) - sie wollten eigentlich nicht, weil sie sich ebenfalls etwas geschämt haben - und Tacheles geredet habe. Unsere Elterngeneration hat m. E. nicht wirklich gelernt, Konflikte zu besprechen und zu lösen, sondern sie zu ignorieren, zu verdrängen und zu verschweigen. Vielleicht hatte mein etwas wütender Auftritt deswegen einen Überraschungseffekt. Ich habe meine Eltern das ganze Leben nicht angeschrien. Meine Mutter habe ich gesagt, dass ich sie liebe, dass ich ihr unendlich dankbar bin für alles, was sie für mich getan hat und dass ich jetzt an der Reihe bin und nicht mitansehen werde, wie sie freiwillig und bewusst aus dem Leben scheidet. Ich würde das nicht mitansehen, weil sie mich anders erzogen hätte. Zur Not würde ich sie eigenhändig zum Arzt schleppen. Na ja, es war ein fulminanter Auftritt, der die erhoffte Wirkung hatte. Meine Mutter war beim Arzt, der konnte helfen, und es wurde besser, in kleinen Schritten zwar, aber mittlerweile ist meine Mutter wieder ganz gut drauf, empfängt wieder Gäste und verlässt das Haus.

Keine Ahnung, ob dir das hilft, aber manchmal funzt tatsächlich die Brechstange. (Vermutlich habe ich jetzt hier wieder einen Shitstorm ausgelöst... egal....)

Dale

 

Sehr feinfühlig.

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Hallo,

 

ich befinde mich zurzeit in einem schweren moralischen Dilemma:

 

Meine Mutter (75) leidet seit geraumer Zeit an einer immer schlimmer werdenden Schluckstörung unbekannter Ursache, die dazu führt, dass sie inzwischen beim Essen praktisch jeden Bissen wieder ausspucken muss. Das Ganze fing schleichend an mit immer häufigerem Verschlucken, ständigem Räuspern beim Essen und zunehmender Unfähigkeit, ihr Essen zu schlucken. Bei der letzten ärztlichen Untersuchung vor zwei oder drei Jahren (sie geht praktisch nur zum Arzt, wenn es gar nicht anders geht) wurde festgestellt, dass sie zwar zu dünn, ansonsten aber soweit körperlich gesund ist. Anlass des damaligen Arztbesuchs war ein seit Jahrzehnten (!) unbehandeltes Krampfaderleiden, das sich stark verschlimmert hatte, das mittlerweile aber im Griff ist. Ihre Schluckstörung hat sie damals wohl verschwiegen bzw. es wurde der Sache (die damals noch bei Weitem nicht so schlimm war) nicht weiter nachgegangen.

 

Meine Mutter ist mittlerweile stark abgemagert, weigert sich jedoch beharrlich, sich untersuchen zu lassen oder wenigstens auf Nahrung umzusteigen, die besser geeignet wäre (Pudding, Spezialnahrung, etc.). Mein Vater (76, herzkrank), der sonst fast alles für sie übernimmt, sieht der Angelegenheit tatenlos zu. Wollte sie zum Arzt, würde er sie begleiten und wäre vermutlich auch ihr Sprachrohr, aber da sie ja partout nicht will, unternimmt er auch nichts. Meine Mutter kann sich wohl in der Wohnung nur noch mit Rollator fortbewegen und hat schon sehr lange das Haus nicht mehr verlassen.

 

Ich wohne 100 km entfernt und halte relativ einseitig den Kontakt zu meinen Eltern. Konkret heißt das, ich rufe regelmäßig an und rede mit meinem Vater, der fast immer ans Telefon geht. Meine Mutter spricht nur sehr selten mit mir und wenn, dann meist auch nur sehr kurz, um mich dann gleich an meinen Vater weiterzureichen. Anrufe meiner Eltern sind sehr selten.

 

Leider haben meine Eltern den persönlichen Kontakt auch sonst soweit reduziert, dass wir uns in den letzten Jahren nur noch zu Weihnachten gesehen haben und selbst mein Angebot, an meinem Geburtstag zu ihnen zu kommen, abgelehnt wurde. Dieses Jahr ist es nun sogar schon so weit, dass mein Mann und ich auf Betreiben meiner Mutter zu Weihnachten quasi ausgeladen worden sind, weil sie ihr Essverhalten für sich selbst und uns als Zumutung empfindet. Wie gesagt, mein Vater beugt sich da wohl ihrem Willen. Ich verstehe ja ihre Scham, aber konkret bedeutet das leider, dass mein nächster Besuch dort wohl erst im äußersten Notfall oder zur Beerdigung erwünscht wäre, was mich als einziges Kind ziemlich fassungslos macht.

 

Ich rede seit langem auf meinen Vater ein, dass er mit ihr zum Arzt gehen soll und male ihm die möglichen Konsequenzen des weiteren Nichtstuns immer wieder aus. Er meint dann nur, dass man mal irgendwann zum Arzt gehen sollte, aber das wird dann in die ferne Zukunft verschoben. Zurzeit ist ja Herbst und Erkältungszeit - da soll ein Arztbesuch seiner Meinung nach sowieso nicht stattfinden.

 

Ich mache mir sehr große Sorgen. Mit dem geringen Kontakt könnte ich ja noch umgehen (auch wenn ich darüber sehr traurig bin), aber mir lässt es keine Ruhe, dass eine Frau, die (soweit wir es wissen) ansonsten weitgehend gesund ist und vielleicht noch viele Jahre leben könnte, sich aus Sturheit oder sonstigen Gründen praktisch zu Tode hungert, nur weil sie jede Form der Hilfe verweigert.

 

Wäre sie schwer krank, könnte ich ihr Verhalten ja nachvollziehen und akzeptieren, aber solange mir (und ihr) nichts anderes bekannt ist, muss ich davon ausgehen, dass die Schluckstörung ihr einziges akut lebensbedrohliches Problem ist. Dank zahlreicher Recherchen weiß ich mittlerweile, dass die Chancen auf Besserung oder gar Heilung nicht schlecht stehen und dass evtl. auch "nur" ein rein psychisches Problem dahinterstecken kann (was ich sogar für durchaus möglich halte).

 

Müsste man in einer solchen Situation wirklich tatenlos zusehen, wie die Mutter sich zu Tode hungert oder gäbe es da auch eine Grenze des freien Willens, die die moralische und vielleicht sogar die rechtliche Pflicht beinhalten könnte, dort (wie auch immer) einzuschreiten?

 

Mir ist bekannt, dass ich notfalls die Behörden alarmieren und eine Untersuchung bis hin zum Betreuungsverfahren in Gang setzen könnte, aber ich habe dabei ein sehr ungutes Gefühl, weil mir das äußerst unwürdig erscheint und ich damit die Situation zum Eskalieren bringen würde.

 

Was meint ihr zu dem Fall?

 

Vielen Dank und viele Grüße

Gänseblümchen

 

Trinken, trinken, trinken. Nicht Alkohol sondern Traubensaft, Milch, Fruchtsäfte usw. und damit alles, was sie mag. Nach meiner Sicht nie mit Druck. Niemand will durch mich oder einen Volker verändert werden. Das gilt für jeden Menschen ähnlich.

 

Es ist ein Herantasten, was eine Mutter, ein Vater usw. zulassen kann. Aber der eigene Wille ist aus meiner Sicht zu respektieren. Wie wir ein Recht auf Leben haben, soll auch das Recht auf Sterben ein geschütztes Rechtsgut sein.

 

Zum Medizinischen:

 

Hirnzellenverlust hat viele Möglichkeiten, sich zu zeigen. Kleine Schlaganfälle oder beginnende Demenz können bewirken, dass man keine festen Speisen mehr schlucken kann. "Wir wollen der Zeit Leben und nicht dem Leben Zeit geben" ist ein wichtiger Grundsatz in der Altenpflege. Nicht das Leben verlängern sondern Leben erfüllen ist das Ziel. Zuhören, Zeit nehmen, Signale wahr nehmen usw. ist in der Altenpflege wichtig. Manchmal nach vielen Stunden, erkennt man die wahren Probleme. Aus der Ferne sind aber keine Diagnosen möglich.

 

Speiseröhren-Varizen können das Schlucken erschweren.

 

Speiseröhren-Stenosen können unterschiedliche Ursachen haben.

 

Andere Möglichkeiten will ich hier nicht aufführen. Da Deine Mutter keinen Arzttermin will, solltest Du die Möglichkeiten nutzen, die Du hast: Zeit. Zuhören statt reden, einfühlen statt führen....

 

Als ich in der Psychiatrie arbeitete, hatte ich ein therapeutisch Funktion wahr zu nehmen. In der Betreuung von älteren Menschen habe ich eine andere Funktion. Der Unterschied ist gross. Die kognitive Fähigkeiten sind aber immer zu erkennen. Beide Richtungen fordern Zeit, Einfühlungsvermögen und dazu benötigen wir Zeit. An "gesunde" Mensche, wie ich es hier im Forum zu tun habe, gehe ich anders heran als an Menschen, denen die kognitiven Fähigkeiten mit dem Alter abnehmen.

bearbeitet von GerhardIngold
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So, ich habe gerade mit meinem Vater telefoniert. Er meint, man müsse noch über Weihnachten nachdenken, hat aber gleich schon mehrere Gegenargumente genannt. Während des Telefonats signalisierte meine Mutter ihm, dass sie weiter STRIKT gegen einen Besuch ist - eben auch (wie von mir vermutet) wegen ihres Aussehens.

 

Auf den dringend notwendigen Arztbesuch angesprochen, sagte er nur, der Arzt könne da eh nichts machen, das Ganze sei sicher nichts Harmloses und außerdem könne man etwas Psychisches (sollte es das sein) bei meiner Mutter sowieso nicht heilen. Er hält es für nicht machbar, sie zum Arzt zu bringen, weil sie dafür zu langsam sei und sich außerdem für ihr Aussehen schäme. Wenn überhaupt, ginge das Ganze nur über einen Krankenhausaufenthalt - aber das wird eh nicht in die Wege geleitet.

 

Sollte ein Notfall eintreten und sie bekommt eine Magensonde, dann "hat sie sie halt", so mein Vater. Angesprochen auf eine dringend anzuratende Patientenverfügung, kam nicht viel mehr als Schweigen.

 

Trinken kann sie angeblich noch - mein Rat, besonders Kalorienhaltiges zu verabreichen, wurde mit "ach, lass sie doch" abgelehnt. Angeblich isst sie den ganzen Tag, kaut eben das Essen und spuckt es wieder aus.

 

Des Weiteren hofft meine Mutter wohl, das nächste Jahr nicht mehr zu erleben, wobei ich das nicht allzu ernst nehmen würde, da so ähnliche Sprüche von ihr schon seit vielen Jahren kommen.

 

Auf meine Frage, ob wir uns dann das nächste Mal zur Beerdigung sehen, kam von meinem Vater nur eine Antwort hinsichtlich der Wünsche meiner Mutter, deren Inhalt die Ernsthaftigkeit dieses Threads untergraben würde.

 

Mit meiner Mutter ist jedenfalls nicht zu reden, da sie alles ins Lächerliche zieht oder abwehrt.

 

Ich tendiere im Moment wirklich dazu, den beiden ihren Willen zu lassen und in ihrem eigenen Interesse darauf zu hoffen, dass irgendein kleiner (!) medizinischer Notfall eintritt, der eine Behandlung beim Arzt bzw. im Krankenhaus zwingend notwendig macht. Gegen ihren Willen zu ihnen zu fahren und sie zu konfrontieren, bringt zurzeit höchstwahrscheinlich überhaupt nichts, zumal ich auch fast das Gefühl habe, dass die beiden umso sturer werden je mehr ich sie bearbeite.

 

Zumindest für den Moment hilft da wirklich nur noch Beten.

 

Liebe Grüße

Gänseblümchen

bearbeitet von Gaensebluemchen
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