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Zur Sakramentalität der Ehe


Mecky

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Die spannende Frage hier: Wie formulierst Du das Ideal?

 

"Kein Sex vor der Ehe" kann's jedenfalls nicht sein.

 

Doch. Warum nicht?

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Und ich wiederhole mich: Es ist doch nach der katholischen Lehre gar kein Problem mich von meinem Partner zu trennen. Ich darf sogar einen neuen suchen, auch kein Problem. Ich darf lediglich keinen Sex mit dem neuen haben, das ist alles.

Wo bleibt da das füreinander einstehen, das gemeinsam leben? Für die katholische Ehelehre ist das offenbar ohne wirkliche Bedeutung, es ist schön und gut, wenn das dabei ist, aber nötig ist es nicht.

 

Werner

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Die Frage ist doch: Was ist die Ehe? Vögelerlaubnis? Das versprechen "Ich geh mit dir durch dick und dünn, bis ans Ende!"?

 

Wieso "Entweder-oder"? Ich sehe eher ein "Sowohl-als auch"!

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du verläßt ihn nicht wegen eines anderen. die begegnung mit einem neuen partner ist möglich wegen der vergangenheit mit dem dem alten partner.

 

das "verlassen wegen eines anderen" ist dein denken, ein recht primitives denken.

 

Die "Lebenswirklichkeit" ist sehr komplex. Es gibt beides, und noch vieles andere ...

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Die Frage ist doch: Was ist die Ehe? Vögelerlaubnis? Das versprechen "Ich geh mit dir durch dick und dünn, bis ans Ende!"?

 

Wieso "Entweder-oder"? Ich sehe eher ein "Sowohl-als auch"!

 

wie hat einmal eine meiner Schülerinnen gesagt: legitimierte Unzucht (war so in der Zeit von Humanae vitae)

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Die Frage ist doch: Was ist die Ehe? Vögelerlaubnis? Das versprechen "Ich geh mit dir durch dick und dünn, bis ans Ende!"?

 

Wieso "Entweder-oder"? Ich sehe eher ein "Sowohl-als auch"!

Nein, letzteres nicht. Man darf auch mit einem anderen durch Dick und Dünn gehen, deswegen wird man nicht von der Kommunion ausgeschlossen, nur darf man keinen Sex haben.

 

Werner

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Und wenn sich herausstellt, dass es mit dem einen Partner nicht möglich ist, warum darf man dann nicht versuchen, mit einem anderen das Ideal zu erreichen?

Weil es so nicht geht. Wenn du zB dreißig Jahre einen Partner hast, diesen dann verläßt wegen eines anderen, was macht der alte Partner? Und der neue hat ja meist auch wen verlassen, wie soll aus so viel Untreue Gutes entstehen? Man sieht ja häufig, daß Leute drei-, vier- oder öftermal hintereinanderweg heiraten. Ihr Problem: Sie nehmen ihre Bindungsunfähigkeit mit. Und dann soll es einfach wieder mal "der Falsche" gewesen sein. Billig. Und außerdem gilt: drum prüfe, wer sich ewig bindet.

Es gibt auch die andere Form, bei der jemand tatsächlich im zweiten Anlauf das Glück seines Lebens findet und dabei bleibt.

 

Zum Prüfen hat Erich Fromm was Tiefsinniges gesagt. Allerdings hat er sehr idealistisch gesprochen, und ich glaube nicht, dass man es so übernehmen kann. Aber es zeigt eine Tendenz auf, die ich für sehr überdenkenswert halte.

In seiner "Die Kunst des Liebens" behauptet er, dass Lieben eine Kunst, also die Verwirklichung und Gestaltung einer eigenen, inneren Kraft ist. Diese gilt es zu fördern und zu schulen - so, wie ein Musiker eben nur gut wird, wenn er übt, übt und noch mal übt. Und damit, meint Fromm, würde man von der Wahl des Partners völlig unabhängig. Im Idealfall könne man diese Kunst sogar jedermann gegenüber anwenden. Ein Meister der Liebe könne jedermann heiraten.

 

Naja, einen solchen Meister habe ich bisher noch nicht gefunden. Aber die verallgemeinerte Grundaussage Fromms ist, dass das Eheglück keineswegs nur von der Wahl des Ehepartners abhängt. Eine Liebesnulpe wird mit keinem Ehepartner glücklich leben können. Ein Liebesmeister dagegen wird auch über die Liebesfehler seines Partners hinweg lieben können und eine Ehe lebendig und glücklich gestalten können.

 

Und in dieser abgemilderten Form halte ich Fromms Gedanken für höchst wertvoll.

Viel wertvoller als die Frage, ob man eine Frau nur wegen Ehebruchs oder wegen einer versalzenen Suppe zum Teufel jagen darf.

 

Wußte ich gar nicht mehr, daß das Fromm so formuliert hat. So radikal hätte ich es nicht sagen wollen, aber Fromm hat da recht. - Auch so Fälle, bei denen jemand (eigentlich immer beide) sich tatsächlich "verwählt" hat, habe ich kennengelernt. Meist passiert sowas in jungen Jahren und mir scheint, daß das oft Nicht-Ehen im kirchenrechtlichen Sinn sind, da fehlte es am Verständnis der Ehe (und auf Eltern ua. wollte man nicht hören).

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Wenn sich herausstellt, dass das mit einem Partner nicht möglich ist?

 

Was heisst "nicht möglich"? Es gibt ein "Schwierig", aber kein "nicht möglich"!

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Wenn sich herausstellt, dass das mit einem Partner nicht möglich ist?

 

Was heisst "nicht möglich"? Es gibt ein "Schwierig", aber kein "nicht möglich"!

Wenn mir der Partner wegläuft und jemand anderen nimmt, ist es mir nicht möglich.

 

Werner

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Versuch es mal mit dem "Sitz im Leben" dieser Geschichte. Ich denke es gibt viele naheliegende Gründe, warum Jesus ausgerechnet das Bild der Hochzeitsfeier herangezogen hat.

Das Hochzeitsmahl war das Bild für "Freude" und "Gemeinschaft". Daher taugt es auch für das Himmelreich.

 

Die Ehe ist auch ein klares Bild für Gemeinschaft und Liebe. Daher taugt sie auch als Bild für den Himmel.

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Wer ist bei einer Begegnung der Handelnde?

 

Ich stelle mir das gegenseitig vor - wenn auch mit unterschiedlichen Rollen.

 

Gott handelt durch die ausgestreckte Hand. Oder - mal weg von diesem Bild - durch seine heilbringende Gegenwart.

Der Mensch aber handelt auch. Denn gerade das Annehmen ist gelegentlich ein ziemlich aufwändiger Akt. Ebenso schon vorausgehend das Erkennen. Auch dies ist ein aktiver Akt. Und dann aber vor allem: Das Sich-Freuen, das Genießen, das Dankbarsein für die Gegenwart, die Hilfe und die Führung Gottes.

 

Allein die ausgestreckte Hand Gottes bildet noch kein Sakrament. Oder eben nur dann, wenn man Sakrament als eine einseitig von Gott durchgeführte Aktion versteht. Die ausgestreckte Hand Gottes ist ohnehin immer vorhanden. Dafür braucht man kein Sakrament.

 

Erst wenn sich die Gnade Gottes in einem Ding, einem Vorgang oder einem Menschen kundtut (und zwar im Auge des Beschauers), wenn also eine bewusste Zweisamkeit entsteht, wenn Gnade und Mensch aufeinandertreffen, wird die einseitige Aktion Gottes (Handreichen) zu einem Sakrament, also zu etwas, was wir fassen und erleben können, wofür wir dankbar sein können, was uns leitet und prägt.

 

Du beschreibst eine Fehlform - da fehlt was. Du beschreibst eine Einseitigkeit (wenn auch in Frageform).

Die gegenteilige Fehlform wäre, wenn man sagen würde: Allein der Mensch handelt im Sakrament. Er handelt durch Wasser, Brot, Wein, Öl oder Worte. Auch in dieser Form kommt kein Sakrament zustande.

 

Erst im Zusammenkommen von Gnade, Materia und Mensch wird etwas zum Sakrament.

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Die Ehe ist auch ein klares Bild für Gemeinschaft und Liebe.

Wie jetzt schon mehrfach wiederholt stimmt das einfach nicht.

Die Ehe kann außeinandergehen. JKeder kann eigener Wege gehen. Jder kann sich einen neuen Partner suchen, mit dem er keinen Sex hat, das ist alles kein Problem für die Kirche. Wo bleibt da das "klare Bild für Gemeinschaft und Liebe"?

 

Träfe dieses Bild zu, müsste bei einer Trennung die Ehe für nicht mehr existent erklärt werden, im Volksmund nennt man das Scheidung.

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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Du beschreibst eine Fehlform - da fehlt was. Du beschreibst eine Einseitigkeit (wenn auch in Frageform).

Nein. Ich habe bislang ausschließlich versucht, die göttliche Seite zu beschreiben - und die ist meiner Auffassung nach nun einmal "unbedingt" und auch vom Menschen nicht manipulierbar. Ich kann Gott nicht dazu bringen, seine Zusage aufzugeben.

Über die Fruchtbarkeit eines Sakramentes - und damit über die Rolle und Aufgabe des Empfangenden - habe ich mich bislang nicht geäußert.

Katholisch ist eigentlich immer "sowohl ... als auch", nie "entweder ... oder". Aber das "sowohl Gott ... als auch der Mensch" erfährt im Sakrament (wie auch im allgemeinen Heilswillen Gottes) eine bedeutsame Erweiterung: Gottes Zusage ist wesentlich immer "absolut", die Antwort des Menschen naturgemäß kontingent, sozusagen imer "etwas wackelig".

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Wenn sich herausstellt, dass das mit einem Partner nicht möglich ist?

 

Was heisst "nicht möglich"? Es gibt ein "Schwierig", aber kein "nicht möglich"!

Wenn mir der Partner wegläuft und jemand anderen nimmt, ist es mir nicht möglich.

 

Werner

Wenn ein Partner, im übertragenen Sinn, "wegläuft" aber da bleibt... Extrembeisspiel: Gewalt und Sucht... da ist es auch schlicht unmöglich.

 

Anderes Beisspiel: Einer verwirft das Ideal der "gegenseitigen fürsorge", versucht ein System von Über- und Unterordnung aufzubauen. Wie bringt man so einen Partner auf Kurs zurück? Ich hab sowas durch. Ich bin damals zu spät gegangen. Hätte ich früher Schluss gemacht könnte das heute eine richtig belastbare Freundschaft sein. Nen Schlechter Kerl is meine Ex nicht. Ganz im Gegenteil.

bearbeitet von Frank
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Die Frage ist doch: Was ist die Ehe? Vögelerlaubnis? Das versprechen "Ich geh mit dir durch dick und dünn, bis ans Ende!"?

 

Wieso "Entweder-oder"? Ich sehe eher ein "Sowohl-als auch"!

 

Ich seh den Zusammenhang nicht.

Für die Vög... (nein ich benutz das Wort nicht nochmal) brauch ich die Ehe nicht. Mir reicht eine Beziehung in der man sich verspricht: "Ich geh mit dir durch dick und dünn" vollkommen aus.

Für dieses Versprechen brauchts die Ehe auch nicht.

 

Das Versprechen bekommt durch die Ehe möglicherweise eine andere Qualität, vergleichbar dem Schwur vor Gericht.

Wenn meine Freundin Eidbrüchig würde, warum soll ich noch daran gebunden sein udn umgekehrt?

bearbeitet von Frank
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Versuch es mal mit dem "Sitz im Leben" dieser Geschichte. Ich denke es gibt viele naheliegende Gründe, warum Jesus ausgerechnet das Bild der Hochzeitsfeier herangezogen hat.

Das Hochzeitsmahl war das Bild für "Freude" und "Gemeinschaft". Daher taugt es auch für das Himmelreich.

 

Die Ehe ist auch ein klares Bild für Gemeinschaft und Liebe. Daher taugt sie auch als Bild für den Himmel.

Wobei ich es schon bemerkenswert finde, daß Jesus vom Himmel wie vom Hochzeitsmahl sprach und weder die Trauzeremonie noch die Ehe bzw. das eheliche Leben erwähnt.

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Die Frage ist doch: Was ist die Ehe? Vögelerlaubnis? Das versprechen "Ich geh mit dir durch dick und dünn, bis ans Ende!"?

 

Wieso "Entweder-oder"? Ich sehe eher ein "Sowohl-als auch"!

 

Ich seh den Zusammenhang nicht.

Für die Vög... (nein ich benutz das Wort nicht nochmal) brauch ich die Ehe nicht. Mir reicht eine Beziehung in der man sich verspricht: "Ich geh mit dir durch dick und dünn" vollkommen aus.

Für dieses Versprechen brauchts die Ehe auch nicht.

 

Das Versprechen bekommt durch die Ehe möglicherweise eine andere Qualität, vergleichbar dem Schwur vor Gericht.

Wenn meine Freundin Eidbrüchig würde, warum soll ich noch daran gebunden sein udn umgekehrt?

 

Wesentlich ist mir, daß das Sakrament das Zusammenleben heiligt, der Aspekt der Gebundenheit an ein gemeinsames Versprechen hat mit dem Sakrament direkt nichts zu tun.

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...

Wußte ich gar nicht mehr, daß das Fromm so formuliert hat. So radikal hätte ich es nicht sagen wollen, aber Fromm hat da recht. - Auch so Fälle, bei denen jemand (eigentlich immer beide) sich tatsächlich "verwählt" hat, habe ich kennengelernt. Meist passiert sowas in jungen Jahren und mir scheint, daß das oft Nicht-Ehen im kirchenrechtlichen Sinn sind, da fehlte es am Verständnis der Ehe (und auf Eltern ua. wollte man nicht hören).

zur bindungsfähigkeit gehören passende persönlichkeitsstrukturen, bearbeitete traumata aus kindheit, jugend.

 

"sich binden" ist kein wollen, sondern ist ein können.

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Wußte ich gar nicht mehr, daß das Fromm so formuliert hat. So radikal hätte ich es nicht sagen wollen, aber Fromm hat da recht. - Auch so Fälle, bei denen jemand (eigentlich immer beide) sich tatsächlich "verwählt" hat, habe ich kennengelernt. Meist passiert sowas in jungen Jahren und mir scheint, daß das oft Nicht-Ehen im kirchenrechtlichen Sinn sind, da fehlte es am Verständnis der Ehe (und auf Eltern ua. wollte man nicht hören).

zur bindungsfähigkeit gehören passende persönlichkeitsstrukturen, bearbeitete traumata aus kindheit, jugend.

 

"sich binden" ist kein wollen, sondern ist ein können.

 

 

Richtig, es braucht eine Gesellschaft, die eine Kultur der Bindungsfähigkeit pflegt.

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Wußte ich gar nicht mehr, daß das Fromm so formuliert hat. So radikal hätte ich es nicht sagen wollen, aber Fromm hat da recht. - Auch so Fälle, bei denen jemand (eigentlich immer beide) sich tatsächlich "verwählt" hat, habe ich kennengelernt. Meist passiert sowas in jungen Jahren und mir scheint, daß das oft Nicht-Ehen im kirchenrechtlichen Sinn sind, da fehlte es am Verständnis der Ehe (und auf Eltern ua. wollte man nicht hören).

zur bindungsfähigkeit gehören passende persönlichkeitsstrukturen, bearbeitete traumata aus kindheit, jugend.

 

"sich binden" ist kein wollen, sondern ist ein können.

 

 

Richtig, es braucht eine Gesellschaft, die eine Kultur der Bindungsfähigkeit pflegt.

Ogott, nicht schon wieder eine neue Kultur der.... :facepalm:

 

Werner

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Und wenn sich herausstellt, dass es mit dem einen Partner nicht möglich ist, warum darf man dann nicht versuchen, mit einem anderen das Ideal zu erreichen?

 

Weil das Nichtwechseln eben Teil des Ideals ist.

Das freiwillige Nichtwechseln wird oft als Ideal angesehen. Nichtwechseln wegen Nichtwechselnkönnen wäre für mich nicht gerade ein Ideal.

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Ich finde die Idee mit der Kultur gut.

 

Aber das geht eben nicht auf direktem Wege. Ich befürchte immer, dass da eine Kultur befohlen werden soll. Ab morgen machen wir einen Kultur! Basta!

 

Die Voraussetzung für eine Kultur der Bindungsfähigkeit ist, dass der Gewinn einer Bindung offensichtlich erkennbar ist. Einfach nur Bindung, weil der soziale Druck dorthin zieht, oder weil Kam, der Pfarrer und der Papst oder Gott höchstpersönlich eben Bindungskultur haben will, klappt nicht.

 

Und gerade deshalb fahre ich so auf die Sakramentalität der Ehe ab - und nicht auf die juristische oder moralische Betrachtung der Ehe. Wer eine Kultur der Bindung fördern will, tut dies automatisch, wenn er diese Kultur bei sich selbst schon hat und (diese zweite Bedingung ist auch unabdingbar) man erkennen kann, dass ihm diese Kultur etwas gibt. Dass sie ihn fördert. Dass er diese Bindung genießt. Dass er - und dies ist meiner Meinung nach der Gipfel - seine Ehe wirklich als Sakrament erlebt. Dass seine Frau wie vor Jahr und Tag immer noch Quelle seiner Hoffnung und Liebe, seiner Zukunftsperspektive und seines innersten Begehrens ist.

 

Kam hat übrigens vor Jahren einmal eine Bemerkung gemacht, die mich bis heute fasziniert. Ich habe (nachdem jemand über meinen Zölibat gelästert hat) über die Ehe gelästert. Über diesen institutionalisierten Mangel an Freiheit, über diese aufdringliche Nähe, die ich nicht brauchen kann. Und so weiter. Dem habe ich dann strahlend meinen Zölibat entgegen gehalten. Jawoll. Und Kam hat ganz trocken-ironisch geantwortet: "Und wir anderen (also Verheirateten) tragen unser Los trotzdem mit großer Gelassenheit."

 

Das war so etwas. Das ist Förderung der Bindungskultur.

Andere Beispiele sind, wie ich in Taizé erlebt habe, dass sich im Gottesdienst ein älteres Ehepaar (beide über 70 schätzungsweise) aneinandergeschmiegt hat. So was rührt mich. Oder wie ich einen Mann einzelgefirmt habe und er ein paar Worte an die Gemeinde gerichtet hat und in diesen Worten ein Liebeszeugnis für seine Freundin gegeben hat, die ihn zum Glauben geführt hat. So inbrünstig, dass er irgendwann nicht mehr weiterreden konnte, weil ihm die Tränen kamen. Und die ganze Kirche fing an zu schnüffeln. Da hat er es doch glatt geschafft, das Sakrament seiner Ehe zum Sakrament für die ganze Gottesdienstgemeinde zu machen. Oder wie mir ein Freund, der seine erste Frau vor vielen Jahren verloren hat und inzwischen wieder verheiratet ist, im Angesicht seiner neuen Frau gesagt hat, dass er immer wieder an seine erste Frau zurückdenkt und er sich sehnt. Und wie seine neue Frau dann sogar noch die Größe gehabt hat, ihn bei diesen Worten mitfühlend zu streicheln. Und damit gezeigt hat, dass sie ihn genau wegen seiner bleibenden Kraft zur "Liebe über den Tod hinaus" liebt. Ohne jedes Konkurrenzdenken.

 

Das sind wirksame Förderungen der Bildungskultur. Da bekommt man fast selber Lust auf Bindung. Da wächst was.

Und mir kann nach solchen Erlebnissen die ganze Moral und Rechtlichkeit gestohlen bleiben. Solche Erlebnisse können ruckizucki selbst zum Sakrament werden, in dem sich Gott offenbart.

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Während du unter "Auf das ganze Leben angelegten Beziehung" das "Bis das der Tod euch scheidet" siehts, seh ich das Leben in seiner ganzheit. Anders gesagt: Was nutzt es meiner Freundin wenn ich sie heirate um "bis das der Tod euch scheidet" mit ihr Sex haben zu können, wenn mich nur ihr Körper aber nicht ihr wohlergehen interessiert? (klingt das wirklich so gönnerhaft? mich gruselts grad bei meiner Formulierung. Ich hoffe es wird klar wie ich das meine, ich find grad keine anderen Worte)

 

Es ehrt dich ja, wenn du das so offen zugibst. Aber kann so eine Maxime Grundlage einer Ehemoral sein? Generell gilt für Moralsyeme, daß sie aufs Ganze sehen müssen und nicht danach gestrickt werden können, daß jeder sein privates Plaisir anerkannt findet.

Äh... ich fürchte du missverstehst mich...

 

Ich wollte zum Audruck bringen das, meiner Meinung nach, sexualität in eine auf das Leben in seiner Gesamtheit ausgerichteten Beziehung gehört. "im Bett is se gut, aber sonst is se mir Wurscht" ist damit nicht vereibar.

 

Nein, es geht nicht nur mein Plaisir zu haben. Ganz im Gegenteil! Wenn meine Freundin durch die S******* geht will ich mit. Ihre Last ist meine Last. Ihre Freude ist auch meine Freude. Gemeinsamen Spass (im Bett und auch ausserhalb), mit Betonung auf gemeinsam... eine auf das Leben in seiner Gesamtheit ausgerichtete Beziehung... Ob ich dieses Ideal erreiche? Nun, ich geb mein Bestes, ob es ausreicht muss mein Engel beurteilen. Ich hoffe es zumindestens.

 

Mit "Was nutzt es meiner Freundin wenn ich sie heirate um "bis das der Tod euch scheidet" mit ihr Sex haben zu können, wenn mich nur ihr Körper aber nicht ihr wohlergehen interessiert?" meinte ich das ohne "ich will das es dir gut geht" das "bis der Tod euch scheidet" für die Tonne ist

 

Ja, jetzt verstanden. Nur dieser Wille zum gemeinsamen Gutgehen (eine Folge der gemeinsamen Gottesbegegnung) ist ja gerade Ziel der sakramentalen Ehe. Daß nicht immer alles ideal läuft, weiß jeder. Aber das spricht ja überhaupt nicht gegen den immer wieder neuen Versuch das Ideal zu erreichen.

Und wenn sich herausstellt, dass es mit dem einen Partner nicht möglich ist, warum darf man dann nicht versuchen, mit einem anderen das Ideal zu erreichen?

 

Werner

Wie war das mit der reiflichen Überlegung? Ob der Wille zum geminsamen Gutegehen da ist, sollte VORHER geklärt werden- meistens hat man so etwas schon im Gefühl.

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Wie war das mit der reiflichen Überlegung? Ob der Wille zum geminsamen Gutegehen da ist, sollte VORHER geklärt werden- meistens hat man so etwas schon im Gefühl.

Wie soll man das denn vorher klären (inbesondere wenn man jung heiratet)? Und was tut man, wenn man es nicht vorher geklärt hat?

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Und wenn sich herausstellt, dass es mit dem einen Partner nicht möglich ist, warum darf man dann nicht versuchen, mit einem anderen das Ideal zu erreichen?

 

Werner

 

Weil es so nicht geht. Wenn du zB dreißig Jahre einen Partner hast, diesen dann verläßt wegen eines anderen, was macht der alte Partner? Und der neue hat ja meist auch wen verlassen, wie soll aus so viel Untreue Gutes entstehen? Man sieht ja häufig, daß Leute drei-, vier- oder öftermal hintereinanderweg heiraten. Ihr Problem: Sie nehmen ihre Bindungsunfähigkeit mit. Und dann soll es einfach wieder mal "der Falsche" gewesen sein. Billig. Und außerdem gilt: drum prüfe, wer sich ewig bindet.

 

Du hast doch selber gesagt, das das Ideal vom "Ich will das es dir gut geht" nicht immer erreicht wird. Was wenn sich beide nach Kräften anstrengen, geprüft haben Und es doch nicht funzen will?

Was wenn der eine mit dem A**** einreisst was der anderen mit seinen Händen aufbaut, an gemeinsamen Glück?

 

Es muss für die Extremfälle eine Lösung jenseits des "Pech gehabt" (in Pastoralsprech heisst das dann wohl "Mit dem Kreuz Christi tragen" oder so ähnlich) geben.

Es ist nie nur einer, es sind immer beide.

 

Aber ein Versprechen muss gelten.

Es soll nämlich Menschen geben, die auf ein Versprechen hin ihr Leben ändern, auf das Vertrauen hin etwas um- und aufbauen.

Und dann bleiben sie zurück, weil Beliebigkeit regiert.

 

Ntaürlich kann man scheitern und dann sollte Kirche da sein, um bei der Bewältigung der Verletzungen zu helfen.

 

Aber gerade am Beginn einer Beziehung, VOR der Ehe sollte alles getan werden, damit die Ehe nur eingegangen wird, wenn so sicher wie irgend möglich ist, das beide ihr Versprechen halten können.

Und ich sehe das Sakrament auch darin, dass ich darauf vertraue, dass Gott mir hilft mein versprechen zu halten (gilt auch für meien Firmung)

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