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Sotchi


Julius

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Ich fang mal mit einer Harmlosigkeit an: trotz aller Proteste, Schwierigkeiten, ökologischen Verheerungen und Fragwürdigkeiten werden die Olymphischen Winterspiele in Sotchi nun wohl stattfinden und stehen unmittelbar bevor. Die ersten deutschen Athleten sind inzwischen gelandet (es sollen die Eisschnellläufer sein), und ich stelle hier jetzt auch nur ein 15-jähriges, nettes Zahnspangenmädchen an den Beginn: die vermutlich jüngste Teilnehmerin - gerade mal 154 cm groß.

 

Ich geb's zu: eine Spur Lokalpatriotismus und Nostalgie schwingt bei dieser Wahl mit. Sie ist die jüngste Tochter eines mittelprächtig erfolgreichen deutschen Skispringers der frühen 1980er Jahre, der aus dem Kaff stammte, in dem wir damals wohnten: das besaß damals noch eine eigene Sprungschanze, auf der gelegentlich Wettbewerbe stattfanden, auf der wir als Schüler erste deutsche Nachkriegssporthelden bewunderten und sie mit Autogrammwünschen belagerten. Die Schanze ist schließlich in Vergessenheit geraten, gammelte jahrelang vor sich hin und ist inzwischen auch schon vor einer Reihe von Jahren abgerissen worden: mit den immer größeren Schanzen, auf denen immer größere Weiten gesprungen wurden, konnten und wollten unsere Stadtväter nicht mithalten, es wäre zu teuer geworden. Bedauert habe ich es nicht: ich bin da mit 15 oder 16 Jahren ein einziges Mal runtergefahren, dabei hat es mich derart zerbröselt, dass irgendwelche Ambitionen in Richtung dieser Sportart ein- für allemal erledigt waren. Aber im Skiverein bin ich auch heute noch, wenn auch inzwischen nur mehr als passives Mitglied. Und in den früheren 1980er Jahren bin ich mit diesem Verein schlachtenbummelnderweise zu ein paar Skisprungwettbewerben gefahren - der Vater des Zahnspangen-Persönchens stammt nämlich aus unserem Kaff, war Mitglied unseres Skivereins. Dass die Kleine - seine jüngste Tochter - nun jüngste deutsche Olympiateilnehmerin in Sotchi ist, das ist eine nette Anekdote am Rande. Ich stelle sie trotzdem mal vor: Gianina Ernst. Keine Ahnung, ob von der Kleinen was zu erwarten ist - ich tue es jedenfalls nicht. Aber wenn es sich ergibt, dann gucke ich schon mal in die Glotze ...

bearbeitet von Julius
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mit den immer größeren Schanzen, auf denen immer größere Weiten gesprungen wurden, konnten und wollten unsere Stadtväter nicht mithalten, es wäre zu teuer geworden.

 

vermutlich hatten eure stadtväter halt keine gesetzte wie das olympiagestz 310...

 

 

doku u.a. über die enteignungen (um z.b. eispaläste für u.a. deutsche eissportlerinnen zu bauen) derzeit noch auf arte+7 online: "putins spiele"

bearbeitet von kalinka
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Wenn mich etwas wirklich sowas von nicht einmal peripher interessiert, dann ist das alles, was mit Wintersport zu tun hat. Mir reicht es, im Sommer die erodierten Hänge und die kaputte Natur zu sehen. Oder mir zu überlegen, was es kostet, in einer subtropischen Klimazone wie der von Sotschi Schneekanonen zu betreiben, nur damit ein paar überbezahlte Hanseln den Berg herunterwedeln können.

 

Nie gab es perversere olympische Spiele als in Sotschi. Und das nicht nur wegen der Menschenrechte von Schwulen und Lesben.

 

 

Aber ich möchte Eurer trauliches Olympia-Kränzchen nicht weiter stören.

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mit den immer größeren Schanzen, auf denen immer größere Weiten gesprungen wurden, konnten und wollten unsere Stadtväter nicht mithalten, es wäre zu teuer geworden.

 

vermutlich hatten eure stadtväter halt keine gesetzte wie das olympiagestz 310...

 

 

doku u.a. über die enteignungen (um z.b. eispaläste für u.a. deutsche eissportlerinnen zu bauen) derzeit noch auf arte+7 online: "putins spiele"

 

Unsere "Stadtväter" hatten nie Ambitionen, olympische Winterspiele auszurichten. :D

Es war - an dem Standort - einfach eine vernünftige Entscheidung, in den Ausbau der für damalige Verhältnisse doch schon recht groß geratenen, noch vor dem Zweiten Weltkrieg in den 1920er Jahren gebauten Schanze (langjähriger Schanzenrekordinhaber war mit sagenhaften 43,5 m Max Bolkart) keine weitere müde Mark zu investieren. Der Entschluss, das imposante Bauwerk aufzugeben wurde Anfang der 1980er Jahre durch einen kanadischen Panzer beschleunigt, der dort bei Manövern in den hölzernen Wertungsrichterturm rasselte und den schrottete - kurz nachdem der Skiprunglokalmatador, eben der Vater der oben vorgestellten Gianina mit der Zahnspange, mit noch sagenhafteren 45,5 m einen neuen Rekord aufgestellt hatte :D ). Inzwischen hat sich die Natur den Hang, auf dem die Schanze einst stand, zurückerobert. Investiert haben in der näheren, schon im Schwarzwald und nicht nur an der Grenze zum Schwarzwald gelegenen Region schon andere Kommunen, die eine größere Schneesicherheit für Meisterschaftsveranstaltungen und eine bessere Infrastruktur für den Schnee-Tourismus bieten konnten. Ausserdem wurden die Menschen mobiler: wenn es bei uns an Schnee mangelte, ist man ja damals schon in Schwarzwaldorte wie Furtwangen, Schonach und Titisee ausgewichen, nicht nur für Meisterschaften, sondern auch für Schülerskikurse und dergleichen. Trotzdem sind für mich mit dieser Schanze so einige Erinnerungen aus den 1950er Jahren verbunden, z.B. an den Stolz, den ich empfunden habe, dass einer meiner Onkels so erfolgreich bei den Nordischen Kombinierern (und den Langläufern) mitmischte, dass er regelmäßig auf einen der Ränge lief, die am Montag noch in der Tageszeitung aufgelistet wurden, die über die Wettkämpfe berichtete. Das Skifahren hatten der Onkel und viele seiner Sportfreunde noch vor oder während des Krieges als blutjunge Kerls gelernt, die zu den Gebirgsjägern einberufen worden waren, sie hatten fast alle einige Monate bis einige Jahre Kriegsgefangenschaft auf dem Buckel, als sie damit begannen, sich nach dem Krieg auch im Sport noch ein bisschen Spaß am Leben zurückzuerobern, das ihnen als ganz jungen Menschen zuvor ja gestohlen worden war. Und die hatten in den 1950er Jahren weder Sponsoren noch ein Service-Team im Schlepptau, das ihnen die nach hochwissenschaftlichen Erkenntnissen die Skier für den Wettkampf zurichtete und wachste - die wachsten noch selber. Ich hab das dann auch noch gelernt. :D

"Wir" - d.h. der Skiverein, in dem ich noch immer Mitglied bin, hatten nie eine Schneekanone oder dergleichen, aber wir haben vor einigen Jahren noch ein bescheidenes Loipenspurgerät angeschafft, das dieses Jahr wegen zwar Schnee, aber zu wenig, noch gar nicht zum Einsatz gekommen ist: wenn er trotzdem noch in ausreichender Menge fällt - was im Februar keine Ausnahme wäre - dann macht es auch Spaß, damit eine Loipe ums Städtchen zu legen und die mit den Loipen der Nachbargemeinden zu vernetzen - zu allgemeinem Gebrauch und Vergnügen.

bearbeitet von Julius
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Oder mir zu überlegen, was es kostet, in einer subtropischen Klimazone wie der von Sotschi Schneekanonen zu betreiben, nur damit ein paar überbezahlte Hanseln den Berg herunterwedeln können.

 

Diese Woche haben sie im Radio gewitzelt, man sollte Putin den Auftrag geben, sich um den Berliner Flughafen zu kümmern.

Der würde dann der größte Flughafen der Welt, würde "Wladimir-Putin-Airport" getauft werden, würde ungefähr 100 Billionen Euro kosten, aber er wäre noch vor der Sommersaison fertig.

 

Werner

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Oder mir zu überlegen, was es kostet, in einer subtropischen Klimazone wie der von Sotschi Schneekanonen zu betreiben, nur damit ein paar überbezahlte Hanseln den Berg herunterwedeln können.

 

Diese Woche haben sie im Radio gewitzelt, man sollte Putin den Auftrag geben, sich um den Berliner Flughafen zu kümmern.

Der würde dann der größte Flughafen der Welt, würde "Wladimir-Putin-Airport" getauft werden, würde ungefähr 100 Billionen Euro kosten, aber er wäre noch vor der Sommersaison fertig.

 

Werner

 

 

Oh ja!

 

Und Putin würde dann den Flughafen eröffnen - auf einem Pferd reitend, in Kapitänsuniform und mit nacktem Oberkörper. Und ein paar schwule Berliner Fetischtrullas ließen sich bestimmt noch auftreiben, um ihm zu huldigen.

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Gianina Ernst. Keine Ahnung, ob von der Kleinen was zu erwarten ist - ich tue es jedenfalls nicht.

Etwas absurd wirkt Sponsoring, wenn die Mannschaftsmitglieder selbst beim Hallentraining Mützen tragen müssen, wenn das Fernsehen anwesend ist. :lol:

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Das übliche Blabla:

Russische Behörden begründen das Vorgehen gegen Hunde und Katzen traditionell mit Sicherheitsbelangen und Hygiene, um Infektionen durch Bisse zu verhindern. Das Problem mit herrenlosen Tieren ist in vielen Regionen Russlands verbreitet - viele haben Tollwut oder andere Krankheiten. Medien berichten immer wieder über Attacken auf Menschen. Nicht wenige enden tödlich, vor allem im Winter, wenn die Tiere nichts zu essen finden.

 

Fairerweise muss man allerdings auch sagen, dass die wenigsten Olympialänder (auch FIFA WM Länder) ein so inniges Verhältnis zum Tiere haben, wie wir. Ich denke da u.a. an die lebenden Schlüsselanhänger in Peking.

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Mir geht Wintersport eh am Popöchen vorbei, darum interessiert mich das Ereignis aus sportlicher Sicht eh nicht.

 

Und was haben wir sonst:

- Gigantismus

- massive Umweltzerstörung

- ausgebeutete Arbeiter, die in grossem Stil um ihren Lohn geprellt wurden

- Terror-Drohungen als Begleit-Kulisse

 

Da ist das Problem, dass die ganzen ausländischen Schwulen doch bitte die russischen Kinder in Ruhe lassen sollen, ja beinahe vernachlässigbar.

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"strukturelle Probleme"?

Könnte das was mit diesen neuen Gesetzen ala Putin zu tun haben ? :rolleyes:

Pfarrer Nonte hatte sich zumindest vorab klar positioniert.

 

Frage: Darf man trotzdem in Sotschi eine große Party des Sports feiern?

 

Nonte: Wir dürfen nicht die Augen verschließen und nicht den Mund halten. Aber wir dürfen dem Sport auch nicht jede moralische Verantwortung aufhalsen. Wir bekommen Gas aus Russland. Viele Wirtschaftsvertreter und Politiker pflegen enge Kontakte ins Land, treffen sich zu Gipfeln und Kongressen. Auch da darf man nicht die Augen vor den kritischen Punkten verschließen…

 

Frage:… zu denen auch der Umgang mit dem Thema Homosexualität gehört.

 

Nonte: Und der ist für mich ein Riesenskandal in Russland! Denn jeder muss das Recht haben, in jedem Land nach seiner eigenen freien Entscheidung zu leben. Dass man dafür eingesperrt wird, manchmal verschleppt wird, kann man nur skandalös nennen. Da müssen wir protestieren, auch als Kirche! Das muss ich so deutlich sagen, denn jeder hat das Recht, beschützt zu werden in seiner Würde.

 

Quelle

 

Ich hoffe, dass er nicht zurückgepfiffen wurde...

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Björndalen mal wieder ... (im Biathlon-Sprint). :a050:

:daumenhoch:

10 km Sprint, trotz eines Schießfehlers Gold. Und das mit 40 Jahren. Hut ab!

Erwähnenswert auch der Dreifachsieg der Holländer im 5000m Eisschnelllauf, Herren. Do ist kein Rankommen nicht.

 

BTW: viele frei Plätze im Biathlon-Stadion. Vermutlich zu teuer. Biathlon ist doch eigentlich ein Publikumsmagnet.

bearbeitet von teofilos
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Sachenbacher-Stehle im Biathlon-Damensprint beste Deutsche auf Platz 11. War aber nicht schlecht (die anderen 10 waren halt besser) - die liegen auf den vorderen Plätzen doch recht nahe beisammen. Wenn's ihr nicht völlig aus dem Ruder läuft, kann sie übermorgen in der Verfolgung schon noch was stemmen ...

bearbeitet von Julius
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Ich rechne es den deutschen Athleten hoch an, dass sie sich weigern, bei diesen korrupten Kackspielen eine Medaille zu gewinnen. Weiter so!

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Der sollte doch reichen. Ist schließlich eine Weltkirche.

 

Werner

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Sachenbacher-Stehle im Biathlon-Damensprint beste Deutsche auf Platz 11. War aber nicht schlecht (die anderen 10 waren halt besser) - die liegen auf den vorderen Plätzen doch recht nahe beisammen. Wenn's ihr nicht völlig aus dem Ruder läuft, kann sie übermorgen in der Verfolgung schon noch was stemmen ...

Ja, schon schade. Vielleicht gibt es bei Rodeln was. Wie stehe ich den morgen da, wenn meine internationalen Kollegen Fragen stellen. Selbst die Russen und Briten haben schon Metall :blush:

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Sachenbacher-Stehle im Biathlon-Damensprint beste Deutsche auf Platz 11. War aber nicht schlecht (die anderen 10 waren halt besser) - die liegen auf den vorderen Plätzen doch recht nahe beisammen. Wenn's ihr nicht völlig aus dem Ruder läuft, kann sie übermorgen in der Verfolgung schon noch was stemmen ...

Ja, schon schade. Vielleicht gibt es bei Rodeln was. Wie stehe ich den morgen da, wenn meine internationalen Kollegen Fragen stellen. Selbst die Russen und Briten haben schon Metall :blush:

Felix Loch :daumenhoch:

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