Gräben und Grabenkämpfe

[Emil]

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Zitat von Mecky am 23:08 - 19.Oktober.2002

1. Christen glauben an einen absoluten Sinn.

2. Sie machen diesen Sinn an einem (je nach Christ) unterschiedlich gearteten) Gottesbild fest, das sie wiederum auf Jesus Christus beziehen.

 

Ich vermute dem gegenüber auf der A&A Seite:

1. Es gibt nur einen begrenzten Sinn.

2. Den Rahmen dafür gibt die Wirklichkeit vor, die man empirisch fassen oder rational herleiten kann.

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Wer bestimmt die Richtigkeit des festgelegten Sinns?

[Heidi]

Hallo Mecky,

 

es fällt mir nicht leicht in deiner Gegenüberstellung das zwanghaft trennende Moment zu finden.

 

Mit etwas Mühe kann ich aus dem Punkt - 2 - deiner Vermutung über die AA's etwas herleiten: Den Rahmen der Wirklichkeit, die für mich in irgendeiner Weise fassbar ist, würde ich nicht verlassen wollen.

 

Desto mehr ein Christ also auf eine jenseitig Wirklichkeit setzt und diese, der mir fassbaren Wirklichkeit vorzieht, entstehen tatsächlich unüberwindbare Gräben. Eben aus dem Unverständnis heraus.

[Volker]

Ich habe mal angefangen, eine Liste der trennenden Punkte aufzustellen (auf die habe ich momentan keinen Zugriff). Wesentliche Dissens besteht u. a. in folgenden Punkten:

 

Gläubige: Glauben ist ein zentraler Punkt zur Wahrheitsfindung.

A&As: Glauben an sich ist abzulehnen und hat nichts mit Wahrheit zu tun.

 

Gläubige: Wir leben in einer Welt, in der Supernaturalismus eine wichtige Rolle spielt (höhere Wesen, jenseitige Sphären etc.).

A&As: Zugang zur Welt findet man nur über einen Naturalismus, wenn es supernaturalistische Sphären gibt, können wir darüber keine Aussagen machen (oder nur sinnfreie).

 

Gläubige: Die Welt ist in einem Niedergang begriffen und wir brauchen einen (supernaturalistischen) Heilsplan. Grundlegend-Pessimistische Einstellung.

A&As: Es gibt Evolution und Fortschritt und Niedergang gleichzeitig, und wir müssen mit naturalistischen Mitteln den Fortschritt fördern. Grundlegend-Optimistische Einstellung.

 

Gläubige: Subjektive Erfahrung ist die wichtigste Quelle zur Welterfahrung.

A&As: Subjektive Erfahrung ist nur dann wichtig, wenn sie kollektiv geprüft werden kann, sonst ist sie Privatsache.

 

Gläubige: Das Prinzip der kritischen Prüfung der eigenen Überzeugungen wird gründsätzlich abgelehnt, Widerlegungen werden nicht anerkannt, Widersprüche sind kein Gegenargument.

A&AS: Alle Überzeugungen sind nur anzuerkennen, wenn sie kritisch geprüft wurden, widerlegte Überzeugungen sind ungültig (unwahr), Widersprüche sind eine Widerlegung.

 

Gläubige: Tradition und Autorität sind Wahrheitskriterien.

A&As: Weder Tradition noch Autorität begründen Wahrheiten.

 

Gläubige: Wirksamkeit von Glaubensaussfassungen sind ein Wahrheitskriterium.

A&As: Wirksamkeit ist kein Kriterium (Placebo-Effekt).

 

Gläubige: Es gibt einen absolut-transzendenten Sinn (z. B. als Letztbegründungen).

A&As: Da es nichts Absolutes gibt, ist jeder Sinn relativ, das gilt sogar für Transzendentes. Es gibt keine Letztbegründungen.

 

Gläubige: Dogmatismus ist der einzige Ausweg aus dem Trilemma, daraus lässt sich alles begründen.

A&As: Dogmatismus ist ein temporärer Ausweg von kurzer Gültigkeit, daraus lässt sich nichts begründen.

 

Gläubige: Logik gilt nur in einem sehr begrenzten Rahmen.

A&As: Logik ist universell gültig - weil alogische Schlüsse beliebige Schlüsse sind.

 

Ich könnte noch mehr Punkte aufführen, aber dies sind die wesentlichen (sehr abstrakt, wie ich zugebe). Inhaltliche Unterschiede habe ich keine aufgeführt!

 

Ich lebe auch nicht in dem Wahn, dass sich alle Gläubige und alle A&As in dieses Raster einfügen lassen. Sven würde z. B. Widersprüche als Gegenargument gelten lassen und der Logik einen breiteren Rahmen zugestehen, während nicht alle A&As soweit wie Sven gehen würden. Für fast jeden Punkt liesse sich jemand finden, der hier auf der "anderen Seite" steht. Es ist nur so, dass hier tendenziell die Gläubigen mehr den Punkten zustimmen würden, die ich unter "Gläubige" notiert habe.

 

Ich denke, ich bin inzwischen in der Lage, viele Diskussionen sehr schnell auf einen oder mehrere dieser Kernpunkte zurück zu führen.

 

Es gibt auch eine Menge Gräben, die quer durch alle Lager gehen, die habe ich hier nicht aufgeführt (dies gilt z. B. für politische und sogar für moralische Fragen).

[jouaux]

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[Stefan]

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