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8. Mai


Der Geist

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Da es zumindest in Österreich (schon wieder) ausreichend Kräfte gibt, die den 8. Mai als Tag der Trauer und nicht der Befreiung empfinden, möchte ich hier daran erinnern dass wir heute den 69. Jahrestag des Kriegsendes und damit der Befreiung vom "1000 jährigen Naziherrschaft" begehen.

bearbeitet von Der Geist
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Ich kann mich an diese Zeit ja noch erinnern. Allerdings waren die Amerikaner schon etwa vier Wochen vorher in unserem kleinen fränkischen Dorf. Ich weiß noch, dass wir endlich aus den Kellern durften. Andere Dinge, wie dass die Amis die Frau des Försters durch das offene Fenster erschossen hatten, während ihr Mann im Dachgeschoss dabei war, ein Betttuch als "weiße Fahne" herauszuhängen, hat man uns Kindern natürlich verschwiegen. Die Angst meiner Mutter scheint geringer geworden zu sein (weil sie ja nun die Nazis und ihre Nachstellungen nicht mehr fürchten brauchte), meine Großmutter hatte immer noch Angst vor dem, was kommen würde.

 

Ich weiß, dass das keine Antwort auf die Frage ist, die der Thread stellt, es ist nichts "Weltbewegendes", nur die Erinnerung eines damals noch kleinen Mädchens (ich war fünf) an diese Zeit. Es gibt da eine Fülle von Einzelerinnerungen am Rand der Weltgeschichte.

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Womit zumindest wieder offensichtlich ist, daß "Befreiung" relativ ist.

Für mich, zumindest im Zusammenhang mit dem 8. Mai nicht. Ich finde sowohl die Deutschen als auch die Österreicher sind für das was sie angerichtet haben noch recht gut davongekommen.

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Meine - sehr verschwommenen - Erinnerungen sind anderer Art. Wir lebten damals etwas abgelegen, aber in der Nähe eines großen Zwangsarbeiterlagers, dessen befreite Insassen (es ist von ca. 20.000 die Rede) erst im Lauf mehrerer Monate in ihre Heimatländer zurückgeführt wurden, es fehlte u.a. an Transportkapazitäten und ihre Versorgung mit Lebensmitteln - jetzt durch die französische Besatzungsmacht - war zunächst auch noch nicht annähernd gesichert. Die armen Kerle sind nächtens in Gruppen zum Plündern in die Umgebung ausgezogen, es kam dabei auch zu Gewalttaten - und die bruchstückhaften Erinnerungem an solche nächtlichen Plünderungen, auch z.B. eine nächtliche Flucht ins Nachbardorf - das sind die, die sich mir eingeprägt haben.

bearbeitet von Julius
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Meine Urgroßmutter wäre dieser Tage (ich meine sogar heute) 108 geworden. Sie wurde allerdings Anfang April 1945 während ihrer Evakuierungszeit auf einer Landstraße von einem Wehrmachts-LKW erfasst und starb. Das Grab gilt aufgrund der Todesumstände als Kriegsgrab und durfte deshalb nie verlegt werden.

bearbeitet von Flo77
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Ich denke, die Sache hat unterschiedliche Aspekte: einmal die unbestreitbar guten, das Ende des Krieges, auch wenn das nicht unbedingt das Ende des Sterbens bedeutete. Die Bombennächte hörten auf, aber es stand ja auch kaum noch etwas. Die Nazi-Herrschaft war zuende, aber die Nazis waren zu einem guten Teil noch da, oder kamen nach kurzer Zeit wieder. Im Westen begann zaghaft so etwas wie Demokratie, aber unter Kriegsrecht und oft mit den alten Gesichtern, was meinen Vater veranlaßte zu sagen: "Der Druck von oben ist weg, aber der Schwindel ist der gleiche geblieben!".

 

Im Osten tauschte man die eine Diktatur gegen die andere (und das für fast 40 Jahre), wobei es dort zumindest am Anfang die Hoffnung gab, es würde mit dem Nazismus und den Wirtschaftsstrukturen, die sie an die Macht gebracht hatten, etwas gründlicher aufgeräumt als im Westen. Stattdessen wurden dort sogar die KZs weiterbetrieben, oft sogar mit den gleichen Insassen.

 

Man sieht, das Ende des Krieges und des Naziterrors ist sicher etwas, was mit dem 8. Mai verbunden bleibt. Eine Befreiung war es für manche, und für manche nicht. Vor allem aber war es der Beginn des Kalten Krieges, und damit der eigentliche Grund, warum dieses Datum ein so gemischtes Bild abgibt.

bearbeitet von Marcellinus
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Auf dem Campus der Wirtschaftsuniversität Wien wurde gestern zu Jahrestag der Befreiung ein Denkmal für die nach dem Anschluss vertriebenen Universitätsangehörigen enthüllt. Ein Bild und Erläuterungen hier

 

Und hier die Geschichte eines dieser Vertriebenen.

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Eine immer noch treffende Rede:

Wenn das nicht schon wieder so lange her wäre-nächstes Jahr ist schon der 70. Jahrestag.

 

 

Zum 08. Mai fällt mir immer auch ein: Weltrotkreuztag

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Da es zumindest in Österreich (schon wieder) ausreichend Kräfte gibt, die den 8. Mai als Tag der Trauer und nicht der Befreiung empfinden, möchte ich hier daran erinnern dass wir heute den 69. Jahrestag des Kriegsendes und damit der Befreiung vom "1000 jährigen Naziherrschaft" begehen.

 

Trotz aller Freude über die Befreiung sollte auch ein wenig Trauer anlässlich dieses Gedenktages, der mMn. auch in Deutschland als arbeitsfreier Tag begangen werden sollte, angebracht sein. Nämlich Trauer um die vielen Millionen Menschen die durch die Naziherrschaft ihr Leben verloren haben. Wir sollten an diesem Tag besonders der Opfer dieses Krieges gedenken auf das sich so ein Wahnsinn ausgehend von deutschem Boden nicht wiederholt.

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