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Synoptische Harmonie


Evangelist Lukas

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Du weißt schon, dass es professionelle Bibelprogramme gibt, die genau dies schon leisten? Du kannst da einen Text als Haupttext nehmen und Abweichungsanalysen machen usw.....

 

Nein, wusste ich nicht. Das wäre durchaus eine Hilfe. Weisst du einen Link?

http://www.bibleworks.com/

Herzlichen Dank! Werde mich mal damit beschäftigen!
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Freilich braucht es dazu Vorüberlegungen und Entscheidungen, was man in den Echt-Text nimmt und was in Klammern setzt und in welcher Reihenfolge man die Texte nimmt.

Dabei bin ich zum Beispiel drauf gekommen, dass es nicht eindeutig ist, ob Judas das Letzte Abendmahl vor oder nach der Einsetzung verlassen hat.

 

 

Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Es entsteht mit diesem Verfahren eben doch eine Evangelienharmonie, wenn auch eine "transparente". Die einzelnen Evangelien, mit ihren jeweiligen Schwerpunkten, ihrer eigenen Diktion etc. werden im Grunde zerstört. Kann aus den verschiedenen Stimmen ein Choral werden, wenn man sie übereinander- und disharmonische Stellen per Klammersetztung ausblendet, oder sollte man jede Stimme für sich hören? Das Druckbild einer klassischen Synopse ist mir lieber.

 

Die Frage ist, ob durch die Überlagerung von 4 Schichten Chaos oder Buntheit entsteht. Ich sehe die 4 Evangelien als einen Vierfarbendruck, der erst in seiner ganzen Schönheit erstrahlt, wenn man alle 4 Farben gleichzeitig sieht. Und genau daran arbeite ich.

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Ein dicker, pleonasmusreicher, innerlich zerrissener Schinken. Wie ein Wegweiser, der zugleich in vier Richtungen zeigt.

 

Hilfreich ist so was nicht. Aber alle Wege führen bekanntlich nach Rom.

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Zusätzlich zu dem, was andere schon geschrieben haben, sehe ich noch etwas, das den Versuch, aus den vier Evangelien ein einziges zu konstruieren, höchst problematisch macht.

 

Die vier kanonisierten Evangelien vertreten vier Blickrichtungen, aus denen Menschen Dinge betrachten können. (Und auch müssen, wenn das beim Betrachten entstandene Bild der wirklichen Ereignisse einigermaßen vollständig sein soll).

 

Das Markusevangelium erzählt mehr oder weniger "kommentarlos", was ein Augenzeuge sehen konnte, wenn er Jesus beobachtet hat. Zwar hat sich auch Markus bei der Konstruktion und Anordnung der Texte einiges gedacht (Alfons hat dazu geschrieben), aber ansonsten: Markus verzichtet auf Erweiterungen, eigene Interpretationen, Erklärungen. Er erzählt, was was geschehen ist, was gesagt worden ist und was dann gekommen ist. Markus gibt in erster Linie das wieder, was man unmittelbar sinnlich wahrnehmen kann.

 

Das Matthäusevangelium hat eine viel komplexere Perspektive: Es benutzt den rationalen Verstand, das eigene Denken, die Erinnerung, alles Wissen aus der Tradition und ein bestimmtes (jüdisch geprägtes) Weltbild - und beurteilt und interpretiert und färbt das Geschehene auf diesem Denk-Hintergrund. Auch das ist wichtig, wir funktionieren alle so, dass wir neue Erfahrungen auf dem Hintergrund dessen interpretieren, was wir wissen und bereits erfahren haben. Und wir bauen es in das bereits vorhandene ein und machen es so für uns sinn-voll.

 

Das Lukasevangelium spricht aus der mythischen Ebene der traumhaften Erfahrung und der Intuition. Es "schaut" die Bedeutung. Das Wahrnehmungswerkzeug ist das sozusagen die Seele mit ihrer Ahnung von Zukunft.

 

Das Johannesevangelium ist ganz anders: es redet ständig vom Wechsel der Ebenen, vom gleichnishaften Begreifen. In allen Geschichten geht es um das Wirken des Geistes in allen Dingen. Seine Sprache ist sozusagen "reale Symbolsprache", es redet vom "Fleisch gewordenen Wort".

Entwickeln tut sich Verständnis dieser Johannes-Sprache nur, wenn jemand bereit ist, alle anderen drei Blickrichtungen gleichzeitig gültig sein und zusammenklingen zu lassen: "Es gilt: - alles, was ich sehe und höre, so wie es ist, - alles, was ich dazu erinnere, denke, weiß und - alles, was es mir bedeutet, was ich dazu erahne und intuitiv weiß oder „schaue“."

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Immerhin ist mir durch Udalricus' Vorhaben klar geworden, worin das Ziel einer Evangelienharmonie (EH) liegt. Ich stelle mir bei den Vertretern einer EH folgende Sichtweise vor:

 

In Jesus Christus ist die Wahrheit Gottes zu uns gekommen: Eindeutig, klar, einzigartig, göttlich.

Diese einzigartige Klarheit konnte nicht korrekt erfasst werden. Jede Beschreibung dessen, was Jesus tat, erlebte und sagte, ist notwendigerweise eine Verwässerung.

Die Evangelisten konnten Jesus gar nicht erfassen, denn sie waren ja nur Menschen.

Und es kommt den Vertretern der EH nicht darauf an, was Markus, Matthäus, Lukas oder Johannes sagen, sondern sie wollen an den unverwässerten Jesus heran kommen.

Denn hier, bei Jesus, gibt es die reine Wahrheit, Klarheit.

 

Es ist die Suche nach der "ipsissima vox". Denn die Wahrheit ist nicht das, was die Evangelisten sagen, sondern die Wahrheit ist das, was Jesus gesagt hat.

Hätte man original Jesusworte, hätte man die pure, göttliche Wahrheit vor Augen.

Allerdings betrifft dieses Begehren nicht nur die Logien Jesu, sondern auch seine Erlebnisse und seine Handlungen. Die ipsissima opera sozusagen.

 

Es ist für die Vertreter der EH sozusagen ein schmerzliches Leiden, dass Jesus selbst nicht geschrieben hat. Das ist ein fataler Bug in der Heilsgeschichte. Oder (wahlweise) auch ein Auftrag Gottes, dieses Manko wieder gut zu machen. Wie macht man das wieder gut?

 

Sie verstehen die einzelnen Aussagen der Evangelien als Puzzleteile. Das ist, wie wenn ein Archäologe Tonscherben findet und sie dann zusammensetzen will. Jedes Puzzleteil muss sorgfältig darauf abgeklopft werden, ob es wirklich Puzzleteil des diamantklar strahlenden Originals ist, oder ob es zur Dreckschicht gehört, die sich um das originale Kunstwerk gebildet habe. Und dann muss man die gereinigten Teile nur noch zusammensetzen - und erhält wieder das Original. Das eine, wahre, echte, göttliche Original.

 

Und dieses Original wäre unheimlich wertvoll - viel wertvoller, als die Puzzleteile. Wenn im Original steht: Jesus (also nicht Matthäus) hat klipp und klar gesagt "Keine Frauen in den Abendmahlssaal!", dann wäre dies keine diskutierbare Aussage mehr, sondern kristallklare, unhintergehbare, göttliche Wahrheit. Es wäre aus der menschlichen Diskussion herausgelöst, unhinterfragbar, ewige, göttliche Wahrheit. Keine blöde Diskussion mehr um verschiedene Ansichten: Die Ansichten von Markus, Matthäus, Lukas und Johannes sind sowieso nur menschliche Ansichten. Sie müssen zurücktreten vor der diamantklaren Aussage Jesu.

 

Ein Ausbrechen aus der ewigen Rätselei. Endlich ein festes Fundament.

 

Ach ja: Und eine völlige Entwertung der Evangelisten und deren Theologien. Die Evangelien in sich brauchen keine eigene Theologie. Sollte ein Evangelist Originalworte Jesu widergegeben haben, spielt die Evangelistentheologie nur die Rolle eines Wasserträgers. Sollte der Evangelist abgewichen sein, ist seine Theologie sogar falsch und schädlich. Da hält man sich doch lieber gleich an das, was Jesus gesagt, getan oder erlebt hat.

 

Durch diese Rekombination dessen, was damals "wirklich" bei Jesus war, hätte man etwas Unhintergehbares. Und dies scheint mir das eigentliche Anliegen zu sein.

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Dennoch: Viel Erfolg! Möge es gelingen.

Ist das so ein Stück bitterer Alfons-Humor?

 

Aber mir geht es nicht anders. Die Evangelienharmoniseure sehen von weit einen Kirchturm. Um ihn besser sehen zu können, stellen sie sich auf ein Blatt Papier. Weil das nicht viel hilft, türmen sie Blatt auf Blatt. Bis sie endlich eine Art Turm zu Babel errichtet haben. Kurz bevor sie dann doch ein wenig besser sehen, geraten sie in die Wolken des Himmels und sehen nur noch Nebel.

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Evangelist Lukas

Irenäus von Lyon seine Auffassung über die Anordnung und Anzahl der Evangelien begründet auch nicht nach Tatsachen, sonder nach einer seltsamen Art. Die Tatsachen und die Wahrheit, wie die Evangelien wirklich entstanden sind, spielen für Irenäus auch keine Rolle. Obwohl er stets eigenen Streben, die Wahrheit zu vertreten, andeutet. Nach langen märchenhaften Überlegungen, rundet Irenäus sogar ab: "Viergestaltig die Tiere, viergestaltig das Evangelium, viergestaltig die Heilsordnung des Herrn." Und so nach Irenäus, gibt es vier Evangelien etwa nur, weil "ein Hund vier Beine hat", denn Irenäus, eindeutigen Bezug auf Tiere nimmt!

 

Die Berichte des Irenäus über Anzahl und Anordnung der Evangelien, als glaubwürdig anzunehmen, ist nicht anderes, als märchenhafte Windrichtungen aufzuzählen: "Denn es versteht sich, dass es weder mehr noch weniger als diese Evangelien geben kann. Da es nämlich in der Welt, in der wir uns befinden, vier Gegenden und vier Hauptwindrichtungen gibt und die Kirche über die ganze Erde ausgesät ist, das Evangelium aber die Säule und Grundfeste der Kirche und ihr Lebenshauch ist, so muss sie naturgemäß auch vier Säulen haben." Wie gesagt, etwa so als ob, wenn ein Hund vier Beine hat, muss es auch vier Evangelien geben! Ein Mensch aber hat nur zwei Beine – was nun? Vielleicht "die Heilsordnung des Herrn" gilt doch für Menschen, nicht für Hunde? Eigentlich es ist doch die höchste Zeit zur Vernunft zu kommen und solche märchenhafte "Theologien" über die Hundebeine oder auch Windrichtungen neu zu betrachten.

 

Wollt auch Ihr so handeln, indem nur nach Zuordnung eigenen Erwartungen den Inhalt der Synoptischen Evangelien anpassen wollt?

 

Die bekannteste Evangelienharmonie der Antike, Tatians Diatessaron (ca. 170 nach Jesus, griechisch etwa: "aus vier"), aus vier Evangelien den Inhalt zusammenführt. Haupt Fehler alle Aufsätze, die Evangelien harmonisieren wünschten, war und bleibt das Streben, alle vier kanonischen Evangelien zusammen zu führen. Indem nur die drei Synoptischen Evangelien fassbaren Grund dafür wirklich bieten. Das Evangelium nach Johannes ist ziemlich vollständiger Werk.

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Ich habe den Verdacht, dass Evangelienharmonien letztlich den Versuch unternehmen, aus Glaubenszeugnissen mit historischem Hintergrund einen historischen Bericht anfertigen zu wollen, der dann (wen?? zum Glauben führen soll.

 

Dabei sehe ich jedoch vielfältige Hürden:

  1. Zum einen die Selbstbeschränkung auf die vier kanonischen Evangelien. Diese sind (so meine Überzeugung) aus theologischen, nicht aus historiographischen Gründen ausgewählt worden. Wenn man nun ein "Leben Jesu" schreiben will, warum dann die Beschränkung auf diese vier?
  2. Im neuen Testament finden sich auch außerhalb der Evangelien Hinweise auf das Leben Jesu (zB der älteste Abendmahlsbericht bei Paulus) - warum werden diese nicht aufgenommen?
  3. Der Versuch einer Harmonie neigt immer dazu, historisches und theologisches zu einem rein historisch erscheinenden Bericht zusammenfügen zu wollen. Die Chronologie der Karwoche macht die Hürden mehr als deutlich. Ich möchte jedoch noch enger auf das Abendmahl hinweisen: Es taucht bei Johannes gar nicht auf, an seiner Stelle steht die Fußwaschung. Theologisch eine tolle Deutung, aber diese geht vollkommen verloren, wenn man nun versucht, Fußwaschung und Brotbrechung in eine Geschichte bringen zu wollen.
    Man macht dann aus der theologischen Deutung eine historische Begebenheit - und nimmt ihr damit die theologische Sinnspitze. Es ist nämlich nicht gleichgültig, ob eine Geschichte als Gleichnis erzählt wird (und damit notwendig ein Sinn zu unterstellen ist) oder als historische Begebenheit (die sinnfrei sein kann.
    Ich möchte ein Beispiel versuchen: Wenn ich berichte, dass Menschen an der Bushaltestelle stehen, und der vorbeikommende Buus einige mitnimmt und andere zurück läßt, dann ist das ein alltägliche Begebenheit. Der Betrachter/Hörer wird vermuten, dass die Zurückgebliebenen wohl auf eine andere Linie warten. Wenn ich dieselbe Begebenheit aber einleite mit den Worten: "Mit dem Himmelreich ist es wie....", dann erst wird ein Deutehorizont begründet, die Frage nach dem geographischen Ort der Haltestelle aber wird so unsinnig wie die Frage, ob denn der Verletzte des Samariters nun Hieb- oder Stichwunden hatte.

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Irenäus von Lyon seine Auffassung über die Anordnung und Anzahl der Evangelien begründet auch nicht nach Tatsachen, sonder nach einer seltsamen Art. Die Tatsachen und die Wahrheit, wie die Evangelien wirklich entstanden sind, spielen für Irenäus auch keine Rolle. Obwohl er stets eigenen Streben, die Wahrheit zu vertreten, andeutet. Nach langen märchenhaften Überlegungen, rundet Irenäus sogar ab: "Viergestaltig die Tiere, viergestaltig das Evangelium, viergestaltig die Heilsordnung des Herrn." Und so nach Irenäus, gibt es vier Evangelien etwa nur, weil "ein Hund vier Beine hat", denn Irenäus, eindeutigen Bezug auf Tiere nimmt!

 

Die Berichte des Irenäus über Anzahl und Anordnung der Evangelien, als glaubwürdig anzunehmen, ist nicht anderes, als märchenhafte Windrichtungen aufzuzählen: "Denn es versteht sich, dass es weder mehr noch weniger als diese Evangelien geben kann. Da es nämlich in der Welt, in der wir uns befinden, vier Gegenden und vier Hauptwindrichtungen gibt und die Kirche über die ganze Erde ausgesät ist, das Evangelium aber die Säule und Grundfeste der Kirche und ihr Lebenshauch ist, so muss sie naturgemäß auch vier Säulen haben."

 

:)

 

Das ist ein schönes Beispiel für das symbolische Denken der damaligen Zeit.

Vier ist die Zahl der Erde, der Menschen, begründet u.a. so wie es Irenäus da tut - aber im Judentum auch noch viel umfassender (Weinreb schreibt da sehr viel dazu), so dass es klar wird, dass mit Hilfe äußerer Wirklichkeiten innere Prozesse ausgesagt werden. Das fängt schon mit den vier Flüssen an, die den Garten Eden bewässern.

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Dennoch: Viel Erfolg! Möge es gelingen.

Ist das so ein Stück bitterer Alfons-Humor?

(...)

 

Oh nein, das meint der Alfons völlig ernst. Und warum auch nicht? Wer sich wie Udalricus selber einer schweren Aufgabe stellt, die er für sinnvoll hält und die anderen nicht weh tut, dem sollte man auch Erfolg und gutes Gelingen und Spaß an der Arbeit wünschen. Ganz unabhängig davon, was man persönlich von dem Vorhaben hält.

 

Überhaupt versucht der Alfons, sich in diesem Forum, und besonders im katholischen Bereich, bitteren Humors, Ironie, Satire, Spott, Persiflage und Häme - alles Fächer, in denen er früher brilliert hat - zu enthalten. Es gelingt wohl nicht immer.

bearbeitet von Alfons
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Überhaupt versucht der Alfons, sich in diesem Forum, und besonders im katholischen Bereich, bitteren Humors, Ironie, Satire, Spott, Persiflage und Häme - alles Fächer, in denen er früher brilliert hat - zu enthalten.

...

 

Eine sehr bedauerliche Entwicklung. :(

 

DonGato.

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Überhaupt versucht der Alfons, sich in diesem Forum, und besonders im katholischen Bereich, bitteren Humors, Ironie, Satire, Spott, Persiflage und Häme - alles Fächer, in denen er früher brilliert hat - zu enthalten.

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Eine sehr bedauerliche Entwicklung. :(

 

DonGato.

Für den "katholischen Bereich" halte ich es für eine wegweisende Einstellung.

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@Thema:

Ich vermag noch nicht nachzuvollziehen, was der Sinn der udalricus'schen Evangelienharmonie sein soll.

ad 1) eine Evangelienharmonie wird den Verfassern der Einzelschriften nicht gerecht und verdunkelt das je spezifische Anliegen der biblischen Bücher im Zweifel bis zu Unkenntlichkeit.

ad 2) es gibt wunderbare "Leben Jesu"- Romane, die durchaus anregend sein können. Sie verraten nur mehr über den Schreiber, als über die Person Jesu.

 

Was also sollte eine handgestrickte Evangelienharmonie leisten (außer - ich bin hier zugegebenemaßen leicht bissig - daß der Verfasser nochmal selbst die Probleme entdeckt, die eigentlich in 4 Semestern Einleitungswissenschaft behandelt worden sein sollten, bevor es an die Exegese geht)?

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Überhaupt versucht der Alfons, sich in diesem Forum, und besonders im katholischen Bereich, bitteren Humors, Ironie, Satire, Spott, Persiflage und Häme - alles Fächer, in denen er früher brilliert hat - zu enthalten.

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Eine sehr bedauerliche Entwicklung. :(

 

DonGato.

Für den "katholischen Bereich" halte ich es für eine wegweisende Einstellung.

Weswegen der Alfons hiermit dringend gebeten wird, sein Enthaltsamkeitsprogramm wenigstens für die Arena zu überdenken.

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Überhaupt versucht der Alfons, sich in diesem Forum, und besonders im katholischen Bereich, bitteren Humors, Ironie, Satire, Spott, Persiflage und Häme - alles Fächer, in denen er früher brilliert hat - zu enthalten.

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Eine sehr bedauerliche Entwicklung. :(

 

DonGato.

Für den "katholischen Bereich" halte ich es für eine wegweisende Einstellung.

Weswegen der Alfons hiermit dringend gebeten wird, sein Enthaltsamkeitsprogramm wenigstens für die Arena zu überdenken.

 

Ich denke mal drüber nach.

 

Wo Du gerade sagst: Denken. Das ist ja eine Fähigkeit, die jeder zu haben meint. Nur manche lassen sie sich nicht anmerken.

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Überhaupt versucht der Alfons, sich in diesem Forum, und besonders im katholischen Bereich, bitteren Humors, Ironie, Satire, Spott, Persiflage und Häme - alles Fächer, in denen er früher brilliert hat - zu enthalten.

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Eine sehr bedauerliche Entwicklung. :(

 

DonGato.

Für den "katholischen Bereich" halte ich es für eine wegweisende Einstellung.

 

Ich weiss nicht, ich weiss nicht. Ein ironischer Alfons im katholischen Bereich stellt eine grössere Bereicherung dar als ... kein Alfons im katholischen Bereich.

 

DonGato.

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Evangelienharmonie verwischt zwangsweise die Aussage der Evangelien.

 

Beispiel anhand der Markus-Dynamik:

Markus stellt Jesus als den großen Helden dar, der im Vertrauen auf seinen Vater auf den Heldentod am Kreuz zugeht. Er wird von seinen Jüngern logischerweise missverstanden, denn sie können nicht im Vorhinein sehen, worauf dies alles hinauslaufen soll. Deswegen verbietet Jesus auch den Jüngern im Markusevangelium immer wieder den Mund. Sie sollen nicht weitererzählen, was sie sowieso noch nicht verstehen, ja, gar nicht verstehen können. Die Jünger dagegen verstehen nicht und quatschen trotzdem alles aus. Das Ergebnis: Noch mehr Menschen laufen Jesus hinterher - in der Meinung einen selfmade-Messias vor sich zu haben. Genau das Gegenteil ist aber der Fall: Die wesentlichen Schritte auf das Kreuz zu kann Jesus nur im Vertrauen darauf tun, dass ihn sein himmlischer Vater errettet.

 

Die Situation eskaliert dann im Garten Getsemani. Da "ergriff ihn Furcht und Angst". Schluss mit lustig. Schluss mit dem Selfmade. Die Getsemani-Szene kommt bei Markus (dem kürzesten Evangelium) am Ausführlichsten. Hier liegt ein starker Akzent. Gleich drei Anläufe im Gebet braucht Jesus.

Bei Lukas nur einen.

Bei Lukas nur einen - dann kommt ein Engel zum Trösten.

Johannes hält diese Szene nicht für erwähnenswert. Johannes erzählt lieber von der Erhabenheit Jesu, der seinen Häschern jüngerschützend und außerordentlich beeindruckend-hoheitlich entgegentritt.

 

Bei Markus bekommen dann die Jünger so einen gewaltigen Schrecken, als Jesus gefangen genommen wird, dass sie den großen Verschwindibus machen. Die Angst, die es auszustehen gilt, kann nur ein wahrer Held überhaupt ertragen. Oder - wie es aus dem Rückblick erscheint: Nur jemand, der absolutes Vertrauen in den Willen des Vaters hat. Jemand der mit der Hilfe des Vater unbedingt rechnet. Mit einer Hilfe, mit der nach menschlichen Maßstäben nicht mehr zu rechnen ist.

 

Die Dramatik steigert sich bis zum Höhepunkt. Am Kreuz spricht Jesus: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!". Man kann darauf hinweisen, dass dies noch mal ein Gebet ist. Man kann rumspekulieren, ob er nicht den ganzen Psalm gebetet habe. Sollte er den ganzen Psalm gebetet haben, hat ihn Markus aber extra weggelassen. Dreh- und Angelpunkt ist das furchtbare und (irdisch) endgültige Scheitern. Die Jünger haben ihn verlassen. Die Hohenpriester sind ihm totfeind und laufen hämisch spottend vor dem Kreuz herum. Von allen nicht verstanden. Und dann dieses Zitat der Gottverlassenheit in diese ganze Katastrophe hinein.

Markus spielt mit dieser Dramatik. Ausgerechnet in dem Moment, als alles zu spät ist, als keine Hilfe Gottes mehr Jesus vom Tod erretten kann, weil er schreiend schon gestorben ist (was für ein Schrei! Die letzte Wortlosigkeit ist, finde ich, noch schlimmer, als das Zitat der Gottverlassenheit.) ... ausgerechnet in diesem Moment prescht der Hauptmann vor und liefert das erste authentische christologische Zeugnis:

39 Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.

 

Dieser massakrierte, im Stich gelassene Held, dieser von allen guten Geistern, seinen Jüngern und dem ganzen Volk Verlassene, dieser Typ, der mit seiner Botschaft auf ganzer Linie niemanden wirklich überzeugen konnte, dieses Zerrbild eines Helden ... sei der Sohn Gottes.

 

Genial gemacht, lieber Evangelist Markus. Und man kann sich so herrlich damit identifizieren. Wenn einem Sachen auf Erden unwiderruflich scheitern, wo man sich erst noch in der Illusion sicher wähnte: "Das wird Gott nicht zulassen!". Dann kann man sich an die Markuspassion erinnern.

Ja: Gescheitert vor den Augen der Welt. Völlig.

Nein: Genau dieser Gekreuzigte ... ist der Sohn des lebendigen Gottes. Ist auferweckt. Ist auferstanden.

Kein Wunder, dass die Frauen bei dem Verkündigen dieser Botschaft so reagieren:

8 Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich.

 

Wenn man diese Szene mit Lukaszitaten oder gar Johanneszitaten in einen Topf wirft und durch den großen Mixer dreht, ergibt sich völliger Unfug.

 

Dann ist Jesus nicht wirklich verlassen und gescheitert. Maria und Johannes stehen an seinem Kreuz. (Johannes) Er gewinnt sogar noch einen neuen Gläubigen - den lukanischen Schächer, der ihm vertraut, der sich von ihm das Heil des Paradieses erhofft. Und dann fügt Jesus noch dem verzweifelten Schrei "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen" noch ein frommes "In deine Hände empfehle ich meinen Geist" (Lukas) hinzu und ein pflichtgetreues "Es ist vollbracht" (Johannes). Diese Sätze sind ebenso geniale Kulminationspunkte der Lukanischen bzw. Johanneischen Theologie.

 

Aber diese haben in der verzweifelten Dramatik des Markusevangeliums schlichtweg nichts zu suchen. Sie wischen die Dramatik, auf die Markus abzielt, hinweg. War doch gar nicht so schlimm. Da haben ja noch Leute zu ihm gehalten, haben ihn als Retter angefleht. Und der Schrei weicht dem gottergebenen "In deine Hände...". So, als ob es sich Jesus im letzten Moment noch anders überlegt hätte mit seiner Verzweiflung.

 

Genau so eine Evangelienharmonie bringt ja auch Mel Gibson in seiner "The Passion". Wie beliebig ein solcher Mix ist, zeigt sich in der gewählten Reihenfolge.

Erst kommt "Mein Gott, mein Gott..."

Dann (schon etwas gottergebener) "In deine Hände"

Und zum krönenden Abschluss, als wirklich letztes Wort "Es ist vollbracht". Ist ja alles prima in Ordnung. Job well done. Markus schreit gequält auf. Das hat er nun wirklich nicht insinuiert.

 

Wie wäre es mit einer anderen Reihenfolge? Mel Gibson legt diese Reihenfolge doch völlig willkürlich fest.

Zuerst "Es ist vollbracht". Denn Jesus hat alles, was er tun konnte, getan. Jetzt wird nur noch gelitten und gestorben. Der aktive Teil des Lebens ist unwiederbringlich vorüber.

Dann "In deine Hände empfehle ich meinen Geist". Der Versuch, den letzten Schrecken noch spirituell abzufedern.

Und als dies nicht mehr geht, als sich die Todespanik breit macht: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!"

 

Solche Mixereien zerstören das komplette Werk der Evangelisten. Sie sind (wie man an der beliebigen Reihenfolge-Wahl erkennen kann) ein beliebiges Produkt, das sich nicht auf biblische Angaben stützen kann (Es gibt keine biblische Anweisung bezüglich der Reihenfolge!), sondern der Ansicht, dem Geschmack und der Theologie des Mixers folgt. Es entsteht ein neues Evangelium. "Aus dem heiligen Evangelium des Mixers!"

 

Und deswegen halte ich diese ganze Harmonisiererei für Unfug, ja sogar für einen Affront gegenüber der Würde der Evangelisten. Man zerstört ihr Lebenswerk. Man zerstört die ihnen eigene Aussage über Jesus. Sie werden zu Steinlieferanten eines Mosaik-Steinbergwerks degradiert, indem man ihr Mosaik in seine Bestandteile zerlegt, die Mosaiksteinchen mit den Steinen aus anderen Bildern mixt (die man ebenso zerstört hat) und daraus ein Bild formt, das sie in dieser neuen Weise niemals wollten.

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ich habe da eine riesengroße Skepsis. Wenn man alle Farben mischt, dann wird daraus Grau. Dann strahlt da nichts. Ich erzähle mal zwei, drei Sachen, die mir durch den Kopf gehen. Zum Beispiel: Was machst Du mit der Tempelreinigung? Die findet bei den drei Synoptikern kurz vor Jesu Tod statt und ist quasi Auslöser für seine Verhaftung. Der Autor des Johannes-Evangeliums berichtet diesen Vorfall ganz am Anfang von Jesu Wirken, natürlich nicht ohne Grund. Er stellt damit sozusagen das Programm von Jesus vor. Erzählst Du in deiner Synopse die Tempelreinigung zweimal oder lässt Du die erste weg?

Gute Frage!

 

Da ich sie eher als Mitgrund für seine Verhaftung sehe, stelle ich sie wohl ans Ende und Folge den Synoptikern. Möglicherweise aber mache ich am Anfang eine Fußnote, dass an dieser Stelle Johannes die Tempelreinigung bringt.

 

Mit der frühen Tempelreinigung im Johannes-Evangelium verbunden ist auch die Frage, wie oft Jesus in Jerusalem war. Für Markus (und damit auch für Matthäus und Lukas) ist ja ganz wichtig der räumliche Gegensatz von Galiläa und Jerusalem. Jesus wirkt in Galiläa und kommt nur am Ende nach Jerusalem, um dort zu siegen oder - er ahnt es - zu sterben. Leben: Galiläa. Tod: Jerusalem. Johannes hat seine Geschichte ganz anders aufgebaut. Nach ihm war Jesus mehrmals in Jerusalem. Wenn du diese beiden Sichtweisen ineinander schachtelst, wird, so befürchte ich, das verloren gehen, was Markus zeigen wollte.

 

Da bin ich noch am Grübeln. Ich weiß es noch nicht.

 

Ein anderes Problem: die Wunder. Bei Markus (und somit dann auch bei den anderen beiden Synoptikern) haben die Wunder zentrale Bedeutung: Jesu Auftreten ist ein andauerndes Wunderwirken; Markus bietet sozusagen eine therapeutische Christologie. Und eine große Menge von Wundern. Im Johannes-Evangelium haben die Wunder eine andere Funktion: sie symbolisieren die Nähe des Göttlichen. In Jesus und durch Jesus redet und wirkt Gott selber - das ist der Kern der johanneischen Christologie. Deshalb berichtet Johannes genau sieben Wunder, weil 7 die Zahl der Fülle und Vollendung ist (in sieben Tagen schuf Gott Himmel und Erde). Von jeder "Sorte" Wunder berichtet Johannes genau eines. Planmäßig verteilt er diese sieben ganz besonders eindrucksvollen, geradezu übersteigerten Wunder auf die Zeit des Wirkens. Meine Befürchtung: In einer Synopse in der Art, wie du sie schreibst, wird die theologische Bedeutung der Wunder bei Johannes und deren exakte Konstruktion nicht mehr sichtbar.

 

Das mag sein. Wenn man das nicht weiß, wird es aber wohl auch beim Lesen des Johannes-Evangeliums nicht deutlich.

 

Noch ein Problem: Der literarische Aufbau des Markus-Evangeliums. .... Diese eindrucksvolle literarische Form ist nur erfahrbar, wenn man das Markus-Evangelium für sich liest, als Gesamtwerk, nicht als eine Sammlung von Anekdoten.
Ich denke, da gilt das selbe wie beim Wunder-Spannungsbogen von Johannes. Er fällt erst bei näherer Beschäftigung auf. Ich werde daher darauf verzichten müssen und können

 

Kann deine besondere Art von Synopse solche Eigenheiten der Evangelien erhalten?
Alle wohl nicht. Dafür wird manches in der Gesamtsicht deutlicher. Zum Beispiel, wem Jesus am Kreuzweg alles begegnet ist oder seine 7 Worte am Kreuz.

 

Dennoch: Viel Erfolg! Möge es gelingen.

 

Herzlichen Dank!

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Alle wohl nicht. Dafür wird manches in der Gesamtsicht deutlicher. Zum Beispiel, wem Jesus am Kreuzweg alles begegnet ist oder seine 7 Worte am Kreuz.

Heißt das, daß Du diese Synopse bauen willst, um weit später entstandene Andachtsformen zu rechtfertigen?

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Alle wohl nicht. Dafür wird manches in der Gesamtsicht deutlicher. Zum Beispiel, wem Jesus am Kreuzweg alles begegnet ist oder seine 7 Worte am Kreuz.

Heißt das, daß Du diese Synopse bauen willst, um weit später entstandene Andachtsformen zu rechtfertigen?

Nein. Ich will einen Überblick verschaffen.

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Nein. Ich will einen Überblick verschaffen.

Wem?

dem geneigten Leser - und natürlich auch mir selbst.
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