Chrysologus Geschrieben 15. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 15. Juli 2014 Die entscheidende Linie ist die Ausgrenzung des Fremden, nicht die Ablehnung der Juden. Bist Du da sicher? Was war an zum Christentum konvertierten, getauften Juden noch fremd, dass man ihnen teils noch Generationen später misstraute (Marranen)? Gewiss: auch Morisken wurden von der spanischen Inquisition ausgespäht, ob sie evtl. ihre maurischen Bräuche weiterpflegten, aber Morisken wurden vertrieben und, mindestens soweit ich weiss, nicht oder nicht in dem Maße auf dem Scheiterhaufen verbrannt, wie man das mit Marranen machte. "Ausgrenzung des Fremden" scheint mir die Behandlung der Marranen nicht zu erklären. Spielt da nicht doch die Vorstellung mit, dass eben die Juden bzw. ihre Vorfahren diejenigen gewesen seien, die Jesus ermordet hätten?Steckt nicht doch "Ablehnung der Juden" dahinter, nachdem Christen sich aus dem Judentum angeeignet hatten, was ihnen passte und die Juden zu "Enterbten" erklärten? Das ist in der Tat eine andere Linie, die ich bislang nicht gesehen habe. Stand auch im Eingangsposting . Aber im Eifer Dich ausschließlich selbst zu bestätigen und zu profilieren liest Du offenbar nur, was Dir in den Kram passt. Im Eingangsposting stand nichts von einer unterschiedlichen Behandlung von ehemaligen Juden und Muslimen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 15. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 15. Juli 2014 (bearbeitet) [...] 3. Rassistische Ideen kamen erst auf, als das Christentum schon lange in Macht und Adel war. Und auch wenn das nicht jedem paßt - aus welchen Gründen auch immer -, man unterscheidet gemeinhin Antisemitismus und Antijudaismus anhand der rassistischen Komponente. Diese definitorische Unterscheidung ist durchaus sinnvoll, denn die Gedankengänge derer, die das eine oder das andere (inklusives oder) umtreibt, unterscheiden sich in ihren Abläufen. Will man diese Gedankengänge beeinflußen bzw. verändern, sollte man die Unterschiede schon kennen. Und um etwas zu kennen, muß man es i.d.R. auch benennen können. Es ist wichtig, wie diese Leute die angebliche Minderwertigkeit der gerne diskriminierten Gruppe herleiten. Wir haben hier nämlich Umstände, die der Betreffende einmal ändern könnte, und zum anderen eben nicht, weil es unmöglich ist. Seine Religion, seine Kultur, seine Sprache kann man anpassen, ändern, umlernen, "umkehren", seine Abstammung nicht. Aus der rassistischen Nummer kommt man nicht raus, egal wie angepaßt man sich gibt. Und das hat Einfluß auf die Art der Maßnahmen, die die Bekloppten gegen einen unternehmen. Eigentlich will ich auch hier gar nicht groß widersprechen, aber kann es nicht sein, dass der moderne Antisemitismus dererlei "intellektuelle" Herleitungen gar nicht mehr benötigt? Wenn ich an die heutzutage bedrohlichen antisemitischen Szenarien denke, dann kam mit "verderblichen Genen" eigentlich höchstens Herr Sarrazin, und selbst der hat dann wohl auch schnell eingestanden, dass solche kruden Theorien Unfug sind. Ich glaube, der schlechte "weltgeschichtliche Witz" des heutigen Antisemitismus besteht inzwischen einfach in bloßer Abneigung um ihrer selbst Willen: Juden nerven. Und weil sie nerven, haben sie eigentlich immer schon genervt, also muss da ja irgendetwas dran sein. Diese quasi "vorintellektuelle" Abneigung verbindet sich dann mit irgendwelchen "guten" Gründen; sei es der Nahostkonflikt, die Palästinenser, die Weltfinanzkrise, 9/11, die blöden ständigen Mahnungen an die Deutschen etc. Irgendwie hat die europäische und arabische Menschheit sich sich über tausend Jahren so sehr daran gewöhnt, keine Juden zu mögen, dass eben auch die abenteuerlichsten Theorien gut genug sind, den eigenen Vorurteilen treu zu bleiben. bearbeitet 15. Juli 2014 von Shubashi 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GermanHeretic Geschrieben 15. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 15. Juli 2014 Eigentlich will ich auch hier gar nicht groß widersprechen, aber kann es nicht sein, dass der moderne Antisemitismus dererlei "intellektuelle" Herleitungen gar nicht mehr benötigt? Das kommt darauf an, ob und was man mit dem Antisemitismus bezwecken will. Daß irgendwer irgendwen anders nicht leiden kann, und sich ein paar dann gegenseitig aufs Maul hauen, benötigt nichts außer ungesundem Menschenverstand. Aber wenn man im großen Stile etwas gegen die Verhaßten erreichen will, dann muß man das an die große Glocke hängen und möglichst viele Leute hinter sich bringen. Und dafür braucht es ein intellektuelles Blabla und eine Umverteilung des Vermögens, um seine Agenda auch dem Rest schmackhaft zu machen. Das ging mit Gottesmörder-Blabla, weil alle meinten, dem einzig tollen Glauben anzugehören. Das ging mit dem Volksfeind-Blabla, weil alle meinten, der einzig tollen Rasse anzugehören. Das geht auch mit dem Zionistenkapitalherrschafts-Blabla, weil alle meinen, der einzig tollen Klasse anzugehören. Mal sehen, wann der erste auf die Idee kommt, irgendeiner abgrenzbaren Gruppe, gerne ethnisch abgegrenzt, gerne auch gleich den Juden zu unterstellen, in purer böser Absicht die Umwelt zu zerstören und das Klima anzuheizen. Das zieht z.Z. bestimmt ganz besonders gut. Wenn man den nächsten Völkermord verhindern will, dann MUSS man gefälligst auch auf solches Blabla vorbereitet sein und dem etwas anderes entgegensetzen können. Wegzuhören, weil es Blabla ist und man nicht sowas denken will, hilft nicht. Es ignorieren und allen nur vorzubeten, das sei Blabla, weil böse, ohne es analysiert zu haben und argumentativ oder mit Fakten widerlegen zu können, hilft nicht. Daher ist ist die thematische Beschäftigung, die Der Geist hier angestoßen hat, gar nicht so verkehrt. Zu wissen, wie und warum der Antisemitismus entstanden ist und wie er sich entwickelt hat, lehrt einen das Prinzip, wie so etwas funktioniert, und vielleicht (nur vielleicht), es in Zukunft besser zu machen. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 15. Juli 2014 Autor Melden Share Geschrieben 15. Juli 2014 (bearbeitet) Die Damaskusaffäre Ich springe jetzt um einige Jahrhunderte in das Jahr 1840 in welchem die Damaskusaffäre in Europa große Aufmerksamkeit erregte. In ihr verbanden sich bereits übelste antijüdische Resentiments mit (welt)politischen Intrigen Die jüdische Gemeinde in Damskus umfasste damals ca. 20 000 Personen. Am 5. Februar verschwanden der aus Sardinien stammende Abt eines Franziskanerklosters in Damaskus, Pater Tomaso und sein Diener Ibrahim spurlos. Zuvor hatte er einen Streit mit einem muslimischen Maultiertreiber. Auf Druck der Mönche, besonders des antisemitischen Paters Tlusti leitete der franz. Botschafter Ratti-Menton der damals eine Art Schutzfunktion für die Christen ausübte eine Untersuchung ein.. Der Gouverneur von Damaskus Sherif Pasha, Botschafter Ratti-Menton und die Mönche einigen sich auf „Ritualmord“. Politische Anmerkung: Der Vizekönig Ägyptens Muhammed Ali Pascha besetzte 1831 Palästina und Syrien. Erst durch die Intervention Großbritanniens, Russlands, Preußens und Österreichs (1840) wurde Muhammed Ali Pascha 1841 gezwungen, Syrien und Palästina wieder zu räumen. Frankreich unterstützte Ägypten. Der französische Botschafter übergab die Untersuchung dem örtlichen Gouverneur Sherif Pascha, obwohl er genau wusste, dass er damit die Beschuldigten der in Europa längst untersagten Folter auslieferte. Ein jüdischer Barbier wurde tatsächlich gefoltert und nannte sieben Namen, darunter David Arari, dessen Sohn und Brüder. Die Menschen werden weiter gefoltert Die Foltermethoden: z.B. 500 Stockschläge, 36 Stunden Appellstehen, Rutenschläge usw. Weiters wurden ca. 60 Kinder zwischen 3 und 10 eingesperrt und ausgehungert, damit die Eltern, die ihre Schreie hören, gestehen sollen. Das Haus von David Arari wird zerstört. Als ein Jude behauptet, er habe den Pater Tomaso kurz vor seinem Verschwinden in den Kaufladen eines Türken eintreten sehen, wird er zu Tode gefoltert. David Araris türkischer Diener Murad el Fallat klagte sich selbst an, er habe Tomaso getötet. Ratti-Menton fand ein Stück Knochen und einen Lappen im Judenviertel; christliche Ärzte erklärten diesen Knochen für einen Teil des Menschen, der Lappen galt als Barett des Paters. Die Angeklagten wurden darauf von neuem verhört und grausamen Folterqualen unterworfen. Sie sollten die Flasche mit dem Blut herbeischaffen, das sie dem Pater abgezapft hätten.…Joseph Laniado starb unter der Folter, Mose Abulasia konvertierte zum Islam. Die übrigen gestanden. Weitere Juden wurden angeklagt, neue Knochen wurden gefunden, und, obwohl Ärzte aussagten, es seien Schafsknochen, so gab sie doch Ratti-Menton als Beweisstück aus, die Mönche lasen eine Messe für sie… Ratti-Menton ließ Auszüge aus der Pompta Bibliotheca Canonica, Juridica etc. von Lucius Ferraris (18. Jh.) ins Arabische übersetzen, worin aus dem Talmud „bewiesen“ wurde, dass die Juden Blut brauchten, dass sie Christenkinder schlachteten und Hostien schändeten, die dann Wunder getan hätten und ließ sie verbreiten. Ratti-Menton schloss die Akten und fällte ein Urteil, dass die Juden, welche noch am Leben waren, enthauptet werden sollten. Es kam aber auch zu Protesten "Die heutigen Pariser Blätter", schreibt Heinrich Heine am 7. Mai 1840 in der Allgemeinen Zeitung, bringen einen Bericht des k.k. österreichischen Konsuls zu Damaskus an den k.k. österreichischen Generalkonsul in Alexandria, in Bezug der Damaszener Juden, deren Martyrtum an die dunkelsten Zeiten des Mittelalters erinnert. Während wir in Europa die Märchen desselben als poetischen Stoff bearbeiten und uns an jenen schauerlich naiven Sagen ergötzen, womit unsere Vorfahren sich nicht wenig ängstigten; während bei uns nur noch in Gedichten und Romanen von jenen Hexen, Werwölfen und Juden die Rede ist, die zu ihrem Satansdienst das Blut frommer Christenkinder nötig haben; während wir lachen und vergessen, fängt man an im Morgenlande sich sehr betrübsam des alten Aberglaubens zu erinnern und gar ernsthafte Gesichter zu schneiden, Gesichter des düstersten Grimms und der verzweifelnden Todesqual! Unterdessen foltert der Henker, und auf der Marterbank gesteht der Jude, daß er bei dem herannahenden Paschafeste etwas Christenblut brauchte zum Eintunken für seine trocknen Osterbröde, und daß er zu diesem Behufe einen alten Kapuziner abgeschlachtet habe! (Heine, Werke, Band 5, S.267-8) Der österreichische Konsul Caspar Merlato in Damaskus hat die gegen die Juden erhobene Anklage anfangs durchaus geglaubt; die Gründe für seinen plötzlichen Gesinnungswandel sind nicht ganz durchsichtig. Er schrieb einen Bericht an den Generalkonsul Anton Laurin von Ägypten, dieser schickte ihn an Metternich weiter, der ihn veröffentlichen ließ. Da Merlatos ausführliche Darstellung kein gutes Licht auf den französischen Konsul Ratti-Menton wirft, bringen die Pariser Blätter sie nur unvollständig. Am 7. Mai 1840 schrieb Heinrich Heine an Gustav Kolb, den Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung: Liebster Kolb! - Die Geschichte der Juden von Damaskus macht hier den größten Lärm. Ich habe gleich zu Herrn Crémieux geschickt und mir das Original des Berichts des österreichischen Konsuls, das heute in allen Blättern steht, erbeten; Sie erhalten es anbei, und da die Franzosen es nur in verstümmelter Gestalt gegeben, so wäre es nicht übel wenn Sie das Dokument, das bald große Diskussionen erregen mag,[...] abdruckten. (B 6/2, S. 494) Metternich macht Druck auf Ali und dieser wollte keinen Konflikt mit Österreich. Es wird ein Tribunal aus den Konsuln von Österreich, England, Rußland und Preußen einberufen. Sherif Pasha soll die Verfolgung der Juden einzustellen. Die vier als Oberrichter ernannten Konsuln wendeten sich nach Wien und erbaten sich vier Richter. Nach einem Treffen am 3. Juli 1840 mit dem Londoner Bürgermeister wurde Rechtsanwalt, Politiker, Repräsentant des Consistoire central israélite und Journalist Adolphe Cremieux und zwei weitere Vermittler, der Orientalist Solomon Munk aus Frankreich und Sir Moses Montefiore aus England, am 4. August nach Alexandria gesandt, um eine unabhängige Untersuchung des Falls zu erwirken. Nach wochenlangen Gesprächen mit dem ägyptischen Gouverneur erhielten sie am 28. August dessen Zusage, die Gefangenen bedingungslos freizulassen und ihre Unschuld öffentlich anzuerkennen. Danach reisten sie nach Konstantinopel und erhielten auch dort vom Sultan eine offizielle Erklärung, dass die Anklage auf Ritualmord haltlos sei. Vier der nun 13 Hauptangeklagten waren jedoch inzwischen im Gefängnis verstorben. Die Leichen Pater Tomasos und seines Dieners wurden nie gefunden. Fortwirkungen: Alfred Rosenberg der Chefideologe der Nazi schrieb 1923 zu diesem Fall: Großes Aufsehen erregte durch Jahrzehnte hindurch die von Juden begangene Ermordung des Paters Thomas in Damaskus am 5. Februar 1840. Die Mörder wurden ihrer Tat überführt, aber mußten auf den Druck der Londoner und Pariser Börsenjuden freigelassen werden. Moses Montefiore kam selbst nach Ägypten gereist und verhinderte mit Gold und Drohungen die Ausführung des Urteils. Und Isaak Crémieux, sein Begleiter, erklärte stolz nachher, er hätte "im Namen der Juden der ganzen Welt" die Urteilsvernichtung durchgesetzt (Arch. israélites 1864, XXV, S. 519). Nun aber kommt das Charakteristische! Die Akten des Prozesses wurden dem Auswärtigen Amt in Paris zugestellt. Man hat nicht feststellen können, ob sie heute noch vorhanden sind. Jedenfalls wurde niemand an sie herangelassen; die ganze Affäre aber von der gesamten Judenpresse als eine Verleumdung bezeichnet. (Prozeßberichte siehe in den äußerst seltenen Werken von Laurent, Affaires de Syrie, Paris 1846, Bd. II, und G. des Mousseaux "Le Juif", Paris 1869, von mir ins Deutsche übertragen). Der syrische Verteidigungsminister Mustafa Tlass hat 1984 ein Buch The Matzah of Zion veröffentlicht, in dem er den Ritualmordvorwurf gegen Juden mit Bezug auf die Damaskusaffäre erneut bekräftigte. In einem Interview mit TeleLiban TV am 3. Januar 2007 griff der libanesische Schriftsteller Marwan Chamoun die Legende vom damaligen Ritualmord erneut auf: „Ein Priester wurde in Gegenwart zweier Rabbis im Zentrum von Damaskus in der Wohnung eines engen Freundes des Priesters, des Oberhaupts der jüdischen Gemeinde der Stadt - Daud Al-Harari - abgeschlachtet. Nachdem er geschlachtet worden war, wurde sein Blut eingesammelt, und zwei Rabbis nahmen es an sich. Warum? Damit sie ihren Gott anbeten konnten, denn durch das Trinken von menschlichem Blut konnten sie Gott näher kommen.“ Vgl. dazu UN-Bericht vom 10. Februar 2004 Jonathan Frankel: The Damascus Affair, "Ritual Murder," Politics and the Jews in 1840, Cambridge University Press, 1997, S. 418 und 421; New York Times, 18. November 2009: An Anti-Jewish Book Linked to Syrian Aide englisches Original zitiert bei Lebanese Poet Marwan Chamoun: Jews Slaughtered Christian Priest in Damascus in 1840 and Used His Blood for Matzos (MEMRI Special Dispatch Series - No. 1453, 6. Februar 2007), sämtlich auf Wikipedia unter dem Stichwort Damaskusaffäre. bearbeitet 15. Juli 2014 von Der Geist Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 15. Juli 2014 Autor Melden Share Geschrieben 15. Juli 2014 (bearbeitet) Daher ist ist die thematische Beschäftigung, die Der Geist hier angestoßen hat, gar nicht so verkehrt. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich auf solches Lob, noch da zu indem Kontext in dem es geäußert wird dankend verzichten kann. Ich werde mich ab sofort auch nur mehr darauf beschränken Fakten zu referieren....wer bin ich dass ich die Diskussion nicht den vielen UserInnen überlassen sollte, die als ausgewiesene Fachleute der Judaistik genau wissen, dass es keinen Antisemitismus gibt und auch nie gegeben hat - alles nur eine Sonderform de Xenophobie - und an diesem Antisemitismus der nie existiert hat sind halt zufällig 6 Millionen Menschen krepiert...vermutlich Kollateralschaden. bearbeitet 15. Juli 2014 von Der Geist Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
DonGato Geschrieben 15. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 15. Juli 2014 Daher ist ist die thematische Beschäftigung, die Der Geist hier angestoßen hat, gar nicht so verkehrt. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich auf solches Lob, noch da zu indem Kontext in dem es geäußert wird dankend verzichten kann. ... François de La Rochefoucauld soll in seinem "Maximes" sinngemäss geschrieben haben: Lob ablehnen heißt: zweimal gelobt sein wollen. DonGato. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
phyllis Geschrieben 15. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 15. Juli 2014 (bearbeitet) Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich auf solches Lob, noch da zu indem Kontext in dem es geäußert wird dankend verzichten kann. Ich werde mich ab sofort auch nur mehr darauf beschränken Fakten zu referieren....wer bin ich dass ich die Diskussion nicht den vielen UserInnen überlassen sollte, die als ausgewiesene Fachleute der Judaistik genau wissen, dass es keinen Antisemitismus gibt und auch nie gegeben hat - alles nur eine Sonderform de Xenophobie - und an diesem Antisemitismus der nie existiert hat sind halt zufällig 6 Millionen Menschen krepiert...vermutlich Kollateralschaden.der begriff antisemitismus existiert erst seit dem 19JH und wird glaub ich dem da zugeschrieben. antisemitismus ist strikt rassistisch und hat nix mit religion am hut, obschon er ohne zweifel aus den aversionen gegen die juden entstanden ist. und antijudaismus ist natürlich eine sonder- oder unterform von xenophobie - was denn sonst? generell kann man feststellen dass in jeder multi-kulti gesellschaft die aversion von aussen vs. die integrationsbereitschaft einer gruppe etwa umgekehrt proportional ist. bei den juden kommt erschwerend dazu dass sie sich gemäss ihrer bibel den gastländern nicht anpassen dürfen - das zieht sich wie ein roter faden durchs AT. ob die religiöse verwandschaft wirklich öl ins feuer giesst wage ich zu bezweifeln. man muss dann schon auch berücksichtigen, was zb die mohammedaner mit den hindus und buddhisten in indien anstellten, oder die spanier in südamerika. insofern kann man den antijudaismus/antisemitismus vllt losgelöst von den übrigen schandtaten betrachten, als eine sonderform, aber ihn von alldem losgelöst zu werten verbietet sich. sonst macht man aus bösen superböse weil sie sich eine ganz bestimmte gruppe aussuchten - was wiederum in rassismus abgleitet. bearbeitet 15. Juli 2014 von phyllis Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 16. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 16. Juli 2014 Daher ist ist die thematische Beschäftigung, die Der Geist hier angestoßen hat, gar nicht so verkehrt. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich auf solches Lob, noch da zu indem Kontext in dem es geäußert wird dankend verzichten kann. Ich werde mich ab sofort auch nur mehr darauf beschränken Fakten zu referieren....wer bin ich dass ich die Diskussion nicht den vielen UserInnen überlassen sollte, die als ausgewiesene Fachleute der Judaistik genau wissen, dass es keinen Antisemitismus gibt und auch nie gegeben hat - alles nur eine Sonderform de Xenophobie - und an diesem Antisemitismus der nie existiert hat sind halt zufällig 6 Millionen Menschen krepiert...vermutlich Kollateralschaden. Der Antisemitismus war eine notwendige aber keine hinreichende Bedingung für den Holocaust. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GermanHeretic Geschrieben 16. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 16. Juli 2014 Ich werde mich ab sofort auch nur mehr darauf beschränken Fakten zu referieren Gute Idee, denn ganz offensichtlich liest Du nicht, was andere dazu schreiben, was der folgende Absatz beweist: wer bin ich dass ich die Diskussion nicht den vielen UserInnen überlassen sollte, die als ausgewiesene Fachleute der Judaistik genau wissen, dass es keinen Antisemitismus gibt und auch nie gegeben hat - alles nur eine Sonderform de Xenophobie - und an diesem Antisemitismus der nie existiert hat sind halt zufällig 6 Millionen Menschen krepiert...vermutlich Kollateralschaden. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 16. Juli 2014 Autor Melden Share Geschrieben 16. Juli 2014 (bearbeitet) Ich möchte mich nun dem zweiten Punkt meines Posting vom 07. Juli (http://www.mykath.de/topic/32963-antisemitismus/page__view__findpost__p__2031134) dem "Hostienfrevel" zuwenden. Vorauszuschicken ist, dass dieses "Delikt" nach dem 4. Laterankonzil durch welches die Transsubstantiation und damit die Realpräsenz dogmatisiert wurde besonders in den Vordergrund rückte. Einer der frühesten und besonders heftigen Pogrome auf Grund eines angeblichen Hostienfrevels war das Rintfleischpogrom Dieser Massenmord an Juden ereignete sich 1298 vor allem in Franken. Die Rintfleisch-Verfolgung ist in ihrer räumlichen Ausdehnung und Heftigkeit ohne die Thronstreitigkeiten zwischen Albrecht I. von Österreich und Adolf von Nassau nicht zu verstehen. Ihretwegen war ein bedeutender Teil der fränkischen Landesherren bis zur entscheidenden Schlacht bei Göllheim am 2. Juli 1298 und noch kurz danach mit bedeutenden Truppen abwesend. Ausgangspunkt war ein angeblicher Hostienfrevel, der sich in Rötlingen ereignet haben soll. Wie sich dieser Frevel zugetragen haben soll sieht man auf diesen Bildern: http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2035/Roettingen%20Bild%2005.jpg Die Hostie wird aus der Kirche gestohlen http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2035/Roettingen%20Bild%2008.jpg Sie wird um teures Geld an einen Juden verkauft http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2035/Roettingen%20Bild%2006.jpg Juden beim Vollzug von Praktiken mit denen der Leib Christi gequält werden soll. Die Bilder wurden erst 1988 aus der Kirche entfernt. Eine Gruppe von „Judenschlägern“ zog unter der Anführung des "nobilis Rintfleusch" oder "König Rintfleisch" durch Franken und angrenzende Gebiete und verübte ein Massaker an den örtlichen jüdischen Gemeinden. Am 20. April 1298 wurden in einem ersten Massaker die 21 Juden der Stadt Röttingen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Rintfleisch, der in den Quellen teilweise als verarmter Ritter und meist als "carnifex" (= Fleischer, aber auch Scharfrichter) bezeichnet wird, verkündete, er habe vom Himmel eine persönliche Botschaft erhalten und sei zum Vernichter aller Juden ernannt worden. Rintfleisch, dessen Vorname nicht überliefert ist, war nahezu sicher kein Adliger. Die Bezeichnungen "nobilis" bzw. "verarmter Ritter" in einigen Quellen gelten als fehlerhaft oder ironisch. Der Höhepunkt der Massaker war in der zweiten Julihälfte, im August ebbten die Verfolgungen ab, den Schlusspunkt bildete die Vernichtung der jüdischen Gemeinde von Heilbronn am 19. Oktober 1298. Insgesamt wurden mindestens 4000 bis 5000 Juden ermordet man geht z.T. von über 10.000 Ermordeten aus, die jüdischen Gemeinden vieler Städte in Franken wurden ausgerottet. Die Gemeinde in Rothenburg ob der Tauber wurde in vier Wochen drei Mal angegriffen: Am 25. Juni waren 53 Tote zu beklagen (nach anderer Quelle 57), am 18. Juli weitere mindestens 36; der Rest der Gemeinde, knapp 450 Menschen, floh daraufhin in die Rothenburger Festung, die ab Sonntag 20. Juli, belagert und am 22. Juli eingenommen wurde, alle wurden umgebracht. In Würzburg waren am 24. Juli 1298 etwa 900 Ermordete zu beklagen[2], auch die Gemeinden in Nördlingen, Heideck, Weißenburg (nach 26. Juli), Berching (27. Juli, etwa 30 Getötete), Neumarkt in der Oberpfalz (27. Juli, mindestens 40 Getötete, nach einer anderen Quelle 65, darunter einige Christen, die versucht hatten, Juden zu schützen), Bamberg (27. Juli, mehr als 130 Getötete) und Nürnberg (1. August 1298, 728 Ermordete)[2] wurden vernichtet. Die Namen von 3441 ermordeten Juden aus 44 „Blutstädten“ werden im Nürnberger Memorbuch aufgelistet. Die jüdische Gemeinde Regensburg und die Juden in Augsburg wurden durch die Magistrate dieser Freien Reichsstädte geschützt. Aus Regensburg ist überliefert, dass der Rat der Stadt den Schutz der Juden gegen einen Teil der eigenen Bürgerschaft durchsetzen musste. Der Zeitpunkt der Angriffe auf die Gemeinden dieser beiden Städte ist nicht überliefert. In Augsburg hat sich die jüdische Gemeinde in einer Urkunde vom 23. August 1298 dazu verpflichtet, innerhalb von vier Jahren auf eigene Kosten einen Teil der Stadtmauer neu zu errichten. Da dies „der stat ze eren“ geschehen sollte, fand die Rettung vor dem Pogrom wahrscheinlich kurz zuvor statt. Zitat: „Wir (...) diu gemain der juden in der stat ze Auspurch, si sein genent oder niht, arme und riche, tun chunt allen den die disen brief lesent, hoerent oder sehent, [...] daz wir der stat ze eren, und ze nuz und dem richen ze dienst ain mawr machen wellen vor unserm chirchof, hindan fuer der stat maur zem heiligen chrüece, untz an den graben, in vier iaren“. Der Zug von "König Rintfleisch" lässt sich insbesondere im Ausgangsgebiet der Verfolgung sowie im Raum Hohenlohe und Heilbronn recht genau verfolgen. Im Kerngebiet wurden am 23. Juni die jüdischen Gemeinden in Bad Windsheim (mindestens 54 Verbrannte) und Neustadt an der Aisch (mindestens 60 Verbrannte) angegriffen, es folgte die in Iphofen (24. Juni), Markt Bibart (vermutlich am 24. oder 25. Juni, über zwölf Getötete), der erste Angriff auf die Gemeinde in Rothenburg o.d.T. (25. Juni), anschließend auf die Juden in Ochsenfurt (28./29. Juni) sowie in Bad Mergentheim (30. Juni). Etwas weiter westlich folgten rund drei Wochen später Sindringen (22. Juli), Tauberbischofsheim (dessen jüdische Gemeinde am 24. Juli im nahegelegenen Gamburg massakriert wurde), Möckmühl (25. Juli), Krautheim (26. Juli), Mosbach (28. Juli) und Widdern (29. Juli). Massaker, deren genaues Datum nicht überliefert ist geschahen außerdem u.a. in Lauda, Walldürn, Wertheim, Öhringen, Ingelfingen, Künzelsau, Stetten, Creglingen, Weinsberg, Waldenburg, Forchtenberg, Göglingen, Leonberg, Sontheim[3] und Weikersheim. Da die Orte mit taggenau datierten Massakern nicht auf einer Linie liegen, haben sich Verfolger offenbar auf mehrere Haufen aufgeteilt (Massaker in Würzburg am 23. Juli, 60 km entfernt von Sindringen, 22. Juli). Dafür spricht auch sonst die große geographische Distanz von rund 350 Kilometern der in wenigen Wochen insgesamt heimgesuchten jüdischen Gemeinden von einigen Orten im Raum Sömmerda/Thüringen im Norden bis ins südliche Oberschwaben] im Süden. Die letzten drei Verfolgungen trafen am 17. August Gartach, am 20. September Weinheim am Odenwald und schließlich am 19. Oktober 1298 die jüdische Gemeinde von Heilbronn, deren 143 (nach einer anderen Quelle 200) Mitglieder ermordet wurden. Das mit 136 (nach anderen Quellen 133) Opfern angegebene „Gartach" wird als Kleingartach verstanden. König Albrecht I. ließ Rintfleisch und weitere Anführer der Massaker schließlich vermutlich verbannen, nach einer anderen (späteren und eventuell tendenziösen) Quelle hingegen festnehmen, enteignen und aufhängen. Die Städte, in denen Juden getötet worden waren, seien demnach zu Geldstrafen an den König verurteilt worden. Die Verfolgungen wurden in den Historiae Memorabiles dokumentiert. Hervorzuheben weil typisch ist Ein Vorfall, ein vermeintliches Verbrechen eines Juden wird ALLEN Juden zur Last gelegt. Kein lokaler Charakter - ein Flächenbrand, der sich durch Franken und Bayern zog…dauerte von April bis September 1298. Es sollen fast 100 000 Juden ermordet worden sein, die Namenslisten umfassen an die 5.000 Opfer. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass zu Beginn der Pogrome der damalige Landesherr Kraft I von Hohenlohe schwer verschuldet gewesen sein soll. Gleiches galt für die Bürger von Nürnberg und Rothenburg. bearbeitet 16. Juli 2014 von Der Geist Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 Ich muß das mal nachsehen. In Bamberg wurde bei der Gelegenheit auch eine Synagoge in eine Kirche umgewandelt, Marienpatrozinium. Die Anzahl der Toten mit 100.000 ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Das paßt nicht zu den Einwohnerzahlen der Region damals, ich vermute 10.000 dürfte stimmen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 ... Synagoge in eine Kirche umgewandelt, Marienpatrozinium... Es war wohl groß in Mode, Synagogen in Marienkirchen umzuwandeln bzw. sie abzufackeln und darauf eine Marienkirche zu bauen. So auch in Würzburg, Magdeburg, Nürnberg und München (auf die schnelle gefunden) Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 (bearbeitet) ... Synagoge in eine Kirche umgewandelt, Marienpatrozinium... Es war wohl groß in Mode, Synagogen in Marienkirchen umzuwandeln bzw. sie abzufackeln und darauf eine Marienkirche zu bauen. So auch in Würzburg, Magdeburg, Nürnberg und München (auf die schnelle gefunden) Werner Meiner Erinnerung (wo habe ich das nur gelesen) nach auch Regensburg: Wallfahrt zur Schönen Maria (das ist heute die ev. Neupfarrkirche). Andererseits wurden gerade in den Bischofsstädten Marienkirchen oft in räumlicher Nähe und sozusagen als Konkurrenz zum Dom von den Bürgern erbaut. Da sind wohl mehrere Gesichtspunkte zusammengetroffen. bearbeitet 17. Juli 2014 von Elima Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 @Geist Ich muss nochmal betonen, dass ich beeindruckt bin; dieser Thread ist eine echte historische Fundgrube. (Ich gestehe, dass ich mich mit der Lokal- und Regionalgeschichte mittelalterlicher Judenpogrome bisher nicht befasst hatte - dieser Thread ist tatsächlich besser als manches Buch. Also weiter so!) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 17. Juli 2014 Autor Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 Bevor ich mit weiteren, mit angeblichen Hostienfreveln in Zusammenhang stehenden Ereignissen fortfahre, möchte ich aufzeigen wie abstrus gerade eine solche Beschuldigung war. Man setzte voraus, dass die Juden "Feinde des Christengottes" waren und übertrug ihre Feindschaft diesen Vorstellungen nach, zwangsläufig auf den in den Hostien wirklich existenten Christus. Die Martern, die nach diesen Vorstellungen die Juden einst Christus zugefügt hatten, wurden magisch an der Hostie immer neu wiederholt. Bei diesem Gedankengang bestand allerdings eine wesentliche Schwierigkeit: Die Juden, die die Hostien "marterten", mussten zwangsläufig Anhänger der Lehre von der Transsubstantiation bzw der Realpräsenz sein, d.h. sie mussten glauben, dass der Christengott, den sie schmähen oder martern wollten, wirklich und körperlich in der Hostie anwesend sei. Die sonst so ungläubigen Juden wären in dieser Hinsicht rechtgläubiger gewesen als so manche Christen. Natürlich gab es ab und dann Kleriker die sich dieser Schwierigkeiten bewusst waren. Sie behalfen sich in diesen Schwierigkeiten dadurch, dass sie Hostienwunder mit den Bekehrungen von Juden verbanden: die Wundermacht der Hostie überwand letztendlich den Starrsinn des verstocktesten Juden und verwandelte ihn flugs in einen gläubigen Christen. Oder aber man begnügte sich mit der Behauptung, die Juden hätten die Hostie nur verspottet, sie unehrerbietig behandelt. Aber das Gros der Erzählungen über die Hostienfrevel der Juden wählte trotz der Schwierigkeiten der Logik die Analogie zur Passionsgeschichte: diesen Berichten nach verhielten sich die Juden ihrer Zeit gegenüber der Hostie letztlich genauso, wie einst ihre Vorväter gegenüber Christus selber. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MartinO Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 Bevor ich mit weiteren, mit angeblichen Hostienfreveln in Zusammenhang stehenden Ereignissen fortfahre, möchte ich aufzeigen wie abstrus gerade eine solche Beschuldigung war. Man setzte voraus, dass die Juden "Feinde des Christengottes" waren und übertrug ihre Feindschaft diesen Vorstellungen nach, zwangsläufig auf den in den Hostien wirklich existenten Christus. Die Martern, die nach diesen Vorstellungen die Juden einst Christus zugefügt hatten, wurden magisch an der Hostie immer neu wiederholt. Bei diesem Gedankengang bestand allerdings eine wesentliche Schwierigkeit: Die Juden, die die Hostien "marterten", mussten zwangsläufig Anhänger der Lehre von der Transsubstantiation bzw der Realpräsenz sein, d.h. sie mussten glauben, dass der Christengott, den sie schmähen oder martern wollten, wirklich und körperlich in der Hostie anwesend sei. Die sonst so ungläubigen Juden wären in dieser Hinsicht rechtgläubiger gewesen als so manche Christen. Natürlich gab es ab und dann Kleriker die sich dieser Schwierigkeiten bewusst waren. Sie behalfen sich in diesen Schwierigkeiten dadurch, dass sie Hostienwunder mit den Bekehrungen von Juden verbanden: die Wundermacht der Hostie überwand letztendlich den Starrsinn des verstocktesten Juden und verwandelte ihn flugs in einen gläubigen Christen. Oder aber man begnügte sich mit der Behauptung, die Juden hätten die Hostie nur verspottet, sie unehrerbietig behandelt. Aber das Gros der Erzählungen über die Hostienfrevel der Juden wählte trotz der Schwierigkeiten der Logik die Analogie zur Passionsgeschichte: diesen Berichten nach verhielten sich die Juden ihrer Zeit gegenüber der Hostie letztlich genauso, wie einst ihre Vorväter gegenüber Christus selber. Hm, die Argumentation kann ich nicht ganz nachvollziehen: Gesetzt den Fall, ein Jude oder sonstiger Nichtchrist wollte durch einen Frevel Katholiken empfindlich treffen, müsste er nicht selbst glauben, dass in der Hostie Christus wahrhaft gegenwärtig ist, sondern lediglich wissen, dass Christen dies glauben, damit es Sinn ergibt, Hostien zu zerstören oder andere Dinge mit ihnen anzustellen. Der Pfarrer in Florida (?), der einen Koran verbrannte, tat dies ja auch nicht, weil er selbst geglaubt hätte, dass der Koran das Wort Gottes sei, sondern, weil er davon ausging, dass Moslems das glauben. Damit ist über den Wahrheitsgehalt von "Hostienfrevel"-Legenden freilich nichts ausgesagt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rince Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 ... Synagoge in eine Kirche umgewandelt, Marienpatrozinium... Es war wohl groß in Mode, Synagogen in Marienkirchen umzuwandeln bzw. sie abzufackeln und darauf eine Marienkirche zu bauen. So auch in Würzburg, Magdeburg, Nürnberg und München (auf die schnelle gefunden) Werner Es war ja auch mal gross in Mode, Kirchen dort zu bauen, wo sich zuvor heidnische Heiligtümer befanden... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gallowglas Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 Bevor ich mit weiteren, mit angeblichen Hostienfreveln in Zusammenhang stehenden Ereignissen fortfahre, möchte ich aufzeigen wie abstrus gerade eine solche Beschuldigung war. Man setzte voraus, dass die Juden "Feinde des Christengottes" waren und übertrug ihre Feindschaft diesen Vorstellungen nach, zwangsläufig auf den in den Hostien wirklich existenten Christus. Die Martern, die nach diesen Vorstellungen die Juden einst Christus zugefügt hatten, wurden magisch an der Hostie immer neu wiederholt. Bei diesem Gedankengang bestand allerdings eine wesentliche Schwierigkeit: Die Juden, die die Hostien "marterten", mussten zwangsläufig Anhänger der Lehre von der Transsubstantiation bzw der Realpräsenz sein, d.h. sie mussten glauben, dass der Christengott, den sie schmähen oder martern wollten, wirklich und körperlich in der Hostie anwesend sei. Die sonst so ungläubigen Juden wären in dieser Hinsicht rechtgläubiger gewesen als so manche Christen. Natürlich gab es ab und dann Kleriker die sich dieser Schwierigkeiten bewusst waren. Sie behalfen sich in diesen Schwierigkeiten dadurch, dass sie Hostienwunder mit den Bekehrungen von Juden verbanden: die Wundermacht der Hostie überwand letztendlich den Starrsinn des verstocktesten Juden und verwandelte ihn flugs in einen gläubigen Christen. Oder aber man begnügte sich mit der Behauptung, die Juden hätten die Hostie nur verspottet, sie unehrerbietig behandelt. Aber das Gros der Erzählungen über die Hostienfrevel der Juden wählte trotz der Schwierigkeiten der Logik die Analogie zur Passionsgeschichte: diesen Berichten nach verhielten sich die Juden ihrer Zeit gegenüber der Hostie letztlich genauso, wie einst ihre Vorväter gegenüber Christus selber. Hm, die Argumentation kann ich nicht ganz nachvollziehen: Wenn es nach den christlichen Legenden geht, dann hat unser Geist vollkommen recht, denn die Hostien wurden i.d.R. ja nicht nur zerstört, sie wurden, angeblich, fast immer von den Juden (seit dem 2. WK und dem Holocaust sind es jetzt gerne "Satanisten") für irgendwelche "Rituale" benutzt. Ohne eine starke "religiöse Komponente" der "Täter" würden die ganzen Geschichten um angeblichen Hostienfrevel noch weniger Sinn machen, als ohnehin schon. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
phyllis Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 Wenn es nach den christlichen Legenden geht, dann hat unser Geist vollkommen recht, denn die Hostien wurden i.d.R. ja nicht nur zerstört, sie wurden, angeblich, fast immer von den Juden (seit dem 2. WK und dem Holocaust sind es jetzt gerne "Satanisten") für irgendwelche "Rituale" benutzt. Ohne eine starke "religiöse Komponente" der "Täter" würden die ganzen Geschichten um angeblichen Hostienfrevel noch weniger Sinn machen, als ohnehin schon.quatsch. der Geist steht wieder mal auf kriegsfuss mit der logik. Martin hat recht. oder hat der "heilige" Bonifazius auch geglaubt, die donareiche sei dem real existierenden gott Thor geweiht? solche frevel (ob nun wahr oder unterstellt) sollen den gott der feinde erniedrigen und verspotten. dass man selbst daran glaubt ist wirklich nicht voraussetzung. tut man es ist man sogar noch eine stufe blöder resp. sollte eigentlich gewissensbisse kriegen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
fragerin Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 Wenn es nach den christlichen Legenden geht, dann hat unser Geist vollkommen recht, denn die Hostien wurden i.d.R. ja nicht nur zerstört, sie wurden, angeblich, fast immer von den Juden (seit dem 2. WK und dem Holocaust sind es jetzt gerne "Satanisten") für irgendwelche "Rituale" benutzt. Ohne eine starke "religiöse Komponente" der "Täter" würden die ganzen Geschichten um angeblichen Hostienfrevel noch weniger Sinn machen, als ohnehin schon.quatsch. der Geist steht wieder mal auf kriegsfuss mit der logik. Martin hat recht. oder hat der "heilige" Bonifazius auch geglaubt, die donareiche sei dem real existierenden gott Thor geweiht? solche frevel (ob nun wahr oder unterstellt) sollen den gott der feinde erniedrigen und verspotten. dass man selbst daran glaubt ist wirklich nicht voraussetzung. tut man es ist man sogar noch eine stufe blöder resp. sollte eigentlich gewissensbisse kriegen. "Den Gott der Feinde erniedrigen" bringt aber nur was, wenn die Feinde dabei zusehen. Aber die Hostienfrevel wurden ja nur unter der Folter bestätigt, als geheimes Ritual, nach dem von den Christen bei der Folter gefragt wurde. Dass sich jemand unter der Folter was Boshaftes, Feindeerniedrigendes ausdenkt, damit die Feinde noch ein bissl wilder werden, kann ich mir schwer vorstellen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 Darf ich die lieben Foranten daran erinnern, daß all diese sogenannten "Verbrechen" ausschließlich von Christen ausgedacht worden sind? Juden waren daran erst beteiligt, wenn man sie wegen dieser christlichen Wahnvorstellungen drangsaliert oder ermordet hat. Darin ähnelt die mittelalterliche Judenverfolgung übrigens der späteren Hexenverfolgung. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 Darf ich die lieben Foranten daran erinnern, daß all diese sogenannten "Verbrechen" ausschließlich von Christen ausgedacht worden sind? Juden waren daran erst beteiligt, wenn man sie wegen dieser christlichen Wahnvorstellungen drangsaliert oder ermordet hat. Darin ähnelt die mittelalterliche Judenverfolgung übrigens der späteren Hexenverfolgung. Diese Ähnlichkeit ist in der Tat auffallend. Es gab sicher Leute, die diese Verfolgungen aus ganz schnöden weltlichen Motiven betrieben. Aber die Mehrzahl der Verfolger und ihrer Anhänger waren wohl der ehrlichen Überzeugung, einen metaphysischen Feind zu bekämpfen. Mit gleicher Energie wurden alle religiösen Abweichler verfolgt und noch die Polemik der Reformationszeit spiegelt diese Denkweise wider. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 17. Juli 2014 Autor Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 Die nun folgende Schilderung der Judenpogrome in Deggendorf, zeigt, wie schönfärberisch die in einem Posting geäußerte Annahme ist die Judenverfolger seien bezüglich der "Verbrechen" (in diesem Fall Hostienschändung) gutgläubig gewesen. Es wird solche gegeben haben, aber die wirklich Interessierten wussten, dass es um schlichte "Umschuldungs- und Enteignungshandlungen" gegangen ist. In einer Urkunde des Jahres 1338 wird die Ermordung der Juden von Deggendorf niedergeschrieben. Sie erfolgte wegen hoher Verschuldung der Bürger von Deggendorf bei den Juden. Für die darauf folgenden Tage sind, wie in vielen ähnlich gelagerten Fällen, in der niederbayerischen Umgebung von Deggendorf weitere pogromartige Massenmorde an Juden überliefert. Bei der Urkunde handelt es sich um eine von Herzog Heinrich XIV. von Bayern unterzeichnete, die als Abschrift aus dem Jahr 1609 erhalten ist. Darin sichert Herzog Heinrich den (christlichen) Deggendorfern zu, dass „die Bürgschaften, Pfandbriefe und anderen Urkunden, die die Juden von ihnen innehatten“ völlig getilgt seien, und die Täter „auf ewig“ ohne Bußleistung und unbehelligt sein sollen*) Erst zwei Generationen nach dem Massaker dem ca 400 jüdische Männer Frauen und Kinder zum Opfer gefallen sind, spricht die Chronik von den Herzögen Bayerns (1371/1372) für den Herbst 1338 von judenfeindlichen Pogromen in Städten Bayerns bzw. Österreichs. Als Verfolgungsgrund wird hierbei, unter ausdrücklichen Vorbehalten („fama“ bzw. „infamia“) des Chronisten, der Verdacht der „Hostienschändung“ genannt. Die Ermordung der Juden wird darin als gottgewollte Strafe bezeichnet, Deggendorf aber nicht explizit genannt. Die erste Chronik, die den Deggendorfer Judenmord kausal mit dem Vorwurf des Hostienfrevels verbindet und die Legende vom „Hostienfrevel“ ausformuliert, ist die Gründungsgeschichte der Klöster Bayerns, die um 1388 entstanden ist. Darin heißt es, im Jahr 1337 sei in Deggendorf eine Hostie, der „Leib des Herrn“, gefunden worden, die angeblich die „Juden gemartert“ haben sollen.[4] Deswegen seien die Juden ein Jahr später verbrannt worden. In der Schedel’schen Weltchronik aus dem Jahr 1493 werden unter dem Kapitel Das sechst alter die judenfeindlichen Erzählungen wiederholt und die Verbrennung der Deggendorfer Juden dargestellt. Diese Abbildung aus der Schedel’schen Weltchronik stellt die Verbrennung der Juden dar. Die offenbar zur Rechtfertigung des Judenmordes erfundene Geschichte des Hostienfrevels lautet in der Version des Pfarrers und Heimatforschers Joseph Klämpfl aus 1854 so: (wobei er sich auf die Tradition berufen hat) 1337 erhielten die Deggendorfer Juden von einer christlichen Dienstmagd gegen ihre bei ihnen versetzten Kleider 10 Hostien. Die Magd hatte zur Osterzeit zehnmal kommuniziert und dabei das Allerheiligste jedes Mal unbemerkt aus dem Mund genommen und in ihrem Schweißtuch verborgen. Die Juden stachen die Hostien mit Ahlen und dem Zweig eines Rosenstrauches, warfen sie in einen geheizten Backofen und hämmerten auf einem Amboss auf sie ein. Dennoch konnten sie die Hostien nicht zerstören. So steckten sie die Hostien in einen Beutel mit Gift und versenkten diesen in einem Brunnen. Auf diesen Bildern aus einem Deggendorfer Gebetbuch aus 1776 wir dies so dargestellt: http://de.wikipedia.org/wiki/Deggendorfer_Gnad#mediaviewer/Datei:Deggendorf-1337-01-sw.jpg Daraufhin starben mehrere Personen an dem vergifteten Wasser. Da sah ein Nachtwächter zur Nachtzeit einen hellen Schein über dem Brunnen, später auch andere Bürger. Man leitete nun eine Untersuchung gegen die Juden ein und entdeckte den Hergang des Frevels. Die Hostien wurden aus dem Brunnen geholt und in einer feierlichen Prozession in einem Kelch in die Kirche gebracht. Einer Legende zufolge erhoben die Hostien sich selbst aus der Tiefe des Brunnens in den vorgehaltenen Kelch. Um diesen Frevel zu rächen, versammelten sich die Ratsherren und eine große Anzahl Bürger in der Kirche von Schaching und schworen, die Juden zu vertreiben. Auch der herzogliche Pfleger in Natternberg, Hartmann von Degenberg, beteiligte sich daran. Am 30. September 1338 wurde mit der Glocke der St. Martinskirche am Rathaus das Zeichen gegeben, woraufhin die Bürger in die Häuser der Juden eindrangen und sie vertrieben. Diejenigen, die sich widersetzten, wurden erschlagen, und viele, so Klämpfl, zündeten selbst ihre Häuser an und verbrannten sich und ihre Angehörigen, um nicht in die Hände der Christen zu fallen. Als Herzog Heinrich in Landshut davon erfuhr, lobte er dieses Vorgehen in einem eigenhändigen Schreiben und schenkte den beteiligten Bürgern alle Beute und alle Schulden, die sie bei den Juden gemacht hatten. Nun erbaute man dort, wo die Entehrungen vorfielen, eine Kirche. Man nannte sie „zum heiligen Grabe“, weil hier in Gestalt der Hostien gleichsam das erneuerte Leiden Christi zur Anbetung aufbewahrt wurde. 1360 wurde die Prozession der "Deggendorfer Gnad" begründet, womit der Massenmord an den Juden eine jahrhundertelange Nachgeschichte erhielt. Über die Feier dieser "Deggendorfer Gnad" wurde der Antijudaismus des Mittelalters bis ins 20. Jahrhundert hinein unkritisch weitertradiert. Erstmals fand die Prozession mit einem fünftägigen Ablass vom 30. September bis zum 4. Oktober 1361 statt. Erst in diesem Zusammenhang taucht die Begründung auf, es habe vor der Judenverbrennung eine Hostienschändung durch einige Juden der Stadt gegeben: eine verlogene, nachträgliche Rechtfertigung des Massenmordes. Bei der Prozession selbst wurden bis ins 19. Jahrhundert hinein alljährlich vor Tausenden von Pilgern die angeblich geschändeten Hostien, eine Schusterahle und ein Dorn herumgetragen. Die Prozession war lange Zeit für die Stadt eine lukrative Einnahmequelle: so kamen 1721 etwa 40.000 Pilger zur Wallfahrt in die Stadt. Zwar war die Wallfahrt auf Grund des Zusammenhanges mit der verlogenen Hostienschändung und dem Massenmord an den Juden der Stadt seit dem 19. Jahrhundert auch in kirchlichen Kreisen umstritten, dennoch dauerte es bis zum Jahr 1992, in dem die Wallfahrt eingestellt wurde. Noch 1960 erschien der Traktat des Benediktinerpaters B. Braunmüller, GESCHICHTLICHE NACHRICHTEN ÜBER DIE HL. HOSTIEN IN DER GRABEKIRCHE ZU DEGGENDORF. Dort heißt es auf Seite 30. „Betrachtet man die vorgeführten Tatsachen, und wie ununterbrochen Groß und Klein, Hoch und Nieder, Geistlich und Weltlich aus der Nähe und Ferne dem in der Grabkirche aufbewahrten hl. Fronleichnam so mannigfach ihre Anbetung und Verehrung zollten, so ist der Wahnwitz derjenigen nicht leicht zu begreifen, welche in neuerer Zeit das hl. Mirakel als Unsinn und Schwindel verhöhnen, und die Andacht und Wallfahrt zu ihm als Verherrlichung des Judenmordes ausschreien.“ 1993 wurde an der Kirche eine Hinweistafel mit dem folgenden Text angebracht: "Kyrie Eleison. Im Jahre 1338 wurden die Juden Deggendorfs ermordet. Eine Jahrzehnte später zur Rechtfertigung dieses Verbrechens entstandene Legende, wonach die Juden Hostien geschändet haben sollen, ist falsch. Die über Jahrhunderte hin aufrechterhaltene Verleumdung ließ nicht nur das Andenken an die Juden des Mittelalters zu einem Zerrbild werden, sondern schädigte auch den Ruf ihrer Nachkommen bis herein in die jüngste Vergangenheit. Wir bitten die Juden, 'unsere älteren Brüder' (Papst Johannes Paul II) um Vergebung für das ihnen zugefügte Unrecht. Deggendorf im Advent 1993. Manfred Müller - Bischof von Regensburg. Ludwig J. Rösler Stadtpfarrer Mariä Himmelfahrt Deggendorf." *) Die Ereignisse sind in dem Buch von Manfred Eder: Die „Deggendorfer Gnad“, Deggendorf 1992, hervorragend dokumentiert. Die von der Diözese Regensburg 1992 beschlossene Aufhebung der Wallfahrt basiert auf der Arbeit Eders, die für dieses Thema grundlegend ist und im Jahr 1991 vom Regensburger Lehrstuhl für Kirchengeschichte als Dissertation angenommen wurde. Alle historischen Angaben stammen daraus. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Wunibald Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 In Hugo Friedländer, Interessante Kriminalprozesse (hier für billiges Geld zu haben) findet sich ein lesenswertes Kapitel über den "Knabenmord in Xanten" vom 29.06.1891. Dort wurde dem Schächter der jüdischen Gemeinde, Adolf Buschhoff ein Ritualmord zur Last gelegt. Die Behauptung, die Juden haben den Knaben zu rituellen Zwecken geschlachtet, verbreitete sich immer mehr im Städtchen, und ehe man es sich versah, war in den Straßen Xantens ein Judenkrawall ausgebrochen. Die Wohnungen und Läden der Juden wurden mit Steinen bombardiert, die Juden auf offener Straße unter Hepp-Hepp-Geschrei mißhandelt. Am schlimmsten erging es der Familie Buschhoff.Diese mußte vor der Wut des Pöbels flüchten. Der Bürgermeister mußte polizeiliche und schließlich militärische Hilfe herbeirufen. Der Vorstand der Xantener jüdischen Gemeinde ersuchte telegraphisch den Minister des Innern, auf ihre Kosten einen tüchtigen Kriminalbeamten nach Xanten zu senden, dem es vielleicht gelingen werde, den Mörder zu entdecken. Im Prozess führte ein Sachverständiger aus Ich kann es nur als durch und durch frivol bezeichnen, wenn man behauptet, die Juden brauchen zu rituellen Zwecken Christenblut. Ich füge hinzu, mit derselben Sicherheit, wie ich behaupten kann, im Talmud steht nichts vom Eisenbahnwesen, mit derselben Sicherheit kann ich behaupten, daß im Talmud nichts vom Ritualmord enthalten ist. Ein medizinischer Sachverständiger führte aus, dass der Schnitt, mit dem dem Knaben die Kehle durchgeschnitten war, nichts mit einem Schächtschnitt zu tun hatte. Auf übereinstimmende Anträge von Staatsanwaltschaft und Verteidigung wurde Buschhoff wegen erwiesener Unschuld freigesprochen, starb aber nach wenigen Jahren weil die Aufregung und lange Haft seine Gesundheit untergraben hatten. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 17. Juli 2014 Melden Share Geschrieben 17. Juli 2014 Interessant ist an diesem Beispiel, daß erst das Pogrom geschah und die Legende später dazu erfunden wurde. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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