Der Geist Geschrieben 19. September 2014 Melden Share Geschrieben 19. September 2014 (bearbeitet) Sorry bearbeitet 19. September 2014 von Der Geist Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 19. September 2014 Melden Share Geschrieben 19. September 2014 Ich habe ja klargestellt, dass das Naturrecht im Bereich der weltanschaulichen Überzeugung liegt und so den gesellschaftlichen und politischen Einsatz der von ihm Überzeugten prägt. Wer überzeugt ist, dass Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod ein Lebensrecht besitzen, welches ein natürliches Recht darstellt, wird sich dementsprechend für dieses "Naturrecht" einsetzen, wer nicht daran glaubt, eben nicht. Die Idee eines Naturrechts ist sicherlich nicht schlecht, es besteht nur die Gefahr, dass aus der Beobachtung der Natur die falschen Schlüsse gezogen werden und dann irgendein Unsinn zum Naturrecht erklärt wird. Natur darf hier nicht im naturwissenschaftlichen Verstand genommen werden. Es geht zunächst mal nur um den Menschen als Einzelwesen und im Zusammenleben mit anderen. Eigentlich ist Naturrecht ein früher soziologischer Ansatz zur Normfindung. Früh spielte auch eine Rolle der Vergleich eigener Normen mit denen von Nachbarvölkern auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Merkur Geschrieben 19. September 2014 Melden Share Geschrieben 19. September 2014 ... Es geht zunächst mal nur um den Menschen als Einzelwesen und im Zusammenleben mit anderen. Eigentlich ist Naturrecht ein früher soziologischer Ansatz zur Normfindung. Früh spielte auch eine Rolle der Vergleich eigener Normen mit denen von Nachbarvölkern auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Um das Zusammenleben mit anderen geht es im Recht doch immer. Der Vergleich von Rechtsordnungen birgt die Gefahr, dass etwas, das überall üblich ist oder war, als naturrechtlich legitimiert angesehen wird (z.B. die Berechtigung der Todesstrafe). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
helmut Geschrieben 19. September 2014 Melden Share Geschrieben 19. September 2014 Übrigens hat Udalricus die Frage nicht beantwortet, wie er Naturrecht zur Entscheidungsgrundlage machen will, wenn er nicht einmal belegen kann dass es existiert. Noch viel weniger wird er seinen Inhalt belegen können, was der willkürlichen Erfindung angeblich naturrechtlicher Tatbestände Tür und Tor öffnet - und davon hat die Kirche in der Vergangenheit genügend Gebrauch gemacht. Ich habe ja klargestellt, dass das Naturrecht im Bereich der weltanschaulichen Überzeugung liegt und so den gesellschaftlichen und politischen Einsatz der von ihm Überzeugten prägt. Wer überzeugt ist, dass Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod ein Lebensrecht besitzen, welches ein natürliches Recht darstellt, wird sich dementsprechend für dieses "Naturrecht" einsetzen, wer nicht daran glaubt, eben nicht. Also eine subjektive sache. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 21. September 2014 Melden Share Geschrieben 21. September 2014 Natur darf hier nicht im naturwissenschaftlichen Verstand genommen werden. Es geht zunächst mal nur um den Menschen als Einzelwesen und im Zusammenleben mit anderen. Eigentlich ist Naturrecht ein früher soziologischer Ansatz zur Normfindung. Früh spielte auch eine Rolle der Vergleich eigener Normen mit denen von Nachbarvölkern auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Dieser Vergleich scheint in Zeiten globaler gegenseitiger Beeinflussungen nur noch schwer möglich bzw. sinnvoll zu sein. Die Frage ist nun die, ob dieses Naturrechtsverständnis dem entspricht, was das römische Lehramt zumindest vertrat und das Gruppierungen der laufenden Debatte in der Kirche vertreten. Mir scheint hier eher ein Nachklapp der neuscholastischen Theorie am Werke zu sein, derzufolge es eine klare, aus der Natur ableitbare Ordnung gebe, die der Verstand erkennen könne und die man dann Naturrecht nennt. 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Mat Geschrieben 22. September 2014 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 22. September 2014 Natur darf hier nicht im naturwissenschaftlichen Verstand genommen werden. Es geht zunächst mal nur um den Menschen als Einzelwesen und im Zusammenleben mit anderen. Eigentlich ist Naturrecht ein früher soziologischer Ansatz zur Normfindung. Früh spielte auch eine Rolle der Vergleich eigener Normen mit denen von Nachbarvölkern auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Dieser Vergleich scheint in Zeiten globaler gegenseitiger Beeinflussungen nur noch schwer möglich bzw. sinnvoll zu sein. Die Frage ist nun die, ob dieses Naturrechtsverständnis dem entspricht, was das römische Lehramt zumindest vertrat und das Gruppierungen der laufenden Debatte in der Kirche vertreten. Mir scheint hier eher ein Nachklapp der neuscholastischen Theorie am Werke zu sein, derzufolge es eine klare, aus der Natur ableitbare Ordnung gebe, die der Verstand erkennen könne und die man dann Naturrecht nennt. Hinter diesem Gedanken des Naturrechts steht ja das Modell einer gottgewollten Ordnung (woher man diese auch immer ableiten mag). Zumindest im Mittelalter waren sich da ja Gesellschaft und Kirche auch einig und zumindest außerhalb der Städte war es ja auch extrem schwierig außerhalb der Ordnung zu leben. Dieser Gedanke der gottgewollten Ordnung ist in der Kirche aber auch heute noch sehr lebendig. Dies gilt sowohl hinsichtlich der kirchlichen Hierarchie (da sehen sich die Vertreter sehr gerne in einer gottgewollten Ordnung einschließlich sämtlicher damit verbundenen Privilegien und Machtansprüche) aber auch für die Gesellschaft. Wenn beispielsweise immer wieder davon gesprochen wird, dass die Familie die kleinste Zelle der Gesellschaft sei, dann geht es um ein Denken von Ordnung. Und weiter gedacht geht es nicht nur um eine geordnete Gesellschaft, sondern auch um geordnete Sexualität und das Postulat, dass ein Mensch nur in einer Ordnung menschlichen leben kann. Diese Ordnung wird dann als objektiv gegebn gedacht. Die Idee, dass es zur Würde des Menschen gehört, v.a. i m persönlichen Bereich, sich die Dinge frei zu gestalten und im Miteinander Regeln auszuhandeln, ist einem Ordnungsdenken ein Graus. Alles, was von der Ordnung abweicht kann danach nur in Sünde enden. Eine verantwortete Lebensgestaltung in einer gewissen Freiheit liegt hier anscheinend außerhalb der Vorstellung. Dieses Ordnungsdenken scheint aber immer noch einen großen Nutzen zu haben. Selbst wenn der Papst im Zusammenhang mit Wiederverharateten von Barmherzingkeit spricht, muss man nicht lange auf die Gegenreaktion warten, die anführt, das Barmherzigkeit hier eine Akzeptanz von Sünde sei und das gehe nun gar nicht. Aus systemtheoretischer Sicht könnte aber auch eine Rolle spielen, dass die einmal gefundene Lösung bzw. das Denkmuster stabil bleibt, obwohl sich die Umwelt schon längst gedreht hat. Man spricht hier auch von Überstabilität, die in ein Problem führt, weil Umwelt und Systemregeln nicht mehr kompatibel sind. Ich finde es extrem ärgerlich, dass soetwas im Zusammenspiel (oder besser Gegensatz) Gesellschaft-Kirche immer wieder beobachtbar ist, dass Kirche so unfassbar weltfremd Regeln als einzig human behauptet, die den Standards allgemein als human akzeptierten Denkens nicht mehr entsprechen. Mich zerreißt diese Haltung manchmal, besenrs dann, wenn Leute, die genau diese Brüche kennen und auch beklagen, andererseits mit dem Hinweis auf die Systemstabilität und die Konservativen Änderungen in der Kirche eher befürchten als herbeisehnen. 7 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lothar1962 Geschrieben 22. September 2014 Melden Share Geschrieben 22. September 2014 Selbst wenn der Papst im Zusammenhang mit Wiederverharateten von Barmherzingkeit spricht, muss man nicht lange auf die Gegenreaktion warten, die anführt, das Barmherzigkeit hier eine Akzeptanz von Sünde sei und das gehe nun gar nicht. Ich gehe hier noch einen großen Schritt weiter. Wiederverheiratete benötigen keine Barmherzigkeit. Sie benötigen entweder eine umgehende voraussetzungslose Zulassung zur Teilnahme an allen Sakramenten oder zumindest klare Regeln, welche tatsächlich auch erbringbaren Voraussetzungen notwendig sind, um die Zulassung zu den Sakramenten zu haben. Oder die deutliche Ansage, dass man sie nicht in der Kirche haben will, weil man ganz grundsätzlich aus systematischen Erwägungen heraus diese Lebensweise keinesfalls in der Kirche haben will. Alles andere ist unfaires Herumgetue - man will die Leute nicht verlieren, will die "Unauflöslichkeit der Ehe", die noch nie wirklich gegeben war und über ein Ideal nie hinausging, nicht aufgeben und will kirchenpolitisch einen starken konservativen Teil der Kirche nicht verschrecken. Wäre ich geschiedener Wiederverheirateter, würde die Aussage, dass meine Frau und ich nun aus "Barmherzigkeit" wieder an der Eucharistie teilnehmen dürften, ein Grund, kreischend davon zu laufen. Ach ja: Deiner Auffassung, dass die Kirche hier Überregulierung betreibt, stimme ich natürlich zu. Dass diese Überregulierung nicht unbedingt Böswilligkeit darstellt, sondern eventuell auch auf einer Angst beruht, deutest Du ja selber an. 2 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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