mn1217 Geschrieben 24. Januar 2015 Melden Share Geschrieben 24. Januar 2015 Wenn man die Sündenfallerzählung nicht kreationistisch liest, dass es im Anbeginn also ein leidfreies Paradies gegeben habe, dann war Leben seit jeher mit Leiden verbunden. Um aus einem Hymnus (Gen 1,1-24a) oder einem Mythos (Gen 2, 4b-3,24) Realaussagen wie "Leidfreiheit" zu extrahieren muss man eine theologische Koryphäe sein. [...] Das ist nicht unbedingt kreationistisch, sondern abstrus. Nun ja, in der Tradition hat es die Vorstellung eines leidfreien Paradieses allerdings gegeben, endet die Vertreibung aus dem Paradies als Strafe für den Sündenfall doch mit den Geburtswehen und - schmerzen der Frau, den Plagen des Ackerbaus, der leidvollen Arbeit des Mannes, dem Schweiße des Angesichts unter dem man sein tägliches Brot essen wird. Ein Kreationist wird tatsächlich glauben können, dass es vor dem Sündenfall z.B. noch keine Geburtswehen gab. Naja, die treten mit der ersten menschlichen Geburt auf. Kühe und andere weiblcihe Tiere haben zwar auch Wehen, aber der spezielle Körperbau des Menschen macht das Ganze schon deutlich unangenehmer. Es ist schon auch das, was uns zum Menschen macht, was eben auch Schmerz erzeugt. Und die Fähigkeit, darüber nachzudenken, nach dem "Sinn" zu fragen usw ist-zumindest soviel wir wissen- auch menschlich. Oder zumindest nach menschlciher Definition dem vorbehalten, was wir als "intelligentes Leben" definieren. Dass es Katastrophen-zB einen größeren Meteoriteneinschlag- auch VOR den Menschen gegbn hat und zB die Saurier darunter "gelitten" haben, ist ja zumindest sehr wahrscheinlich. Sauerstoff war für viele Anaerobier auch eine Katastrophe. Es ist uns nur nicht überliefert,welche Antwort sie auf die Frage fanden,w arum Gott das zugelassen hat oder ob sie sich diese Frage überhaupt stellten. Aber GEGEBEN hat es da immer. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 24. Januar 2015 Melden Share Geschrieben 24. Januar 2015 "Leid" ist etwas extrem subjektives. Ohne ein Bewusstsein sowie die grundsätzliche abstrakte Fähigkeit in "Gut" und "Böse" unterscheiden zu können, stellt sich die "Leidfrage" überhaupt nicht. Die Theodizee bzw. das Wissen um das Leid ist der Preis den die Menschheit für "das Naschen vom Baum der Erkenntnis" sprich die Entwicklung eines moralischen Selbstbewusstseins zahlen muss. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 24. Januar 2015 Melden Share Geschrieben 24. Januar 2015 (bearbeitet) "Leid" ist etwas extrem subjektives. Ohne ein Bewusstsein sowie die grundsätzliche abstrakte Fähigkeit in "Gut" und "Böse" unterscheiden zu können, stellt sich die "Leidfrage" überhaupt nicht. Ich meine, dass das so in dieser Verallgemeinerung nicht stimmt, denn man braucht nicht sehr viel Unterscheidungsvermögen von Gut und Böse - das ja wiederum zu extrem subjektiven Ergebnissen führt - um die Meinung zu teilen dass das Sterben eine krebskranken Kindes leidhaft ist. Ich erinnere an "Die Pest" von Albert Camus, wo in einer unheimlich dichten Szene das Sterben des Söhnchens des Richters Othon geschildert wird, das vom atheistischen Arzt Dr. Rieux und vom strenggläubigen Jesuiten Paneloux gleichermaßen als eine unerträgliche Erscheinung von Leid empfunden wird. bearbeitet 24. Januar 2015 von Der Geist Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 24. Januar 2015 Melden Share Geschrieben 24. Januar 2015 (bearbeitet) Das Sterben eines krebskranken Kindes ist für den Menschen so schlimm, weil unser moralischer Kompass den Tod eines Kindes grundsätzlich und den schmerzhaften Tod im Besonderen als ungerecht empfindet. Wenn ein Gnukalb von einem Löwen gerissen wird, wird sich die Gnukuh kaum die Frage stellen, warum es nun ihr Kalb sein musste. Sie wird einige Tage trauern und den Verlust dann vergessen. Etwas, was der Mensch nicht so einfach kann. Vorallem wird das Gnu an diesem Verlust nicht verzweifeln und die Weltordnung in Frage stellen. bearbeitet 24. Januar 2015 von Flo77 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 25. Januar 2015 Melden Share Geschrieben 25. Januar 2015 (bearbeitet) Das Sterben eines krebskranken Kindes ist für den Menschen so schlimm, weil unser moralischer Kompass den Tod eines Kindes grundsätzlich und den schmerzhaften Tod im Besonderen als ungerecht empfindet. Wenn ein Gnukalb von einem Löwen gerissen wird, wird sich die Gnukuh kaum die Frage stellen, warum es nun ihr Kalb sein musste. Sie wird einige Tage trauern und den Verlust dann vergessen. Etwas, was der Mensch nicht so einfach kann. Vorallem wird das Gnu an diesem Verlust nicht verzweifeln und die Weltordnung in Frage stellen. Ich denke nicht, dass das mit Moral zu tun. Wie bereits hier erwaehnt, es handelt um Empathie. Moral ist ein nachgelagertes System, zu allererst rebelliert unser Gefuehl, weil es uns in die Lage versetzt, mitzuleiden. Ich halte nichts davon, Tode oder Ungluecke in ein System von gut und boese einzuordnen, sie passieren notwendigerweise, weil sie aus einem Gesamtzusammenhang entstehen (der muss uns nicht gefallen, aber er existiert. Krankheiten entstehen aus Ursachen, Verbrechen aus sozialen Zusammenhaengen, Naturkatastrophen aus vorhandenen natuerlichen Gegebenheiten). Um Emphatie zu haben, brauchen wir nicht die Notwendigkeit von Geschehnissen einzusehen (Leid koennen wir versuchen zu lindern, dazu braucht es keine Sinnfrage zu stellen, das geht ob mit oder ohne Religion oder Philosophie, wie ein Blick auf die Welt zeigt). Eine Reihe Menschen neigen dazu, Leid als persoenlichen Angriff auf sich oder die Menschhheit aufzunehmen. (Warum muss mir das passieren?) Abgesehen davon, dass die Frage undurchdacht ist (Soll es etwa anderen eher passieren als mir?) Wenn man so denkt, kommt man notwendigerweise in eine Falle, der man nicht entrinnen kann und verstrickt sich in sowohl komplizierte als auch unbefriedigende und meistens haltlose (theologische oder philosophische) Konzepte. Das kommt daher, dass sie Leid nicht als einfach zum Leben dazugehoerig empfinden und als ein dem Leben, wie es eben in seinen Ablaeufen strukturiert ist, immantentes Geschehen, sondern als irgendwie unmoralische Zumutung (an einen solchen Gott kann ich nicht glauben etc.). Dahinter steckt eine mangelnde Abstraktion. Abstraktion wuerde erlauben, Leid als nicht zielgerichtet gegen sich selbst zu erfahren, sondern als Folge eines (objektiven) Geschehens (Unfall, Krankheit, Naturkatastrophe) . Eine solche Abstraktion nivelliert Leid nicht, es setzt es in einen anderen Gesamtzusammenhang. Und es funktionalisiert Leid nicht fuer irgendwelche ihm willkuerlich angedachten "Zwecke". bearbeitet 25. Januar 2015 von Long John Silver Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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