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Eine Studie zur Lage katholischer Seelsorgerinnen und Seelsorger


Chrysologus

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Wie soll jemand für einen Beruf werben, von dem er selber nicht mehr überzeugt ist, zumindest bei einem Beruf mit so totalem Anspruch wie dem Priesterberuf?

 

Bedeutet das wirklich, dass diese 25 Prozent von ihrem Beruf nicht mehr überzeugt sind?

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Eine interessante Studie zur Lage der Seelsorgenden. Eine etwas längerer Bericht mit interessanten Grafiken. Einen interessanten Wert nennen jedoch weder die DBK noch katholisch.de, aus dem hiesigen Ordinariat wurde mündlich darauf verweisen, dass die Pastoralreferenten spiritueller seien als die Priester.

Mir drängst sich da die Frage auf: Was bedeutet "spirituell" das klingt in diesem Zusammenhang fast so blöd wie "jesuanisch"

 

Und wie mißt man Spiritualität, gibts da einen Maßstab, nach dem man festlegt, ob jemand etwa 23,5 Grad auf der nach oben offenen Antonius-Skala hat?

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Du magst es so werten und betonen; ich anders. Und nun?

Für mich ist die Sache klar.

Zölibat abschaffen.

Der größte und zudem schlecht begründeter Schwachsinn, der kaum einem weitergeholfen hat, aber vielen geschadet, insbesondere der Kirche mit fatalen Folgen.

Wer dennoch enthaltsam leben möchte, dem steht dies ja dennoch frei.

Wo liegt der behauptete Schaden für die Kirche? - Es gibt ja Konfessionen ohne Zölibat, was ist dort sonst besser als in der Kirche?

 

 

Die Kirche begrenzt den Pool der für das Priesteramt in frage Kommenden dadurch. Im Übrigen gilt das Genauso für die Beschränkung auf Männer.

 

Das kann man auch als Ressourcenverschwendung sehen und das in Zeiten eines extremen Fachkräftemangels im bereich der Priester.

 

Wie gesagt, andere Konfessionen machen das ja, und? (Bei Evangelens haben die genauso zusammengelegten Pfarreien halt viele Teilzeitpfarrer, was der Kontinuität der Seelsorge sicher auch nicht dient.)

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Eine interessante Studie zur Lage der Seelsorgenden. Eine etwas längerer Bericht mit interessanten Grafiken. Einen interessanten Wert nennen jedoch weder die DBK noch katholisch.de, aus dem hiesigen Ordinariat wurde mündlich darauf verweisen, dass die Pastoralreferenten spiritueller seien als die Priester.

Mir drängst sich da die Frage auf: Was bedeutet "spirituell" das klingt in diesem Zusammenhang fast so blöd wie "jesuanisch"

 

Und wie mißt man Spiritualität, gibts da einen Maßstab, nach dem man festlegt, ob jemand etwa 23,5 Grad auf der nach oben offenen Antonius-Skala hat?

 

Man könnte es auch fromm nennen - oder religiös aktiv. Und das kann man durchaus erfassen.

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Eine interessante Studie zur Lage der Seelsorgenden. Eine etwas längerer Bericht mit interessanten Grafiken. Einen interessanten Wert nennen jedoch weder die DBK noch katholisch.de, aus dem hiesigen Ordinariat wurde mündlich darauf verweisen, dass die Pastoralreferenten spiritueller seien als die Priester.

Mir drängst sich da die Frage auf: Was bedeutet "spirituell" das klingt in diesem Zusammenhang fast so blöd wie "jesuanisch"

 

Und wie mißt man Spiritualität, gibts da einen Maßstab, nach dem man festlegt, ob jemand etwa 23,5 Grad auf der nach oben offenen Antonius-Skala hat?

 

Man könnte es auch fromm nennen - oder religiös aktiv. Und das kann man durchaus erfassen.

 

Na, die Beichte kann jedenfalls nicht gemeint sein, denn die nutzen noch weniger Pastoralreferenten als Priester.

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Verheiratete Leute, die sagen "Wenn ich nochmal jung wäre, würde ich mich nicht nochmal für die Ehe entscheiden, sondern mein Leben zölibatär verbringen" hab ich noch nicht getroffen, aber du kennst da sicher einige.

 

Du wirst es nicht glauben, aber solche Menschen gibt es in der Tat. Aber auch hier sage ich, dass die getroffene Entscheidung verbindlich ist.

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Na, die Beichte kann jedenfalls nicht gemeint sein, denn die nutzen noch weniger Pastoralreferenten als Priester.

 

Nun, eine solche Studie wäre nichts Wert, wenn sie versuchte, ein komplexes Thema wie Spiritualität an einem einzigen Wert fest zu machen - der darüber hinaus nicht einmal sagt, welche Bedeutung etwa die Beichte für das Leben des Einzelnen hat.

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Verheiratete Leute, die sagen "Wenn ich nochmal jung wäre, würde ich mich nicht nochmal für die Ehe entscheiden, sondern mein Leben zölibatär verbringen" hab ich noch nicht getroffen, aber du kennst da sicher einige.

 

Du wirst es nicht glauben, aber solche Menschen gibt es in der Tat. Aber auch hier sage ich, dass die getroffene Entscheidung verbindlich ist.

 

Fragt sich nur, was die Leute dann daraus machen: Ich kann äußerlich vollkommen regelkonform meine Ehe innerlich aufkündigen. Ich rede mit meiner Frau nicht mehr, wir gehen getrennte Wege, man wohnt noch zusammen, aber das Leben des Einen hat auf das Leben des anderen keinen wirkliche Einfluss mehr. Das geht durchaus.

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Aus dem Artikel Spiritual Dryness as a Measure of a Specific Spiritual Crisis in Catholic Priests: Associations with Symptoms of Burnout and Distress eine Erklärung zur Messung von Spiritualität:

 

Daily Spiritual Experiences. The instrument was
developed as a measure of a person’s perception of the tran-
scendent in daily life, and thus the items measure experience
rather than particular beliefs or behaviors [27, 28]. Here we
used the 6-item version of the daily spiritual experience scale
(DSES; α = .91) which uses specific items such as feel God’s
presence, God’s love, desire to be closer to God (union), find
strength/comfort in God, and touched by beauty of creation
[27].
The response categories are “many times a day,” “every
day,” “most days,

 

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Verheiratete Leute, die sagen "Wenn ich nochmal jung wäre, würde ich mich nicht nochmal für die Ehe entscheiden, sondern mein Leben zölibatär verbringen" hab ich noch nicht getroffen, aber du kennst da sicher einige.

 

Du wirst es nicht glauben, aber solche Menschen gibt es in der Tat. Aber auch hier sage ich, dass die getroffene Entscheidung verbindlich ist.

 

Auch ein Viertel derer die noch verheiratet sind?

 

Werner

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Verheiratete Leute, die sagen "Wenn ich nochmal jung wäre, würde ich mich nicht nochmal für die Ehe entscheiden, sondern mein Leben zölibatär verbringen" hab ich noch nicht getroffen, aber du kennst da sicher einige.

 

Du wirst es nicht glauben, aber solche Menschen gibt es in der Tat. Aber auch hier sage ich, dass die getroffene Entscheidung verbindlich ist.

 

Auch ein Viertel derer die noch verheiratet sind?

 

Werner

 

Wahrscheinlich überwiegend Frauen.

 

SCNR

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Die Arbeitsüberlastung ist nicht nur eine Frage der Stunden.

Wenn man das Gefühl hat, dass aus der Arbeit was Gutes rausspringt, kann man viel arbeiten. Da kommt auch bei 60 Wochenstunden kein Burn Out.

Depression und Burn Out kommen dann, wenn man arbeitet und arbeitet - und kein fühl- oder sichtbares Ergebnis kommt heraus.

Dann mangelt es an Motivation und man muss sich künstlich (und kraftaufwändig) selbst motivieren, ohne dass diese künstliche Motivation für Rückenwind sorgen könnte. Die Motivation "das muss ich machen, das ist nun mal mein Job!" ist bei Weitem nicht so gut, wie die Motivation "das wird gut! Und alle werden bereichert!"

 

Wenn ein Priester/Diakon/Pasti/Gemeindereferent für ein Dorf mit 4000 Katholiken zuständig ist, kann er vieles wachsen sehen. Seine Arbeit kommt auf ihn zurück - nicht nur in Form von Lob, sondern vor allem in Form von fühl- und beobachtbarem Erfolg. Da kann er sehen: "Ich habe demjenigen geholfen. Und jetzt ist ihm geholfen." Da kann man sich mitfreuen. "Meine Arbeit hat sich ausgezahlt!"

 

Wenn man in unüberschaubaren Pastoralgebilden arbeitet (wie sich dies momentan immer mehr verbreitet), dann arbeitet man weitgehend ohne diese Motivationsquelle. Diejenigen, denen man etwas gegeben hat, sieht man hinterher so wenig. Und bei vielen wäre es notwendig, noch einen "Nachbrenner" hinzuzuschalten - also Korrekturen, weitere Impulse oder ein Eingehen auf wichtige Details.

Aber nach der Beerdigung sieht man die Trauernden oft nicht mehr. Man kennt sie auch nicht. Man hat sie nur kurz im Trauergespräch mal kennen gelernt. Dann musste man sich anderen wichtigen Dingen zuwenden. Und auch die Trauernden kommen nicht mehr. Sie hatten sowieso schon das Gefühl, den Pfarrer/Diakon/Pasti/Gemeindereferenten zu belasten. Es wurde ein bisschen Vertrauen aufgebaut. Aber es geht nicht weiter.

Gleiches gilt für Brautpaare, Tauffamilien, Erstkommunionkinder, Firmanden. Auch Ministranten, Kirchenchöre, Frauengemeinschaften ... wer kann sie denn wirklich begleiten?

 

Und damit fällt eine wichtige Motivation aus.

 

Viele Hauptamtliche weichen dann auf anderes aus. Nicht Seelsorge. Nichts wofür man einen langwierigen Prozess von Begleitung, Vertrauensbildung und kontinuierlichem Zusammenleben braucht: Denn dies ist ja nicht möglich.

Also greifen viele zu Ersatzlösungen.

Der eine schwelgt im Team. Der andere stürzt sich in Verwaltungsfragen. Wieder andere geben sich mit Projekten zufrieden. Also lauter Beschäftigungen, die wieder handhabbar und überschaubar sind, und wo man wenigstens eine Zeit lang kontinuierlich mit einem überschaubaren Keis zusammenarbeiten kann.

 

Andere ziehen sich auf sich selbst zurück. Oder sie hadern.

Wieder andere versuchen das Unmögliche dennoch möglich zu machen - und werden zu Workaholiks, bis sie der Burn Out frisst. Oder der Alkohol. Oder das Privatleben (es gibt ja so viele schöne Urlaubsorte auf dieser Welt).

Hmm, hört sich schon ziemlich traurig und doch recht dramatisch an.

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Nachwuchs? Ich weiß ja nicht, wo ihr lebt, aber wir hatten zuletzt einen Mexikaner und Vietnamesen, was ok ist - nur näher lässt sich wohl keiner finden.

 

 

 

 

 

Verheiratete Leute, die sagen "Wenn ich nochmal jung wäre, würde ich mich nicht nochmal für die Ehe entscheiden, sondern mein Leben zölibatär verbringen" hab ich noch nicht getroffen, aber du kennst da sicher einige.

 

Du wirst es nicht glauben, aber solche Menschen gibt es in der Tat. Aber auch hier sage ich, dass die getroffene Entscheidung verbindlich ist.

 

Auch ein Viertel derer die noch verheiratet sind?

 

Werner

 

Wahrscheinlich überwiegend Frauen.

 

SCNR

 

Sowohl die Ehe als auch das Zölibat sind ein - mehr oder weniger - das Zölibat etwas mehr und weniger selbstbestimmtes - (selbst)auferlegtes Übel :P

bearbeitet von josephine
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Nachwuchs? Ich weiß ja nicht, wo ihr lebt, aber wir hatten zuletzt einen Mexikaner und Vietnamesen, was ok ist - nur näher lässt sich wohl keiner finden.

 

Och, manchmal finden die sich auch gleich um die Ecke. Die kleine Diasporanachbargemeinde im 5 km entfernten Nachbardorf hat in den letzten zehn Jahren drei Neupriester "geliefert": zwei Vietnamesen und einen Italiener. Die sind deutsche Staatsbürger, hier geboren (einer von ihnen wenige Wochen, nachdem die "Cap Anamur" seine Eltern im südchinesischen Meer aufgefischt hatte), die sind hier aufgewachsen und sprechen unter anderem pefekt schwäbisch. So ne schwäbisch-vietnamesische Dorfprimizfeier hat schon was. :daumenhoch:

Aus dem übernächsten Dorf hätte ich noch einen perfekt schwäbisch sprechenden Brasilianer zu bieten, aber der ist vor 40 Jahren noch in Fortaleza geboren, ehe ihn seine Eltern nach hier importiert haben.

 

http://gxvn-stuttgart.de/showvideo.php?title=Primizfeier+Prister+18.07.2010&video=LeTuanAnh

bearbeitet von Julius
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Hmm, hört sich schon ziemlich traurig und doch recht dramatisch an.

Passt halt zu meiner These, dass die katholische Kirche nicht vor dem Kollaps steht, sondern sich schon mitten darin befindet.

Wie bei den Priestern wird auch die Zahl der Hauptamtlichen in den nächsten Jahren dahinschwinden. Aber das sind nur die Zahlen. Genauso schlimm ist das Schwinden der Motivationswurzeln. Es ist einfach nicht motivierend, sich in X Orten zu zerfleddern. Tut man dies (Zerfleddern) aber nicht, bilden sich Strukturen heraus, die mit den jetzigen kaum noch Ähnlichkeit haben. Und das will man (zumindest jetzt noch) nicht riskieren. Denn niemand kann sagen, ob dann nicht in weiten Regionen überhaupt was Lebensfähiges bleibt.

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da sind wir uns völlig einig wobei wir Unierten diese Probleme absolut nicht so dramatisch haben, und nein das liegt nicht an der Priesterehe in erster Linie sondern ich glaube am Selbstverständnis des Klerus.Er hat nicht versucht sich "neu zu erfinden" nach dem Konzil sondern er ist so wie vorher.

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Laut der Studie (siehe die Seite seelsorgestudie.de) ist das Burn-Out-Risiko geringer als bspw. Ärzten und Lehrern. Es wird über fehlende Anerkennung gesprochen, dieses Problem kennen Lehrer auch (mit vielen anderen Berufsgruppen).

 

Was ich viel spannender fände als die Nabelschau "Seelsorge", wäre der größere Zusammenhang mit anderen Berufen. Was wird von wem als besser/schlechter empfunden? Haben bspw. Priester mehr beruflichen Freiraum als Lehrer, angestellte Akademiker oder andere vergleichbar Qualifizierte? Wie sieht es mit der Vergütung aus bei Pastoralreferenten verglichen mit - bspw. - anderen Geisteswissenschaftlern? Der Jobsicherheit (zumindest für die wichtig, die Familie haben)?

 

Ich bin (vielleicht weiß es der eine oder andere) selber Arzt und fand und finde es immer zum Erbrechen, wenn Kollegen - leider selbst erlebt - den Patienten berichten, wie schlecht es ihnen als Ärzte doch ginge.

 

Die Beteiligten der noch zum Großteil marktfernen Berufsfelder (Seelsorge - in der Kirche, Lehrer - in der Schule, auch viele ambulante Ärzte - durch das KV-System geschützt) haben oftmals keine blassen Schimmer, wie es "draußen" zugeht. Daher interessiert mich eben genau das: der Vergleich mit der richtigen Welt.

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Hmm, hört sich schon ziemlich traurig und doch recht dramatisch an.

Passt halt zu meiner These, dass die katholische Kirche nicht vor dem Kollaps steht, sondern sich schon mitten darin befindet.

Wie bei den Priestern wird auch die Zahl der Hauptamtlichen in den nächsten Jahren dahinschwinden. Aber das sind nur die Zahlen. Genauso schlimm ist das Schwinden der Motivationswurzeln. Es ist einfach nicht motivierend, sich in X Orten zu zerfleddern. Tut man dies (Zerfleddern) aber nicht, bilden sich Strukturen heraus, die mit den jetzigen kaum noch Ähnlichkeit haben. Und das will man (zumindest jetzt noch) nicht riskieren. Denn niemand kann sagen, ob dann nicht in weiten Regionen überhaupt was Lebensfähiges bleibt.

 

Der Punkt mit dem Zerfleddern ist mir noch nicht ganz klar, da zu stichwortartig. Warum muss dies vermeintlich sein?

bearbeitet von josephine
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Nachwuchs? Ich weiß ja nicht, wo ihr lebt, aber wir hatten zuletzt einen Mexikaner und Vietnamesen, was ok ist - nur näher lässt sich wohl keiner finden.

 

Och, manchmal finden die sich auch gleich um die Ecke. Die kleine Diasporanachbargemeinde im 5 km entfernten Nachbardorf hat in den letzten zehn Jahren drei Neupriester "geliefert": zwei Vietnamesen und einen Italiener. Die sind deutsche Staatsbürger, hier geboren (einer von ihnen wenige Wochen, nachdem die "Cap Anamur" seine Eltern im südchinesischen Meer aufgefischt hatte), die sind hier aufgewachsen und sprechen unter anderem pefekt schwäbisch. So ne schwäbisch-vietnamesische Dorfprimizfeier hat schon was. :daumenhoch:

Aus dem übernächsten Dorf hätte ich noch einen perfekt schwäbisch sprechenden Brasilianer zu bieten, aber der ist vor 40 Jahren noch in Fortaleza geboren, ehe ihn seine Eltern nach hier importiert haben.

 

http://gxvn-stuttgart.de/showvideo.php?title=Primizfeier+Prister+18.07.2010&video=LeTuanAnh

 

Schon klar, die hier Geborenen zähle ich mal freimütig zu den Deutschen.

Die meisten können besser deutsch als ihre Muttersprache - das ist wohl entgegen der üblichen Vorurteile sehr üblich und verbreitet und weiß ich wohl besser als du.

Nö, diejenigen, die ich meinte, konnten nicht wirklich deutsch. Stört mich persönlich aber auch nicht wirklich, sondern wollte nur verdeutlichen, dass es um den Nachwuchs offensichtlich schlecht bestellt ist oder bist du da anderer Auffassung? Ich denke, dass das Zölibat da durchaus ein entscheidender Grund dafür ist. Heutzutage tut sich doch sowas kaum jemand mehr freiwillig an. Die Ansichten und Werte haben sich eben geändert.

bearbeitet von josephine
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Laut der Studie (siehe die Seite seelsorgestudie.de) ist das Burn-Out-Risiko geringer als bspw. Ärzten und Lehrern. Es wird über fehlende Anerkennung gesprochen, dieses Problem kennen Lehrer auch (mit vielen anderen Berufsgruppen).

 

Was ich viel spannender fände als die Nabelschau "Seelsorge", wäre der größere Zusammenhang mit anderen Berufen. Was wird von wem als besser/schlechter empfunden? Haben bspw. Priester mehr beruflichen Freiraum als Lehrer, angestellte Akademiker oder andere vergleichbar Qualifizierte? Wie sieht es mit der Vergütung aus bei Pastoralreferenten verglichen mit - bspw. - anderen Geisteswissenschaftlern? Der Jobsicherheit (zumindest für die wichtig, die Familie haben)?

 

Ich bin (vielleicht weiß es der eine oder andere) selber Arzt und fand und finde es immer zum Erbrechen, wenn Kollegen - leider selbst erlebt - den Patienten berichten, wie schlecht es ihnen als Ärzte doch ginge.

 

Die Beteiligten der noch zum Großteil marktfernen Berufsfelder (Seelsorge - in der Kirche, Lehrer - in der Schule, auch viele ambulante Ärzte - durch das KV-System geschützt) haben oftmals keine blassen Schimmer, wie es "draußen" zugeht. Daher interessiert mich eben genau das: der Vergleich mit der richtigen Welt.

Lehrer sind gemein und haben keine Anerkennung für das Mobben von Schülern verdient.

Oder hat schon mal jemand einen Priester sagen gehört... nun ja, vielleicht wäre es ja empfehlenswert, dass sie sich den Protestanten/Freikirchen/sonstwas anschließen und mir den Spiegel mit ihren schlechten Kirchenleistungen/moralischen Fehltritten nicht mehr vorhalten :lol:

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... sondern wollte nur verdeutlichen, dass es um den Nachwuchs offensichtlich schlecht bestellt ist oder bist du da anderer Auffassung? Ich denke, dass das Zölibat da durchaus ein entscheidender Grund dafür ist. Heutzutage tut sich doch sowas kaum jemand mehr freiwillig an.

 

Undifferenziertem, als "Verdeutlichung" oder "Ansicht" bezeichnetem Allerweltsgerede wie "um den Nachwuchs ist es schlecht bestellt" schließe ich mich, ohne näher hinzuschauen, nicht an. "Um den Nachwuchs ist es schlecht bestellt" jammern inzwischen schon fast seit Jahrzehnten Handwerkskammern und Handwerker, neuerdings sind, oh Wunder, sogar jugendliche Asylbewerber als Lehrlinge gefragt und es würden, wie zu hören ist, wieder oh Wunder, sehr gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. Ich halte diesen Ausspruch "um den Nachwuchs ist es schlecht bestellt" für so kurzschlüssig-undurchdacht wie die kürzlich so überaus tapfer und weitsichtig vorgetragene, an den Ergebnissen der hier im Thread vorgestellten Studie doch vorbeirudernden Forderung "Zölibat gehört abgeschafft", und ich halte auch nicht viel von allfälligem Heutzutage-Gezeter, dass sich das "kaum jemand mehr freiwillig antue". In unserem Bistum werden Anfang Juli sechs Neupriester geweiht: ich gehe nicht davon aus, dass die jemand mit vorgehaltener Pistole ins Priesterseminar gezwungen hat. Einer davon ist übrigens tatsächlich noch in Vietnam geboren: den haben sie vor 40 Jahren als Kleinkind aus dem Meer gefischt. Jetzt zählt er zu den sogenannten "Spätberufenen", der war hier schon Zivi, Auszubildender, Jungkolpingleiter usw. usw. Wenn ich mir diese sechs so ansehe (und ein paar afrikanische und indische, in unserer Gegend tätige Priester dazu), dann war es um den Nachwuchs in einem etwas anderen Sinne weniger gut bestellt, als die Weihejahrgänge zahlenmäßig noch größer waren - jedenfalls, wenn ich den Erzählungen ehemaliger Schüler und Gemeindemitglieder von Pfarrern Glauben schenke, die hier heute noch wahrnehmbaren geistigen Flurschaden angerichtet haben. Quantität ging nicht immer mit Qualität einher. - Auch afrikanische, indische oder papuanische Priester schrecken mich nicht. Die machen mich neugierig, die finde ich interessant - ihre Anwesenheit reisst mich nicht zu Schmerzensrufen hin, dass es um den Nachwuchs so schlecht bestellt sein müsse. Hier gibt es einige Priester von fernen Kontinenten, die binnen relativ kurzer Zeit so gut Deutsch gelernt haben, dass von "Sprachbarriere" nicht (mehr) die Rede sein kann. Die Leute mögen sie und unterstützen sie. Vielleicht täte ihnen, statt Seufzern, noch mehr, in oben genannter Studie angemahnte Unterstützung gut. Ob es immer mit Unterstützung alleine getan ist, ist eine andere Frage: ich weiss auch von einigen, die massive Probleme mit dem Einleben hatten und inzwischen wieder in ihre Heimatdiözesen zurückgekehrt sind. Das ist in meinen Augen die richtige Konsequenz und allemal besser als beim Anblick von ein paar Priestern von weit her gleich "um den Nachwuchs ist es aber schlecht bestellt" zu seufzen.

bearbeitet von Julius
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Laut der Studie (siehe die Seite seelsorgestudie.de) ist das Burn-Out-Risiko geringer als bspw. Ärzten und Lehrern. Es wird über fehlende Anerkennung gesprochen, dieses Problem kennen Lehrer auch (mit vielen anderen Berufsgruppen).

 

Was ich viel spannender fände als die Nabelschau "Seelsorge", wäre der größere Zusammenhang mit anderen Berufen. Was wird von wem als besser/schlechter empfunden? Haben bspw. Priester mehr beruflichen Freiraum als Lehrer, angestellte Akademiker oder andere vergleichbar Qualifizierte? Wie sieht es mit der Vergütung aus bei Pastoralreferenten verglichen mit - bspw. - anderen Geisteswissenschaftlern? Der Jobsicherheit (zumindest für die wichtig, die Familie haben)?

 

Ich bin (vielleicht weiß es der eine oder andere) selber Arzt und fand und finde es immer zum Erbrechen, wenn Kollegen - leider selbst erlebt - den Patienten berichten, wie schlecht es ihnen als Ärzte doch ginge.

 

Die Beteiligten der noch zum Großteil marktfernen Berufsfelder (Seelsorge - in der Kirche, Lehrer - in der Schule, auch viele ambulante Ärzte - durch das KV-System geschützt) haben oftmals keine blassen Schimmer, wie es "draußen" zugeht. Daher interessiert mich eben genau das: der Vergleich mit der richtigen Welt.

Lehrer sind gemein und haben keine Anerkennung für das Mobben von Schülern verdient.

Oder hat schon mal jemand einen Priester sagen gehört... nun ja, vielleicht wäre es ja empfehlenswert, dass sie sich den Protestanten/Freikirchen/sonstwas anschließen und mir den Spiegel mit ihren schlechten Kirchenleistungen/moralischen Fehltritten nicht mehr vorhalten :lol:

 

Zum Glück hast du überhaupt keine Vorurteile.

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In dem Satz "Lehrer sind gemein und haben keine Anerkennung für das Mobben von Schülern verdient." erkenne ich so ein bisschen Satire auf eben diese Vorurteile.

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Wenn man als kirchlicher Hauptamtlicher viele Schulen, Ministrantengemeinschaften, Frauengemeinschaften, Pfarrgemeinderäte, Katechesekreise, Chöre, Ensembles und sonstigen Gemeinschaften zu tun hat, in vielerlei verschiedenen Sozialgefügen mit jeweils eigenem Gepräge und eigenen Themen zu tun hat, ist ein Zerfleddern unumgänglich. Und das ist mehr, als man mit Zentralisierung und Delegation auf die Reihe biegen könnte.

 

Delegation ist auch ein zerfleddern. Da bekommt man dann von dem delegierten Bereich nur noch summarisch was mit.

 

Die Priester kennen ihre Ministranten oft nur dem Namen nach. Die Brautpaare von vielen Orten sieht man nur kurz - und dann sind sie wieder aus dem Blickpunkt verschwunden, ohne dass man sich weiter um sie kümmert und kümmern kann.

 

Momentan mache ich mit meinem Gemeindereferenten und meinem Firmteam die Firmvorbereitung in gefühlten 100 Dörfern. Bestimmt wird in einigen Firmanden was wachsen. Aber das werde ich nicht mitbekommen und schon gar nicht weiter fördern können. Es ist ja nicht nur so, dass die Firmanden nach abgeschlossener Firmung nicht mehr zum Pfarrer in die Kirche kommen. Der Pfarrer kommt ja auch nicht zu ihnen. Wie denn auch?

Und dabei wäre es doch sehr motivierend, wenn man sieht: "Boah, bei dem hat sich was entwickelt!" oder "Oha, der steht jetzt vor einigen kniffligen Entscheidungen, bei denen man prima beraten könnte." oder "Er würde ja gerne, aber sein Umfeld ist ihm ein Klotz am Bein."

 

Kaum etwas kann man über längere Zeit mitverfolgen. Das geht schon mit der Wahrnehmung los. Und dann geht es mit der Kommunikation weiter: Man steht nicht mehr in Kontakt. Geschweige denn, dass man wirklich kontinuierlich was machen könnte.

 

Ein weiteres Zerfleddern ist nicht auf der Kontaktschiene, sondern auf der inhaltlichen. Es gibt gerade in katechetischen und liturgischen Teams keine wirkliche Einheit. Da hat jeder Teamer seine eigenen Vorstellungen. Das wird dann durch "Kompromisse" geregelt, mit denen zwar jeder leben kann. Aber dies ist weit, weit, weit entfernt von eine authentischen Botschaft, in der der Lebensatem eines Katecheten lebt. Eine Teameinheit, die so etwas ermöglichen würde, hätte einen gewaltigen Preis. Da wären unabsehbar viele Gesprächsstunden notwendig. Ersatzweise arbeitet man dann mit gemeinsam "erarbeiteten" Programmen. Wie bewegend! Gemeinsam erarbeitet! Mordsforz! Aber solche Kompromisse sind eben nie authentische Botschaft. Dann hat man einen Charismenpool, aber das einzelne Charisma kann nie richtig aufleben - man muss ja Rücksicht auf den Rest des Teams nehmen.

 

Ich kann Dir ein ganz aktuelles Beispiel aus der Praxis geben, wenn Du willst. Aber da müsste ich einiges schreiben - wenn's niemanden wirklich interessiert, mache ich mir nicht die Mühe, es zu posten.

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