Jump to content

Erste "Pfarre Neu" in Wien - der Reformprozess kommt in Fahrt


Udalricus

Recommended Posts

Und der Pool an leitungsfähigen Laien ist auch begrenzt und ist im Schwinden begriffen.

Echt? Wenn das so sein sollte, dann besteht eben kein Interesse an (dieser Form von) Kirche. Dann helfen aber auch keine Strukturwandelprogramme mehr. Wie gesagt - Laien kann man fördern, und man kann sie an Schlüsselstellen auch bezahlt beschäftigen. Zumindest, so lange noch Geld da ist.

 

Die Tatsache, dass man Reformen an eindeutig erkannten Notwendigkeiten ausrichtet und nicht präventiv durchführt, kann man der Kirche nur bedingt vorwerfen. Das ist ein "Markenzeichen" der gesamten Menschheit.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Und der Pool an leitungsfähigen Laien ist auch begrenzt und ist im Schwinden begriffen.

Echt? Wenn das so sein sollte, dann besteht eben kein Interesse an (dieser Form von) Kirche. Dann helfen aber auch keine Strukturwandelprogramme mehr.

 

Dem ist so. Und die von Dir gezogene Konsequenz, dass dann auch kein Strukturwandelprogramm mehr hilft, halte ich für korrekt.

Das scheint mir momentan sowieso das Manko zu sein: Der Glaube, man könne durch Strukturprogramme die Kirche sanieren. Bei uns ist in den Gemeinden die Euphorie schon lange verflogen. Zusammenlegungen wurden anfangs zwar skeptisch, aber nicht ohne Interesse entgegengenommen. Aber irgendwann ist dann halt mal Schluss mit lustig. Wenn von der Diözese wieder ein neues Strukturelement beworben wird (und das tut man bei uns mit großem Aufwand), schütteln die Pfarrgemeinderäte den Kopf. Nicht schon wieder! Und was bringt das denn?

 

Die Idee mit dem geistlichen Prozess erscheint da schon besser. Aber wer soll diesen Prozess denn leiten? Den Leuten ist nicht so wichtig, dass das ein Priester sein muss. Wir haben hier sehr anerkannte Laien bei uns. Aber die sind dummerweise ziemlich überlastet. Die schaffen weitaus mehr, als es ihr Stellenschlüssel hergibt, und kommen trotzdem nicht hinterher. Und leiden auch unter der Unübersichtlichkeit vieler Dörfer, von denen jedes ein eigenes Sozialgefüge ist. Und leiden unter der Anonymität, die trotz ihres Einsatzes (in vielen Dörfern) wächst.

 

Ich denke, dass wir den Zusammenbruch einfach als gegeben nehmen müssen. Keine protzigen Programme mehr! Keine Illusionen, dass alles gut werde, wenn man nur dies oder jenes täte. Keine Schönfärberei, dass Kirche doch schließlich keine Frage der Zahlen sei. Sondern einfach annehmen: Wir sind schon mitten im Kollaps. Und wir machen daraus das Beste, so gut es eben geht. Und wir glauben. Und wir verkündigen. Und wir seelsorgen. Egal unter welchen Bedingungen und mit welchen Zahlen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Im Prinzip versucht Schönborn doch damit den CIC auszuhebeln.

 

Die canonisch vorgeschriebene Pfarrei wird samt residierendem Pfarrer muss bestehen bleiben (und diese Pfarrei bleibt auch unter der Leitung eines Klerikers) und wenn sie die Fläche und/oder Einwohnerzahl eines durchschnittlichen Landkreises umfasst...

Damit hebelt er eben gerade nicht aus, sondern bleibt ihm treu.

Ausgehebelt wird der CIC dort, wo Laien widerrechtlich eine Pfarrei leiten.

 

Interessant wird sein, welches Prinzip sich für die Gemeindenbildung durchsetzen wird: das territorial organisierte KCG-Prinzip (wie es Woelki vorschwebt) oder die individuell wählbare spirituelle Gemeinschaft.

Gerade "Pfarre Neu" möchte ja beides verbinden: Innerhalb eines neuen Pfarrgebietes gibt es Territorialgemeinden ebenso wie Klöster, Wallfahrtsorte und und andere spirituelle Anziehungspunkte.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich habe Zweifel daran, dass es die codikarisch vorgesehene Pfarre überhaupt noch gibt - dem Namen nach sicherlich, aber inhaltlich ist davon kaum noch etwas übrig. Dass der Seelsorgeeineitsmanager den Titel "Pfarrer" trägt, gibt dem ganzen einen rechtskonformen Anstrich, aber das war es dann auch. Wesentliche Dinge hat man lange wegrationalisiert: Es beginnt bei der Inamovabilität (also die Ernennung auf Dauer und Versetzung nur in Ausnahmefällen - Alfred E. Hierold wies aktuell darauf hin, dass Versetzungsordnungen für Pfarrer schlicht gegen die Normen des CIC sind, gleiches gilt für die Unsitte, statt Pfarrer Pfarradministratoren zu ernennen, damit die Stellen für den Bischof verfügbar bleiben, genau das will der CIC nicht), geht über die de facto Zuweisung pfarrerlicher Aufgaben (Sakramentenkatechese, Besuche bei den Familien usw.) an PA/PR vor Ort und endet noch lange nicht bei der Residenzprinzip, das eine Präsenz des Pfarrer am Ort anzielt.

 

Den Buchstaben des Codex wird in Teilen noch genüge getan - inhaltlich hat man die Pfarrei aufgegeben.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die canonisch vorgeschriebene Pfarrei wird samt residierendem Pfarrer muss bestehen bleiben (und diese Pfarrei bleibt auch unter der Leitung eines Klerikers) und wenn sie die Fläche und/oder Einwohnerzahl eines durchschnittlichen Landkreises umfasst...

Das ist, im Sinne einer Verwaltungseinheit, ja auch kein Problem. Eine Reihe von Aufgaben ist der Pfarrei bzw. dem Pfarrer zugeordnet. Spontan fällt mir dazu ein: Er muß die Bräute in seiner Pfarrei verheiraten - oder diese Aufgabe entsprechend deligieren (was wohl das übliche ist). Damit besteht die notwendige Rechtssicherheit im Bezug auf die Zuständigkeit und eine Umsetzung in die Praxis, für die die größe des Pfarrbezirks weitgehend egal ist. Ich denke, bei vielen anderen Aufgaben ist das ähnlich (und im Zweifelsfall ist es sinnvoller, einen großen Haushaltsplan für eine Großparrei zu unterschreiben als deren vier für einen Pfarrverbund),

 

Was vor Ort in der Gemeinde stattfindet hat mit der Definition der Pfarrei im CIC wenig zu tun.

 

Nur der Begriff 'Pfarrgemeinde' ist irreführend: Ein schöne Erfindung der 70er Jahre, die in Zukunft immer weniger Bedeutung haben wird.

 

Edit: Während ich tippte hat auch Chryso was gepostet. Da bin ich wohl ein bisschen zu optimistisch, was die reine verwaltungstechnische Seite der Pfarrei angeht... Es wäre interessant, da noch mehr zu lesen zu können :-)

bearbeitet von Moriz
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Kann man mit Verweis auf den CIC auch gegen die Versetzung eines Hilfspfarrers vorgehen? Unser erzbischöfliches Ordinariat legt sich da auch gerne weit aus dem Fenster...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es beginnt bei der Inamovabilität (also die Ernennung auf Dauer und Versetzung nur in Ausnahmefällen - Alfred E. Hierold wies aktuell darauf hin, dass Versetzungsordnungen für Pfarrer schlicht gegen die Normen des CIC sind, gleiches gilt für die Unsitte, statt Pfarrer Pfarradministratoren zu ernennen, damit die Stellen für den Bischof verfügbar bleiben, genau das will der CIC nicht), ....

Der "Trick" bei "Pfarre Neu" ist ja, dass vorläufig für ein paar Jahre nur Moderatoren ernannt werden, und erst wenn sich mehrere bisherigen Pfarren zu einer neuen Pfarre zusammengerauft haben, wird wieder fest installiert. Das ist Motivationsfaktor für Priester, sich für Pfarre Neu einzusetzen bzw. sich für eine solche zu bewerben, wenn man nicht ständig auf Abruf agieren möchte.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 


Edit: Während ich tippte hat auch Chryso was gepostet. Da bin ich wohl ein bisschen zu optimistisch, was die reine verwaltungstechnische Seite der Pfarrei angeht... Es wäre interessant, da noch mehr zu lesen zu können :-)

 

Ich kann Dir beizeiten mal einen Text dazu schicken - aber der ist noch in Arbeit. Meine Kurzantwort hier kommt ohne Verweise auf den CIC leider nicht aus.

 

Pfarreien sind im CIC keine reinen Verwaltungseinheiten, sie sind ein Instrument der Seelsorge. Eine Pfarrei ist in c. 515 CIC definiert als eine Gemeinschaft (communitas) von Christgläubigen (christifideles - nach c. 204 § 1 CIC sind das alle Getauften, nicht nur lateinische Katholiken!), die in einer Teilkirche auf Dauer (stabiliter) errichtet ist und deren Hirtensorge (cura pastoralis) einem Pfarrer (parochus) als ihrem eigenen Hirten (pastor proprius) anvertraut wurde. Der Pfarrer hat primär (c. 519 CIC) die Dienste des Lehrens, des Heiligens und des Leitens auszuüben, er muss eine natürliche Person sein (c. 520 § 1 CIC), Priester (c. 521 § 1 CIC) und geeignet (c. 521 § 3 CIC) sein. Er ist auf unbestimmte Zeit zu ernennen, es sei denn, ein Dekret der Bischofskonferenz erlaube anderes (c. 522 CIC). Ein Pfarrer soll nur eine Pfarrei haben, in einer Pfarrei darf es nur einen Pfarrer oder Leiter nach c. 517 § 2 CIC geben (c. 526 CIC).

 

Die Aufgaben des Pfarrers werden im wesentlichen in den cc.528 bis 535 CIC ausgeführt. Dabei ist auf die Reihenfolge der Canones zu achten - das bedeutende steht vorne, das weniger wichtige hinten. Ich versuche mich mal an Zusammenfassungen recht langer Canones:

 

528 §1 Verkündigung des Wortes Gottes an alle, die sich in der Pfarrei aufhalten.

528 §2 Implementierung der Eucharistie als Mittelpunkt der pfarrlichen Gemeinschaft, Feier der Sakramente (kommt an 2. Stelle!)

 

529 §1 muss die Gläubigen kennen und die Familien besuchen, die Kranken besuchen, sich um die Armen und bedrängten kümmern

529 §2 Förderung des Laienapostolates und der Laienvereine

 

530 Aufzählung der dem Pfarrer besonders aufgetragene Amtshandlungen (Sonntagseucharistie an Platz 7 von 7)

 

531 Gaben an den Pfarrer sind an die Pfarrei abzuführen

 

532 Vetrteung der Pfarrei in alen Rechtsgeschäften

 

533 §1 Residenzplicht

533 §2 nicht mehr als ein Monat Urlaub im Jahr, zzgl. Einkehrtage, bei Abwesenheit von über einer Woche ist der Bischof vorab zu informieren

533 §3 Der Bischof muss Vorkehrungen für den Fall der Abwesenheit des Pfarrers treffen

 

534 §1 Applikation einer Sonntagsmesse für die Pfarrei

534 §2 Regel, wenn er mehr als eine Pfarrei haben sollte

534 §3 Pflicht, selbiges ggf. nachzuholen

 

535 §1 Führung der Tauf-, Trau- und Totenbücher

535 §2 Vorschriften zum Taufbuch

535 §3 Siegelführung

535 §4 Pflicht zur Führung eines Pfarrarchivs (muß bei Visitation geprüft werden)

535 §5 Aufbewahrungen der älteren Bücher

 

Man sieht: Die Verwaltung gehört zu den Pflichten des Pfarrers, sie kommt in der Hierarchie der Aufgaben jedoch ziemlich weit hinten. Daher meine ich, dass eine Struktur, in der der (leitende) Pfarrer vor allem verwaltet, aber nicht mehr verkündet, zwar noch vom Buchstaben. nicht aber mehr vom Geist des Gesetzes gedeckt ist.

 

 

 

 


Kann man mit Verweis auf den CIC auch gegen die Versetzung eines Hilfspfarrers vorgehen? Unser erzbischöfliches Ordinariat legt sich da auch gerne weit aus dem Fenster...

 

Sehr geringe Chancen, gehen gegen 0 würde ich annehmen, wenn man mich fragen würde. Hängt jedoch sehr an dessen Ernennungsurkunde.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 


Der "Trick" bei "Pfarre Neu" ist ja, dass vorläufig für ein paar Jahre nur Moderatoren ernannt werden, und erst wenn sich mehrere bisherigen Pfarren zu einer neuen Pfarre zusammengerauft haben, wird wieder fest installiert.

 

Den "Trick" kenen ich - man kann auch den "Trick" anwenden, einen Laien nach c. 517 § 2 CIC mit der Leitung einer Pfarrei in Aurich beauftragen und dich zum hier vorgesehenen zu bennenden Priester machen, unbeschadet deiner Aufgaben in Österreich. Du kannst meine Predigt in deiner Sonntagseucharistie mit dem Satz "Herr Chrysologus wird ihnen jetzt etwas berichten" einleiten und mit "herzlichen Dank Herr Chrysologus für diese klugen Worte, die ich ihnen, meine lieben Schäfchen, als meine ans Herz lege" beenden, dann ist das rechtsgültig. Oder du zelebrierst im ritus extraordinarius, dann kann ich das Evangelium vorlesen und darüber predigen. Auch das ist dem Buchstaben des Gesetzes nach zulässig.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Danke!

 


529 §1 muss die Gläubigen kennen und die Familien besuchen, die Kranken besuchen, sich um die Armen und bedrängten kümmern.

 

Das killt dann jede Großpfarrei. Eigentlich auch jede normal große Pfarrei. Das klappt vielleicht noch in Diasporagemeinden...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 


Neu ist nur, dass Strukturen geschaffen werden, in denen dies nun auch gefördert wird.
Das hatte das Bistum Limburg vor längerer Zeit schon. Bis ein neuer Bischof kam.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

×
×
  • Neu erstellen...