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Einsteinchens Spielwiese


Einsteinchen

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Am 25.10.2019 um 03:51 schrieb Einsteinchen:

Der orthodoxe Teil der katholischen Kirche ist bezüglich der Sünde Adams und Evas gänzlich unnachgiebig und hält sie für so schwer wie nur möglich und stichelt zum Beispiel gegen Schiller, der sie als Riesenschritt für die Menschheit ansieht.

 

 

Das interessiert mich jetzt! Kannst du das Zitat von Schiller dazu posten?

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Das Zitat Schiller habe ich jetzt nicht zur Hand. Aber alle großen Geister zu jener Zeit haben so gedacht. Ich habe diese Informationen aus zweiter Hand.

Und zwar aus dem Buch (zwei Bände) "Daemonologie" von Egon von Petersdorff.

Sehr katholisch, aus den fünfziger Jahren.

Er sieht aus unserer nachkonziliaren Position aus fast jedes Gedankengut als dämonisch inspiriert an, auch das von Goethe und Schiller.

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Heute noch grandios zu lesen: "Dieser Abfall des Menschen vom Instinkte, der das moralische Uebel zwar in die Schöpfung brachte, aber nur um das moralische Gute darin möglich zu machen, ist ohne Widerspruch die glücklichste und größte Begebenheit in der Menschengeschichte; von diesem Augenblick her schreibt sich seine Freiheit."

bearbeitet von Alfons
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Ich kannte den Text von Schiller nicht. Ich nehme mit den Kindern Ende der 1., spätestens in der 2. Klasse die Paradieserzählung durch und deute sie so, als Geschichte, die die anthropologische Besonderheit des Menschen beschreibt. Denn die Kinder, die jetzt in die Schule gehen müssen, haben mit der "Warum-Phase" das Prinzip von Wirkung und Ursache gelernt und ihre Unschuld verloren (Es ist ihnen peinlich, dass Adam und Eva nackt waren, weil es ihnen peinlich geworden ist), sie müssen dem Pflichtprinzip folgen, nicht mehr dem Lustprinzip, und lernen in einer Art und Weise wie kein Tier es muss.

 

Und Schiller hat das erkannt ohne Tiefenpsychologie. Respekt.

bearbeitet von nannyogg57
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Long John Silver
Am 25.10.2019 um 03:51 schrieb Einsteinchen:

Der orthodoxe Teil der katholischen Kirche ist bezüglich der Sünde Adams und Evas gänzlich unnachgiebig und hält sie für so schwer wie nur möglich und stichelt zum Beispiel gegen Schiller, der sie als Riesenschritt für die Menschheit ansieht.

Diese orthodoxen Katholiken vergessen absichtlich oder unabsichtlich das gleichfalls kirchliche Konzept der felix culpa, der glücklichen Schuld.

 

Das halte ich fuer Unsinn, sorry. 

Die Erzaehlung von Adam und Eva ist eine Erzaehlung ueber Scham und Versagen. Daraus koennte man eine Lehre ziehen, wenn man nicht auf solche unsinnigen Erbsuenden-Stories, aber auch das, was du erwaehnst,  herein fallen wuerde. Tatsaechlich ist es eher so, dass die Menschheit die Scham und das Versagen (gegeneinander, untereinander und gegen Gott), von dem exemplarisch in dieser Geschichte berichtet wird, kultiviert hat, indem sie versucht, die Geschichte noch als Fortschritt zu preisen, als Freiheit von irgendwas. 

 

Es ist aber eine Geschichte von Verrat, der erste Verrat der Geschlechter untereinander, der erste Verrat und Unloyalitaet, die einsetzung der Scham untereinander und Gott gegenueber. das Versagen. Eva distanziert sich von der Schlange, Adam distanziert sich von Eva, beide verstecken sich vor Gott, das Unheil ist da, und der Riss. 

 

Man kann das als natuerliche Folge der Entwicklung sehen wollen, tragisch ist es aber dennoch zutiefst, denn leider wurden sie eben nicht Gott, sondern sie bekamen das, was sie eben sind, vor Augen gehalten: Menschen, Geschoepfe. 

 

Eine Geschichte der Entfremdung. Der Entfremdung zwischen Mann und Frau, der Entfremdung von der Umgebung, in der man existiert, von der Tierwelt, von Gott. Die Suche nach dem Suendenbock. Die Schlange hat mich verfuehrt. Das Weib ,das du mir gegeben hast, hat mich verfuehrt. Die anderen sind es, nicht man selbst, der Schuld hat. Und die groesste Tragik - das erhoffte war eine Luege, man ist reingefallen. Man wurde nicht Gott, wie versprochen.  

 

Na, das finde ich jetzt keine wirkliche gluecklich klingende Geschichte. 

 

 

 

 

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Bei den Zeugen Jehovas gibt es für Adam keine Auferstehungshoffnung mehr, weil die Sünde so gravierend war. Aber ich selbst denke nicht so, ich kann Adam und Eva momentan nicht als Individuen festmachen, ich flüchte mich in die Entwicklung des Lebens, kontinuierlich von Tier nach Mensch.

Aus dem religiösen Paradigma auszusteigen ist manchmal erholsam.

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Die Übersetzungen der Bibel sind oftmals sinnverändernd, und weil ich das Original nicht kenne, kann ich nur vermuten.

 

Zum Beispiel heißt es in Psalm 95:

Die Götter der Heiden sind Dämonen.

Woanders aber: Die Götter der Heiden sind Nichtse.

 

Alles das sind Interpretationsspiele.

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vor einer Stunde schrieb Einsteinchen:

Die Übersetzungen der Bibel sind oftmals sinnverändernd, und weil ich das Original nicht kenne, kann ich nur vermuten.

 

Zum Beispiel heißt es in Psalm 95:

Die Götter der Heiden sind Dämonen.

Woanders aber: Die Götter der Heiden sind Nichtse.

 

Alles das sind Interpretationsspiele.

 

Der Psalm 96 (nach der alten griechischen Zählung 95) kommt in der Bibel ja quasi zweimal vor. Das "Danklied Davids" im 1. Chronik-Buch (1. Chr. 16, ab Vers 8 ) ist streckenweise wörtlich gleich. In der Luther-Übersetzung steht dort "Denn aller Heiden Götter sind Götzen" (Chronik) beziehungsweise "Denn alle Götter der Völker sind Götzen" (Psalm 96). In der katholischen Einheitsübersetzung steht an beiden Stellen "Nichtse", und das kommt nach meiner Ansicht der ursprünglichen Bedeutung näher. Martin Buber übersetzte: "Denn Gottnichtse sind alle Götter der Völker", und näher als durch Buber kann jemand, der nicht Hebräisch beherrscht, der hebräischen Bibel wohl kaum kommen. Zu der Entstehungszeit dieser Texte war (meines Wissens, ich schaue jetzt nicht in die Fachliteratur) der Glaube des Volkes Israel zwar nicht mehr polytheistisch, aber auch noch kein Monotheistismus, sondern Monolatrie. Also nicht: Es gibt nur einen Gott, und zwar unseren, alles andere sind nur Hirngespinste oder halt Götzen. Sondern: Jedes Volk hat seine Götter, aber unser Gott ist einzigartig, alle anderen sind für uns unbedeutend, eigentlich fast kar keine Götter, sondern Taugenichtse, Gottnichtse.
 

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vor 24 Minuten schrieb Einsteinchen:

Danke.

Das mit den "Dämonen" habe ich ausserbiblisch aufgeschnappt, per google.

 

Ja, diese Variante gibt es auch. Zum Beispiel hat die bei Ultrakonservativen beliebte Allioli-Übersetzung, die sich auf die Vulgata stützt, die Fassung "Denn alle Götter der Heiden sind böse Geister". Und in der deutschen Übersetzung der Septuaginta steht wörtlich "sind Dämonen". Wobei in den Erläuterungen zur Septuaginta-Übersetzung angemerkt wird, dass der ursprüngliche hebräische Begriff, also aus dem masoretischen Text, meist mit "Nichtse" übersetzt wird. Genau lasse es sich nicht übertragen, weil es ein Wortspiel mit dem Begriff "Götter" ist. Bubers "Gottnichtse" ist demnach ein Versuch, das Wortspiel wiederzugeben.
 

bearbeitet von Alfons
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Die Bibel-Kabbalisten und die Menschen, die sich mit dem Bibelcode beschäftigen und dann überzeugt sind, dass nur eine göttliche Intelligenz die Bibel geschrieben haben kann, vergessen, dass sie selbst diese göttliche Intelligenz sind.

Ich bin kein Mathematiker und kein Computerexperte, aber mit deren Methoden, mit Kombinatorik und Herumtüfteln mit den Buchstaben der Thora fände ich eine Methode, alle Folgen von Star Trek in einem beliebigen Videoformat (mit Computerpower) zu encoden.

Aber Prophet wäre ich dabei nicht, denn Star Trek gab es vor mir.

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vor 1 Stunde schrieb Einsteinchen:

Jitzak Luria http://luriaacademie.eu

 

ist ein solcher Mensch gewesen.

Physiker und Thorabegeisteter.

 

Spannend, was für Sachen Du manchmal ausgräbst. Das Übersetzungsprogramm für die Thanach-Texte auf der Luria-Seite muss ich mir mal anschauen.

 

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Dichtung ist Wahrheit. Ich lese gerade wieder Umberto Ecos "Der Name der Rose". Da derzeit meine Vorstellungskraft gut ist, erschaffe ich dieses Werk neu in mir, in meinem universumgrossen Innenraum, in meiner Seele.

Dann habe ich es mir angeeignet.

Es ist real in meinem Bewusstsein.

Was wird passieren, wenn nach dem Urknall, seitdem sich das Universum ausdehnt, sich die Ausdehnung umkehrt und alles wieder zusammenzieht?

Dann vergehen Himmel und Erde.

Aber da nach Descartes das Bewusstsein res cogitans ist, ein Punkt, im Gegensatz zur ausgedehnten Sache, der res extensa, überlebt das Bewusstsein, der Punkt, den big crunsh (Umkehrung des Urknalls).

Der Punkt ist zwar ein Punkt, aber ein Omegapunkt nach Teilhard de Chardin.

Jesus hatte eine ähnliche Erkenntnis: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte nicht.

Es gibt unendlich viele Omegapunkte, die gegen jedes physikalische Desaster immun sind.

Die Punkte sind Speicher (zum Beispiel von der Welt der Name der Rose. (in meiner Aneignung).

 

Wieviele Nichtverrückte halten diese Erkenntnis für spirituelles Geschwurbel? 

Kabbalistische Physiker könnten was damit anfangen, wie jener Jakob (Jitzak) Luria.

 

bearbeitet von Einsteinchen
.
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Weil ich selbst meistens so in der Vorstellung denke als ob ich von dem schwarzen Loch nach der Umkehrung des Urknalls zermalmt worden bin, benutze ich oft keine Quellen, ausser das, was mir meine Seele eingibt.

Ich übe mich in der nachtodlichen Lebensweise, als pures Bewusstsein, ohne materiellen Körper.

 

Um das zu schreiben, raffe ich mich allerdings mit dem Körper und mit der Materie auf.

bearbeitet von Einsteinchen
.
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Long John Silver
vor 1 Stunde schrieb Einsteinchen:

Weil ich selbst meistens so in der Vorstellung denke als ob ich von dem schwarzen Loch nach der Umkehrung des Urknalls zermalmt worden bin, benutze ich oft keine Quellen, ausser das, was mir meine Seele eingibt.

Ich übe mich in der nachtodlichen Lebensweise, als pures Bewusstsein, ohne materiellen Körper.

 

Um das zu schreiben, raffe ich mich allerdings mit dem Körper und mit der Materie auf.

 

Ich befuerchte, dass nicht einmal die intensivste Uebung nur das geringste mit diesem Zustand zu tun hat. 

 

Ich will dich nicht enttaeuschen, aber das ist einfach nur eine Art von Illusion. 

 

Es gibt Zustaende, die kann man nicht imaginieren, dazu gehoert die Distanzierung von uns selbst. Das ist einem menschlichen Bewusstsein unmoeglich. Auch gewisse Vorstellungen im Buddhismus sind nur Fiktiion deshalb. 

 

Es gibt in der Physik die Vorstellung der Umkehrung des Urknalls. Der Urknall ist ja keineswegs bewiesener Fakt, sondern einfach nur eine Theorie, die immer mehr hinterfragt wird. Natuerlich vergehen dann Himmel und Erde und die Zeit, wie wir sie kennen. Da gibt es einiges an Konzepten jenseits der Vorstellung des Urknalls, fuer mich ist die Theorie eher abgehakt, Desaster sehe ich allerdings auch keine, physikalisches Geschehen mag die Dinge fuer unseren Begriff auf den Kopf stellen, aber sie sind niemals in sich ein Desaster. Das ist eher ein menschlicher Begriff. 

 

 Und Im Name der Rose ist nur ein leidlich spannender Kriminalroman, nichts weiter.   Und Descartes ist auch nicht mehr im Geschaeft mit seinem Ich denke, also bin ich.

 

Soweit ich weiss, hat Madonna sich mal zur Kabbalah bekannt (kann mich auch irren).  Ich halte von so sowas nichts.  Das erinnert mich immer an das Verfahren, nur auf jeden zweiten Pflasterstein zu springen (was ganz lustig ist, wenn man damit nicht irgendeine Magie verbindet, sonst wird es zwanghaft und ist gar nicht mehr lustig). 

 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 15 Minuten schrieb Long John Silver:

...

 

Deine Worte erregen keinerlei Art von Widerstand in mir. Ich könnte sie mir aneignen als meine.

Was könnte das über mich aussagen?

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Long John Silver

Keine Ahnung. Ferndiagnosen ueber andere  User sind nicht meine Sache (darin ueben sich andere),  oder masse mir an, ueber ihre Motive  im Denken etwas zu wissen.

 

:-))))

 

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Am 29.10.2019 um 13:04 schrieb Alfons:

 

Zum Beispiel hat die bei Ultrakonservativen beliebte Allioli-Übersetzung, die sich auf die Vulgata stützt, die Fassung "Denn alle Götter der Heiden sind böse Geister". 
 

Der Hinweis auf die Ultrakonservativen hat mich zuerst überrascht, dann aber zu einem interessanten Aufsatz über die Münchener Theologieprofessoren im Bayerischen Landtag weitergeleitet. Wieder etwas dazugelernt! :)

Unabhängig davon schätze ich die sehr ausführlichen Anmerkungen in Alliolis Bibelübersetzung. Ich habe mir die Fünfte Auflage von 1842  (in einem Band) vor längerer Zeit heruntergeladen, ich dachte wohl bei books.google.de, finde dort jetzt aber nur andere Auflagen in mehreren Bänden.

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vor einer Stunde schrieb Long John Silver:

 Und Im Name der Rose ist nur ein leidlich spannender Kriminalroman, nichts weiter.  

Da darf man aber auch anderer Ansicht sein. Da steckt schon noch vieles andere darin.

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vor 7 Minuten schrieb Wunibald:

Da darf man aber auch anderer Ansicht sein. Da steckt schon noch vieles andere darin.

Vor allem über das Mittelalter kann man viel lernen. Da hatte Eco den Ehrgeiz, wissenschaftlich zu sein.

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Long John Silver
vor 4 Stunden schrieb Wunibald:

Da darf man aber auch anderer Ansicht sein. 

 

Natuerlich :-)))

 

Ich hatte zu der Zeit die Wahl zwischen Bellefleur und Der Name der Rose. Das eine liebte ich zu lesen, beim anderen zwang ich mich durch. 

 

*Hust*  Ist  immer Geschmackssache, so was. Bellefleur fand ich umwerfend, der Wahnsinn. 

 

Was ich weitaus spannender fand als Eco, bei dem ich mich ziemlich langweilte,  war der Roman von Ian Pears An Instance of the Fingerpost (Das Urteil am Kreuzweg).

 

Wird aber OT hier. 

 

.

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vor 8 Stunden schrieb Long John Silver:

Bellefleur fand ich umwerfend, der Wahnsinn. 

 

Von Joyce Carol Oates? Dann müsstest du auch Sinclair Lewis mögen. Aber wir sind wirklich OT.

 

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