Wenn der Lehrer ausrastet...

[Sonne]

Stimmt! Ich werde noch ganz wuschig hier. Ganz oben hab ich wohl schneller gedacht als geschrieben oder umgekehrt. Nicht mein Junge, Jungs der Klasse haben für Mitschüler Deo zum Sprühen mitgebracht. Meine Kinder fanden Deospray schon immer scheußlich und mein jüngerer Sohn hat leichte Neurodermitis, der kann sowieso nur Zeugs aus der Apotheke nehmen und bekommt Superausschläge, das Risiko geht er nicht ein. Natürlich kann ich auch nicht ganz ausschließen, dass sie welches gekauft oder benutzt haben, ich habe zuhause aber nie leere Dosen gefunden. Sie würden es mir auch eher mit stolzgeschwellter Brust erzählen, denn ich war ja selbst kein Kind von Traurigkeit und hatte allerlei böse Streiche in petto.

Sorry für den Denkdurcheinander.

 

Trotzdem denke ich, reden ist besser als sich zusammenzurotten und die Schüler kaltzustellen.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Konflikteskalation_nach_Friedrich_Glasl

bearbeitet 21. November 2015 von Sonne

[Julius]

 

 

Nicht mein Junge, Jungs der Klasse ...

 

Ah so

[nannyogg57]

Schule und Erziehung ist verhaltenstherapeutisches Handeln. Lehrer sind nicht Heilpädagogen. Wir haben nicht die Ausbildung eines Erziehers.

 

Ich weiß, was ich nicht kann, denn mein Sohn und seine Freundin werden Erzieher und da merkt man im Gespräch, was die können.

 

Verhaltenstherapeutisches Handeln zielt darauf ab, das Verhalten des Schülers zu verändern ohne psychoanalytisch in die Tiefe zu gehen und Ursachen zu suchen.

 

Ich gehe dabei so weit, dass ich die berühmte Schuldzuweisung an die Erziehungsberechtigten überspringe und direkt handle.

 

Schüler, die sich schlecht benehmen, kalt zu stellen, ist die humanere Methode als ihnen ein therapeutisches Loch über ihre seelische Befindlichkeit ungefragt in den Bauch zu labbern.

 

Passen müssen LehrerInnen bei heilpädagogischem Bedarf.

[Mecky]

Die meisten Schulen bieten bei heilpädagogischem Bedarf extern oder halbexterne Förder- oder Therapiemaßnahmen an.

In einer meiner Schulklassen fiel einmal eine Woche lang der Reli-unterricht aus, weil in der Klasse eine sozialtherapeutische Maßnahme notwendig wurde. Die Kinder sind nicht gut miteinander umgegangen. Nach der Maßnahme war es dann zwei Wochen lang etwas besser.

 

Bei manchen Schülern ist allerdings ein therapeutischer Bedarf vorhanden, der im Rahmen eines Unterrichts nicht bewältigt werden kann. Manchmal sind auch Einzeltherapien notwendig - besonders wenn die Probleme tiefer liegen. In manchen Fällen genügt ein Einzelgespräch mit dem Lehrer, aber das ist leider nicht immer ausreichend.

 

Eine Grundschulleiterin hat mir vor Kurzem gesagt, dass sich die Grundschule inzwischen verstärkt um Angelegenheiten kümmern muss, die früher von Eltern bearbeitet wurden. Das eigentliche Gesprächsthema war übrigens die Überlastung des Lehrerkollegiums. Die Menge an Wissens- und Kompetenzvermittlung ist sowieso schon riesig. Wenn jetzt auch noch vermehrt soziale und seelische Probleme hinzu kommen, wird's schwierig.

 

Ich kenne das Problem auch von der anderen Seite. Ich kenne Familien mit schwierigen Kindern. Und die Schwierigkeiten sind vielschichtig auf vielen Ebenen. Gelegentlich kommt hier dieselbe Überlastung zu Tage, wie in der Schule. Wenn man sein Kind (zusätzlich zur Schule) auch noch zu tausend Therapiemaßnahmen begleiten muss, dann kann einem mal die Kraft ausgehen. Und wenn man dann drei oder vier solcher Kinder in der Familie hat, dann geht es einfach nicht mehr. Oft endet es in "da kann man halt nichts machen".

Da muss man sich nicht mehr wundern, dass viele Kinder dann aussteigen. Zum Islamischen Staat gehen, oder wahlweise sich zum Pegida-Futter machen, Amok-Gedanken hegen, Drogen erliegen, sich am Computer nerdig verlieren oder sich irgendwann depressiv werden und Selbstmordgedanken hegen. Und vor allem: Einen gigantischen Hass auf ihre Schule und Schulzeit hegen.

 

Die "reine Wissensvermittlung" ist eine völlige Illusion. So etwas gibt es gar nicht. Und das ist gut so. So ist der Mensch nun mal nicht. Es ist eine sehr unmenschliche Vorstellung. Wir haben es mit Schülern und Familien zu tun, nicht mit Robotern.

[Sonne]

Danke @Geist

[Sonne]

 

Nicht mein Junge, Jungs der Klasse ...

 

Ah so

 

Meine Jungs sind prima Jungs - ziemlich gut gelungen, jedenfalls da, wo ich hingucken kann.... , bisher keine Verweise, keine Einträge, keine Gewalt-, Alkohol-, oder Drogensachen, nur "Versetzung gefährdet". Die Schule ist aber mir gegenüber mal in Hochform aufgelaufen als mein Sohn ein schwarzes Basecap mit grüngemustertem Schild trug. Das hatte er von mir bekommen (grün ist seine Lieblingsfarbe) und es hatte ein Grünpflanzenschild. Die Schule ist praktisch ausgetickt und hat den Supergau ausgerufen, weil sich Grünpflanzen auf dem Schild als Cannabis rausgestellt haben - wusste ich nicht und habe zum völlig inadäquaten Verhalten der Schule (man kann mit Eltern auch normal reden!) meine Meinung dazu sehr deutlich zum Ausdruck gebracht .

Meine Erziehung ist ziemlich antiautoritär, fröhlich, praktisch verbotsfrei, sowieso frei im Handeln und selbstbestimmt, immer (!) ohne Strafen, dafür mit viel Verständnis, Fürsorge, Unterstützung und in jeder Hinsicht von Großzügigkeit geprägt. Das ist natürlich Arbeit....und in Schulen sind solche Kinder nicht gewünscht und beliebt, denn meine Kinder sollen hinterfragen, komische Verhaltensweisen benennen, sollen sich Begündungen liefern lassen und sollen so lange rückfragen bis sie verstehen, dazu habe ich sie erzogen - das ist in Schulen nicht üblich, aber ich wollte keine abgerichteten oder jasagenden Objekte, auf keinen Fall!

[Julius]

Jaja, ich glaub's auch auf's Wort. Fürwahr sehr beeindruckend.

 

OT: Das Cannabis-Kraut ist ja wirklich hübsch und schnellwüchsig. Ein früherer Nachbar hielt zwei Papageien und wollte mal wissen, was im Papageienfutter so drin ist, hat also eine Handvoll im Balkonkasten ausgesät und sich gar sehr über das dekorative Kraut gefreut, das da so flott dahergewachsen ist. Bis Polizisten bei ihm klingelten. Denen werden einschlägige botanische Grundkenntnisse auf der Polizeischule beigebracht. Die waren aber sehr nett, die Polizisten, und haben ihm geglaubt, dass er blöd genug war um gar nicht zu wissen, was da in seinen Balkonkästen wuchs und nicht blöd genug, um eine Hanfplantage für den Eigengebrauch öffentlich zur Schau zu stellen.

bearbeitet 22. November 2015 von Julius

[Sonne]

Brauchst es ja nicht zu glauben oder zu teilen! Steht jedem frei. Meine Erziehung zielt nicht darauf ab, ob sie anderen Menschen gefällt und ob sie das glauben oder nicht, sondern auf MEINE Kinder/Familie. Wohin Erziehung auch führen kann sehen wir zur Zeit tagtäglich im Fernsehen.

 

 

Diese Basecap gibts immer noch bei Snipes - DER Laden für Basecaps. Man "darf" eben im Schulumfeld keine von cayler&sons kaufen. Damit hatte ich mich nicht "ethisch korrekt" beschäftigt, ich dachte es ist tropisches Grünzeugs.

 

...und unsere Rennmäuse (bereits im Mäusehimmel) liebten Hanfkörner über alles...

bearbeitet 22. November 2015 von Sonne

[Julius]

Das glaub' ich Dir selbstverständlich auch auf's Wort, kein Grund also, Dich weiter zu ereifern.

[Dale Earnhardt]

Brauchst es ja nicht zu glauben oder zu teilen! Steht jedem frei. Meine Erziehung zielt nicht darauf ab, ob sie anderen Menschen gefällt und ob sie das glauben oder nicht, sondern auf MEINE Kinder/Familie. Wohin Erziehung auch führen kann sehen wir zur Zeit tagtäglich im Fernsehen.

Cool bleiben, Sonne. Das ist Julius. Der ist so. Darf man nicht ernst nehmen.

Dale

[Sonne]

[Sonne]

Mir fällt zu Katta und der schwierigen Situation noch folgendes ein:

 

Wir hatten, von den Elternbeiräten, einen Besuch in einer klassischen Realschule plus, die ihren Schwerpunkt auf Hauptschule hat und ein 10. Schuljahr anbietet.
Der Schulleiter hat folgendes gesagt:

Er hat im besten Fall für das 5. Schuljahr 1 Klasse mit unter 20 Schülern, zur 7. sind es oft schon 3 Klassen von downgegradeten Schülern. Im 8./9. Schuljahr sind es mehr als 5 Klassen.

Zum Hauptschulabschluß bringt er bestenfalls 2 Klassen, das 10. Schuljahr schaffen meist die, die er schon in der 5. Klasse bekommen hat.

Alle anderen sind schwerstens schulgeschädigt und meist nicht mehr schulfähig und beschulbar (sagt der Schulleiter - nicht ich). Zu viele sehr schlechte Erfahrungen, zu wenig Förderung, zu wenig Verständnis, nur schnell abgeschoben. Sehr schwierig und sehr traurig und meist nicht mehr therapierbar (das muss der Schüler ja selbst anleihern).

 

Vielleicht hat Katta einfach viel Pech und diese Schülerinnen mit den schlechten Vorerfahrungen in ihrer Klasse. Vielleicht sind sie nicht mehr beschulungsfähig.

[nannyogg57]

Schuldzuweisungen sind immer schlecht, besonders, wenn sie Leute trifft, die gar nicht da sind. Wenn ein Schüler sich schlecht benimmt, Deosprühen gehört da defintiv dazu, dann ist da einzuschreiten.

 

Nein, da muss man gar nichts groß erklären.

 

Und wenn mein hochintelligenter Sohn vermeint, er müsse den roten Hebel umlegen, dann gibt es da auch nichts zu erklären.

 

Weißt du, ich unterrichte auch in Mittelschulen. Da kann es passieren, dass so eine Mitteilung oder ein Elterngespräch nichts fruchtet. Weil die Mama schon mittags komatös vom Alkohol benebelt auf der Couch liegt. Dann bin ich die letzte Instanz zwischen dem Kind und dem sozialen Abstieg.

 

Und dieses Kind durch das Schuljahr zu bringen, es Disziplin zu lehren, Sozialverhalten usw., damit es Anerkennung von der Gesellschaft bekommt, das ist der Dienst, den ich gerne leiste.

 

Und exakt das ist Kattas Job.

 

Ein Lehrer darf kein Kind hassen, er darf keines übersehen, er muss allen dienen, er muss dem verlorenen Schaf nachrennen, die Böcke liebevoll isolieren.

 

Und ich bin selber keine nette Mutter, die in die Sprechstunden rennt und sich profiliert. Seit 5 Jahren boykottiere ich komplett die Sprechstunden am Gymnasium meiner Söhne. Denn exakt dieser Ethos, die Verantwortung für die ihnen Anvertrauten, ich kenne deren viele, meine ehemaligen SchülerInnen, geht diesen Kollegen massiv ab. Ich bin nicht die Klagemauer für ihr pädagogisches Versagen. Sie haben mir in all den Jahren zuvor, bis auf eine Ausnahme, nie etwas Entscheidendes über meine Söhne mitgeteilt. Mögen sie ihre Probleme in Gottes Namen selber lösen, ich bin nicht Teil ihrer Lösung.

 

Etwas anderes sind die Probleme meiner Söhne. Sollten sie mich brauchen, dann bin ich da. Was dazu führte, dass ich inzwischen einen Ruf wie Donnerhall habe.

 

Aber du, die du keine Ahnung hast, was BERUFSSCHULE bedeutet, du solltest deine Übermutter-Daseins-Erfahrungen nicht auf eine verunsicherte Lehrkraft wie Katta übertragen.

 

Wir haben inzwischen massiv Helikoptereltern und Eltern, die gar nicht mehr ansprechbar sind. Die ersteren finden für jedes Fehlverhalten der SchülerInnen eine psychoanalytisch perfekte Erklärung, die Letzten sagen gar nichts.

 

Komplett dämlich ist die Kombination, dass Helikoptereltern die Erziehungsarbeit der LehrerInnen an den SchülerInnen torpedieren, die gerade ihren Job bei den pädagogischen Waisen machen.

 

So wie du in diesem Thread.

[asia]

Vielleicht würde Katta eine systemische Aufstellung helfen.

Wegen einer Schulklasse?! Bitte! Wenn man schon das Geld für ne Aufstellung ausgeben will, dann für Themen, die einen tiefer treffen als pubertierende Schüler.

[Dale Earnhardt]

Wenn ich jemals etwas geglaubt habe, was du geschrieben hast, dann das:

Was dazu führte, dass ich inzwischen einen Ruf wie Donnerhall habe.

 

 

Dale

[Dale Earnhardt]

 

Vielleicht würde Katta eine systemische Aufstellung helfen.

Wegen einer Schulklasse?! Bitte! Wenn man schon das Geld für ne Aufstellung ausgeben will, dann für Themen, die einen tiefer treffen als pubertierende Schüler.

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen mit einem Faible für systemische Aufstellungen, diese in jeder Lebenslage hilfreich finden.

Dale

 

PS: ach, was lese ich da im Profil von asia? Interessen: [...] systemische Beratung [...]

 

Ist ja interessant.

Phase 1 meiner Retourkusche.

 

PPS. Habe ich erwähnt, dass ich rachsüchtig und nachtragend bin??

bearbeitet 23. November 2015 von Dale Earnhardt

[asia]

*nochnachderKutschesuch*

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Menschen mit einem Faible für systemische Aufstellungen, diese für noch so kleines Problem zu Rate ziehen. Wenn ich ohne Aufstellung nicht mehr entscheiden kann, ob ich ins Kino geh oder nicht, hilft das ganze systemische Denken nicht.

P.S. ich halte sehr viel von Aufstellungen (ganz ohne Faible), aber eben nicht "halt mal so"

P.P.S. Vielleicht solltest du deine Rachsucht mal aufstellen?

[Dale Earnhardt]

 

P.P.S. Vielleicht solltest du deine Rachsucht mal aufstellen?

Und nachtragend! Du hast nachtragend vergessen.

Dale

[Sokrates]

Systemaufstellungen bieten genau alle Vorteile, die autoerotische Verfahren gegenüber dem richtigen Sex haben. SCNR.

[teofilos]

 

Vielleicht würde Katta eine systemische Aufstellung helfen.

Wegen einer Schulklasse?! Bitte! Wenn man schon das Geld für ne Aufstellung ausgeben will, dann für Themen, die einen tiefer treffen als pubertierende Schüler.

 

Hat man denn als Schüler schon was zum Aufstellen?

[asia]

Nicht jeder Schüler, genau wie nicht jeder Opa. Kommt ja auf deine Geschichte an.

[asia]

 

 

P.P.S. Vielleicht solltest du deine Rachsucht mal aufstellen?

Und nachtragend! Du hast nachtragend vergessen.

Dale

 

Ok, dann stellen wir das nachtragend sein auch noch mit rein. Kein Problem.

[teofilos]

Nicht jeder Schüler, genau wie nicht jeder Opa. Kommt ja auf deine Geschichte an.

Welches Aufstellen wird denn besprochen. Mit Figürchen oder mit Menschen?

[asia]

Kommt auf den Rahmen an. Ich sprach von "Menschenaufstellungen", die anderen sind nicht so teuer. Aber m.E. auch nicht ganz so eindrücklich. Egal wie, sollte man nie aufstellen, wenn man nicht wirklich ein Anliegen hat.

[Dale Earnhardt]

Systemaufstellungen bieten genau alle Vorteile, die autoerotische Verfahren gegenüber dem richtigen Sex haben. SCNR.

 

“Don't knock masturbation. It's sex with someone you love.” Woody Allen