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Die politische Predigt, das göttliche Gesetz und das weltliche Recht


Flo77

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Hallo Zusammen.

 

 

Wie politisch darf eine Predigt sein?

 

In welchem Verhältnis müssen/sollten göttliches und weltliches Recht stehen?

 

Was ergibt sich aus der letztgründigen Autorität Gottes für die Verantwortung weltlicher Autoritäten?

 

 

Nach meinem Dafürhalten ist die Predigt (insbesondere die Homilie) primär die Erklärung der Heiligen Schrift und deren Übersetzung ins heutige Leben der Gläubigen. Dabei ist das Heil der Seelen sprich die Vervollkommnung des Individuums das oberste Prinzip. Jeder Einzelne ist dazu berufen sich selbst in der Gestaltung der Gesellschaft einzubringen und so das Reich Gottes in seinem Einflussbereich verwirklichen.

 

Das göttliche Recht ist eine Doktrin des Individuums. D.h. die Umsetzung des göttlichen Rechts in seinem persönlichen Lebensumfeld ist Sache des Einzelnen. Das weltliche Recht ist so zu gestalten, daß es die persönliche Freiheit nach göttlichem Recht zu leben nicht einschränkt. Das weltliche Recht dient der persönlichen Freiheit und dem persönlichen Schutz Gläubiger wie Ungläubiger und ist nicht dazu da, göttliches Recht in allgemeine weltliche Gesetzgebung zu verwandeln.

 

Die höchste Autorität des Individuums ist sein Gewissen. Der Gläubige ist dabei an seine Verantwortung gegenüber Gott und die Mitmenschen gebunden. Was die Verantwortung des Ungläubigen angeht denke ich die Feuerbach-Lösung ("Wenn Gott ein Problem hat, soll er es mit dem Betreffenden selbst lösen.") für die gerechteste.

 

Oder liege ich damit fernab kirchlicher Lehre?

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Ich denke, du fasst es zu eng, wenn du die Predigt nur auf eine biblische Predigt beschränkten würdest. Das scheint sich zwar in den letzten Jahrzehnten so eingeschlichen zu haben, aber das II.VAT Konzil hat die Predigt deutlich weiter gefasst:

 

52. Die Homilie, in der im Laufe des liturgischen Jahres aus dem heiligen Text die Geheimnisse des Glaubens und die Richtlinien für das christliche Leben dargelegt werden, wird als Teil der Liturgie selbst sehr empfohlen. Ganz besonders in den Messen, die an Sonntagen und gebotenen Feiertagen mit dem Volk gefeiert werden, darf man sie nicht ausfallen lassen, es sei denn, es liege ein schwerwiegender Grund vor.

(SC 52) http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_const_19631204_sacrosanctum-concilium_ge.html

 

Da der christliche Glaube sich nicht nur in Worten leben lässt, sondern auch Taten im eigenen Leben erfordert, ist wohl jede Predigt - mehr oder weniger - eine politische Predigt, da sie ja im Idealfall eine Handlung des Hörers anregen möchte.

 

Deine Frage nach dem Verhältnis zw. göttlichen und weltlichen Recht verstehe ich allerdings nicht so ganz.

 

Aus meiner Praxis: Wenn ich eine Predigt vorbereite, so gehe ich i.d.R. vom jeweiligen Evangelium aus und schaue, was es mir sagt. Denn ich kann nur das verkünden, was ich auch wirklich glaube. Für Silvester bspw. habe ich lange über dem Joh-Prolog gebrütet. Herausgekommen ist eine Jahresabschlusspredigt zum christlichen Handeln in der Gesellschaft.

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Zum christlichen Handeln des Einzelnen in der Gesellschaft oder eine implizite Wahlempfehlung?

 

Eine heilsame Ermahnung der Gläubigen oder ein Aufruf an die Politik?

 

Ich sehe schon einen Unterschied zwischen "jeder von uns, die wir hier zusammengekommen sind, ist aufgerufen mit seinen Händen am Reich Gottes zu wirken" und "Den Bundestag fordere ich auf, die Meinungsfreiheit zum stärkeren Schutz religiöser Gefühle einzuschränken."

bearbeitet von Flo77
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Die höchste Autorität des Individuums ist sein Gewissen. Der Gläubige ist dabei an seine Verantwortung gegenüber Gott und die Mitmenschen gebunden. Was die Verantwortung des Ungläubigen angeht denke ich die Feuerbach-Lösung ("Wenn Gott ein Problem hat, soll er es mit dem Betreffenden selbst lösen.") für die gerechteste. Oder liege ich damit fernab kirchlicher Lehre?

 

Vermutlich ja. Davon abgesehen muss ich feststellen, dass, wenn deine Vorstellungen über den Umgang mit Glauben allgemein mehrheitsfähig werden würden, es sicher weitaus weniger Konflikte und Querelen auf dieser Welt geben würde.

 

möglicherweise einmal mehr unwillkommenweise dem Flo Beifall für seine Idee spendend.................tribald

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Zum christlichen Handeln des Einzelnen in der Gesellschaft oder eine implizite Wahlempfehlung?

 

Eine heilsame Ermahnung der Gläubigen oder ein Aufruf an die Politik?

 

Ich sehe schon einen Unterschied zwischen "jeder von uns, die wir hier zusammengekommen sind, ist aufgerufen mit seinen Händen am Reich Gottes zu wirken" und "Den Bundestag fordere ich auf, die Meinungsfreiheit zum stärkeren Schutz religiöser Gefühle einzuschränken."

Ah, du verstehst unter Politik insbesondere Partei-Politik? Ich hatte es hier weiter gefasst verstanden.

 

Nein, ich gebe keine Wahlempfehlungen etc. Ich erinnere die Christen aber schon daran, dass sie ihrem Glauben auch Taten folgen lassen müssen.

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Die höchste Autorität des Individuums ist sein Gewissen. Der Gläubige ist dabei an seine Verantwortung gegenüber Gott und die Mitmenschen gebunden. Was die Verantwortung des Ungläubigen angeht denke ich die Feuerbach-Lösung ("Wenn Gott ein Problem hat, soll er es mit dem Betreffenden selbst lösen.") für die gerechteste. Oder liege ich damit fernab kirchlicher Lehre?

 

Vermutlich ja. Davon abgesehen muss ich feststellen, dass, wenn deine Vorstellungen über den Umgang mit Glauben allgemein mehrheitsfähig werden würden, es sicher weitaus weniger Konflikte und Querelen auf dieser Welt geben würde.

 

möglicherweise einmal mehr unwillkommenweise dem Flo Beifall für seine Idee spendend.................tribald

 

Nur um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Mein Ideal ist nachwievor eine durchchristianisierte Gesellschaft. Angesichts der Zuwanderung mehr denn je. Auch die Feuerbach-Lösung entbindet nicht vom Missionsbefehl. Nur bin ich gegen eine diktierende Verbindung von Thron und Altar (in beide Richtungen), sondern für einen "schwachen" Thron der Waffen aber einen starken Altar der Herzen.

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Nein, ich gebe keine Wahlempfehlungen etc. Ich erinnere die Christen aber schon daran, dass sie ihrem Glauben auch Taten folgen lassen müssen.

Ich glaube an Gott, aber gerade deshalb wähle ich nicht Merkel. Das werden andere anders sehen.

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Ich glaube an Gott, aber gerade deshalb wähle ich nicht Merkel. Das werden andere anders sehen.

Du sprichst genau die Problematik an, die "bei uns" letztlich zu einer dezidiert unpolitischen Kirche geführt hat. Ich erinnere mich daran, dass wir vor vielen Jahren einen Besucher in unserer Kirche hatten, der deutlich parteipolitische Momente hineintragen wollte. Die etwas schnippische Äußerung eines unserer Kirchenmitglieder war, dass die Kirche nicht der richtige Ort für Politik sei, dafür seien andere Gruppen und Parteien da.

 

Wenn ich für unsere Kirchengemeinde reden darf: Derzeit haben wir Parteimitglieder aller fünf im 17. Bundestag (das war der letzte bis 2013) vertretenen Parteien bzw. derer Unterorganisationen in unserer Kirchengemeinde. Würdest Du da auch nur einen Funken Parteipolitik reinbringen, hätte das Probleme zur Folge - Leute würden genau aus diesem Grund fernbleiben.

 

Nun betrifft dies Parteien, die sich allesamt den demokratischen Regeln unterworfen haben. Deren Mitglieder will man ja auch in der Kirche halten. Was tut man aber, wenn eine undemokratische Bedrohung existiert? Darf man in einem Gottesdienst mit theologischer Bezugnahme die AfD oder die NPD ablehnen? Darf man die rausekeln? Muss man das vielleicht sogar tun? (Wer den jüngeren kirchengeschichtlichen Hintergrund "von uns" kennt, dem erschließt sich vielleicht meine provokative Frage noch deutlicher).

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Ich glaube an Gott, aber gerade deshalb wähle ich nicht Merkel. Das werden andere anders sehen.

Du sprichst genau die Problematik an, die "bei uns" letztlich zu einer dezidiert unpolitischen Kirche geführt hat. Ich erinnere mich daran, dass wir vor vielen Jahren einen Besucher in unserer Kirche hatten, der deutlich parteipolitische Momente hineintragen wollte. Die etwas schnippische Äußerung eines unserer Kirchenmitglieder war, dass die Kirche nicht der richtige Ort für Politik sei, dafür seien andere Gruppen und Parteien da.

 

Wenn ich für unsere Kirchengemeinde reden darf: Derzeit haben wir Parteimitglieder aller fünf im 17. Bundestag (das war der letzte bis 2013) vertretenen Parteien bzw. derer Unterorganisationen in unserer Kirchengemeinde. Würdest Du da auch nur einen Funken Parteipolitik reinbringen, hätte das Probleme zur Folge - Leute würden genau aus diesem Grund fernbleiben.

 

Nun betrifft dies Parteien, die sich allesamt den demokratischen Regeln unterworfen haben. Deren Mitglieder will man ja auch in der Kirche halten. Was tut man aber, wenn eine undemokratische Bedrohung existiert? Darf man in einem Gottesdienst mit theologischer Bezugnahme die AfD oder die NPD ablehnen? Darf man die rausekeln? Muss man das vielleicht sogar tun? (Wer den jüngeren kirchengeschichtlichen Hintergrund "von uns" kennt, dem erschließt sich vielleicht meine provokative Frage noch deutlicher).

 

Wir sind eine Landgemeinde mit knapp 1.000 Seelen, ich würde mich wundern, wenn neben den großen 5 nicht auch noch etliche kleine Splitterparteien vertreten wären. Im gesamten Verband sind es zwischen 10.000 und 20.000 Katholiken.

 

Es ist ja so eine Sache mit der Demokratie. Muss die Kirche die Hüterin derselbigen sein? Sie muss es insofern sein, als das sie ein politisches System benötigt, daß ihr Handeln und das der Gläubigen nicht einschränkt. Aber darüber hinaus?

 

Nun bin ich in einem Milieu aufgewachsen in dem SPD wählen für einen Katholiken völlig problemlos war.

Aus den 80ern ist mir die Kirche als soziales Gewissen mit Hang zum Umweltschutz (also eher rot-grün) in Erinnerung geblieben. Aber das mag im Rheinland anders gewesen sein als im Bayerwald.

 

Bei aller Parteipolitik stellt sich doch für eine christliche Gemeinde zuerst die Frage nach dem Menschenbild. Und das zu predigen halte ich durchaus für eine Aufgabe der Kirche (wenngleich das ein schmaler Grat ist auf dem manch Prediger wandelt...). Ich halte es auch für umso wichtiger dieses Menschenbild unter den Gläubigen zu diskutieren - aber das ist eine generelle Frage. Das Menschenbild des Einzelnen zeigt sich schon im Umgang innerhalb der Gemeinde. Und "rausekeln" klingt nach einer konzertierten Aktion - je nachdem wird es jemandem, der diesen Umgang grundsätzlich nicht teilt schon von allein zu viel (übrigens ein Grund warum ich nicht mehr bei MuK mitlese bzw. -schreibe).

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Das sind mehrere Paar Stiefel.

 

1. Darf die Amtskirche, dh der Pfarrer, der Bischof, politisch sein? Jahrhundertelang war das der Brauch. Man hatte die hohe und niedere Gerichtsbarkeit und wählte den Kaiser. usw. Irgendwie ist das heute nicht mehr angesagt. Politisch dürfen die Laien sein, die Kirche als Amtskirche bleibt neutral. Das ist gut so.

 

2. Ist das Christentum politisch? Ja. Wenn unsere Gesellschaft sich ethisch-moralischer Themen annimmt, so spielt die christliche Moral durchaus im Chor der Stimmen eine Rolle. Das Christentum muss Stellung beziehen. An dieser Stelle kann eine Predigt, ein Hirtenbrief durchaus in das Tagesgeschehen eingreifen und die christliche Position zur Sprache bringen.

 

3. Es gibt noch mancherorts Interferenzen mit Punkt 1: Welche Verbindlichkeit hat das gesagte Wort? Ist es noch die Kurfürstenwürde, die hier spricht, oder das biblisch geschulte Gewissen des Predigers?

 

4. War Jesus politisch? Und das ist das Ticket: Er ermahnte, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, und doch wurde er von den Römern hingerichtet. Hochverrat oder so. Das ist politisch.

 

5. Egal, was der Prediger sagt, der letzte Maßstab ist Jesus.

 

6. Als Christ handelst du politisch, unabhängig vom Prediger, nach dem Maßstab Jesu.

 

7. Da wir in einer Demokratie leben, musst du das selbst entscheiden.

 

8. Der Prediger ist verbindlich, wenn er im Sinne Jesu spricht. Alles, was nicht im Sinne Jesu ist, kannst du getrost in die Tonne hauen, wie es unsere Vorfahren im Guten wie im Schlechten schon seit Jahrhunderten getan haben.

 

9. Was Jesus wollte, entnimmt man getrost den Evangelien. Insgesamt darf man davon ausgehen, dass die Evangelisten den Geist Jesu recht gut transportiert haben.

 

10. Tja, manchmal ist Jesus hardcoremäßiger unterwegs als der predigende Priester. Feindesliebe und so. Das hat der ernst gemeint. Schräger Typ, wurde gekreuzigt - von wem?

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ich versuche mal, den Rahmen dieses Themas weiter zu fassen.

 

Seit dem II. Vatikanischen Konzil (danke Dir, mbo, für das Zitat) ist die Predigt Teil der Liturgie.

 

Und Liturgie ist politisch.

 

Zwei Beispiele, die mir einfallen.

 

1. Die Karfreitagsbitte für die treulosen Juden, die neuerdings in der Kirche wieder erlaubt ist.

 

2. Der Lobgesang Mariens:

 

"Er stürzt die Mächtigen von ihrem Thron

und erhebt die Niedrigen."

 

für mich heißt das:

 

ich bete nicht nur für die Notleidenden und Verfolgten, die Gefolterten und ermordeten und die Hungernden.

 

ich bete mit Maria regelmäßig dafür, daß Gott die "Mächtigen" von ihrem Thron stürzt.

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Ich würde nicht soweit gehen, zu sagen, ich bete wie Maria, daß er die Mächtigen von ihrem Thron stürzt. Das hat Maria auch nicht getan, sondern sie hat es nur lobpreisend festgestellt, dass es so ist. Jesus hat auch nicht gebetet, dass er Pilatus von seinem Thron stürzt, sondern er hat festgestellt, dass er die Macht von oben hat. Wenn er die Mächtigen stürzt, dann weil es sein Wille war. Jesus und Maria hatten sich eben seinem Willen unterstellt.

bearbeitet von Einsteinchen
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Das sind mehrere Paar Stiefel.

 

1. Darf die Amtskirche, dh der Pfarrer, der Bischof, politisch sein? Jahrhundertelang war das der Brauch. Man hatte die hohe und niedere Gerichtsbarkeit und wählte den Kaiser. usw. Irgendwie ist das heute nicht mehr angesagt. Politisch dürfen die Laien sein, die Kirche als Amtskirche bleibt neutral. Das ist gut so.

 

2. Ist das Christentum politisch? Ja. Wenn unsere Gesellschaft sich ethisch-moralischer Themen annimmt, so spielt die christliche Moral durchaus im Chor der Stimmen eine Rolle. Das Christentum muss Stellung beziehen. An dieser Stelle kann eine Predigt, ein Hirtenbrief durchaus in das Tagesgeschehen eingreifen und die christliche Position zur Sprache bringen.

 

3. Es gibt noch mancherorts Interferenzen mit Punkt 1: Welche Verbindlichkeit hat das gesagte Wort? Ist es noch die Kurfürstenwürde, die hier spricht, oder das biblisch geschulte Gewissen des Predigers?

 

4. War Jesus politisch? Und das ist das Ticket: Er ermahnte, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, und doch wurde er von den Römern hingerichtet. Hochverrat oder so. Das ist politisch.

 

5. Egal, was der Prediger sagt, der letzte Maßstab ist Jesus.

 

6. Als Christ handelst du politisch, unabhängig vom Prediger, nach dem Maßstab Jesu.

 

7. Da wir in einer Demokratie leben, musst du das selbst entscheiden.

 

8. Der Prediger ist verbindlich, wenn er im Sinne Jesu spricht. Alles, was nicht im Sinne Jesu ist, kannst du getrost in die Tonne hauen, wie es unsere Vorfahren im Guten wie im Schlechten schon seit Jahrhunderten getan haben.

 

9. Was Jesus wollte, entnimmt man getrost den Evangelien. Insgesamt darf man davon ausgehen, dass die Evangelisten den Geist Jesu recht gut transportiert haben.

 

10. Tja, manchmal ist Jesus hardcoremäßiger unterwegs als der predigende Priester. Feindesliebe und so. Das hat der ernst gemeint. Schräger Typ, wurde gekreuzigt - von wem?

Ich bin kein "What would Jesus do?"-Typ. Sein Zeitplan für die Parusie-Erwartung deckt sich nicht mal ansatzweise mit meinem.

 

Und zum Rest: ich erwarte schon, daß ein Prediger lediglich das Wort Jesu in unsere Zeit holt und nicht seine eigenen politischen Wünsche und Befindlichkeiten verkündet.

 

Gott zu geben was Gottes ist, ist sicherlich Jesu Auftrag an die Gläubigen. Ob er damit meinte man müsse eine staatliche Zensur einführen wage ich ja noch zu bezweifeln...

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Früher war die Gefahr, dass die Leute die Partei wählten, die von der Kanzel herab empfohlen wurde. Meistens gab es dann einen politischen Aspekt, der als Lackmustest galt: Konfessionsschulen, Abtreibung ...

 

Damit galten die Grünen als nicht wählbar für Katholiken, die C-Parteien dagegen schon.

 

In Bayern gibt es inzwischen einen grünen Bürgermeister, der Diplomtheologe und im kirchlichen Dienst ist.

 

Heutzutage muss der Prediger darauf achten, dass er die Gemeinde nicht spaltet. Denn die Leute sind mündig und die Zeiten vorbei, da sich Laien Vorschriften von Kleriker machen lassen.

 

Der Grat ist schmal zwischen persönlicher Meinung und christlicher Verkündigung.

 

Andererseits dürfte der Pfarrer nicht die Klappe halten, wenn es in der Gemeinde rassistische oder antisemitische Tendenzen gäbe.

 

Die Frage ist, wie deutlich er wird.

 

Geschichtlich hat sich das Christentum politisch sehr unterschiedlich verhalten: Im römischen Reich der Versuch, politisch neutral zu sein, sich anzupassen, in der mittelalterlichen Gesellschaft die Verschmelzung mit der weltlichen Macht hin zum Staatskult.

 

Das Christentum beschränkt sich aber wie das Reich Gottes nicht auf eine rosige Jenseitserwartung.

bearbeitet von nannyogg57
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Was aber meiner Meinung nach auf jeden Fall in eine Predigt darf: Christentum ist nicht nur am Sonntag in der Kirche beten, sondern auch Verantwortung in der Welt übernehmen (nicht umsonst habe ich bei Prof. Alfons Auer: "Der weltoffene Christ" mein Studium in Moraltheologie absolviert).

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Andererseits dürfte der Pfarrer nicht die Klappe halten, wenn es in der Gemeinde rassistische oder antisemitische Tendenzen gäbe.

 

Die Frage ist, wie deutlich er wird.

Und ob er seine Kritik von der Kanzel herab predigen muss, oder ob es dafür nicht passendere Gelegeheiten gäbe.

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IMHO ist eine Predigt (wie auch der Gottesdienst ansich) immer politisch, da die Kirche ein öffentlicher Raum darstellt.

Über das kirchlische Recht ist die politische Predigt abgesichert. Wobei durch das kirchlische Recht der Bewegungsrahmen der Predigt eingeschränkt ist.

Daher ist die Kirche (früher) auch ein gewichtiger politischer Machtfaktor gewesen.

Zwei Schneiden hat das Schwert...

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Abstrakt stimmt man dem leicht zu - aber wenn es konkret wird, dann wird es auch spannend: Wie gehe ich mit den Ressourcen dieser Welt um? Wo bin ich bereit, Folgerungen für mich aus dem zu ziehen, was ich glaube (für andere ist das immer einfacher)? ...

 

Wie sieht es mit den Themen aus, über die es auch unter Christen verschiedene Meinungen gibt? Sollte man sich da auf eine Seite schlagen und die anderen möglicherweise verprellen, oder im abstrakten bleiben?

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Abstrakt stimmt man dem leicht zu - aber wenn es konkret wird, dann wird es auch spannend: Wie gehe ich mit den Ressourcen dieser Welt um? Wo bin ich bereit, Folgerungen für mich aus dem zu ziehen, was ich glaube (für andere ist das immer einfacher)? ...

 

Wie sieht es mit den Themen aus, über die es auch unter Christen verschiedene Meinungen gibt? Sollte man sich da auf eine Seite schlagen und die anderen möglicherweise verprellen, oder im abstrakten bleiben?

 

Gibt es ein Thema, in dem alle Christen einer Meinung sind?

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Wie sieht es mit den Themen aus, über die es auch unter Christen verschiedene Meinungen gibt? Sollte man sich da auf eine Seite schlagen und die anderen möglicherweise verprellen, oder im abstrakten bleiben?

 

Die schnelle Antwort ist nicht immer die Beste - ich habe das wesentliche vergessen.

 

Der Prediger predigt amtlich als Leiter der gottesdienstlichen Feier. Dem Amt in der Kirche aber ist jedoch grundsätzlich aufgetragen, die Einheit zu wahren. Damit ist es dem Prediger verwehrt, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen, wobei ich voraussetze, dass die vertretenen Positionen theologisch grundsätzlich verantwortbar sind. Es wäre in der Predigt dann ggf. auch zu zeigen, was die Gruppen verbindet und wo die Grenzen der jeweiligen Sichtweisen zu finden sind.

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Dem Amt in der Kirche aber ist jedoch grundsätzlich aufgetragen, die Einheit zu wahren. Damit ist es dem Prediger verwehrt, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen, wobei ich voraussetze, dass die vertretenen Positionen theologisch grundsätzlich verantwortbar sind. Es wäre in der Predigt dann ggf. auch zu zeigen, was die Gruppen verbindet und wo die Grenzen der jeweiligen Sichtweisen zu finden sind.

 

Das setzt voraus, dass es überhaupt eine Einheit gibt. Nach meiner Wahrnehmung grenzen sich die einzelnen Lager immer mehr ab. Das konnte man z.B. am Verlauf der Bischofssynode sehen.

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Das setzt voraus, dass es überhaupt eine Einheit gibt. Nach meiner Wahrnehmung grenzen sich die einzelnen Lager immer mehr ab. Das konnte man z.B. am Verlauf der Bischofssynode sehen.

 

Ich habe nicht behauptet, dass das einfach sei.

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