rorro Geschrieben 3. November 2016 Melden Geschrieben 3. November 2016 (bearbeitet) Der Knackpunkt ist bereits in Deiner Frage enthalten: "Ab wann hat sich FÜR DICH was geändert?" Damit bist Du schon auf der Schiene relationaler Ontologie. Ob sich etwas ändert oder nicht, ist in der klassischen Ontologie unabhängig vom Beobachter. Es ändert sich was, oder es ändert sich eben nichts. Im Falle der Hostie verändert sich nichts Sichtbares. Da sich aber laut der Interpretation der Jesusworte: "Dies ist mein Leib" doch was ändert, muss diese Veränderung in einem grundsätzlich unsichtbaren Bereich erfolgt sein. Womit wir aber meiner Frage immer noch keine Antwort geschenkt haben. Daß Menschen nur menschlich reden können, ist ja nicht wirklich überraschend. Allerdings sehe ich den von Dir formulierten Gegensatz nicht so stark. Noch ein Beispiel: natürlich wird Geld erst zu Geld, indem eine Gemeinschaft von Menschen bestimmten Objekten einen Wert zuweist. Dennoch darf man dann auch nachkantianisch sagen, daß es sich dabei wirklich um Geld handelt, daß das Geld ist. Vorne kommen Papier, Tinte, diverse Fälschungsschutztricks rein - hinten kommt Geld raus. Chemisch muß sich da auch nicht so viel geändert haben übrigens. Und im Knast wurden Kippen zu Geld, einer Währung, ohne sich irgendwie geändert zu haben. Natürlich ist das alles relational, anders geht es menschlich nicht. Doch es ist auch etwas anderes. Daher halte ich den Begriff der Transsubstantiation auch nachwievor für sehr gut nutzbar - ihn zu erklären ist nicht so schwierig. bearbeitet 3. November 2016 von rorro
nannyogg57 Geschrieben 3. November 2016 Autor Melden Geschrieben 3. November 2016 Sagen wir mal Folgendes: Theologisches Wissen ist nicht heilsbedeutsam. Man kommt nicht in den Himmel, weil man Wissen hat. Das wäre Gnostik oder Aberglaube a la ägyptischen Totenbuch, was seltsamerweise wiederum in unserer Gesellschaft als kulturell wertvoll gilt. Das wiederum wirft ein Licht auf unsere Gesellschaft und ihren theologischen Wissensstand: Totenbücher sind toll, Bibel ist doof. Und dann kommt Mariamante und schreibt das absolute Novum, die Offenbarung schlechthin: Theologen und rechter Glaube sind irgendwie das Gegenteil. Ich denke, die Krise besteht darin, dass die Theologie das, was sie rüberbringen sollte, denn sie hat was rüberbringen, nicht rüberbringen kann. Weswegen Leute, die Theologie doof finden, viel cooler rüberkommen. Dieser Thread heißt nicht "Theologie ist doof".
Mariamante Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Wollte eigentlich nicht mehr schreiben gute Idee. Von dir aus gesehen vielleicht. Da du aber sehr oft falsche Sachen schreibst, ist mir das eine gute Anregung, wieder mehr zu schreiben. Herzlichen Dank und Vergelts Gott.
Mariamante Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 (bearbeitet) Und dann kommt Mariamante und schreibt das absolute Novum, die Offenbarung schlechthin: Theologen und rechter Glaube sind irgendwie das Gegenteil. Das ist kein Novum. Mit wem hat wohl Jesus Christus der göttliche Erlöser besondere Schwierigkeiten gehabt? Mit den einfachen Menschen die theologisch nicht gebildet waren, den Hirten, den Kranken, den Sündern? Mitnichten. Es waren die "Schriftgelehrten und Pharisäer", die Theologen seiner Zeit, mit denen es die größten Probleme gab. Das könnte Anlaß zum Nachdenken sein. bearbeitet 4. November 2016 von Mariamante
nannyogg57 Geschrieben 4. November 2016 Autor Melden Geschrieben 4. November 2016 (bearbeitet) Dito. Theologie per se ist schon verdächtig. Ohne Theologie kommen wir sicher in den Himmel. Das war sicher die Quintessenz von Jesu Botschaft. Und Jesus hatte natürlich auch kein Wissen über das, was in den heiligen Schriften drin stand. Schriftgelehrten, Pharisäer und Sadduzäer in einen Topf werfen, Jesu Kritik zum Anlass für eine Pauschalverurteilung zu nehmen und dann Hirtenromantik beschwören ... bearbeitet 4. November 2016 von nannyogg57 2
Mecky Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Das sehe ich nicht so negativ. Ich denke auch, dass Du, als Du Deine letzen zwei Postings geschrieben hast, nicht mehr an Dein Posting weiter oben gedacht hast, in dem Du davon geschwärmt hast, dass Du durch Deine theologische Suche auf Manches gestoßen bist, womit Du Schülern etwas geben kannst. Da spielte die Theologie eine wichtige Rolle. Allerdings keine direkte. Die ganzen biblischen Schriftsteller betrieben Theologie - wenn auch keine akademische und wissenschaftliche. Die Kirchenväter, die Konzilien, manche Päpste, alle Heiligen. "Fides quaerens intellectus" ist ein Prozess, dem kaum ein Gläubiger entgehen kann, sofern er sein Gehirn nicht zum völligen Stillstand verurteilt hat. "Theologisches Wissen ist nicht heilsbedeutsam. Man kommt nicht in den Himmel, weil man Wissen hat." Natürlich nicht. Erst wenn das theologische Wissen die Existenz prägt, also Hoffnung gibt, Vertrauen stärkt, Fragen beantwortet, ohne die man den ganzen Glaubensladen in den Müll werfen würde, zu Handlungen motiviert, Orientierungen gibt ... dann kommen wir der Sache näher. Ein reiner Intellektualismus genügt für gar nichts. Übrigens: Ich habe demletzt gelesen, dass "Gnostiker" im 2. Jahrhundert ein Synonym für "Intellektueller" war. Und eine Selbstbezeichnung. Denker und Kopfmenschen brauchen mehr Theologie, um nicht in einen Widerspruch zwischen Glauben und Wissen zu geraten. Aber schon sehr wenig intellektuelle begabte Kleinkinder brauchen Erklärungen. Theologie ist auch für sie wichtig. Und diese Theologie muss für sie nachvollziehbar sein und ihre Fragen zufriedenstellend beantworten. Volker hat einmal gesagt: "Niemand kann gegen seine Vernunft glauben". Er wollte den Gläubigen ein wenig Vernunft einhauchen, die Widersprüche zwischen Glauben und Wissen aufzeigen, so dass die Gläubigen dann irgendwann zu diesem Punkt kommen: Den Glauben ablegen, weil der ehemals Gläubige gegen seine Vernunft nicht mehr ankommt. Und Volkers Satz "Niemand kann gegen seine Vernunft glauben" ist völlig korrekt. Volker ist es nicht gelungen, die Gläubigen im Forum abzubringen, weil die Gläubigen mit theologischen Argumenten seinen Widerspruchsthesen und Widerspruchsbehauptungen widerstanden haben. Allerdings bezieht sich die Wichtigkeit der Theologie für den Glauben keineswegs auf jede Form des Theologietreibens. Hier setzt ja auch meine Kritik an vielen Formen der Theologie an, eben besonders an den existenziell bedeutungslosen Theologieformen, an theologischen Begründungen für das Niedermachen von Menschen bis hin zu den theologischen Begründungen für Gewalt- und Mordtaten, und seien sie noch so biblisch oder traditionell. Ich wende mich gegen existenziell bedeutungslose Formen der Theologie. Ich wende mich gegen AusredeFormen der Theologie. Ich wende mich gegen menschlich gehaltlose Spitzfindigkeitenformen. 2
Mecky Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Dito. Theologie per se ist schon verdächtig. Ohne Theologie kommen wir sicher in den Himmel. Das war sicher die Quintessenz von Jesu Botschaft. Was nach dem Tode genau geschieht, kann ich Dir nicht sagen. Ich richte mich da nach der erlebbaren Lebenspraxis. Ohne Theologie kommt man "sicher" in den Himmel? Weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, dass ich in Diskussionen und bei der Rechtfertigung vor mir selbst ohne Theologie aufgeschmissen wäre. Deswegen hätte ich ja gerne eine Theologie, die in der Lebenspraxis und für den Glauben eine prägende Rolle spielt und Antworten anbietet für Lebens- und Glaubensfragen. Deshalb fand ich es auch so merkwürdig, wenn mir hier im Thread gesagt wurde, dass dies gar kein Anliegen der Theologie sei.
Long John Silver Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Volker hat einmal gesagt: "Niemand kann gegen seine Vernunft glauben". Er wollte den Gläubigen ein wenig Vernunft einhauchen, die Widersprüche zwischen Glauben und Wissen aufzeigen, so dass die Gläubigen dann irgendwann zu diesem Punkt kommen: Den Glauben ablegen, weil der ehemals Gläubige gegen seine Vernunft nicht mehr ankommt. Und Volkers Satz "Niemand kann gegen seine Vernunft glauben" ist völlig korrekt. Volker ist es nicht gelungen, die Gläubigen im Forum abzubringen, weil die Gläubigen mit theologischen Argumenten seinen Widerspruchsthesen und Widerspruchsbehauptungen widerstanden haben. Der Grund dafuer, dass Volker mit seinen Missionsversuchen nicht durchgedrungen ist, liegt einfach daran, dass manche Menschen dem Evangelium mehr Glauben schenken als irgendeinem Volker. Wenn ich die Wahl habe, mich zwischen der Person Jesu, also dem Sohn Gottes, zu entscheiden oder irgendeinem atheistischen Missionar, dann faellt mir wirklich nicht schwer. Fuer irgendeinen Beweis gegen oder fuer Theologie, welche auch immer und auf welchem Gebiet auch immer, taugt das Beispiel jetzt nichts. 1
Mariamante Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 "Niemand kann gegen seine Vernunft glauben" ist völlig korrekt In welcher Form ist die Menschwerdung Gottes vernünftig? In welcher Form ist die Auferstehung vernünftig? Dass da ein toter Leib in die Erde geschaufelt wird- und auferstehen soll ein verklärter herrlicher Leib - scheint ziemlich unvernünftig. Man könnte also mit dem gleichen Recht sagen: Der Glaube ist Glaube gegen die Vernunft- und Vertrauen auf die Verheißungen Gottes.
rorro Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 In welcher Form ist die Menschwerdung Gottes vernünftig? In welcher Form ist die Auferstehung vernünftig? Dass da ein toter Leib in die Erde geschaufelt wird- und auferstehen soll ein verklärter herrlicher Leib - scheint ziemlich unvernünftig. Man könnte also mit dem gleichen Recht sagen: Der Glaube ist Glaube gegen die Vernunft- und Vertrauen auf die Verheißungen Gottes. Du scheinst Logik mit Vernunft zu verwechseln. Es ist Grundannahme katholischen Glaubens, daß dieser vernunftgemäß sei (was nicht bedeutet, daß er sich jedem erschließt, dazu bedarf es der göttlichen Gnade. Nicht wenige benötigen diese auch, um Mathe zu verstehen ...).
Mariamante Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Es ist Grundannahme katholischen Glaubens, daß dieser vernunftgemäß sei Jemand sagte, der Glaube sein nicht unvernünftig aber über- vernünftig d.h. geht über die Vernunft hinaus, widerspreche ihr aber nicht.
rorro Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Sagen wir mal Folgendes: Theologisches Wissen ist nicht heilsbedeutsam. Man kommt nicht in den Himmel, weil man Wissen hat. Das wäre Gnostik oder Aberglaube a la ägyptischen Totenbuch, was seltsamerweise wiederum in unserer Gesellschaft als kulturell wertvoll gilt. Das wiederum wirft ein Licht auf unsere Gesellschaft und ihren theologischen Wissensstand: Totenbücher sind toll, Bibel ist doof. Und dann kommt Mariamante und schreibt das absolute Novum, die Offenbarung schlechthin: Theologen und rechter Glaube sind irgendwie das Gegenteil. Ich denke, die Krise besteht darin, dass die Theologie das, was sie rüberbringen sollte, denn sie hat was rüberbringen, nicht rüberbringen kann. Weswegen Leute, die Theologie doof finden, viel cooler rüberkommen. Dieser Thread heißt nicht "Theologie ist doof". Ich finde Theologie höchstspannend - aber natürlich ist das Wissen darüber nicht heilsnotwendig. Die Krise der Theologie, die ich hierzulande auch sehe, bedarf zur Lösung der Klärung einiger Grundfragen, die wichtigste in meinen Augen: welches Ziel wird verfolgt? Warum Theologie treiben? Vor der Klärung dieser Frage ist alles andere müßig. Und wenn jeder Theologe darauf eine andere Antwort hat, kann sich kein klares Bild des Sinnes der Theologie geben und die Krise perpetuiert sich.
gouvernante Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Mit wem hat wohl Jesus Christus der göttliche Erlöser besondere Schwierigkeiten gehabt? Mit den einfachen Menschen die theologisch nicht gebildet waren, den Hirten, den Kranken, den Sündern? Mitnichten.Aber sicher doch. Wieviel Mühe hatte Er wohl mit Petrus?!
Mariamante Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Aber sicher doch. Wieviel Mühe hatte Er wohl mit Petrus? Ist Petrus (als Glaubensbewahrer ) nicht auch Sinnbild der Theologen?
gouvernante Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Das sehe ich nicht so negativ.Ironiedetektor ausgeschaltet?
gouvernante Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Aber sicher doch. Wieviel Mühe hatte Er wohl mit Petrus? Ist Petrus (als Glaubensbewahrer ) nicht auch Sinnbild der Theologen? Nein. Das ist eher Paulus. Und der hat ziemlich flott begriffen, was der Herr vor Damaskus von ihm wollte.
Mecky Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Das sehe ich nicht so negativ.Ironiedetektor ausgeschaltet? Jawoll. Vielen Dank für's Einschalten. Das erklärt einiges.
Dies ist ein beliebter Beitrag. Chrysologus Geschrieben 4. November 2016 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Geschrieben 4. November 2016 Wir diskutieren hier weder über meinen noch über Deinen noch über Erich Zengers Glauben, und ich habe nicht vor, das zu ändern. In meinen Augen eines der Hauptprobleme: wenn ich nicht weiß, welchen Einfluss Deine theologischen Erkenntnisse auf Deinen Glauben haben - warum sollen sie dann einen auf meinen haben? Im angelsächsischen Raum (und ich meine nicht EWTN) isst es ganz anders, da steht das persönliche Erleben und der persönliche Glauben immer auch im Fokus des Interesses. Theologenschaft ohne Zeugenschaft halte ich nicht für vielversprechend. Etwas spät kommt meine Antwort - aber sie kommt. Glaube ist die von Gott getragene und ermöglichte Antwort des Menschen auf den Anruf Gottes - so verstehe ich meinen Glauben als auch den Glauben anderer, die Formulierung jedoch ist keineswegs von mir, und ohne die Lektüre Rahners hätte ich das auch nicht im mindesten formulieren können. Aber es ist eben zumindest in Teilen meine Antwort auf den Anruf an mich und insofern etwas sehr privates, über das ich hier nicht schreiben und schon gar nicht diskutieren werde. Es hätte auch im Blick auf die Krise der Theologie keinerlei Relevanz, weil theologisches Arbeiten nicht durch Glauben ersetzt werden kann noch umgekehrt. Besonders fromm und theologisch besonders gebildet sind weder Gegensätze noch bedingen sie einander! Ich kenne im besten Sinne des Wortes tiefgläubige Menschen, deren Theologie mir die Haare zu Berge stehen lässt, ich bin jedoch umgekehrt noch keinem guten Theologen begegnet, bei dem kein Glaube zu spüren gewesen wäre. Die Theologie, ernsthaft betrieben, prägt natürlich auch den eigenen Glauben. Es stellt ihn in Frage, es fordert ihn heraus, und wenn man sich dem stellt, dann vertieft es den eigenen Glauben. Im angelsächsischen Raum ist der Stil wissenschaftlicher Arbeiten anders als im deutschen Sprachraum, keine Frage. Dort wird essayistischer geschrieben, es gibt mehr Beispiele bis hin zu Anekdoten. Das persönliche Erleben allerdings und der persönliche Glaube finden sich auch in der deutsche Theologie, wie überall geprägt durch Fach und Thema. Ich wüsste zum Beispiel nicht, wie ich in einem Aufsatz zu den Formalien des frühmittelalterlichen Akkusationsverfahrens meine eigene Glaubenserfahrung auch nur in Spuren einbringen sollte. Auch eine Analyse der Rechtssprache in den Dekreten von Woauchimmer sollte eher frei davon sein, und ist es auch im angelsächsischen Raum. Ansonsten läse ich meine Ansichten in die Quellen hinein, um dann erfreut zu sein, dass ich sie dort finde! Gute wissenschaftliche Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sie Darstellung, Schlußfolgerung und Meinung trennt. Das geht nicht immer vollkommen, das ist auch nicht immer sinnvoll, aber zumindest sollte die Darstellung sina ire et studio erfolgen. Für mich ist das einer der spannendsten Erfahrungen in der Wissenschaft: Der Moment, in dem die Quellen das nicht hergeben, was man eigentlich erwartet hat. Und dann die Suche nach den Ursachen dieser Beobachtung: War meine Erwartung falsch? Oder lese ich die Quellen nicht richtig? Habe ich etwas anderes übersehen? Und wenn ich dann an den Punkt komme, entweder zu erkennen, wo meine Ausgangsthese falsch war, oder zu sehen, warum ich doch richtig vermutet hatte (in beiden Fällen ändert sich etwas) - das ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl, das leider niemand teilen kann. Dass ich dann glücklich bin, enthebt mich nicht von der Aufgabe, die gewonnene Erkenntnis dann auch allgemeinverständlich (für die Zunft) darzulegen. Das ist zäh, langweilig und mühselig. Mein Satz, den Du oben zitiertest, richtete sich jedoch gegen etwas anderes: Mecky vertrat seine altbekannte Sicht zu bestimmten biblischen Stellen, die er für die allein richtige und bei klarem Verstand mögliche zu halten scheint, und meinte, dass jeder, der eine andere Sicht als die seine vertritt, von seinem Glauben verblendet sein müsse. Darüber aber kann man nicht diskutieren, und darüber werde ich nicht diskutieren! Welche Auswirkungen meine theologischen Erkenntnisse auf meinen Glauben gehabt haben und haben, da habe ich hier und da etwas zu geschrieben im Forum. Das ist für mich letztlich auch nicht zu trennen - ich kann über meinen Glauben nur modo theologico sprechen, eine andere Sprache dafür habe ich nicht. Und ich sehe auch keine Widersprüche zwischen meiner Theologie und meinem Glauben - auch wenn ich theologisch Fragen reflektieren mag, die für meinen Glauben irrelevant sind, und ich im Glauben Erfahrungen mache, die ich nicht theologisch zu durchdringen beabsichtige. Was aber ändert es für Dich an der Aussage, dass Gott die Freiheit des Menschen will und achtet, wenn Du weißt, dass dies eine der Säulen meiner Theologie wie meines Glaubens ist? Belegt es diesen Satz besser? Macht es ihn glaubwürdiger? Wäre er weniger bedeutsam, wenn ich ihn für marginaler halten würde? Eine gute Predigt ist theologisch durchdacht, und eine gute Theologie ist durchbetet - aber das eine und das andere sollte man trennen können. 5
Werner001 Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Dito. Theologie per se ist schon verdächtig. Ohne Theologie kommen wir sicher in den Himmel. Das war sicher die Quintessenz von Jesu Botschaft. Und Jesus hatte natürlich auch kein Wissen über das, was in den heiligen Schriften drin stand. Schriftgelehrten, Pharisäer und Sadduzäer in einen Topf werfen, Jesu Kritik zum Anlass für eine Pauschalverurteilung zu nehmen und dann Hirtenromantik beschwören ... Auch die Juristen sagen schließlich: "Kenntnis schadet" Werner
Moriz Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Deswegen hätte ich ja gerne eine Theologie, die in der Lebenspraxis und für den Glauben eine prägende Rolle spielt und Antworten anbietet für Lebens- und Glaubensfragen. Deshalb fand ich es auch so merkwürdig, wenn mir hier im Thread gesagt wurde, dass dies gar kein Anliegen der Theologie sei. Das ist kein Anliegen der akademischen Theologie. Fahradfahren lernt man auch nicht im Physikstudium.
rorro Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 (bearbeitet) Was aber ändert es für Dich an der Aussage, dass Gott die Freiheit des Menschen will und achtet, wenn Du weißt, dass dies eine der Säulen meiner Theologie wie meines Glaubens ist? Belegt es diesen Satz besser? Macht es ihn glaubwürdiger? Wäre er weniger bedeutsam, wenn ich ihn für marginaler halten würde? Der Satz wird dadurch weder bedeutsamer noch glaubwürdiger - Du wirst eher als glaubender Mensch hier (zumindest von mir) in der theologischen Reflexion wahrgenommen. Wenn Theologie nicht zur bloßen "l'art pour l'art" verkommen will, muß sie doch aufzeigen, wie sie wirkt - und als erstes an denen, die sie leben. Sonst könnte ich auch nur Bücher lesen und der Austausch ist - weil er in Wahrheit keiner ist - entbehrlich. bearbeitet 4. November 2016 von rorro
nannyogg57 Geschrieben 4. November 2016 Autor Melden Geschrieben 4. November 2016 Quantenphysik. Die ist komplett für den A`rsch. Weil sie keiner checkt. Ich kriege die Krise, weil ich die neuesten Erkenntnisse der Physik nicht verstehe, und weil meine SchülerInnen, Mittelschule, Glück haben können, wenn irgendein übermotivierter PCB-Lehrer ihnen zumindestens die Atomphysik nahebringt. Und das geht nicht ohne Leidenschaft. Dasselbe ist es mit der Theologie. Wir brauchen Leidenschaft. Mecky, du hast Recht. Die Krise der Theologie ist die mangelnde Leidenschaft, das persönliche Engagement, die Überzeugung. Luther hatte sie und hat damit die Welt verändert. Die Quantenphysik hat in dieser Welt keine Chance, wenn sie nicht für die einfachen Leuten übersetzt wird, von Leuten, die so dermaßen kompetent sind, dass sie die Quantenphysik auch einem Mittelschüler erklären können. Und das gleiche didaktische Gesetz gilt für die Theologie. Sage ich, weil ich heute ein Erfolgserlebnis exakt in diesem Punkt hatte. Jede Wissenschaft hängt, wenn sie den Elfenbeinturm verlassen will, und der Elfenbeinturm ist notwendig, um die Wissenschaftlichkeit zu überprüfen, an der Leidenschaft des Wissenschaftlers. Studium heißt nämlich auch Eifer, Leidenschaft. Und die Krise der Theologie ist das Verlassen des Elfenbeinturmes (ohne den Elfenbeinturm in seiner Bedeutung zu schmälern). 1
Frank Geschrieben 4. November 2016 Melden Geschrieben 4. November 2016 Quantenphysik. Die ist komplett für den A`rsch. Weil sie keiner checkt. Ich kriege die Krise, weil ich die neuesten Erkenntnisse der Physik nicht verstehe, und weil meine SchülerInnen, Mittelschule, Glück haben können, wenn irgendein übermotivierter PCB-Lehrer ihnen zumindestens die Atomphysik nahebringt. Und das geht nicht ohne Leidenschaft. Dasselbe ist es mit der Theologie. Wir brauchen Leidenschaft. Mecky, du hast Recht. Die Krise der Theologie ist die mangelnde Leidenschaft, das persönliche Engagement, die Überzeugung. Luther hatte sie und hat damit die Welt verändert. Die Quantenphysik hat in dieser Welt keine Chance, wenn sie nicht für die einfachen Leuten übersetzt wird, von Leuten, die so dermaßen kompetent sind, dass sie die Quantenphysik auch einem Mittelschüler erklären können. Und das gleiche didaktische Gesetz gilt für die Theologie. Sage ich, weil ich heute ein Erfolgserlebnis exakt in diesem Punkt hatte. Jede Wissenschaft hängt, wenn sie den Elfenbeinturm verlassen will, und der Elfenbeinturm ist notwendig, um die Wissenschaftlichkeit zu überprüfen, an der Leidenschaft des Wissenschaftlers. Studium heißt nämlich auch Eifer, Leidenschaft. Und die Krise der Theologie ist das Verlassen des Elfenbeinturmes (ohne den Elfenbeinturm in seiner Bedeutung zu schmälern). Also nicht Studierzimmer oder Werkbank sondern sowohl als auch?
Mariamante Geschrieben 5. November 2016 Melden Geschrieben 5. November 2016 (bearbeitet) Nein. Das ist eher Paulus. Und der hat ziemlich flott begriffen, was der Herr vor Damaskus von ihm wollte. Ja- Danke für den Hinweis. Du weißt, dass einige behaupten Paulus habe mit seiner Theologie eine eigene Lehre geschaffen, man müsste von einer "Pauluskirche" sprechen. Ich sehe das zwar nicht so, weil ich Paulus für ein speziell erwähltes Werkzeug Gottes halte, aber cum grano salis ist eine Wahrheit darin enthalten- dass manche Theologen in der Gefahr sind, eine eigene theologische Sicht und Auffassung zu konstgruieren, und darin zur Spaltung und Quereleien beitragen. So kann es dann passieren, dass man sich um ein filioque oder ähnliches streitet, und solche Formen der Theologie mehr zu Streitgesprächen, endlosen theologischen Disputen führen und nicht zu einer fruchtbaren tieferen Erkenntnis Gottes. bearbeitet 5. November 2016 von Mariamante
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