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613 Gebote des AT


Scapula

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vor 9 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Wenn ich auf einem 100stöckigen Hochhaus stehe, dann ist es aus meiner Sicht unsinnig, nach einer absoluten Sicherheit vor den Folgen eines Sprunges in die Tiefe zu suchen, ganz egal, was mir jemand verspricht.


Eben. Dessen sind sich auch die Gläubigen bewusst. Drum wunderte mich ja auch, dass du meinst, sie suchen Sicherheit. Glauben hat wirklich nichts mit Sicherheit im Sinn "absoluter Gewissheit" zu tun, ganz im Gegenteil. Zu meinen, dass es die gäbe, wäre wirklich eine Illusion.

 

Zitat

Daß es eine solche absolute Sicherheit nicht geben kann, ist keine Frage mangelnden Vertrauens, sondern schlicht eine von Wissen.


Auch das ist ein Wissen, das ziemlich sicher die meisten, die sich gläubig nennen, haben.

Was sie von dir unterscheidet ist das, was Nanny Ogg und Frank auch geschrieben haben: Dass sie trotz allem Hoffnung auf Sinn haben und sich (viele immer wieder neu) dazu durchringen, ihr Vertrauen darauf zu setzen, dass es letztlich etwas verlässlich Tragendes gibt, das einen hält und auffängt; an dem man sich festhalten und auf das man bauen kann.

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vor 10 Stunden schrieb nannyogg57:

Eines Tages fallen wir alle aus dem Hochhaus, Das ist Tatsache.

 

Mit dem Bild kann ich nicht viel anfangen. Ich schrieb es schon anderswo. Einerseits beginnt unser Leben irgendwann und es endet auch, andererseits ist unser Leben Teil des Lebens anderer, und das hat lange vor unserer Geburt begonnen, und endet auch nicht mit unserem Tod. Das Bild vom "Fallen" bringe ich da nirgendwo unter. Aber ich bin ja auch nicht religiös. ;)

 

vor 9 Stunden schrieb Frank:

Ein Satz der von Vaclav Havel stammt (oder stammen soll, so genau weiss ichs nicht): "Hoffnung ist nicht die Überzeugung das alles gut ausgeht, sondern die Gewissheit das etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht."

 

Es hat auch vieles keinen "Sinn". Das wissen selbst Gläubige. Weshalb sie ja auch das "Jenseits" erfunden haben, in dem sich alles irgendwie ausgleichen soll. Warum? Weil sie es so wünschen, weil alle anderen religiösen Erklärungsversuche erkennbar gescheitert sind, und man die Sache mit dem "Jenseits" wenigstens nicht widerlegen kann. Nur daß man etwas, was nur aus Wunschträumen besteht, auch nicht widerlegen muß. Da haben wir übrigens die "Gewißheit". Ich wußte, daß sie kommen würde, früher oder später.

 

vor 3 Stunden schrieb Ennasus:

Eben. Dessen sind sich auch die Gläubigen bewusst. Drum wunderte mich ja auch, dass du meinst, sie suchen Sicherheit. Glauben hat wirklich nichts mit Sicherheit im Sinn "absoluter Gewissheit" zu tun, ganz im Gegenteil. Zu meinen, dass es die gäbe, wäre wirklich eine Illusion.

 

Das liest sich bei Frank aber schon ganz anders. Letztlich ist es ein Streit um Worte. Oder wie Mecky irgendwann schrieb: Glaube als Vertrauen hat nur dann einen Sinn (hier gehört das Wort hin), wenn man von der Existenz dessen, dem man vertraut, fest überzeugt ist. Womit wir wieder bei der Gewißheit wären.

 

 

 

vor 3 Stunden schrieb Ennasus:

Was sie von dir unterscheidet ist das, was Nanny Ogg und Frank auch geschrieben haben: Dass sie trotz allem Hoffnung auf Sinn haben und sich (viele immer wieder neu) dazu durchringen, ihr Vertrauen darauf zu setzen, dass es letztlich etwas verlässlich Tragendes gibt, das einen hält und auffängt; an dem man sich festhalten und auf das man bauen kann.

 

Nein, was uns unterscheidet, ist das Tatsachenwissen, daß es in dieser Welt keine überirdischen Vater- oder Muttergestalten gibt, von denen wir Hilfe erwarten können; Tatsachenwissen einfach deshalb, weil diese Welt sonst anders aussähe. Das einzige, worauf wir daher vertrauen können, sind wir selbst und die Menschen, mit denen wir leben. Oder wir können uns Geschichten erzählen, die diese Tatsache vor uns und anderen zu verbergen suchen. Was allerdings immer weniger gelingt. Dafür wissen wir mittlerweile einfach zu viel über diese Welt (auch das, was wir vielleicht gar nicht wissen wollten).

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vor 4 Stunden schrieb Ennasus:

Was sie von dir unterscheidet ist das, was Nanny Ogg und Frank auch geschrieben haben: Dass sie trotz allem Hoffnung auf Sinn haben und sich (viele immer wieder neu) dazu durchringen, ihr Vertrauen darauf zu setzen, dass es letztlich etwas verlässlich Tragendes gibt, das einen hält und auffängt; an dem man sich festhalten und auf das man bauen kann.

Genau da fängt das nicht verstehen von unsereinem an. Es gibt null, absolut null Beleg dafür, dass da ein was auch immer da ist, um einen  aufzufangen. Und noch unverständlicher für mich, dass dieses ominöse Etwas, das eigentlich für alles verantwortlich ist, also auch für alles Elend auf diesem Planeten, einen auffangen soll. Nee, das ist für mich völlig unbegreiflich. Vollkommen unrealistisches Wunschdenken, mehr fällt mir dazu nicht ein. Fällt man ohne der Verzweiflung anheim?

 

kurz und ernsthaft erwidernd.................tribald

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vor 2 Stunden schrieb tribald:

Es gibt null, absolut null Beleg dafür, dass da ein was auch immer da ist, um einen  aufzufangen.

 

 

Okay, Punkt für die Auswärtsmannschaft. (Wenn meine Frau solange schweigt wie Gott weiß ich dass ich ein Problem habe)

 

vor 2 Stunden schrieb tribald:

Und noch unverständlicher für mich, dass dieses ominöse Etwas, das eigentlich für alles verantwortlich ist, also auch für alles Elend auf diesem Planeten, einen auffangen soll.

 

Darauf gibt es die kurze christliche Antwort: "Was Jesus kann, kann ich schon lange"

 

vor 2 Stunden schrieb tribald:

Fällt man ohne der Verzweiflung anheim?

Darauf gäbe es eine längere Antwort - aber es gibt auch noch Fußball und Mohnschnecken *wichtigerpunkt*

 

Vielleicht etwas ernsthafter: Antworten darauf neigen dazu etwas lyrisch auszufallen, deswegen ist es für den Antwortenden die Frage wie weit er sich öffnen will und für den Fragenden stellt sich die Herausforderung andererleuts Lyrik auszuhalten.

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2 hours ago, tribald said:

Nee, das ist für mich völlig unbegreiflich. Vollkommen unrealistisches Wunschdenken, mehr fällt mir dazu nicht ein. Fällt man ohne der Verzweiflung anheim?

Das ist wie mit Sex. Selbstverständlich geht auch ohne, aber mit ist ist für die meisten viel schöner .

 

Werner

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vor 8 Minuten schrieb Werner001:

Das ist wie mit Sex. Selbstverständlich geht auch ohne, aber mit ist ist für die meisten viel schöner .

 

Werner

Metaphorisch ist mir der Waldspaziergang näher (in Wanderschuhen, nix Birkenstock)

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7 minutes ago, Kulti said:

Metaphorisch ist mir der Waldspaziergang näher (in Wanderschuhen, nix Birkenstock)

... oder der. Hab ich schon erwähnt, wie sehr ich mich auf die nächste Woche freue?

 

Werner

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vor 3 Minuten schrieb Werner001:

... oder der. Hab ich schon erwähnt, wie sehr ich mich auf die nächste Woche freue?

 

Werner

Vielleicht. Aber dann habe ich nicht aufmerksam gelesen. Was liegt denn nächste Woche an?

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vor 40 Minuten schrieb Werner001:

Das ist wie mit Sex. Selbstverständlich geht auch ohne, aber mit ist ist für die meisten viel schöner .

 

Werner

Aha, Gott ist sowas wie Sex. Wäre ich echt nie drauf gekommen.:) 

 

zugebend..................tribald

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4 minutes ago, tribald said:

Aha, Gott ist sowas wie Sex. Wäre ich echt nie drauf gekommen.:) 

 

zugebend..................tribald

Ah, gehörst du auch zu den Leuten, die nicht wissen, was eine Analogie ist?

 

Werner

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vor 5 Minuten schrieb Werner001:

Ah, gehörst du auch zu den Leuten, die nicht wissen, was eine Analogie ist?

 

Werner

Die Jünger kamen zum Meister und fragten:"Kommst Du mit zum Poetry Slam". Der Meister aber rollte mit den Augen. Mit den Augen rollte er.

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vor 2 Stunden schrieb Werner001:

Ah, gehörst du auch zu den Leuten, die nicht wissen, was eine Analogie ist?

 

Werner

Nicht alles was hinkt......und so weiter. Immerhin wäre meine Annahme glaubhafter, haben doch die Oberen im Vatikan und sonstwo kaum was anders im Sinn als Sex. Wie du ja schon selbst festgestellt hast. Also folgerichtig und logisch.

 

schmunzelnd...................tribald

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Kann jemand nochmal für Dumme erklären, warum Jesus angesichts von Poetryslams mit den Augen rollt und welches Stilmittel die letzten beiden Sätze dieses Postings sein sollten? Für einen Chiasmus scheint es mir nicht zu passen, weil da die Wiederholung irgendwie nicht reinpasst, oder?

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Vielleicht muss man ein wenig auf das Verhältnis von Sicherheit, Glaube, Gewissheit und Glaube anschauen.

 

Manche suchen Sicherheit, indem sie sich an das Berechenbare 

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vor 13 Stunden schrieb theresa???:

Kann jemand nochmal für Dumme erklären, warum Jesus angesichts von Poetryslams mit den Augen rollt und welches Stilmittel die letzten beiden Sätze dieses Postings sein sollten? Für einen Chiasmus scheint es mir nicht zu passen, weil da die Wiederholung irgendwie nicht reinpasst, oder?

Okay, mach ich mal.

 

Ein häufiger (und nicht unberechtigter) Vorwurf von Atheisten an Gläubige ist der des "Schwurbelns" wenn es um die Erklärung von Glaubensinhalten geht.

 

Ich übersetze für mich "Schwurbeln" mit "Lyrik" - weil es bei Lyrik (zumindestens in Hobbykreisen) gerne um das Gefühsleben geht und der vom Glauben Begeisterte dazu neigt seine Gefühlswelt als Graffiti auf die nüchterne Dogmatik zu kleistern.

 

Weil ich nun nicht immer "Lyrik" schreiben wollte, hab ich halt mal "Poetry Slam" geschrieben.

Und ich hab mal fix so für mich im Kopf drei Zeilen zu Karfreitag geslammed - kann ich hier nicht wiedergeben.

Lässt aber mich mit den Augen rollen und da ich den Meister nach meinem Bilde forme, rollt auch er mit den Augen.

 

Ähhh Stilmittel? Für so was habe ich keine Zeit.

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vor 13 Stunden schrieb tribald:

Nicht alles was hinkt......und so weiter. Immerhin wäre meine Annahme glaubhafter, haben doch die Oberen im Vatikan und sonstwo kaum was anders im Sinn als Sex. Wie du ja schon selbst festgestellt hast. Also folgerichtig und logisch.

 

schmunzelnd...................tribald

Aber ein bischen hast Du schon die Krücken verwechselt.

 

Nicht Gott ist wie Sex sondern der Glaube (aka Wunschdenken). Und der Vergleich ist gar nicht mal so schräg. (ich mag das nicht weiter ausführen, es ist zu früh um auf Rasierklingen zu balancieren)

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Nun ist Gott natürlich soweit Sex wie er auch im Aufräumen und Spülen nach einer Party ist.

 

Aus der Vita des seligen Tellerwäschers:

 

Ein junger Mann stand in einem kleinen Raum mit einer Waschbütte und zwei großen Tischen. Auf dem einen türmte sich ein gigantischer Berg dreckigen Geschirrs. Die Teile waren ineinander verkeilt, mit Dreck verklebt, unansehnlich und verwahrlost. Der Junge bewaffnete sich mit Lappen und Spülmittel und begann den Berg Teil für Teil abzutragen. Dabei reinigte und polierte er jedes Einzelne Ding und gab ihm so seine Würde wieder. Auch stellte er gleiche Dinge zusammen und brachte so Ordnung in das Chaos. Als er fertig war, räumte er jedes Teil an seinen bestimmten Platz in den großen Schränken. Er setze sich und betrachtete sein Werk und war zufrieden.

 

Doch nach einiger Zeit langweilte ihn die Ordnung und die Stille. Und so begann er, die Dinge wieder aus den Schränken zu holen und lange Tische damit einzudecken.Diesmal standen nicht die gleichen Teile zusammen, sondern sie bildeten Gruppen aus vielen verschiedenen Sachen. Der Junge öffnete die Türen und bat viele Menschen zu Tisch, jeder fand seinen Platz und jeder fand dort die Dinge, die er zum Essen und Feiern brauchte. Viele verschiedene Menschen kamen und doch aßen sie gemeinsam nach der Ordnung, die die Dinge vor ihnen verriet. Bis tief in die Nacht ging die Feier und als der Junge am nächsten Morgen seine Küche betrat stand da wieder der Berg an dreckigem Geschirr. Doch diesmal öffneten sich die Türen und seine Freunde, die die Nacht zuvor mit ihm gefeiert hatten, halfen ihm jetzt beim spülen und aufräumen.

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Am 7.8.2017 um 23:22 schrieb Mecky:

Vielleicht muss man ein wenig auf das Verhältnis von Sicherheit, Glaube, Gewissheit und Glaube anschauen.

 

Manche suchen Sicherheit, indem sie sich an das Berechenbare 

 

Könnte es sein, daß da noch was fehlt? ;)

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Manche suchen Sicherheit, indem sie sich auf das Beobachtbare und Berechenbare stürzen. 

Das funktioniert, wenn das Beobachtbare und Berechenbare etwas bringt.

Wenn das Beobachte und Berechenbare sich z.B. in dem Horrorwort "Austherapiert" kristallisiert, bringt es dem Austherapierten nicht mehr viel.

 

Was macht man dann?

Harald Lesch hat einen ganz tollen Königsweg gefunden. Er setzt auf Optimismus. Das hört sich so an: "Es gibt keine Alternative zum Optimismus!" - einfach als Arbeitsgrundlage. Ursprünglich auf den Klimawandel bezogen.

 

Was aber, wenn das Beobachtbare und Berechenbare nur eine katastrophale Zukunft aufzeigen kann? So, wie es im Leben von sehr vielen Menschen schon Realität ist.

 

Dann braucht es eine Sicherheit, die auch dann noch trägt. 

Moralische Sicherheit genügt nicht, auch wenn sie durch 613 Gebote bestens abgesichert sein soll. Die stammen ja aus der Bibel, was ein untrügliches Qualitätsmerkmal ist. Aber es genügt trotzdem nicht.

 

Es gibt noch eine Beobachtung, die ein wenig anders ist, als die Naturbeobachtung. Es handelt sich um die Kenntnis von Menschen, die wider alle Hoffnung hoffen und den Mut nicht ablegen. Und zwar offenen Auges - also nicht die übliche Tour mit rosaroter Brille und billigen Ausreden. Menschen, die das Unannehmbare annehmen können und im KZ dichten "von guten Mächten wunderbar geborgen". 

Diese Sicherheit ist eigenartig. Gäbe es eine Garantie darauf, dass man trotz allem Elend von guten Mächten geborgen ist, wäre ihr Zeugnis entwertet. Erst durch die Fähigkeit, die eigene Ungesichertheit nüchtern zu erkennen, und trotzdem die Hoffnung nicht aufzugeben, macht diese Form der Sicherheit zu etwas Besonderem.

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vor 11 Stunden schrieb Mecky:

Manche suchen Sicherheit, indem sie sich auf das Beobachtbare und Berechenbare stürzen. 

Das funktioniert, wenn das Beobachtbare und Berechenbare etwas bringt.

Wenn das Beobachte und Berechenbare sich z.B. in dem Horrorwort "Austherapiert" kristallisiert, bringt es dem Austherapierten nicht mehr viel.

 

Was macht man dann?

Harald Lesch hat einen ganz tollen Königsweg gefunden. Er setzt auf Optimismus. Das hört sich so an: "Es gibt keine Alternative zum Optimismus!" - einfach als Arbeitsgrundlage. Ursprünglich auf den Klimawandel bezogen.

 

Was aber, wenn das Beobachtbare und Berechenbare nur eine katastrophale Zukunft aufzeigen kann? So, wie es im Leben von sehr vielen Menschen schon Realität ist.

 

Dann braucht es eine Sicherheit, die auch dann noch trägt. 

Moralische Sicherheit genügt nicht, auch wenn sie durch 613 Gebote bestens abgesichert sein soll. Die stammen ja aus der Bibel, was ein untrügliches Qualitätsmerkmal ist. Aber es genügt trotzdem nicht.

 

Es gibt noch eine Beobachtung, die ein wenig anders ist, als die Naturbeobachtung. Es handelt sich um die Kenntnis von Menschen, die wider alle Hoffnung hoffen und den Mut nicht ablegen. Und zwar offenen Auges - also nicht die übliche Tour mit rosaroter Brille und billigen Ausreden. Menschen, die das Unannehmbare annehmen können und im KZ dichten "von guten Mächten wunderbar geborgen". 

Diese Sicherheit ist eigenartig. Gäbe es eine Garantie darauf, dass man trotz allem Elend von guten Mächten geborgen ist, wäre ihr Zeugnis entwertet. Erst durch die Fähigkeit, die eigene Ungesichertheit nüchtern zu erkennen, und trotzdem die Hoffnung nicht aufzugeben, macht diese Form der Sicherheit zu etwas Besonderem.

 

Ja, manche suchen Sicherheit, wo es keine Sicherheit geben kann. Da einzige, was dann noch zu helfen scheint, sind Geschichten, Geschichten, die Hoffnung verbreiten, wo keine Hoffnung ist, Geschichten, die die Wirklichkeit vor einem verbergen. Der Inhalt hängt dabei vom jeweiligen kulturellen Hintergrund ab, bezieht sich nicht selten auf das Geborgenheitsgefühl, das man als Kind empfunden hat, und hat keinerlei Bedeutung für all die Zuschauer, die noch nie in einer solchen Situation waren. Letztlich ist es das, was Lesch wohl meint mit seinem Optimismus, zu dem es keine Alternative gäbe, das Gefühl, alles werde trotz allem irgendwie gut, wobei das "irgendwie" eine Frage der persönlichen Fantasie ist.

 

"Some day, we will all die, Snoopy! True, but on all the other days, we will not." :)

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Long John Silver
44 minutes ago, Marcellinus said:

 

Ja, manche suchen Sicherheit, wo es keine Sicherheit geben kann. Da einzige, was dann noch zu helfen scheint, sind Geschichten, Geschichten, die Hoffnung verbreiten, wo keine Hoffnung ist, Geschichten, die die Wirklichkeit vor einem verbergen. Der Inhalt hängt dabei vom jeweiligen kulturellen Hintergrund ab, bezieht sich nicht selten auf das Geborgenheitsgefühl, das man als Kind empfunden hat, und hat keinerlei Bedeutung für all die Zuschauer, die noch nie in einer solchen Situation waren. Letztlich ist es das, was Lesch wohl meint mit seinem Optimismus, zu dem es keine Alternative gäbe, das Gefühl, alles werde trotz allem irgendwie gut, wobei das "irgendwie" eine Frage der persönlichen Fantasie ist.

 

"Some day, we will all die, Snoopy! True, but on all the other days, we will not." :)

 

 Ich denke, was gerade bei Diskussionen zwischen dir und Mecky im Hintergrund schwebt, ist die Annahme, Menschen braeuchten aus Lebensangst und existenzieller Not heraus stets eine bestimmte Art von Hoffnung und Gewissheit, die sich aus ihrer Hinwendung zu einem bestimmten Glauben ergaebe. 


Dabei wird automatisch angenommen, es gaebe generell fuer alle Menschen diese Art von Angst, die nur durch bestimmte Massnahmen  bewaeltigt werden koenne. 

 

Das macht diese Diskussionen eigentlich vom Grundsatz her bereits fragwuerdig, wenn jemand Lebensaengste konstatiert, die andere in dieser Art vielleicht gar nicht haben und gleichzeitig versucht ein As aus dem Aermel schuetteln, diese loesen zu koennen. 

 

Ich denke, da wird kein Schuh daraus. Zum einen weil es generell mehrere Strategien gibt, um Hoffnung zu entwickeln und aufrecht zu erhalten (die Faehigkeit wider alle Widrigkeiten zu hoffen oder Zukunftsplaene zu entwickeln, gehoert zur menschlichen Grundausstattung), zum einen weil solche Strategien  meines  Erachtens nicht in ihrer Qualitaet gegeneinander halten sollte, denn letzten Endes kommt es darauf an, was funktioniert und nicht was fuer die Allgemeinheit pder andere Menschen am besten tauge nach dem eigenen Dafuerhalten.

 

Allgemein habe ich nie ein positives Gefuehl, wenn Strategien von Sicherheit und Hoffnung mit Grundsatzdiskussionen verknuepft werden, ob jetzt die religioese Ebene besser sei als eine andere oder innerhalb der religioesen Ebene diese oder jene Religion oder Konfession oder es in die Frage ausartet, ob denn Atheisten ueberhaupt geeignete Strategien haetten, Lebenskrisen zu bewaeltigen oder die existenziellen Fragen fuer sich zufriedenstellend zu beantworten oder dass man wisse, was fuer andere Sicherheit bedeute oder dass sie diese haetten oder nicht - das ist immer so viel an Projektion dabei und nur wenig an wirklichem Kennen der anderen Menschen, ueber die man spricht. Und in diesen Projektionen geben sich eben beide Seiten, religioese und atheistische, oft leider nichts raus.

 

Und haeufig laeuft es eben daraus hinaus, egal von welcher Seite, dass den anderen unterstellt wird, sie verstuenden nicht richtig zu leben und die Dinge einzuordnen und man wisse doch besser als sie selbst, wie sie zu leben und zu reagieren haetten. 

 

Anderen Menschen einsuggerieren zu wollen, sie braeuchten aufgrund existenzieller Fragen, die sie sonst angeblich nicht wuerden loesen koennen, eine bestimmte Religion ist schliesslich genauso sinnlos wie anderen einreden zu wollen, sie seien ohne Religion klueger und freier. Ich glaube, dass die indivudelle Art und Weise mit Sinnfragen umzugehen, ausschlaggebend ist und diese haengt meistens ganz anderen Faktoren ab.

 

bearbeitet von Long John Silver
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Ganz deiner Meinung! Ich würde mit Meckys Vorstellungen nicht glücklich, und er vermutlich auch nicht mit meinen.  Mir ist das klar. Ob Mecky das auch klar ist, da bin ich nicht so sicher.

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vor 22 Stunden schrieb Long John Silver:

Anderen Menschen einsuggerieren zu wollen, sie braeuchten aufgrund existenzieller Fragen, die sie sonst angeblich nicht wuerden loesen koennen, eine bestimmte Religion ist schliesslich genauso sinnlos wie anderen einreden zu wollen, sie seien ohne Religion klueger und freier. Ich glaube, dass die indivudelle Art und Weise mit Sinnfragen umzugehen, ausschlaggebend ist und diese haengt meistens ganz anderen Faktoren ab.

 

 

Richtig, und daraus könnte man den Schluß ziehen, daß alle Diskussion über "Sinnfragen", über Religionen, Weltanschauungen oder deren vermeintliches Fehlen letztlich sinnlos seien, weil nichts anderes als individuelle Strategien, mit existenziellen Fragen umzugehen, die mangels wirklicher Kenntnis des Gegenübers eh nicht beurteilt werden könnten.

 

Das ist einerseits richtig, übersieht aber andererseits, daß eben diese Strategien Teil von Weltanschauungsgemeinschaften sind, von ihnen vermittelt, propagiert und aufrechterhalten werden. Insofern ist die Debatte zwischen Mecky und Marcellinus eben nur zum Teil eine private Diskussion um persönliche Lebensstile, sondern eben auch Teil einer öffentlichen Auseinandersetzung um Geltungsfragen, um Einfluß auf den öffentlichen Diskurs, und letztlich um Machtgewichte.

 

Deshalb verquicken sich hier immer wieder individuelle mit sozialen Aspekten, und solange das so ist, werden diese Diskussionen nicht aufhören, weil die dahinter liegenden Konflikte nicht verschwinden. Wobei wir froh sein können, daß diese Konflikte hier per Diskussion ausgetragen werden, wenn man sich die Auseinandersetzungen in anderen Weltgegenden ansieht.

 

Das einzige, was wir aus meiner Sicht zur Entschärfung tun können, ist noch genauer zwischen persönlichen Sinnfragen und politischen Geltungsfragen zu unterscheiden. Wie untrennbar aber das eine oft mit dem anderen verbunden ist, zeigt exemplarisch die immer wiederkehrende Debatte um Kreationismus und Evolutionstheorie.

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