echterschmitt Geschrieben 21. August 2017 Melden Share Geschrieben 21. August 2017 (bearbeitet) Hallo, als ehemalige Nonne bin ich das Stiefkind der hl.Mutter Kirche! Ich bin 1977 in das Klarissenkloster St.Josef in Erftadt-Liblar eingetreten. Harte Zeit,harte Schule. Wir waren damals schon wenige Schwestern. Von den zwölf Schwestern waren nur vier Schwestern die die Arbeiten im Haus und dem großen Garten ausführen konnten. Aber dazu kam die große Hostienbäckerei, die ich inne hatte und in die ich mit sehr viel Freude meine ganze Energie reinsetzte. Als ich mit der Bäckerei anfing verkauften wir ca. 500000 Hostien im Jahr und zehn Jahre später waren es fast fünf Millionen im Jahr. Dadurch hatte wir eine gute Einnahmequelle! Warum ich ausgetreten bin? Es war kein gutes Miteinander und Streit und gegen einander Ausspielen fand bald jeden Tag statt. Ich wurde Krank und mußte für längere Zeit in die Klinik. Als ich für die Klinik abgeholt wurde sagte eine Mitschwester zu mir, denn sie kannten meine psychischen Probleme wegen der internen Klosteratmosphäre. Das alles ist verzeihbar, auch Nonnen sind Menschen! Nur war ich die ganzen elf Jahre NICHT rentenversichert!!! Als die Nachforderung von der BFA auf das Kloster zukam, wurde für mich nur der Mindestsatz in meine Rente eingezahlt. So habe ich jetzt eine Rente von knapp 900 Euro,weil ich nach dem Klosteraustritt noch etliche Jahre in der Krankenpflege gearbeitet habe. Für die elf Jahre schwere Arbeit zwischen den Gebetszeiten bekam ich 3000 DM für Kleider und Wohnungseinrichtung. Eines weiß ich --- wenn es eine andere Atmosphäre gewesen wäre, so wäre ich heute noch Klarissin. Denn es war mein Lebensinhalt. Und die ewigen feierlichen Gelübte gelten für mich, außer die Klausur, immer noch! Denn Jesus Christus ist mein LEBEN! was ich noch erwähnen muß, ich bin damals aus der kath.Kirche ausgetreten aus Verbitterung! Denn Vater Staat unterstützt mich und gerade Mutter Kirche lies mich finanziell fallen! Ich bin nicht die einzige ehemalige Ordensschwester (oder Bruder), der es nach dem Austritt finanziell schlecht geht. Leider haben viele Ordensleute nicht den Mut ehrlich einen Schlußstrich zu machen wegen dem tiefen finanziellen Loch. Und Mutter Kirche kümmert sich nicht darum um ihre abtrünnigen Klosterkinder. Ob das liebevolles christliches Handeln ist, das von ihr ausgeht, das wage ich zu bezweifeln! Mein Ordensname war Margareta Maria vom heiligsten Herzen Jesu. Namenstag ist am 16.10. Margareta Alacoque. bearbeitet 14. August 2018 von Karfunkel Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
theresa??? Geschrieben 21. August 2017 Melden Share Geschrieben 21. August 2017 Liebe Margareta (ich weiß nicht, wie ich dich sonst anreden soll), das tut mir Leid, was dir da geschehen ist und vermutlich wird das den meisten Foranten hier genau so gehen. Bloß weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie ich mit diesem Beitrag von dir umgehen soll. Wolltest du das einfach erzählen? Oder erwartest du Antworten auf irgendwelche Fragen? Wenn ja, auf welche? So oder so, ich wünsche dir Gottes Segen für deinen Weg Theresa Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 21. August 2017 Melden Share Geschrieben 21. August 2017 Hallo ehemalige Margareta OSCCap, du schreibst, die Gelübde seien für Dich weiterhin gültig (auf die Klausur hast du ja keins abgelegt). Clara war die Armut ja am allerwichtigsten - und Du bist aus der Kirche ausgetreten, weil Du nach dem Ordensaustritt weiterhin arm bist, was Du aber auch gelobt hast. Ich möchte nicht provokativ auftreten, aber: kannst Du mir das erklären? (Übrigens war ich vor über zehn Jahren mal zur Hl. Messe im Kloster in Erftstadt, weil ein befreundeter Priester (Namen nenne ich nicht) dort häufiger mal die Messe feierte. Damals sah das Klostergebäude samt Kirche - ist ja mittlerweile aufgegeben - sehr heruntergekommen aus. Offensichtlich waren die Einnahmen damals nicht so hoch oder anderweitig verwendet worden) Viele Grüße, Ralf OFS Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Aristippos Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 vor 19 Stunden schrieb echterschmitt: So habe ich jetzt eine Rente von knapp 900 Euro,weil ich nach dem Klosteraustritt noch etliche Jahre in der Krankenpflege gearbeitet habe. Die durchschnittliche Rente für Frauen in Westdeutschland beträgt 770 Euro. Willkommen in der Realität! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 Tja, dazu fällt einem nicht mehr viel ein. 900 Euro Rente sind zu wenig und am Ende ist die Kirche schuld. Da muss man leider Illusionen nehmen und darauf verweisen, dass es außerhalb des Biotop Kloster noch eine andere Lebensrealität gibt wie Aristippos richtig dargelegt hat. Saluti cordiali, Studiosus. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Werner001 Geschrieben 22. August 2017 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 22. August 2017 Manchmal trifft man im Leben Entscheidungne, die sich im Nachhinein als ziemlich falsch herausstellen. Ich kann gut nachvollziehen, wenn sich dann Verbitterung breit macht, besonders dann, wenn man merkt, dass die eigene Gutgläubigkeit ausgenutzt wurde, was ja auch hier ein ganzes Stück weit der Fall war, wenn auch nicht in böser Absicht. Dass man in dieser situation nicht auch noch Kirchensteuer bezahlen möchte, ist ebenfalls gut nachvollziehbar. Da sich das aber nicht rückgängig machen lässt, sollte man sowas ablegen und sich lieber um die Gegenwart und Zukunft kümmern, die trotz allem immer noch Gutes und Schönes bereithält. Tut man das nämlich nicht, lässt man sich unnötigerweise auch noch die Zukunft versauern, und das ist die Vergangenheit nicht wert. Werner 5 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 (bearbeitet) Nun, für meine Begriffe kommen heutzutage abgefallene Priester und entlaufene Nonnen finanziell schon sehr sehr gut weg. Wenn ich da an vergangene Zeiten denke. Für 900 Euro Rente haben manche Frauen in "freier Wildbahn" oft schon ziemlich viel und undankbar schuften müssen. Das sehe ich in meiner eigenen Familie. Da muss ich zur Abwechslung mal den säkularen Kräften hier recht geben. Der Staat hat sicher anderes mit seinem Geld anzufangen als auch noch sponsas Christi fugatas zu alimentieren. Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 22. August 2017 von Studiosus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 2 minutes ago, Studiosus said: entlaufene Nonnen Ach, sind die heute immer noch weggesperrt? Ich dachte, das hätte man irgendwann in den letzte 50 Jahren aufgegeben. Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Katharer Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 vor 17 Minuten schrieb Studiosus: Nun, für meine Begriffe kommen heutzutage abgefallene Priester und entlaufene Nonnen finanziell schon sehr sehr gut weg. Wenn ich da an vergangene Zeiten denke. Richtig! In früheren Zeiten kamen abtrünnige Priester und Nonnen auf den Scheiterhaufen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 Ja, das passt zu dieser wachsweichen Schmalzkirche. Ich breche meine Gelübde (als Priester den Zölibat) und baue mich in Anspruchshaltung noch vor denen auf, denen ich geschadet habe, die mir doch bitte Geld geben sollen. Weil anders wär's ja "inhuman". Ja neee isss klar. Saluti cordiali, Studiosus. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
theresa??? Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 Dass die Kirche "Geld geben soll" finde ich nicht, aber durchaus, dass sie -auch für Priester und Ordensleute- in Rentenkasse und Sozialversicherungen einzahlen sollte, wie das im jeweiligen Land üblich ist. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 54 minutes ago, Studiosus said: Ja, das passt zu dieser wachsweichen Schmalzkirche. Dass sie Nonnen nicht mehr wegsperren? Ja, wo bleibt da Zucht und Ordnung. Und wenn man sie wegsperrt, können sie auch nicht mehr entlaufen. Nur mit eiserner Faust und hartem Zwang lässt sich der wahre Glaube aufrecht erhalten, weil freiwillig glaubt den Quatsch ja keiner? Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 (bearbeitet) vor einer Stunde schrieb Werner001: Dass sie Nonnen nicht mehr wegsperren? Ja, wo bleibt da Zucht und Ordnung. Und wenn man sie wegsperrt, können sie auch nicht mehr entlaufen. Nur mit eiserner Faust und hartem Zwang lässt sich der wahre Glaube aufrecht erhalten, weil freiwillig glaubt den Quatsch ja keiner? Werner Nein, "schmalzig" wird es für mich dann, wenn Versprechen und Gelübde nichts mehr gelten und keine Werte mehr sind. Das beginnt beim unsicheren Priesteramtskandidaten, der mit dem Zölibat ohnehin immer Schwierigkeiten hatte und an das Sakrament des Ordo nicht mehr wirklich glaubt, der dennoch auf gut Glück die Weihe empfängt und sich irgendwann Ende 30 in eine Frau verliebt und dann doch lieber Religionslehrer wird (wobei die Kirche kooperiert) und Kinder zeugt. Geht weiter bei der sukzessiven Unterminierung der Unauflöslichkeit der Ehe (bis dass der Tod uns scheide). Und endet bei den abgefallenen Nonnen, die ihr Versprechen, Bräute Christi unter der Zucht der Kirche zu sein, brechen. Das ist spiritueller Ehebruch. Davon halte ich nichts. Manchmal muss man auch aushalten und durchhalten. Aber heute hat man scheinbar immer Verständnis, wenn jemand eine Sache - egal welche - nicht durchzieht. Wie ich bereits sagte: wachsweich und schmalzig. Da waren die Weltgeistlichen und Ordensleute vergangener Tage tatsächlich aus dem sprichwörtlichen "härteren Holz" geschnitzt. Oder hatten mehr Liebe zur Mutter Kirche. Wahrscheinlich sogar beides. Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 22. August 2017 von Studiosus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. theresa??? Geschrieben 22. August 2017 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 22. August 2017 vor 27 Minuten schrieb Studiosus: Nein, "schmalzig" wird es für mich dann, wenn Versprechen und Gelübde nichts mehr gelten und keine Werte mehr sind. Das beginnt beim unsicheren Priesteramtskandidaten, der mit dem Zölibat ohnehin immer Schwierigkeiten hatte und an das Sakrament des Ordo nicht mehr wirklich glaubt, der dennoch auf gut Glück die Weihe empfängt und sich irgendwann Ende 30 in eine Frau verliebt und dann doch lieber Religionslehrer wird (wobei die Kirche kooperiert) und Kinder zeugt. Geht weiter bei der sukzessiven Unterminierung der Unauflöslichkeit der Ehe (bis dass der Tod uns scheide). Und endet bei den abgefallenen Nonnen, die ihr Versprechen, Bräute Christi unter der Zucht der Kirche zu sein, brechen. Das ist spiritueller Ehebruch. Davon halte ich nichts. Manchmal muss man auch aushalten und durchhalten. Aber heute hat man scheinbar immer Verständnis, wenn jemand eine Sache - egal welche - nicht durchzieht. Wie ich bereits sagte: wachsweich und schmalzig. Da waren die Weltgeistlichen und Ordensleute vergangener Tage tatsächlich aus dem sprichwörtlichen "härteren Holz" geschnitzt. Oder hatten mehr Liebe zur Mutter Kirche. Wahrscheinlich sogar beides. Saluti cordiali, Studiosus. Ich würde dafür plädieren, an sich selbst diese Ansprüche zu stellen, anderen gegenüber aber sich immer bewusst zu sein, dass wir kein Recht haben, zu urteilen. Ob da jemand eh nie wirklich geglaubt hat und sich mal so eben hat weihen lassen, ob da jemand nicht einfach aus- und durchhalten hätte können, das kann man von außen doch nicht beurteilen. Ich würde im Zweifelsfall immer davon ausgehen, dass der/diejenige alles Menschenmögliche versucht hat. Manchmal scheitert man trotzdem, nicht immer hat man alles in der Hand. Wenn Margareta psychische Probleme bekommen hat, dann können wir ihr ja probehalber glauben, dass sie einfach nicht weiterkonnte und es nicht am fehlenden Willen lag. Ansonsten stimme ich dir schon zu, ein Versprechen kann man nicht so einfach aufgeben, auch wenn es mal schwierig ist. Aber das ist etwas, wo sich jeder an die eigene Nase fassen möge. Ansonsten gilt: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. 4 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 (bearbeitet) @theresa??? Ich (ver)urteile nicht. Das sind fiktive Fälle und keine persönlichen Einzelschicksale. Und ja, ich mache mir diesen Anspruch zu eigen. Ich hätte da schon ziemlich Muffensausen, wenn ich in so einer Situation wäre. Geld wäre da meine kleinste Sorge. Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 22. August 2017 von Studiosus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
theresa??? Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 vor 4 Minuten schrieb Studiosus: @theresa??? Ich (ver)urteile nicht. Das sind fiktive Fälle und keine persönlichen Einzelschicksale. Und ja, ich mache mir diesen Anspruch zu eigen. Ich hätte da schon ziemlich Muffensausen, wenn ich so einer Situation wäre. Geld wäre da meine kleinste Sorge. Saluti cordiali, Studiosus. Der Fall von unserer neuen Mituserin ist möglicherweise eben doch ein persönliches Einzelschicksal und kein fiktiver Fall (abschließend klären werden wir das freilich nicht können). Und deswegen wäre ich schon dafür, etwas mehr Verständnis für diese Situation aufzubringen. Ansonsten geht es mir wie dir, ich würde mich in der Situation auch ziemlich schlecht fühlen. Aber das schließt nicht aus, dass ich irgendwann in eine solche Situation komme, auch wenn ich es natürlich nicht hoffe. Ich glaube, um das Geld geht es Margareta nicht primär, sondern vor allem darum, dass sie nach ihrem Scheitern das Gefühl hatte, von der Kirche "fallen gelassen" zu werden, wenn ich sie jetzt richtig verstanden habe. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 @theresa??? Keine Bange, ich verstehe dich schon. In solchen Diskussionen wird mir der Fokus allerdings immer zu sehr auf die gefühlte, subjektive Opferrolle des gescheiterten Menschen gelegt. Die Kirche lässt sie hängen. Das mag so sein und ist nicht in Ordnung. Ein Versprechen vor Gott und der Kirche nicht einzuhalten ist aber ebenfalls nicht in Ordnung, um es mal vorsichtig ausdrücken. Saluti cordiali, Studiosus. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
theresa??? Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 (bearbeitet) vor 13 Minuten schrieb Studiosus: @theresa??? Keine Bange, ich verstehe dich schon. In solchen Diskussionen wird mir der Fokus allerdings immer zu sehr auf die gefühlte, subjektive Opferrolle des gescheiterten Menschen gelegt. Die Kirche lässt sie hängen. Das mag so sein und ist nicht in Ordnung. Ein Versprechen vor Gott und der Kirche nicht einzuhalten ist aber ebenfalls nicht in Ordnung, um es mal vorsichtig ausdrücken. Saluti cordiali, Studiosus. Dann sind wir uns im Prinzip ja einig. Wenn es um generelle Diskussionen geht, stimme ich dir zu. Bloß, ich weiß, wie sich scheitern anfühlt. Und dass man dann jemanden braucht. Auch wenn man vielleicht selber Schuld war. Gerade dann. Und da wäre es schön, wenn die Kirche da wäre. Nicht, weil diejenigen im Recht sind, die ihre Versprechen brechen/nicht einhalten können. Sondern weil sie es brauchen. Und weil die Kirche von Jesus gesandt ist. Und Jesus hat sich als Arzt verstanden, der zu den Kranken geht. Und als Hirte, der die verlorenen Schafe sucht. Es ging ihm nicht nur um die Gerechten. Und weil wir unsere harten, vorgefassten Begriffe von Recht und Unrecht, ohne subjektivistisch zu werden, eben auch an den Situationen messen müssen. Da darf man jetzt natürlich nicht "die Kirche" pauschal verurteilen, denn das hängt sicher von den einzelnen Situationen ab, ob das gelingt, es gibt da nicht nur Negativbeispiele. Ich kenne zum Beispiel eine ehem. Dominikanerin, die aus psychischen Gründen (vor der ewigen Profess) den Orden wieder verlassen hat und nach wie vor einen guten Kontakt zu "ihrem" Konvent hat und eben nicht fallen gelassen wurde. Aber es ist sicher auch ein Feld, an dem wir arbeiten müssen. Aber du hast natürlich auch Recht: Ein anderes Feld wäre, dass eben Versprechen nicht beliebig sind. Und dass Treue ein wichtiger Wert ist, gerade dann, wenn alles nicht so optimal läuft. bearbeitet 22. August 2017 von theresa??? 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 vor 3 Minuten schrieb theresa???: Nicht, weil diejenigen im Recht sind, die ihre Versprechen brechen/nicht einhalten können. Sondern weil sie es brauchen. Da stimme ich Dir ja zu. Aber für mich ist ein Fall eines Zölibatsbrechers, der später mit Kind und Kegel Religionslehrer wird, genau so ein Fall bei dem dem Schuldigen Recht gegeben wird. Er versündigt sich und wird noch belohnt und im innerkirchlichen Netz aufgefangen. Saluti cordiali, Studiosus. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
theresa??? Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 Ich habe jetzt den konkreten Fall nicht mitbekommen. Denkbar wären für mich zwei Situationen. Zum einen, dass demjenigen tatsächlich "Recht gegeben" wurde, vielleicht auf medialen Druck hin, ... Das würde ich auch kritisch sehen, wenn jemand da mit dem Anspruch kommt, dass die Kirche ihm einen Job besorgen müsse, jetzt wo er kein Priester mehr sein kann/will. Die andere wäre, dass der ehemalige Priester sich an seine Vorgesetzten gewendet hat und gesagt hat "Es tut mir furchtbar Leid, ich hab mich lange mit der Entscheidung rumgequält, ich kann das nicht. Und jetzt weiß ich nicht, wo ich hin soll, könntet ihr mir nicht helfen?" -wenn dann die Hilfe darin besteht, dass der gescheiterte Priester Religionslehrer wird, dann sehe ich darin nichts Verwerfliches. Sicher, er ist gescheitert. Mag sein, dass das Sünde war. Aber Sünder sind wir alle. Das ist alleine kein Grund, nicht für die Kirche arbeiten zu können. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 (bearbeitet) Naja, wie dem auch sei. Über Moral und Anstand hier diskutieren zu wollen lasse ich wohl in Zukunft bleiben. Das ist in meinen Augen ein Ärgernis erster Güte. Das ist jetzt nicht auf die Themenstarterin bezogen. Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 22. August 2017 von Studiosus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
theresa??? Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 vor 3 Minuten schrieb Studiosus: Naja, wie dem auch sei. Über Moral und Anstand hier diskutieren zu wollen lasse ich wohl in Zukunft bleiben. Das ist in meinen Augen ein Ärgernis erster Güte. Das ist jetzt nicht auf die Themenstarterin bezogen. Saluti cordiali, Studiosus. Sondern auf das mit dem Priester? Der Religionslehrer wird? Und was, wenn er bereut? Darf er dann trotzdem kein Relilehrer werden, in deinen Augen? Ich würde sehr schade finden, wenn du nicht mehr diskutierst Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Chrysologus Geschrieben 22. August 2017 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 22. August 2017 Ich habe nun von Berufs wegen einige Kontakte mit Priestern und Ordensleuten, die den klerikalen Stand oder den Orden verlassen wollen oder verlassen haben. Bei allen Varianzen der Einzelfälle habe ich noch nie Leichtfertigkeiten erlebt - bei jüngeren Klienten allerdings eine mehr oder minder ausgeprägte Blauäugigkeit beim Eintritt in den Orden oder der Bewerbung um die Weihe für ein Bistum. Bei Klerikern im diözesanen Dienst ist Zölibat zwar meist der Punkt, an dem der Bruch offensichtlich wird, aber er ist selten die Ursache. Die übernommen Verpflichtungen werden von den Bischöfen ohnehin höchst unterschiedlich ernst genommen: Ob da einer "arm" lebt, das kümmert keinen, ob er sich theologisch (weiter) bildet, ist schon im Seminar irrelevant, wie er es mit dem Stundengebet hält, das kümmert auch nicht, ob er als Diener der Menschen oder eher Herr der Pfarrei auftritt, das kann schon mal Thema werden - aber Zölibatsverstöße sind ganz schlimm und werden sofort geahndet. Am Anfang stehen oft unmögliche Personalkonstellationen, fast immer massive Überforderungen der Betroffenen bei strukturellem Desinteresse der Personalverantwortlichen, was in einem Vertrocknen des geistlichen Lebens mündet und dann zu einem Zölibatsproblem führt. Da - in der Beziehung zu einem anderen Menschen - erlebt sich der Betroffene auf einmal wieder als ernst genommen, als Wert geschätzt und lebendig. Unter diesem Aspekt sehe ich das Aussterben der Haushälterinnen mittlerweile durchaus kritisch - wenn ich alte Pfarrer erlebe, die in einem guten Verhältnis mit ihrer Haushälterin leben (und ohne wahrnehmbare Zölibatsthematik) und denen diese auf dem kleinen Dienstweg den Spiegel vorhalten, aber auch bei Konflikten vermitteln können. Welchen Stellenwert das Phänomen hat, dass es die Pastoral, für die wir ausbilden, lange nicht mehr gibt, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Der Takt auch des pfarrlichen Lebens ist schneller geworden, die Pfarreien sind unübersichtlicher, die Anspruchshaltung nimmt zu - vor allem aber nehmen die beständigen Strukturreformen und rechtswidrigen Versetzungpraktiken jede Chance darauf, einmal längere Phasen der relativen Ruhe zu haben. Es gibt die Mühe der Ebene, aber auch die Lust der Ebene - die Dinge laufen, man kann Schwerpunkte setzen, langfristiges angehen, so agiert Pastoral mehr oder minder immer im Krisenmodus. Das tut nicht sehr gut! Bei den Ordensleuten liegt die Sache etwas anders. Wer in der Pfarrseelsorge ist, der hat mehr oder minder dieselben Probleme, wobei ein Konvent da schon einiges abfedern kann, das geistliche Leben trocknet nicht gar so leicht aus, wenn man sich zur Not auch einfach in das Chorgebet fallen lassen kann. Dafür muss man mit Menschen zusammen leben, die bisweilen auch eigen sind, problematisch und nervig. Die ein mehr oder ein weniger an geistlicher Tiefe leben wollen, als man selbst das gerne hätte. Beiden Gruppen ist eines im Moment des Austritts gemeinsam - sie werden finanziell nicht mehr so gepampert wie bisher. Die meisten (Ordensleute mehr als Diözesankleriker) haben keine Vorstellung davon, was das normale Leben kostet, wie man sich kranken- und sonst wie versichert usw. Das erledigte bis dato der Orden bzw. das Bistum für einen. Geld war entweder am Beginn des Monats in hinreichender Höhe auf dem Konto oder beim Ökonom abzuholen. Die Stelle war unkündbar, das Leben bis zum Tod und sogar Begräbnis gesichert. Im Vergleich dazu leben Beamte fast schon prekär! Und dann fällt das mit einem Male komplett weg - die Ausbildung ist nur noch bedingt etwas wert, der einen bisher umsorgende Arbeitgeber schließt jede Weiterbeschäftigung oder Übernahme aus (manchmal vermittelt er etwas), die Ansprüche müssen deutlich zurück gefahren werden. Sozialrechtlich muss der kirchliche Arbeitgeber einen nachträglich Rentenversichern (bei Ordensleuten, die kein "Gehalt" beziehen, zum Minimaltarif, bei allen, die "Gehalt" beziehen, so als hätten sie in die Rente eingezahlt). Das kann zu massiven Missverhältnissen führen, um es böse zu zeichnen: Der Diözesanpriester, der nach 50 Jahren im Pfarrdienst geht, erhält eine solide Rente, der Ordenspriester, der dieselbe Zeit via Gestellungsvertrag gearbeitet hat, die Mindestrente. Unter dem Strich stehen die Ordensfrauen besser dar, weil sie oft "normale" Arbeitsverträge hatten. Wenn sie nur Ordensintern gearbeitet haben, dann nützt ihnen das wenig. Wenn der Vergleich zu früher schon gezogen wurde - ob es besser ist, wenn der Pfarrer sein Verhältnis unter der Decke hält, der Ordensmann in die innere Emigration ging und in seinem Kloster kaum noch gesehen wurde und die Nonne nur deshalb Nonne bleib, weil sie sich nichts anderes leisten kann, das muss jeder selbst beurteilen. 6 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 (bearbeitet) vor 5 Minuten schrieb theresa???: Sondern auf das mit dem Priester? Der Religionslehrer wird? Und was, wenn er bereut? Darf er dann trotzdem kein Relilehrer werden, in deinen Augen? Ich würde sehr schade finden, wenn du nicht mehr diskutierst Das mit dem (untreuen) Priester als Lehrer. Das ist in meinen Augen Mauschelei. Und erregt Ärgernis. Zumindest bei mir. Keine Sorge, ich diskutiere hier natürlich weiter. Nur nicht mehr über meine Vorstellungen zur Moral, die wohl allgemein nicht geteilt werden. Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 22. August 2017 von Studiosus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Higgs Boson Geschrieben 22. August 2017 Melden Share Geschrieben 22. August 2017 vor 3 Stunden schrieb Studiosus: Für 900 Euro Rente haben manche Frauen in "freier Wildbahn" oft schon ziemlich viel und undankbar schuften müssen. Das sehe ich in meiner eigenen Familie. Diese Frauen kenne ich, eine davon ist meine Schwiegermutter, die kriegt grade mal 170€. Allererdings deshalb, weil sie nach der Eheschliessung nicht mehr gearbeitet und in die Rentenkasse eingezahlt, sondern Kinder großgezogen hat. Für das Einkommen war ihr Ehemann zuständig. Weshalb sie garnicht so übel dasteht, schließlich hat der 1600€ Rente, da geht das dann... Alleinstehende Frauen, die immer gearbeitet haben, keine Kinderzeiten hatten, haben auch grundsätzlich mehr als das. Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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