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Historische vs. psychologische Bibelauslegung


Aleachim

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Es gab in der Realität keine zwei Menschen, die nicht Gottes Verhaltensanforderungen entsprachen und aufgrunddessen des Paradieses verwiesen wurden. Es gab (wahrscheinlich) zwar eine Kreuzigung, aber die darüber entwickelte Vorstellung vom Sühneopfer hat keinen Bezug zu realen Ereignissen. Es geht also nicht um die konkreten Vorfälle, sondern  um etwas allgemeineres. Nur was?

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Die Satisfaktionstheorie Anselms ist ein geniales Beispiel für gelungene Inkulturation, sie zeigt aber auch die Grenzen derselben auf. Mit dem Ende der Standesgesellschaft hat diese Theorie ihre Bezüge verloren, in einer Gesellschaft, in der Satisfaktion keine Rolle mehr spielt, ist für Sühnopfer auch kein logischer Platz mehr.

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vor 23 Minuten schrieb Sokrates:

Mir scheint die Foermulierung

"Nein, so würde ich das heute nicht mehr ausdrücken. Dass Gott nachgerade einen Sündenbock gebraucht hätte. Mit dem Kreuzesleiden Jesu solidarisiert sich Gott mit den Menschen. Er geht bis ans Äußerste, in die letzte Todesnot hinein...."

sogar inklusive des Ausdrucks "solidarisieren" sinnvoll. Dass die rach- und eigensüchtigen, grausamen Götter der Antike durch einen mitfühlenden, solidarischen Gott ersetzt wurden, scheint mir ein wesentliches Geheimnis des Erfolgs des Christentums zu sein.


Ich kenne diese Denkvariante schon lange - es ist die, mit der ich aufgewachsen bin.
Sympathisch daran ist mir, dass dahinter ein Gottesbild steht, das nicht Angst machen will, sondern Wert darauf legt, dass Gott ein "menschenfreundlicher Gott" ist, der sich der Not der Menschen nicht entzieht, sondern bereit ist, wie sie zu leiden um ganz bei ihnen zu sein. Ich denke, in der Generation Zollitschs war das ein ganz wichtiger Schritt: Gott in den Köpfen der Menschen aus diesem Verdacht des Sadismus zu befreien und Angst zu nehmen und einen neuen Zugang zu dieser Wirklichkeit zu ermöglichen. 

Mich überzeugt es trotzdem nicht wirklich, weil damit Gott immer noch so ein scheinbar definierbares Wesen bleibt, dessen Eigenschaften jetzt halt umdefiniert werden. Aber es bleibt eine Beschreibung Gottes, die meint, Gott innerhalb des menschlichen Denkens, Fühlens, Hoffens und Wünschens festmachen zu können.
Das finde ich nicht nur falsch, weil Gott damit auf menschliches Maß und menschliches Verstehen reduziert wird, sondern potentiell auch gefährlich.
Mit solchen Zuschreibungen "Gott tut dieses oder jenes, Gott ist..." wird dieser Gott benutzbar, wie du ja auch sehr schön zeigst: Man kann ein solches "Wissen" z.B. dazu verwenden, ein religiöses System auf Kosten anderer zu etablieren.
Unter anderem (das auch an Studiosus) d a s ist der Grund, warum ich immer versuche, vom Menschen und von der menschlichen Erfahrung her zu verstehen. Ich glaube sehr wohl, dass in den biblischen Geschichten und Bildern und auch in den wesentlichen dogmatischen Aussagen mehr steckt, als Menschen bewusst gesagt haben. Ich denke, dass diese Bilder Wissen enthalten, die über das aktuelle bewusste menschliche Verstehen, auch über das Verstehen der Schreiber und Theologen hinaus gehen. (Dogmen sollten ja eigentlich auch nicht eine göttliche Wirklichkeit definieren, sondern einen Rahmen vorgeben, innerhalb dessen das Denken und die Sprache noch zu dem passen, was erfahren wurde).
Aber alle diese Sätze und Sprachbilder bleiben nichtssagende Floskeln, wenn man nicht versucht, sie mit menschlichem Erleben und menschlicher Erfahrung zu verknüpfen und zumindest den einen oder anderen Zahnradzacken zu finden, wo es eine Verbindung gibt.

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vor 15 Minuten schrieb Chrysologus:

Die Satisfaktionstheorie Anselms ist ein geniales Beispiel für gelungene Inkulturation, sie zeigt aber auch die Grenzen derselben auf. Mit dem Ende der Standesgesellschaft hat diese Theorie ihre Bezüge verloren, in einer Gesellschaft, in der Satisfaktion keine Rolle mehr spielt, ist für Sühnopfer auch kein logischer Platz mehr.

Auch in einer Gesellschaft mit ausgeprägtem Ehren- und Satisfaktonscodex wäre die Übertragung dieses Denkens auf die Religion mißlungen, und zwar sowohl hinsichtlich der Beleidigung, welche Satisfaktion erfordert, als auch hinsichtlich der gewählten Art der Wiederherstellung der verletzten Ehre. Ehrenhändel sind mE etwas genuin weltliches. 

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vor 16 Stunden schrieb theresa???:

Warum wird denn Gottes Ehre verletzt, wenn wir sündigen? Kann Gottes Ehre verletzt werden? Wo bleibt da Gottes Souveränität?

Verständlicher ist mir die Aussage, dass Sünde bildlich gesprochen einen Graben zwischen Gott und Mensch reißt, weil sich der Mensch -bewußt oder unbewußt- von Gott abwendet. Dass daraus Leid erwächst, leuchtet mir auch ein.

Dass Gott aber selber leiden muss, um uns aus dem Getrenntsein von ihm zu befreien, das verstehe ich nicht so richtig.

Dass Gott unter der Trennung leidet, ist zunächst einmal eine Übertragung einer menschlichen Reaktion auf Gott.

Wenn zwei Freunde durch ein Fehlverhalten (sitzenlassen, beleidigen, Verrat ...) getrennt werden, leidet sowohl der Täter, als auch das Opfer. Der Riss in der Freundschaft ist schmerzhaft für alle Beteiligten. Diesen Riss-Schmerz vermutet man analog dann auch bei Gott.

Wäre der Riss nicht auch für Gott schmerzhaft, dann wäre Gott ein Eisblock. Es wäre ihm egal, ob Riss oder Nichtriss. 

 

Problematisch dagegen ist der Straf- und Sühnegedanke. 

Wenn ein Riss in einer Freundschaft entsteht, brauche ich keine Strafe für den Freund und kein zusätzliches Leiden des Freundes. Sondern ich brauche, dass er unter dem Riss selbst leidet, dass er dieses Leiden beenden will und er mir signalisiert: "Ich will doch Dein Freund sein!" 

Showaktionen wie: "Ich geißle mich, damit unsere Freundschaft wieder in Ordnung kommt!" brauche ich nicht. Im Gegenteil: Ich würde denken, dass er jetzt völlig übergeschnappt ist. 

Noch absurder ist die Aufforderung: "Lass Du Dich doch selber kreuzigen, damit ich sehe, dass Du unter dem Riss leidest!"

 

Mir genügt es, den Willen zur Freundschaft zu sehen.

 

Diese Verquickung von Sünde und auferlegter Buße und Kreuz-zur-Vergebung-der-Sünden halte ich für eine ziemlich verqueere Denkweise.

Jesus hat für seine Botschaft gelebt, für die ihm anvertrauten Menschen und für seinen way of life. Das hat einigen nicht gefallen. Sie versuchten ihn davon abzubringen, indem sie ihn bedroht haben. Das hat bei Jesus nicht funktioniert, er hat seine Anliegen unbeeindruckt weiter verfolgt. Dann hat man diese Drohungen eben wahr gemacht und ihn kreuzigen lassen. 

 

Das hat nichts mit einem "Lösegeld" zu tun, das ein schmerzverliebter und rachsüchtiger Gott als Preis für unsere Erlösung einfordern würde.

Diese Deutung hat man dem Kreuz erst nachträglich angedichtet. Schmerzverliebte Menschen haben sich diese Deutung zusammengereimt.

 

Die Vorstellung, dass Versöhnung nur mit einem entsprechend großen Leiden erkauft werden kann, ist in meinen Augen krank. Ausgeburt von sadomasochistischen Verirrungen.

So krank, wie wenn ein verwirrter Jugendlicher sein selbstverletzendes Verhalten zur "Sühne" hochstilisiert. Ein Fall für den Psychologen, Psychiater oder Sozialpädagogen.

Und dass man dieses kranke Verhalten dann auch noch Gott andichtet oder Jesus andichtet, liegt zwar in der Natur dieser Krankheit begründet, gehört aber eher in den Bereich des Dämonischen, Besessenen, als in den göttlichen Bereich. 

 

Es könnte tatsächlich sein, dass Gott so krankhaft ist, dass er vielleicht selbst sadomasochistisch ist. Und Jesus dann dementsprechend ebenso. Ich weiß es nicht. Aber ich glaube nicht daran. 

 

Versöhnung läuft anders. Die Forderung eines Blutpreises bringt die Versöhnung überhaupt nicht voran, sondern ist lediglich eine abwegige Spinnerei von Menschen, die der krankhaften Faszination des Leidens anheim gefallen sind. Für die Versöhnung entscheidend ist der Wille der Getrennten, wieder zusammen zu kommen. Diese Umkehr kann schon schmerzhaft genug sein; da braucht es kein zusätzliches Leiden. Es genügt die Erkenntnis, dass man Mist gebaut und den falschen Weg beschritten hat und dass man nun auf den anderen zugehen muss, seinen Fehler eingestehen muss und dem anderen zeigen muss, dass man dies ernst meint und er mir wichtig ist. Wichtiger als das, was uns getrennt hat.

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vor 30 Minuten schrieb Studiosus:

Ich frage einmal ganz neutral: Wenn die Satisfaktionslehre  (und möglicherweise auch die Sühneopfertheologie) ausfällt, was ist dann das Meßopfer bzw. die Eucharistie?

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 


Gedächtnis, Bitte, Lob, Dank, Gemeinschaft und auch Opfer - aber nicht im Sinn der Satisfaktionslehre, sondern "Darbringung" im Sinn von Zuwendung und Hingabe.

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vor 20 Minuten schrieb Merkur:

Ehrenhändel sind mE etwas genuin weltliches. 

Und darüber hinaus sind Ehrenhändel auch ein Indiz für einen fragwürdigen Ehrbegriff.

Noch besser wird dieser blödsinnige Ehrbegriff dargestellt in dem Phänomen "Ehrenmord".

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vor 3 Minuten schrieb Ennasus:


Gedächtnis, Bitte, Lob, Dank, Gemeinschaft und auch Opfer - aber nicht im Sinn der Satisfaktionslehre, sondern "Darbringung" im Sinn von Zuwendung und Hingabe.

 

Und Sühnopfer für Lebende und Verstorbene?

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

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Gerade eben schrieb Studiosus:

 

Und Sühnopfer für Lebende und Verstorbene?

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 


Nein. Das braucht es nicht. 
Hinter deinem Denken steht, kommt mir vor, ein ganz mechanistisches, rechnendes Verständnis der menschlichen Seele, aber auch Gottes und der Beziehung zwischen Mensch und Gott. So wie du denkst, werden vielleicht offene Rechnungen beglichen - aber mit liebender Beziehung, mit Vergebung und Versöhnung hat das nichts zu tun.

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vor 2 Minuten schrieb Ennasus:
vor 38 Minuten schrieb Studiosus:

Ich frage einmal ganz neutral: Wenn die Satisfaktionslehre  (und möglicherweise auch die Sühneopfertheologie) ausfällt, was ist dann das Meßopfer bzw. die Eucharistie?

Gedächtnis, Bitte, Lob, Dank, Gemeinschaft und auch Opfer - aber nicht im Sinn der Satisfaktionslehre, sondern "Darbringung" im Sinn von Zuwendung und Hingabe.

Die Angst vor der Entleerung des Messopfers ist schon sehr merkwürdig.

 

Jesus hat sein Leben geopfert. Man könnte nun seinen Mut und seine Tapferkeit bewundern. Man könnte sich staunend vor sein absolutes Vertrauen auf seinen Vater stellen, oder vor seinen fast unerschütterlichen Glauben, dass der Weg ans Kreuz trotz all seiner Schmerzen der richtige Weg für Jesus ist. 

 

Wenn die "Sühneopfertheologie" im Sinne von "Satisfaktionslehre" ausfällt, dann wird das Lebensopfer Jesu in keiner Weise geschmälert, sondern es wird von dem morbiden Zugang über Leidensfaszination gereinigt. 

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vor 11 Minuten schrieb Ennasus:


Nein. Das braucht es nicht. 
 

 

Dann hat das Konzil von Trient deiner Meinung nach in diesem Punkt geirrt?

 

Wenn jemand sagt, das Messopfer sei nur ein Lob- und Danksagungsopfer oder eine bloße Erinnerung des am Kreuz vollbrachten Opfers, nicht aber (Oben, Kap. 2 von diesem Sakramente) ein Sühnopfer oder nütze nur allein dem, der es genießt und müsse nicht die Lebendige und Abgestorbene, für Sünden, Strafen, Genugtuungen und andere Bedürfnisse aufgeopfert werden, der sei im Banne. (Konzil von Trient, 22. Sitzung: Sacrosancta Oecumenica Can.3)

 

Mit meiner persönlichen Haltung zu dieser Angelegenheit das erst einmal nichts zu tun.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 46 Minuten schrieb Studiosus:

Ich frage einmal ganz neutral: Wenn die Satisfaktionslehre  (und möglicherweise auch die Sühneopfertheologie) ausfällt, was ist dann das Meßopfer bzw. die Eucharistie?

 

Vieles.

 

Ich weiß, worauf Du hinaus willst - und eine letzte Antwort habe ich nicht. Man hat aus Anselms Modell eine ganze theologische Welt gebaut, die in Annahmen gründet, die wir nicht mehr teilen und die wir auch nicht guten Gewissens als Hypothese beibehalten können in Ermangelung einer besseren. In dem Moment, in dem es keine Standesunterschiede mehr gibt, weil wir die grundsätzlich gleiche Würde aller (sei es aller Menschen oder aller Getauften) voraussetzen, in diesem Moment verliert der Gedanke einer Beleidigung der Würde des Anderen, die nur auf dem Satisfaktionsweg geheilt werden kann, an Plausibilität.

 

Ein Beispiel:

 

Hans Küng hat behauptet, der Papst irre. Dafür wurde ihm die Lehrerlaubnis entzogen, weil man diese Tat ihm zurechnete. Im Denken der Standesgesellschaft Anselms hätte man die Behauptung, der Papst irre, als eine Verletzung der Würde des Papstes verstanden (gesetzt den Fall, der Papst zur Zeit Anselms hätte sich für unfehlbar gehalten) und dafür auf Satisfaktion bestehen müssen. Diese hätte (anderer Stand!) - der Priester Hans Küng dem Papst (Bischof von Rom) gar nicht leisten können, das wäre Sache eines dem Papst dem Stande nach gleichgestellten gewesen, also eines Bischofs. Entweder des Bischofs von Rottenburg-Stuttgart (der die missio zu verantworten hatte) oder des Bischofs von Basel als Inkardinationsbischof. Letzteren zu strafen hätte niemand verstanden - außer einem wiederbelebten Anselm.

 

Und weil dieses Weltbild fast komplett verschwunden ist, deswegen muss man nach alternativen Erklärungen suchen. Dass Gott selbst etwas sühnen musste und sühnte, das ist so verständlich wie der Gedanke, den Bischof von Basel der Thesen Hans Küngs wegen zu Maßregeln.

 

Ich weiß, dass unter anderem Trient die Sühnopfertheologie hochgehalten hat - ich würde auch nicht sagen, dass die Eucharistie kein Sühnopfer ist. Ich sage aber sehr wohl, dass das eine Leerformel ist, weil der gesamte Unterbau nicht mehr, und zwar von praktisch niemandem mehr vertreten wird.

 

vor 31 Minuten schrieb Merkur:

Auch in einer Gesellschaft mit ausgeprägtem Ehren- und Satisfaktonscodex wäre die Übertragung dieses Denkens auf die Religion mißlungen, und zwar sowohl hinsichtlich der Beleidigung, welche Satisfaktion erfordert, als auch hinsichtlich der gewählten Art der Wiederherstellung der verletzten Ehre. Ehrenhändel sind mE etwas genuin weltliches. 

 

Es ging Anselm nicht um Ehrenhändel, aber er bezieht Gott sehr deutlich in diese wie wir heute sagen würden sehr innerweltlichen Gedanken von Ausgleich und Standespflicht hinein. Demnach könnte Gott theoretisch über die Beleidigung hinwegsehen, praktisch aber würde er damit seinen Stand aufgeben. Und das kann und darf er nicht, wollte er nicht die Ordnung der Welt gefährden und diese ins Chaos stürzen.

bearbeitet von Chrysologus
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vor 4 Minuten schrieb Chrysologus:

In dem Moment, in dem es keine Standesunterschiede mehr gibt, weil wir die grundsätzlich gleiche Würde aller (sei es aller Menschen oder aller Getauften) voraussetzen, in diesem Moment verliert der Gedanke einer Beleidigung der Würde des Anderen, die nur auf dem Satisfaktionsweg geheilt werden kann, an Plausibilität.

 

Sicher, das mag für die menschliche, zivile Gesellschaft gelten. Aber hier geht es nun nicht primär um zwischenmenschliche Konstellationen, sondern um eine vertikale Dimension: Gott - Mensch. 

 

Sollte es da, wenn wir bei dieser Terminologie bleiben, keinen "Standesunterschied" geben?

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

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vor 2 Minuten schrieb Studiosus:

Sollte es da, wenn wir bei dieser Terminologie bleiben, keinen "Standesunterschied" geben?

Eine Standesunterschied, der es Gott verunmöglichte, dem Menschen einfach zu vergeben, weil ihm dann ein Zacken aus der Krone bräche? Glaubst du das wirklich?

 

 

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vor 2 Minuten schrieb Chrysologus:

Eine Standesunterschied, der es Gott verunmöglichte, dem Menschen einfach zu vergeben, weil ihm dann ein Zacken aus der Krone bräche? Glaubst du das wirklich?

 

 

 

Nun ja, ich habe sicher keinen dünkelnden Adeligen vor Augen, wenn ich an diesen Standesunterschied denke. Mehr das Verhältnis zwischen Schöpfer und Geschöpf, das ja unzweifelhaft von einem gewissen Machtgefälle geprägt ist.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 5 Minuten schrieb Studiosus:

 

Dann hat das Konzil von Trient deiner Meinung nach in diesem Punkt geirrt?

 

Wenn jemand sagt, das Messopfer sei nur ein Lob- und Danksagungsopfer oder eine bloße Erinnerung des am Kreuz vollbrachten Opfers, nicht aber (Oben, Kap. 2 von diesem Sakramente) ein Sühnopfer oder nütze nur allein dem, der es genießt und müsse nicht die Lebendige und Abgestorbene, für Sünden, Strafen, Genugtuungen und andere Bedürfnisse aufgeopfert werden, der sei im Banne.

 

Mit meiner persönlichen Haltung zu dieser Angelegenheit das erst einmal nichts zu tun.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 


Ich habe mich nicht sehr mit Konzilen, Konzilstexten und deren Geschichte beschäftigt - es liegt mir fern, etwas zu verurteilen, von dem ich zu wenig weiß.
Was ich sicher weiß: Sollten solche Aussagen irgendetwas Sinnvolles, Richtiges, mit dem Ursprung des christlichen Glaubens, mit der Frohen Botschaft Jesu zu tun haben, dann sagen sie das in einer Sprache, die mir nicht zugänglich ist. (Abgesehen davon meine ich, dass auch das Konzil von Trient keinen Vergebungsmechanismus postuliert hat, sondern die Wirksamkeit des Sühnopfers abhängig von der Haltung desjenigen macht, der da vor Gott steht.)
Und was ich auch weiß, ist, dass heutige Theologen (vermutlich mit Ausnahme derer, von denen du gelernt hast), das so nicht mehr sagen würden.

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vor 6 Minuten schrieb Ennasus:

Vergebungsmechanismus 

 

Nein, so einfach macht es sich sicher Niemand. 

 

Das erinnert mich an meinen Beitrag im Faden über die Übersetzung der Kelchworte. Bei der aktuell geltenden Form sehe ich die Gefahr, das Opfer Christi auf einen allgemeinen Vergebungsmechanismus zu beziehen, eher gegeben. Man sollte dabei schon zwischen Intention und Effekt unterscheiden.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 14 Minuten schrieb Studiosus:

Nun ja, ich habe sicher keinen dünkelnden Adeligen vor Augen, wenn ich an diesen Standesunterschied denke. Mehr das Verhältnis zwischen Schöpfer und Geschöpf, das ja unzweifelhaft von einem gewissen Machtgefälle geprägt ist.

Macht ist hier nicht der Punkt - die Frage ist die: Glaubst Du, dass Gott seien Sohn opfern musste, weil er anders die Beleidigung seiner Würde nicht tilgen konnte.

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Franciscus non papa

zum Thema "Standesunterschiede":

 

Gott ist immer der, der "totaliter aliter" ist (damit Studiosus mich versteht, *boshafter Zwischenruf*). Er ist sicher der über alles Erhabene, der in der Vision des Jesaia auf dem Thron Sitzende. Aber er offenbart sich dann eben nicht in Blitz und Donner, in Erbeben und Sturm, sondern er naht sich dem Elias im Säuseln. Gott muß gar nichts, schon gar nicht auf seinen Stand achten. Er kann von uns nicht beleidigt werden, aber er läßt sich beleidigen, von uns verletzen. 

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vor einer Stunde schrieb Chrysologus:

Und weil dieses Weltbild fast komplett verschwunden ist, deswegen muss man nach alternativen Erklärungen suchen. Dass Gott selbst etwas sühnen musste und sühnte, das ist so verständlich wie der Gedanke, den Bischof von Basel der Thesen Hans Küngs wegen zu Maßregeln.

Die Vorstellung, dass der Chef für seine Untergebenen verantwortlich ist und für ihr Handeln zur Verantwortung gezogen wird, ist durchaus noch üblich findet auch in vielen Lebensbereichen Anwendung. Die Satisfaktionslehre hat andere Schwachpunkte, z.B.: 1.Es wurde niemand beleidigt, 2. Der Sinn der Sühnemaßnahme ist nicht so recht erkennbar (unabhängig davon, wer die Sühne leistet), 3. Sühneleistender und Sühneempfänger sind derselbe und 4. Natürlich konnte ein Verletzter zu allen Zeiten eine Sühne erlassen ohne sich etwas zu vergeben.

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vor 7 Minuten schrieb Franciscus non papa:

zum Thema "Standesunterschiede":

 

Gott ist immer der, der "totaliter aliter" ist (damit Studiosus mich versteht, *boshafter Zwischenruf*). Er ist sicher der über alles Erhabene, der in der Vision des Jesaia auf dem Thron Sitzende. Aber er offenbart sich dann eben nicht in Blitz und Donner, in Erbeben und Sturm, sondern er naht sich dem Elias im Säuseln. Gott muß gar nichts, schon gar nicht auf seinen Stand achten. Er kann von uns nicht beleidigt werden, aber er läßt sich beleidigen, von uns verletzen. 

 

Diese Darstellung gefällt mir persönlich sehr gut!

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

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Franciscus non papa

Danke, vielleicht kommen wir uns auf dieser - eher persönlichen - Ebene näher. 

 

Wie sehr leidet ein Liebender darunter, wenn seine Liebe nicht erwidert wird? Darf man das auf Gott übertragen? Ich tue es in meinem persönlichen Glauben einfach. 

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vor 4 Minuten schrieb Franciscus non papa:

Wie sehr leidet ein Liebender darunter, wenn seine Liebe nicht erwidert wird? Darf man das auf Gott übertragen? Ich tue es in meinem persönlichen Glauben einfach. 

 

Ob man das darf kann ich nicht sagen. Jedenfalls spricht Gott im AT selbst von sich als zelotes, als Eifersüchtiger. Eifersucht setzt, wenn wir einmal in menschlichen Kategorien bleiben, starke Gefühle zum Gegenüber (in diesem speziellen Fall zum Volk der Erwählung) voraus. Ein Gott, der seine Geschöpfe nicht liebt, wäre wohl kaum eifersüchtig, wenn sie sich Götzen zuwenden.

 

Aber ich sehe es ist nicht unproblematisch menschliche Begriffe hier anzuwenden.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

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