Studiosus Geschrieben 24. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 24. Februar 2018 (bearbeitet) Liebe Mituser, ich würde gerne die folgende Stellungnahme mit euch diskutieren: Zitat Im Gegenteil. Es ist so: je fundamentaler und dogmatischer eine Glaubensgemeinschaft auftritt, desto eher kann sie ihre Anhänger an sich binden. Das kann man weltweit beobachten. Je liberaler eine Glaubensgemeinschaft ist, desto eher verliert sie ihre Anhänger. Das ist ein großes Problem, das wir natürlich bei einer solchen Analyse berücksichtigen müssen. Insofern - aus PR-Gesichtspunkten - kann man dem Papst nur sagen: Bleib dabei. Werde noch deutlicher dogmatisch. Lass die Leute von Opus Dei noch mehr ins Zentrum der Kirche. Dann kannst Du deine Kirche wahrscheinlich retten vor diesem Säkularisierungsprozess. Aber warum ist das so? Um die Spannung zu erhalten, will ich noch nicht verraten von wem dieses Zitat stammt. Zwar werden hier Kirche und Papst explizit adressiert, aber das Schema lässt sich auf alle Religionen anwenden. Also ganz unvoreingenommen: Was haltet ihr von dieser These? Wenn ich mir in groben Zügen die Dynamik des Katholizismus weltweit und in Deutschland im Besonderen betrachte, so nehme ich einen eher gegenläufigen Trend wahr. Das Zukunftsmodell Kirche scheint vielmehr auf den Abbau von Fundamentalismen und Entdogmatisierung zu setzen. Strebt also in die genau entgegengesetzte Richtung. Die verschiedenen Kirchenvolksbegehren und Memoranda sprechen eine eindeutige Sprache. Doch mit welchem Erfolg? Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 24. Februar 2018 von Studiosus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 24. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 24. Februar 2018 Die soziologische Antwort ist ziemlich einfach. Ja, um eine Glaubensgemeinschaft aufzubauen und zusammenzuhalten, muß sie möglichst dogmatisch sein, und sich so weit wie möglich vom Rest der Welt abgrenzen. Allerdings hat dies auch eine zweite Seite: eben dieser Dogmatismus verhindert die Ausbreitung einer Glaubensgemeinschaft. Eine dogmatische Glaubensgemeinschaft ist also zwangsläufig eine kleine Gemeinschaft, die auch kaum eine Chance hat, zu wachsen. Beispiel: die Zeugen Jehovas. Große Glaubensgemeinschaften müssen zwangsläufig weitgehend undogmatisch sein, weil sie sonst viele Menschen einfach nicht erreichen, besonders in Zeiten, in denen die Glaubensgemeinschaften nicht nur unter ihresgleichen konkurrieren, sondern vor allem mit der „Gemeinschaft“ der Nichtgläubigen. Ja, die liberalen Glaubensgemeinschaften verlieren Mitglieder, aber zeitversetzt geht es den nichtliberalen nicht anders. Sich zu einer Wagenburg der Rechtgläubigen zusammenzuschließen, ist wie Selbstmord aus Angst vor dem Tode. Der Rückgang der Kirchen hat seine Ursache nicht in einem mehr oder weniger von Liberalität, sondern schlicht in der Tatsache, daß den Kirchen die Weitergabe ihrer Traditionen nicht mehr gelingt, und das liegt vor allem daran, daß selbst der Mehrzahl derjenigen, die noch in diesen Traditonen aufgewachsen sind, der Sinn dieser Traditionen nicht mehr einsichtig ist. Der Zeitpunkt dieses Traditionsabbruchs liegt in Deutschland schon mindestens 60 Jahre zurück. Wir haben es also mindestens mit der 3. Generation zu tun, die ohne kirchliche Traditionen aufgewachsen ist. Dann reichen Kleinigkeiten, um aus einer inneren Distanz eine äußere zu machen. Der Versuch, mit einem ideologischen Salto rückwärts in vermeintlich „heile Zeiten“ zurückzukehren, macht die Sache schlimmer, nicht besser. Insofern machen es die Kirchen im Moment weitgehend richtig, indem sie versuchen, einen vorsichtigen Weg zwischen Tradition und Modernisierung zu gehen. Damit machen sie es natürlich nicht jedem Recht, mir übrigens auch nicht. Aber das steht auf einem anderen Blatt. 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 24. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 24. Februar 2018 Ich finde die These seltsam, da der Begriff "dogmatisch" vollkommen verzerrt wiedergegegeben wird (allerdings wie man die Verzerrung so kennt,a sl irgendwie "böse"). Ein Dogma ist eine Glaubensgrundüberzeugung der Gemeinschaft. Nicht mehr, nicht weniger. Das kann man mehr oder weniger betonen, aber dadurch wird man nicht mehr oder weniger "dogmatisch". Übrigens wäre mir neu, daß in der Kirche in D irgendwelche Dogmen verleugnet werden. Anhänger werden nicht durch theologische Pflöcke gebunden, die irgendjemand einschlägt, sondern durch zwei Sachen: entweder wirkliches Gefühl der Gemeinschaft (allermeistens) oder (viel seltener) durch die Überzeugung der Wahrheit des Glaubens, gefunden nicht durch "Dogmatismus", sondern durch intellektuelle Prüfung. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 24. Februar 2018 Autor Melden Share Geschrieben 24. Februar 2018 (bearbeitet) Zuerst einmal Danke für die Antworten bis hierher. Dass diese These nicht von mir stammt dürfte klar sein. Ich hätte diesen Sachverhalt differenzierter ausgedrückt. Marcellinus und rorro haben jeweils auf die offensichtlichen Schwächen dieser Argumentation hingewiesen. Einerseits fehlt die Unterscheidung in Binnen- und Außenperspektive. Eine Religion mit rigidem Glaubens- und Verhaltenskodex mag in der Lage sein die Gläubigen zu halten und hermetisch gegen die Welt abzuschließen. Dann stellt sich allerdings das Wachstumsproblem. Wie kann ein solch geschlossen auftretendes System missionarisch wirken? Diesem Einwand würde ich entgegen halten, dass der fundamentalistische Islam auf viele - auch nichtmuslimische - Menschen eine große Anziehungskraft hat. Islamischer Staat und Salafismus sind nur die Spitze dieser Entwicklung. Und nicht selten wandern gerade Personen aus eher liberalen Glaubensgemeinschaften dorthin ab. Warum? rorro wies auf die undifferenzierte Verwendung des Begriffs "dogmatisch" hin. Dem pflichte ich bei. Allerdings kann ich aus dem mir bekannten Kontext dieses Zitats präzisieren, dass hier mit "dogmatisch" weniger die eigentlichen Dogmen bzw. Glaubenssätze gemeint sein dürften als vielmehr eine gewisse fundamentalistisch-legalistische Glaubenspraxis. Oder eine strenge Observanz der Lehre. Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 24. Februar 2018 von Studiosus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 24. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 24. Februar 2018 vor 34 Minuten schrieb Studiosus: Diesem Einwand würde ich entgegen halten, dass der fundamentalistische Islam auf viele - auch nichtmuslimische - Menschen eine große Anziehungskraft hat. Islamischer Staat und Salafismus sind nur die Spitze dieser Entwicklung. Und nicht selten wandern gerade Personen aus eher liberalen Glaubensgemeinschaften dorthin ab. Warum? Das ist relativ einfach zu erklären. Es ist der politische Druck vor allem aus Saudi-Arabien, Iran und der Türkei auf die muslimischen Gemeinden weltweit, und damit der soziale Druck auf die einzelnen Gemeindemitglieder. Fundamentalisten sind einfach in der Regel besser organisiert, und besitzen mit den drei oben genannten Ländern auch fast unbegrenzte Mittel. Dagegen haben liberale Gemeinden kaum eine Chance. Hinzukommt, daß im Islam liberale Gemeinden sowieso Legitimationsprobleme habe, weil die fundamentalistische Sicht im Koran fest „eingebaut“ ist. Da ist der Interpretationsspielraum im Christentum erheblich höher. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ultramontanist Geschrieben 25. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 25. Februar 2018 vor 19 Stunden schrieb Studiosus: Diesem Einwand würde ich entgegen halten, dass der fundamentalistische Islam auf viele - auch nichtmuslimische - Menschen eine große Anziehungskraft hat. Islamischer Staat und Salafismus sind nur die Spitze dieser Entwicklung. Und nicht selten wandern gerade Personen aus eher liberalen Glaubensgemeinschaften dorthin ab. Warum? Genau ein AfD Politiker ist schon konvertiert. Da wächst zusammen was zusammengehört https://www.focus.de/politik/deutschland/identifikation-mit-kirche-fehlt-afd-gruendungsmitglied-konvertiert-zum-islam_id_8389518.html Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 25. Februar 2018 Autor Melden Share Geschrieben 25. Februar 2018 (bearbeitet) vor 5 Minuten schrieb ultramontanist: Genau ein AfD Politiker ist schon konvertiert. Da wächst zusammen was zusammengehört https://www.focus.de/politik/deutschland/identifikation-mit-kirche-fehlt-afd-gruendungsmitglied-konvertiert-zum-islam_id_8389518.html Das stimmt. Gerade Christen aus dem Westen, die von der Laxheit und Blutleere ihrer eigenen Religion enttäuscht sind, wenden sich eher fundamentalistischen Glaubensrichtungen zu. Das ist eigentlich nur folgerichtig. Offenbar haben die christlichen Kirchen und Gemeinschaften hierzulande weder die entsprechenden Formen noch die nötige Klarheit in der Verkündigung, um noch jemanden - und sei er AfDler - hinter dem Ofen vorzulocken. Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 25. Februar 2018 von Studiosus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. nannyogg57 Geschrieben 25. Februar 2018 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 25. Februar 2018 Es sind Beides in meinen Augen sehr verlockende Versuchungen. Der Weg zum Dogmatismus, wenn man diesen Begriff hier zweckentfremden will, ist allerorten zu beobachten. Er ist mir persönlich eher fremd, ganz kann ich ihn nicht nachvollziehen. Ich hatte eine solche Phase in meiner Jugend, heute, wie gesagt, ist er mir fremd. Profilierung um ihrer selbst willen, das Trennende zu betonen und das Gemeinsame klein zu reden, das ist mir fremd geworden. Das hat nichts damit zu tun, dass ich die Schätze der Kirche nicht zu schätzen wüsste: Mir fällt da gerade nicht die Sexualmoral ein, aber der Umgang mit vorbildlichen Menschen, das starke Gedächtnis für die Heiligen. Ich bin eher jemand, dessen Versuchung darin liegt, Dinge nicht zu eng zu sehen. Nicht alles, was meine Jungs so treiben, ist nach katholischer Lehre wirklich astrein. Da lass ich mich eher von meinem Gefühl für Anstand beeinflussen, anstatt ihnen den Katechismus um die Ohren zu hauen. Was sie tun und was ich tue, das sind zwei Paar Stiefel. Ich bin z.B. ein Bisschen skeptisch mit dieser ganzen Gendersache. Aber ich würde mich deshalb nicht aufregen. Es gibt übrigens einen Dogmatismus in unserer Familie, den haben sie geerbt, Atheisten und Katholiken: Von denen trinkt keiner Kaffee ohne schlechtes Gewissen, der nicht fair gehandelt ist, keiner ist ausländerfeindlich, alle verstehen mühelos kircheninnenpolitische Witze und wissen, wie die Teile der Eucharistiefeier heißen. Das nennen sie "Vererbung". Es geht darum, authentisch zu sein. Weder der Weg in die eine Richtung noch in die andere Richtung ist etwas, dass der Menschheit hilft. Wenn sich die Religionen darin gefallen, sich mit aller Gewalt abzugrenzen gegeneinander - was bringt das der Menschheit? Und es ist mir egal, ob irgendwelche Knallköpfe das für den Weg des Heiles halten. Es kann natürlich nicht sein, dass die Message lautet "Anything goes". Das macht ja nicht mal unsere Gesellschaft. Das ist auch nicht die Zukunft. Ein paar Sachen, wo die Kirche ihr Veto eingelegt hat, sind wirklich nicht schlecht. Ich erkläre es jetzt mit dem Verbot der Promiskuität. Die RKK ist ein global Player. Und auf dieser Welt gibt es mehr Gesellschaften mit Frauen, die von ihren Männern verlassen wurden, samt ihren Kindern, als sakramentale Ehen. Die Favelas sind voll davon. Eine feste Ehe ist da der pure Luxus und gender wird da ganz klein geschrieben. Diesen Männern ins Stammbuch zu schreiben, dass Treue wichtig ist, ist eine essentielle Botschaft der RKK. Da geht es nicht um den Seitensprung, da geht es um die Existenzsicherung der Frauen so wie zurzeit Jesu. Dass die deutsche Gesellschaft hier an der "rigiden Sexualmoral" der RKK Anstoß nimmt, ist das kleinere Übel. Wenn wir nicht wissen, wofür wir einstehen, bleibt uns Dogmatismus oder "Tod". Ich plädiere für das Einstehen und dafür, zu überlegen, wofür wir einstehen. 5 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Merkur Geschrieben 26. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 vor 17 Stunden schrieb nannyogg57: Ich plädiere für das Einstehen und dafür, zu überlegen, wofür wir einstehen. Es bleibt gar nichts anderes übrig. Radikalisierung um nach außen attraktiver zu wirken funktioniert nicht, wenn man dabei nicht authentisch ist. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 26. Februar 2018 Autor Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 (bearbeitet) vor 10 Minuten schrieb Merkur: wenn man dabei nicht authentisch ist. Was ist in diesem Zusammenhang authentisch? Wie sieht ein authentischer Katholizismus Anno 2018 aus? Was muss dieser beinhalten, wie geriert er sich? Wie sähe umgekehrt ein unauthentischer Katholizismus aus? Welchen Maßstab legt man an, um die Authentizität zu beurteilen? Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 26. Februar 2018 von Studiosus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franciscus non papa Geschrieben 26. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 authentisch sind für mich Katholiken, die überzeugend das leben, an das sie glauben. Soweit man das eben von außen beurteilen kann. "Der Herr aber sieht in das Innere". Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 26. Februar 2018 Autor Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 vor 3 Minuten schrieb Franciscus non papa: authentisch sind für mich Katholiken, die überzeugend das leben, an das sie glauben. Soweit man das eben von außen beurteilen kann. "Der Herr aber sieht in das Innere". Das klingt noch relativ abstrakt. Wie zeigt sich das denn konkret in den alltäglichen Lebensvollzügen? Und ist das, woran sie glauben, das was die Kirche lehrt? Oder kann es dabei subjektive Unterschiede geben? Saluti cordiali, Studiosus. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Edith1 Geschrieben 26. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 Anders gefragt: da franciscus' Definition von Authentizität für jeden gilt, unabhängig von der Weltanschauung: was macht "authentisch katholisch" aus? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franciscus non papa Geschrieben 26. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 für mich ist da nicht wichtig, ob er an irgend welche Marienerscheinungen glaubt oder nicht, ob er jede Feinheit der Theologischen Diskussion in Geschichte und Gegenwart nachvollziehen kann (man denke nur an die Frage, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz finden können) sondern das Credo glauben kann oder sich darum bemüht, und das Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe versucht zu leben. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Frank Geschrieben 26. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 vor 2 Minuten schrieb Franciscus non papa: für mich ist da nicht wichtig, ob er an irgend welche Marienerscheinungen glaubt oder nicht, ob er jede Feinheit der Theologischen Diskussion in Geschichte und Gegenwart nachvollziehen kann (man denke nur an die Frage, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz finden können) sondern das Credo glauben kann oder sich darum bemüht, und das Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe versucht zu leben. Als "global-christlich" würde ich das unterschreiben. Genuin katholisch käme vielleicht, denke ich, noch eine Spiritualität mit der Eucharistie als Mittelpunkt dazu. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 26. Februar 2018 Autor Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 (bearbeitet) vor 13 Minuten schrieb Franciscus non papa: jede Feinheit der Theologischen Diskussion in Geschichte und Gegenwart nachvollziehen kann (man denke nur an die Frage, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz finden können) Diesen polemischen Angriff auf die Scholastik habe ich schon oft bei unterschiedlichen Autoren gelesen. Freilich ohne Quellenangabe aus der fraglichen Zeit. Mit gutem Grund, denn eine solche Stelle wird man nicht finden. Es handelt sich wohl um ein neuzeitliches Fabrikat. Der Autor dieser Pseudo-Quaestio offenbart darüber hinaus eine nur rudimentäre, verzerrte Kenntnis der Scholastik. Wenn der hl. Thomas in seiner Summe überzeugend darlegt, dass Engel - ebenso wie Dämonen - reine Intelligenzen (mit konstant erkennendem intellectus agens) ohne materielle Form sind, dann ist bereits die Frage nach Zahl und Platz unsinnig. Man sieht, dass die mittelalterliche Schultheologie, entgegen späterer Verleumdungen, fortschrittlicher war als man annimmt. So viel nur dazu. Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 26. Februar 2018 von Studiosus 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franciscus non papa Geschrieben 26. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 richtig, dazu gehört natürlich auch eine gewisse Aktivität in der Gemeinde, nicht nur der gelegentliche Besuch des Gottesdienst (an Weihnachten...) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Merkur Geschrieben 26. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 vor 15 Minuten schrieb Studiosus: Was ist in diesem Zusammenhang authentisch? Hinsichtlich der christlichen Religiosität insgesamt: gesund, zum Guten führend, dem Wesen des Gläubigen jeweiligen Gläubigen entsprechend, unverstellt, schlüssig und einsichtig, ausgeglichen, um Gerechtigkeit und - je nach Temperament mehr oder weniger um Höflichkeit bemüht. Beim Katholizismus kommen einige Eigenarten hinzu, so unter anderem das Bewußtsein für jeden Platz zu haben, das Denken in Behördenstrukturen, die Abneigung gegen Schwärmerei und Eiferertum, die stark auf Rituale fixierte Liturgie. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franciscus non papa Geschrieben 26. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 vor 2 Minuten schrieb Studiosus: Diesen polemischen Angriff auf die Scholastik habe ich schon oft bei unterschiedlichen Autoren gelesen. Freilich ohne Quellenangabe aus der fraglichen Zeit. Mit gutem Grund, denn eine solche Stelle wird man nicht finden. Es handelt sich wohl um ein neuzeitliches Fabrikat. Der Autor dieser Pseudo-Quaestio offenbart darüber hinaus eine nur rudimentäre, verzerrte Kenntnis der Scholastik. Wenn der hl. Thomas in seiner Summe überzeugend darlegt, dass Engel - ebenso wie Dämonen - reine Intelligenzen (mit konstant erkennendem intellectus agens) ohne materielle Form sind, dann ist bereits die Frage nach Zahl und Platz unsinnig. So viel nur dazu. Saluti cordiali, Studiosus. das sollte nur ein überzeichnetes Beispiel sein, ob nun Anekdote oder belegbar. Es gibt schon Dinge, über die man unter Theologen streiten kann, der Relevanz man in Frage stellen kann. Nicht in Frage stellen wollte ich den großen Aquinaten, der leider in der Gegenwart offenbar nicht die Wertschätzung erfährt, die ihm meiner Ansicht nach gebührt. Das gilt analog für die Scholastik, die leider ständig mit der Neuscholastik in einem Atemzug indifferenziert genannt wird. Daneben schätze ich Thomas vor allem auch wegen seiner kraftvollen Sprache. Man lese nur die von ihm geschaffenen Texte und Hymnen zum Fronleichnamsfest. vgl. Adoro te devote! 1 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 26. Februar 2018 Autor Melden Share Geschrieben 26. Februar 2018 vor 3 Minuten schrieb Franciscus non papa: das sollte nur ein überzeichnetes Beispiel sein, ob nun Anekdote oder belegbar. Es gibt schon Dinge, über die man unter Theologen streiten kann, der Relevanz man in Frage stellen kann. Da stimmt. Über Relevanz kann man streiten. Auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass in der Theologie alles wichtig ist. Mein Ärger gilt auch nicht Dir, sondern all jenen, die diese abstruse Frage mit der Nadelspitze dazu benutzen, die großen Denker unserer westlichen, christlichen Tradition als philosophische Autisten darzustellen. Saluti cordiali, Studiosus. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Klaffer Geschrieben 28. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 28. Februar 2018 Am 24.2.2018 um 22:35 schrieb Marcellinus: Das ist relativ einfach zu erklären. Es ist der politische Druck vor allem aus Saudi-Arabien, Iran und der Türkei auf die muslimischen Gemeinden weltweit, und damit der soziale Druck auf die einzelnen Gemeindemitglieder. Fundamentalisten sind einfach in der Regel besser organisiert, und besitzen mit den drei oben genannten Ländern auch fast unbegrenzte Mittel. Dagegen haben liberale Gemeinden kaum eine Chance. Hinzukommt, daß im Islam liberale Gemeinden sowieso Legitimationsprobleme habe, weil die fundamentalistische Sicht im Koran fest „eingebaut“ ist. Da ist der Interpretationsspielraum im Christentum erheblich höher. Es mag stimmen, dass die genannten Staaten einen großen Einfluss haben. Ich bin kein Fachmann, aber wenn ich immer wieder über aufflammende Proteste im Iran lese, wenn Frauen einiges riskieren und etwa Kopftücher am Straßenrand aufhängen, dann bin ich mir nicht sicher, ob diese Staaten mittelfristig wirklich so stabil sind, dass sie auch in Zukunft einen militanten Islam "exportieren" können. Was sagt ihr dazu? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 28. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 28. Februar 2018 vor 7 Minuten schrieb Klaffer: Es mag stimmen, dass die genannten Staaten einen großen Einfluss haben. Ich bin kein Fachmann, aber wenn ich immer wieder über aufflammende Proteste im Iran lese, wenn Frauen einiges riskieren und etwa Kopftücher am Straßenrand aufhängen, dann bin ich mir nicht sicher, ob diese Staaten mittelfristig wirklich so stabil sind, dass sie auch in Zukunft einen militanten Islam "exportieren" können. Was sagt ihr dazu? Bis jetzt waren die iranischen Revolutionsgarden skrupellos genug, so lange Menschen umzubringen, bis die Proteste endeten, und das dann jeweils für viele Jahre. Es macht nicht den Eindruck, als wenn sie mit dieser Gewohnheit sobald brechen würden. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 28. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 28. Februar 2018 Hat das jetzt noch viel mit dem Threadthema zu tun? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 28. Februar 2018 Melden Share Geschrieben 28. Februar 2018 Am 26.02.2018 um 18:51 schrieb Studiosus: Da stimmt. Über Relevanz kann man streiten. Auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass in der Theologie alles wichtig ist. Mein Ärger gilt auch nicht Dir, sondern all jenen, die diese abstruse Frage mit der Nadelspitze dazu benutzen, die großen Denker unserer westlichen, christlichen Tradition als philosophische Autisten darzustellen. Saluti cordiali, Studiosus. Die Frage ist nicht abstrus, wenn sie nicht vorher in das Prokrustesbett heutiger Vorstellungen gepreßt würde. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Aleachim Geschrieben 1. März 2018 Melden Share Geschrieben 1. März 2018 Ich möchte gerne einen anderen Aspekt einbringen. Am 24.2.2018 um 21:53 schrieb Studiosus: Diesem Einwand würde ich entgegen halten, dass der fundamentalistische Islam auf viele - auch nichtmuslimische - Menschen eine große Anziehungskraft hat. Islamischer Staat und Salafismus sind nur die Spitze dieser Entwicklung. Und nicht selten wandern gerade Personen aus eher liberalen Glaubensgemeinschaften dorthin ab. Warum? Die Welt (zumindest die westliche), ist ja in den letzten 50, 100.. Jahren um ein Extremes liberaler geworden. Und so sehr ich diese Entwicklung auch gutheiße, hat sie natürlich auch negative Folgen. Und es gibt auch nach wie vor Menschen, die mit dieser Freiheit nicht umgehen können. Denen das große Angst macht, dass jeder einzelne für sich entscheiden darf. Manche davon suchen ihr Heil (oder das der ganzen Welt) dann in fundamentalistischen Gruppen. Ich hielte es für falsch, wenn die Kirche nun versuchen würde, durch "Dogmatismus", "Radikalisierung" oder wie auch immer man es nennen möchte, Menschen mit solchen Ängsten zu gewinnen. Und zwar nicht nur deshalb, weil ich lieber eine "undogmatischere" Kirche möchte, sondern auch deshalb, weil ich glaube, dass es solchen Menschen nicht unbedingt gut tut, sich in eine streng reglementierte Gemeinschaft zu flüchten... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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