phyllis Geschrieben 13. Juli 2018 Melden Share Geschrieben 13. Juli 2018 ich stells mal hier rein, denn einer meiner mitarbeiter hat versucht sich das leben zu nehmen. es passierte mittwoch oder mittwoch nacht. er liegt jetzt im krankenhaus und ist ausser lebensgefahr. aber mir haut das natürlich grauenhaft auf die psyche. ich habe noch mit ihm geplaudert dienstag morgen, und ich realisierte schon dass es ihm nicht gut läuft – gesundheitliche probleme, probleme mit dem haus, und dann auch probleme mit dem job. aber das meiste wohl einfach nur eingebildet, auch wenn das mit dem job nicht gut resp. überhaupt nicht kommuniziert wurde. wobei das nicht an mir liegt, sondern an unseren erbsenzählern, welche planen, den ganzen IT-betrieb outzusourcen; geplant ist allerdings dass er zur dienstleister-firma transferiert wird, weil er unseren laden kennt und wir nicht wieder bei einem wissensstand von 0 bei unseren entwicklern anfangen wollen; ich sagte ihm auch am dienstag, er brauche sich um seinen job keine sorgen zu machen, aber es hat offenbar nix geholfen. sonst kommunizierten wir wenig, weil er seinen job gut und selbständig erledigte, also was soll ich da die nanny spielen? und wie es jetzt mit ihm weitergeht kann kein mensch sagen. ich kenn die prozedur nichmal wie man mit suizid-gefährdeten umgeht wenn sie aus dem krankenhaus entlassen werden können. man kann sie ja nicht einfach nach hause schicken. und W. ist geschieden aber hat eine kleine tochter, 12 jahre, alt genug um alles mitzubekommen. ich muss mich einfach auchmal abreagieren und stells hier rein, weil ihn hier niemand kennt. in der firma muss ich die logo klappe halten. und obwohl ich ihm natürlich wünsche dass er die kurve hinkriegt und seinen job in ein paar monaten vllt wieder aufnehmen kann, ist es mir nicht wohl dabei denn ich weiss wirklich nicht recht wie ich mich in dem fall dann verhalten soll als vorgesetzte. die zwei nebst mir eingeweihten leute wissens auch nicht so recht. gut, für dienstag haben wir eine consultantin organisiert, die sich da anscheinend auskennt. aber ein wundermittel wird auch sie nicht haben. alles verschissen einfach. wenn jemand rat hat, nur zu. auch auf religiöser grundlage. selbstmörder in ungeweihter erde zu verscharren ist glaub ich vor 40 jahren schon aus der mode gekommen, oder? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
teofilos Geschrieben 14. Juli 2018 Melden Share Geschrieben 14. Juli 2018 (bearbeitet) Wie läuft die Gesundheitsfürsorge in Kanada? Wird man da nach einem Suizid einfach aus dem Krankenhaus entlassen? Werden keine psychosozialen Dienste eingeschaltet? So lange Du über seine Motive nur mutmaßt ist es übrigens schwierig angemessene Hilfen zu geben. bearbeitet 14. Juli 2018 von teofilos Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 14. Juli 2018 Melden Share Geschrieben 14. Juli 2018 vor 6 Stunden schrieb phyllis: er liegt jetzt im krankenhaus und ist ausser lebensgefahr Ich möchte mich der Frage von teofilos anschließen. Hier in Deutschland bekommt jemand nach misslungenem Suizid sobald er wieder einigermaßen ansprechbar ist, Besuch vom Psychiater und wird zumeist auch, sobald er nicht mehr intensivbehandlungspflichtig ist, in die Psychiatrie verlegt. Im weiteren Verlauf der psychiatrischen Behandlung werden auch das private und berufliche Umfeld in den Blick genommen, ggf. Angehörige, u.U. - wenn das sinnvoll erscheint - auch Vorgesetzte/Berufskollegen mit einbezogen und mit Hilfe des klinikeigenen Sozialdienstes zumindest erste Schritte unternommen, die finanzielle Situation zu ordnen - wenn die mit ein Auslöser des Suizidversuches gewesen sein sollte. Über die Gepflogenheiten in Kanada müsste Euch eine Konsultorin aufklären können. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Chrysologus Geschrieben 14. Juli 2018 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 14. Juli 2018 Zuerst das wichtigste in solchen Fällen: Man kann das nicht vorhersehen, zumindest in sehr vielen Fällen bemerkt das niemand vorher, selbst ausgebildete Psychologen merken nicht notwenig, dass einer einen Suizid plant, wenn der Betroffene das nicht will. Und dennoch fühlt man sich hinterher Scheiße. Als rechtlicher Betreuer (in Canada heißt das glaube ich guardian) komme ich damit nun dann und wann in Kontakt. Ganz klar scheint mir auch: Unbeschwert wirst Du mit ihm für eine Weile nicht umgehen können, weil das irrationale Gefühl herumschwirrt, ein falsches Wort und er springt vom Hochhaus. Dem ist nun nicht so, aber man kommt dem auch nicht ganz aus. Den Fragen von teo und Julius pflichte ich bei - es hängt vieles an der Form der professionellen wie der privaten Begleitung. Bei Gelegenheit (und wenn Du dir das zutraust), dann würde ich ihn unter vier Augen schlicht auch fragen, wie das für ihn nun läuft, ob und wenn ja was du tun kannst. Bei psychischen Erkrankungen aller Art (wie bei körperlichen auch, aber da sind wir schon weiter) ist Schweigen etwas ganz schlimmes. Jeder weiß es, aber keiner sagt was. Ich mache bei meinen Klienten gute Erfahrungen mit Netzwerken, also dem Aufbau von Strukturen, in denen man eine zentrale Instanz informieren kann, wenn der Eindruck aufkommt, es gebe erneut Probleme. Das setzt (a) voraus, dass esien solche Stelle gibt, und (b) dass der Betroffene dem zustimmt. Es kann aber die anderen Beteiligten entlasten, wenn sie ihre aktuelle Besorgnis ein wenig abgeben können, und in den meisten Fällen kann ich da dann auch Entwarnung geben, in anderen muss ich tätig werden. Du wärest in diesem Fall am wenn man es so sagen darf äußeren Rand des Netzes, aber ich hoffe zumindest dass es auch da hilfreich sein mag, wenn Du weißt, an wen Du dich im Fall eigener Besorgnis wenden kannst. Damit auch mein letzter (und dringenster) Hinweis: Achte auch auf Deine Grenzen, das belastet einen mehr, als man im ersten Moment zugestehen mag. Kein Grund für eine Psychotherapie, aber zuminest für ein Gespräch mit dem eigenen Partner. 6 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 14. Juli 2018 Melden Share Geschrieben 14. Juli 2018 vor 14 Stunden schrieb phyllis: ich stells mal hier rein, denn einer meiner mitarbeiter hat versucht sich das leben zu nehmen. es passierte mittwoch oder mittwoch nacht. er liegt jetzt im krankenhaus und ist ausser lebensgefahr. aber mir haut das natürlich grauenhaft auf die psyche. ich habe noch mit ihm geplaudert dienstag morgen, und ich realisierte schon dass es ihm nicht gut läuft – gesundheitliche probleme, probleme mit dem haus, und dann auch probleme mit dem job. aber das meiste wohl einfach nur eingebildet, auch wenn das mit dem job nicht gut resp. überhaupt nicht kommuniziert wurde. wobei das nicht an mir liegt, sondern an unseren erbsenzählern, welche planen, den ganzen IT-betrieb outzusourcen; geplant ist allerdings dass er zur dienstleister-firma transferiert wird, weil er unseren laden kennt und wir nicht wieder bei einem wissensstand von 0 bei unseren entwicklern anfangen wollen; ich sagte ihm auch am dienstag, er brauche sich um seinen job keine sorgen zu machen, aber es hat offenbar nix geholfen. sonst kommunizierten wir wenig, weil er seinen job gut und selbständig erledigte, also was soll ich da die nanny spielen? und wie es jetzt mit ihm weitergeht kann kein mensch sagen. ich kenn die prozedur nichmal wie man mit suizid-gefährdeten umgeht wenn sie aus dem krankenhaus entlassen werden können. man kann sie ja nicht einfach nach hause schicken. und W. ist geschieden aber hat eine kleine tochter, 12 jahre, alt genug um alles mitzubekommen. ich muss mich einfach auchmal abreagieren und stells hier rein, weil ihn hier niemand kennt. in der firma muss ich die logo klappe halten. und obwohl ich ihm natürlich wünsche dass er die kurve hinkriegt und seinen job in ein paar monaten vllt wieder aufnehmen kann, ist es mir nicht wohl dabei denn ich weiss wirklich nicht recht wie ich mich in dem fall dann verhalten soll als vorgesetzte. die zwei nebst mir eingeweihten leute wissens auch nicht so recht. gut, für dienstag haben wir eine consultantin organisiert, die sich da anscheinend auskennt. aber ein wundermittel wird auch sie nicht haben. alles verschissen einfach. wenn jemand rat hat, nur zu. auch auf religiöser grundlage. selbstmörder in ungeweihter erde zu verscharren ist glaub ich vor 40 jahren schon aus der mode gekommen, oder? Wenn er wieder zur Arbeit kommt, würde ich ihm freundlich aber auf sachlicher Ebene begegnen. Wenn er etwas über seine Situation erzählen will, dann Personalgespräch unter vier Augen. Dann die Situation ruhig und offen erklären. Mehr kannst Du nicht tun, denn die wirkliche Ursache des Selbstmordversuchs dürfte in einer Erkrankung liegen, Bipolare Störung, Depression..., da müssen Fachleute ran. Leider mußte ich im Freundeskreis auch erleben, daß eine Frau mit bipolaren Störungen mit Medikamenten behandelt wurde, diese in einer guten Phase eigenmächtig absetzte und dann Suizid beging. Eine befreundete Psychiaterin sagte dazu, daß Selbstmorde eben die Krebstoten der Psychiatrie seien. Eine psychiatrische Krankheit ist eine Krankheit, wie jede andere auch. Wenn ein krank gewesener Kollege wiederkommt, hilft ihm am meisten, daß er ein Stück Normalität wieder hat. 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
phyllis Geschrieben 14. Juli 2018 Autor Melden Share Geschrieben 14. Juli 2018 17 hours ago, teofilos said: Wie läuft die Gesundheitsfürsorge in Kanada? Wird man da nach einem Suizid einfach aus dem Krankenhaus entlassen? Werden keine psychosozialen Dienste eingeschaltet? danke für alle antworten. ich denke es ist hier nicht viel anders als in DE. sie erhalten psychologische betreung, und sind krankgeschrieben bis auf weiteres, und dadurch geschützt vor einer kündigung des arbeitsvertrages. wenn sie dann wieder in der firma erscheinen geht das arbeitsverhältnis normal weiter. bezahlt werden sie während ihrer abwesenheit durch die versicherung des arbeitgebers, zu einem reduzierten satz. 14 hours ago, Chrysologus said: Ich mache bei meinen Klienten gute Erfahrungen mit Netzwerken, also dem Aufbau von Strukturen, in denen man eine zentrale Instanz informieren kann, wenn der Eindruck aufkommt, es gebe erneut Probleme. Das setzt (a) voraus, dass esien solche Stelle gibt, und (b) dass der Betroffene dem zustimmt. gute idee, ich werde zumindest eine art notrufnummer verlangen, und wohl auch ohne punkt (b). 8 hours ago, kam said: Eine psychiatrische Krankheit ist eine Krankheit, wie jede andere auch. Wenn ein krank gewesener Kollege wiederkommt, hilft ihm am meisten, daß er ein Stück Normalität wieder hat. genau das macht mir aber kopfweh. zz wissen nur 3 personen bescheid. die personalchefin, ich und der CEO dem rest wurde erzählt W. sei nach einem unfall im krankenhaus und bis auf weiteres unansprechbar und bitte auch keine besuche. seine schwester wollte es so, andernfalls hätte ich mich ja schon durchgerungen, ihn zu besuchen. besagte schwester erzählte mir auch er hege einen grossen groll gegen die firma, allerdings anscheinend nicht gegen mich persönlich. halb zufällig nur hab ich erfahren dass sein zugangspass am 30.juni verfiel. rein administratives übersehen, und die empfangsdame hat ihn immer problemlos reingelassen. aber statt wie jeder normale mensch dafür zu sorgen dass der pass verlängert wird kam er zum schluss dass man ihn rauswerfen wolle. dass das völlig schräg ist müsste er als entwickler ja wissen, denn als allererstes hätte man sein computer-profil gesperrt. aber diese falsche schlussfolgerung mag der letzte tropfen gewesen sein der das fass zum überlaufen brachte. und so mach ich mir jetzt schon sorgen wie das weitergehen soll. bringen ihn die psychologen soweit wieder in den normalzustand, so dass er die dinge realistisch sieht und nicht durch seine paranoia-brille? mein vertrauen in diese zunft ist nicht gerade grenzenlos. und wie kläre ich mein team auf? gut da kann ich hoffentlich auf die unterstützung der personalchefin zählen. ich hoffte ja immer, meine entwicklungsbedürftigen „people-skills“ wie man hier so schön sagt im job zu verbessern, aber doch nicht gerade auf diese weise. zudem bin ich nicht immer im büro und es ist sehr hart bisweilen job und familie im gleichgewicht zu halten. vllt leidet meine coolness darunter was sich auf die leute auswirkt. ich habe immer angst morgens am spiegel dass ich ein graues haar entdecke. nicht doch jetzt schon!!! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
teofilos Geschrieben 15. Juli 2018 Melden Share Geschrieben 15. Juli 2018 Klingt hart aber halt Dich da vorerst raus. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 15. Juli 2018 Melden Share Geschrieben 15. Juli 2018 vor 54 Minuten schrieb teofilos: Klingt hart aber halt Dich da vorerst raus. *zustimm* (Du kannst zwar - etwa über die Schwester, zu der Du ja Kontakt zu haben scheinst - Hilfs-, Gesprächs- und Kooperationsbereitschaft signalisieren, müsstest dann hierzulande allerdings geduldig darauf warten, dass sie auch abgerufen werden. Die Initiative dazu geht dann zu gegebener Zeit vom (Psychiatrie-) Patienten und dessen betreuenden Ärzten/Therapeuten aus, ohne Zustimmung des Patienten läuft da gar nix). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
tribald Geschrieben 15. Juli 2018 Melden Share Geschrieben 15. Juli 2018 vor 3 Stunden schrieb teofilos: Klingt hart aber halt Dich da vorerst raus. Das ist in der Tat zu empfehlen. Mehr als die Bereitschaft zuzuhören wenn gewünscht, kann man nicht signalisieren. aus Erfahrung sprechend..................tribald Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 15. Juli 2018 Melden Share Geschrieben 15. Juli 2018 vor 14 Stunden schrieb phyllis: vllt leidet meine coolness darunter was sich auf die leute auswirkt. ich habe immer angst morgens am spiegel dass ich ein graues haar entdecke. nicht doch jetzt schon!!! Da fällt mir doch was ein: an dem Tag, wenn der Kollege wiederkommt, erscheinst Du mit Glatzkopf im Büro. Das gilt als ultracool und kein Mensch wird über den Kollegen reden. ;-) 1 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
phyllis Geschrieben 16. Juli 2018 Autor Melden Share Geschrieben 16. Juli 2018 On 7/15/2018 at 3:58 AM, Julius said: (Du kannst zwar - etwa über die Schwester, zu der Du ja Kontakt zu haben scheinst - Hilfs-, Gesprächs- und Kooperationsbereitschaft signalisieren ja, hab ich gemacht. wobei ich ehrlich gesagt froh bin wenn es nicht in anspruch genommen wird. die initiative werde ich nicht ergreifen da stimme ich euch zu. und nun um 10 uhr werde ich mein team updaten. bis dato wohl meine schwierigste aufgabe. hab aber die personalchefin zur seite. dann werden morgen alle mit der beraterin reden können. danke nochmals für den feedback. der strang kann geschlossen werden. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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