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Hochzeit anullieren


hase70

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Liebe Lissie!

 

Es ist wirklich schade, dass Du nur solche Ehen kennst, die innerlich gescheitert sind und nur äußerlich noch heben. Ich kenne eigentlich eine Menge anderer Ehen, bei denen natürlich der romantische Glanz der ersten Verliebtheit nicht mehr vorhanden ist, aber noch eine Menge Liebe und noch mehr Geborgenheit vorhanden ist, wo sich Eheleute im Alter pflegen - und nicht nur aus einem Pflichtgefühl heraus.

 

Es ist auffällig, dass wir da so einen unterschiedlichen Erfahrungsschatz haben. Liegt das vielleicht an einem Milieu-Unterschied, also daran, dass ich mit einer anderen gesellschaftlichen Schicht in Berührung komme?

Ich weiß nicht, Mecky. Es mag vielleicht auf das ländliche Milieu, in dem Du lebst ein wenig zurückzuführen sein, denn in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin (da war es ähnlich ländlich wie bei Euch, allerdings nicht so katholisch) gab es auch ein paar (allerdings die Minderheit) Ehen, die ich trotz hohen Alters noch glücklich und schön fand.

 

Aber ich denke trotzdem nicht, daß es am "Milieu" liegt, denn die gesellschaftlichen Schichten, die mich zu meinem Schluß kommen ließen, sind eigentlich ziemlich unterschiedlich (Großstadt, Kleinstadt, Handwerkerkreise, Mittelklasse, Akademiker, Künstler, USA, Bayern, Rumänien, Niederlande, verschiedene Jahrzehnte ... also gemischter geht es wirklich nicht mehr).

 

Ich denke eher, daß es daran liegen könnte, daß mir als Nichtkatholikin viel schneller erzählt wird, wie gerne man sich eigentlich von dem Partner getrennt hätte und wie oft man immer noch dran denkt. Ich kriege auch alle Stories von Affären, außerehelichen Kindern, usw. zu hören.

 

Und dann nochwas: Die Ehen, von denen Du erzählst, in denen noch Liebe und Geborgenheit vorhanden ist, kenne ich auch, keine Frage. Aber oft sind solche Paare wie gute Freunde geworden und es geht überhaupt nicht mehr um sexuelle Treue. (Und das ist ja der kranke Punkt in der katholischen Eheerfindung).

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Lieber Franz-Josef,

 

die Kirche erkennt das Recht einer "Trennung" an, wenn es gute Gründe dafür gibt, ohne daß dies eine Sünde vor Gott wäre. Die Partner bleiben solange getrennt, bis der eine bereit ist, den andern zu verzeihen. Diese Vergebung ist dabei ein freier Akt und es gibt dafür keine zeitliche Fristen. Die Trennung bleibt solange bestehen, bis der andere einem verzeihen "will". Daß es diese Möglichkeit gibt, das wissen die wenigsten. Nur darf man in diesem Falle "Scheidung" nicht mit "Trennung" verwechseln.

 

Nochmals, wer als Mann seine Frau schlägt, riskiert es nach katholischem Recht, für unreif erklärt zu werden, so daß er nicht wiederheiraten kann, die Frau aber schon...

 

Wenn die Ostkirche angesprochen wird, so sieht die Ostkirche die Ehe auch als ein Sakrament an, nur gestattet sie dem unschuldigen Partner eine Wiederheirat im Sinne einer "Koinonia" an, d.h. als Zugeständnis an die menschliche Schwäche. Von der Spiritualität her bin ich aber traurig, daß die Orthodoxen sich philosophiefeindlich zeigen; mit anderen Worten, die Wahrheitsfrage wird nicht mehr gestellt.

 

Die Ratlosigkeit über das, was denn das Ehesakrament ausmacht, macht nicht nur Dich zu schaffen, sondern "manchmal" mich auch. Die Art wissenschaftlich zu denken wird uns allen in der Schulbildung vermittelt, sodaß das "Gespür" für das Heilige und das Sakrale und die Fähigkeit, in Symbolen zu denken, schwindet. Wenn man keinen Zugang zu den Sakramenten über "menschliche" Vollzüge hat, so hat man bald auch zum Sakrament der Eucharistie keinen Zugang mehr. Das ist meine Befürchtung.

 

Grüße, Carlos

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