Gratia Geschrieben 7. November 2018 Melden Share Geschrieben 7. November 2018 (bearbeitet) wenn ihr schon ein paar Jährchen katholisch seid (und vielleicht auch vorher deutlich evangelisch geprägt, aber nicht unbedingt): Mögt ihr mal schreiben, wie es euch damit geht? Was euch fremd geblieben ist? Was euch fehlt? Wo ihr manchmal merkt, dass es anders ist, schon mehr oder weniger katholisch groß geworden zu sein? Oder all das überhaupt nicht? Seid ihr heute eher "erzkatholisch-dogmatisch" oder eher liberal oder ökumenisch-offen? Ich bin gespannt auf eure ehrlichen Erfahrungen, evt. auch gern als persönliche Nachricht. Anlass ist natürlich, dass ich mich inzwischen mit ernsthaften Übertrittsgedanken trage. Aber das hat für mich Konsequenzen, die sich nicht mehr rückgängig machen ließen, falls ich es mir in einigen Jahren wieder anders überlegen sollte. Und mir scheint, dass so mancher Neukatholik nach einiger Zeit "fremdelt". bearbeitet 7. November 2018 von Gratia Formatierung Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 8. November 2018 Melden Share Geschrieben 8. November 2018 Ich kann nicht von mir sprechen, sondern nur von einem Bekannten aus unserer Gemeinschaft, des OFS. Er ist sehr sozial engagiert, kann nichts mit Heiligen- und Marienverehrung anfangen, steht dem Klerus generell sehr skeptisch gegenüber. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gratia Geschrieben 8. November 2018 Autor Melden Share Geschrieben 8. November 2018 (bearbeitet) Und ist trotzdem konvertiert. Kommt er sich da nicht komisch vor, wenn ihm so "typisch katholisches" fremd ist? Weißt du, was der ausschlaggebende Grund für den Übertritt war? bearbeitet 8. November 2018 von Gratia Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
duesi Geschrieben 9. November 2018 Melden Share Geschrieben 9. November 2018 Hallo Gratia, ich weiß nicht, ob mein Standpunkt dir weiterhelfen kann. Ich bin von einer evangelischen Freikirche, den Mennoniten, zur katholischen Kirche konvertiert. Das ist jetzt 4,5 Jahre her. Fremd geblieben ist mir vor allem der vokskirchliche unverbindliche Charakter. Von einer Kirche, die sich eher als Bekenntniskirche verstanden hat, zu einer Kirche, die sich über die Taufe definiert, ist das schon ein riesen Unterschied. Außerdem war die Kirche für mich früher sozialer Mittelpunkt des Lebens, wo ich die meisten meiner Bekannten und Freunde hatte. In der katholischen Kirche geht man halt Sonntags zur Messe und kann sich außerhalb freiwillig engagieren, aber es ist nicht so einfach, Gleichgesinnte zu finden, für die die Themen Glauben und Kirche eine größere Rolle spielen. Aber immerhin, eine Handvoll Leuten habe ich gefunden. Außerdem finde ich es befremdlich, dass ein Mensch, der aus der Kirche ausgetreten ist und später wieder eintreten möchte, die Kirchensteuer für die Zwischenzeit nachzahlen muss, wenn er von der Kirche beerdigt werden möchte. Was mir ein bisschen fehlt, ist die starke integrative Kraft, die ich von der Freikirche her kenne. Wer sich dazu bekannt hat und getauft worden ist, der wurde halt eingebunden, gehörte dazu. Ob Chordienst, diakonische Tätigkeiten, missionarische Tätigkeiten, Parkplatzdienst oder Putzdienst. Es gab für jeden etwas zu tun. In der katholischen Kirche muss man halt Eigeninitiative zeigen, selbst auf Leute zugehen, wenn man dazugehören und sich engagieren möchte. Zwischen ökumenisch-offen, erzkatholisch-dogmatisch und liberal nehme ich eine MIttelposition ein. Einerseits habe ich zu den Dogmen der Kirche von Herzen ja gesagt, halte die Una Sancta tatsächlich für die von Gott gewollte einige apostolische katholische Kirche. Andererseits sehe ich mich weiterhin mit allen Brüdern und Schwestern des Glaubens verbunden, die gemäß Johannes 17, 20 durch das Wort der Apostel an Jesus glauben, denke den Begriff "katholisch", also "allumfassend" weiter, als nur, was die formelle Mitgliedschaft zur Kirchensteuervereinigung der katholischen Kirche betrifft. Zu vielen Einzelfragen habe ich noch keine klare eigene Position entwickelt, sondern bin noch in der Findungsphase, ob ich eher katholisch-dogmatisch oder eher liberal denken soll. Es ist für mich sogar ein wenig befremdlich, dass es hier diese Parteiungen gibt und sich die meisten ganz klar mit "liberal" oder "katholisch-dogmatisch" identifizieren. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 9. November 2018 Melden Share Geschrieben 9. November 2018 10 hours ago, Gratia said: Und ist trotzdem konvertiert. Kommt er sich da nicht komisch vor, wenn ihm so "typisch katholisches" fremd ist? Weißt du, was der ausschlaggebende Grund für den Übertritt war? Was ist schon "typisch katholisch"? Ich kenne lebenslange Katholiken, die mit der oft überbordenden Marienverehrung nichts anfangen können, Heiligenverehrung wie ich es noch von meiner Großmutter kannte (die wusste für jede Lebenslage einen Heiligen, den man anrufen konnte) gibt es zumindest hierzulande kaum mehr, ich habe den Eindruck, dass die Heiligen für die meisten eher eine Art folkloristische Ausschmückung sind, einzelne vielleicht auch Vorbilder, aber echte Heiligenverehrung? Skepsis dem Klerus gegenüber? Nunja, die Zeiten der "Hochwürdigen Herren" sind vorbei, das findet sich auch bei geborenen Katholiken. Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gratia Geschrieben 9. November 2018 Autor Melden Share Geschrieben 9. November 2018 (bearbeitet) Erst mal ein großes Danke an alle öffentlichen und persönlichen Schreiber! Ich glaube, darin liegt ein wichtiger Unterschied: So eine evangelische Landeskirche ist überschaubar. Hochkirchliche oder pietistisch orientierte Gemeinden z. B. bilden darin schon die Extreme ab, die vereinzelt vielleicht misstrauisch beäugt werden, aber eigentlich nichts sind, wovon man sich abgrenzen müsste. Was noch weiter weg vom Üblichen ist bildet dann eher freie Gemeinden außerhalb der Landeskirchen oder wechselt in solche. Dagegen sind unter dem Dach der katholischen (sic!) Kirche weltweit sehr unterschiedliche Dinge versammelt, eigentlich schön und richtig, die - vermutlich um der Einheit willen - auch ihre Nische finden und zumindest toleriert werden. Aber darunter eben auch solche Extreme, an denen ich Anstoß nehme, die mir sektenhaft oder bedenklich erscheinen. Die aber auch dazugehören, auch wenn ich sie lieber nicht hätte. [Edit] Und eigentlich finde, da müsste das Lehramt doch irgendwie einschreiten? [Edit/] Auch dass z. B. die Marienfrömmigkeit so extrem unterschiedlich gelebt und wahrgenommen wird, finde ich erstaunlich. (Vor einer Weile habe ich zum Beispiel von einer alten Nonne(!) gehört, dass sie zu Lourdes erst ganz spät einen Zugang gefunden hat, vorher damit überhaupt nichts anfangen konnte.) Oder die Papsttreue. Oder die eucharistische Frömmigkeit. Oder die Beichte. Oder die kirchlichen Vorschriften und Dogmatik. Oder einfach alles. Und dass sich dafür offenbar niemand weniger katholisch fühlt! Aber ich finde es sehr tröstlich, das von euch hier oder per persönlicher Nachricht noch mal so bestätigt zu bekommen, dass ich nicht einfach alles so en bloc annehmen, verstehen und nachvollziehen muss. Und trotzdem katholisch sein könnte. So ganz gefühlsmäßig nachvollziehen kann ich das noch nicht, weil das eben neu ist. Einerseits schätze ich diese Weite sehr, andererseits erscheint mir das manchmal auch irgendwie beliebig bis bedenklich. Jeder macht was er will, solange nur "katholisch" draufsteht? bearbeitet 9. November 2018 von Gratia Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gratia Geschrieben 9. November 2018 Autor Melden Share Geschrieben 9. November 2018 vor 6 Stunden schrieb duesi: Zwischen ökumenisch-offen, erzkatholisch-dogmatisch und liberal nehme ich eine MIttelposition ein. Einerseits habe ich zu den Dogmen der Kirche von Herzen ja gesagt, halte die Una Sancta tatsächlich für die von Gott gewollte einige apostolische katholische Kirche. Andererseits sehe ich mich weiterhin mit allen Brüdern und Schwestern des Glaubens verbunden, die gemäß Johannes 17, 20 durch das Wort der Apostel an Jesus glauben, denke den Begriff "katholisch", also "allumfassend" weiter, als nur, was die formelle Mitgliedschaft zur Kirchensteuervereinigung der katholischen Kirche betrifft. Zu vielen Einzelfragen habe ich noch keine klare eigene Position entwickelt, sondern bin noch in der Findungsphase, ob ich eher katholisch-dogmatisch oder eher liberal denken soll. Es ist für mich sogar ein wenig befremdlich, dass es hier diese Parteiungen gibt und sich die meisten ganz klar mit "liberal" oder "katholisch-dogmatisch" identifizieren. Ich denke, so ungefähr da würde ich auch landen oder stehe ich bis jetzt, das kann ich gut nachvollziehen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Werner001 Geschrieben 9. November 2018 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 9. November 2018 21 minutes ago, Gratia said: So ganz gefühlsmäßig nachvollziehen kann ich das noch nicht, weil das eben neu ist. Einerseits schätze ich diese Weite sehr, andererseits erscheint mir das manchmal auch irgendwie beliebig bis bedenklich. Jeder macht was er will, solange nur "katholisch" draufsteht? Die katholische Kirche ist eben keine Bekenntniskirche, bei der man 95 Thesen unterschreiben und glauben muss, um dazuzugehören. Weil evangelische Kirchen eher so strukturiert sind, wird das in Deutschland mit seinem konfessionellen Mischmasch oft nicht verstanden. In anderen, stark katholisch geprägten Ländern, gibt es dieses Missverständnis nicht. Kennst du die alten Don Camillo Filme (oder Bücher)? Peppone und seine Truppe sind ein Musterbeispiel für da, was auch katholisch ist. Fromm? Nicht besonders. Kleruskritisch? Aber hallo! Aber sie sind getauft, und wenn es drauf ankommt, zündet Peppopne auch mal eine Kerze vor der Muttegottes an. Könnte so ein Peppone Mitglied einer evangelischen Feikirche sein? Eher nicht. Aber katholisch, das kann er sein. Und das finde ich gut am Katholizismus. Werner 7 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 9. November 2018 Melden Share Geschrieben 9. November 2018 vor 12 Stunden schrieb Gratia: Und ist trotzdem konvertiert. Kommt er sich da nicht komisch vor, wenn ihm so "typisch katholisches" fremd ist? Weißt du, was der ausschlaggebende Grund für den Übertritt war? Nö, er kommt sich sicher nicht komisch vor, da bin ich sicher. Ausschlaggebend für ihn waren die Sakramente, insbesondere die Eucharistie. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gratia Geschrieben 9. November 2018 Autor Melden Share Geschrieben 9. November 2018 (bearbeitet) vor 10 Minuten schrieb rorro: Nö, er kommt sich sicher nicht komisch vor, da bin ich sicher. Ausschlaggebend für ihn waren die Sakramente, insbesondere die Eucharistie. Das wäre bei mir ähnlich. Die Wertschätzung der Sakramente - in der allgemeinen Praxis, nicht nur in der Theorie -, und ein Gefühl für die Una Sancta. Nicht als alleinseligmachend, aber als feste Bezugsgröße mit allen Ecken und Kanten und auch wenn ich an einigen Stellen Anfragen habe. Mit denen ich wiederum nicht allein bin. Und die Liturgie. Und die Klöster. Und das Stundengebet. bearbeitet 9. November 2018 von Gratia Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gratia Geschrieben 9. November 2018 Autor Melden Share Geschrieben 9. November 2018 vor 23 Minuten schrieb Werner001: Kennst du die alten Don Camillo Filme (oder Bücher)? Na klar! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 9. November 2018 Melden Share Geschrieben 9. November 2018 Das Katholische ist immer größer als der Einzelne. Und es ist ein Volk und definiert sich auch so. Wer einfach nur mitleben will und sich an die Grundregeln hält, hat keinen Streß und kann die Vorzüge mitnehmen. Das ist bei einem Volk so. Es braucht menschen, die sich engagieren, die die Engagierten kontrollieren, die sich einmischen, die Veränderung wollen. Das sind nie alle und nie die Mehrheit. Wer einfach nur so mitleben will, ist nicht minder wichtig. Solange die weniger Engagierten den stark Engagierten nicht vorschreiben wollen, was sie zu tun haben, ist alles Brause. Die konzentrischen Kreise der Mitarbeit, des MIttuns, sind bei uns bestimmt weiter als bei vielen Freikirchen. Als Volk hat man - womöglich - auch weniger Angst vor "denen da draußen". Man hat seine Identität klar. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gratia Geschrieben 9. November 2018 Autor Melden Share Geschrieben 9. November 2018 Die verschiedenen Grade der Verbundenheit und persönlichen Praxis hat man natürlich in den Landeskirchen auch; das ist ja eben typisch für eine Volkskirche, im Guten wie im Schlechten. Und diejenigen, die auf der Suche nach intensiver Nachfolge sind, gibt es auch. vor 2 Minuten schrieb rorro: Das Katholische ist immer größer als der Einzelne. Und es ist ein Volk und definiert sich auch so. vor 2 Minuten schrieb rorro: Das ist bei einem Volk so. Das ist eine schöne Beschreibung! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gratia Geschrieben 9. November 2018 Autor Melden Share Geschrieben 9. November 2018 vor 7 Stunden schrieb duesi: Zu vielen Einzelfragen habe ich noch keine klare eigene Position entwickelt, sondern bin noch in der Findungsphase, ob ich eher katholisch-dogmatisch oder eher liberal denken soll. Es ist für mich sogar ein wenig befremdlich, dass es hier diese Parteiungen gibt und sich die meisten ganz klar mit "liberal" oder "katholisch-dogmatisch" identifizieren. Vielleicht liegt das gerade an der ausgesprochen breiten Streuung - weil wir Menschen eben meist einen konkreten, überschaubaren Bezugsrahmen suchen. Da hast du mit dem Wechsel von einer Freikirche zur RKK ja auch wirklich einen extremen Sprung gemacht. Wie ist denn das entstanden? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 9. November 2018 Melden Share Geschrieben 9. November 2018 1 minute ago, Gratia said: weil wir Menschen eben meist einen konkreten, überschaubaren Bezugsrahmen suchen. Für mich ist der Bezugspunkt die Liturgie. Weswegen ich mit dem verbreiteten evangelischen Freistilringen nichts anfangen kann, dafür fühle ich mich auch z. B. bei den Orthodoxen´nicht fremd. Werner 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 9. November 2018 Melden Share Geschrieben 9. November 2018 vor 36 Minuten schrieb rorro: Solange die weniger Engagierten den stark Engagierten nicht vorschreiben wollen, was sie zu tun haben, ist alles Brause. Und vice versa. 1 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
duesi Geschrieben 9. November 2018 Melden Share Geschrieben 9. November 2018 Gerade eben schrieb Gratia: Da hast du mit dem Wechsel von einer Freikirche zur RKK ja auch wirklich einen extremen Sprung gemacht. Wie ist denn das entstanden? Ich könnte darüber einen ganzen Roman schreiben. Ich versuche mich kurz zu fassen. Es waren zunächst theologische Überlegungen, die mich Stück für Stück weiter von dem Glauben meiner Ursprungsgemeinde entfernt haben. Da war zunächst der Gedanke, wenn die Bibel als unfehlbares Wort Gottes die Grundlage des Glaubens darstellen soll, dann muss es doch einen Zeitpunkt gegeben haben, an dem Gott sich dazu bekannt hat. Dabei bin ich auf das Thema Kanongeschichte gestoßen. Ich habe unter verschiedenen patristischen und altkirchlichen Werken anderem die Kirchengeschichte des Eusebius von Cäsarea gelesen. Und festgestellt, dass sich die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden in ihren Ursprüngen nie über das Bekenntnis zur Bibel definiert hat. Nicht die Bibel war zuerst da. Sondern die Kirche. Jesus hat ja auch kein Buch geschrieben. Er hat Menschen in seine Nachfolge berufen. Diese haben Bischöfe eingesetzt. Und so gibt es in der Kirche eine gewisse Kontinuität. Auch die Ehrfurcht vor der Eucharistie hat mich damals schon angesprochen. Natürlich habe ich nicht sofort den Bruch mit meiner Gemeinde begangen. Aber in dem, wie ich mich gegenüber Glaubensgeschwistern geäußert habe, ist mein Denken zunehmend weniger biblizistisch und zunehmend ökumenischer geworden. Ich habe auch damals schon angefangen, den heiligen Geist zu bitten, meine Gebete auch den Heiligen weiterzutragen und sie um Fürsprache zu bitten. Direkt an die Heiligen zu wenden, habe ich mich damals noch nicht getraut. Der Auslöser für den Übertritt, nicht der Grund, war dann, dass ich eine katholische Frau kennen und lieben gelernt habe. Als wir schon verlobt waren, wurde mir von meiner Ursprungsgemeinde nahegelegt, dass es doch wichtig wäre, dass wir als Eheleute einen gemeinsamen Weg gehen würden. Da ich in meinem Denken ohnehin schon ökumenisch bis katholisch geprägt war, habe ich das Gespräch mit einem katholischen Priester gesucht, mit dem ich dann über alles gesprochen habe, was mich noch vom Katholischsein abgehalten hat und bin dann nach einem Beichtgespräch und einem Firmgottesdienst in die katholische Kirche aufgenommen worden. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 9. November 2018 Melden Share Geschrieben 9. November 2018 2 minutes ago, duesi said: Und festgestellt, dass sich die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden in ihren Ursprüngen nie über das Bekenntnis zur Bibel definiert hat. Nicht die Bibel war zuerst da. Sondern die Kirche. Jesus hat ja auch kein Buch geschrieben. Er hat Menschen in seine Nachfolge berufen. Ein interessantes Phänomen scheint mir auch zu sein, dass die Buchgläubigkeit sich im Christentum nicht allgemein, sondern speziell in Nordeuropa durchgesetzt hat. Im Mittelmeerraum zum Beispiel konnte die Reformation sich nie wirklich weit verbreiten, während aber Gruppen, denen es mehr auf die Praxis als die Schriftgläubigkeit ankam, durchaus starken Zulauf hatten (Albigenser) Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gratia Geschrieben 9. November 2018 Autor Melden Share Geschrieben 9. November 2018 Duesi, danke fürs erzählen! vor 6 Minuten schrieb duesi: Dabei bin ich auf das Thema Kanongeschichte gestoßen. Ich habe unter verschiedenen patristischen und altkirchlichen Werken anderem die Kirchengeschichte des Eusebius von Cäsarea gelesen. *nick* Auch wenn ich nicht so tief in die Theorie eingestiegen bin. vor 9 Minuten schrieb duesi: Auch die Ehrfurcht vor der Eucharistie hat mich damals schon angesprochen. Die "bei uns" zwar grundsätzlich da und mir wichtig ist, aber in der Praxis leider nur eingeschränkt gelebt wird. In vielem kommt mir die katholische Kirche heute lutherischer und evangelischer vor als die real existierende lutherische Kirche. Auch wenn das so zusammengefasst natürlich mehr als verkürzt ist. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mistah Kurtz Geschrieben 9. November 2018 Melden Share Geschrieben 9. November 2018 vor 3 Stunden schrieb Werner001: Ein interessantes Phänomen scheint mir auch zu sein, dass die Buchgläubigkeit sich im Christentum nicht allgemein, sondern speziell in Nordeuropa durchgesetzt hat. Im Mittelmeerraum zum Beispiel konnte die Reformation sich nie wirklich weit verbreiten, während aber Gruppen, denen es mehr auf die Praxis als die Schriftgläubigkeit ankam, durchaus starken Zulauf hatten (Albigenser) Werner Da scheiden sich eben 2 Welten. Die Grenze zwischen ihnen entspricht in etwa dem Verlauf des Limes. Südlich des Limes herrschte und herrscht bis heute ein Stück weit römisches Lebensgefühl, nördlich davon, nun ja ... schweigen wir lieber davon. Es ist ja auch kein Zufall, dass der antirömische Affekt seine Hochburg ausgerechnet in Nordeuropa hat. Auch heute noch wird hier die Varusschlacht geschlagen. ;-) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gratia Geschrieben 9. November 2018 Autor Melden Share Geschrieben 9. November 2018 vor 7 Stunden schrieb Mistah Kurtz: Südlich des Limes herrschte und herrscht bis heute ein Stück weit römisches Lebensgefühl, nördlich davon, nun ja ... schweigen wir lieber davon. Es ist ja auch kein Zufall, dass der antirömische Affekt seine Hochburg ausgerechnet in Nordeuropa hat. Auch heute noch wird hier die Varusschlacht geschlagen. ;-) Also echt! *beleidigt tu* Es ist schön hier im Norden! Und wir haben ein offenes und vertrauensvolles ökumenisches Miteinander. Aber vielleicht entspricht tatsächlich eine etwas nüchternere Grundhaltung mehr dem Protestantismus. Oder umgekehrt: hat ihn geprägt? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 9. November 2018 Melden Share Geschrieben 9. November 2018 vor 16 Minuten schrieb Gratia: Aber vielleicht entspricht tatsächlich eine etwas nüchternere Grundhaltung mehr dem Protestantismus. Norddeutsche sind generell eher dröge. Egal ob Protestanten oder Katholiken. Aber nochmal zum Thema: ich denke, es könnte sich in der katholischen Kirche eine tiefere Ebene des Vermissens einstellen, die ich mal die der "gesellschaftlichen Normalität" nennen möchte. Wer heute als Frau (oder Mann) in unserem Land aufwächst, wächst mit Gleichberechtigung, Gewaltenteilung, Demokratie auf. Das alles findet sich in der römisch-katholischen Kirche nicht (oder wesentlich schwächer ausgeprägt als in den Kirchen der Reformation) wieder und ich kann mir vorstellen, dass dies irgendwann - nach den Flitterwochen - vermisst wird. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gratia Geschrieben 9. November 2018 Autor Melden Share Geschrieben 9. November 2018 (bearbeitet) Vorher auch schon! Ein Teil meiner Bedenken ... Und ich glaube nicht, dass sich da zu meinen Lebzeiten noch was bewegt. Edit: Andererseits sorgt diese Schwerfälligkeit bei Veränderungen und dieses Beharrungsvermögen der Kirche eben auch dafür, dass gute Dinge nicht voreilig aufgegeben werden, nur weil sie gerade schwerer zu vermitteln sind. Das hat immer zwei Seiten. bearbeitet 9. November 2018 von Gratia Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ennasus Geschrieben 10. November 2018 Melden Share Geschrieben 10. November 2018 Am 9.11.2018 um 12:23 schrieb duesi: Nicht die Bibel war zuerst da. Sondern die Kirche. Das stimmt so nicht ganz, oder? Jesus ohne das Erste Testament ist undenkbar. Und die Kirche gäbe es nicht, wenn die Erzählungen über Jesus und die Menschen um ihn nicht tradiert worden wären. Dass sie erst später verschriftlicht worden sind, und dass es noch mal länger gedauert hat, bis der Kodex entstanden ist, ändert daran nichts, dass neben der Tradition auch die Evanglien Teil der Offenbarung sind. "Diese Heilige Überlieferung (das Lehramt der Bischöfe) und die Heilige Schrift beider Testamente sind gleichsam ein Spiegel, in dem die Kirche Gott, von dem sie alles empfängt, auf ihrer irdischen Pilgerschaft anschaut, bis sie hingeführt wird, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen, so wie er ist (vgl. 1 Joh 3,2). (Dei Verbum 7) Für mich ist das ein seltsamer Gedanke, "Kirche" und Bibel als zwei voneinander unabhängige Dinge zu sehen, bei denen man einem den Vorzug geben sollte/könnte. Auch dazu Dei Verbum (9): "Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift sind eng miteinander verbunden und haben aneinander Anteil. Demselben göttlichen Quell entspringend, fließen beide gewissermaßen in eins zusammen und streben demselben Ziel zu. Denn die Heilige Schrift ist Gottes Rede, insofern sie unter dem Anhauch des Heiligen Geistes schriftlich aufgezeichnet wurde." 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 10. November 2018 Melden Share Geschrieben 10. November 2018 vor 54 Minuten schrieb Ennasus: Das stimmt so nicht ganz, oder? Jesus ohne das Erste Testament ist undenkbar. Und die Kirche gäbe es nicht, wenn die Erzählungen über Jesus und die Menschen um ihn nicht tradiert worden wären. Dass sie erst später verschriftlicht worden sind, und dass es noch mal länger gedauert hat, bis der Kodex entstanden ist, ändert daran nichts, dass neben der Tradition auch die Evanglien Teil der Offenbarung sind. "Diese Heilige Überlieferung (das Lehramt der Bischöfe) und die Heilige Schrift beider Testamente sind gleichsam ein Spiegel, in dem die Kirche Gott, von dem sie alles empfängt, auf ihrer irdischen Pilgerschaft anschaut, bis sie hingeführt wird, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen, so wie er ist (vgl. 1 Joh 3,2). (Dei Verbum 7) Für mich ist das ein seltsamer Gedanke, "Kirche" und Bibel als zwei voneinander unabhängige Dinge zu sehen, bei denen man einem den Vorzug geben sollte/könnte. Auch dazu Dei Verbum (9): "Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift sind eng miteinander verbunden und haben aneinander Anteil. Demselben göttlichen Quell entspringend, fließen beide gewissermaßen in eins zusammen und streben demselben Ziel zu. Denn die Heilige Schrift ist Gottes Rede, insofern sie unter dem Anhauch des Heiligen Geistes schriftlich aufgezeichnet wurde." Ja, das ist mir auch aufgefallen. Ich wollte aber nichts dazu sagen, ich bin bin immer eher vorsichtig, wenn es um das Thema Konvertiert geht und halte mich dann lieber raus. ;-) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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