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Ihr lieben Konvertierten,


Gratia

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vor 9 Stunden schrieb Higgs Boson:

Nachdem jetzt einige Konvertiten zur katholischen Kirche zu Wort gekommen sind, hier mein Bericht von der anderen Richtung:

 

Ich war gerne katholisch. Mit den Lehren habe ich relativ wenig Probleme, wohl aber mit deren Auswüchsen im Volksglauben. Meine 'Konversion' hin zu einer Freikirche ist einfach so geschehen, weshalb ich sehr im Frieden gegangen bin und auch nicht das Gefühl habe häretisch unterwegs zu sein, wenn ich mal in einer Messe lande.

...

Meine Ortspfarrei hier ist eine kleine 'Bauernpfarrei'. Man ist seit Generationen katholisch, gestern ging der Ort RabimmelRabammelRabumm unter Sicherung der örtlichen Feuerwehr auf Tours. War von meiner Terrasse aus nicht zu überhören. Spritzenhaus und Kindergarten sind gleich gegenüber. Meine Töchter sind erwachsen.

 

Katholische Messe und kirchlicher Segen sind hier Bestandteil der Kultur und werden nicht hinterfragt. Zwar weiß ich von Gesprächen (ich bin im Schützenverein), dass man eher nix glaubt, aber regelmäßiger Gottesdienstbesuch ist gesichert. Die Gründe hierfür sind arkan und können nicht mitgeteilt werden.

 

In der Messe in dieser Gemeinde bin ich nie angekommen.

...

 

Das heißt, wenn die Gemeinde vor Ort nicht gewesen wäre, wie sie ist, wärst du heute wahrscheinlich noch katholisch?

Ja, man muss Ort haben, wo man sich religiös andocken kann, wenn man nicht ein/e freischwebende/r Einzelchrist/in sein will.

 

Ein besonderes :wub: für diesen schönen Satz:

vor 9 Stunden schrieb Higgs Boson:

Die Gründe hierfür sind arkan und können nicht mitgeteilt werden.

:rolleyes:

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vor 9 Stunden schrieb Higgs Boson:

Katholische Messe und kirchlicher Segen sind hier Bestandteil der Kultur und werden nicht hinterfragt. Zwar weiß ich von Gesprächen (ich bin im Schützenverein), dass man eher nix glaubt, aber regelmäßiger Gottesdienstbesuch ist gesichert. Die Gründe hierfür sind arkan und können nicht mitgeteilt werden.

Wunderbar.  Das ist der Katholizismus meiner Kindheit, den ich mir wieder zurückwünsche. Leider unwiederbringlich verloren, aber man hat wenigstens die Erinnerung.

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Am 11.11.2018 um 21:46 schrieb Gratia:

Zuerst dachte ich "church hopping" und fand es etwas traurig. Das gibt es ja auch - Leute, die immer auf der Suche nach der "perfekten" Gemeinde oder Kirche sind. Aber dann wurde mir klar, dass dies hier wohl eher Fälle sind, wo Menschen sehr intensiv nach "ihrem" Weg der Nachfolge suchen.

Da ich in die römisch-katholische Kirche 1986 eingetreten bin, also schon 32 Jahre dabei bin, wäre es wohl selbst im Fall eines Wechsels in die altkatholische Kirche kein so ausgeprägtes "Hopping". Und du hast ja ganz richtig gesehen, dass es nicht so sehr um die perfekte Gemeinde geht - die gibt es nicht - sondern darum, ob es inhaltlich "passt".

Dank meiner gläubigen Großeltern und 13 Jahren katholischen Religionsunterricht habe ich damals ja kein völliges Neuland betreten. Da ich in der Oberstufe einen sehr liberalen Religionslehrer hatte und in der KHG viele Mitgläubige auf meiner Wellenlänge kennengelernt hatte, war mir klar, dass es in der römisch-katholischen Kirche auch Platz für Leute wie mich gab und gibt.

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Am 9.11.2018 um 04:03 schrieb duesi:

Was mir ein bisschen fehlt, ist die starke integrative Kraft, die ich von der Freikirche her kenne. Wer sich dazu bekannt hat und getauft worden ist, der wurde halt eingebunden, gehörte dazu. Ob Chordienst, diakonische Tätigkeiten, missionarische Tätigkeiten, Parkplatzdienst oder Putzdienst. Es gab für jeden etwas zu tun. In der katholischen Kirche muss man halt Eigeninitiative zeigen, selbst auf Leute zugehen, wenn man dazugehören und sich engagieren möchte.

Dass man Art und Ausmaß seines Engagements selbst bestimmen kann und nicht so vereinnahmt wird, wie ich das in der Pfingstgemeinde erlebt hatte - gerade das ist etwas, was ich an der katholischen Kirche sehr schätze und nie wieder missen möchte.

Wer Kinder hat und in Vollzeit berufstätig ist, hat meist gar nicht die Zeit, noch über die Sonntagsmesse hinaus am Gemeindeleben teilzunehmen.

Und wenn jemand seine Freizeit, so er denn welche hat, lieber mit Sport, Freunden oder einem kreativen Hobby verbringt, ist auch das in Ordnung. Eine Gemeinde, die den Leuten dann ein schlechtes Gewissen macht wegen "falscher Prioritäten", brauche ich nie wieder.

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vor 51 Minuten schrieb Suzanne62:

Dass man Art und Ausmaß seines Engagements selbst bestimmen kann und nicht so vereinnahmt wird, wie ich das in der Pfingstgemeinde erlebt hatte - gerade das ist etwas, was ich an der katholischen Kirche sehr schätze und nie wieder missen möchte.

Wer Kinder hat und in Vollzeit berufstätig ist, hat meist gar nicht die Zeit, noch über die Sonntagsmesse hinaus am Gemeindeleben teilzunehmen.

Und wenn jemand seine Freizeit, so er denn welche hat, lieber mit Sport, Freunden oder einem kreativen Hobby verbringt, ist auch das in Ordnung. Eine Gemeinde, die den Leuten dann ein schlechtes Gewissen macht wegen "falscher Prioritäten", brauche ich nie wieder.

So zwanghaft, wie du das beschreibst, habe ich das nicht erlebt. Es gab auch in der Mennonitengemeinde Leute, die nur zum Sonntagmorgengottesdienst erschienen sind. Dienste waren eigentlich immer freiwillig. Aber man wurde halt angesprochen, ob man nicht bereit wäre, dies oder jenes zu tun, was in der katholischen Kirche nicht so üblich ist. Die einzige Situation, wo Leuten auch von der Kanzel schon mal ein schlechtes Gewissen gemacht wurde, war beim Kirchenbau. Es wurde eine neue Kirche gebaut und dabei wurden die Gemeindeglieder ganz handwerklich zum Bauen herangezogen. Dabei wurde schon mal von der Kanzel über die mangelnde Beteiligung gesprochen und ob dahinter nicht eine mangelnde Liebe zu Gott und zu den Brüdern und Schwestern stehen würde. 

In der katholischen Kirche wurde ich nur einmal vom Pfarrer persönlich angesprochen, ob ich mich nicht im Pfarrgemeinderat engagieren wolle. Damals musste ich wegen des bevorstehenden Umzugs absagen. Ich empfand das damals als sehr positiv, überhaupt nicht als Zwang.

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vor 2 Stunden schrieb duesi:

So zwanghaft, wie du das beschreibst, habe ich das nicht erlebt.

 

Das kommt immer auf die (freikirchliche) Gemeinde an, wie sehr man in alles eingebunden wird. Je kleiner die Gemeinde ist, desto zwingender ist es,  dass die Leute mit anpacken, sonst laeuft gar nichts. Wer das nicht will, sollte man sich dort nicht engagieren. Unsere Gemeinde hat so ungefaehr 300 Mitglieder, die ist schon etwas groesser. Da gibt es auch eine Reihe Leute, die "nur" zum Gottesdienst erscheinen und das auch nicht immer.  

 

Sicher ist es eine viel, viel familiaere Atmosphaere (voellig unterschiedlich zu der in einer katholischen Gemeinde, wo ich ja auch sehr lange Jahre mit meiner Familie war). Diese katholischen Gemeinden sind ganz anders strukturiert und die Eigenverantwortlichkeit ist in diesem Ausmass fuer die meisten Mitglieder nicht gegeben. Das Ding wird schon irgendwie laufen und man geht einfach hin und kriegt Gottesdienst vorgesetzt, platt gesagt.  Ich denke, das kann man strukturell nicht wirklich vergleichen.

 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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Bzgl. des angefragten Engagements in einer katholischen Gemeinde sollte man sich allerdings auch die Besonderheit der Finanzstärke der Kirche in dtsprachigen Ländern vergegenwärtigen. 

Einerseits gibt es in anderen Ländern zum Teil diese vielfältige Beteiligung nicht (so steht bspw. die Liturgie fest, dafür benötigt man keinen Ausschuss), andererseits läuft vieles ausschließlich übers Ehrenamt, was hier dafür bezahlte Kräfte leisten.

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Am 11.11.2018 um 10:07 schrieb Long John Silver:

Ich denke, wichtig waere zu verstehen, dass man niemals alles andere hinter sich lassen kann und dass es auch Dinge geben koennte, die es Wert mitgenommen und "mit eingearbeitet" zu werden.  Ganz einfach, weil sie zur Biografie gehoeren und man sich mit der eigenen Biografie immer weitgehendst versoehnen sollte, in diesem Bereich, denn auch das war Gottes Weg. 

 

Einigermaßen nachträglich noch mal danke dafür.

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Am 12.11.2018 um 22:43 schrieb Gratia:

 

Das heißt, wenn die Gemeinde vor Ort nicht gewesen wäre, wie sie ist, wärst du heute wahrscheinlich noch katholisch?

 

Das weiß ich nicht. Vermutlich nein, aber sie hat die Entwicklung eindeutig beschleunigt.

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Ihr Lieben,

danke euch noch mal für eure ganzen Reaktionen. Hier ein Update:

Ich habe inzwischen die nötigen beruflichen Veränderungen auf den Weg gebracht und meine Absicht offiziell gemacht. Wie lange das nun dauert, bis ich austreten kann, weiß ich noch nicht, aber spätestens Pfingsten sollte ich dann meine Aufnahme feiern können. :D

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vor 6 Stunden schrieb Gratia:

Wie lange das nun dauert, bis ich austreten kann,

Wovon hängt das denn ab? Ich habe immer gedacht, wenn man aus seiner Kirche austreten will, geht man halt zum Amtsgericht, erklärt dort seinen Austritt und fertig....gibts da noch mehr Bürokratie?

Auf jeden Fall freut es mich für dich, dass du spätestens Pfingsten deine Aufnahme feiern kannst.

Alles Gute!

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vor 19 Stunden schrieb Gratia:

Ihr Lieben,

danke euch noch mal für eure ganzen Reaktionen. Hier ein Update:

Ich habe inzwischen die nötigen beruflichen Veränderungen auf den Weg gebracht und meine Absicht offiziell gemacht. Wie lange das nun dauert, bis ich austreten kann, weiß ich noch nicht, aber spätestens Pfingsten sollte ich dann meine Aufnahme feiern können. :D

 

Wir freuen uns auf Dich!

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vor 15 Stunden schrieb Suzanne62:

Wovon hängt das denn ab? Ich habe immer gedacht, wenn man aus seiner Kirche austreten will, geht man halt zum Amtsgericht, erklärt dort seinen Austritt und fertig....gibts da noch mehr Bürokratie?

Auf jeden Fall freut es mich für dich, dass du spätestens Pfingsten deine Aufnahme feiern kannst.

Alles Gute!

 

Danke dir!

Es sind besondere Umstände bei mir. Darum muss ich, wie gesagt, erst berufliche Veränderungen im Einvernehmen mit meinem Arbeitgeber umsetzen. Vorher hätte ein Austritt unvermeidlich böse Konsequenzen für mich. (Das habe ich aber öffentlich bewusst nicht näher erläutert.)

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Am ‎10‎.‎11‎.‎2018 um 20:28 schrieb Gratia:

Wenn jemand dazu noch die eine oder andere Buchempfehlung hätte? Nicht auf Theologenniveau, aber schon mit Anspruch.

 

Ich habe inzwischen etwas gefunden, was vielleicht für den einen oder anderen interessant sein kann, der aus eigenem Interesse dieses Thema liest:

Alan Schreck: Christ und Katholik. Eine Darlegung häufig mißverstandener katholischer Glaubensaussagen. (1991)

Leider fehlt bei Amazon die Beschreibung, aber der Autor geht ausführlich und gründlich auf die Thematik ein und ich denke, dass die Übersetzung im Vier-Türme-Verlag erschienen ist, ist auch eine Empfehlung. Für mich war es jedenfalls genau das, was ich gesucht hatte.

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Es war Martin Luther, von dem wohl als Ersterm der Witz schriftlich überliefert wurde von dem Mann, der sich nach einem Besuch in Rom dem Katholizismus zuwandte, wie er das nach dieser Erfahrung noch tun könne und der antwortete: "Eine Kirche, die das überlebt, muss von Gott stammen."

 

Ich wünsche dir Humor in unserer Kirche, aber natürlich viele gute Begegnungen und Erfahrungen!

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Gerade eben schrieb nannyogg57:

Es war Martin Luther, von dem wohl als Ersterm der Witz schriftlich überliefert wurde von dem Mann, der sich nach einem Besuch in Rom dem Katholizismus zuwandte, wie er das nach dieser Erfahrung noch tun könne und der antwortete: "Eine Kirche, die das überlebt, muss von Gott stammen."

 

Ich wünsche dir Humor in unserer Kirche, aber natürlich viele gute Begegnungen und Erfahrungen!

Du hast es wie immer besser formuliert was ich sagen wollte.

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Vielen Dank euch allen! :wub:  Ich bin wirklich sehr gespannt, wie sich das Katholischsein in den nächsten Jahren für mich entwickelt.

Jetzt wirklich "ich bin katholisch" zu sagen, ist noch ungewohnt, aber auch gut.

 

Ein bisschen evangelisch werde ich vermutlich auch immer bleiben, natürlich durch langjährige Prägung und durch meine berufliche Bindung. Wenn ich mal dement werden sollte, würde ich sicher immer noch altvertraute Gesangbuchchoräle mitsingen und mich  an Bibelzitate in der Lutherversion erinnern...

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vor 21 Stunden schrieb Gratia:

Ein bisschen evangelisch werde ich vermutlich auch immer bleiben, natürlich durch langjährige Prägung und durch meine berufliche Bindung. Wenn ich mal dement werden sollte, würde ich sicher immer noch altvertraute Gesangbuchchoräle mitsingen und mich  an Bibelzitate in der Lutherversion erinnern...

 

Ganz sicher. Und daran ist auch nichts Schlechtes (was nicht heißen soll, dass ich Dir Demenz wünsche, kicher). Ich bin mit 17 aus der evangelischen Kirche ausgetreten, aber "Ein feste Burg ist unser Gott" kann ich immer noch auswendig. Und Bibelzitate nach der Luther-Revision von 1912, selbstverständlich.
 

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