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Frage zum Thema "Judenmission"


Guppy

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Long John Silver
vor 7 Stunden schrieb nannyogg57:

Meine Vorfahren waren damals nicht alle Helden. Meine Großmutter fuhr auf den Reichsparteitag nach Nürnberg "weil es halt so schön war", mit den Damen von der NSDAP, der Großvater war Mitglied in der Partei "Er musste doch, er war Beamter" (und ging auch nicht mehr in die Kirche, er, der eigentlich mal Pfarrer werden wollte ...). Was an normalem alltäglichen Antisemitismus auch nach Kriegsende als gesellschaftsfähig galt "Das waren damals andere Zeiten, das kannst du nicht verstehen", davon habe ich die schriftlich hinterlassenen Relikte nach dem Tod meines geliebten Vaters gefunden. Die andere Linie war resolutes Zentrum, da Freistadt Danzig sogar bis 1939, aber dann mussten die Mädels halt doch zur Hitlerjugend, zumindest mit innerem Widerstand, der Großvater war wohl hier renitenter, die Großmutter diejenige, die den Weg des geringeren Widerstandes ging.

 

Meine Mutter vermutlich schwer traumatisiert. Als Teenager wurde sie Augenzeugin, wie Häftlinge malträtiert wurden, nach Kriegsbeginn, und es wurde ihr gesagt: "Sei still, sonst sind wir auch dran". Sie war still, Opfer und Mitwisserin in einem, diese Erfahrung hat sie ein Leben lang geprägt.

 

"Ehre deinen Vater und deine Mutter!" - das vierte Gebot ruft in Erinnerung, dass wir in einer Generationenfolge leben, dass unser Schicksal verbunden ist mit jenen vor uns und jenen nach uns.

 

In diesem Sinne bin ich eingebunden in das, was meine Vorfahren, die ich liebe und ehre, auch an Dingen getan haben, für die ich mich schäme. Ich liebe meine Eltern und meine Großeltern, auch die Großväter, die ich nicht persönlich erlebt habe, sondern die meine Eltern geprägt haben und von denen sie mir erzählt haben. Und wenn ich mich ihnen verbunden fühle, so auch in den Dingen, die sie damals taten oder nicht taten und so bin ich mittendrin.

 

Nur einer meiner Großeltern, der Großvater mütterlicherseits, hatte den Nerv, den Nazis Widerstand zu leisten, der Rest meiner geliebten Großeltern waren Mitläufer.

 

Wenn ich ihr Erbe, das Gute, annehme, so muss ich auch tragen, was sie mir an Versagen vererbt haben. Und so werden es mit mir wohl auch meine Kinder halten müssen. Und meine Enkelkinder, möge der Herr mich mit Solchen segnen.

 

 

Wie weiter vorn schon gesagt wurde, hat das Eingebundensein in die Generationenfolge und die Geschichte der Ahnen nichts mit Kollektivschuld zu tun, sondern ist einfach ein Fakt, der sich auf allen Ebenen des eigenen Daseins abspielt.  ich wuerde nicht sagen, dass ich das Tun und Lassen meiner Ahnen tragen muss (da sage ich nein), aber ich werde diesem Tun nicht entkommen, weil di Folgen, im guten wie im boesen, mein Leben mit bestimmen oder im schlimnmsten Fall, sogar determinieren (generationsubergreifende Traumata). 

 

Es ist also keine Frage von etwas mit tragen muessen oder wollens, sondern von etwas vorhandenem, auf das man zuaenchst keinen einfluss hat, weil niemand von uns aus seiner eigenen Geschichte  und der seinen Familie und seines Landes grundsaetzlich heraus kann. aber Versagen kann man nicht "vererben", ebensowenig boese Taten oder gute Taten. Man kann nur das wissen darum "vererben", gleichtzeitig besteht immer die Moeglichkeit der noetigen Distanzierung von dem Vergangennen, denn es ist trotz aller Verbundenheit, NICHT das eigene Leben, sondern dass der verflossene  der anderen, der Eltern, Ahnen oder das Geschehen der verflossenen Geschichte. 

 

Im Hinblick auf das hier Diskutierte gibt es die grosse Gefahr der inneren Ueberidentifizierung ((das Phaeonmen ist bekannt), und das Reden von der Kollektivschuld faellt fuer mich in diesen Bereich. Verantwortung uebernehmen kann ich nur fuer das eigene Leben und Tun. Schaemen muss ich mich fuer nichts, was andere taten (selbst wenn sie es in meinem Namen tun).  Einordnen muss ich es, Folgerungen daraus ziehen. Das faellt in den Bereich der Verantwortung, von der hier auch die Rede war. 

 

 

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Am 19.10.2019 um 07:33 schrieb Long John Silver:

(generationsubergreifende Traumata).

 

Das ist den wenigsten bekannt, ist aber leider grässliche Tatsache. Traumen wachsen sich nicht aus. Sie häufen sich an und werden zum Tsunami. Den kann man nicht aushalten oder ertragen. Nannys stoisches Aushalten ist was für Narren. Es vergiftet künftige Generationen.

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vor einer Stunde schrieb Higgs Boson:

 

Das ist den wenigsten bekannt, ist aber leider grässliche Tatsache. Traumen wachsen sich nicht aus. Sie häufen sich an und werden zum Tsunami. Den kann man nicht aushalten oder ertragen. Nannys stoisches Aushalten ist was für Narren. Es vergiftet künftige Generationen.

Nanny kann das. Sie ist auch nicht perfekt. Meine Jungs haben bestimmt auch den einen oder anderen Dachschaden von mir erhalten. Ich kritisiere, ich werde kritisiert.

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vor 6 Stunden schrieb Higgs Boson:

Nannys stoisches Aushalten ist was für Narren. Es vergiftet künftige Generationen.

 

a) lese ich da nichts, was ansatzweise an die Stoiker erinnert.

 

b) kannst Du mir den zweiten Satz erläutern? (Meine Ehefrau ist Psychologin mit einem Faible für systemische Therapie, insofern geht's mir um das "Vergiften" anhand dessen, was Nanny schrieb, nicht um das generationsübergreifende an sich)

 

c) Zumindest Narren Christi zu sein halte ich für sehr erstrebenswert

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vor 1 Stunde schrieb rorro:

b) kannst Du mir den zweiten Satz erläutern? (Meine Ehefrau ist Psychologin mit einem Faible für systemische Therapie, insofern geht's mir um das "Vergiften" anhand dessen, was Nanny schrieb, nicht um das generationsübergreifende an sich)

 

Nanny hat das scheinbar verstanden.

 

Ich nenne die Haltung, man müsse 'tragen' (im Sinne negativer, in diesem Fall traumatischer Lasten) vergiftend. Diese Lasten gehören in Therapie, gerne auch zu Deiner Frau.

 

Wir haben im Moment einen Therapeutenengpass. Da wird Krieg ohne Ende aufgearbeitet.

 

Oder medizinisch ausgedrückt: Menschen mit offener Tuberkulose stecken andere Menschen an, wenn sie ihre Krankheit einfach nur aushalten, statt was dagegen zu tun.

 

bearbeitet von Higgs Boson
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vor 1 Stunde schrieb Higgs Boson:

 

Nanny hat das scheinbar verstanden.

 

Ich nenne die Haltung, man müsse 'tragen' (im Sinne negativer, in diesem Fall traumatischer Lasten) vergiftend. Diese Lasten gehören in Therapie, gerne auch zu Deiner Frau.

 

Wir haben im Moment einen Therapeutenengpass. Da wird Krieg ohne Ende aufgearbeitet.

 

Oder medizinisch ausgedrückt: Menschen mit offener Tuberkulose stecken andere Menschen an, wenn sie ihre Krankheit einfach nur aushalten, statt was dagegen zu tun.

 

 

Naja, diese sehr weite Indikationsstellung für eine Therapie ist nicht medizinisch. Ohne Leidensdruck ist keine Therapie zielführend.

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On 10/15/2019 at 9:25 PM, Chrysologus said:

Als ich das erstmals von Dir las, hat es mich beeindruckt und nachdenklich gemacht, mittlerweile neige ich eher zu dem Gefühl: "Sollen sie jammern, wenn es ihnen Spaß macht!" Ich bin ja doch einfach nur der Böse. Sollte das dein Ziel sein, bitte.

Ja, das kenne ich. Den Effekt gibt es in verschiedenen Zusammenhängen.

 

Werner

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vor einer Stunde schrieb rorro:

Ohne Leidensdruck ist keine Therapie zielführend.

 

Da hast Du natürlich recht. Und ist der Leidensdruck dann da, fehlt die Krankheitseinsicht. Im optimalen Fall landen sie bei mir in der Beratung mit dem Auftrag den Ehepartner zu ändern.

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