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Warum Katholiken bleiben


gouvernante

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vor 14 Stunden schrieb rorro:

Es geht nicht darum, im Internet Antworten zu geben, sondern sich selbst als Ansprechpartner anzubieten. Die wenigsten die außerhalb der Pfarre XY wohnen, werden deren Netzseiten konsultieren. Oder fändest Du es nicht seltsam, wenn eine Arztseite bei dem Unterpunkt "Medizinische Fragen" bspw. an die Dt. Gesellschaft für Innere Medizin verweist anstelle auf die Sinnhaftigkeit eines persönliches Gespräches hinzuweisen?

Das fände ich überhaupt nicht seltsam sondern sehr vernünftig. Wozu mit viel Mühe (und irgendwie nicht nur zeitlich sondern auch  intellektuell beschränkten Möglichkeiten) selbst etwas schaffen, was es von kompetenter übergeordneter Stelle schon gibt? (Wenn man so was gerne macht, kann man ja vielleicht da mitarbeiten...)

Das ergänzt das Angebot eines persönlichen Gespräches (was beim Arzt aus rechtlichen Gründen noch mal zwingender ist als beim Pfarrer). Kontaktdaten, auch zur Terminabsprache, sollten sich selbstverständlich auf der Pfarrseite finden lassen.

Natürlich ist es sinnvoll, wenn die Webseite der Pfarrei an entsprechender Stelle auf die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch hinweist. In Anbetracht der begrenzten Reichweite halte ich es aber für einen lässlichen Fehler, das zu unterlassen. Wie viele Leute kommen denn nicht selbst auf die Idee, ggf. um einen Gesprächstermin zu bitten?

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vor 17 Minuten schrieb Long John Silver:

Glaube muss tragen. Dabei ist egal, ob es ein durchdachter, reflektierter Glaube ist oder das schlichte "Ich bin klein, mein Herz ist rein" Gebet.

Volle Zustimmung.

 

Zitat

Wenn es nicht traegt, traeg es nicht. Es gib auch kein Ziel, im Glauben "erwachsen" zu sein, das halte ich fuer einen falschen Anspruch.

Der Mensch entwickelt sich, wird erwachsen (was weder mit 18, noch mit 25, noch mit 80 Jahren abgeschlossen ist). Wenn sich der Glaube da nicht mitentwickelt, dann trägt er irgendwann nicht mehr. Deshalb ist es sinnvoll, auch im Glauben "erwachsen" zu werden (wobei du Recht hast: die Formulierung ist unglücklich).

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vor 2 Stunden schrieb Moriz:

... Deshalb ist es sinnvoll, auch im Glauben "erwachsen" zu werden (wobei du Recht hast: die Formulierung ist unglücklich).

Ich halte sie für treffend. Wenn man im Glauben erwachsen ist braucht man Atheisten / Agnostiker oder allgemein "die Welt" nicht als Gegner anzusehen. Glauben ist ohnehin eher eine Frage der Persönlichkeit als eine Weltanschauung.

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Long John Silver

Was heisst das: im Glauben erwachsen zu sein? Ich kann damit nichts verbinden.

 

Entwicklung, wie Moritz sagt, ja. Entwicklung, die sich aus dem Lebensumstaenden ergibt (das kann auch Kreisbewegung sein, Rueckgriff, etwas zyklisches).

 

Im Glauben erwachsen werden ist etwas, was ich begrifflich nicht fuellen kann. Ich befuerchte fast, dass ich das gar nicht moechte, es klingt fuer mich irgendwie ... seltsam.  

 

Fuer mich hat Entwicklung im Glauben (ich vor allem zu tun mit meiner Lebenssituationen und den speziellen Anforderungen, und auf jeden Fall mit Menschen, die ich treffe, die auch auf dem Weg sind und mir wichtig werden.

 

 

 

 

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vor 30 Minuten schrieb Long John Silver:

Was heisst das: im Glauben erwachsen zu sein? Ich kann damit nichts verbinden.

Das Erwachsenwerden im Glauben hat für mich mehrere Aspekte. Ein Teil davon ist eine Art von Sozialisation. Man lernt, insbesondere im Umgang mit Andersgläubigen und Agnostikern, dass man mit seinem Glauben nicht allein auf der Welt ist, dass andere die Probleme, die der Glauben löst, anders gelöst haben oder dass sie anders glauben, und dass diese Glaubensinhalt nicht unbedingt falsch oder unzweckmäßig sein müssen weil sie  mit dem eigenen Glauben unvereinbar sind. Ein zweiter Aspekt ist zu lernen, mit Ambiguität und Verkomplizierung von Glaubensinhalten umzugehen.  Das könnte man ungefähr mit dem Erlernen einer Sprache vergleichen. Die Sprache verändert sich ja auch im Laufe des Lebens.

bearbeitet von Merkur
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Long John Silver

Das hat fuer mich mit meinem Glauben nichts zu tun. Das ist einfach das Wissen, dass andere andere Weltanschauungen haben. Aber das wusste ich bereits als Kind :-))

 

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Das ist bemerkenswert. Ich meine, dass ich seit meiner Kindheit eine Menge von Menschen mit anderen Vorstellungen gelernt habe und sich das auch auf meinen Glauben ausgewirkt hat. Dazu gehören natürlich auch solche, die ich nur durch ihre Schriften kennengelernt habe wie z.B. Newman, Guardini, Freud, Watzlawick,  Drewermann, Bultmann, Nietzsche, Spinoza usw.

bearbeitet von Merkur
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Long John Silver

Vielleicht haben wir da beide aneinander vorbei  geredet. Ich meinte, dass ich als Kind bereits wusste, dass es Leute mit anderen Anschauungen und Glauben gibt, dazu musste ich nicht erst 20 werden.

 

Mein Glaube hat sich grundsaetzlich nicht veraendert, egal, was und wen ich jemals las oder mit wem ich sprach. Allerdings, eine Person  hat mich mit einer Ebene in Kontakt gebracht (durch Lektuere wiederum einer anderen Person), die meinen  eigenen Zugang zum Glauben ganz wesentlich vertieft hat und ihn mir auf eine ganz besondere Weise erklaert und ihn mir ganz neu erschlossen (dieser Prozess geht seit Jahren und dauert immer noch an). 

 

Leute wie Nietzsche oder bestimmte Theologen hatten auf mich keinen Einfluss. Interessante Lektuere ja, immer interesant zu lesen, was andere Leute denken und wie sie das begruenden. Aber meinen eigenen Glauben hat das nie beruehrt, genausowenig wie Gespraeche mit Atheisten oder Agnostikern.  Das sind halt andere Ansichten, mehr nicht. Ich nehme die so hin, als was sie sind - andere Ansichten. 

 

Und: Dinge, die meinen Glauben in dem Sinn beruehrten, dass ich ueber bestimmten Ebenen vertieft nach dachte, kamen nie von aussen, von anderen Ansichten oder Leuten mit anderen Weltanschauungen, sondern stets aus eigenen Lebensituationen, aus existenzieller Erfahrung. Eben das, was ich mit Entwicklung meine. 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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Long John Silver

Ja, das ist einleuchtend. Bloss bringe ich das eben nicht mit "erwachsen im Glauben" zusammen. Du beschreibst Prozesse, Entwicklungen, nicht anders erlebe ich das auch. Aber was hat das mit "erwachsen" zu tun? 

 

In allem dem, was ich meine und auch was du beschreibst, ist Kindliches, Urspruengliches genauso genuin vorhanden (im Glauben, wie auch in der Liebe) wie das reifende. Sollte es jedenfalls sein. Ich habe einfach eine Abneigung gegen die Vorstellung: hier Kinderglaube, da "reifer erwachsener" Glaube. Das halte ich fuer falsch, wenn es als entweder/Oder gehandelt wird, wie  zwei sich ausschliessende Dinge. Oder sogar als erstrebenswert propagiert. Fuer mich schwingt das oft im Hintergrund mit. 

 

Im grossen und ganzen stimme ich deinem Posting zu, bis auf: 

 auch die Art und Weise, in der ich über meinen Glauben nachgedacht und ihn formuliert habe, hat sich im Laufe meines Lebens erheblich verändert. 

Das koennte ich fuer mich nicht so sagen. Das mag damit zusammen haengen, dass ich beim Sprechen ueber meinen Glauben sehr oft biblisch spreche, mir selbst gegenueber und auch anderen. Das ist die Ebene, auf der mich Glaube anruehrt, bewegt und wo ich die Sprache her bekomme dafuer. Das bedeutet, dass auch meine Formulierungen irgendwo biblisch gebunden sind, besser gesagt, sie wurzeln in diesen Texten (und ihrer  Bedeutung).  Das ist jedenfalls bei mir von Kindheit an gleich geblieben (auch wenn natuerlich ich im Laufe des Lebens sehr viel mehr erfahren habe, was die Auslegung biblischer Texte angeht und ihre Ebenen).  Aber im Grunde komme ich stets auf die Worte zurueck, wie ich sie kenne und lernte. Das sind unveraenderliche Groessen, und das macht sie auch so wertvoll. Egal, was passiert, der erste Psalm hat immer noch denselben Text, die Schoepfungsgeschichte denselben Anfang und das Johannes-Evangelium auch. Und die Offenbarung aendert sich nicht, alle Theologie hin und her. Will sagen: ich brauch nichts zu formulieren, es steht alles bereits geschrieben. Ich muss es bloss lesen und mich damit beschaeftigen.

 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 5 Stunden schrieb Long John Silver:

Ich halte das mit dem "erwachsenen" Glauben eher fuer ein leeres Schlagwort. 


Glaube muss tragen. Dabei ist egal, ob es ein durchdachter, reflektierter Glaube ist oder das schlichte "Ich bin klein, mein Herz ist rein" Gebet. Wenn es nicht traegt, traeg es nicht. Es gib auch kein Ziel, im Glauben "erwachsen" zu sein, das halte ich fuer einen falschen Anspruch. 


Wie gesagt - letzlich entscheidet sich Glaube anderswo und nicht in Kategorien von "erwachsen" oder "kindlich." 

 

Ich persoenlich (das also bitte nicht als theologische Auslegung werten) halte das Reden vom erwachsenen Glauben eher fuer ein Produkt von staendigen Diskussionen mit einer bestimmten Art von Atheisten, an die man sich peu a peu angleichen moechte, weil man hofft ihnen dann keine Breitseite mehr zu bieten. Oder weil man sich verheddert hat in der Idee, dass Wunder nicht moeglich seien und weil man alles daran abklopft, ob es auch intellektuell "tragbar" sei und auch da wieder der Wunsch im Vordergrund steht, nicht anzuecken und im allgemeinen Wettbewerb der spirituellen und nicht spirituellen Angebote zu bestehen. Ich denke ja, viele  Christen sind von dem Virus erfasst, fuer laecherlich gehalten zu werden, und darum muss so vieles so gedreht und gewendet werden, dass es im saekularen Rahmen nicht zu sehr reibt. 

 

 

Weitgehend Zustimmung. Intellektuell tragbar muss mein Glaube für mich dennoch sein. Das gut katholische „et“: fides et ratio.

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vor 3 Stunden schrieb Long John Silver:

Ja, das ist einleuchtend. Bloss bringe ich das eben nicht mit "erwachsen im Glauben" zusammen. Du beschreibst Prozesse, Entwicklungen, nicht anders erlebe ich das auch. Aber was hat das mit "erwachsen" zu tun? 

Erwachsen ist daran lediglich die Fähigkeit mich selbst dazu zu verhalten und meine eigene Antwort zu geben - kindlich wäre es, vorformulierte Antworten zu geben, weil man das eben genau so macht.

vor 3 Stunden schrieb Long John Silver:

Das koennte ich fuer mich nicht so sagen. Das mag damit zusammen haengen, dass ich beim Sprechen ueber meinen Glauben sehr oft biblisch spreche, mir selbst gegenueber und auch anderen. Das ist die Ebene, auf der mich Glaube anruehrt, bewegt und wo ich die Sprache her bekomme dafuer. Das bedeutet, dass auch meine Formulierungen irgendwo biblisch gebunden sind, besser gesagt, sie wurzeln in diesen Texten (und ihrer  Bedeutung).  Das ist jedenfalls bei mir von Kindheit an gleich geblieben (auch wenn natuerlich ich im Laufe des Lebens sehr viel mehr erfahren habe, was die Auslegung biblischer Texte angeht und ihre Ebenen).  Aber im Grunde komme ich stets auf die Worte zurueck, wie ich sie kenne und lernte. Das sind unveraenderliche Groessen, und das macht sie auch so wertvoll. Egal, was passiert, der erste Psalm hat immer noch denselben Text, die Schoepfungsgeschichte denselben Anfang und das Johannes-Evangelium auch. Und die Offenbarung aendert sich nicht, alle Theologie hin und her. Will sagen: ich brauch nichts zu formulieren, es steht alles bereits geschrieben. Ich muss es bloss lesen und mich damit beschaeftigen.

Ich vermute einmal dass auch für dich im Laufe des Lebens verschiedenen Bibelstellen unterschiedlich ansprechend waren. Mir zumindest geht es immer wieder so, dass sich mir in einer altbekannt erscheinenden Bibelstelle mit einem Mal eine neue Perspektive auftut, und dass manche  Bibelworte mich ein Leben lang begleiten, andere aber mir nur für eine Zeit wichtig sind.

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vor 4 Stunden schrieb gouvernante:

Intellektuell tragbar muss mein Glaube für mich dennoch sein. Das gut katholische „et“: fides et ratio.

 

Intellektuell tragbar im Sinne einer subjektiven Wertschätzung, ja. Im Sinne einer objektiven Intellektualität: nein. Ich bin zum Beispiel überzeugt, dass ich intellektuell sehr gute Gründe habe zu glauben. Nur gelten diese Gründe eben nur für mich, objektiv intellektuell sind sie sicher nicht. Was mir ganz klar Grund ist zu glauben, ist für andere völlig irrelevant. Letztlich ist Glaube, auch wenn das für andere wie  ein  Pleonasmus klingt, ein "leap of faith". Was mir persönlich "Credo ut intelligam" ist, ist anderen - und dies aus ihrer eigenen Sicht völlig zu Recht -  "credo quia absurdum". Das ist wie bei einer Münze: das "intelligam" im Glauben birgt auf der anderen Seite das "absurdum" in sich.

bearbeitet von Mistah Kurtz
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Long John Silver
vor 8 Stunden schrieb Chrysologus:

 

 

vor 8 Stunden schrieb Chrysologus:
vor 12 Stunden schrieb Long John Silver:

Das koennte ich fuer mich nicht so sagen. Das mag damit zusammen haengen, dass ich beim Sprechen ueber meinen Glauben sehr oft biblisch spreche, mir selbst gegenueber und auch anderen. Das ist die Ebene, auf der mich Glaube anruehrt, bewegt und wo ich die Sprache her bekomme dafuer. Das bedeutet, dass auch meine Formulierungen irgendwo biblisch gebunden sind, besser gesagt, sie wurzeln in diesen Texten (und ihrer  Bedeutung).  Das ist jedenfalls bei mir von Kindheit an gleich geblieben (auch wenn natuerlich ich im Laufe des Lebens sehr viel mehr erfahren habe, was die Auslegung biblischer Texte angeht und ihre Ebenen).  Aber im Grunde komme ich stets auf die Worte zurueck, wie ich sie kenne und lernte. Das sind unveraenderliche Groessen, und das macht sie auch so wertvoll. Egal, was passiert, der erste Psalm hat immer noch denselben Text, die Schoepfungsgeschichte denselben Anfang und das Johannes-Evangelium auch. Und die Offenbarung aendert sich nicht, alle Theologie hin und her. Will sagen: ich brauch nichts zu formulieren, es steht alles bereits geschrieben. Ich muss es bloss lesen und mich damit beschaeftigen.

 

Erwachsen ist daran lediglich die Fähigkeit mich selbst dazu zu verhalten und meine eigene Antwort zu geben - kindlich wäre es, vorformulierte Antworten zu geben, weil man das eben genau so macht.

Ich vermute einmal dass auch für dich im Laufe des Lebens verschiedenen Bibelstellen unterschiedlich ansprechend waren. Mir zumindest geht es immer wieder so, dass sich mir in einer altbekannt erscheinenden Bibelstelle mit einem Mal eine neue Perspektive auftut, und dass manche  Bibelworte mich ein Leben lang begleiten, andere aber mir nur für eine Zeit wichtig sind.

 

Ja und nein. Es geht mir weniger um bestimmte Textstellen (natuerlich gibt es da im Laufe der Zeit immer wieder interessante Aspekte und Anregungen), sondern eine Gesamtheit, eine Basis. Wenn ich darueber nachdenke, stelle ich fest, dass sich die Gewichtung eigentlich nie geaendert hat, was sicher dazu kam, waren bestimmte Hintergruende, die ich als Kind nicht kennen konnte, weil mir die Exegese dazu fehlte.

 

Ich weiss nicht, wie es anderen geht, aber ich habe auch als Kind nicht einfach vorformulierte Antworten nach geplappert. Ich habe mir viele eigene Gedanken gemacht und bin auch damals zu eigenen Schluessen gekommen.  Ich hatte als Kind einen sehr ausgepraegten und auch reichhaltigen Glauben mit einer Menge eigener Ansichten. Ich empfinde als kindlich eher das Vertrauen in sich selbst, was Glauben betrifft, das Spueren der Geborgenheit in der Beziehung zu Gott, etwas Urspruengliches, was jenseits aller Theologie liegt und intellektueller Erwaegungen.

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Long John Silver
vor 7 Stunden schrieb gouvernante:

Ich meine schon, dass mein Glaube auch diskursfähig sein sollte.

 

Das denke ich fuer mich nicht. Mein Glaube muss vor mir selbst zu rechtfertigen sein als richtig und sinnvoll. Einen Diskurs darueber fuehre ich nicht, warum auch? Ich kann anderen anbieten,  den christlichen Glauben zu bedenken (ich halte ausgesprochen viel von so etwas wie Evangelisation), aber wenn sie ihn ablehnen ist das halt so. 

 

Ich denke, da muss auch unterschieden werden zwischen Glaube und Religion. Das erstere ist fuer mich eine persoenliche Sache, ueber dieseiskutiere ich nicht, weil ich niemanden das Recht einraeume, darueber zu befinden. Das zweite ist das, was oeffentlich als Grundlage einer Religion bekannt ist,  ihre Bekenntnisse, Rituale, Regeln. Diese abstrakte Ebene zu erklaeren, ist etwas anderes,  und das kann sehr interessante Gespraeche ergeben, aber auch dazu braucht es einen Gespraechspartner, der an diesem Diskurs interessiert ist und nicht auf eine Kampfsituation erpicht ist. 

 

"Leap of faith" halte ich fuer ein ganz wichtiges Moment. Ueber diesen kann man sowieso nicht diskutieren, den macht man oder nicht. 

 

Will sagen: ich mag sicher darueber diskutieren, welche literatischen  Ebenen ein Gleichnis oder die Erzaehlung von einem 

 Wunder haben koennte. Aber ich diskutiere nicht darueber, warum ich an das Wunder glaube. 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 13 Stunden schrieb gouvernante:

Ich meine schon, dass mein Glaube auch diskursfähig sein sollte.

 

Diskursfähig ja, und für Dich persönlich durchaus auch intellektuell tragbar. Nur darf man sich nicht erwarten, dass die eigenen Gründe, so intellektuell und rational sie einem selber auch erscheinen mögen, für jene, mit denen man im Diskurs steht, ebenso intellektuell und rational sind. Letztlich, von einer, wenn man so will, rein irdischen Perspektive betrachtet, ist Glaube imo jenseits aller Intellektualität irrational, eben ein "leap of faith". 

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vor 18 Stunden schrieb Long John Silver:

Ja, das ist einleuchtend. Bloss bringe ich das eben nicht mit "erwachsen im Glauben" zusammen. Du beschreibst Prozesse, Entwicklungen, nicht anders erlebe ich das auch. Aber was hat das mit "erwachsen" zu tun? 

 

In allem dem, was ich meine und auch was du beschreibst, ist Kindliches, Urspruengliches genauso genuin vorhanden (im Glauben, wie auch in der Liebe) wie das reifende. Sollte es jedenfalls sein. Ich habe einfach eine Abneigung gegen die Vorstellung: hier Kinderglaube, da "reifer erwachsener" Glaube. Das halte ich fuer falsch, wenn es als entweder/Oder gehandelt wird, wie  zwei sich ausschliessende Dinge. Oder sogar als erstrebenswert propagiert. Fuer mich schwingt das oft im Hintergrund mit.  (...)

 

Ich halte nicht viel davon, einen Kinderglauben als ohne Einschränkung vertrauensvoll, unschuldig und makellos zu überhöhen. Das ist mE ein romantisierender Blick aus der Erwachsenenperspektive, der allerdings in der christlichen Lehre Tradition hat (befördert durch Mt 18,3). Das Erwachsenwerden, auch im Glauben, ist grundsätzlich nichts schlechtes. Wer den Glauben seiner Kindheit ohne jegliche Abstriche und Änderungen bis in das Erwachsenenalter beibehält, der entfremdet sich von denjenigen, die in der Zwischenzeit auch in religiöser Hinsicht erwachsen geworden sind.

bearbeitet von Merkur
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vor 33 Minuten schrieb Mistah Kurtz:

 

Diskursfähig ja, und für Dich persönlich durchaus auch intellektuell tragbar. Nur darf man sich nicht erwarten, dass die eigenen Gründe, so intellektuell und rational sie einem selber auch erscheinen mögen, für jene, mit denen man im Diskurs steht, ebenso intellektuell und rational sind. Letztlich, von einer, wenn man so will, rein irdischen Perspektive betrachtet, ist Glaube imo jenseits aller Intellektualität irrational, eben ein "leap of faith". 

 

Ich denke aber, man kann begründen, warum einem, auf Basis der eigenen Erfahrungen, dieser "leap of faith" vernünftig erscheint.

In gewissem Sinn muss man das eigentlich auch immer wieder, wenn man dazu neigt sein eigenes Weltbild regelmäßig zu hinterfragen.

(Für mich ist das eigentlich auch Teil eines inneren Dialogs, oder wenn man es nennen will, "Gebets" ist.)

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Long John Silver

@ Merkur: Ich urteile nicht ueber andere Leute, welche Art des Glaubens sie behalten, ablegen oder wegwerfen oder was auch immer sie damit tun. So etwas moechte ich nicht werten. 

 

Fuer mich persoenlich ist es richtig, wie es fuer mich ist und ob ich mich da irgendjemanden eventuell entfremde, der ganz unterwegs ist  wie ich, ist mir voellig egal.  Ich bin  sehr viel lieber religioes "unerwachsen" als da irgendeinem ominoesen Anspruch nach rennen zu wollen. 

 

Ich lehne den Begriff "religioes erwachsen" als falsch und und irgendwie auch diffamierend denen gegenueber, die mit einer bestimmten Vorstellung nicht mitgehen wollen oder koennen und deren Art zu glauben es auch nicht bezeichnet, ab. Mit so etwas werden Glaeubige in voellig unnoetige Raster eingeteilt. 

 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 2 Stunden schrieb Long John Silver:

 ... Ich lehne den Begriff "religioes erwachsen" als falsch und und irgendwie auch diffamierend denen gegenueber, die mit einer bestimmten Vorstellung nicht mitgehen wollen oder koennen und deren Art zu glauben es auch nicht bezeichnet, ab. Mit so etwas werden Glaeubige in voellig unnoetige Raster eingeteilt.

Welche bestimmte Vorstellung meinst du genau?

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Long John Silver

Die Vorstellung, an der sich die Diskussion hier entzuendet hat: es gaebe so etwas wie einen "erwachsenen" Glauben und dieses unbedingt sei zu erstreben oder wuenschenswert. 

 

Das klingt doch nach Wertung und Zielvorgabe. Und dagegen gesetzt wird irgendetwas als infantil deklariertes, was sich fuer einen "Erwachsenen" vor allem intellektuell nicht gehoert, wovon er schnell Abstand nehmen sollte, um nicht als unreif zu gelten. Wie gesagt, das kommt bei mir so an, wenn ich solche Begriffe hoere. Und es kommt auch bei mir so an, als sei das unabdingbar erstrebenswert. Und wie gesagt, wenn das jemand fuer sich positiv findet, ist das eine individuelle Sache, es füer andere als positiv zu erklaeren oder gar als  "normale" Entwicklung im Glauben, geht aber gar nicht. 

 

Ich koennte fuer mich solche klaren Grenzen nicht ziehen und ich will es nicht versuchen. Ich glaube, das wuerde, fuer mich jedenfalls, ein Schuss ins Knie. 

 

 

 

 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 56 Minuten schrieb Long John Silver:

Ich koennte fuer mich solche klaren Grenzen nicht ziehen und ich will es nicht versuchen. Ich glaube, das wuerde, fuer mich jedenfalls, ein Schuss ins Knie. ...

Für mich halte ich das für möglich. Es ist natürlich richtig, dass der Glaube eine Privatangelegenheit ist und es unangemessen wäre, sich da ungefragt einzumischen. Wozu auch, wenn ohnehin keine sinnvolle Kommunikation zu erwarten ist? Wenn man aber interessante Anregungen in Glaubensdingen sucht, finde ich es völlig normal, Ansprüche zu stellen und entsprechend auszuwählen. Wenn ich mir z.B. eine Predigt anhöre möchte ich keine Kinderkatechese, sondern einen Vortrag, der meinen Mindestanforderungen gerecht wird. Um das beurteilen zu können sind Wertungen unabdingbar.

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Long John Silver

Ich denke, wir reden voellig aneinander vorbei. Kindlicher Glaube scheint fuer dich irgendwas Reduziertes zu sein, anspruchsloses?

 

Das ist nicht, was ich unter kindlichem Glauben verstehe. Ich hab's in einem meiner Posting schon mal erklaert -  Ich empfinde als kindlich eher das Vertrauen in sich selbst, was Glauben betrifft, das Spueren der Geborgenheit in der Beziehung zu Gott, etwas Urspruengliches, was jenseits aller Theologie liegt und intellektueller Erwaegungen.

 

 

 

 

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Long John Silver
vor 6 Stunden schrieb Merkur:

Ich halte nicht viel davon, einen Kinderglauben als ohne Einschränkung vertrauensvoll, unschuldig und makellos zu überhöhen. 

 

Von mir kommt eine solche Einschaetzung nicht *staun*

 

 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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