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Katholiken fordern Neuanfang von der Kirche


Jan_Duever

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Das kann man so pauschal weder für "Tradis" noch für Freikirchler sagen. Es gibt überall solche und solche Individuen und Gemeinden. Den einen ist die Liturgie wichtig, andere schätzen den Kaffee danach hoch. Einer ist gesellig, der andere nicht. Das ist menschlich.

 

Als eher eigenbrötlerischer Gottesdienstbesucher wird man vielleicht nicht in eine Gemeinde gehen, die hinterher ausgiebig Agape feiert.

 

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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Zitat

Individuen

 

könntest du nicht von "einzelnen Menschen" sprechen?

bearbeitet von Elima
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Für mich hat "Individuen" einen negativen "Beigeschmack" . (Das kann an meinem Alter liegen, aber es stört mich.)

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vor 3 Stunden schrieb Studiosus:

Das kann man so pauschal weder für "Tradis" noch für Freikirchler sagen. Es gibt überall solche und solche Individuen und Gemeinden. Den einen ist die Liturgie wichtig, andere schätzen den Kaffee danach hoch. Einer ist gesellig, der andere nicht. Das ist menschlich.

 

Als eher eigenbrötlerischer Gottesdienstbesucher wird man vielleicht nicht in eine Gemeinde gehen, die hinterher ausgiebig Agape feiert.

 

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

du hast das falsch verstanden bei Freikirchen ist die rein menschliche zuwendung also abholen gemeinsames essen fix bestandteil  so wie bei Tradis der Rosenkranz oder das Asperges am Sonntag das hat nicht mit vorlieben zu tun😁

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vor 8 Stunden schrieb Long John Silver:

... und die Leute treten weiterhin aus, weil sie in der ueberwiegenden Menge aus ganz anderen Gruenden austreten.

 

Nun, als Historiker habe ich gelernt, zwischen "äußerem Anlaß" und "innerer Ursache" zu unterscheiden. Der äußere Anlaß ist oftmals eine Nichtigkeit, ja kann sogar ziemlich widersinnig sein, wenn zB jemand wegen der Mißbrauchstaten in der RKK aus seiner ev. Kirche austritt. Weniger widersinnig wird es, wenn man sich klar macht, daß niemand wegen eines äußeren Anlaß einen Verein verläßt, es sei denn, er habe ihn innerlich längst verlassen. Wenn man vor sich selbst keine Gründe mehr findet, warum man weiter Mitglied sein sollte (zB weil man für seinen persönlichen Glauben keine Kirche braucht, oder die Glaubensüberzeugungen dieser Kirche nicht teilt), hält einen oft nur die reine Bequemlichkeit, und dann, und nur dann, reicht ein kleiner, äußerer Anlaß.

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vor 3 Minuten schrieb Marcellinus:

 

.... Wenn man vor sich selbst keine Gründe mehr findet, warum man weiter Mitglied sein sollte (zB weil man für seinen persönlichen Glauben keine Kirche braucht, oder die Glaubensüberzeugungen dieser Kirche nicht teilt), hält einen oft nur die reine Bequemlichkeit, und dann, und nur dann, reicht ein kleiner, äußerer Anlaß.

Genau, der Anlass gibt eine Gelegenheit, Bilanz zu ziehen, und wenn die über einen längeren Zeitraum negativ ausfällt zieht man irgendwann die Konsequenzen. Das Problem der zum Fundamentalismus Tendierenden ist mE, dass die ihrer Meinung nach erforderliche  "Neuevangelisation", die bei ihnen selbst die Motivation stärken würde, nicht bei jedem wirkt und auch nicht bei jedem zu dem Ergebnis führt, dass die Bilanz besser ausfällt.

 

Ein wesentlicher Pluspunkt manchen Freikirchen ist allerdings tatsächlich der bessere Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde.

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vor 14 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Nun, als Historiker habe ich gelernt, zwischen "äußerem Anlaß" und "innerer Ursache" zu unterscheiden. Der äußere Anlaß ist oftmals eine Nichtigkeit, ja kann sogar ziemlich widersinnig sein, wenn zB jemand wegen der Mißbrauchstaten in der RKK aus seiner ev. Kirche austritt. Weniger widersinnig wird es, wenn man sich klar macht, daß niemand wegen eines äußeren Anlaß einen Verein verläßt, es sei denn, er habe ihn innerlich längst verlassen. Wenn man vor sich selbst keine Gründe mehr findet, warum man weiter Mitglied sein sollte (zB weil man für seinen persönlichen Glauben keine Kirche braucht, oder die Glaubensüberzeugungen dieser Kirche nicht teilt), hält einen oft nur die reine Bequemlichkeit, und dann, und nur dann, reicht ein kleiner, äußerer Anlaß.

oft wird es auch als das einzige Mittel empfunden zu zeigen man ist mit etwas nicht einverstanden

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vor 14 Stunden schrieb Merkur:

Genau, der Anlass gibt eine Gelegenheit, Bilanz zu ziehen, und wenn die über einen längeren Zeitraum negativ ausfällt zieht man irgendwann die Konsequenzen. Das Problem der zum Fundamentalismus Tendierenden ist mE, dass die ihrer Meinung nach erforderliche  "Neuevangelisation", die bei ihnen selbst die Motivation stärken würde, nicht bei jedem wirkt und auch nicht bei jedem zu dem Ergebnis führt, dass die Bilanz besser ausfällt.

 

Ein wesentlicher Pluspunkt manchen Freikirchen ist allerdings tatsächlich der bessere Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde.

Ja jeder kennt da jeden alle sind per Du und so weiter die "Gemeinde" ist das verlängerte Wohnzimmer das entspricht der heutigen Mentalität mehr als die katholische Pfarrei auch muß man sagen Freikirchen fördern dieses "verlängerte Wohnzimmer" sehr
grad für ältere Leute spielt das eine große Rolle 

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vor 3 Stunden schrieb Spadafora:

oft wird es auch als das einzige Mittel empfunden zu zeigen man ist mit etwas nicht einverstanden

 

Das ist an sich schon richtig, denn das einzige, was Hierarchen zum Nachdenken bringt, ist der Verlust von zahlenden Mitgliedern. Nur, wohin sollte das Nachdenken führen? Es ist ja richtig, die RKK hat seit der Reformation ein paar Dinge vor sich hergeschoben, vor allem ihr unaufgeklärtes Geschlechterverhältnis, ihren spätfeudalen Klerus, dem zölibatären Priesterstand, und den kleinen und großen Kirchenfürsten, bis hin zum Papst an der Spitze, und schließlich die zahlreichen magischen Praktiken und den zum Teil noch mittelalterlichen Wunderglauben. Das war vor 500 Jahren ein Ärgernis und ist heute noch viel mehr.

 

Aber was würde es bringen, würden sie es ändern? Dabei meine ich gar nicht das vermeintlich abschreckende Beispiel der Protestanten. Nur hat sich die RKK einfach in eine andere Richtung entwickelt. Mit jedem Reformorientierten, den sie vielleicht halten würden, würden sie sicherlich einen Antimodernisten verlieren. Das eigentliche Problem der kath. Kirche ist, daß sie auf die Herausforderungen der Industriegesellschaft bis heute keine überzeugende Antwort gefunden hat, nur die Richtung der Reformer, die sich ihr anpassen wollen, und die der Antimodernisten, die sie ablehnen. Dieser Konflikt prägt die RKK seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.

 

Und vielleicht kann eine christliche Kirche darauf auch keine Antwort finden, denn die tiefere Ursache ihres Problems ist das Verschwinden des Glaubens an jenseitige Erlösung. Es ist einfach keine glaubwürdige Antwort auf die Anforderungen der Lebensumstände, die sich seitdem entwickelt haben. Was übrig bleibt, sind Traditionen, äußere Formen, die zunehmend ihren Inhalt verloren haben, und eine kleine Gruppe von Gläubigen, die streng genommen außerhalb der Zeit leben, in kleinen Gemeinschaften, die sich ihre eigene Wirklichkeit schaffen. Dazu gehören Ordensgemeinschaften ebenso wie Freikirchen oder andere Sekten.

 

Innerhalb der Kirchen gibt es dagegen immer mehr „Privatgläubige“, die sich jeweils ihre eigene Antwort auf die Fragen ihres Lebens zurechtzulegen versuchen. Das allzu strenge Festlegen eines einzigen „richtigen“ Glaubens kann da nur schaden, ebenso wie allzu radikale Änderungen des aktuellen Zustands. Das Dilemma ist nur, daß auch das Festhalten am gegenwärtigen Zustand und die vermeintliche Unverbindlichkeit der Lehre von immer mehr als unbefriedigend, als „unglaubwürdig“ im wahrsten Sinne des Wortes verstanden wird.

 

So hat es zumindest für den Außenstehenden den Anschein, als könne diese Kirche nur etwas falsch machen. Dabei liegt ihr Problem nicht darin, daß sie etwas gemacht, oder nicht gemacht hätte. Sie bietet nur etwas an, wonach die Nachfrage drastisch gesunken ist.

 

bearbeitet von Marcellinus
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Marcellinus' Analyse ist aus Sicht eines "Außenstehenden" sehr überzeugend.

Was die Datierung des Problems angeht, wurde ich ihm Recht geben, nicht jedoch mit dem Rest. Letztlich, so hoffe ich, geht es beiden Gruppen (ich hatte das im alten Forum mal thematisiert mit der Kirche des Buches versus der Kirche des Lebens oder so ähnlich) um die Frage, wie man den Glauben in unsere Zeit "hinüberrettet".

Die einen versuchen - die katholische Theologie ermöglicht das auch ganz anders als die östlichen - sozusagen die Essentials herauszudestillieren und stellen alles andere zur Disposition, wobei sie die Essentials möglichst minimieren. Die anderen legen möglichst großen Wert darauf, dass Althergebrachtes an Lehre und Disziplin unverändert bleibt.

 

Beide irren.

 

Weder mit Anpassung an die Kultur (siehe Protestantismus hierzulande) noch mit Festhalten an Gegenkulturellem (siehe Traditionalisten) kann das klappen.

 

Es kann nur funktionieren, wenn die umgebende Kultur selbst verändert wird. Seit im 19. Jh. die festen Milieus erste Zeichen des Aufbrechens zeigten, begann die Unsicherheit des Selbstverständnisses.

Eine große Hilfe können da die Sakramentalien sein, mit denen geradezu gewuchert werden sollte. Wohnungssegnungen, Verlobungsfeiern (dafür gibt es einen Ritus), Segnungen von allem was lebt und uns bewegt - Zuwendungen Gottes ohne sakramentale Verpflichtung, der Versuch einer neuen Inkulturation. Ja, das machen vor allem Kleriker, aber das ist ja per se nichts schlimmes. Nicht die Lösung, aber ein wichtiger Bestandteil.

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vor 47 Minuten schrieb rorro:

Weder mit Anpassung an die Kultur (siehe Protestantismus hierzulande) noch mit Festhalten an Gegenkulturellem (siehe Traditionalisten) kann das klappen.

 

Es kann nur funktionieren, wenn die umgebende Kultur selbst verändert wird.

 

Das wird die umgebende Kultur sich wohl kaum gefallen lassen! :D Und offen gestanden spricht auch nichts dafür, daß das passiert. 

bearbeitet von Marcellinus
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Kulturelle Veränderung geschieht durch Beeinflussung, bewusst oder unbewusst. Die Kirche nutzt nicht die Möglichkeiten, die sie hat, sondern verliert sich im Kleinklein des Inneren.

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vor 9 Minuten schrieb rorro:

Kulturelle Veränderung geschieht durch Beeinflussung, bewusst oder unbewusst. Die Kirche nutzt nicht die Möglichkeiten, die sie hat, sondern verliert sich im Kleinklein des Inneren.

 

Deine Kirche erreicht ja nicht einmal die, die noch Mitglied sind. Ich hatte vor einiger Zeit das zweifelhafte Vergnügen, an einer kath. Taufe teilzunehmen. Ich denke, ich war der einige, der überhaupt gehört hat, was der Priester so von sich gab. 

 

Beeinflussung ist ein großes Wort. Ich habe viele Jahre als Lehrer gearbeitet. Ich habe nicht versucht, jemanden zu beeinflussen, selbst wenn ich das gekonnt hätte, weil ich der Ansicht bin, daß sich das nicht gehört (und sich auch immer rächt). 

 

Ich finde, wir sollten uns selbst und andere ermuntern, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Je mehr das tun, umso vernünftiger werden die Veränderungen sein, die sich daraus ergeben. Jede Form von Beeinflussung oder Manipulation ist letztlich Täuschung. Man täuscht andere und auch sich selbst. 

 

Verständigung dagegen setzt immer eine gemeinsame Basis voraus, und wenn ich mir den Text von GeLuMü im anderen Thread ansehe, dann hat das schon lange keine Gemeinsamkeiten mehr mit dem Leben der allermeisten Leute. Religion ist in der Welt, in der wir leben, schon lange nur noch eine Sache von Minderheiten.

 

Umkehren könnte man diesen Trend nur, wenn man all das rückgängig machen würde, was die Welt ausmacht, die sich die Menschen hier in den letzten 150 Jahren aufgebaut haben. Selbst in der islamischen Welt, die entwicklungsmäßig um einiges hinter Europa herhinkte, waren Zerstörung, Krieg, Bürgerkrieg und Unterdrückung in erstaunlichem Maße notwendig, um die heutigen islamistischen Regimes an die Macht zu bringen. Ich denke, selbst die meisten Gläubigen würden diesen Preis nicht zahlen wollen. 

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vor 14 Minuten schrieb Marcellinus:

 

 Taufe teilzunehmen. Ich denke, ich war der einige, der überhaupt gehört hat, was der Priester so von sich gab. 

 

 

Waren die anderen taub?

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Gerade eben schrieb kam:

Waren die anderen taub?

 

Nein, es hat sie nur nicht interessiert. Es hatte keinen Bezug zu ihrem Leben. Sie waren nicht da, um einen neuen Erdenbürger in die Reihe der Gläubigen aufnehmen zu lassen, sondern weil eine Taufe eben zur bürgerlichen Tradition dazugehört. Der Priester hätte seine Formeln auch auf Latein aufsagen können. Für das Verständnis der Anwesenden hätte es keinen Unterschied gemacht. 

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vor 3 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Nein, es hat sie nur nicht interessiert. Es hatte keinen Bezug zu ihrem Leben. Sie waren nicht da, um einen neuen Erdenbürger in die Reihe der Gläubigen aufnehmen zu lassen, sondern weil eine Taufe eben zur bürgerlichen Tradition dazugehört. Der Priester hätte seine Formeln auch auf Latein aufsagen können. Für das Verständnis der Anwesenden hätte es keinen Unterschied gemacht. 

Bei einem Ritus kommt es auf den Text nicht so an. Als Katholik erlebt man so viele Taufen, da kennt man das. 

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vor 1 Minute schrieb kam:

Bei einem Ritus kommt es auf den Text nicht so an. Als Katholik erlebt man so viele Taufen, da kennt man das. 

 

Genau das ist, was ich beobachtet habe, und bis heute nicht verstehe. Wie kann man an einem Ritus teilnehmen, bei dem man die Ohren auf Durchzug stellt, und sich auf gut plattdeutsch denkt: flööt wat up? Der Priester erzählt sinngemäß, die Anwesenden verpflichteten sich, den neuen Erdenbürger im gut katholischen Glauben erziehen, und bei den Anwesenden kommt nur an, er werde, ebenso wie sie selbst, zur Erstkommunion gehen, und hinterher (vermutlich) kirchlich heiraten (was die Eltern in diesem Fall sich sogar geschenkt hatten), und das war es dann auch schon mit dem Kontakt zur Kirche. Es ist eine bürgerliche Konvention, der Priester wußte das, die Anwesenden Kirchenmitglieder auch, nur ich als Außenseiter war vermutlich der Einzige, der das Ganze als absurdes Theater empfand.

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Bei Taufen ist es allerdings wirklich besonders auffällig, da muss ich Marcellinus schon beipflichten. Einfach auch aus dem einfachen Grund, dass die Taufe das Sakrament - zusammen mit der Ehe - ist, das auch viele Kirchenferne noch mitnehmen, wenn sie überhaupt eines mitnehmen. Die Gründe können vielfältige sein: Tradition, familiärer Wunsch, etc. Dass viele keine Bindung an die Kirche haben, mit dem Aufbau der Liturgie nicht vertraut sind und die Grundgebete der Kirche nicht kennen ist da eine traurige, wenn auch notwendige Erkenntnis.

 

Ein Bekannter von mir ist Organist und nimmt dienstlich an mehr Taufen als der Durchschnittskirchgänger (vermute ich) teil. Der hat mir seine Eindrücke oft geschildert. Man kann nur sagen: erschreckend. In zwei Generationen ist das Glaubenswissen, nicht zwingend der Glaube, stark erodiert.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 6 Minuten schrieb Studiosus:

Bei Taufen ist es allerdings wirklich besonders auffällig, da muss ich Marcellinus schon beipflichten. Einfach auch aus dem einfachen Grund, dass die Taufe das Sakrament - zusammen mit der Ehe - ist, das auch viele Kirchenferne noch mitnehmen, wenn sie überhaupt eines mitnehmen. Die Gründe können vielfältige sein: Tradition, familiärer Wunsch, etc. Dass viele keine Bindung an die Kirche haben, mit dem Aufbau der Liturgie nicht vertraut sind und die Grundgebete der Kirche nicht kennen ist da eine traurige, wenn auch notwendige Erkenntnis.

 

Ist das bei Hochzeiten oder Beerdigungen anders? Es sind halt bürgerliche Konventionen, bei denen „man“ eben in die Kirche geht. Was sollten denn sonst die Leute sagen? Es ist einfach eine Zeremonie, die irgendwie für viele noch dazugehört, auch wenn sie sonst zu dieser Kirche keinen Kontakt mehr haben. Es ist eine Dienstleistung, die sie in Anspruch nehmen, auch wohl, weil sie nicht ganz zu Unrecht annehmen, durch Zahlung der Kirchensteuer hätten sie einen Anspruch darauf. 

 

Die Gläubigen, das ist schon lange meine feste Überzeugung, machen höchstens 10 - 15% der Bevölkerung aus, auf alle Religionen und Weltanschauungen verteilt. Der Rest beschäftigt sich mit so etwas nicht, es sei denn die Umstände machten es unvermeidlich. Und im Moment ist es vermeidlich. 

 

 

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vor 35 Minuten schrieb Marcellinus:

auch wohl, weil sie nicht ganz zu Unrecht annehmen, durch Zahlung der Kirchensteuer hätten sie einen Anspruch darauf. 

 

Das stimmt. Um wieder auf die Taufe zu kommen: Vom Standpunkt der Liturgiewissenschaft aus wäre es "richtiger" Taufen würden im Rahmen eines sonntäglichen Gottesdienstes stattfinden (dass nicht alle Neugeborenen in der Osternacht getauft werden können versteht sich von selbst). Der Gedanke dahinter ist die Initiation: einerseits die sakramentale, andererseits die Eingliederung in das Volk Gottes, in ihrer unmittelbaren Gestalt als Ortsgemeinde, in die das Kind aufgenommen werden und im Glauben wachsen soll. Nun ist es meiner Erfahrung nach allerdings oft so, dass Eltern auf einer "privaten" Tauffeier außerhalb des Gottesdienstes bestehen. Dort sind dann nur die Familie und Freunde anwesend. Das ist eine Anspruchshaltung, - wir wollen eine geschlossene Feier haben -, die in gewisser Weise das Anliegen der Taufe unterwandert, indem es die aufnehmende Gemeinde von der Zeremonie ausschließt. Das war allerdings auch früher schon der Regelfall. Allerdings scheint mir dieses Vorgehen besser zu passen: Viele Kinder werden Kirche und Gemeinde nach der Taufe - vielleicht zu Erstkommunion und Firmung - nicht mehr wiedersehen. Da ist es dann auch passend, dass die Gemeinde ihr neues nominelles Mitglied nicht zu Gesicht bekommt. Es ist schlicht eine Privatfeier, kein vorzüglicher Akt der versammelten Gemeinde. In der Tat steht oft der Dienstleistungscharakter im Vordergrund, die Individualisierung in Glauben und Kirchenbindung begünstigt das.

 

 

vor 35 Minuten schrieb Marcellinus:

Die Gläubigen, das ist schon lange meine feste Überzeugung, machen höchstens 10 - 15% der Bevölkerung aus, auf alle Religionen und Weltanschauungen verteilt.

 

 

Ich denke, das dürfte sich in etwa auch zumindest mit dem durchschnittlichen konfessionellen Kirchbesuch am Sonntag decken. Dieser dürfte, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, bei Katholiken und Protestanten in Deutschland deutlich unter 20% liegen. Allerdings ist damit in einem pluralistischen und religiös diversen Staat noch nichts über kleinere religiöse Gemeinschaften ausgesagt. Gibt es eigentlich offizielle Statistiken zur religiösen Praxis von Muslimen und Juden in Deutschland?

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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Die Taufe in der Hl. Messe mit der Gemeinde zu feiern, setzt eine hinreichend große Kirche voraus. Wenn sich sonntags schon 250 Leute in ein Kirchlein quetschen, das mal für 180 gebaut wurde und dann kommen noch gut 50 externe Gäste dazu... - Und dann mault ein Teil der Gemeinde, weil die Hl. Messe länger dauert. 

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Ich denke, bei Juden dürfte es nicht wesentlich anders sein als bei Christen. Bei Moslems hängt es von der Herkunft ab. Iraner sind in der Regel wenig religiös, weil die meisten vor dem Mullah-Regime geflohen sind. Bei Türken war das bis vor kurzem ähnlich, nur wirkt mittlerweile der soziale Druck aus Ankara. Dann ist es noch die Frage, ob Türken oder Kurden. Die Türken, die letzthin gekommen sind, dürften eher nicht besonders fromm sein. Es soll auch schon Syrer gegeben haben, die sich über die sehr konservative Ausrichtung der hiesigen Moscheen beklagt haben. Die Verhältnisse sind also nicht recht vergleichbar, auch wenn die Mechanismen ähnlich sind.

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vor 46 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Ist das bei Hochzeiten oder Beerdigungen anders? Es sind halt bürgerliche Konventionen, bei denen „man“ eben in die Kirche geht. Was sollten denn sonst die Leute sagen? Es ist einfach eine Zeremonie, die irgendwie für viele noch dazugehört, auch wenn sie sonst zu dieser Kirche keinen Kontakt mehr haben. Es ist eine Dienstleistung, die sie in Anspruch nehmen, auch wohl, weil sie nicht ganz zu Unrecht annehmen, durch Zahlung der Kirchensteuer hätten sie einen Anspruch darauf. 

 

Die Gläubigen, das ist schon lange meine feste Überzeugung, machen höchstens 10 - 15% der Bevölkerung aus, auf alle Religionen und Weltanschauungen verteilt. Der Rest beschäftigt sich mit so etwas nicht, es sei denn die Umstände machten es unvermeidlich. Und im Moment ist es vermeidlich. 

 

 

Wahrscheinlich ist das was du da beschreibst richtig, aber dennoch sträuben sich mir alle Nackenhaare wenn ich das lese. 

In der freikirchlich geprägten Jugendgemeinde, die ich als Schüler besucht hatte, hieß s immer, dass alle Rituale und alles Getue ohne Wert sind, wenn man keine persönliche Beziehung zu Jesus Christus lebt; man sagte jede Woche im Chor: "Jesus Christus soll der Herr meines Lebens sein" - sprich: Das absolute Zentrum, der totale Fixpunkt meines Lebens; es ist schon misslich, wenn IRGENDWAS im Leben wichtiger ist als dieser Christus ("Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott"). Wie kann man die Teilnahme an solchen Ritualen als billiges bürgerliches Anstandsgebot betrachten? Wie kann man sich Christ bzw. Katholik nennen und so eine erbärmliche Haltung vertreten?

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