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Politik für Alle


mn1217

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Long John Silver

Was mich immer wieder erstaunt bei der Diskussion ueber die "Ganztagsschule" in Deutschland:

Schule ist KEINE Anstalt fuer Kinderaufbewahrung, damit die Kinder einfach mal unter Dach und Fach sind. Schule ist eine SCHULE. Die geht von 8 oder 8.30 bis 15 oder 15.30. Das bedeutet: Unterricht!  Und dann gibt es noch die Clubs, Schach, Theater etc., die sich daran anschliessen, Sport etc.

 

In Deutschland ist eine Ganztagsschule eine Art "Notloesung" fuer Eltern, die nicht wissen, wohin mittags mit ihren Kindern? Das ist aber dann keine Schule, sondern eine Vormittagsschule mit Kinderbetreuung nachmittags. 

 

Kein Wunder, dass dieser Begriff in Deutschland einen schlechten Ruf hat und zu Recht offenbar. 

 

Als Kind  ging ich ab 6 Jahre (davor war 1 Jahr Vorschule, also "Kindergarten") bis 15h nachmittags in die Schule, spaeter hat sich das dann je nach Alter auch nach hinten verschoben, auf 15.30. Oder je nach Arbeitsgruppe oder Hobby noch spaeter. 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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vor einer Stunde schrieb Higgs Boson:

 

An weiterführenden Schulen hat kein Lehrer Pädagogik studiert. Meine Große hat Pädagogik studiert, aber sie ist keine Lehrerin. Sie wird ab 1.Februar in einer Einrichtung für traumatisierte Jugendliche arbeiten.

 

Sie hielt übrigens in ihrer Schulzeit eine 4 für eine ausreichende Note und wollte um kein Geld der Welt aufs Gymnasium oder gar auf den M-Zweig. (O-Ton: wenn ich auf den M-Zweig muss, wenn ich die Noten dafür habe, dann sorge ich dafür, dass ich sie nicht habe!). Sie machte nach dem Quali eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin, hatte dann 2 Jahre Selbst-und Berufsfindung, wo sie so ziemlich alles ausprobierte und entschied, was sie genau nicht machen wollte. Dann Kinderpflegeausbildung mit Praktikum in einem Pickler-Kindergarten, und damit war sie für alle Regelkindergärten dieser Welt verloren, weil sie da genau erkannte, was nicht geht. Nämlich das, was in Regelkindergärten gemacht wird. Damit war der Erzieher gestorben. Nach AuPairJahr in den USA landete sie in einer Maturaschule in Wien. Da war sie dann Klassenbeste. Auch im Studium, sie fand 4 nicht mehr ausreichend, sie brachte es auch hier unter die ersten ihres Jahrgangs.

 

Achja, und für die Stelle ist sie bestens qualifiziert. Die Führung des Haushalts in der Einrichtung erfordert eigentlich eine Hauswirtschafterin. Die man natürlich nicht bewilligt bekommt. Es sind nur Pädagogen vorgesehen. Aber meine Große bringt beides mit. Dass sie neben dem Studium auch noch eine Seelsorgeausbildung gemacht hat, macht sie perfekt.

 

Manchmal sind es die krummen Wege, die dann plötzlich ein Gesamtbild ergeben.

 

Ich war genau 1 Tag lang traurig, dass meine Tochter nicht aufs Gymnasium, sondern auf die Hauptschule gehen wird. Ich klagte meiner jüngeren Schwester mein Leid, aber die sagte: Sie geht auf eine Schule, nicht auf einen Abschluss. Wenn es ihre Schule ist, wenn sie die wird, die sie ist, dann ist es gut.

 

Und so war es: Sie hat ihre Schulen immer geliebt, sie hat ihre vielen Anlagen entwickelt. Sie ist sie selbst geworden.

 

Allerdings hätte sie in Deutschland allein diesen Weg nicht geschafft. Und wir als Eltern konnten den langen, auch finanziellen Atem aufbringen.

 

Möglich ist viel, aber es war in ihrem Fall nicht der Staat, nicht die Politik und schon garnicht irgendwelche Nachmittagsbetreuungen in der Schule, die ihr hier den Weg bereitet haben. Das war, neben ihrem eigenen Willen, die Familie.

Und das ist das Problem,dass nur gut situierte Familien das machen können und dann auch noch das Ausland ranmuss.

Das darf doch nicht so bleiben.

 

Was ist denn der M Zweig?

bearbeitet von mn1217
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vor einer Stunde schrieb Flo77:

Der Grüne mal wieder:

 

https://www.welt.de/politik/deutschland/article205302353/Winfried-Kretschmann-ueber-Rechtschreibung-Es-gibt-kluge-Geraete.html

 

Die Leute möglichst abhängig machen und bloß nicht selbst denken lassen.

 

Der Rat für Rechtschreibung sollte sich allerdings mal ganz fein aus dieser Debatte heraushalten. Ein Großteil der heutigen Misere resultiert nämlich aus dessen letzter Arbeit...

Rechnen muss man dann auch nicht mehr können, auch dafür gibt es kluge Geräte... ;) 

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vor 3 Minuten schrieb mn1217:

Was ist denn der M Zweig?

Mathematisch-Naturwissenschaftlicher Zweig? (einfach mal so geraten)

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vor 7 Minuten schrieb Long John Silver:

Was mich immer wieder erstaunt bei der Diskussion ueber die "Ganztagsschule" in Deutschland:

Schule ist KEINE Kinderbewahranstalt, wo die Kinder einfach mal unter Dach und Fach sind. Schule ist eine SCHULE. Die geht von 8 oder 8.30 bis 15 oder 15.30. Das bedeutet: Unterricht!  Und dann gibt es noch die Clubs, Schach, Theater etc., die sich daran anschliessen, Sport etc.

 

In Deutschland ist eine Ganztagsschule eine Art "Notloesung" fuer Eltern, die nicht wissen, wohin mittags mit ihren Kindern? Das ist aber dann keine Schule, sondern eine Vormittagsschule mit Kinderbetreuung nachmittags. 

 

Kein Wunder, dass dieser Begriff in Deutschland einen schlechten Ruf hat und zu Recht offenbar. 

 

Als Kind  ging ich ab 6 Jahre (davor war 1 Jahr Vorschule, also "Kindergarten") bis 15h nachmittags in die Schule, spaeter hat sich das dann je nach Alter auch nach hinten verschoben. 

 

 

Gerüchteweise heißt es,das Phänomen unterschiedlicher Schulqualität gäbe es auch in den USA.

In Deutschland ist Bildung Sache der Bundesländer. Wer als Schüler umzieht,hat Pech.

Aber auch innerhalb eines Bundeslandes gibt es Unterschiede.

Es gibt wirklich gute Ganztagsschulen,aber halt auch nicht so gute. Letztere setzen hier einige User als Standard voraus.

 

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@Long John Silver: Das mit den Ganztagsschulen scheint woanders gut zu sein. Ich kann nur für das sprechen, was ich erlebe. Und im Großen znd Ganzen lehne ich es ab, gerade weil es geleitet wird vom Gedanken, die Kinder zu betreuen und eben nebenher noch ein Bisserl mehr zu beschulen. Die Räumlichkeiten sind dafür nicht gegeben, damit fängt es an. Wir haben derzeit einen Mangel an Lehrkräften und auch an Erziehern. Selbst wenn man also auf die schlaue Idee käme, Erzieher an Regelschulen einzustellen - das wäre so meine Idee -, es geht gar nicht. Es gibt davon nicht genug. In der Mittelschule vor Ort ist das Interesse der Elternschaft am Ganztagesbetrieb praktisch zum Erliegen gekommen. Da das Motiv der Betreuung hier, bei den älteren Kindern, nicht mehr dringlich ist, müsste sich die Ganztagesklasse anders begründen. Und diese anderen Gründe (bessere Förderung) scheinen nicht zu überzeugen.

 

@mn1217: Higgs meint den Zweig der Mittelschule, der zu einem mittleren Schulabschluss führt. Ich vermute, Higgs Tochter hätte dazu auf eine andere Schule im Schulverbund wechseln müssen. 

 

Dass das Elternhaus über die Bildungschancen der Kinder entscheidet hierzulande, das ist Fakt. Keiner meiner Söhne (ebenfalls aus der großen Menge derer, für die eine Vier eine akzeptable Note ist), welche aufs Gymnasium gingen, hätten ohne die Nervenstärke meines Mannes und mir je eine Chance aufs Abitur gehabt. Alle ihre Freunde mit Eltern ohne Abitur mit vergleichbaren Noten haben im Laufe der Jahre das Gymnasium vorzeitig verlassen. Ich kann es nicht ändern, es ist so. Und es ist ein Skandal ohne Ende. Wenn wieder jemand sagt, nicht jeder bräuchte Abitur, dann führt das nicht dazu, dass ich mein Kind vom Gymnasium nehme, sondern die Putzfrau, der Koch, die Krankenschwester, der Türke, die Kroatin, die Portugiesin (Die Berufe der Eltern bzw Nationalitäten  entsprechen meiner realen Erfahrung).

bearbeitet von nannyogg57
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vor 23 Minuten schrieb mn1217:

Schulen leisten immer auch Erziehungsarbeit.

 

Expertenwissen oder Vermutung? Schulen kriegen es ja heute noch nicht einmal hin, den Schülern die Verhaltensweisen beizubringen, die nötig wären, um erfolgreich Unterricht zu machen, von darüber hinausgehender “Erziehung“ gar nicht zu reden. :D

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vor 11 Minuten schrieb mn1217:

Und das ist das Problem,dass nur gut situierte Familien das machen können und dann auch noch das Ausland ranmuss.

Das darf doch nicht so bleiben.

 

In einer Gesellschaft, in der Kinder noch früher eingeschult werden und in einem Jahr weniger Abitur machen müssen, damit die Kinder schneller Geld verdienen können, in denen ihnen keine Zeit gelassen wird zu werden, was sie sein können, wird das immer so sein. Ich könnte Dir jetzt erklären, was genau der Fehler am (bayrischen) Schulsystem ist. Das ganze beginnt im Kindergarten mit dem Stuhlkreis und endet nie.

 

Ich würde mein Kinder heute auf keine Regel -Kindergarten -Schule mehr schicken. Seit Jahrzehnten wird da experimentiert und der neuerste Spleen heißt 'Partizipation' - Wer Ahnung hat, was das WIRKLICH ist, für den ist das was da von Regeleinrichtungen angeboten wird die maximale Verarsche. Ich kriege da Blutdruck. (Mein Neffe ist Erzieher, wir haben ihn neulich abends abgeholt, ich musste nur durch die Räume seiner Einrichtung laufen um davon Albträume zu bekommen...)

 

Sorry wenn ich das so sage: das was hier, und ich spreche speziell von Bayern, an Kindergarten / Schule angeboten wird, entspricht pädagogisch den Ansprüchen knapp nach der willhelminischen Ära. Frontalunterricht und Lehrplan gehen eine unheilige Allianz ein, die modernen pädagogischen und didaktischen Ansprüchen widerspricht.

 

Was gut ist: Die Schularten sind heute durchlässiger als noch vor Jahrzehnten. Wer den Quali geschafft hat, kann mit ausreichend persönlichem Engagement tatsächlich hinterher noch alles erreichen. Der M-Zweig ist ein spezieller Schulzweig der Hauptschule, auf dem der mittlere Schulabschluss erreicht werden kann. Wer auf diesem Zweig 'versagt' kann problemlos und ohne neue Fächer lernen zu müssen (die es auf Realschule und Gymnasium nicht gibt) in die normale Hauptschule zurück.

 

Doch was man tun kann, um den Vorteil, den finanziell abgesicherte Familie bieten können auszugleichen? Du kannst das nur verbieten. Finanzell bessergestellte Eltern werden ihren Kindern immer mehr bieten können, als andere.

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Long John Silver
vor 10 Minuten schrieb nannyogg57:

@Long John Silver: Das mit den Ganztagsschulen scheint woanders gut zu sein. Ich kann nur für das sprechen, was ich erlebe. Und im Großen znd Ganzen lehne ich es ab, gerade weil es geleitet wird vom Gedanken, die Kinder zu betreuen und eben nebenher noch ein Bisserl mehr zu beschulen. Die Räumlichkeiten sind dafür nicht gegeben, damit fängt es an. Wir haben derzeit einen Mangel an Lehrkräften und auch an Erziehern. Selbst wenn man also auf die schlaue Idee käme, Erzieher an Regelschulen einzustellen - das wäre so meine Idee -, es geht gar nicht. Es gibt davon nicht genug. In der Mittelschule vor Ort ist das Interesse der Elternschaft am Ganztagesbetrieb praktisch zum Erliegen gekommen. Da das Motiv der Betreuung hier, bei den älteren Kindern, nicht mehr dringlich ist, müsste sich die Ganztagesklasse anders begründen. Und diese anderen Gründe (bessere Förderung) scheinen nicht zu überzeugen.

 

 

 

Ganz deiner Meinung, nach meiner Erfahrung in Deutschland kann ich das nur bestaetigen, und da wuerde ich meine Kinder auch nicht hin schicken. 

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vor 17 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Expertenwissen oder Vermutung? Schulen kriegen es ja heute noch nicht einmal hin, den Schülern die Verhaltensweisen beizubringen, die nötig wären, um erfolgreich Unterricht zu machen, von darüber hinausgehender “Erziehung“ gar nicht zu reden. :D

das lernte ich bei meiner mutter, von meiner mutter.

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vor 20 Minuten schrieb nannyogg57:

....Wenn wieder jemand sagt, nicht jeder bräuchte Abitur, dann führt das nicht dazu, dass ich mein Kind vom Gymnasium nehme, sondern die Putzfrau, der Koch, die Krankenschwester, der Türke, die Kroatin, die Portugiesin (Die Berufe der Eltern bzw Nationalitäten  entsprechen meiner realen Erfahrung).

ein lob der frühen ddr. die partei der arbeiterklasse sorgte dafür, dass die genossen eltern ihre kinder zur oberschule schickten und später ein studium begannen. die schule selbst war humanistisches gymnasium, etwas rot angestrichen.

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Oh, ja, und wenn den Genossen in der Parteileitung irgendetwas an dem Kind oder den Eltern nicht paßte, war‘s auch schon mal nix mit dem Studium. Aber alles nur „etwas“ rot angestrichen. 

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vor 1 Minute schrieb Marcellinus:

Oh, ja, und wenn den Genossen in der Parteileitung irgendetwas an dem Kind oder den Eltern nicht paßte, war‘s auch schon mal nix mit dem Studium. Aber alles nur „etwas“ rot angestrichen. 

etwas umwege gab es.

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vor 1 Minute schrieb helmut:

etwas umwege gab es.

 

Menschen, denen diese Art von Rotlichtbestrahlung erspart geblieben ist, nennen das mit dem richtigen Wort „Berufsverbot“.

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vor 46 Minuten schrieb Marcellinus:

Schulen kriegen es ja heute noch nicht einmal hin, den Schülern die Verhaltensweisen beizubringen, die nötig wären, um erfolgreich Unterricht zu machen

 

Der nicht passende Schüler...

 

Man investiert Mühe, den Schüler an das Einheitsschulsystem anzupassen. Genau da entstehen die jahrelangen Reibungsverluste, die allen Beteiligten die Lust am Lernen und Lehren vergraueln. Man schafft es innerhalb von drei Wochen einen hochmotivierten ABC-Schützen in einen frustierten Schüler zu verwandeln.

 

Während man das früher mit Rohrstock und Lineal noch per Tatzen in den Griff bekommen konnte, versucht man es heute mit dem Anbunten von Bildern und aufgelockerten Sitzgruppen.

 

Das System ist falsch. Und die Kinder merken das. Und das lassen sie den Lehrer spüren, der sich nicht mehr mit roher Gewalt dagegen wehren kann.

bearbeitet von Higgs Boson
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vor 2 Stunden schrieb Higgs Boson:

 

Ich war genau 1 Tag lang traurig, dass meine Tochter nicht aufs Gymnasium, sondern auf die Hauptschule gehen wird. Ich klagte meiner jüngeren Schwester mein Leid, aber die sagte: Sie geht auf eine Schule, nicht auf einen Abschluss. Wenn es ihre Schule ist, wenn sie die wird, die sie ist, dann ist es gut.
 

Ich kenne die unteren Klassen von Gymnasien nicht, aber das, was ich auf einer Hauptschule erlebt habe, war eher weniger motivierend.

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vor 1 Minute schrieb Merkur:

Ich kenne die unteren Klassen von Gymnasien nicht, aber das, was ich auf einer Hauptschule erlebt habe, war eher weniger motivierend.

 

Kommt darauf an, was Du von der Schule erwartest. Ich war ein Jahr lang auf der Hauptschule, es war das komplette Grauen für mich. Für meine Große war es toll. Da waren ihre Freunde, mit denen konnte sie abhängen, der Unterricht hat sie nicht wirklich gestört. Für sie war das ein Übungsfeld. Sie war die Klassenmama und wer ihren Kindern zu nahe trat dem machte sie die Hölle heiß. Dabei war es ihr egal ob ein Lehrer ungerecht war, oder ein Schüler versuchte andere zu mobben. War kein Spaß sich mit ihr anzulegen.

 

(Die Sprechstunden zu denen wir zitiert wurden waren auch lustig. Ich habe gelernt was es bedeutet, Anwalt des Kindes zu sein nicht Handlanger des Lehrers. Er macht seinen Job, ich meinen.)

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vor 1 Stunde schrieb Higgs Boson:

 

Der nicht passende Schüler...

 

Man investiert Mühe, den Schüler an das Einheitsschulsystem anzupassen. Genau da entstehen die jahrelangen Reibungsverluste, die allen Beteiligten die Lust am Lernen und Lehren vergraueln. Man schafft es innerhalb von drei Wochen einen hochmotivierten ABC-Schützen in einen frustierten Schüler zu verwandeln.

 

Während man das früher mit Rohrstock und Lineal noch per Tatzen in den Griff bekommen konnte, versucht man es heute mit dem Anbunten von Bildern und aufgelockerten Sitzgruppen.

 

Das System ist falsch. Und die Kinder merken das. Und das lassen sie den Lehrer spüren, der sich nicht mehr mit roher Gewalt dagegen wehren kann.

Bei unserem Jüngsten ist erst in der 7. Klasse festgestellt worden, daß er eine Lese-Rechtschreibschwäche hat. Seine Grundschullehrerin hat ihn als Kind mit der falschen Adresse lieber auf die Hauptschule schicken wollen als sich mit seiner Schwäche und seinen Begabungen auseinandersetzen.

 

Der Klassenlehrer unseres Großen ist mit einer überraschenden Stringenz dabei den gesamten Respekt, den er in seiner Klasse von Anfang an genoss, mit lächerlichen Aktionen zu verspielen - die Kinder lernen jetzt übrigens bei *biep* mit Macht einfach die Klappe zu halten und das Elend einfach zu ertragen. Genau mein Erziehungsziel...

 

Übrigens ein Lehrer, der sich den Respekt seiner Klasse Anfangs durch ein gutes Gleichgewicht aus Konsequenz und Verlässlichkeit erwerben konnte.

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Natürlich erzieht die Schule. Das tat sie immer und das tut sie heute noch. Der Grund ist, dass Kinder (und Menschen) permanent lernen.

 

Die Frage ist, was wir lernen und wie wir es lernen. Kinder können noch nicht reflektieren, sich abgrenzen und wehren. Das fällt doch schon uns Erwachsenen schwer. Das alles und viel mehr zu verstehen, das ist das Feld der Pädagogik und im weiteren Sinn das der Psychologie, die aber in der Regel nur bemüht wird, wenn es dramatisch wird.

 

Was die LehrerInnen betrifft: Ihr eigentliches Hauptaufgabengebiet ist die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen. Zu Wissen zählt, dass die Kinder Schreiben, Lesen und Rechnen erlernen und sich Inhalte über die Welt im Allgemeinen aneignen, zu den Kompetenzen gehören Arbeitsstrategien, angefangen von der richtigen Art, einen Buchstaben zu schreiben einschließlich der Haltung des Stiftes (wobei das eigentlich im Kindergarten besser aufgehoben wäre) bis zur Organisation einer Gruppenarbeit (Wer schreibt? Was schreibt er auf? Wie ordentlich müssen die Notizen sein? Was machen die Anderen?), der Erstellung eines Referates und anderen Formen, sich nicht nur Wissen anzueignen, sondern auch zu präsentieren. Dazu gehört auch der Umgang mit neuen Medien und die Ressourcen, die sie bieten, sinnvoll einzuüben. Und das alles ist Didaktik, nicht Pädagogik.

 

Soziale Kompetenzen wie gewaltfreie Kommunikation und das Thema der höflichen Umgangsformen, das wäre eigentlich nicht Thema der Schule. Schule ist zunächst mal eine Sparmaßnahme - statt einem Schüler werden gleich SchülerInnen in Klassenstärke Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht -, aber sie bietet eben auch die Möglichkeit im Dialog mit anderen zu lernen und eben Kompetenzen wie Teamfähigkeit zu entwickeln.

 

Beobachtet kann in der Realität folgendes werden: Die Schule übernimmt Aufgaben, die eigentlich dem familiären Umfeld zugeordnet werden müssten (höfliche Umgangsformen, Esskultur bis hin zum Schulfrühstück), dafür sourct die Schule wesentliche schulische Aufgaben aus: Einüben von Grundkompetenzen in Schreiben, Lesen, Rechnen, Erstellen von Referaten usw., alles verdeckt unter dem Thema "Hausaufgaben": Deutschland ist ein Land, in dem Teilzeit-Homeschooling die Realität ist. Ein Streik der gesamten Elternschaft, ihren Beitrag zu leisten in dem, was Schule nicht schafft, würde die Defizite des deutschen Bildungssystems offenbaren. Dazu sind Eltern als Anwälte ihrer eigenen Kinder zu recht nicht bereit und deshalb haben Kinder bildungsferner Schichten nur in seltensten Fällen eine reale Chance, in diesem Schulsystem erfolgreich zu sein. Wir brauchen ja auch Leute ohne Abitur, nicht wahr. Wie praktisch, dass es die Bildungsfernen gibt.

 

Homeschooling findet zum Teil auf Wunsch der Elternschaft statt, ich nehme mich da in dem Punkt nicht aus, den ich oben nannte: Dass mein Sohn seinen Erwerb der Lesefähigkeit auf Eis legte, als er in der Ganztagesklasse war, das hat mir nicht gepasst. Er schaffte seinen mittleren Schulabschluss danach mit unserer Unterstützung ohne Ganztagesklasse und erwarb zu Hause die Lesefähigkeit, die ich für angemessen halte: Ein Buch von 150 Seiten in einer Stunde zu lesen. Wie ich es auch dreh und wende, ich würde es hier und heute nicht anders machen.

 

Wenn die Schule in Deutschland also den Ansprüchen der Elternschaft gerecht werden will, dann muss sie den Ansprüchen der Bildungsbürger zuerst gerecht werden. Wir werden ansonsten immer Mittel und Wege finden, das System zu unterlaufen. Exakt das fand vor ungefähr 20 Jahren in einem kleinen Rahmen statt, es war sehr interessant, es zu beobachten: Eine Lehrerin der Grundschule vor Ort gab die Lernwörter für die wöchentliche Nachschrift nicht heraus, sie wollte nicht, dass sie zu Hause geübt wurden. Die Eltern liefen Sturm, nicht alle, natürlich - welche wohl? - und das System des Homeschoolings wurde fortgesetzt.

 

 

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Und das kann und darf nicht sein.

Das verschärft die ohnehin vorhandenen Ungerechtigkeiten nur mehr.

Da muss etwas passieren.

bearbeitet von mn1217
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vor 16 Stunden schrieb Higgs Boson:

 

....Man schafft es innerhalb von drei Wochen einen hochmotivierten ABC-Schützen in einen frustierten Schüler zu verwandeln......

da muß wohl zuhause etwas nicht stimmen.

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Reality sucks... 

 

Und da in den letzten Jahren immer mehr on Top gekommen ist, hat sich das Problem nur noch verschärft. Ich sag nur Sonderschüler, die heute integriert werden müssen, ohne dass flächendeckend genug entsprechend ausgebildetes Personal dazu gekommen wäre. Oder eben Schüler, die kaum ein Wort Deutsch können. 

 

Aber unser Motto lautet ja: Wir schaffen das ;)

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vor 45 Minuten schrieb rince:

Reality sucks... 

 

Und da in den letzten Jahren immer mehr on Top gekommen ist, hat sich das Problem nur noch verschärft. Ich sag nur Sonderschüler, die heute integriert werden müssen, ohne dass flächendeckend genug entsprechend ausgebildetes Personal dazu gekommen wäre. Oder eben Schüler, die kaum ein Wort Deutsch können. 

 

Aber unser Motto lautet ja: Wir schaffen das ;)

hast du eine idee?

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Nicht mehr on Top geben, ohne sich um die dafür benötigten Ressourcen zu kümmern wäre schon mal ein Anfang. Aber dieser Gedanke ist vielen Verantwortlichen fremd. Ist in der Wirtschaft leider genau so.

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vor 36 Minuten schrieb rince:

Nicht mehr on Top geben, ohne sich um die dafür benötigten Ressourcen zu kümmern wäre schon mal ein Anfang. Aber dieser Gedanke ist vielen Verantwortlichen fremd. Ist in der Wirtschaft leider genau so.

frontalunterricht und garantierter schulaufenthalt während der schul-/unterrichtszeit von lehrern und schülern hat mich weit genug gebracht.

zuhause hatte der lehrer recht. wenn nicht: das mußt du aushalten. was hat mir das gebracht? ich halte auch dich aus.

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