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Politik für Alle


mn1217

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vor 15 Minuten schrieb Mistah Kurtz:

 

Ich verstehe das Evangelium als Aufforderung an jeden einzelnen als Person. Ich glaube nicht, dass eine Gesellschaft zur Umkehr aufgerufen wird. 


Ich glaube nicht, dass sich das trennen lässt. Die Gesellschaft entsteht aus einzelnen.
Und wenn du dir das AT ansiehst, dann geht es da sehr wohl immer auch um die Gesellschaft. Um das "Volk Israel". Die Utopie des messianischen Zeitalters gilt dem Volk.

bearbeitet von Ennasus
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33 minutes ago, Ennasus said:


Ich glaube nicht, dass sich das trennen lässt. Die Gesellschaft entsteht aus einzelnen.
Und wenn du dir das AT ansiehst, dann geht es da sehr wohl immer auch um die Gesellschaft. Um das "Volk Israel". Die Utopie des messianischen Zeitalters gilt dem Volk.

Eine Religion als Gesellschaftsform führt zwangsläufig zu Unfreiheit und Unterdrückung. Die hunderte komplizierter Vorschriften im Judentum dienen letztendlich nur zu Abgrenzung und Exklusion.

Genau das gibt es im Christentum nicht. Von Jesus gibt es nicht eine Anforderung an Staat oder Gesellschaft, im Gegenteil, „gebt dem Kaiser...“

Jesus stellt Anforderungen an das Individuum. „Geh hin, verkaufe alles und gib das Geld den Armen“. Und eben nicht „führt eine Steuer für alle ein, der Erlös soll den Armen zugute kommen“

Das ist ein grundlegender Unterschied auch zu Mohammed, der sich sehr bald, spätestens ab Medina, als politischer Anführer sah, und der deswegen auch zahllose gesellschaftspolitische Vorschriften erlassen hat, die man bis heute im Koran nachlesen kann.

Ein Christentum, das sich als Gesellschaftsordnung versteht, brauche ich nicht

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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vor einer Stunde schrieb Ennasus:


Mir geht es umgekehrt. Mir ist das immer klarer geworden: Sich unberührbar zu machen, widerspricht allem, was ich als Anliegen des Christentums verstehe. 
Gleichgültig zu sein, tötet. Auch die eigene Lebendigkeit.
Und sobald mich die Not von Menschen berührt, sobald ich merke, dass es nicht mehr geht, zu Unrecht und Unmenschlichkeit zu schweigen, weil ich sonst mit schuldig werde an dem, was geschieht, da muss ich mich notgedrungen zu Wort melden, etwas tun. Auch als Christin. Bzw. gerade als Christin. Wenn ich glaube, dass Gott der Schöpfer des Lebens ist, dass er unser Dasein und das Leben aller Menschen und der ganzen Schöpfung will, dann muss ich Widerstand leisten, wenn dieses Leben bedroht ist.
In welcher Form ich das tue, hängt von der individuellen Situation ab und davon, wo mich etwas empört oder wo ich das Unrecht brennend wahrnehme. Für den einen heißt das vielleicht beten, für den anderen, dass er aktiv und sichtbar werden muss.
Ein lesenswertes Buch in diesem Zusammenhang ist übrigens das hier. Aber natürlich auch z.B. Dorothee Sölle und ihr ganzes Schreiben.
 

 

 Umgekehrt zu was? Ich habe nichts von dem geschrieben, was Du ablehnst.

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vor 2 Stunden schrieb Ennasus:


Aber das widerspricht sich doch nicht?
Wenn ich als einzelner merke, dass etwas grundfalsch läuft, und ich spüre, dass mich das nicht mehr ruhig sein lässt, dann muss ich natürlich schon auch fragen, was i c h selbst verändern kann. Aber wenn es etwas in der Gesellschaft ist, das allem widerspricht, was ich als richtig und gut empfinde, wohin soll ich mich dann wenden? Dann nützt es doch nichts, wenn ich das zu meiner Privatsache mache, dann m u s s ich doch öffentlich werden?! Für mich ist genau das ein Prozess gewesen (der auch nicht abgeschlossen ist), dass ich verstehen gelernt habe bzw. lernen muss, dass Nachfolge auch heißen kann, öffentlich für und/oder gegen etwas einzustehen. Mich nicht mehr zu verstecken, sondern sichtbar zu werden. 
 

 

Auch hier kämpfst du gegen Windmühlen, Du kritisierst etwas, was Mistah nicht geschrieben hat. Es ist ein ein Unterschied, ob man - gerne auch öffentlich - Umkehr fordert (auch von vielen) oder ob man dementsprechende gesetzliche (und somit mit Zwang!!!) Maßnahmen fordert.

 

Wer sich dazu mal einlesen will, warum man aus tiefster katholischer Überzeugung bspw. gegen ausgedehnte soziale Programme des Staates sein kann, lese Dorothy Day (die mich ungefähr 10000x mehr beeindruckt als Dorothee Sölle, mit der sie den Vornamen teilt)

bearbeitet von rorro
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Da auchdie Kreuzzüge Reaktionen auf die Bibel respektive das Verständnis der Kreuzritter von dieser waren,ist Skepsis durchaus angebracht.

Aber es geht ennasus vermutlich nicht um einen Staat, der Christentum als Staatsreligion hat.

 

Ich sehe die Botschaft Jesu als Aufforderung an mich,mich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen.  Aber nicht als Aufforderung, Christentum Al Staatsreligion einzuführen.

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Wenn man aber aus christlichem Verständnis heraus - jenseits von der Forderung nach Erhalt des Lebens - Gesetze unterstützt, die den einen Zwang auferlegt, damit andere profitieren (bspw. durch finanzielle Umverteilung), dann darf durchaus gefragt werden, inwiefern das evangeliumsgemäß ist.

Vielleicht ist es das NICHT, dann sollte man das auch sagen dürfen.

Eine christlich geprägte Gesellschaft, also weit vor einer Staatsreligion, entsteht und erhält sich nicht durch christlich geprägte Gesetze - das bedeutet Zwang gegen alle Andersdenkenden! - sondern durch eine große Anzahl überzeugt und überzeugend lebender Christen. Und so bitter das ist: das irdische Scheitern ist in der christlichen DNA.

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vor 2 Minuten schrieb rorro:

Wenn man aber aus christlichem Verständnis heraus - jenseits von der Forderung nach Erhalt des Lebens - Gesetze unterstützt, die den einen Zwang auferlegt, damit andere profitieren (bspw. durch finanzielle Umverteilung), dann darf durchaus gefragt werden, inwiefern das evangeliumsgemäß ist.

Wo liest du in de Bibel, dass man Abtreibungen strafrechtlich verfolgen müsse? Oder ist das einfach eine zufällig dir genehme Folgerung aus dem Geist des Evangeliums?

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Ich habe nie behauptet, das religiös zu begründen. Ich finde Menschentöten einfach scheiße und finde, eine Gesellschaft sollte das nicht goutieren.

 

Was sich religiös begründen läßt, ist, daß Christen so etwas nicht tun (wie schon die Didaché schreibt). Das hat mit dem Staat erst einmal nichts zu tun.

bearbeitet von rorro
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vor 8 Stunden schrieb rorro:

Natürlich ist politisches Engagement aus dem Glauben heraus vollkommen erklärbar. Doch Politik gleichzusetzen mit Parteipolitik oder Engagement innerhalb staatlicher Institutionen ist ein grober Fehlschluß. Daß sich Kirchenobere Einfluß sichern wollen - schlimm genug. Daß noch genügend Gläubige darauf reinfallen - umso schlimmer. 

Das Christentum setzt im Grunde keine bestimmte Regierungsform voraus. Die einzige Bedingung, die die Kirche an eine politische Ordnung stellt, ist die Erwartung unbehelligt von staatlicher Bevormundung als Ganzes wie auch ihre einzelnen Gläubigen, den Glauben verkünden/bekennen, die Sakramente feiern und nach dem Glauben der Kirche leben kann.

 

Ob das nun in einer Diktatur, einer Monarchie, einer Bananenrepublik oder einer Demokratie möglich ist, ist zunächst einmal egal. Zwar hat die Kirche Antworten auf bestimmte Fragen des Zusammenlebens gefunden, aber diese in weltliches Recht zu gießen ist allenfalls eine mögliche Aufgabe der einzelnen Gläubigen, die an den politischen Prozessen des jeweiligen Gemeinwesens partizipieren (können).

 

Ich bin da recht zwigespalten, da ich "ghettolösungen" (d.h. eine Infrastruktur nach katholischen Maßstäben mit den nötigen Einrichtungen des Gesundheitswesens, des Bildungswesens und der Caritas) für ein unter den gegeben Umständen leider notwendiges Projekt halte, aber eigentlich beißt sich das mit dem Universalanspruch und dem Gebot des Wirkens in der Welt.

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Selbst wenn jemand sein Christentum als einen Auftrag zum politischen Engagement verstünde: augenscheinlich ist dieser Auftrag so undeutlich formuliert, dass man damit genauso Trump-Anhänger im Bible-Belt sein kann als auch Unterstützer  marxistischer Guerilla in Lateinamerika.

Was letztlich zwei Gruppen sind oder waren, die es in Ordnung fanden, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. 

Da ich aber genau so ein Verhalten biblisch kaum je begründbar fand, denke ich, dass hier erhebliche Interpretationen stattfanden - sprich: auch die Bibel kann mit genügend politischem Eifer zur Rechtfertigung jedweder Untat herangezogen werden. 

Also scheint es mir logisch, dass hier der politische Eifer vor allem die religiöse Rechtfertigung sucht - mir ist das Christentum dafür zu schade.

Das einzige, was ich nachvollziehen kann, ist christlich motiviert, eine biographische Entwicklung durchläuft, die ihn letzlich in die Politik führt - was aber immer noch etwas völlig anderes wäre, als aus der Bibel politische Forderungen abzuleiten.

bearbeitet von Shubashi
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vor 7 Stunden schrieb Werner001:

Eine Religion als Gesellschaftsform führt zwangsläufig zu Unfreiheit und Unterdrückung. Die hunderte komplizierter Vorschriften im Judentum dienen letztendlich nur zu Abgrenzung und Exklusion.

Genau das gibt es im Christentum nicht. Von Jesus gibt es nicht eine Anforderung an Staat oder Gesellschaft, im Gegenteil, „gebt dem Kaiser...“

Jesus stellt Anforderungen an das Individuum. „Geh hin, verkaufe alles und gib das Geld den Armen“. Und eben nicht „führt eine Steuer für alle ein, der Erlös soll den Armen zugute kommen“

Das ist ein grundlegender Unterschied auch zu Mohammed, der sich sehr bald, spätestens ab Medina, als politischer Anführer sah, und der deswegen auch zahllose gesellschaftspolitische Vorschriften erlassen hat, die man bis heute im Koran nachlesen kann.

Ein Christentum, das sich als Gesellschaftsordnung versteht, brauche ich nicht

 

Werner


Ich habe nichts von einer christlichen Gesellschaftsordnung geschrieben.
Sondern davon, dass die Bereitschaft, sich von der Not von Menschen berühren zu lassen, mehr oder weniger zwangsläufig dazu führt, dass man sich für diese Menschen einsetzt bzw. gegen ihre Unterdrückung und Ausgrenzung und gegen Ungerechtigkeit. In welcher Form auch immer. 
Und doch, natürlich ist das genuin christlich. Ob wir das tun oder nicht, entscheidet so ziemlich alles, Mt 20,31 ff.

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vor 7 Stunden schrieb rorro:

 

 Umgekehrt zu was? Ich habe nichts von dem geschrieben, was Du ablehnst.

 Umgekehrt da dazu:

" Früher sah ich das anders, jetzt zunehmend kritischer. "

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vor 7 Stunden schrieb rorro:

 

Auch hier kämpfst du gegen Windmühlen, Du kritisierst etwas, was Mistah nicht geschrieben hat. Es ist ein ein Unterschied, ob man - gerne auch öffentlich - Umkehr fordert (auch von vielen) oder ob man dementsprechende gesetzliche (und somit mit Zwang!!!) Maßnahmen fordert.


Ich habe gegen nichts gekämpft und nichts kritisiert, sondern nachgefragt und meinen eigenen Prozess beschrieben. 

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vor einer Stunde schrieb Flo77:

Ich bin da recht zwigespalten, da ich "ghettolösungen" (d.h. eine Infrastruktur nach katholischen Maßstäben mit den nötigen Einrichtungen des Gesundheitswesens, des Bildungswesens und der Caritas) für ein unter den gegeben Umständen leider notwendiges Projekt halte, aber eigentlich beißt sich das mit dem Universalanspruch und dem Gebot des Wirkens in der Welt.

 

"Ghettolösungen" wären es dann, wenn sie nur katholischen Christen zugänglich wären. Das wäre in der Tat fatal. Katholisches Wirken hinein in die Welt - und zwar nach außen und innen sicher der eigenen Identität -  ist die einzige Form der Evangelisierung, die den Menschen die Freiheit läßt. Wenn sich Gott nicht aufdrängt, wäre es in meinen Augen vermessen, wenn der Mensch das tut.

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vor einer Stunde schrieb Ennasus:

 Umgekehrt da dazu:

" Früher sah ich das anders, jetzt zunehmend kritischer. "

 

Kritischer als früher sehe ich das parteipolitische Engagement, das mit Mitteln der Macht und des Zwangs gegenüber Andersdenkenden christliche Anliegen verwirklicht sehen will. Das siehst Du also umgekehrt. Okay, kenne ich.

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vor einer Stunde schrieb rorro:

 

Kritischer als früher sehe ich das parteipolitische Engagement, das mit Mitteln der Macht und des Zwangs gegenüber Andersdenkenden christliche Anliegen verwirklicht sehen will. Das siehst Du also umgekehrt. Okay, kenne ich.


Du sprachst in dem Posting, aus dem ich dich zitiert habe, von " im weitesten Sinne staatspolitisches Engagement", nicht von parteipolitischem. Darauf habe ich reagiert.
Was du mir hier in den Mund legst, habe ich weder gesagt noch sehe ich das so.

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Ich schrieb

 

Zitat

Außerdem bedeutet im weitesten Sinne staatspolitisches Engagement aufgrund des Gewaltmonopols immer Machtausübung gegen den WIllen einzelner auch wenn diese in der Minderheit seien.

 

Aber mal Butter bei de Fische (wie man hier sagt): wenn sich bspw. jemand politisch bei ACAT engagiert (http://www.acat-deutschland.de/) - von denen ich auch regelmäßig die Appelle bekomme - dann ist das für mich genuin christliches politisches Engagement. Oder bei der IGFM (https://www.igfm.de/).

 

Wenn jemand dagegen seine christlichen Meinungen parteipolitisch und gesetzgeberisch durchsetzen will, gegen Gegenkandidaten, gegen Andersdenkende, unter Inkaufnahme von moralischen Kompromissen (auch auch wenn ohne diese) - und wenn auch alles strikt demokratisch - dann sehe ich das kritisch.

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Der evangelischer Theologe Karl-Heiz Risto schreibt in seinem Buch "Was sollen wir tun? - Ethik in der Altenpflege" das es eine christliche Altenpflege so wenig geben könne wie ein christliche Schuhmacherei.  Er begründet das damit das letzten Endes die Methoden und Techniken nicht vom Glauben ableitbar seien. Man müsse an der Arbeit sehen wes Geistes Kind der Pflegende ist. Also wie setzt eine Pflegeperson, die gläubiger Christ ist, in seiner Arbeit den Wert der Nächstenliebe um?
Vielleicht, um den Bogen zum Thema zu nehmen, gibt es in diesem Sinne auch keine christliche Politik. Die Methoden - der Streit um den richtigen Weg, der Ausgleich der Interessen, die Suche nach dem Kompromiss - bleiben ja die selben, unabhängig davon ob der Politiker Christ, Buddhist, Muslim, Jude oder Atheist ist. Allerdings sollte man christliche Politiker*Innen an den Werten erkennen, mit denen sie Politik betreiben.

 

Und da kann man dann schon fragen, um mal Parteipolitisch zu sprechen, wie es eine CDU schafft sich einerseits mit dem "C" im Namen dem Erhalt der Schöpfung zu verschreiben, andererseits in Sachen Klimaschutz sich im Schlafwagen häuslich einzurichten. Oder warum das bewahren wollen einer christlich-abendländischen Kultur die AfD nicht dazu bringt, aus dem Geist der Nächstenliebe, für großzügige Flüchtlingspolitik zu stimmen. Oder warum meine eigene Partei einerseits von Solidarität spricht (was ja letztlich die politisch-säkulare Übersetzung von "Nächstenliebe" ist), diese Solidarität aber nicht dem ungeborenen Leben gilt (letzteres könnte ich erklären aber darum geht es grad nicht).

bearbeitet von Frank
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vor 58 Minuten schrieb rorro:

 

Aber mal Butter bei de Fische (wie man hier sagt): wenn sich bspw. jemand politisch bei ACAT engagiert (http://www.acat-deutschland.de/) - von denen ich auch regelmäßig die Appelle bekomme - dann ist das für mich genuin christliches politisches Engagement. Oder bei der IGFM (https://www.igfm.de/).


Für mich auch, ja.

 

Zitat

Wenn jemand dagegen seine christlichen Meinungen parteipolitisch und gesetzgeberisch durchsetzen will, gegen Gegenkandidaten, gegen Andersdenkende, unter Inkaufnahme von moralischen Kompromissen (auch auch wenn ohne diese) - und wenn auch alles strikt demokratisch - dann sehe ich das kritisch.


Aber wo ist die Grenze?
Angenommen, du lebst in einem Staat, in dem mit dem Einverständnis der Bevölkerungsmehrheit Andersdenkende oder angeblich für den Frieden im Land gefährliche Menschen gefoltert werden, oder in dem die Todesstrafe eine von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptierte "notwendige" Sache ist - wie sieht das dann aus?

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Long John Silver
vor 18 Stunden schrieb Werner001:

Eine Religion als Gesellschaftsform führt zwangsläufig zu Unfreiheit und Unterdrückung. Die hunderte komplizierter Vorschriften im Judentum dienen letztendlich nur zu Abgrenzung und Exklusion.

Genau das gibt es im Christentum nicht. Von Jesus gibt es nicht eine Anforderung an Staat oder Gesellschaft, im Gegenteil, „gebt dem Kaiser...“

Jesus stellt Anforderungen an das Individuum. „Geh hin, verkaufe alles und gib das Geld den Armen“. Und eben nicht „führt eine Steuer für alle ein, der Erlös soll den Armen zugute kommen“

Das ist ein grundlegender Unterschied auch zu Mohammed, der sich sehr bald, spätestens ab Medina, als politischer Anführer sah, und der deswegen auch zahllose gesellschaftspolitische Vorschriften erlassen hat, die man bis heute im Koran nachlesen kann.

Ein Christentum, das sich als Gesellschaftsordnung versteht, brauche ich nicht

 

Werner

 

Vielleicht meint  Ennasus eher Gesellschaft als Begriff fuer Gemeinschaft.  Im christlichen Fall die Gemeinschaft aller Kinder Gottes, wenn man so sagen will. 

 

Und natuerlich ist das Individuelle nie von der Gemeinschaft zu  trennen, das ist untrennbar verzahnt. Wie Marcellinus gern sagt, DEN Menschen gibt es nicht, Menschsein ergibt sich daraus, dass es andere Menschen gibt. 

 

Christentum als Staatsform lehne ich ab (aber ich glaube, darum geht es nicht hier),  das Evangelium als Masstab wie wir Menschen solidarisch zusammen leben wollen, halte ich fuer genau das, was im Evangelium steht. Und das ist nicht nur ein Thema fue das stille Kaemmerlein.

 

Des weiteren: das AT kennt die Entsuehnung des Volkes. Hintergrund: Suende vergiftet alles, nicht nur den einzelnen, denn die Folgen der Suenden betrifft/zerstoert/tangiert die anderen und das Zusammenleben. (Daher auch, dass die Suenden der Vaeter die Kinder bis ins siebte Glied verfolgen). 

 

Was die Orden betrifft: sie beten auch nicht fuer sich allein und ihr individuelles Seelenheil. sondern verstehen sich auf ihre Weise als Handelnde fuer die Welt undin der Welt. 

 

Und dann ist noch die Frage, was politisch bedeutet: auch Armenspeisung ist politisch z.B., auch die Verweigerung von Gehorsam bei Dingen, die  man als falsch empfindet, auch das laute Sagen der Meinung.  Politisch handeln ist immer gleichzeitig individuelles Handeln und umgekehrt. Auch das "ich halte mich raus" ist Politik und Beeinflusst die Gesellschaft. Ich beeinflusse die Gesellschaft in vielen kleinen Dingen, weil ich in vielen "kleinen" Dingen Entscheidungen treffe, wie ich meinen Muell entsorge, was ich esse, wo ich einkaufe, welchen Konzern ich Geld gebe, welche Kunst ich mag, was ich unterstuetze in vielen "kleinen" Dingen". Welchen TV-Sender ich sehe. Welche caritativen Projekte ich unterstuetze (oder andere). Christsein ist nie los geloest von gesellschaftlichen Bedingungen, weil kein Mensch los geloest von Gesellschaft/Gemeinschaft denken und agieren kann. 

 

Eine Verantwortung auch als Christ fuer die Dinge, die um mich herum passieren, kann ich persoenlich nicht negieren.  Christ ist man nie allein, wie es heisst. Mensch auch nicht. 

 

 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 10 Stunden schrieb Shubashi:

Selbst wenn jemand sein Christentum als einen Auftrag zum politischen Engagement verstünde: augenscheinlich ist dieser Auftrag so undeutlich formuliert, dass man damit genauso Trump-Anhänger im Bible-Belt sein kann als auch Unterstützer  marxistischer Guerilla in Lateinamerika.

Was letztlich zwei Gruppen sind oder waren, die es in Ordnung fanden, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. 

Da ich aber genau so ein Verhalten biblisch kaum je begründbar fand, denke ich, dass hier erhebliche Interpretationen stattfanden - sprich: auch die Bibel kann mit genügend politischem Eifer zur Rechtfertigung jedweder Untat herangezogen werden. 

Also scheint es mir logisch, dass hier der politische Eifer vor allem die religiöse Rechtfertigung sucht - mir ist das Christentum dafür zu schade.

Das einzige, was ich nachvollziehen kann, ist christlich motiviert, eine biographische Entwicklung durchläuft, die ihn letzlich in die Politik führt - was aber immer noch etwas völlig anderes wäre, als aus der Bibel politische Forderungen abzuleiten.


"Aus der Bibel heraus politische Forderungen zu stellen", das geht m.E. nicht in einer säkularen Gesellschaft. Das habe ich aber auch nicht gemeint.
Sondern: Was ich nicht verstehe, ist, wie jemand ernsthaft sein Leben aus dem christlichen Glauben heraus gestalten will und dabei nicht unweigerlich zum Ergebnis kommt, dass das auch den Einsatz für das Leben bedeutet, für menschliches und generell. 

Und ja, natürlich kann man die Bibel auf zwei grundsätzlich sehr unterschiedliche Weisen verstehen und landet man bei einem konkretistischen Zugang ganz woanders als bei einem, der diese Texte als Wegweiser für das Wachstum der lebendigen Seele versteht. Aber das zu wissen, bedeutet doch erst recht, dass man selbst immer genauer hinhören und verstehen lernen muss, was wie gemeint ist. Es kann m.E. nicht bedeuten, dass man daraus den Schluss zieht, sich nicht mehr in einer Gesellschaft engagieren zu wollen.

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vor 58 Minuten schrieb Ennasus:

Einsatz für das Leben bedeutet, für menschliches und generell. 

 

Das denke ich auch, nur kann man in meinen Augen dabei eben doch zu sehr verschiedenen konkreten politischen Schlussfolgerungen kommen.

Ich bin z.B. auch kein Freund von Abtreibungen, nur ist mir z.B. gleichzeitig das aggressive christliche "Lebensschützertum", das immer ganz genau weiss, welche gesetzlichen Verbote und Strafen v.a. für Frauen dafür erforderlich sind, ein Greuel.

Ich denke also, dass hier Bibel und Christentum zu einer gewissen Aufmerksamkeit und einem Fokus verhelfen, aber dass sich das eben keinesfalls in einer spez. politischen Orientierung oder auch nur konkretem politischen Engagement niederschlagen muss. Wir erkennen unseren Nächsten konkret - Jesus beschreibt z.B. das Handeln des Samariters gegenüber einem Menschen.

Dass er darüber hinaus mit einer "Law&Order"-Partei gegen die Straßenkriminalität eintreten müsste oder gleich eine "Samariter-Sanitätstruppe" gründen, steht da nicht.

Was mir Jesus sympathischer macht als praktisch jeden Politiker.

 

bearbeitet von Shubashi
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vor 2 Stunden schrieb Shubashi:

 

Das denke ich auch, nur kann man in meinen Augen dabei eben doch zu sehr verschiedenen konkreten politischen Schlussfolgerungen kommen.

Ich bin z.B. auch kein Freund von Abtreibungen, nur ist mir z.B. gleichzeitig das aggressive christliche "Lebensschützertum", dass immer ganz genau weiss, welche gesetzlichen Verbote und Strafen v.a. für Frauen dafür erforderlich sind, ein Greuel.

Ich denke also, dass hier Bibel und Christentum zu einer gewissen Aufmerksamkeit und einem Fokus verhelfen, aber dass sich das eben keinesfalls in einer spez. politischen Orientierung oder auch nur konkretem politischen Engagement niederschlagen muss. Wir erkennen unseren nächsten konkret - Jesus beschreibt z.B. das Handeln des Samariters gegenüber einem Menschen.

Dass er darüber hinaus mit einer "Law&Order"-Partei gegen die Straßenkriminalität eintreten müsste oder gleich eine "Samariter-Sanitätstruppe" gründen, steht da nicht.

Was mir Jesus sympathischer macht als praktisch jeden Politiker.

 


Ja, da kann ich dir zustimmen.

Ich schreibe momentan vor dem Hintergrund der österreichischen Politik der vergangenen zwei Jahre.
Einer wirklich nur noch boshaften, aktiv Desintegration betreibenden Politik gegenüber Migranten, geflohenen Menschen und anderen Menschen, die - aus was für Gründen auch immer (zum Teil, weil ihnen jegliche Möglichkeit, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, verboten ist, aber auch Kinder oder aus anderen Gründen Arbeitslose) auf Unterstützung angewiesen wären. Vor dem Hintergrund einer Politik, die jedes zivilgesellschaftliche Engagement für diese Menschen gezielt immer mehr unterbunden und verunmöglicht hat und ganz viele Menschen, die sich ehrenamtlich engagiert hatten, permanent mit neuen Ohnmachtserfahrungen konfrontiert hat.
Einer Politk, die daran gearbeitet hat, die Medien unter ihre Kontrolle zu bringen usw.

Hier in Vorarlberg hat das eine ganz neue Entwicklung bewirkt: Plötzlich stand und steht die "bürgerliche MItte" regelmäßig demonstrierend auf der Straße, es ging auf einmal nicht mehr, sich einfach privat für das einzusetzen, was einem wichtig war. Für wirklich erstaunlich viele Menschen wurde klar, dass man sich nicht schweigend und im Verborgenen gegen Gesetze einsetzen kann, die Unmenschlichkeit zu Recht machen, dass man sich positionieren und hörbar und sichtbar Widerstand leisten muss.Für mich war und ist es immer noch beeindruckend, wen man auf diesen Demos antreffen kann. Es entstand und entsteht da regelmäßig eine solidarische Allianz aus Wirtschaftstreibenden, aus sich bis vor kurzem als völlig unpolitisch empfunden habenden Klosterschwestern und Geistlichen, biederen Bürgern und Bürgerinnen, Ärzten, Arbeitern, vielen alten Menschen, die ganz entsetzt längst vergangen geglaubte Sprach- und Verhaltensmuster wieder erkannt haben (auch viele, die jahrzehntelang mehr oder weniger unhinterfragt die ÖVP gewählt haben),...  

Nachtrag: Hier kann man Entwicklungen des zivilgesellschaftlichen Widerstands in Österreich aus der Sicht eines Nachbarn nachhören.

bearbeitet von Ennasus
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Zitat

Plötzlich stand und steht die "bürgerliche MItte" regelmäßig demonstrierend auf der Straße

 

Das ist nicht die Mitte, vielmehr sind das überschaubare Teilaspekte von ihr. Wäre es tatsächlich das Gros der Mitte, Kurz fände in Österreich nicht die Zustimmung die er hat. Denn die linken und rechten Ränder verweigern ihm ohnehin und grundsätzlich ihre Stimme, also bleibt ihm als Wählerpotential nur das, was dazwischen liegt. Und das ist per definitionem die bürgerliche Mitte. Die aber scheint zum größten Teil seiner Politik zuzustimmen, wie etwa auch die gerade stattgefunden Wahlen zum EU-Parlament zeigen.

 

Ich weiß schon, wenn man mit 1000 Leuten zusammensteht und lautstark Forderungen erhebt, bekommt man schnell einmal das Gefühl einer Mehrheit anzugehören. Denn die 100.000 die nicht da stehen, die hört man nicht. 

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Keine Sorge, die da stehen, haben eine recht gesunde Beziehung zur Realität. Es sind auch keine Krakeeler.
Es ist mir aber auch egal, ob du von außen genauer weißt, was hier abläuft als jemand, der mitten drin lebt.
Ich mache keinen Wahlkampf, ich wollte etwas erzählen, was ich hier erlebe und die Fragen und Gedanken mitteilen, die sich nicht nur mir stellen. Für die, die das interessiert.



 

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