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Politik für Alle


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vor 2 Minuten schrieb Mistah Kurtz:

Das sitzt tief und ist einer der Gründe, warum wir uns so schwer tun mit der Auseinandersetzung dessen, was damals geschah. 

Die Frage stellt sich bei uns in gewisser Weise jedes Jahr an Allerheiligen: Dürfen die Vorfahren mit NS-Vergangenheit auf den Altar oder nicht?

 

Ich stelle sie jedes Jahr dazu. Sie zu verbannnen würde weder ihre Geschichte ungeschehen machen, noch würde die Lücke einen heilsamen Effekt für uns haben. Daß sie dort stehen schafft Abstand, denn auf dem Altar stehen nur die Toten, und weil sie dort stehen wird über sie geredet.

 

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vor 3 Minuten schrieb Mistah Kurtz:

... unsere Großvätergeneration war aber großteils nicht das Opfer, sondern letztlich Täter oder Mitläufer.

 

Nun, bei mir war es die Väter- und Muttergeneration, und wenn ich mir deren Lebensgeschichte so ansehe, waren sie wohl beides, Täter wie Opfer. Wobei auch das so pauschal nicht stimmt. Ich komme aus einer in der Wolle gefärbten SPD-Kleinstadt (im wahrsten Sinne des Wortes, vor allem Textilindustrie damals). Die ersten, die 1933 verschwanden waren Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftler. Die beiden letzteren kamen wenigstens nach ein paar Wochen zurück, waren aber seltsam schweigsam über das, was sie erlebt haben. Mein Vater war 17, als die Nazis an die Macht kamen, meine Mutter 9 Jahre alt. Mein Vater mußte sofort nach Schule und Ausbildung zum Reichsarbeitsdienst, von dort aus direkt zum Militär und dann in den Krieg, erst nach Frankreich, dann nach Rußland. Meine Mutter ging durch das Schul- und Ausbildungssystem der Nazis, danach Arbeitsdienst in einer Munitionsfabrik und Berufstätigkeit in einem "kriegswichtigen Betrieb". 

 

So sah vermutlich das Leben vieler Deutscher damals aus. Sie gehörten entweder zu den "Feinden des Reiches" und hatten unterschiedliche Formen der Verfolgung zu erdulden, oder waren Teil der anlaufenden Kriegsmaschinerie oder versuchten irgendwie zu überleben. Man darf nicht vergessen, die Nazizeit waren mal gerade 12 Jahre, davon 6 Jahre Kriegsvorbereitung und dann 6 Jahre Krieg. Man kann viel darüber philosophieren, inwieweit die Nazizeit in der Kontinuität der deutschen Geschichte stand, fest steht meiner Ansicht nach aber, daß 1933 ein ziemlich radikaler Bruch war. 

 

Ich habe mich in meiner Jugend viel mit älteren Einwohnern unserer Stadt unterhalten. Am meisten ist mir ein Gespräch mit meinem Friseur in Erinnerung geblieben. Die Zeit vor 33 sei von regelmäßigen Kämpfen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten geprägt gewesen. Nazis, das seien in ihrer damaligen Wahrnehmung ein paar Jungen vom Land gewesen, denen man eine Abreibung verpaßte, und zurück aufs Dorf schickte. Daß unsere kleine Stadt nicht die ganze Welt war, habe man dann nach 33 viel zu spät gemerkt. 

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vor 42 Minuten schrieb Flo77:

Und ich halte es für unsäglich dumm zu ignorieren, daß hier ähnliche Mechanismen am Werke sind. Natürlich sind die Konsequenzen für Ungeimpfte im Moment nicht ansatzweise so dramatisch wie für die jüdische Bevölkerung im 3. Reich. Mich beunruhigen allerdings tatsächlich die in der Impfdebatte passierenden Radikalisierungen, die in vielem die Muster der Diffamierungen aus "klassischen" Rassismen aufgreifen bzw. nachahmen. Wie gesagt hatte ich dieser Tage das "Vergnügen" mit Impfbefürwortern zu tun zu haben, deren Ansichten wie mit Ungeimpften zu verfahren sei mit "sozialer Hinrichtung" ausgesprochen wohlwollend umschrieben sind.

 

Was uns an diesem Punkt wahrscheinlich einholt ist ein Nebeneffekt unserer Erinnerungskultur, nämlich daß die sprachlichen Figuren fest in das Narrativ unserer Gesellschaft eingeflochten sind und die Shoah quasi zum entscheidenden Referenzpunkt geworden ist. Es gibt bei uns nur 0 oder 100.

das wirkliche Drama bei der ganzen Geschichte ist daß das Ganze mittlerweile nur mehr emotional gesehen wird  der spanische Weg wäre besser gewesen

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vor 13 Minuten schrieb Flo77:

Die Frage stellt sich bei uns in gewisser Weise jedes Jahr an Allerheiligen: Dürfen die Vorfahren mit NS-Vergangenheit auf den Altar oder nicht?

 

Ich stelle sie jedes Jahr dazu. Sie zu verbannnen würde weder ihre Geschichte ungeschehen machen, noch würde die Lücke einen heilsamen Effekt für uns haben. Daß sie dort stehen schafft Abstand, denn auf dem Altar stehen nur die Toten, und weil sie dort stehen wird über sie geredet.

 

welcher Altar zu Allerheiligen?

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vor 40 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Ob das jeder als einen Vorwurf sähe, ist noch sehr die Frage. Mir scheint auch vor Kurz die österreichische Politik nicht ein Hort von Ehrlichkeit und Anstand gewesen zu sein. ;)

stimmt aber so rotzfrech wie der Jusstudent ohne Abschluss hat sich keiner aufgeführt und es ist erst ein Viertel der Chats von der Staatsanwaltschaft aus gewertet

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vor 1 Stunde schrieb Spadafora:

wie kommst du zu diesem Schluss den könnte man nur ziehen, wenn man den gesamten verlauf der Menschheitsgeschichte kennt?
Bis jetzt ist die Schoa einmalig, aber wenn Höcke und Co mit Afd.  und ähnlichen Parteien Oberwasser bekommen muß das nicht einmalig bleiben

Und warum nur Höcke und Konsorten? Warum soll nicht auch anderswo auf der Welt so etwas passieren können?

 

Worauf ich hinaus will: ist nicht letztlich jeder (!) Vergleich Unsinn? Auch der Vergleich mit Höcke und Konsorten? Der relativiert doch genauso.

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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vor 38 Minuten schrieb Werner001:

Und warum nur Höcke und Konsorten? Warum soll nicht auch anderswo auf der Welt so etwas passieren können?

 

Worauf ich hinaus will: ist nicht letztlich jeder (!) Vergleich Unsinn? Auch der Vergleich mit Höcke und Konsorten? Der relativiert doch genauso.

 

Werner

ich bin auch von einer ideologischen Wiederholung ausgegangen und da drängen sich AfD und FPÖ auf 

 

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vor 6 Minuten schrieb Spadafora:

ich bin auch von einer ideologischen Wiederholung ausgegangen und da drängen sich AfD und FPÖ auf 

 

Im meinen Augen ist das ein ebenso abwegiger Vergleich wie der mit der „Coronadiktatur“. Ebensowenig wie man befürchten muss, dass ein paar Millionen Bauern dem Hungertod ausgeliefert wird, wenn die Linke an die Regierung kommt.

 

Werner

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vor 55 Minuten schrieb Flo77:

Was ist der "spanische Weg"?

Jeder kriegt einen Impftermin wer ihn nicht wahrnehmen will muß sich abmelden und kann das nach einer ausführlichen Beratung auch tun
Spanien liegt bei 79,5% Impfung  es gibt praktisch keine Covid Maßnahmen mehr

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vor 2 Minuten schrieb Werner001:

Im meinen Augen ist das ein ebenso abwegiger Vergleich wie der mit der „Coronadiktatur“. Ebensowenig wie man befürchten muss, dass ein paar Millionen Bauern dem Hungertod ausgeliefert wird, wenn die Linke an die Regierung kommt.

 

Werner

nach dem, was man hier von Dir hier so liest, ist mir klar, dass Du das so siehst

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vor 1 Minute schrieb Spadafora:

nach dem, was man hier von Dir hier so liest, ist mir klar, dass Du das so siehst

Tja, so ist das halt.

 

Werner

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58 minutes ago, Spadafora said:

nach dem, was man hier von Dir hier so liest, ist mir klar, dass Du das so siehst

 

Ist es also nicht abwegig anzunehmen, dass im Falle einer Machtübernahme durch Kommunisten Bauern massenhaft verhungern könnten? Oder ist dies schon abwegig, nicht aber, dass die AfD eine neue Shoah vernsatlten würde?

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vor 3 Stunden schrieb Flo77:

Und ich halte es für unsäglich dumm zu ignorieren, daß hier ähnliche Mechanismen am Werke sind. Natürlich sind die Konsequenzen für Ungeimpfte im Moment nicht ansatzweise so dramatisch wie für die jüdische Bevölkerung im 3. Reich. Mich beunruhigen allerdings tatsächlich die in der Impfdebatte passierenden Radikalisierungen, die in vielem die Muster der Diffamierungen aus "klassischen" Rassismen aufgreifen bzw. nachahmen. 

Du meinst den Fackelzug in Grimma? 

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vor einer Stunde schrieb Spadafora:

Spanien liegt bei 79,5% Impfung  es gibt praktisch keine Covid Maßnahmen mehr

Ach? In sechs Regionen in Spanien wurde erst kürzlich wieder 2G (Geimpft oder Impfnachweis) eingeführt, wenn man in Restaurants, Bars oder öffentliche Einrichtungen will, da auch dort die Inzidenzien nach oben zeigen. 

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vor 16 Minuten schrieb Domingo:

 

Ist es also nicht abwegig anzunehmen, dass im Falle einer Machtübernahme durch Kommunisten Bauern massenhaft verhungern könnten? 

Wir reden hier schon über Deutschland, oder? Oder möchtest du die Diskussion Richtung Nordkorea leiten?

Manch einer möchte einfach nicht wahrhaben, dass es den Holocaust wirklich gegeben hat, und dass das tatsächlich hier in diesem Land war. Und verhungert sind hier tatsächlich auch Juden und nebenbei auch Kommunisten. Daran ist überhaupt nichts abwegig.

bearbeitet von Thofrock
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vor einer Stunde schrieb Spadafora:

nach dem, was man hier von Dir hier so liest, ist mir klar, dass Du das so siehst

Nach dem, was man von dir so liest, ist mir klar, dass Du das so siehst...

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3 hours ago, Mistah Kurtz said:

Zur Dummheit dieser Gleichsetzung gibt es eine Stellungnahme mehrerer Historiker in der Tageszeitung "Kurier": Warum der Vergleich der Impfgegner mit 1938 absurd ist

 

Ich habe den Artikel nicht gelesen, aber die erste Frage, die sich mir aufdrängt, ist: Wieso 1938? Wieso greift man nicht 1928 heraus, oder 1934, oder auch nur das Jahr, wo Hitler "Mein Kampf' schrieb? Soweit ich weiß, begann die Judenverfolgung durch die Nazis nicht über Nacht, sondern es gab sozusagen einen ziemlich langen Anlauf dazu, der mit Diffamierung und verbaler Entmenschlichung anfing. Diese bildeten den Nährboden oder das Sprungbrett (oder welche Metapher nun am passendsten ist) für die spätere Verfolgung. Und so früh sprach auch niemand von Deportationen, Gaskammern, zu Tode Arbeiten usw. - vermutlich vor allem, weil die Nazis selbst noch nicht auf diese "Lösungen" gekommen waren, sondern ursprünglich die Juden nach Palästina zurückschicken wollten, weswegen aus dieser Zeit Deals zw. Nazis und Zionisten bekannt sind.

 

Und sicher hätten viele Menschen, hätte man ihnen 1933 vorausgesagt, was alles noch kommen sollte, einen für verrückt gehalten. Zu sagen, wir hätten noch keine Nürnberger Gesetze udn keine KZs, ist mMn völlig irrelevant.

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2 minutes ago, Thofrock said:

Wir reden hier schon über Deutschland, oder? Oder möchtest du die Diskussion Richtung Nordkorea leiten?

 

Also damit ich es richtig verstehe: Das Verhungernlassen von Bauern (also ein zweites Holodomor) kann nur in Nordkorea passieren, nicht in D; aber in D kann die Shoah durchaus wieder passieren (und ich nehme an, nicht in Nord Korea)? Ist das Deine Aussage?

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vor 19 Minuten schrieb rince:

Nach dem, was man von dir so liest, ist mir klar, dass Du das so siehst...

was anderes hätte mich beunruhigt
aber ich muß mich bis auf weiter aus den Diskussion hier zurückziehen ich habe vor einer Stunde von einem Todesfall erfahren der mich in nächster Zeit in Anspruch nimmt

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vor 20 Minuten schrieb Thofrock:

Wir reden hier schon über Deutschland, oder? Oder möchtest du die Diskussion Richtung Nordkorea leiten?

Manch einer möchte einfach nicht wahrhaben, dass es den Holocaust wirklich gegeben hat, und dass das tatsächlich hier in diesem Land war. Und verhungert sind hier tatsächlich auch Juden und nebenbei auch Kommunisten. Daran ist überhaupt nichts abwegig.

Ich kann mit diesem „Deutschland, Deutschland über alles“ nichts anfangen. Weder so rum noch andersrum.


 

Werner

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2 minutes ago, Domingo said:

 

Also damit ich es richtig verstehe: Das Verhungernlassen von Bauern (also ein zweites Holodomor) kann nur in Nordkorea passieren, nicht in D; aber in D kann die Shoah durchaus wieder passieren (und ich nehme an, nicht in Nord Korea)? Ist das Deine Aussage?


Das massenhafte Verhungernlassen von Menschen war und ist allerdings schon eine Eigenart linkstotalitärer Regime. Die große chinesische Hungernot geschah ja auch nicht „aus Versehen“, sondern infolge des „Großen Sprungs“, sowie auch die kambodschianischen „killing fields“ Folge einer bewussten Landreform waren.

Und dass Nordkorea den Hungertod seiner Bürger quasi systemimmanent einkalkuliert, ist auch bekannt - letztens habe ich dazu noch einen Artikel gelesen, dass ganz banal-brachialer Hunger der Hauptgrund für Fluchtversuche von dort sind.

„Verhungern“ ist also eher links, Leute wg. ihrer vermeintl. „Rasse“ zu ermorden, eher rechts. Das Hufeisen entsteht aus der gemeinsamen Affinität, Leichenberge zu verursachen.

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