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Synodaler Weg - schon versperrt?


Jan_Duever

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vor 20 Stunden schrieb Aleachim:

Aber: Wenn ich ausschließlich auf andere Stimmen (und sei es die Kirche) höre, heißt das ja, ich höre niemals auf die innere Stimme. 

 

Das bedeutet allerdings, dass es Fälle geben muss, in denen die Stimme der Kirche nicht die Stimme Gottes ist (wenn wir davon ausgehen, dass dieser in unserem Gewissen spricht).

 

Welche wären das oder könnten das sein?

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vor 25 Minuten schrieb Guppy:

Ich sage ja nicht, dass das Gewissen keine Rolle spielt. Aber aus meiner Sicht braucht es einen objektiven Maßstab, den man an das Gewissen anlegen muß. Und gemessen an diesem Masstab kann man auch klar sagen, wenn ein Gewissen eindeutig irrt.

 

Aus christlicher Sicht wäre das das "göttliche Sittengesetz". Nur gibt es eben keine intersubjektiv zugängliche Beweisführung, um aufzuzeigen, dass eine bestimmte Handlung ihm entspricht. Die einzige Möglichkeit - ob jemand gläubig ist oder nicht - besteht wohl darin, sein Bestes zu tun, um sein Gewissen auszubilden. Indem man auch mit anderen in Dialog tritt, aber die Dinge auch selbst einzuordnen versucht.

 

Man kann sein Gewissen natürlich auch komplett an eine externe Instanz auslagern, aber dann hat man das von Pfürtner (s.o.) beschriebene Problem:

 

"Wer hat die letzte Verantwortung für sein Handeln vor Gott und den Menschen zu tragen: der Handelnde selbst oder irgendwelche menschliche Autorität, auf die er sich, zur Verantwortung gezogen, beruft?"

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vor 2 Minuten schrieb rorro:

 

Das bedeutet allerdings, dass es Fälle geben muss, in denen die Stimme der Kirche nicht die Stimme Gottes ist (wenn wir davon ausgehen, dass dieser in unserem Gewissen spricht).

 

Welche wären das oder könnten das sein?

 

Erstens würde schon die prinzipielle Möglichkeit genügen, dass die Kirche sich irren kann. Dies mit Sicherheit ausschließen zu wollen würde, wie Pfürtner das (von mir nicht zitiert) ausführt, auf eine faktische Identifikation des Lehramtes direkt mit Gott hinauslaufen.

 

Zweitens zitiere ich auch für Dich als Anregung zum Nachdenken und im Hinblick auf Deine Frage gerne nochmals die ersten Sätze aus Dostojewskis Erzählung vom Großinquisitor:

 

"In seiner unermeßlichen Barmherzigkeit zeigt Er sich noch einmal den Menschen in derselben Gestalt, in welcher Er vor fünfzehn Jahrhunderten drei Jahre lang unter ihnen gewandelt ist. Er läßt sich herab auf die ›brennenden Plätze‹ der südlichen Stadt, in der noch am Vorabend in Gegenwart des Königs, des gesamten Hofstaates, der Ritterschaft, der Kardinäle und entzückender Frauen vor der ganzen Einwohnerschaft Sevillas durch den Kardinal-Großinquisitor nicht weniger als ein volles Hundert Ketzer auf einmal ad majorem dei gloriam verbrannt worden war."

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vor 6 Minuten schrieb iskander:

 

Erstens würde schon die prinzipielle Möglichkeit genügen, dass die Kirche sich irren kann. Dies mit Sicherheit ausschließen zu wollen würde, wie Pfürtner das (von mir nicht zitiert) ausführt, auf eine faktische Identifikation des Lehramtes direkt mit Gott hinauslaufen.

 

Zweitens zitiere ich auch für Dich als Anregung zum Nachdenken und im Hinblick auf Deine Frage gerne nochmals die ersten Sätze aus Dostojewskis Erzählung vom Großinquisitor:

 

"In seiner unermeßlichen Barmherzigkeit zeigt Er sich noch einmal den Menschen in derselben Gestalt, in welcher Er vor fünfzehn Jahrhunderten drei Jahre lang unter ihnen gewandelt ist. Er läßt sich herab auf die ›brennenden Plätze‹ der südlichen Stadt, in der noch am Vorabend in Gegenwart des Königs, des gesamten Hofstaates, der Ritterschaft, der Kardinäle und entzückender Frauen vor der ganzen Einwohnerschaft Sevillas durch den Kardinal-Großinquisitor nicht weniger als ein volles Hundert Ketzer auf einmal ad majorem dei gloriam verbrannt worden war."

 

Soweit muss man nicht suchen. Die Religionen waren mehrheitlich immer Negativvorbild. Man muss sich mal vor Augen halten, was in der katholischen Kirche und im Islam abgelaufen ist und abläuft:

Kopernikus: "Als das Werk 1616 schließlich doch noch auf dem Index verbotener Bücher landet, ist Kopernikus schon lange tot: Er stirbt am 24. Mai 1543 an einem Schlaganfall. 57 Jahre später wird Giordano Bruno für seine Verteidigung kopernikanischer Ansichten auf dem Scheiterhaufen brennen" (WDR zum Todestag Kopernikus).

Galileo Galilei: "Am 22. Juni 1633 wird der Astronom Galileo Galilei von der Inquisition der katholischen Kirche verurteilt. Er steht im Verdacht der Ketzerei, weil er geglaubt habe, dass "die Erde sich bewege und nicht der Mittelpunkt der Welt sei". Der Scheiterhaufen bleibt ihm erspart" https://www.ardalpha.de/.../galileo-galilei-katholische....

Missbräuche: https://www.tagesschau.de/.../missbrauch-bericht-freiburg...
Über 500 Opfer und ca. 250 Täter.

Die Reaktionen der katholischen Kirche waren immer gleich: Verneinen, bestrafen, wer es anders als die Päpste sah, und erst nach langem Vertuschen gibt man Schuld und damit Sünde zu. Trotzdem hält man am Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit fest.

Im Islam mit den Kinderehen dasselbe Muster. Aischa war 6, als sie sich mit Mohammed verloben musste und 9, als sie mit Mohammed verheiratet wurde. Und was machen die islamischen Apologeten? Genau wie die katholische Kirche: Schönreden und das Alter Aischas wird immer mehr nach oben verschoben, obschon die Praxis in den islamischen Ländern zeigt, dass die Kinderehen wegen Mohammed immer noch gängige Praxis sind.

Man war und ist ständig Negativvorbild und tut doch so, als wären die Religionen eine ethische Größe. Ethische Größe aber bestenfalls im negativen Sinne. Das bestätigen die Hugenotten- und Täufer-Verfolgungen hüben wie drüben sehr offensichtlich.

Unrecht haben natürlich immer wir Kritiker.

Frage: Warum fehlt Religionen so viel Schuld- und damit Sünde-Einsicht?

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vor 18 Minuten schrieb rorro:

Das bedeutet allerdings, dass es Fälle geben muss, in denen die Stimme der Kirche nicht die Stimme Gottes ist (wenn wir davon ausgehen, dass dieser in unserem Gewissen spricht).

Welche wären das oder könnten das sein?

Das fragst allen Ernstes nach der gestrigen Veröffentlichung der Freiburger Missbrauchsstudie noch? 

 

Wo Bischöfe meinten, die Kirche schützen zu müssen und deswegen Missbrauch vertuscht haben? 

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vor 8 Minuten schrieb laura:

Das fragst allen Ernstes nach der gestrigen Veröffentlichung der Freiburger Missbrauchsstudie noch? 

 

Ja, weil ich keine Lehre der Kirche kenne, die Missbrauchstäter schützt. Habe ich da was verpasst?

 

Mit „Stimme der Kirche“ meine ich genau das, ihre Lehre, nicht die Meinungsäußerung eines Klerikers.

 

bearbeitet von rorro
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vor 4 Minuten schrieb rorro:

 

Ja, weil ich keine Lehre der Kirche kenne, die Missbrauchstäter schützt. Habe ich da was verpasst?

 

Mit „Stimme der Kirche“ meine ich genau das, ihre Lehre, nicht die Meinungsäußerung eines Klerikers.

 

Die katholische Kirche hat fragliche Lehren:

Unglaublich: Alle Taufen ungültig - weil Priester falsches Wort bei Zeremonien sagte (msn.com)

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vor 6 Minuten schrieb rorro:

Ja, weil ich keine Lehre der Kirche kenne, die Missbrauchstäter schützt. Habe ich da was verpasst?

Mit „Stimme der Kirche“ meine ich genau das, ihre Lehre, nicht die Meinungsäußerung eines Klerikers.

Diejenigen, die die Missbrauchtäter geschützt haben, haben geglaubt, damit die Kirche zu schützen - und ihre Liebe zur Kirche auszudrücken. 

Und die  "Liebe zur Kirche trotz der Sünden ihrer Mitglieder" ist sehr wohl Teil der Lehre. 

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vor 13 Minuten schrieb laura:

Diejenigen, die "XVY getan haben", haben geglaubt, damit die Kirche zu schützen - und ihre Liebe zur Kirche auszudrücken. 

 

Ich habe das mal ein wenig abgeändert.

 

Denn Du wirst immer Menschen finden in jeglichen Ausprägungen der Kirche, die glauben der Kirche einen Gefallen zu tun, wenn sie ihre Regeln nicht befolgen.

 

Q.e.d.

 

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Gerade eben schrieb rorro:

 

Ich habe das mal ein wenig abgeändert.

 

Denn Du wirst immer Menschen finden in jeglichen Ausprägungen der Kirche, die glauben der Kirche einen Gefallen zu tun, wenn sie ihre Regeln nicht befolgen.

 

Q.e.d.

 

Mit dem feinen Unterschied, dass das Vertuschen von Missbrauch kein Einzelfall, sondern die Regel war. Und dann ist schon Teil des kirchlichen Systems...

 

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Da muss ich laura vollkommen zustimmen. Vertuschung, wenn auch nicht um ihrer selbst willen, sondern um das Ansehen des Weihestandes und der ganzen Kirche zu schützen, war bis in die jüngere Vergangenheit der ganz reguläre Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs. Und bezeichnenderweise durch die Bank: Es waren weder nur konservative, noch nur liberale Bischöfe, die so handelten. Was den Institutionenschutz angeht zogen die Bischöfe unrühmlicherweise tatsächlich am selben Strang. 

 

 

Und ja, das Ganze hatte System. Einfach weil es jeder tat. Das lässt sich kaum noch übersehen. 

 

Deshalb überraschen mich mittlerweile die Ergebnisse der Studien nicht mehr. Es ist meist klar, was herauskommen wird. Man kann sich allerhöchstens noch an besonderen Abgründen, so im Falle Zollitschs, erschrecken. Aber wundern? Eher nicht. 

bearbeitet von Studiosus
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vor einer Stunde schrieb rorro:

Mit „Stimme der Kirche“ meine ich genau das, ihre Lehre, nicht die Meinungsäußerung eines Klerikers.

 

Du hast doch von Gerhard und auch mir auch dafür Beispiele bekommen, etwa die Hinrichtung von "Ketzern". Man könnte natürlich noch weitere hinzufügen, z.B. die Charakterisierung der Religionsfreiheit durch Pius IX. in Quanta cura als "Fieberwahn". Müssen wir ernsthaft drüber diskutieren, dass es wenigstens n der Vergangenheit kirchliche Lehren gab, die auch aus heutiger katholischer Sicht schlichtweg unannehmbar sind?

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vor 6 Minuten schrieb Chrysologus:
vor 29 Minuten schrieb Studiosus:

Und ja, das Ganze hatte System. Einfach weil es jeder tat. Das lässt sich kaum noch übersehen. 

Und daher muss man fragen, was am System falsch ist

Vielleicht dürfen wir unsere Kleriker nicht mehr unkontrolliert frei schalten und walten lassen.

Vielleicht braucht es eine Instanz die befugt ist dem Bischof - auch dem Bischof von Rom - zu sagen was er zu tun hat.

bearbeitet von Frank
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vor 15 Minuten schrieb Chrysologus:

Und daher muss man fragen, was am System falsch ist.

 

Ich muss zugeben, dass ich sehr zwiegespalten in dieser Sache bin. 

 

Mir hängt von der gestern veröffentlichten Freiburger Studie vor allem noch der Satz Saiers/Zollitschs nach "Über meine Priester lasse ich nichts kommen!" Ich kann nicht abstreiten, dass mich diese Äußerung, auch wenn sie im Kontext von Missbrauchstaten fast zynisch klingt, auf eine gewisse Weise auch berührt hat. Natürlich war diese Haltung u. a. der Anlass für Vertuschung, aber so spricht auch ein Bischof, der wirklich (geistlicher) Vater seiner Priestersöhne sein will. So spräche wohl auch ein leiblicher Vater über seine Kinder. 

 

Und so sollte das Verhältnis eines Bischofs zu seinem Presbyterium auch sein. 

 

Andererseits sehe ich auch klar, dass dieser geschenkte Vorschuss an Vertrauen und Nachsicht, der auf echter Sympathie beruht, im Rahmen eines hierarchischen Verhältnisses, in dem auch Strafen am Platz sein können, sich im Rückblick als fatal darstellt. Es kann auch blind machen. 

 

Freilich könnte man das auch alles unter dem Signet "Männerbünde" und "Klüngel" abhandeln, aber ich halte die von den Freiburger Erzbischöfen gegenüber ihren Priestern erzeigte väterliche Haltung tatsächlich für genuin. Sie hätte nicht zur fast vollständigen Ignoranz der kanonischen Normen führen dürfen. Das ist mir auch ganz klar. Im Interesse aller, vornehmlich der Opfer. Aber auch der Täter. Denn man kann auch sagen "Wer den Stock schont, der hasst den Sohn". 

bearbeitet von Studiosus
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"Vertuschung" klingt immer so nach bösartiger Absicht.

 

Es wurden Fehler gemacht, denen falschen Einschätzungen zu grunde lagen. Fehler einzelne Bischöfe. Aus diesen Fehlern kann man nun lernen und sich gemeinsam darauf verständigen, sie nicht mehr zu wiederholen.

 

Das ganze "System" der Kirche in Frage zu stellen wirkt auf mich nur wie eine willkommene Gelgenheit für genau die Menschen, die die Kirche wie sie ist schon lange hassen und nach ihren Privatwünschen umgestalten wollen.

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vor 3 Minuten schrieb Studiosus:

Andererseits sehe ich auch klar, dass dieser geschenkte Vorschuss an Vertrauen, der auf echter Sympathie beruht, im Rahmen eines hierarchischen Verhältnisses, in dem auch Strafen am Platz sein können, sich im Rückblick als fatal darstellt. Es kann auch blind machen. 

Vielleicht sitzt der Kern viel tiefer. 

Zum Beispiel in Bildern wie diesem:

 

vor 4 Minuten schrieb Studiosus:

so spricht auch ein Bischof, der wirklich (geistlicher) Vater seiner Priestersöhne sein will. So spräche wohl auch ein leiblicher Vater über seine Kinder. 

Ich bin  ohne Vater aufgewachsen. Aber meine Mutter hat alles getan was in ihrer Macht stand um mich aus der S******* zu ziehen. Und ein Vater hätte es sicher auch gemacht.

Nun ist der Bischof aber nicht der Vater seiner Priester sondern ganz hierarchisch deren Chef 

Das Bild von den Mitbrüdern ist geeignet Chorpsgeist zu schaffen wo - bei aller Freundschaft, die zur Kollegialität auch gehört - kollegiale kritische Distanz nötig wäre.

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vor 1 Minute schrieb Frank:

Vielleicht sitzt der Kern viel tiefer. 

Zum Beispiel in Bildern wie diesem:

 

Ich bin  ohne Vater aufgewachsen. Aber meine Mutter hat alles getan was in ihrer Macht stand um mich aus der S******* zu ziehen. Und ein Vater hätte es sicher auch gemacht.

Nun ist der Bischof aber nicht der Vater seiner Priester sondern ganz hierarchisch deren Chef 

Das Bild von den Mitbrüdern ist geeignet Chorpsgeist zu schaffen wo - bei aller Freundschaft, die zur Kollegialität auch gehört - kollegiale kritische Distanz nötig wäre.

 

Ich hätte auch schreiben können Eltern gegenüber ihren Kindern, ohne meine Aussage zu zerstören. 

 

Ich habe ebenfalls ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter, sodass Vater hier nicht exklusiv zu verstehen ist.

 

Aber im Klerikerkontext passt Vater, ob das immer gut ist oder nicht, eben doch am besten. 

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vor 2 Minuten schrieb Studiosus:
vor 5 Minuten schrieb Frank:

Vielleicht sitzt der Kern viel tiefer. 

Zum Beispiel in Bildern wie diesem:

 

Ich bin  ohne Vater aufgewachsen. Aber meine Mutter hat alles getan was in ihrer Macht stand um mich aus der S******* zu ziehen. Und ein Vater hätte es sicher auch gemacht.

Nun ist der Bischof aber nicht der Vater seiner Priester sondern ganz hierarchisch deren Chef 

Das Bild von den Mitbrüdern ist geeignet Chorpsgeist zu schaffen wo - bei aller Freundschaft, die zur Kollegialität auch gehört - kollegiale kritische Distanz nötig wäre.

 

Ich hätte auch schreiben können Eltern gegenüber ihren Kindern, ohne meine Aussage zu zerstören. 

 

Ich habe ebenfalls ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter, sodass Vater hier nicht exklusiv zu verstehen ist.

 

Aber im Klerikerkontext passt Vater, ob das immer gut ist oder nicht, eben doch am besten. 

Vater Mutter das ist hier egal. 

Die Frage ist ob die Bilder mit denen wir das Verhältnis Priester <-> Bischof / Kleriker <-> Kleriker / Kleriker <-> Gläubige beschreiben geeignet sind wach und kritisch zu bleiben oder, wie du es selbst beschreibst, blind machend. 

 

Der Bischof soll sich nicht als Vater seiner Priester verstehen sondern als dessen Chef.

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@Guppy

 

Ich bin hier, glaube ich, nicht sonderlich verdächtig, mich leicht zu Kirchenkritik bewegen zu lassen. Und ich klage auch jetzt nicht die Kirche als solche an. 

 

Aber wer den Freiburger Bericht selbst mit den besten, kirchentreuen Absichten liest, der wird kaum umhin kommen, hier bewusste Vertuschung und grobe Pflichtverletzungen durch die Erzbischöfe Saier und vor allem Zollitsch festzustellen. Das war kein Lapsus, der bedauerlich wäre, aber unter fehlbaren Menschen vorkommen kann. Das war, zumindest von Zollitsch, absichtsvolles Handeln, teilweise auch durch gewolltes Sträuben und Untätigkeit.

 

Wogegen hat sich Erzbischof Zollitsch denn gesträubt? Wogegen verstoßen? Gegen das Recht der Kirche, eingeschärft von den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI., selbst. Und damit hat er der Kirche, die er schützen wollte, den denkbar größten Schaden zugefügt. 

 

Hier muss man die Feindbilder meines Erachtens beiseite legen. Hier geht es nicht um Kirche gegen Welt o. ä. Hier haben Erzbischöfe der Kirche selbst geschadet und den mühsam begonnenen Prozess der konsequenten Missbrauchsprävention und -aufarbeitung sehenden Auges und mit Absicht hintertrieben. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 1 Minute schrieb Frank:

Vielleicht dürfen wir unsere Kleriker nicht mehr unkontrolliert frei schalten und walten lassen.

Vielleicht braucht es eine Instanz die befugt ist dem Bischof zu sagen was er zu tun hat.

Die kollektive Kompetenz ist immer größer als die individuelle Kompetenz. Das wollten und wollen viele nicht wahrhaben.

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vor 21 Minuten schrieb Studiosus:

 

Ich muss zugeben, dass ich sehr zwiegespalten in dieser Sache bin. 

 

Mir hängt von der gestern veröffentlichten Freiburger Studie vor allem noch der Satz Saiers/Zollitschs nach "Über meine Priester lasse ich nichts kommen!" Ich kann nicht abstreiten, dass mich diese Äußerung, auch wenn sie im Kontext von Missbrauchstaten fast zynisch klingt, auf eine gewisse Weise auch berührt hat. Natürlich war diese Haltung u. a. der Anlass für Vertuschung, aber so spricht auch ein Bischof, der wirklich (geistlicher) Vater seiner Priestersöhne sein will. So spräche wohl auch ein leiblicher Vater über seine Kinder. 

 

Und so sollte das Verhältnis eines Bischofs zu seinem Presbyterium auch sein. 

 

Andererseits sehe ich auch klar, dass dieser geschenkte Vorschuss an Vertrauen und Nachsicht, der auf echter Sympathie beruht, im Rahmen eines hierarchischen Verhältnisses, in dem auch Strafen am Platz sein können, sich im Rückblick als fatal darstellt. Es kann auch blind machen. 

 

Freilich könnte man das auch alles unter dem Signet "Männerbünde" und "Klüngel" abhandeln, aber ich halte die von den Freiburger Erzbischöfen gegenüber ihren Priestern erzeigte väterliche Haltung tatsächlich für genuin. Sie hätte nicht zur fast vollständigen Ignoranz der kanonischen Normen führen dürfen. Das ist mir auch ganz klar. Im Interesse aller, vornehmlich der Opfer. Aber auch der Täter. Denn man kann auch sagen "Wer den Stock schont, der hasst den Sohn". 

Das ist nicht nur fast zynisch. Das ist zynisch. Ich würde keine meiner Töchter schützen, wenn sie Unrecht begehen würden. Ich würde sie rücksichtlos anzeigen. 

Das, lieber @Studiosuswäre billiger Anstand, Benehmen und Respekt gegenüber den Opfern.

 

Ich habe das übrigens schon mal gegenüber meinem besten Freund gemacht, der für mich wie ein Sohn war. Glücklicherweise war er nicht in eine Straftat verwickelt. Dass er im Nachhinein über mich wütend war, das nahm ich in Kauf und würde es immer in Kauf nehmen. Der Grund ist einfach: Recht und Gerechtigkeit geht immer vor Gefühlen gegenüber Menschen, die wir lieben. Das sollte sich jeder dick hinter die Ohren schreiben.

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vor 28 Minuten schrieb Guppy:

"Vertuschung" klingt immer so nach bösartiger Absicht.

 

Es wurden Fehler gemacht, denen falschen Einschätzungen zu grunde lagen. Fehler einzelne Bischöfe. Aus diesen Fehlern kann man nun lernen und sich gemeinsam darauf verständigen, sie nicht mehr zu wiederholen.

 

Das ganze "System" der Kirche in Frage zu stellen wirkt auf mich nur wie eine willkommene Gelgenheit für genau die Menschen, die die Kirche wie sie ist schon lange hassen und nach ihren Privatwünschen umgestalten wollen.

Ich hasse Unrecht und Ungerechtigkeit. Darum hasse ich Diktaturen, die keine Einsicht zeigen und zu vertuschen versuchen, was offensichtlich Unrecht, Ungerechtigkeit, Schuld und damit Sünde ist.

Du gehst mit Menschen wie die Schwulen sehr hart ins Gericht. Aber die Machtträger, die Unrecht vertuscht und damit Anteil am Unrecht genommen haben, gehst Du mit Samthandschuhen vor.

Eine solche Geisteshaltung kann ich nicht nachvollziehen. Da kann ich nur weinen.

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vor 17 Minuten schrieb Gerhard Ingold:

Ich würde keine meiner Töchter schützen, wenn sie Unrecht begehen würden. Ich würde sie rücksichtlos anzeigen.

Warst du schon mal in dieser Situation - und wenn es bedeutete, daneben zu sitzen, als sie schneller als erlaubt fuhren?

 

vor 48 Minuten schrieb Studiosus:

Natürlich war diese Haltung u. a. der Anlass für Vertuschung, aber so spricht auch ein Bischof, der wirklich (geistlicher) Vater seiner Priestersöhne sein will. So spräche wohl auch ein leiblicher Vater über seine Kinder. 

Der Bischof sollte alölerdings Hirte und Vater aller Gläubigen sein, und nicht manche bevorzugen. Wenn der Vater es duldet, dass der eine Sohn den anderen missbraucht, dann ist das nicht sehr vorbildlich. Und wenn ein Vater beim selbstschädigenden Verhalten seiner Kinder nicht reagiert, sondern dieses toleriert und deckt, dann wirkt ein Satz wie der zitierte eher als billige Ausrede dafür, den einfachsten Weg zu nehmen.

 

Und wenn man dann in Rechnung stellt, das zumindest Zollitsch bei Zölibatsbrüchen mit Erwachsenen sehr wohl etwas über seine Priester kommen sieht, dann ging der morlaische Kompass hier vollends verloren.

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