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Synodaler Weg - schon versperrt?


Jan_Duever

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vor 34 Minuten schrieb Studiosus:

Woran man allerdings etwas ändern kann, sind die klerikalistischen Tendenzen, die auf diesen Befund aufsetzen.

 

Und das geht eben immer nur mit effektiver Kontrolle und Transparenz. Das ist nicht nur in der Kirche so, das ist überall so. Wo Menschen unkontrollierte Macht haben und "unbeobachtet" agieren können, kommt es häufig zum Machtmissbrauch. Nur wenn jemand weiß, dass sein Tun registriert wird und Regelverstöße unangeneheme Konsequenzen für ihn haben werden, wird er sich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit auch dort tadellos verhalten, wo die Versuchung groß ist, auf krummen Wegen zu wandeln.

Alles andere ist bestenfalls ein Roulette-Spiel, bei dem man auf die persönliche Integrität des Betreffenden hoffen kann, und die Ergebnisse sind leider oftmals ernüchternd.

 

Geht es um Macht, gilt die Devise: Vertrauen ist schlecht, Kontrolle ist zwingend.

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vor 55 Minuten schrieb Studiosus:

Die besondere Stellung der Kleriker sollte, wiewohl man sie anerkennt, nämlich nicht dazu führen, dass dieselben sozusagen jeder Verantwortlichkeit entzogen werden. Und Kleriker sollten ihre Stellung auch nicht dazu verwenden, sich schikanös gegenüber anderen Gläubigen zu verhalten. 

Damit hast du natürlich vollkommen recht.

Nur hat die 'heilige' Hierarchie nun mal auch zur Folge, daß diese Kontrolle der Verantwortlichkeiten nur von oben nach unten erfolgen kann, der Papst aber offensichtlich damit überfordert ist, alle seine rund 5000 Diözesanbischöfe zu überwachen. Wobei diese Überforderung nicht am Papst, sondern einfach an der großen Zahl liegt. Jede andere Kontrollinstanz würde aber der Hierarchie widersprechen.

Und: In der Vergangenheit scheint die Kontrolle der Priester durch ihre Bischöfe trotz aller Hierarchie doch deutliche Mängel gehabt zu haben.

Wie man es auch dreht und wendet: Das Festhalten an der Hierarchie verhindert sinnvolle Lösungen.

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vor 4 Minuten schrieb Moriz:

Und: In der Vergangenheit scheint die Kontrolle der Priester durch ihre Bischöfe trotz aller Hierarchie doch deutliche Mängel gehabt zu haben.

Wie man es auch dreht und wendet: Das Festhalten an der Hierarchie verhindert sinnvolle Lösungen.

 

Und deswegen ist auch so tragisch, wenn ein Erzbischof Burger wohl bei der Vorstellung des Freiburger Berichts gesagt haben soll, dass man deswegen nicht die hierarchische Struktur der Kirche in Frage stellen könne. 

Das zeigt, dass er rein gar nichts verstanden hat. 

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Also wenn jemanden meine unmaßgebliche Meinung interessiert: 

 

Die Missbrauchsfälle, wie man sie in etwa aktuell in der Freiburger Studie nachlesen kann, waren meines Erachtens zu einem sehr großen Teil nicht vorhersehbar und daher auch nicht verhinderbar. Aus dem Gedächtnis fällt mir gerade nur ein Fall ein, in dem bei einem später straffällig gewordenen Priester bereits vor der Weihe durch die Ausbilder Warnzeichen wahrgenommen wurden und folglich die Weihe nicht empfohlen wurde. Darüber hat sich der damalige Bischof, ich glaube noch Dr. Dr. Hermann Schäufele, hinweg gesetzt. Das dürfte heute zwar insgesamt viel besser sein, da Ausbildungsverantwortliche darauf geschult sind, ganz ausschließen lässt es sich dennoch nicht, da man Menschen nur vor den Kopf schauen kann, wie man so schön sagt. 

 

Eine andere Ebene betrifft den Umgang mit geschehenem Missbrauch. Hier bin ich der Ansicht, dass heute und in einigem Umfang auch bereits in der Vergangenheit die Mittel da sind/gewesen wären, um adäquat auf solche Vorfälle zu reagieren. Das kanonische Strafrecht - auch im Bezug auf die Ahndung von sexuellen Straftaten/Zölibatsbrüchen - ist keine Erfindung dieses Pontifikats, auch wenn es unter Franziskus entscheidende Schritte nach vorne gemacht hat. Das Recht war da, entsprechende Instruktionen (etwa zum Bereich des crimen solicitationis) datieren in ihren ersten Fassungen Jahrzehnte zurück. Man muss Recht allerdings auch anwenden oder auf seine Anwendung drängen. Da liegt der Hund begraben. Recht, das nur Papier ist und keine Anwendung findet, ist eine stumpfe Waffe. 

 

Ich erinnere mich, dass ich vor einiger Zeit hier Joseph Ratzinger zitiert habe, der genau das, was man jetzt etwa aus Freiburg erfährt, scharf kritisiert hat: eine, eventuell auch theologisch verbrämte antijuridische Grundhaltung in der Kirche. Rückblickend muss man auch für dieses Thema sagen, dass Ratzinger hier ins Schwarze trifft und eine erstaunliche Weitsicht zeigt. Jahre vor den ersten Studien in deutscher Sprache. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 12 Minuten schrieb Studiosus:

Die Missbrauchsfälle, wie man sie in etwa aktuell in der Freiburger Studie nachlesen kann, waren meines Erachtens zu einem sehr großen Teil nicht vorhersehbar und daher auch nicht verhinderbar.

Missbrauchsfälle sind in den seltensten Fällen verhinderbar. Deswegen kommen sie auch in allen Lebensbereichen vor. 

 

Das Problem des kirchlichen Umgangs mit Missbrauch war vor allem ein doppeltes:

1. Keine klaren Ansagen in der Aus- und Fortbildung der Priester. 

2. Keine Meldung an die staatlichen Behörden, keine Entlassung bei konkreten Vorfällen.

 

In diesen beiden Tatsachen dürfte der zentrale Unterschied zu anderen Bereichen gelegen haben. Nicht dass Missbrauch vorkommt, ist das Problem, sondern die Art und Weise, wie man damit umgeht. 

In meinem Referendariat wurde uns eines klar gesagt: "Wenn man Schüler "unsittlich berührt", fliegt man."  Diese Ansage war klar. 

 

bearbeitet von laura
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vor 11 Minuten schrieb Studiosus:

Man muss Recht allerdings auch anwenden oder auf seine Anwendung drängen.

Und wer soll das machen, in einer streng hierarchisch strukturierten Organisation?

Offensichtlich haben Freiburger Bischöfe das Kirchenrecht gebrochen ohne zur Verantwortung gezogen worden zu sein. Wie hätte man das verhindern können?

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vor 16 Minuten schrieb Studiosus:

Das Recht war da, entsprechende Instruktion (etwa zum Bereich des crimen solicitationis) datieren in ihren ersten Fassungen Jahrzehnte zurück. Man muss Recht allerdings auch anwenden oder auf seine Anwendung drängen. Da liegt der Hund begraben. Recht, das nur Papier ist und keine Anwendung findet, ist eine stumpfe Waffe. 

Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du recht hast. Aber es stellt sich doch dann die große Frage, warum das Recht so selten Anwendung fand! Und wie man in Zukunft erreichen kann, dass es Anwendung findet. Einfach nur zu sagen: "Okay, wir habens kapiert! Wir müssen das in Zukunft so machen, wie es das Recht fordert." reicht nicht. Wirklich nicht!

bearbeitet von Aleachim
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vor 11 Minuten schrieb Aleachim:

Aber es stellt sich doch dann die große Frage, warum das Recht so selten Anwendung fand! Einfach nur zu sagen: "Okay, wir habens kapiert! Wir müssen das in Zukunft so machen, wie es das Recht fordert." reicht nicht. Wirklich nicht!

 

Das ist tatsächlich die große, wenn nicht die entscheidende Frage. 

 

Es gibt dazu Erklärungsansätze. Auf einen großen Erklärungsansatz, der auf der Linie Ratzinger-Graulich (aber nicht ausschließlich, auch von anderen) vertreten wird, habe ich schon verschiedentlich hingewiesen. Er ist im Grunde eine theologische bzw. ekklesiologische Erklärung, die mit dem Mentalitätswechsel in der Kirche vor, auf und nach dem Konzil zusammenhängt: Da standen sich plötzlich zwei konkurrierende Konzepte von Kirche, die alte Rechtskirche und die neue Liebeskirche, gegenüber. In die "Liebeskirche", die man mit dem Aufbruch des Konzils identifizierte, wollten so restriktive Dinge wie Gesetz und Strafrecht nicht mehr hinein passen, was in der Folge zu einem Niedergang des kircheneigenen Strafwesens führte. 

 

Das betrifft nicht nur Freiburg, wo es in wirklich exzeptioneller Weise so gelebt wurde, sondern viele, wenn nicht die Mehrheit der Bistümer. Darüber sollte die "Bombe" aus Freiburg nicht hinweg täuschen. Wenn man sich mit kirchenrechtlich Tätigen unterhält und diese sagen, dass im Rahmen von Jahrzehnten nur so und so viele Strafsachen bei ihnen bearbeitet wurden (die nicht alle mit Missbrauch zusammenhängen müssen), dann merkt man, dass es um das kanonische Sanktionsrecht nicht eben gut bestellt ist. 

 

Dieser Ansatz erklärt freilich nicht alles, aber er ist ein Mosaikstein, der das Bild komplettiert. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 30 Minuten schrieb Moriz:

Und wer soll das machen, in einer streng hierarchisch strukturierten Organisation?

Offensichtlich haben Freiburger Bischöfe das Kirchenrecht gebrochen ohne zur Verantwortung gezogen worden zu sein. Wie hätte man das verhindern können?

 

Das ist ein Problem, ja, das Zusammenspiel verschiedener hierarchischer Ebenen. Der Diözesanbischof hat nach dem Gesetz die volle für die Führung seiner Diözese notwendige Vollmacht (Jurisdiktion), so wie sie der Papst für die Gesamtkirche besitzt. Diese päpstliche Vollmacht kann sich, im Bedarfsfall, auch auf die Vorgänge in einzelnen Diözesen ausweiten. Dabei ist es natürlich illusorisch, anzunehmen, der Papst könnte über alles informiert sein, was in einer Diözese auf der Welt vor sich geht. In Freiburg war das nachvollziehbarerweise nicht der Fall. 

 

Heute setzt man, sozusagen als hierarchische Mittelinstanz zwischen Ortbischof und Rom, wieder vermehrt auf die Rolle der Metropoliten. Was im Falle des Erzbistums Freiburg nur bedingt funktioniert, da die dortigen Bischöfe selbst die Metropoliten der Kirchenprovinz sind. Wenn der Metropolit selbst betroffen ist, so müsste wohl der dienstältere Bischof in der Kirchenprovinz, also entweder der Bischof von Mainz oder Rottenburg-Stuttgart, tätig werden. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 8 Minuten schrieb Studiosus:

Es gibt dazu Erklärungsansätze. Auf einen großen Erklärungsansatz, der auf der Linie Ratzinger-Graulich (aber nicht ausschließlich, auch von anderen) vertreten wird, habe ich schon verschiedentlich hingewiesen. Er ist im Grunde eine theologische bzw. ekklesiologische Erklärung, die mit dem Mentalitätswechsel in der Kirche vor, auf und nach dem Konzil zusammenhängt: Da standen sich plötzlich zwei konkurrierende Konzepte von Kirche, die alte Rechtskirche und die neue Liebeskirche, gegenüber. In die "Liebeskirche", die man mit dem Aufbruch des Konzils identifizierte,

Nur, damit ich Dir nicht was Boshaftes unterstelle: Du behauptest, daß Vat2 schuld daran ist, daß die Täter und die Institution gedeckt und das kircheninterne Strafrecht nicht angewendet wurde?

 

Selbst bei Bischöfen wie Meisner?

 

Man könnte auf die Idee kommen, daß allein die Existenz des kirchlichen Strafrechts eher dazu führte, daß die Verlockung "das intern zu regeln" größer war als das Rechtsempfinden.

bearbeitet von Flo77
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vor 4 Stunden schrieb rorro:
vor 6 Stunden schrieb Werner001:

Wenn ich nicht 100% sicher sein kann, dass die Kirche in jedem Fall immer nur das Richtige lehrt (wir sprechen hier von moralischen Themen), dann ist das „ich halte mich lieber an die Lehre, dann bin ich wenigstens nicht persönlich verantwortlich“ nichts anderes als das, was der Knecht mit dem einen Talent tut.

 

Wenn damit jemand seine persönliche Verantwortung abgeben wollen würde, hättest du Recht.

 

Nur wer tut das?

Um nochmal auf die Vergangenheit zu schauen: Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass bei Menschen, die früher Ketzer verbrannten, sich kein bisschen in ihrem Gewissen gerührt hat, dass dagegen war... Ich glaube aber auch, dass es früher einfach "normal" war, viel mehr auf "die Obrigkeit" wer auch immer das war zu hören. Ich denke, dass es viel schwieriger war als heute, der Stimme seines Gewissens Raum zu geben.

 

Aber ich möchte auch nochmal auf mein fiktives Beispiel der zerbrochenen Ehe zurückkommen. (Bin jetzt doch froh, dass ich es gebracht habe...) Wenn diese Frau spürt: "Ich liebe diesen Mann! Ich kann nicht auf Dauer allein sein! Ich krieg das alles allein nicht auf die Reihe! Ich möchte meinen Kindern ein stabiles Familienleben ermöglichen!" Dann würdest du @rorro (und die Kirche) trotzdem sagen, dass sie das nicht darf und sogar schwere Schuld auf sich lädt, wenn sie mit diesem Mann eine sexuelle Beziehung eingeht. Kannst du dir wirklich vorstellen, dass so jemand gegen seine innere Stimme sagt: "Ich darf das nicht! Ich tu das nicht!" In meinen Augen kann das nicht richtig sein. Und wenn die Kirche das fordert, so gegen seine innere Stimme zu handeln, dann fordert sie in meinen Augen, die Verantwortung abzugeben. Das macht heutzutage wohl wirklich kaum noch jemand. Da geb ich dir recht. Aber das ist gut so, oder?

 

Die Kirche jammert ganz gerne über den starken Hang zum Individualismus der Menschen heutzutage. Aber man kann solche Entwicklungen nicht nicht einfach nur bejammern und ansonsten ignorieren. Man muss versuchen das positive daran wahrzunehmen und die Probleme, die es mit sich bringt auf neue Art zu lösen... Heute bringt man eben nicht mehr so leicht jemanden dazu, andere als Ketzer zu verbrennen.

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vor 35 Minuten schrieb laura:

 

Und deswegen ist auch so tragisch, wenn ein Erzbischof Burger wohl bei der Vorstellung des Freiburger Berichts gesagt haben soll, dass man deswegen nicht die hierarchische Struktur der Kirche in Frage stellen könne. 

Das zeigt, dass er rein gar nichts verstanden hat. 

Und inwiefern soll es ohne Hierarchie da besser laufen? Es fehlen eigentlich Hierarchieebenen für eine so riesige Organisation. Ein Papst und darunter 5000 Bischöfe kann nicht funktionieren, such nicht wenn der Papst noch 200 geweihte Verwaltungsbeamte in der Kurie hat. Bischofskonferenzen als hierarchische Ebene wären eine Möglichkeit.

 

Werner

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@Studiosus

 

Der entscheidende Punkt ist jedenfalls, dass "moralische Appelle" oder auch ein "Mentalitätswandel" allein nicht ausreichen werden, zumal sich sehr konservative Bischöfe ja auch nicht besser betragen haben als liberale, und etwa Zollitsch bei der einvernehmlichen Zölibatsverletzung eines Priesters mit einer erwachsenen Frau ja durchaus auch zum Kirchenrecht "gegriffen" hat.

Das Problem reicht tiefer: Die Tendenz, den eignen Verein um jeden Preis schützen zu wollen, ist wohl generell im Menschen angelegt, und in der Kirche ist sie zumindest nicht weniger ausgeprägt als anderswo.

 

Und damit kommen wir wieder zum entscheidenden Punkt zurück: Es bedarf einer effektiven Kontrolle, am besten zum Teil durch lokale Gremien und übergeordnete Behörden, die wiederum selbst kontrolliert werden, etwa durch angesehene und unabhängige Experten. Menschen sind, wie sie sind, und man kann ihre Natur nicht ändern; also muss man Institutionen schaffen, die dafür sorgen, dass die Schwächen der menschlichen Natur nicht allzu viel Schaden anrichten.

 

Es wäre ja auch nicht zielführend, einfach an den guten Willen der Regierung zu appellieren. In Deutschland etwa gibt es stattdessen das Parlament, Wahlen, Gerichte, den Bundesrechnungshof, und sicher noch einiges mehr. Das kann man nicht alles eins zu eins auf die Kirche überragen, aber man muss irgendwelche Wege finden, um eine echte Kontrolle aufzubauen.

bearbeitet von iskander
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vor 12 Minuten schrieb Studiosus:

Dieser Ansatz erklärt freilich nicht alles, aber er ist ein Mosaikstein, der das Bild komplettiert. 

Mit diesem Mosaikstein kann ich nun gar nichts anfangen... Wie sieht dein Bild denn aus?

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vor 4 Minuten schrieb Studiosus:

Heute setzt man, sozusagen als hierarchische Mittelinstanz zwischen Ortbischof und Rom, wieder vermehrt auf die Rolle der Metropoliten. Was im Falle des Erzbistums Freiburg nur bedingt funktioniert, da die dortigen Bischöfe selbst die Metropoliten der Kirchenprovinz sind. 

Sehr witzig.

 

Der Papst legt den Patriarchentitel ab (der einzige, der wirklich Bedeutung hatte) und jetzt sollen die Erzbischöfe als neue Regionalvertriebler über die Betriebsleiter einzusetzen, nachdem man sie seit Jahrhunderten dekonstruiert hat (ebeso wie das bischöfliche Amt an sich).

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vor 6 Minuten schrieb Aleachim:

Heute bringt man eben nicht mehr so leicht jemanden dazu, andere als Ketzer zu verbrennen.

Aber auch nur, weil man in Deutschland auch bei Revolution nicht über eine rote Ampel geht.

 

In anderen Teilen der Welt ist das selbst wörtlich genommen immer noch sehr leicht und bei uns funktionieren digitale/soziale Hinrichtungen doch ohne weiteres.

bearbeitet von Flo77
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vor 2 Minuten schrieb Studiosus:

 

Das ist tatsächlich die große, wenn nicht die entscheidende Frage. 

 

Es gibt dazu Erklärungsansätze. Auf einen großen Erklärungsansatz, der auf der Linie Ratzinger-Graulich (aber nicht ausschließlich, auch von anderen) vertreten wird, habe ich schon verschiedentlich hingewiesen. Er ist im Grunde eine theologische bzw. ekklesiologische Erklärung, die mit dem Mentalitätswechsel in der Kirche vor, auf und nach dem Konzil zusammenhängt: Da standen sich plötzlich zwei konkurrierende Konzepte von Kirche, die alte Rechtskirche und die neue Liebeskirche, gegenüber. In die "Liebeskirche", die man mit dem Aufbruch des Konzils identifizierte, wollten so restriktive Dinge wie Gesetz und Strafrecht nicht mehr hinein passen, was in der Folge zu einem Niedergang des kircheneigenen Strafwesens führte. 

 

Das betrifft nicht nur Freiburg, wo es in wirklich exzeptioneller Weise so gelebt wurde, sondern viele, wenn nicht die Mehrheit der Bistümer. Darüber sollte die "Bombe" aus Freiburg nicht hinweg täuschen. Wenn man sich mit kirchenrechtlich Tätigen unterhält und diese sagen, dass im Rahmen von Jahrzehnten nur so und so viele Strafsachen bei ihnen bearbeitet wurden (die nicht alle mit Missbrauch zusammenhängen müssen), dann merkt man, dass es um das kanonische Sanktionsrecht nicht eben gut bestellt ist. 

Die Eigenschaft aller Diktaturen ist, dass sie sich der öffentlichen Kontrolle eh und je entzogen haben. Und wer sie kontrollieren oder gar in Frage stellen wollte, erlebte und erlebt, was Kopernikus, Hugenotten usw. erfahren haben.

 

Die katholische Kirche ist wie Russland, China, Nordkorea, Iran usw. auf dem Holzweg. Mit Jesus Christus hat die katholische Kirche und ähnlich diktatorische Freikirchen und Sonderlehren nichts zu tun. 

 

Das Überheblichste an der katholischen Kirche ist, dass sie sich als wahre Vertreter Jesus sieht. Sie machen letztlich mit ihren vielen Fehlleistungen ihren Chef und dann ihren Gott verantwortlich.

 

Man hat immer gegen den Gewaltverzicht verstoßen (Mt.5,38ff) und damit Jesus mit Füßen getreten.
Man hat immer gegen die Feindesliebe (Mt.5,42ff) verstoßen und damit Jesus mit Füßen getreten.

Man hat immer gegen die Schwächsten und gegen die Barmherzigkeit und damit Liebe (Mt.9,13) und damit Jesus mit Füßen getreten.

Man hat immer gegen die Versöhnlichkeit (Mt. 5,23) verstoßen und damit Jesus mit Füßen getreten.

Viele Juden, Samariter, Muslime, Atheisten, Christen usw. haben die Armutsüberwindung ohne die fromme Heuchelei gelebt (Mt. 25,31ff).

 

Gott, wenn es ihn gibt, hat die katholische, evangelische, orthodoxen usw. Kirchen schon lange verworfen. Verworfen, weil ihre geistlichen Führer wie einst die Pharisäer nie Buße tun und umkehren wollten und wollen. Sie fühlen sich erhaben.

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vor 9 Minuten schrieb Aleachim:

Aber ich möchte auch nochmal auf mein fiktives Beispiel der zerbrochenen Ehe zurückkommen. (Bin jetzt doch froh, dass ich es gebracht habe...) Wenn diese Frau spürt: "Ich liebe diesen Mann! Ich kann nicht auf Dauer allein sein! Ich krieg das alles allein nicht auf die Reihe! Ich möchte meinen Kindern ein stabiles Familienleben ermöglichen!"

Sie dürfen halt nicht schnackseln... :facepalm:

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vor 21 Minuten schrieb Flo77:

Sehr witzig.

 

Der Papst legt den Patriarchentitel ab (der einzige, der wirklich Bedeutung hatte) und jetzt sollen die Erzbischöfe als neue Regionalvertriebler über die Betriebsleiter einzusetzen, nachdem man sie seit Jahrhunderten dekonstruiert hat (ebeso wie das bischöfliche Amt an sich).

 

Ich bin allerdings nicht sicher, ob dieses teilweise (juristische) Wiedererstarken der Metropoliten im Falle des Missbrauchsskandals wirklich etwas gebracht hätte. 

 

Wenn man sich nur die aktuellen Studien und die damaligen Bischöfe ansieht:

 

Da hätten entweder (als Metropoliten) Saier/Zollitsch Kardinal Lehmann überprüfen/anzeigen müssen, oder umgekehrt. 

 

Wie sag ich das am besten? Beiden Bischöfen, zudem auch noch Vorsitzende der DBK gewesen, eilt nun nicht gerade der Ruf voraus, sie seien besonders entschiedene Ankläger und Aufklärer von sexuellem Missbrauch durch Kleriker gewesen. 

 

Zumal ich mir noch weniger vorstellen kann, dass sich in Deutschland einer getraut hätte, "Karl dem Großen" Lehmann an den Karren zu fahren (selbst wenn er von Rechts wegen dazu befugt wäre). 

bearbeitet von Studiosus
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vor 14 Minuten schrieb Moriz:

Sie dürfen halt nicht schnackseln... :facepalm:

Genau. Oder sie müssen jeden sexuellen Kontakt direkt wieder zutiefst bereuen... Wie da eine glückliche Beziehung wachsen soll, weiß ich auch nicht.

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vor 25 Minuten schrieb Aleachim:

Mit diesem Mosaikstein kann ich nun gar nichts anfangen... Wie sieht dein Bild denn aus?

Ein bisschen sieht dein Mosaikstein für mich aus, als würde man krampfhaft nach Gründen suchen, bei denen man nicht an die Machtverhältnisse ran muss...

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Und da es in diesem Kontext gerade passt: Erzbischof Burger lässt Porträts seiner Amtsvorgänger im Ordinariat abhängen: 

 

https://katholisch.de/artikel/44657-burger-entfernt-portraets-seiner-vorgaenger-aus-bistumszentrale

 

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Auf gewisse Weise verstehe ich den Schritt und finde ihn gut. Auf der anderen Seite halte ich von moderner damnatio memoriae eigentlich nichts. Das erinnert zu sehr an grünen Wokeismus, der meint, durch Umbennenung von Sälen und Straßen die Vergangenheit austilgen zu können.

 

Aber ich verstehe den Erzbischof. Die Frage wurde bereits bei der PK gestellt und es hätte wohl keine Antwort anders als die Entfernung gegeben, die die Öffentlichkeit befriedigt hätte. 

 

[Und die Auswahl ist auch ein wenig wohlfeil: Wenn man den Gedanken, der dahinter steht (Wer Böses tut, der wird aus der Geschichte gelöscht), konsequent weiterdenkt, dann müsste man auch fragen, warum man die Bildnisse anderer kirchlich bedeutender Gestalten oder Heiliger nicht übermalt oder von den Altären stürzt, die z. B. Kreuzzugsfans, Islamophobe, Antijudaisten oder Homophobe waren. Scheinbar wächst mit den Jahrhunderten an Abstand auch die Nachsicht. Da gilt dann der "Zeitgeist" als Entschuldigung plötzlich.]

bearbeitet von Studiosus
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@Studiosus

 

Ich kann nur für mich sprechen, aber in dem sehr hypothetischen Fall, dass ich der Erzbischof von Freiburg wäre und mit Entsetzen und tiefem Ärger auf meine Vorgänger blicke, würde ich ihre Konterfeis nicht auch noch täglich auf Ehrenplätzen neben meinem Büro sehen wollen. Das wäre für mich dann auch noch keine damnatio memoriae., sie zumindest aus dieser besonders prominenten Position zu entfernen. Vielleicht würde ich diesen Schritt aber im Stillen vollziehen und damit nicht an die Presse gehen.

 

Ansonsten halte ich persönlich ohnehin nicht so viel davon, Menschen auf Säulen zu stellen. Trotzdem kann man sich fragen, ob jemand "selbst nach den Maßstäben seiner Zeit" erhebliches Unrecht getan hat, und zumindest dann hätte ich erst recht wenig Verständnis. Und Zollitsch hat allem Anschein nach auch nach den Maßstäben unserer Zeit - einschließlich denen ihrer Kirche - erheblich gefehlt, moralisch wie juristisch.

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vor 18 Minuten schrieb Studiosus:

Und da es in diesem Kontext gerade passt: Erzbischof Burger lässt Porträts seiner Amtsvorgänger im Ordinariat abhängen: 

Grundsätzlich, habe ich vollstes Verständnis dafür, daß er diese Gesichter nicht mehr jeden Tag sehen möchte - auch wenn es wohl  kaum eine eindringlichere Ermahnung gibt.

 

Ob es jetzt sinnvoll ist ALLE Portraits der Metropoliten abzuhängen, ist wohl eher schwierig.

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