Guppy Geschrieben 20. April 2023 Melden Geschrieben 20. April 2023 vor 8 Minuten schrieb Studiosus: Bisher noch nichts wirklich Substanzielles. Wie? Nach 3 Jahren SW ist man noch immer zu keinem Ergebnis gekommen, wie so ein Fall wie aktuell der Fall von Erzbischof Zollitsch in Zukunft verhindert werden könnte? Huch, wie konnte das nur geschehen, wo es doch angeblich beim SW nur um das Thema Missbrauch gehen sollte? Immerhin hat man die Segnung von Unzucht beschlossen, ein echter Meilenstein in der Verhinderung von sexuellem Kindesmissbrauch. 🙄 Zitieren
Flo77 Geschrieben 20. April 2023 Melden Geschrieben 20. April 2023 (bearbeitet) vor 10 Minuten schrieb Guppy: Immerhin hat man die Segnung von Unzucht beschlossen, ein echter Meilenstein in der Verhinderung von sexuellem Kindesmissbrauch. 🙄 Hat man? Na die Ozeane ab jetzt sinnlos vergossenen Spermas werden die Welt schon ersäufen. Daß die Bischöfe alleine die Strukturen nicht wirklich verändern können, sondern immer auf das Backup aus Rom - wo man sich anscheinend nur dann schneller als die Kontinentaldrift bewegt, wenn die Dessertbar öffnet - angewiesen ist, habt ihr schon mitbekommen? bearbeitet 20. April 2023 von Flo77 1 Zitieren
iskander Geschrieben 20. April 2023 Melden Geschrieben 20. April 2023 (bearbeitet) vor 18 Minuten schrieb Guppy: Immerhin hat man die Segnung von Unzucht beschlossen, ein echter Meilenstein in der Verhinderung von sexuellem Kindesmissbrauch. Segnung von "widernatürlicher Unzucht", ich muss doch sehr bitten! 😁 Das klingt doch nach was! Oder noch besser, mit der bekannten Latinistin und Moraltheologin Gloria von Thurn und Taxis: Sünden "contra natruram". Das klingt sogar noch imposanter. Oder noch besser, gleich alles auf Latein: "Peccata contra naturam sunt gravissima!" bearbeitet 20. April 2023 von iskander Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 3 Stunden schrieb Guppy: Wie? Nach 3 Jahren SW ist man noch immer zu keinem Ergebnis gekommen, wie so ein Fall wie aktuell der Fall von Erzbischof Zollitsch in Zukunft verhindert werden könnte? Huch, wie konnte das nur geschehen, wo es doch angeblich beim SW nur um das Thema Missbrauch gehen sollte? Immerhin hat man die Segnung von Unzucht beschlossen, ein echter Meilenstein in der Verhinderung von sexuellem Kindesmissbrauch. 🙄 Es ist lustig oder weniger lustig: Da verhindern gerade konservative Kräfte wie Du alle möglichen Veränderungen. Dann aber sich nerven, dass nichts verändert wurde. Zitieren
o_aus_h Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 5 Stunden schrieb Studiosus: Also jetzt macht bitte mal beide halblang, ehe ihr mir (und meinen Gewährsleuten) Intentionen unterstellt, die ich nicht habe Ich hatte aus Deinem Beitrag nur diese theologische Engführung lesen können, und hatte sie Dir zugeschrieben, Entschuldigung, wenn ich Dir da unrecht tat. Zitieren
Frank Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 (bearbeitet) vor 8 Stunden schrieb Guppy: vor 8 Stunden schrieb Studiosus: Bisher noch nichts wirklich Substanzielles. Wie? Nach 3 Jahren SW ist man noch immer zu keinem Ergebnis gekommen, wie so ein Fall wie aktuell der Fall von Erzbischof Zollitsch in Zukunft verhindert werden könnte? Nunja, der Synodale Rat könnte ein Gremium sein, dem gegenüber der Bischof rechenschaftspflichtig ist und das dem Bischof sein Mißtrauen aussprechen kann. So etwas wurde auf dem Synodalen Weg diskutiert. Zugegeben nicht beschlossen. Und das was beschlossen wurde, ging Rom noch zu weit. Rom ist - ich weis nicht warum, vermute aber Faulheit - gar nicht an Machtkontrolle interessiert. Auch nicht daran verantwortliche zur Verantwortung zu ziehen. Die Frage ist nicht was der Synodale Weg diskutiert und beschlossen hat um Fälle wie Zollitsch für die Zukunft zu verunmöglichen - die Frage ist was tat die Glaubenskongregation, was tat der Papst (war das zur Amtszeit von Herrn Zollitsch nicht ein gewisser Josef Ratzinger, der Endgegner aller Mißbrauchenden Priester, der Endgegner der vertuschenden Bischöfe) um Herrn Zollitsch zum Handeln zu bewegen? bearbeitet 21. April 2023 von Frank 1 Zitieren
Frank Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 (bearbeitet) vor 13 Stunden schrieb Studiosus: Ob Du was verpasst hast, kann ich Dir nicht sagen. Aber wir haben inzwischen rechtliche Neuregelungen (u. a. VELM), die Bischöfen, die vertuschen oder ich drücke es anders aus: nicht engagiert genug die Aufklärung und rechtliche Behandlung von Missbrauchsfällen betreiben, mit Strafen bedrohen. Das ist eindeutig in dieser Form neu. Jeder Bischof des Erdballs kann somit wissen, dass seine Aktivitäten Konsequenzen haben können. Konsequenzen an höchster Stelle, die theoretisch alles umfassen können, von der Amtsenthebung bis zu persönlichen, empfindlichen Strafen. Das ist doch ein deutlicher Unterschied zu der Atmosphäre, in der Bischöfe zurecht dachten, dass ihnen keiner was kann, wenn sie vertuschen. Wenn Du denkst, dass es in absehbarer Zeit eine Instanz außer dem Apostolischen Stuhl geben wird, gegenüber der die Bischöfe hinsichtlich aller ihrer Handlungen rechenschaftspflichtig sein werden, dann wirst Du wohl enttäuscht. Das wird aller Voraussicht nach nicht kommen. Auch nicht unter Franziskus, der die Stellung der Diözesanbischöfe nicht grundsätzlich in Frage stellt. Tjoa, mei! Ob der Bischof, das Glaubensdikasterium, der Papst oder alle drei, so in dieser Reihenfolge die alten oder die neuen Gesetz nicht anwenden spielt im Ergebnis keine Rolle. In meiner Welt Undenkbar. Ein Heimleiter, der zusieht wie sein Pflegepersonal die Bewohner misshandelt. Das Heim wäre schneller dicht als du "Misshandlung" sagen kannst. bearbeitet 21. April 2023 von Frank Zitieren
Flo77 Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 9 Stunden schrieb Studiosus: Also jetzt macht bitte mal beide halblang, ehe ihr mir (und meinen Gewährsleuten) Intentionen unterstellt, die ich nicht habe: 1. Diesen Erklärungsversuch habe nicht ich mir ausgedacht. Ich nenne im Beitrag ja sogar ausdrücklich. Diesen Gedanken findet man bei Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. und Markus Graulich zitiert ihn beispielsweise im Vorwort zu seinem Strafrechtskommentar. Die Gegenüberstellung Kirche der Liebe/Kirche des Rechts ist ein komplett fremder Gedanke, den ich hier nur übernommen habe. Vielleicht zitiere ich gleich mit Quellenangabe. 2. Damit ist keine "Delegitimierung" des Zweiten Vatikanischen Konzils verbunden, wie das so schön ausgedrückt wurde. Das hat Ratzinger/Benedikt XVI. nie getan und auch Graulich tut das nicht. Es wird auch eine historischen Korrelation verwiesen, keine direkte Kausalität behauptet. Wenn Benedikt XVI. und auch ich geschrieben haben, die Liebeskirche werde mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil identifiziert, dann ist damit eine theologische Engführung des Konzils, mithin eine sachlich falsche Interpretation desselben gemeint. 1. Das ist das Ergebnis, wenn man nur referiert/zitiert aber nicht kommentiert/distanziert: Identifizierung von Sender und Botschaft. 2. Traue ich Ratzinger nicht. Und seinen Fans erst recht nicht. Aus dieser Ecke kamen schon zu oft Wünsche und Radau gegen die "Konzilskirche". Zitieren
Moriz Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 10 Stunden schrieb iskander: Am 19.4.2023 um 19:53 schrieb Studiosus: Mir hängt von der gestern veröffentlichten Freiburger Studie vor allem noch der Satz Saiers/Zollitschs nach "Über meine Priester lasse ich nichts kommen!" Ich kann nicht abstreiten, dass mich diese Äußerung, auch wenn sie im Kontext von Missbrauchstaten fast zynisch klingt, auf eine gewisse Weise auch berührt hat. Natürlich war diese Haltung u. a. der Anlass für Vertuschung, aber so spricht auch ein Bischof, der wirklich (geistlicher) Vater seiner Priestersöhne sein will. So spräche wohl auch ein leiblicher Vater über seine Kinder. Ich habe etwas gewartet, das zu kommentieren, weil ich mir erst überlegen wollte, wie ich die Sache sehe, wenn ich mich geistig in die Position des "rechtgläubigen Katholiken" versetze. Aber auch unter dieser Prämisse bin ich kritisch. Denn entweder ist der Satz "Über meine Priester lasse ich nichts kommen!" sehr naiv. Der Bischof würde dann ehrlichen Herzens glauben, dass alle Vorwürfe falsch sind oder falsch sein müssen. Ist das in der Zeit, in der Saier und Zollitsch gewirkt haben, aber wirklich realistisch anzunehmen? Ich finde den Satz "Über meine Priester lasse ich nichts komme" zunächst mal gut und notwendig. Ein Bischof muß seinen Priestern vertrauen können und er muß ihnen den Rücken stärken, sonst funktioniert Kirche nicht. Was natürlich im Einzelfall nicht heißen darf, daß der Schutz eines Priesters über alles geht. Zitieren
Moriz Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 (bearbeitet) vor 9 Stunden schrieb Guppy: vor 10 Stunden schrieb Studiosus: Bisher noch nichts wirklich Substanzielles. Wie? Nach 3 Jahren SW ist man noch immer zu keinem Ergebnis gekommen, wie so ein Fall wie aktuell der Fall von Erzbischof Zollitsch in Zukunft verhindert werden könnte? Doch, selbstverständlich ist man zu einem Ergebnis gekommen! Man hat den Finger auf probelmatische Strukturen gelegt und Änderungsmöglichkeiten aufgezeigt. Es steht allerdings nicht in der Macht der Synodalen, diese Änderungen auch durchzusetzen, da steht eben diese Struktur der Kirche gegen. Manches wird von den Ortsordinarien umgesetzt, anderes in 'Rom' vorgelegt. Es ist nun Aufgabe von 'Rom', diese und andere Vorschläge zu prüfen, zu bewerten und zu einer Entscheidung zu kommen. Das könnte eine Annahme der deutschen Vorschläge sein, das könnte die Annahme anderer Vorschläge sein, z.B. der Französischen; im Idealfall wäre es eine sinnvolle Symbiose aus vielen der vorgetragenen Ideen - dafür ist 'Rom' eigentlich da. Es könnte natürlich auch sein, daß 'Rom' alles beim Alten belässt. Interessanterweise scheint 'Rom' allerdings sogar die Umsetzung der Änderungen blockieren zu wollen, die eigentlich auf diözesaner Ebene umsetzbar wären. Der Ball liegt eindeutig nicht mehr beim Synodalen Weg, sondern bei FI. bearbeitet 21. April 2023 von Moriz Zitieren
Dies ist ein beliebter Beitrag. Chrysologus Geschrieben 21. April 2023 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 9 Stunden schrieb Studiosus: Das wird auch der Weg der Zukunft sein: Geeignetere Bischofskandidaten und eine konsequente Rechtsanwendung. Dieses, verbunden mit den allerorten schon lange laufenden Präventionsmaßnahmen, wird Missbrauch sicher effektiver bekämpfen und aufarbeiten als die Luftschlösser des Synodalen Weges. Das alleine wird kaum reichen - es ist lediglich das Minimum des nötigen. Denn so wie die Struktur der Kirche nun einmal ist, kann der Bischof das zwar im Alleingang versaubeuteln, aber er kann den Umgang mit Missbrauch nicht im Alleingang machen. Ein Beispiel: Anfang der 1990er Jahre wird ein Pfarrer beschuldigt, mit männlichen Jugendlichen eine Therme aufgesucht zu haben, dort habe er sie aufgefordert, die Badehose auszuziehen, und er haben sie dann befummelt. Es treten zusammen der (beschuldigte Pfarrer, die 2. Vorsitzende des KGR, zwei weitere KGR-Mitglieder, der Vikar und der Dekan. Man berät das ganze, der Pfarrer gibt das ganze zu, man einigt sich darauf, zu hoffen, dass das nicht an die Öffentlichkeit komme. Darüber gibt es ein von allen unterschriebenes und gesiegeltes Protokoll. Dieses formelle Vorgehen ist ungewöhnlich, der Inhalt nicht. Es kam dann doch beim Bischof an und man unternahm etwas mehr, aber darum geht es nicht. Wir sehen immer wieder ein breites Mitwissen oder Ahnen in den Gemeinden, ohne dass jemand das meldet. Man will den Pfarrer ja nicht schlecht machen, der wird seine guten Gründe haben - alles das, was uns guppy hier so schön und in klassisch kirchlicher Manier zum Schutz von Zollitsch anführt hindert / hinderte die Gläubigen daran, Meldungen abzugeben. Was Gläubige daran hindert, hin zu sehen und irritierendes Verhalten (das nicht in jedem Fall schon missbräuchlich sein muss) zu melden, das ist auch das Narrativ vom Priester als "heiligem Mann", das gerade in den Aussagen Johannes-Pauls II. sehr prägend war. Dieses Narrativ hat er nicht erfunden, es wächst (behaupte ich jetzt einmal, ohne dies in der Literatur belegen zu können) im Rahmen der liturgischen Bewegung heran und prägt den Umgang mit Priestern ganz massiv. Es ist schon ein Unterscheid im Bewußtsein, ob ich davon spreche, dass der Pfarrer die Pfarrei leitet und damit zuständig ist für den Bauunterhalt, die Finanzen, die Katechese, den RU, die Familien, die Alten, die Kinder und die Jugend usw., und dazu gehört gleichrangig der Besuch bei der jungen Familie und die Taufe der Kinder, die Friedhofssatzung nebst Bauunterhalt der Mauer, Bezahlung der Friedhofsgärtner und Beisetzung der Toten, Bierbestellung für das Gemeindefest und Lesen der Messe zu dessen Auftakt, Tragen des Herrgotts durch die Gemeinde an Fronleichnam und präsidieren beim anschließenden Stammtisch - dieses Bild prägt bis in die 50er und 60er Jahre hinein, und hier sehe ich auch einen entschlossenen Umgang mit Missbrauchsvorwürfen wie mit anderem Fehlverhalten. Ab da und wohl auch in Folge des Konzils drängt sich die Sakramentenspendung in den Vordergrund und das andere wird als lästiger Verwaltungskram betrachtet und als Sitzungskatholizismus verächtlich gemacht. Die tägliche Zelebration wird vorgeschrieben, der Pfarrer wird deutlicher von der Eucharistie und seinen sonstigen sakramentalen Kompetenzen her gedacht als das zuvor der Fall war. Das Vater-Sohn-Bild im Verhältnis zum Bischof wird betont und rückt deutlich vor die Differenz von Leitung vs. Untergebenen. Das Egalitäre der Kleriker wird hier stärker betont - und endet im Männerbündischen. Hiervon muss man weg kommen, wenn man das Problem denn ändern will. Und deswegen muss man die Ausbildung verändern (was man ja auch schon in Teilen gemacht hat), deswegen braucht es verbindliche Standards im Umgang mit Schutzbefohlenen, deswegen braucht es Aufsichts- und Kontrollstrukturen - aber eben auch die Diskussion um das Priesterbild. 5 Zitieren
Chrysologus Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 28 Minuten schrieb Moriz: Ich finde den Satz "Über meine Priester lasse ich nichts komme" zunächst mal gut und notwendig. Ein Bischof muß seinen Priestern vertrauen können und er muß ihnen den Rücken stärken, sonst funktioniert Kirche nicht. Was natürlich im Einzelfall nicht heißen darf, daß der Schutz eines Priesters über alles geht. Die Frage ist, in welchem Kontext man das sagt: Klar ist, dass wir als Arbeit-/Dienstgeber in der Pflicht sind, unsere Mitarbeiter (und das sind nicht nur die Priester!) nach außen zu schützen. Das darf aber nicht zu einer Verweigerung der Kontrolle im inneren führen, das darf nicht dazu führen, dass ich schon den Verdacht für illegitim erkläre und das darf schon gar nicht zu einer "Priester darf alles" Mentalität führen. 2 Zitieren
Frank Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor einer Stunde schrieb Chrysologus: vor 11 Stunden schrieb Studiosus: Das wird auch der Weg der Zukunft sein: Geeignetere Bischofskandidaten und eine konsequente Rechtsanwendung. Dieses, verbunden mit den allerorten schon lange laufenden Präventionsmaßnahmen, wird Missbrauch sicher effektiver bekämpfen und aufarbeiten als die Luftschlösser des Synodalen Weges. Das alleine wird kaum reichen - es ist lediglich das Minimum des nötigen. Denn so wie die Struktur der Kirche nun einmal ist, kann der Bischof das zwar im Alleingang versaubeuteln, aber er kann den Umgang mit Missbrauch nicht im Alleingang machen. Und deswegen - das nur als Ergänzung aus meiner Sicht - brauchen wir echte Machtkontrolle. Es braucht echte Checks and Balances, die Machtmissbrauch effektiv verhindern. Zitieren
Studiosus Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 18 Minuten schrieb Frank: Und deswegen - das nur als Ergänzung aus meiner Sicht - brauchen wir echte Machtkontrolle. Es braucht echte Checks and Balances, die Machtmissbrauch effektiv verhindern. Das muss man unter dem Eindruck der letzten Enthüllungen fast so sehen, ja. Allein ich frage mich, wie das geschehen soll. Es reicht ja nicht, nur den Befund zu erheben. Mir fehlt aktuell die Phantasie, mir ein "Checks and Balances"-Modell vorzustellen, das einerseits den kirchenverfassungsrechtlichen Prämissen entspricht und das andererseits Aussicht hat, durch Rom nicht abgelehnt zu werden. Zitieren
Flo77 Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 (bearbeitet) vor 2 Stunden schrieb Studiosus: Das muss man unter dem Eindruck der letzten Enthüllungen fast so sehen, ja. Allein ich frage mich, wie das geschehen soll. Es reicht ja nicht, nur den Befund zu erheben. Mir fehlt aktuell die Phantasie, mir ein "Checks and Balances"-Modell vorzustellen, das einerseits den kirchenverfassungsrechtlichen Prämissen entspricht und das andererseits Aussicht hat, durch Rom nicht abgelehnt zu werden. Nun, ich würde ja einfach mal vor 1871 schauen. Es würde die hierarchische Ordnung der Kirche weder beschädigen, wenn die Wahl der Kandidaten durch eine paritätisch besetzte Diözesanversammlung erfolgen würde, noch würde es der kirchlichen Ordnung grundsätzlich wiedersprechen, wenn eine Metropolitansynode bzw. Metropolitanrat (Metropolie im Sinne der ganzen Kirchenprovinz) die Bischöfe im Auge behält und auf Recht und Gesetz achtet. Die Alten setzten dafür übrigens zwei Termine im Jahr fest an denen jeder seinen Ärger über den Ordinarius loswerden konnte und die Amtsbrüder waren als Richter/Schiedsmänner eingeplant. (Und nein, ich meine keine 1:1 Adaption der alten Regeln, sondern will lediglich darauf hinweisen, daß es solche Prinzipien bereits gegeben hat und nicht der Katholischen "Struktur" widersprechen.) bearbeitet 21. April 2023 von Flo77 1 Zitieren
iskander Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 (bearbeitet) vor 2 Stunden schrieb Moriz: Ich finde den Satz "Über meine Priester lasse ich nichts komme" zunächst mal gut und notwendig. Ein Bischof muß seinen Priestern vertrauen können und er muß ihnen den Rücken stärken, sonst funktioniert Kirche nicht. Was natürlich im Einzelfall nicht heißen darf, daß der Schutz eines Priesters über alles geht. Ich schließe mich das Chryso an. Der Satz "an und für sich" ist nicht schlimm, aber in dem spezifischen Kontext, in dem er offenbar gefallen ist (wenn das so stimmt) verleiht ihm eben eine spezielle und problematische Bedeutung. Der Satz bringt dann eben eine Haltung zum Ausdruck, die sich wiederum in einem bedenklichen Verhalten manifestiert. @Studiosus Wenn man Bischöfe einer besseren Kontrolle unterwerfen wollte, gäbe es doch verschiedene Möglichkeiten, die doch mit dem heutigen Hierarchie-Verständnis vereinbar sein sollten: a) Ein Gremium in jedem Bistum, das keine legislative, exekutive, judikative oder geistliche Gewalt besitzt, aber über manche Fragen gut informiert werden muss und sich selbst informieren darf. Dieses Gremium könne im Verdachtsfall Meldung nach Rom machen. b) Rom autorisiert die nationalen Bischofskonferenzen, in jedem Bistum ein Gremium einzurichten, das entweder nur die Kompetenzen hat wie in a) beschrieben der auch mehr. Das Gremium untersteht direkt der Bischofskonferenz und hat also an dessen Autorität teil. c) In jedem Bistum wird ein Gremium eingerichtet, sei es nur mit den Kompetenzen von a) oder mit weitergehenden Vollmachten. Jedem dieser Gremien sitzt der jeweilige Nuntius vor, der hier ausdrücklich im Auftrag des Papstes und in dessen Stellvertretung handelt. (In der Praxis kümmert sich der Nuntius fast nur, wenn das Gremium etwas meldet, aber er bleibt immer Dienstherr.) bearbeitet 21. April 2023 von iskander Zitieren
Guppy Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 11 Stunden schrieb iskander: Segnung von "widernatürlicher Unzucht", ich muss doch sehr bitten! 😁 Soweit ich weiss soll laut SW nun auch Ehebruch gesegnet werden. Also nicht nur widernatürliche Unzucht. Zitieren
iskander Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 (Die Vorschläge von @Flo77 wären aus meiner Sich die vernünftigere Alternative; aber selbst, wenn man sehr konservativ ist, sollten sich bei gutem Willen Wege finden.) Zitieren
Guppy Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 2 Minuten schrieb iskander: a) Ein Gremium in jedem Bistum, das keine legislative, exekutive, judikative oder geistliche Gewalt besitzt, aber über manche Fragen gut informiert werden muss und sich selbst informieren darf. Dieses Gremium könne im Verdachtsfall Meldung nach Rom machen. b) Rom autorisiert die nationalen Bischofskonferenzen, in jedem Bistum ein Gremium einzurichten, das entweder nur die Kompetenzen hat wie in a) beschrieben der auch mehr. Das Gremium untersteht direkt der Bischofskonferenz und hat also an dessen Autorität teil. c) In jedem Bistum wird ein Gremium eingerichtet, sei es nur mit den Kompetenzen von a) oder mit weitergehenden Vollmachten. Jedem dieser Gremien sitzt der jeweilige Nuntius vor, der hier ausdrücklich im Auftrag des Papstes und in dessen Stellvertretung handelt. (In der Praxis kümmert sich der Nuntius fast nur, wenn das Gremium etwas meldet, aber er bleibt immer Dienstherr.) Könnte man so machen. Die Frage wäre aber doch, warum man in 3 Jahren SW nicht auf so eine Idee gekommen ist. Zitieren
iskander Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 @Guppy Inwiefern widersprechen die Dinge, an die Du denkst, denn "der Natur"? Oder um die Frage besser zu stellen, da "die Natur" ja keine moralische Norm darstellt: Wie leitest Du denn aus der Natur moralische Gebote ab, welchen die Dinge, an die Du denkst, widersprechen? 1 Zitieren
iskander Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 1 Minute schrieb Guppy: Könnte man so machen. Die Frage wäre aber doch, warum man in 3 Jahren SW nicht auf so eine Idee gekommen ist. Weil man eine bessere und sinnvollere Lösung finden wollte? Meine Vorschläge sind ja auch eher "behelfsmäßig". Bedenke nur als Beispiel, dass Priester offenbar deutlich häufiger des Missbrauchs schuldig wurden als ständige Diakone, selbst wenn man die Dinge in Relation zur Anzahl der Priester und Diakone setzt (wir hatten das in einem anderen Thread). Ist es da nicht legitim, auch über Themen wie "Priesterbild" und "Zölibat" nachzudenken? Zitieren
Guppy Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 Ich möchte nochmal zurück zu Erzbischof Zollitsch. Er hat wohl gegen das Kirchenrecht verstossen, weil er Fälle nicht an Rom gemeldet hat. Dafür ist er verantwortlich. Aber was ist mit den Eltern der Opfer? Den Tanten und Onkels? Den Nachbarn? Anderen Mitgliedern und Mitarbeitern der Pfarrei, die davon wussten? Die hätten alle selbstständig und unabhängig vom Bischof Meldung in Rom machen können, haben es aber nicht getan. Warum nicht? Das kann man sich doch nur so erklären, dass ein grösserer Personenkreis gemeinsam entschieden hat so vorzugehen. Eine "Kontrolle" in dem Sinn funktioniert also auch nicht unbedingt. Zitieren
laura Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 3 Minuten schrieb Guppy: Ich möchte nochmal zurück zu Erzbischof Zollitsch. Er hat wohl gegen das Kirchenrecht verstossen, weil er Fälle nicht an Rom gemeldet hat. Dafür ist er verantwortlich. Aber was ist mit den Eltern der Opfer? Den Tanten und Onkels? Den Nachbarn? Anderen Mitgliedern und Mitarbeitern der Pfarrei, die davon wussten? Die hätten alle selbstständig und unabhängig vom Bischof Meldung in Rom machen können, haben es aber nicht getan. Warum nicht? Das kann man sich doch nur so erklären, dass ein grösserer Personenkreis gemeinsam entschieden hat so vorzugehen. Eine "Kontrolle" in dem Sinn funktioniert also auch nicht unbedingt. Schau dir die Pressekonferenz im Internet an. Dann ist deine Frage beantwortet. Zitieren
Guppy Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 3 Minuten schrieb iskander: Weil man eine bessere und sinnvollere Lösung finden wollte? Meine Vorschläge sind ja auch eher "behelfsmäßig". Deine Vorschläge sind doch gut und würden von Rom vielleicht auch so übernommen werden. Der SW war nur an einem radikalen Umsturz der kirchlichen Hierarchie (die sie grundsätzlich ablehnen) interessiert und nicht an vernünftigen und praktiablen Ideen, wie man mit Missbrauchsfällen in Zukunft besser umgehen kann und Umgehung des Kirchenrechts wie im Fall von Erzbischof Zollitsch verhindern könnte. vor 5 Minuten schrieb iskander: Ist es da nicht legitim, auch über Themen wie "Priesterbild" und "Zölibat" nachzudenken? Man kann über alles nachdenken. Aber der Zölibat steht in absolut keinem Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch von Kindern. Ein Priester, der nicht vorher schon eine krankhafte gestörte Sexualität hatte, wird nicht dadurch, dass er im Zölibat lebt, plötzlich zu einem Triebtäter, das Kinder missbraucht. Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben 21. April 2023 Melden Geschrieben 21. April 2023 vor 6 Minuten schrieb Guppy: Ich möchte nochmal zurück zu Erzbischof Zollitsch. Er hat wohl gegen das Kirchenrecht verstossen, weil er Fälle nicht an Rom gemeldet hat. Dafür ist er verantwortlich. Aber was ist mit den Eltern der Opfer? Den Tanten und Onkels? Den Nachbarn? Anderen Mitgliedern und Mitarbeitern der Pfarrei, die davon wussten? Die hätten alle selbstständig und unabhängig vom Bischof Meldung in Rom machen können, haben es aber nicht getan. Warum nicht? Das kann man sich doch nur so erklären, dass ein grösserer Personenkreis gemeinsam entschieden hat so vorzugehen. Eine "Kontrolle" in dem Sinn funktioniert also auch nicht unbedingt. @iskander nimmt Dich ernst, geht auf Deine Fragen ein. Du aber gibst Deinerseits auf keine Fragen eine Antwort. 2 Zitieren
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