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Synodaler Weg - schon versperrt?


Jan_Duever

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vor 3 Minuten schrieb iskander:

Das ist bemerkenswert: Der vertritt die Kirche seit ca. 2000 Jahren in großen Teilen die gleiche Lehre, und JPII bemühte sich eindringlich, sie zu erläutern und zu vertiefen, und viele andere auch. Und doch steckt die Sexualkatechese der Lehre noch in den "Kinderschuhen", ist also noch sehr unausgereift. Der Gedanke hingegen, dass das Problem womöglich nicht in der Vermittlung der Lehre, sondern in der Lehre selbst liegen könnte, scheint undenkbar zu sein...

Er hätte sagen sollen "die moderne Sexualkatechese".

 

Über Jahrhunderte hinweg brauchte sich die Kirche im Prinzip nicht zu kümmern, da im katholischen Milieu die "traditionelle" Lehre in der Praxis unhinterfragt präsent war. Erst seit der Entdeckung der Eizelle, Darwins Evolutionstheorie, dem Beginn des Informationszeitalters, der Entfremdung von Kirche und Medizin und Kirche und Staat, sprich ab der Ära in der der Kirche ihre Welterklärungsvollmacht (und schließlich auch die Moralvollmacht) entglitten ist und die Welt sich schneller drehte stand die Kirche mit einem Mal vor dem Problem sich nicht mehr auf Staat und Medizin bei der Legitimation und der flächendeckenden Umsetzung ihrer Sexualmoral verlassen zu können.

 

Diese Kränkung scheint selbst heute noch tief in den Knochen der Vatikanistas die der guten alten Zeit lieber mehr oder weniger bockig hinterhertrauern anstatt wahlweise mal die Wissenschaft als Dienerin heranzuziehen um die Lehre zu prüfen oder den Gläubigen eine Katechese anzubieten, die in der Konkurrenz mit den Angeboten der Umwelt nicht ganz so okkult wirkt.

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vor 18 Minuten schrieb iskander:

Das ist bemerkenswert: Der vertritt die Kirche seit ca. 2000 Jahren in großen Teilen die gleiche Lehre, und JPII bemühte sich eindringlich, sie zu erläutern und zu vertiefen, und viele andere auch. Und doch steckt die Sexualkatechese der Lehre noch in den "Kinderschuhen", ist also noch sehr unausgereift. Der Gedanke hingegen, dass das Problem womöglich nicht in der Vermittlung der Lehre, sondern in der Lehre selbst liegen könnte, scheint undenkbar zu sein...

Ach weißt du, mit den Kinderschuhen kann auch gemeint sein, dass man das „Verständnis“ (gemeint ist das neue Verständnis) der „ewig gleichen Lehre“ noch nicht weit genug vertieft hat.

Da hat man (nur zur Veranschaulichung) „schon immer“ gelehrt, der Himmel sei gelb, und an dieser Lehre wird auch nie etwas geändert werden, man behauptet einfach nur irgendwann, „gelb“ sei theologisch die Farbe, die auf der französischen Flagge links und auf der holländischen unten sei. 
 

Werner

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vor 12 Stunden schrieb Werner001:

Da hat man (nur zur Veranschaulichung) „schon immer“ gelehrt, der Himmel sei gelb, und an dieser Lehre wird auch nie etwas geändert werden, man behauptet einfach nur irgendwann, „gelb“ sei theologisch die Farbe, die auf der französischen Flagge links und auf der holländischen unten sei. 

Und nachdem man nach jahrhundertelangem weiteren nachdenken zir tieferen Erkenntniss gekommen ist weiss man das dann irgendwann das die Farbe auf der französischen Flagge links als blau zu bezeichnen ist, aber im Grunde meint man das gleiche wie die Altvorderen

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vor 18 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Man ist nicht falsch abgebogen. Das Christentum war von Anfang an eine Endzeitreligion. Die Gläubigen sollten alle Aufmerksamkeit auf das Jenseits richten. Das Diesseits dagegen, als etwas Vergängliches und dem Untergang Geweihtes, sollten sie verachten. Jedes irdische Vergnügen war damit verdächtig, und es gibt kaum ein irdischeres Vergnügen als Sexualität. 

 

Das ist sicher ein wichtiger Punkt. Trotzdem hat es wohl bis in die Spätantike gedauert, bis sich die ganze Negativität voll entwickelt hatte. Und im Fall der kath. Kirche kommt halt noch erschwerend hinzu, dass man sich keine Irrtümer eingestehen kann. Der Hauptgrund für Humane vitae war wohl zum Beispiel der, dass Paul vI seinem Vor-vor-Vorgänger Pius XI. nicht widersprechen wollte. So kommt dann halt ein Schrecken ohne Ende statt eines Endes mit Schrecken herum.

 

vor 17 Stunden schrieb Flo77:

 [...] oder den Gläubigen eine Katechese anzubieten, die in der Konkurrenz mit den Angeboten der Umwelt nicht ganz so okkult wirkt.

 

Das ginge halt nur mit einer inhaltlichen Änderung, wenn es mehr sein soll als Rhetorik-Übungen. Und die ist schwierig, vor allem seit JPII.

 

vor 17 Stunden schrieb Werner001:

Ach weißt du, mit den Kinderschuhen kann auch gemeint sein, dass man das „Verständnis“ (gemeint ist das neue Verständnis) der „ewig gleichen Lehre“ noch nicht weit genug vertieft hat.

 

So interpretiere ich das auch - bzw. so, dass man die "Didaktik" der ewig gleichen Lehre" überarbeiten muss. Nur hilft halt auch die beste Didaktik letztlich nichts, falls das Problem ein inhaltliches ist.

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vor 3 Stunden schrieb iskander:

So interpretiere ich das auch - bzw. so, dass man die "Didaktik" der ewig gleichen Lehre" überarbeiten muss. Nur hilft halt auch die beste Didaktik letztlich nichts, falls das Problem ein inhaltliches ist.

Doch, man braucht vor allem überzeugende Kleriker. Analog zu Bismarck könnte man sagen, dass man eine Kirche gut mit mäßigen Inhalten aber guten Klerikern führen könnte. Je souveräner gutausgebildete Kleriker mit den überkommenen Lehren umgehen können, um so besser.

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Bismarck hat durchaus seine Verdienste. U. a. hat seine aggressive Politik gegen die katholische Kirche dazu geführt, dass sich über alle Verschiedenheit hinaus die Reihen des Katholizismus in Preußen und im Reich geschlossen haben (also ein Beispiel dafür, wie Kirchen durch Verfolgung erstarken). 

 

Alles sollte man hingegen nicht auf die Goldwaage legen, was er so sagte. So auch sie obige Äußerung. Ich sehe das nämlich tatsächlich ziemlich konträr: Eine Kirche, die eine überzeugende und klare Botschaft hat, kann auch einen "schlechten" oder mittelmäßigen (was man als Begriffe klären müsste) Klerus ertragen. Die Wahrheit setzt sich so oder so durch. 

 

Wobei ich mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehe, dass die Meinung darüber, was einen guten Klerus ausmachen, hier und überhaupt ziemlich weit auseinander gehen dürften. 

 

Wenn das Spektrum von den Pfarrern Schießler und Breitenbach bis zu Erzbischof Gänswein und Kardinal Burke reicht, dann sogar mit absoluter Sicherheit. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 39 Minuten schrieb Studiosus:

Alles sollte man hingegen nicht auf die Goldwaage legen, was er so sagte. So auch sie obige Äußerung. Ich sehe das nämlich tatsächlich ziemlich konträr: Eine Kirche, die eine überzeugende und klare Botschaft hat, kann auch einen "schlechten" oder mittelmäßigen (was man als Begriffe klären müsste) Klerus ertragen. Die Wahrheit setzt sich so oder so durch. 

Diese Botschaft hat sie aber leider nicht. Ihre Botschaft ist weder klar noch aus sich heraus überzeugend (zumindest nicht für jeden). Bei mäßigem Personal wäre zu erwarten, dass die Wahrheit sich anderweitig durchsetzt. Glücklicherweise hat sie in ihrer langen Geschichte einige durchaus vorzeigbare Vertreter hervorgebracht. Von diesem Erbe kann sie heute zehren.

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vor 2 Minuten schrieb Merkur:

Ihre Botschaft ist weder klar noch aus sich heraus überzeugend (zumindest nicht für jeden).

 

Mit der Einschränkung in der Klammer kann ich dieses Statement so hinnehmen. 

 

Man kann das eigene Erleben nämlich nicht verabsolutieren (weder Du deins, noch ich, den die Botschaft der Kirche tatsächlich aus sich heraus überzeugt, meins). 

bearbeitet von Studiosus
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vor 8 Minuten schrieb Studiosus:

Man kann das eigene Erleben nämlich nicht verabsolutieren (weder Du deins, noch ich, den die Botschaft der Kirche tatsächlich aus sich heraus überzeugt, meins). 

Um sich überzeugen zu lassen, muss man sie zunächst verstanden haben. Daran hapert es bereits, wenn man keinen Zugang zu ihr findet. Das gilt ganz besonders für die etwas weniger gelungenen Teile ihrer Botschaft wie z.B. die hier oft angesprochene Sexualmoral. Um die überzeugend vermitteln zu können, müßte man ein didaktisches Genie sein. 

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@Merkur

 

Ich will ehrlich sein: Je länger ich mir diese Diskussionen über die Sexuallehre anhöre, desto mehr komme ich zu der Ansicht, dass gar nicht die Kommunikation der Lehre das Problem per se ist. Es handelt sich also nicht um ein pädagogisches oder didaktisches Problem. Es könnte der souveränste Erklärer der Lehre der Kirche da stehen und eine bis auf Punkt und Beistrich nachvollziehbare Darstellung der Sexuallehre geben und dennoch würden nicht mehr Menschen sich dieser Lehre anschließen als unter den bisherigen Bedingungen. Das Problem der Lehre ist nicht ihre Vermittlung, sondern die Verweigerung der Gläubigen, ihr zuzustimmen. Nicht weil sie unklar, unlogisch oder widersprüchlich wäre. Sondern vielmehr, weil sich der moderne Mensch seine sexuelle Libertinage nicht mehr nehmen lassen will, vor allem nicht von der Kirche. Wer möchte es ihm verdenken? Sex ohne moralischen Ballast ist eben reizvoller als ein Triebleben unter den Geboten Gottes und der Kirche. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 22 Minuten schrieb Studiosus:

@Merkur

 .... Sondern vielmehr, weil sich der moderne Mensch seine sexuelle Libertinage nicht mehr nehmen lassen will, vor allem nicht von der Kirche. Wer möchte es ihm verdenken?

Ich sehe es ähnlich. Wo ist der Teil der Botschaft, der die Gegenargumente enthält? Falls es sie gibt, wie könnte man sie vermitteln? Falls es sie nicht gibt, könnte man die angebliche Klarheit, Logik und Widerspruchsfreiheit der Lehre zumindest dahingehend in Frage stellen, dass sie auf einige Fragen keine überzeugenden Antworten hat.

bearbeitet von Merkur
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vor einer Stunde schrieb Merkur:

Um die überzeugend vermitteln zu können, müßte man ein didaktisches Genie sein. 

Nö. Es würde erstmal reichen, wenn man das Ganze in einer Sprache vorstellen würde, die allgemein verständlich ist.

 

Wer allerdings heute noch von "sexueller Libertinage" spricht, kann sich vielleicht mit unseren Vorfahren um 1770 verständigen, hat aber offensichtlich kein Interesse mit Menschen zu kommunizieren, die nach 1900 geboren wurden. (Die Vorlage konnte schlecht unbeachtet liegengelassen werden.)

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vor 51 Minuten schrieb Studiosus:

Es könnte der souveränste Erklärer der Lehre der Kirche da stehen und eine bis auf Punkt und Beistrich nachvollziehbare Darstellung der Sexuallehre geben und dennoch würden nicht mehr Menschen sich dieser Lehre anschließen als unter den bisherigen Bedingungen.

Hat das irgendwann mal jemand ausprobiert?

 

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vor 52 Minuten schrieb Studiosus:

Sex ohne moralischen Ballast ist eben reizvoller als ein Triebleben unter den Geboten Gottes und der Kirche. 

Nun ja. Wenn man von Sexualität in Verbindung mit der Religion als "Triebleben" mit all seinen abwertenden Konnotationen und Assoziationen bezeichnet, ist die erste Tür schon mal zugeschlagen.

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vor 1 Stunde schrieb Studiosus:

Ich will ehrlich sein: Je länger ich mir diese Diskussionen über die Sexuallehre anhöre, desto mehr komme ich zu der Ansicht, dass gar nicht die Kommunikation der Lehre das Problem per se ist. Es handelt sich also nicht um ein pädagogisches oder didaktisches Problem. Es könnte der souveränste Erklärer der Lehre der Kirche da stehen und eine bis auf Punkt und Beistrich nachvollziehbare Darstellung der Sexuallehre geben und dennoch würden nicht mehr Menschen sich dieser Lehre anschließen als unter den bisherigen Bedingungen. Das Problem der Lehre ist nicht ihre Vermittlung, sondern die Verweigerung der Gläubigen, ihr zuzustimmen.

Könnte aber nicht genau dass das Zeichen des Geistes sein?

 

vor 1 Stunde schrieb Studiosus:

Nicht weil sie unklar, unlogisch oder widersprüchlich wäre. Sondern vielmehr, weil sich der moderne Mensch seine sexuelle Libertinage nicht mehr nehmen lassen will, vor allem nicht von der Kirche. Wer möchte es ihm verdenken? Sex ohne moralischen Ballast ist eben reizvoller als ein Triebleben unter den Geboten Gottes und der Kirche. 

Das halte ich für ein großes Missverständnis. Die meisten (Ausreißer, die die Statistik verzerren gibt es immer) wollen keinen Sex ohne Moral. Das man seinem Partner treu ist, in Zeiten von AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten Safer Sex praktiziert, das man nicht wie die Tiere übereinander herfällt durfte trotz Tinder und Co. Allgemeingültige sein.

 

Die Menschen lehnen nicht "Sex mit Moral" ab, sehr wohl aber Teile dieser kirchlichen Moral. 

 

Von daher erlauben mir die eingangs gestellte Frage zu wiederholen: Ist es wirklich so abwegig das die Weigerung die kirchliche Sexualmoral anzunehmen ein Zeichen des Geistes sein könnte?

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vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

Das Problem der Lehre ist nicht ihre Vermittlung, sondern die Verweigerung der Gläubigen, ihr zuzustimmen.

 

Ich denke, das bringt es auf den Punkt!

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vor 1 Stunde schrieb Frank:

Könnte aber nicht genau dass das Zeichen des Geistes sein?

 

Du meinst so wie viele Christen im Westen Afrikas nicht von der Mehrehe lassen können?

 

vor 1 Stunde schrieb Frank:

Die Menschen lehnen nicht "Sex mit Moral" ab, sehr wohl aber Teile dieser kirchlichen Moral. 

 

Sie lehnen jede Art von Moral ab, die nicht die eigene ist. Also dann, wenn sie zur eigenen werden soll - Exotisches schaut man sich gerne an, so lange es fremd bleiben darf.

 

vor 1 Stunde schrieb Frank:

Von daher erlauben mir die eingangs gestellte Frage zu wiederholen: Ist es wirklich so abwegig das die Weigerung die kirchliche Sexualmoral anzunehmen ein Zeichen des Geistes sein könnte?

 

S.o.

 

Ich verstehe auch das Problem nicht: die Kirche hat nicht das Verständnis von Sex wie die weit überwiegende Mehrheit der westlichen Christen. Ja - dann ist das eben so. Dann hat man als Individuum (oder auch Millionen von Individuen, aber es geht ja immer um einen selbst) eine abweichende Meinung.  Na und? Dann steht man eben dazu und lebt mit den Folgen, subjektiv positiv wie negativ.

Was daran ist schlimm? Mit welcher Hybris kann man verlangen/erwarten, daß sich die Kirche dem anpassen soll?

bearbeitet von rorro
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vor 1 Stunde schrieb Frank:

Das halte ich für ein großes Missverständnis. Die meisten (Ausreißer, die die Statistik verzerren gibt es immer) wollen keinen Sex ohne Moral. Das man seinem Partner treu ist, in Zeiten von AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten Safer Sex praktiziert, das man nicht wie die Tiere übereinander herfällt durfte trotz Tinder und Co. Allgemeingültige sein.

Es kommt darauf an, was man unter Moral versteht. Optionen with no strings attached sind nach meiner Kenntnis insbesondere bei jüngeren Männern nicht in jedem Fall unwillkommen. Dafür gibt es auch gute Argumente.

bearbeitet von Merkur
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Kann es nicht auch sein, dass sich die Sexuallehre der Kirche erst ab einem gewissen Alter erschließt, wenn man sich, wie man so schön sagt, "die Hörner abgestoßen" hat? Als junger Mensch, der seine sexuellen Kräfte entdeckt und diese erproben will, hat man dafür vielleicht in der Regel noch keine Antennen. Nicht umsonst heißt es, das Alter mache fromm. 

 

Auch bei Augustinus lesen wir aus der Zeit vor seiner Bekehrung vom Wunsch nach Keuschheit, der aber von der Unsicherheit, ob der christliche Glaube eine solche Lebensform trägt, in Frage gestellt wird (Confessiones VIII, 7, 17):

 

Aber ich unglücklicher, damals beim Beginne meiner Jugend doppelt unglücklicher Jüngling, hatte sogar dich um Keuschheit angefleht und gesprochen: "Verleihe mir Keuschheit und Enthaltsamkeit, aber noch nicht bald". Ich fürchtete nämlich, du könntest mich zu schnell erhören und zu schnell von der Krankheit der bösen Begierlichkeit heilen, die ich lieber gestillt als ausgelöscht haben wollte. Gewandelt war ich auf schlechten Wegen in gottlosem Aberglauben, nicht gerade daß ich seiner gewiß gewesen; allein ich zog ihn anderem vor, was ich nicht mit frommem Sinn suchte, sondern feindselig bekämpfte. 

 

bearbeitet von Studiosus
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vor 22 Minuten schrieb rorro:

Ich verstehe auch das Problem nicht:

Die Kirche könnte ja einfach mal auf Konsequenz bestehen.

 

Selbstbefriedigung = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Unverheirateter Sex = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Sex mit Verhütung = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Homosexueller Sex = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Anderer Sex als heterosexueller Vaginalverkehr mit Happy Ending = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Sex mit jemand anderem als dem Ehepartner = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Das passt zwar vorne und hinten nicht zum Sündenverständnis des Aquinaten, aber was schert die Kirche ihr Geschwätz von Vorvorgestern.

 

Wie Iskander schon mal formulierte, es geht hier um nichts weniger als das Seelenheil. Entweder die Idee der objektiven Sünde ist fehlerhaft oder die Kirche handelt grob fahrlässig, wenn sie eine individuelle Gewissensentscheidung für hinreichend hält.

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vor 5 Minuten schrieb Studiosus:

Kann es nicht auch sein, dass sich die Sexuallehre der Kirche erst ab einem gewissen Alter erschließt, wenn man sich, wie man so schön sagt, "die Hörner abgestoßen" hat? Als junger Mensch, der seine sexuellen Kräfte entdeckt und diese erproben will, hat man dafür vielleicht in der Regel noch keine Antennen. Nicht umsonst heißt es, das Alter mache fromm. 

Frei nach dem Motto, wenn mann dann im Alter keinen mehr hochbekommt, macht man aus der Not eine Tugend. (Bei Frauen wären mir ähnliche Phänomene zwar neu, aber bei einer Lehre erdacht von alten - offiziell ehelosen - Männern, verliert die Hälfte der Bevölkerung ja schon mal gerne aus dem Blick.)

 

(Was ein ...)

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Ich glaube, da nähert man sich dem Kern des Problems an: Hier, aber nicht nur im Bereich der sexuellen Sünden, geht es um das Wesentliche, mithin um das Schicksal der unsterblichen Seele. 

 

Wenn die Kirche hier die Gewissensentscheidung oder den freien Willen des Menschen akzeptiert (was bliebe ihr anderes übrig?), dann gibt sie keine Garantie, dass es gut ausgeht. Wenn jemand der Lehre der Kirche widersprechend handeln will und das auch nicht bereut (sei es im Rahmen der sakramentalen Beichte oder der Erweckung der vollkommenen Reue in Todesgefahr ohne Beichtmöglichkeit), dann muss er die Konsequenzen tragen. 

 

Dass das wachsweiche Gerede mancher Theologen, Pfarrer und Bischöfe in diesem Bereich nicht eben hilfreich ist, um die Brisanz dieser Angelegenheit angemessen zu vermitteln, versteht sich von selbst. Wenn es gar, wie in Deutschland, Teile der Hierarchie selbst sind, die zum sorglosen Ausleben devianter Formen von Sexualität ermuntern, dann ist sowieso Hopfen und Malz verloren. 

 

Das ist ein ernsthaftes Problem, das man dringend angehen müsste. Man kann nicht einerseits von dem ausgehen, was z. B. Flo oben anführte, oder die Lehre der Kirche in diesem Bereich festhalten und zugleich fordern, bestimmte Formen und Praktiken von Sexualität in der Kirche zu "normalisieren". Das passt leider vorne und hinten nicht zusammen. 

 

Ein neues kirchliches Arbeitsrecht etwa, das den gesamten Bereich des Privaten der rechtlichen Bewertung entzieht, mag nicht ideal sein und verdunkelt nachhaltig den Zeugnischarakter des kirchlichen Dienstes, ist aber bei Weitem nicht so verheerend wie die Entschließungen des Synodalen Weges betreffend den ganzen Themenkomplex Sexualmoral und "LGBTQ+". Hier wird der - in meinen Augen gotteslästerliche - Versuch unternommen, für gut oder moralisch zulässig zu erkären, was die kirchliche Lehrtradition in Übereinstimmung mit der in der Offenbarung verankerten göttlichen Schöpfungsordnung stets als schwere Abirrung und moralisch verwerflich bezeugt hat. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 1 Minute schrieb Studiosus:

Ich glaube, da nähert man sich dem Kern des Problems an: Hier, aber nicht nur im Bereich der sexuellen Sünden, geht es um das Wesentliche, mithin um das Schicksal der unsterblichen Seele. 

In der Tat. Die Hauptsache ist das Heil der Seelen.

 

vor 1 Minute schrieb Studiosus:

Wenn die Kirche hier die Gewissensentscheidung oder den freien Willen des Menschen akzeptiert (was bliebe ihr anderes übrig?), dann gibt sie keine Garantie, dass es gut ausgeht. Wenn jemand der Lehre der Kirche widersprechend handeln will und das auch nicht bereut (sei es im Rahmen der sakramentalen Beichte oder der Erweckung der vollkommenen Reue in Todesgefahr ohne Beichtmöglichkeit), dann muss er die Konsequenzen tragen. 

Die Garantie der Kirche zu brauchen hat ein bisschen was von mangelndem Vertrauen in den Allmächtigen.

 

Was irritiert ist, daß die Kirche bei KEINEM anderen Thema ein solches Fass aufmacht und eine derartige Unbarmherzigkeit und fehlende Beweglichkeit an den Tag legt. Und daß, obwohl es 10 Gebote gibt (von denen zwei noch nicht mal wirklich beherrschbar sind, btw.).

 

Als ob das Sexualverhalten das einzige wäre, was ein christliches/katholisches Leben ausmacht.

 

vor 1 Minute schrieb Studiosus:

Dass das wachsweiche Gerede mancher Theologen, Pfarrer und Bischöfe in diesem Bereich nicht eben hilfreich ist, um die Brisanz dieser Angelegenheit angemessen zu vermitteln, versteht sich von selbst. Wenn es gar, wie in Deutschland, Teile der Hierarchie selbst sind, die zum sorglosen Ausleben devianter Formen von Sexualität ermuntern, dann ist sowieso Hopfen und Malz verloren. 

Vielleicht sind diese Prediger auch einfach etwas tiefer im Glauben (und damit meine ich tatsächlich das Vertrauen und das Eintauchen in die Gottesbeziehung).

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vor 22 Minuten schrieb Flo77:

Die Kirche könnte ja einfach mal auf Konsequenz bestehen.

 

Selbstbefriedigung = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Unverheirateter Sex = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Sex mit Verhütung = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Homosexueller Sex = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Anderer Sex als heterosexueller Vaginalverkehr mit Happy Ending = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Sex mit jemand anderem als dem Ehepartner = kein Gnadenstand = keine Kommunion, im Falle des plötzlichen Ablebens ohne Sterbesakramente Hölle.

 

Das passt zwar vorne und hinten nicht zum Sündenverständnis des Aquinaten, aber was schert die Kirche ihr Geschwätz von Vorvorgestern.

 

Wie Iskander schon mal formulierte, es geht hier um nichts weniger als das Seelenheil. Entweder die Idee der objektiven Sünde ist fehlerhaft oder die Kirche handelt grob fahrlässig, wenn sie eine individuelle Gewissensentscheidung für hinreichend hält.

 

Da die Kirche noch nie jemanden höchstpersönlich in der Hölle verortet hat - dieser Automatismus wie von Dir beschrieben droht zwar, allerdings glücklicherweise ohne Gewißheit.

 

Prinzipiell kann ich aber Dein Anliegen verstehen - doch bis es dahin kommt, steht der Kirche hierzulande noch viel Entweltlichung bevor. Sie ist noch viel zu sehr auf das Wohlwollen der Massen angewiesen.

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