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Synodaler Weg - schon versperrt?


Jan_Duever

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vor 3 Minuten schrieb Studiosus:

Das wäre mein Versuch einer Kurzantwort.

Die eine entscheidende Frage nicht beantwortet:

 

Warum wird ein Mittel des Ausschlusses aus der Kirchenmitgliedschaft überhaupt benötigt?

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vor 1 Minute schrieb Marcellinus:

 

Du wirst es nicht für möglich halten, aber für die allermeisten Menschen ist die Sicht auf die kath. Kirche eine Sicht von außen. 

 

Diese Sicht finde ich persönlich auch bereichernd. Manchmal haben die außenstehenden Beobachter einen schärferen Blick auf Widersprüche und Probleme als jene, die knietief drin stecken. Manchmal reden sie (ich meine nicht dich) aber auch Blödsinn, da sie die inneren Zusammenhänge der katholischen Kirche nicht durchblicken. 

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vor 1 Minute schrieb Flo77:

Warum wird ein Mittel des Ausschlusses aus der Kirchenmitgliedschaft überhaupt benötigt?

Der Ausschluss aus der Kirchengemeinschaft ist m.E. eine Beugestrafe, damit derjenige wieder in die volle Kirchengemeinschaft eintritt. Deswegen schrieb ich am Anfang mal, dass es praktisch keinen Unterschied machen dürfte, ob jemand formal RK bleibt und trotz Häresie seine Gemeinde besucht, oder ob er in eine schismatische Gemeinschaft zum Gottesdienst geht und aus der Kirchensteuerinstitution ausgetreten ist. Beides wirkt sich nur auf die Kirchengemeinschaft aus, nicht jedoch auf die Gliedschaft.

 

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vor 11 Minuten schrieb Flo77:

Die eine entscheidende Frage nicht beantwortet:

 

Warum wird ein Mittel des Ausschlusses aus der Kirchenmitgliedschaft überhaupt benötigt?

 

Diese Frage hattest Du in deinem Beitrag aber auch gar nicht gestellt. 

 

Warum die Kirche sie braucht? Nun, da gibt es sicher einige Ansätze. Von der eher rechtssoziologischen Antwort, dass jede Gesellschaft, wenn man die Kirche in der Welt so versteht, eine rechtliche Struktur braucht, die auch Sanktionsmöglichkeiten vorsieht, bis hin zu der eher spirituellen Vorstellung, dass sich die Kirche von Irrtümern freihalten müsse, um Gott in Geist und Wahrheit recht anzubeten.

 

Interessanter finde ich, dass das Instrument des Kirchenausschlusses quasi seit Beginn der Kirche vorhanden ist und eben gerade keinen mittelalterlichen Nachgedanken o. ä. darstellt. Die primitive Vorform dessen, was später Kirchenbann und Exkommunikation werden sollte, dürfte sich wohl bereits auf die neutestamentliche Gemeindezucht und die ebenfalls dort anzutreffende correctio fraterna zurückführen lassen. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 4 Minuten schrieb Studiosus:

Interessanter finde ich, dass das Instrument des Kirchenausschlusses quasi seit Beginn der Kirche vorhanden ist und eben gerade keinen mittelalterlichen Nachgedanken o. ä. darstellt. Die primitive Vorform dessen, was später Kirchenbann und Exkommunikation werden sollte, dürfte sich wohl bereits auf die neutestamentliche Gemeindezucht und die ebenfalls dort anzutreffende correctio fraterna zurückführen lassen. 

Noch interessanter dürfte wohl sein, daß diese Maßnahmen im Ursprung nicht auf den Glauben abzielten, sondern auf das Verhalten.

 

(Und ja, ich gehe davon aus, daß die Sache mit der "wahren Nachfolge" in Jerusalem nicht anders gelaufen ist als in Medina, Carthage IL oder in Qufu - erst die naive Frage um die Auslegungshoheit, dann die Machtfrage - das geht erstaunlich schnell, wenn die Zentralfigur erstmal weg ist. Und bevor Du das für zu weltlich hältst: Du hast die Kirche als menschliche Gemeinschaft nach menschlichem Rest hier genannt.)

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vor 10 Minuten schrieb Flo77:

Du hast die Kirche als menschliche Gemeinschaft nach menschlichem Rest hier genannt.

 

Um genau zu sein, habe ich eine Theorie referiert. Ich persönlich halte diese im Grunde naturrechtlichen Gesellschaftstheorien mit Blick auf die Kirche, die ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert hatten, für zu einseitig gedacht. 

 

Die Kirche ist meiner Meinung nach beides: natürlich, hinsichtlich ihrer Existenz in Zeit und Welt, und übernatürlich, aufgrund ihres Urhebers und bezüglich ihrer Sendung. Aber ja, an einem gewissen Grad der Organisation in Analogie zu weltlichen Gemeinwesen kommt die Kirche meines Erachtens nicht aus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 11 Minuten schrieb Studiosus:

Die Kirche ist meiner Meinung nach beides: natürlich, hinsichtlich ihrer Existenz in Zeit und Welt, und übernatürlich, aufgrund ihres Urhebers und bezüglich ihrer Sendung. Aber ja, an einem gewissen Grad der Organisation in Analogie zu weltlichen Gemeinwesen kommt die Kirche meines Erachtens nicht aus. 

Nun, Urheber und Sendung mal dahingestellt (immerhin hat sie ihren Sendungsauftrag letztlich selbst modifiziert), bleibt mir nur festzustellen, daß es kaum eine dogmatische oder sittliche Frage gibt, die die Kirche nicht mit einer Machtfrage verknüpft hätte.

 

Dieser rote Faden zieht sich vom Apostelkonzil bis zum Synodalen Weg. Es menschelt aller Orten und die Wahrheit ist allenfalls ein Produkt von Machtverhältnissen.

 

Ich ahne die Ausrede, aber Gott kennt den Menschen und schafft selbst diese Machtverhältnisse. Ich kann nicht behaupten, daß das mein Vertrauen in den Ewigen stärken würde.

Für mich hat es den Beigeschmack der Selbstimmunisierung gegen mögliche Kritik, was eine bekannte Verhaltensweise der Mächtigen ist.

bearbeitet von Flo77
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vor 2 Stunden schrieb Flo77:

Noch interessanter dürfte wohl sein, daß diese Maßnahmen im Ursprung nicht auf den Glauben abzielten, sondern auf das Verhalten.

 

Das hätte ich gerne belegt. Was haben denn die Anhänger des Markion so anders gemacht?

 

Der Ausschluß aus einer Glaubensgemeinschaft bei einer stark abweichenen Glaubensmeinung ist ja vielen Glaubengemeinschaften inhärent, die sich primär über den Glauben und nicht über eine sozilogisch-ethnische Zugehörigkeit definieren. Das gibt es bei Muslimen (Shia, Sunna, Ahmadiyya, Aleviten etc.), das gibt es bei den Protestanten (wo nach prot. Schätzungen derzeit >40.000 "Konfessionen" existieren), das gibt es interessanterweise trotz der ethnischen Definition auch bei Juden (der Rausschmiß der Judenchristen aus der Synoagoge, sei es durch eine mögliche Synode von Jabne oder anderweitig). Auch bei den Buddhisten gibt es so etwas, bei den Hindus ist mir das dagegen nicht bekannt.

bearbeitet von rorro
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vor 5 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Darüber gibt es auch andere Meinungen. Die frühe Kirche folgte in ihrer Struktur der staatlichen und den fünf Diözesen des Römischen Reiches folgten die fünf Patriarchate, die rechtlich gleichgestellt waren und von denen Rom eines war. Rom als primus inter pares ergab sich aus der Tatsache, daß es erste Kaiserstadt gewesen war. Inhaltlich wurde die Kirche, die es als feste Organisation ja noch gar nicht gab, vom Kaiser in Konstantinopel kontrolliert. Da sich die Reichsteile auch sprachlich zunehmend auseinander entwickelten, der Westen sprach Latein und lehnte Griechisch ab, während der Osten Griechisch sprach und Latein für eine Bauernsprache hielt, kam es zu einer defakto Zweiteilung, 1 Patriarchat (Rom) auf der einen, 4 Patriarchate unter Führung Konstantinopels auf der anderen Seite. Das Schisma von 1054 war dann nur der Endpunkt einer jahrhundertelangen Entfremdung.

Und dass es auch außerhalb des römischen Reiches Christen gab, die auch in den ersten Jahrhunderten selbstverständlich als Teil der universellen Kirche angesehen wurden, die aber zu keiner Zeit tatsächlich oder angeblich Rom unterstanden, wird sowieso immer vergessen. Oder vielleicht auch verdrängt, weil es nicht zu den römischen Legenden passt. 
 

Werner

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vor 1 Minute schrieb Werner001:

Und dass es auch außerhalb des römischen Reiches Christen gab, die auch in den ersten Jahrhunderten selbstverständlich als Teil der universellen Kirche angesehen wurden, die aber zu keiner Zeit tatsächlich oder angeblich Rom unterstanden, wird sowieso immer vergessen. Oder vielleicht auch verdrängt, weil es nicht zu den römischen Legenden passt. 

 

Es ist überhaupt erstaunlich wie wenig Integrationskraft die frühen Christen besaßen, oder auch nur aufzubringen bereit waren. Man folgte ihrer "Wahrheit", oder man konnte im wahrsten Sinne des Wortes zur Hölle gehen. Da taten sich lateinische und griechische Christen übrigens gar nichts. Profitiert haben am Ende die Araber. 

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vor 10 Stunden schrieb rorro:

Korrekt. Nur wäre es naiv zu glauben, dass Heil der Seelen bedeutet, den Willen der Menschen immer nachgeben.

Was für den Körper gilt, gilt auch für die Seele.

 

Und da fehlt euch geschmeidig Konservativen heute eben die Glaubwürdigkeit. Zwar wird etwa im Bereich der Sexualität so ziemlich alles zur Todsünde erklärt, aber in der Praxis dann so weit relativiert, dass eine schwere Schuld eher die Ausnahme als die Regel zu sein scheint. Und wer wie ich die offizielle Lehre korrekt referiert, der versteht die Lehre von den "mildernden Umstände nicht" oder wendet sie nicht an, der blendet "letztlich die Liebe Gottes aus" und geht "legalistisch" an das Gesetz ran.

 

Früher hat die Kirche einen klaren Kurs in moralischen Fragen gehabt: Todsünde ist Todsünde, und dass die Schuld wegen gravierender Umstände wesentlich herabgemindert ist, das ist die Ausnahme. Und daran und an den Folgen hat auch die Liebe Gottes nichts geändert, so wenig wie die Pastoral.

(Man denke nur beispielhaft daran, dass Pius XII. im Zusammenhang mit jugendlicher Masturbation explizit von "schwerer Schuld" spricht und die Bereitschaft, die Schuld durch den Rekurs auf mindernde Umstände zu relativieren, explizit zurückweist. Und was für jugendliche Masturbation gilt, gilt natürlich auch für den gesamten Rest der Sexuallehre.)

 

Da muss man einfach sagen, dass die Lehre der Kirche früher geradliniger war. Damals vertrat man in aller Klarheit und Konsequenz eine strenge Linie. Heute wollen Konservative wie Du zwar "theoretisch" an der ganzen Härte der Lehre festhalten, aber durch Gottes Güte und mehr oder weniger ubiquitär vorhandenen schwerwiegenden schuldmindernden Umständen ist am Ende offenbar alles doch halb so wild.

bearbeitet von iskander
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vor 11 Stunden schrieb rorro:

Korrekt. Nur wäre es naiv zu glauben, dass Heil der Seelen bedeutet, den Willen der Menschen immer nachgeben.

Was für den Körper gilt, gilt auch für die Seele.

 

Dieser Post ist mir durch die Lappen gegangen. Absolute Zustimmung dazu. 

 

Es ist zweifelsohne richtig, dass die letzte Norm des kirchlichen Gesetzbuchs die salus animarum aufgrund ihrer Gewichtigkeit ans Ende stellt, um sozusagen eine Hermeneutik des Rechts zu begründen (der Ausdruck vor der Klammer) und einem rein positiv-legalistischen Verständnis des Rechts vorzubeugen. Das ist notwendig, denn Recht und Gesetz, die das Seelenheil aus den Augen verlören, wären keine Hilfestellung, sondern ein Hemmschuh. 

 

Allerdings scheint mir heute ein schwerwiegendes interpretatorisches Problem darin zu liegen, zu verstehen, was dieses Heil der Seele denn nun sein soll und wie man es fördert. Und da trifft sich dein Post mit meinen eigenen Beobachtungen. Vielfach wird die Berufung auf das Seelenheil einfach als Freibrief benutzt, um das Irritierende, das Störende und das, was Menschen möglicherweise vor den Kopf stoßen könnte, aus dem kirchlichen Betrieb zu entfernen. Durchaus oft mit guten Absichten, wie ich zugeben will. Man möchte die Menschen nicht verletzen, vergraulen oder noch mehr von der Kirche entfernen. Und am Ende des Tages ist es auch für den Klerus einfacher, im wahrsten Sinne des Wortes Ja und Amen zu sagen, als in einen Dialog oder eine Konfrontation einzutreten. Verstehe ich alles und teile ich in gewissem Maße auch. Zumal es zugegeben nicht einfach ist - bereits unter Theologen, mehr noch unter den anderen Gläubigen -, für die offizielle Position der Kirche zu werben oder sie auch nur nachvollziehbar darzulegen. 

 

Aber ob damit dem letzten Zweck der menschlichen Existenz, dem Heil der Seelen wirklich gedient ist? Daran würde ich ein dickes Fragezeichen anschließen. Es ist etwas ermüdend immer auf dasselbe Thema zu Sprechen zu kommen, aber die Segnungsgottesdienste sind meines Erachtens das beste aktuelle Beispiel für ein falsches Verständnis der Formel salus animarum suprema lex. Ich will es im Wissen darum, dass es manche Leser gegen den Strich bürstet, trotzdem zuspitzen: Ein Pfarrer, der tatsächlich am Heil der Seelen und nicht nur an einer rein menschlichen Anteilnahme oder Solidaritätsbekundung interessiert wäre, der müsste ein irreguläres Paar eigentlich lieber in den Beichtstuhl führen, statt ihnen am Altar einen Segen für ihre Situation zuzusprechen, den die Kirche und wenn man das römische Responsum ernst nimmt auch Gott nicht kennt. 

 

Das ist - man wird dieses Bild nicht goutieren - nicht unähnlich dem Verhältnis zwischen Kindern und Eltern. Natürlich wird das Kind die zweite Süßigkeit auch noch wollen und protestieren und weinen, wenn die Eltern es ihm aus guten Gründen verweigern. Dass es zu seinem eigenen Besten ist, kann der kindliche Geist noch nicht erfassen und die Eltern setzen sich aus Sicht des Kindes ins Unrecht, wenn sie aufgrund ihres Wissensvorsprungs so handeln. Aber die Alternative kann schwerlich sein, jedem Wunsch des Kindes, obwohl und gerade weil man es liebt, bedingungslos nachzukommen. Sonst verspielt man irgendwann seine Autorität als Erziehungsperson und hat am Ende einen verzogenen Teenager mit Adipositas und Diabetes. Ist das im Interesse des Kindes? Ich bezweifle es. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

 Ein Pfarrer, der tatsächlich am Heil der Seelen und nicht nur an einer rein menschlichen Anteilnahme oder Solidaritätsbekundung interessiert wäre, der müsste ein irreguläres Paar eigentlich lieber in den Beichtstuhl führen, statt ihnen am Altar einen Segen für ihre Situation zuzusprechen

Nur dann, wenn der Pfarrer nicht davon ausgeht, dass sich letztlich die Sexualmoral auch entwickeln kann. In dem Moment, wo ich annehme, dass wirklich nur die Sexualmoral nach dem Weltkatechismus den Willen Gottes widerspiegelt, wäre das die einzig richtige Vorgehensweise und dann wäre die Segnung irregulärer Paare in der Tat keine wohlgemeinte Seelsorge, sondern sogar Verführung zu weiterer Sünde. 

 

Wenn da nicht folgende Frage wäre:

Ist es denkbar, dass wir gerade an einem Scheidepunkt stehen, in der auch viele Amtsträger merken, dass die Vorstellungen des Weltkatechismus nur einen Teil der real existierenden, mit Liebe und Treue gelebten Beziehungen widerspiegelt und sich damit nicht mehr allein als Grundlage für die Sexualmoral eignet? 

Wenn der Seelsorger/ die Seelsorgerin Pfarrer, Pasti...)  annimmt,  dass die real - mit Liebe und Treue gelebten - Beziehungen auch Resultat eigener Gewissensentscheidungen vor Gott und im Hören auf Gottes Stimme für das eigene Leben sein können, kann er/ siesie auch segnen. 

Es geht um die Frage, wie der Wille Gottes für das eigene Leben gefunden werden kann: nur und einzig allein durch Überlieferung der RKK oder auch durch eine eigene (bewusst getroffene) Gewissensentscheidung? Und kann diese eigene Gewissensentscheidung auch die Lehre der Kirche weiterentwickeln oder nicht. 

Letztlich ist es eine Frage des Offenbarungsverständnisses. 

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vor 16 Minuten schrieb laura:

Nur dann, wenn der Pfarrer nicht davon ausgeht, dass sich letztlich die Sexualmoral auch entwickeln kann

 

Das ist genau das Problem. Ich bin durchaus der Meinung, dass sich die kirchliche Sexualmoral entwickelt hat und entwickeln kann. Aber die Anerkennung homosexueller Akte als wenigstens moralisch neutral oder sogar moralisch wertvoll halte ich für ausgeschlossen. Das wäre ein so eklatanter Bruch mit der bisherigen Lehrüberlieferung und letztlich ein Angriff auf das in der Offenbarung grundgelegte Menschenbild, dass ich mir nicht vorstellen könnte, wie die katholische Kirche das überleben sollte. Man mag einwenden, die evangelischen Kirchen bekommen das ja auch irgendwie theologisch unter einen Hut, aber man sehe sich einmal an zu welchem Preis. 

 

Ich will damit sagen, dass es in meinen Augen nicht an einer Formulierung des Weltkatechismus hängt. Mancher mag mich für die Aussage steinigen, aber so wichtig und einzig autoritativ ist der KKK nun auch nicht. Die Ablehnung homosexueller Akte übersteigt meines Erachtens selbst die Autorität des Katechismus, da es letztlich um eine im Naturrecht verankerte moraltheologische Ableitung geht, die zudem durch Schrift und Tradition gestützt wird (wenn man der klassischen Auslegung folgt). Ich würde, und das Responsum des Glaubensdikasteriums scheint mir in diese Richtung zu weisen, sogar mutmaßen, dass die Kirche nicht in der Lage ist, homosexuelle Akte sittlich zu legitimieren. Aber das ist wie immer Auslegungssache.

 

Nun könnte man natürlich auch sagen, dass ja nicht die Akte gesegnet werden, sondern das, was in diesen Paarbeziehungen analog zu regulären Verbindungen von Mann und Frau gut und segnenswert ist. So kann man argumentieren, aber es überzeugt mich nach allem, was ich Segnungsgottesdiensten im deutschen Raum bereits mitbekommen habe, wenig. Und ich gehe auch davon aus, dass die Paare, die um diese Segnung bitten, den Segen auf ihre ganze Beziehung erstreckt wissen wollen und dabei die Dimension der Geschlechtlichkeit keine Ausnahme darstellt. 

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vor 6 Stunden schrieb Studiosus:

aufgrund ihres Wissensvorsprungs

Handelt es sich um einen nachweisbaren Wissenvorsprung des Klerus (um in der Anwendung Deines Bildes zu bleiben), oder um einen postulierten?

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vor 5 Stunden schrieb Studiosus:

Aber die Anerkennung homosexueller Akte als wenigstens moralisch neutral oder sogar moralisch wertvoll halte ich für ausgeschlossen.

Und jetzt muss man mir verdammt gut erklären, warum es in innerkirchlichen Kreisen ein offenes Geheimnis, dass unter Klerikern nicht nur viele enthaltsame Homosexuelle sind (was an sich ja schon eigentlich nicht sein dürfte), sondern es auch durchaus praktizierte Homosexualität in nicht unerheblichem Maße gibt. 

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vor 5 Minuten schrieb laura:

Und jetzt muss man mir verdammt gut erklären, warum... 

 

Was hat ein offensichtlicher, eigentlich sogar zweifacher, Verstoß gegen den Klerikerzölibat und das natürliche Sittengesetz mit der offiziellen Lehrmeinung der Kirche zu tun? 

 

Homosexualität, auch praktizierte, grassiert seit Jahrhunderten im Klerus. Das ist wahrhaftig nichts Neues. Heute spricht man, im Gegensatz zum Mittelalter, sogar weniger davon als früher. Zumindest was offizielle Äußerungen des kirchlichen Gesetzgebers angeht. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 4 Minuten schrieb laura:

Und jetzt muss man mir verdammt gut erklären, warum es in innerkirchlichen Kreisen ein offenes Geheimnis, dass unter Klerikern nicht nur viele enthaltsame Homosexuelle sind (was an sich ja schon eigentlich nicht sein dürfte), sondern es auch durchaus praktizierte Homosexualität in nicht unerheblichem Maße gibt. 

Kleriker sind auch nur Sünder und die Reinheit der Lehre ist nicht abhängig von der Reinheit ihrer Verkünder.

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vor 8 Stunden schrieb Studiosus:

Dass es zu seinem eigenen Besten ist, kann der kindliche Geist noch nicht erfassen und die Eltern setzen sich aus Sicht des Kindes ins Unrecht, wenn sie aufgrund ihres Wissensvorsprungs so handeln.

Dann doch mal Butter bei die Fische: inwiefern ist die Verweigerung des (sexuellen) Genusses zum Besten der Seele?

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vor 8 Minuten schrieb Flo77:

Dann doch mal Butter bei die Fische: inwiefern ist die Verweigerung des (sexuellen) Genusses zum Besten der Seele?

 

Da der exklusive und geordnete Ort menschlicher Sexualität die gegengeschlechtliche Ehe ist und Sexualität außerhalb dieser Verbindung sündhaft und mitunter schwer sündhaft ist? 

 

Diese eigentlich allgemein bekannte Feststellung erschöpft sich nicht in den homosexuellen Akten, sondern reicht von der Ipsation bis zum Ehebruch, wobei bei den homosexuellen Akten die objektive Ungeordnetheit und man müsste eigentlich hinzufügen Widernatürlichkeit erschwerend hinzu kommt. Nicht umsonst galt praktizierte Homosexualität als das crimen pessimum

bearbeitet von Studiosus
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vor 1 Minute schrieb Studiosus:

 

Da der exklusive und geordnete Ort menschlicher Sexualität die gegengeschlechtliche Ehe ist und Sexualität außerhalb dieser Verbindung sündhaft und mitunter schwer sündhaft ist? 

Das beantwortet meine Frsge nicht, da auch der Genuss in der Ehe nur in Kauf genommenes Übel, nicht aber ursächlicher Zweck der Vereinigung sein darf (auch wenn uns ein paar Modernisten da was anderes einflüstern wollen).

 

Und Sex ist Sünde weil 6. Gebot und Genesis Mann und Frau. Ja, ja...

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vor 9 Stunden schrieb Studiosus:
vor 20 Stunden schrieb rorro:

Korrekt. Nur wäre es naiv zu glauben, dass Heil der Seelen bedeutet, den Willen der Menschen immer nachgeben.

Was für den Körper gilt, gilt auch für die Seele.

 

Dieser Post ist mir durch die Lappen gegangen. Absolute Zustimmung dazu. 

 

Natürlich. Da wird eine Selbstverständlichkeit zum Strohmann aufgebaut.

 

Hier hat niemand davon geredet, es würde dem Heil der Seelen nützen, dem Willen der Menschen immer nachzugeben.

Das ist aber auch nicht das Gegenteil davon, den Willen der Menschen immer zu ignorieren.

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vor 7 Minuten schrieb Kara:

Darf man eigentlich noch Sex haben, wenn man sterilisiert ist? Strenggenommen nein, oder?

 

 

In der Theorie wahrscheinlich nein, da der "eigentliche" Finalzweck der Sexualität, die potenzielle Zeugung neuen Lebens, dadurch ausgeschlossen ist. Aber möglicherweise gibts da irgendein obskures Rota-Urteil dazu, das sich mit Sterilisation befasst. 

 

Soweit mir bekannt, verurteilt(e) die Kirche auch die Sterilisation. 

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