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Synodaler Weg - schon versperrt?


Jan_Duever

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@rorro

 

Ich verstehe auf intellektueller Ebene natürlich, was Du sagst. 

 

Aber ich muss auch ehrlich sein, dass für mich der Zug abgefahren ist. Ich werde kein Freund dieses Papstes und seines Anhangs mehr. Ich traue ihm und seinen Leuten auch nicht mehr über den Weg. Dazu wurde in 10 Jahren zu viel Porzellan zerschlagen. 

 

Deshalb befinde ich mich, wie oben angedeutet, seit Jahren in hibernis, im Winterlager, und hoffe, dass für mich, was Rom angeht, nochmal die Sonne aufgeht. 

 

Zum Glück hängt für mich der Glaube nicht am Papst, erst recht nicht an seiner Person. 

bearbeitet von Studiosus
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Was theologische Klarheit angeht, bin ich auch kein Fan. Papst Franziskus kommt aus einer zutiefst katholisch geprägten Kultur und hat - bei seinem Alter nicht unverständlich - gar nicht das Sensorium für eine massive Säkularisierung, wo selbst die Basics immer wieder neu klargemacht werden müssen. und mit seiner Weigerung, sich mit der Internetwelt zu beschäftigen, führt auch dazu, daß er sicht nicht selbst informiert.

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vor 52 Minuten schrieb Studiosus:

Und deshalb als letzte Bemerkung: Dieses Pontifikat hat mich in der Überzeugung bestärkt, dass es einen Mechanismus geben muss, der es ermöglicht, dass sich die Kirche aus der Geißelhaft eines häretischen Papstes befreien kann. Wie ein solches Instrument nach den Rahmenbedingungen von Pastor Aeternus aussehen könnte, da bin aktuell überfragt. Am Ende bräuchte es einen Papst, der Päpste bindet. Dummerweise ist diese sehr wichtige Diskussion nach dem Ersten Vatikanum eingeschlafen. Aus guten Gründen. Was wir heute und seit einiger Zeit erleben, konnte sich schlicht niemand vorstellen. 

 

Man muss meines Erachtens, und das ist im jetzigen Pontifikat ins Extrem getrieben, von der Vorstellung wegkommen, dass der Papst von sich geben kann, was er möchte und das dann auf einer Stufe mit dem Evangelium oder der Tradition der Kirche stünde. Der Papst ist kein Orakel, den der Heilige Geist wie eine Handpuppe anzieht und der nur Unfehlbares reden kann. 

 

Der Papst muss Hüter und Bewahrer des Glaubens, der Heiligen Überlieferung und der dogmatischen Kanones sein. Seine Kreativität kann er im Hobbyraum ausleben. Malen soll ganz entspannend sein, Johannes Paul II. war Sportler. In seinem Lehramt hat das hingegen keinen Platz. 

 

Was weite Kreise der Kirche, des höheren Klerus, wohl aktuell tun und mehr ist ihnen nicht möglich, ist es sozusagen auf Standy zu gehen, überwintern, bis dieser theologische atomare Winter vorbei gezogen ist. 

Würdest du sagen, das wir einen Häretriker auf dem Heiligen Stuhl haben?

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vor 12 Minuten schrieb Frank:

Würdest du sagen, das wir einen Häretriker auf dem Heiligen Stuhl haben?

Es kommt drauf an, was man unter „Häresie“ versteht.

Es soll sogar Leute geben, die es für Häresie hielten, als einer der Piuse die Auferstehungsfeier vom Karsamstag Morgen auf den späten Abend verlegte, weil irgendein Vorgängerpapst „endgültig“ festgelegt hatte, dass Messen nor Vormittags stattfinden dürfen 

 

Werner

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vor 15 Minuten schrieb Frank:

Würdest du sagen, das wir einen Häretriker auf dem Heiligen Stuhl haben?

 

Nein. Öffentlich würde ich auf solche Fragen sowieso niemals antworten. Geschweige denn es proaktiv sagen. 

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vor 15 Minuten schrieb Frank:

Würdest du sagen, das wir einen Häretriker auf dem Heiligen Stuhl haben?

Das kann er aufgrund Pastor Aeternus erst sagen, wenn ein zukünftiger Papst das festgestellt hat.

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vor 8 Minuten schrieb Werner001:

Es soll sogar Leute geben, die es für Häresie hielten, als einer der Piuse die Auferstehungsfeier vom Karsamstag Morgen auf den späten Abend verlegte, weil irgendein Vorgängerpapst „endgültig“ festgelegt hatte, dass Messen nor Vormittags stattfinden dürfen 

 

Der Zwölfte. Und ja, es gibt Kreise die diesen Papst bereits verwerfen und auch Päpste vor ihm, ironischerweise sogar Pius X. 

 

Manchen Leuten kann man es nie recht machen. Hätten wir heute einen Papst nach dem Zuschnitt eines Pius X. oder von mir aus auch eines Pius XII. würde man von mir keinen Mucks hören. Das wären paradiesische Zustände. 

 

An der Orthodoxie dieser Päpste kann jedenfalls meiner Ansicht nach kein Zweifel bestehen. Schönheitsfehler gibt es in jedem Pontifikat. Die pianische Reform der Karwoche halte ich für einen solchen, aber sehr verzeihbaren Schönheitsfehler. Wann ein bestimmter Gottesdienst des Triduums stattfindet und welche Farbe das Gewand dabei haben muss und wie die Osterkerze bereitet werden muss etc. pp., das sind Äußerlichkeiten, für den Experten interessant, aber unter dem Gesichtspunkt der Integrität des Glaubens am Ende des Tages irrelevant. Heute hat die Kirche ganz andere, ernstere Probleme. 

bearbeitet von Studiosus
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Interessante Sekte, die sich da heute in Köln versammelt hat (siehe Artikelbild). Offensichtlich war auch eine Äbtissin der Blauhäupterinnen-Kongregation anwesend. 

 

https://katholisch.de/artikel/47173-mit-400-menschen-segnungsgottesdienst-paare-vor-dem-koelner-dom

bearbeitet von Studiosus
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vor 24 Minuten schrieb Studiosus:

Interessante Sekte, die sich da heute in Köln versammelt hat (siehe Artikelbild). Offensichtlich war auch eine Äbtissin der Blauhäupterinnen-Kongregation anwesend. 

 

https://katholisch.de/artikel/47173-mit-400-menschen-segnungsgottesdienst-paare-vor-dem-koelner-dom

Tja... 400 Teilnehmer:innen, 100 Sänger:innen. Und zwischen 30 und 50 Rosenkranzbeter. Die Zahlenverhältnisse sind deutlich.

Aber die sind ja bekanntlich irrelevant. Hauptsache, die 50 Getreuen haben die Wahrheit.  Auch wenn sie damit alleine sind.

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vor 2 Minuten schrieb laura:

Tja... 400 Teilnehmer:innen, 100 Sänger:innen. Und zwischen 30 und 50 Rosenkranzbeter. Die Zahlenverhältnisse sind deutlich.

 

Die Historie zeigt ja auch ganz deutlich, dass Mehrheiten immer im Recht sind und nie irren können ... nicht. 

 

vor 2 Minuten schrieb laura:

Aber die sind ja bekanntlich irrelevant

 

Zahlen und Mehrheitsverhältnisse sind tatsächlich irrelevant, ja.

bearbeitet von Studiosus
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vor 6 Stunden schrieb Studiosus:

Aktuell erleben wir, die Interviews des Präfekten Fernandez strotzen davon, dass ausgerechnet unter diesem Pontifikat, das ja mit dem Anspruch, ganz anders zu agieren als die Vorgänger, angetreten ist, der Papalismus in neue Höhen getragen wird. Ich würde sogar sagen weit über den Status des Ersten Vatikanischen Konzils hinaus. 

 

Kardinal Fernandez sprach jüngst von der statischen und dynamischen Seite des depositum fidei. Die statische ist klar: das ist die Gesamtheit der verbindlichen Lehraussagen der Kirche, die dogmatischen Glaubenswahrheiten etc. Die dynamische verknüpft Fernandez mit dem Charisma des Papstes, hier konkret dieses Papstes, das irgendwie über die statische hinausreiche und denselben Anspruch auf absolute Verbindlichkeit erhebe. Damit macht er, möglicherweise ohne es zu merken oder zu wollen, genau jene Interpretation der Rolle des Papstes, welche auf dem Ersten Vatikanum bewusst nicht definiert wurde, klammheimlich zum Standard: Der Papst, ich wiederhole: konkret dieser Papst, als eine Art göttliches Orakel, dessen jedes Wort eine absolute, vom Geist inspirierte Wahrheit darstellt, der sich jeder Gläubige in strengstem Glaubensgehorsam unterordnen muss. Das ist nicht die in der katholischen Kirche verankerte Interpretation des Papstamtes. Das klingt eher, man verzeihe den Vergleich, nach einem eifrigen Minister, der seinem Despoten huldigt. 

 

Das ist Papalismus, Papolatrie und Cäsaro-Papismus auf eine solche Spitze getrieben, dass es schon fast an eine Karikatur grenzt. Dass sich der Präfekt des Glaubensdikasteriums bemüßigt fühlt, eine solche Emphase auf das Magisterium dieses Papstes zu legen (im Grunde sagt er nichts anderes als: Bitte bitte erkennt doch wie großartig die Theologie von Franziskus ist und lasst endlich den alten Kram hinter euch), zeigt wohl sehr deutlich, wie wenig dessen Worte und Taten bei den anderen Bischöfen des Erdkreises, die immerhin das Apostolische Kollegium bilden (!) und auch genuine Lehrer und Verkünder des katholischen Glaubens sind, resonieren. 

 

Ob Kardinal Fernandez genauso sprechen würde, wäre nicht sein alter Förderer, sondern eine Persönlichkeit des anderen Lagers in den Schuhen des Fischers? Man wird es nie erfahren, denn unter einem anderen Papst wäre Fernandez nicht in die Position gelangt, in der er aktuell ist. 

Hast du denn auch ein konkretes Beispiel dafür, dass unter dem Pontifikat von Franziskus auch nur eine zentrale Glaubenswahrheit der Kirche in unzulässigerweise abgeändert wurde ? Meine Wahrnehmung ist, dass Franziskus in bestimmten Fragestellungen ( die vor allem auch Moralfragen betreffen ) andere Akzente setzt als die Vorgänger,  ohne irgendeine "Lehre" in der Substanz zu verändern . Ich finde die knappe Bescheibung von Kardinal Kasper sehr gelungen, wenn Kasper bemerkt: "Benedikt XVI stellte die Lehre in Mittelpunkt, Franziskus das Evangelium."

 

Um nur mal ein Beispiel zu nennen, woran sich die berühmten "dubia" von 4 Kardinälen entzündet haben: das Franziskanische Schreiben "Amoris Laetitia" und die nicht weniger berühmte Fußnote 351.... wenn man die entsprechenden Kapitel aufmerksam und im Zusammenhang liest, kann man nur den Kopf schütteln, wenn Franziskus unterstellt wird, er würde die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe negieren etc....

 

Nochmals: es wäre sehr hilfreich, wenn du deine "Cäsaro-Papismus" und dergleichen Unterstellungen auch mit konkreten, nachprüfbaren Beispielen erläutern könntest....

 

 

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vor 3 Minuten schrieb Cosifantutti:

"Benedikt XVI stellte die Lehre in Mittelpunkt, Franziskus das Evangelium."

 

Kardinal Kasper in allen Ehren, aber diese Aussage war grober Unsinn. Benedikt hat vor allem Jesus Christus in den Mittelpunkt gestellt, er selbst ist fast hinter dem Amt verschwunden. Franziskus hingegen stellt vor allem Franziskus in den Mittelpunkt und das ist ein Problem. 

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vor 5 Minuten schrieb Cosifantutti:

Hast du denn auch ein konkretes Beispiel dafür, dass unter dem Pontifikat von Franziskus auch nur eine zentrale Glaubenswahrheit der Kirche in unzulässigerweise abgeändert wurde ?

 

Habe ich das behauptet? Nein. 

 

Dazu will ich aber trotzdem sagen, dass wie hier ja auch immer mit Verweis auf Seewald u. a. gesagt wird, dass Lehrveränderungen meist nicht so geschehen, dass ein Papst ein offizielles Schreiben aufsetzt und darin ausführt "Diese Lehre X ändere ich jetzt zu Lehre Y". So blöd und on the nose ist ja nun wahrlich niemand. Es muss der Schein der Kontinuität gewahrt sein, damit der kleine Katholik kein Herzrasen bekommt. 

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vor 5 Minuten schrieb Flo77:

Haben wir das gleiche Pontifikat erlebt???

 

Ich denke schon. Wo warst Du zwischen 2005 und 2013?

 

Oder anders gefragt: Wo hat Benedikt sein Pontifikat denn über sich gemacht? Wo hat er sich als Person, mit seinen Meinungen und Vorurteilen, ins Zentrum gesetzt?

 

Wenn man sieht, wie Franziskus mehr oder weniger solipsistisch sein Amt individualisiert und auch theologisch auf seine Person ausgerichtet hat, dann nehme ich da einen eklatanten Unterschied wahr. Übrigens nicht nur zwischen Benedikt und ihm. 

 

 

bearbeitet von Studiosus
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vor 3 Minuten schrieb Studiosus:

 

Habe ich das behauptet? Nein. 

 

Dazu will ich aber trotzdem sagen, dass wie hier ja auch immer mit Verweis auf Seewald u. a. gesagt wird, dass Lehrveränderungen meist nicht so geschehen, dass ein Papst ein offizielles Schreiben aufsetzt und darin ausführt "Diese Lehre X ändere ich jetzt zu Lehre Y". So blöd und on the nose ist ja nun wahrlich niemand. Es muss der Schein der Kontinuität gewahrt sein, damit der kleine Katholik kein Herzrasen bekommt. 

Also einfach Viel Lärm und Staub aufwirbeln deinerseits um nichts ??? Du schreibst hier, als säße ein Häretiker auf dem Papstthron und konkret kommt dann auf Nachfrage nichts ?  

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vor 4 Minuten schrieb Cosifantutti:

Du schreibst hier, als säße ein Häretiker auf dem Papstthron und konkret kommt dann auf Nachfrage nichts ?  

 

Ob das so ist, ist tatsächlich nicht an mir zu beurteilen. Deshalb tue ich es auch nicht. 

 

Auf jeden Fall regiert seit 2013 in Rom die Ambiguität in Rede und Tat und nicht die Klarheit und das ist, ganz unabhängig von der Frage nach der Häresie, die ich nicht beurteilen darf, ein Problem an sich. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 11 Stunden schrieb Studiosus:

Eine hoch lächerliche Aktion, die vor allem zur Selbstdarstellung ihrer Organisatoren dient.

 

Relevant ist allerdings, dass eine solche Aktion überhaupt stattfinden kann. Unter JPI wäre das völlig undenkbar gewesen. Hier kommt etwas ins RutschenFalls FI nicht bald seine letzte Reise antritt und sein Nachfolger nicht deutlich eher auf der "alten" Linie ist, müssen sich die "Konservativen" vermutlich auf das eine oder andere gefasst machen.

 

vor 10 Stunden schrieb Studiosus:

Ich glaube nicht, dass Du da warst. Ich glaube viel mehr, dass Du keine wirkliche Vorstellung davon hast, was die Hölle ist. Hättest Du sie, würdest Du nichts Diesseitiges als "Hölle" bezeichnen.

 

Und doch genügt die kleinste und unbedeutendste sexuelle Regung, die nicht mehr rechtzeitig bereut wird, damit man für alle Ewigkeit in die Hölle kommt?

 

vor 8 Stunden schrieb Inge33:

In der EKD haben wir das verwirklicht, was Du Dir für die katholische Kirche wünschst.

 

Man müsste allerdings konkret vergleichen, wie viele evangelische auf wie viele kath. Pfarrer kommen, wenn man die Anzahl von Protestanten und Katholiken in Bezug setzt. Hat jemand Zahlen?

 

vor 5 Stunden schrieb Inge33:

Ich meinte damit, auch der Papst kann sich nicht gegen geltende Lehre stellen.

 

Das ist ein Trugschluss. Erstens haben Päpste (allein oder mit den Bischöfen) natürlich schon "geltende Lehren" verändert. Zweitens gibt es spätestens seit dem 1. Vatikanum keine Instanz mehr, die ein Korrektiv ist. Deshalb darf man gegen den Papst auch an kein Konzil appellieren:

 

"4 Der römische Papst besitzt also in dem kraft höchster göttlichen Rechtes bestehenden Apostolischen Primat die oberste Macht in der ganzen Kirche. Darum lehren und erklären Wir auch, dass er der oberste Richter der Gläubigen ist<ref> Pius VI. Breve Super soliditate 28. Nov. 1786.</ref> und dass in allen Angelegenheiten, die in den Schiedsbereich der Kirche fallen, die Berufung an sein Urteil offen steht.<ref> 2. Konzil von Lyon.</ref> Ist aber vom Heiligen Stuhl, dessen Autorität die höchste ist, ein richterlicher Spruch ergangen, hat kein Mensch das Recht, diesen noch einmal zur Verhandlung zu stellen oder sich als Richter darüber aufzuwerfen.<ref> Vgl. Ep. Nicolai I ad Michaelem Imper.</ref> Vom rechten Weg irren daher jene ab, die behaupten, es sei erlaubt, von den Entscheidungen der römischen Päpste an ein allgemeines Konzil zu appellieren, als wäre ein solches eine dem römischen Papst übergeordnete Behörde.

15 Wenn also jemand sagt, der römische Papst habe bloß ein Amt der Überwachung oder einer gewissen Leitung, nicht aber die volle und höchste Jurisdiktionsgewalt über die gesamte Kirche, und das nicht nur in den Fragen des Glaubens- und Sittenlebens, sondern auch in allem, was zur Aufrechterhaltung der Ordnung (Disziplin) in der Kirche und zu ihrer Regierung auf der ganzen Welt gehört; oder wer sagt, der Papst habe bloß einen größeren Teil, nicht aber die ganze Fülle höchster Gewalt, oder diese Gewalt sei keine ordentliche und unmittelbare über die Gesamtheit der Kirchen wie über jede einzelne, über alle Hirten und Gläubigen wie über jeden einzelnen: der sei im Bann."

 

Man kann sich gegen den Papst auch nicht auf die Tradition berufen, denn der Papst legt fest, wie diese zu interpretieren ist. Es gibt da eine illustrative Begebenheit, die Hubert Wolf schildert. Es ging um eine Auseinandersetzung zwischen Pius IX. und Kardinal Guidi, welcher Zweifel an den der Machtstellung hatte, die dem Papst auf dem 1. Vatikanum eingeräumt werden sollte (und wurde):

 

"Ein Wort gab das andere. «Nein, das ist nicht wahr», ereiferte sich Pius IX. «Sie haben gesagt, und ich weiß es, dass der Papst verpflichtet ist, für die unfehlbaren Dekrete die Traditionen der Kirchen zu befragen. Nun, das ist ein Irrtum.»

Kardinal Guidi: «Es ist wahr, dass ich es gesagt habe, aber es ist kein Irrtum.»

Darauf der Papst «erregt»: «Doch, es ist ein Irrtum, denn ich, ich bin die Tradition, ich, ich bin die Kirche!!» – «Io, io sono la tradizione, io, io sono la Chiesa!!» 4 [...]

Kardinal Guidi fühlte sich von Pius IX. nicht nur persönlich beleidigt und zu Unrecht abgekanzelt, sondern auch theologisch zum Ketzer sowie zum Feind der Kirche und des Papstes abgestempelt. Dabei hatte er sich bei seinen Ausführungen in der Konzilsaula ausschließlich auf die Tradition der Kirche und speziell auf rechtgläubige katholische Autoritäten berufen. Mehr Orthodoxie, als den heiligen Thomas von Aquin und den bedeutenden Jesuitentheologen Robert Bellarmin als Kronzeugen anzurufen, war in der Tat kaum möglich. Das war dem Papst indes völlig gleichgültig [...]

[Pius weiter:] «Sie sind meine Kreatur, ohne mich wären Sie noch der obskure Mönch, der Sie gewesen sind, ich habe Sie mit Gnaden und Wohltaten überhäuft – und jetzt
gehen Sie in das Lager meiner Feinde und der Feinde der Kirche über und werden zum Häretiker. Sie haben eine Rede gehalten, die verdient, dass Ihre Mitbrüder vom Heiligen Offizium Sie zum Feuer verurteilen.»"

 

(Fettung von mir)


Abgesehen mal von Fragen des Stils hat Pius IX. das seit dem 1. Vatikanum dann gültige Verständnis wohl völlig richtig zusammengefasst. Der Papst ist die Kirche, der Papst ist die Tradition.

 

Für einen konservativen Katholiken gibt es daher nur eines: Bedingungsloser Gehorsam. Egal, ob der Past JPII oder FI heißt und ob er die Homosexualität als schreckliches Laster oder als Inbegriff der Tugend definiert. So, wie konservative Katholiken etwa zu Fragen der Religionsfreiheit ihre Meinung grundlegend ändern müssen, werden sie es auch bei andere Themen handhaben müssen, falls der Papst das so will. Tatsächlich ist bereits die Berufung auf die Tradition und andere Päpste gegen den jetzigen Papst vermutlich schon sehr grenzwertig.

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vor 27 Minuten schrieb iskander:

Hier kommt etwas ins Rutschen

 

Das halte ich für ziemliches Wunschdenken. 

 

Vorhin hat man mir noch erklärt, dass Papst Franziskus nicht plant, die Lehre zu verändern. Und der Papst selbst sagt das laut eigener Aussage irgendwelchen Nonnen, die er anruft, auch. Ja was denn nun? Offensichtlich ist man sich nicht einmal im selben Lager einig, was dieser Papst denn nun will oder nicht. 

 

Demnächst tagt in Rom die Synode, ein Projekt von Papst Franziskus, und wenn man dem Generalrelator zuhört, sollte man die Erwartungen dämpfen, wenn man nicht enttäuscht werden will. 

 

Dass es viel Ungehorsam in der Kirche gibt - die Aktion in Köln ist solcher Ungehorsam - ist nichts Neues. Auch dass Kleriker hier mittun, gab es immer. Dass Bischöfe ihre Hand aus Furcht oder Bequemlichkeit über solche Kleriker halten, ist in dieser Häufung neu, aber auch im Prinzip, vor allem in Deutschland, bekannt. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 41 Minuten schrieb Studiosus:

Dass es viel Ungehorsam in der Kirche gibt - die Aktion in Köln ist solcher Ungehorsam - ist nichts Neues. Auch dass Kleriker hier mittun, gab es immer. Dass Bischöfe ihre Hand aus Furcht oder Bequemlichkeit über solche Kleriker halten, ist in dieser Häufung neu, aber auch im Prinzip, vor allem in Deutschland, bekannt. 

 

Dass es vatikanischerseits hingenommen wird, wenn Bischöfe homosexuelle Paare weihen, ist allerdings schon für sich eine Revolution.

Ich glaube ansonsten nicht, dass die kath. Kirche ihre offizielle Lehre da so schnell verändert, schon aus Angst vor einer Spaltung nicht. Aber man lässt diejenigen, die einen anderen Weg gehen, ihren Weg gehen. Nochmals: Vergleiche das mit JPII oder BXVI. Dem Vernehmen nach soll FI den belgischen Bischöfen ja sogar gesagt haben, dass sie in der Sache mit den Segnungsfeiern selbst entscheiden sollen.

Und wenn man das viele Jahre oder gar Jahrzehnte so laufen lässt, dass in großen Teilen der Welt homosexuelle Paare gesegnet werden, dann wird man das immer mehr als "normal" betrachten. Und irgendwann wird die "bewährte und weithin akzeptierte Praxis" dann auch als ein Argument für Reformen fungieren.

 

Die Konservativen müssen hoffen, dass die Praxis noch von FI oder spätestens bald darauf gestoppt wird; je länger sie währt, desto mehr untergräbt sie die offizielle Lehre. 

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vor 2 Minuten schrieb iskander:

Vergleiche das mit JPII oder BXVI

 

Ich glaube da hast Du zumindest von Benedikt XVI. ein zu strenges Bild. Er war ein intellektueller, feinsinniger Mann, aber niemand, der wirklich durchgreifen konnte, auch da nicht, wo es nötig gewesen wäre.

 

Einige faule Äpfel der Ernte Benedikts, insbesondere was Bischofsernennungen in Deutschland angeht, können wir ja in ganzer Pracht beobachten. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 8 Stunden schrieb laura:

Tja... 400 Teilnehmer:innen, 100 Sänger:innen. Und zwischen 30 und 50 Rosenkranzbeter. Die Zahlenverhältnisse sind deutlich.

Aber die sind ja bekanntlich irrelevant. Hauptsache, die 50 Getreuen haben die Wahrheit.  Auch wenn sie damit alleine sind.

Wenn reine Anhängerzahlen für dich ausschlaggebend sind, solltest du überlegen, zum Islam zu konvertieren.

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vor 7 Stunden schrieb iskander:

 

Dass es vatikanischerseits hingenommen wird, wenn Bischöfe homosexuelle Paare weihen, ist allerdings schon für sich eine Revolution.

 

„Geweiht“ werden Paare nie. Und was hat wo ein Bischof getan?

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vor 15 Stunden schrieb Inge33:

Jenes "Alle, alle, alle" kann man auch missverstehen, so als ob jeder zum Kommunionempfang geladen ist.

 

Wer man sich nicht bemüht, den zu verstehen, der etwas sagt, kann man alles mißverstehen.

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