Dies ist ein beliebter Beitrag. Mecky Geschrieben 12. November 2022 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 17 Stunden schrieb Inge33: Werner und Marcellinus gehen davon aus, dass es das Naturrecht nicht gibt. Naturrecht ist allein schon vom Wort her problematisch. Vom Sein (Natur) kann man nicht auf ein Sollen (Recht) schließen. Möglich ist allerdings eine "analogia entis". Genauer: Man kommt gar nicht an dieser Analogie vorbei. Die Analogie entsteht allerdings nicht in der objektiven Außenwelt, sondern im Kopf des Wahrnehmenden. Er stellt diese Analogie her. Da jeder Kopf diese Analogie ein wenig anders herstellt, bleiben Schlüsse mehrdeutig. Mit einer Analogia Entis kann man oft das Eine begründen, wie auch genauso das Andere, womöglich sogar das Gegenteil des Einen. Es handelt sich also beim Naturrecht unausweichlich um etwas Subjektives. Viele Vertreter der Naturrechtslehre versuchten genau diese Subjektivität abzustreiten. Sie tun so, als ob sie ein objektives, sich aus dem Sein zwangsläufig herleitendes Recht in Händen hätten. Damit wollen sie ihre Vorstellungen unangreifbar machen. Das Wort "objektiv" wird dann geradezu inflationär verwendet. Aber das stimmt nicht. Diese angebliche Objektivität ist zwar an irgendwas Objektives angeknüpft, aber ebenso ist es ein Produkt ihres Zugangs und ihres Denkens. Das Naturrecht ist nicht näher an der Natur, als andere Rechtsvorstellungen. Damit ist die Autorität des Naturrechts dahin. Interessant ist, dass sich viele lautstarke Vertreter des Naturrechts nicht besonders gut mit der Natur auskennen. Ja, manche sträuben sich sogar gegen eine wissenschaftliche Erfassung der Natur. Stattdessen picken sie sich ein paar Rosinen aus dem großen Buch der Naturerkenntnis: Rosinen, die ihnen gerade gut passen - für die Beargumentierung ihrer subjektiven Meinung. Der ganz Rest (um die Rosinen herum) wird einfach übergangen. Klingt nach Querdenkerei. Quer zur Wahrnehmung, quer zur Erkenntnis, oft auch quer zur Logik. Genau genommen: Quer zur Natur. 7 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sauerteig Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 (bearbeitet) vor 8 Stunden schrieb Marcellinus: Also ist das eine reine Show-Veranstaltung? Es gibt ein Gleichnis vom Unkraut und vom Weizen. Papst Franziskus lässt den Prozess der Synodalität so laufen, zwischenzeitlich gab es immer mal wieder Hinweise an die Deutschen, dass sie es nicht aus dem Ruder laufen lassen sollen. Er gibt dem ganzen aber Raum und lässt es bis zur Ernte wachsen (Mt 13,30). Am Ende wird Rom nach Sichtung der weltweiten Ergebnisse beraten und Stellung beziehen, wo sich der SW verrannt hat und worin nicht. Das wird der Zeitpunkt sein wo die Synodalen erkennen können, wie das Verhältnis von Unkraut und Weizen war. bearbeitet 12. November 2022 von Sauerteig Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 2 Minuten schrieb Sauerteig: Es gibt ein Gleichnis vom Unkraut und vom Weizen. Papst Franziskus lässt den Prozess der Synodalität so laufen, zwischenzeitlich gab es immer mal wieder Hinweise an die Deutschen, dass sie es nicht aus dem Ruder laufen lassen sollen. Er gibt dem ganzen aber Raum und lässt es bis zur Ernte wachsen (Mt 13,30). Am Ende wird Rom nach Sichtung der weltweiten Ergebnisse beraten und Stellung beziehen, wo sich der SW verrannt hat und worin nicht. Das wird der Zeitpunkt sein wo die Synodalen erkennen können, wie das Verhältnis von Unkraut und Weizen war. Bin ich überempfindlich oder trieft dieses Posting vor Selbstgerechtigkeit? 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sauerteig Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 (bearbeitet) vor 4 Minuten schrieb Flo77: Bin ich überempfindlich oder trieft dieses Posting vor Selbstgerechtigkeit? Wahrscheinlich bist Du überempfindlich. Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass Papst Franziskus den Prozess vorher stoppen wird, eben weil er, um mich wieder auf auf das Gleichnis beziehen, nicht den guten Weizen herausreißen will. Oder stört Dich der Hinweis der Ermahnungen aus Rom? Die kann man wohl kaum ausblenden. bearbeitet 12. November 2022 von Sauerteig Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor einer Stunde schrieb Mecky: vor 18 Stunden schrieb Inge33: Werner und Marcellinus gehen davon aus, dass es das Naturrecht nicht gibt. Naturrecht ist allein schon vom Wort her problematisch. Vom Sein (Natur) kann man nicht auf ein Sollen (Recht) schließen. So isses! Übrigens schön, dich mal wieder zu lesen. 3 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 18 Stunden schrieb Inge33: Ich persönlich gehe davon aus, dass wir nicht als tabula rasa zur Welt kommen. Wir haben ein Gespür für gut und böse. Wenn du bedenkst, was alles in der Menschheitsgeschichte schon für "gut" oder "böse" gehalten wurde, wäre ich mit dem Verlaß auf unser "Gespür" vorsichtig. Ich denke, es ist ähnlich wie mit unseren anderen Fähigkeiten auch, der Sprache zB. Uns ist die Fähigkeit angeboren, Sprachen zu erlernen, müssen es sogar, um überleben zu können, aber eine angeborene Sprache haben wir nicht. Ebenso besitzen wir die Fähigkeit, zwischen gut und böse zu unterscheiden, aber was das unter den jeweiligen gesellschaftlichen Umständen ist, das müssen wir lernen. 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Die Angelika Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 13 Stunden schrieb Studiosus: Die Geringschätzung von Frauen ist kein Dogma, daher ist "die Lehre" hier auch nicht das Problem. Na da haben Frauen ja aber nochmal richtig Glück gehabt, dass die Geringschätzung der Frau von der rk Kirche (noch?) nicht zum Dogma gemacht wurde! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Die Angelika Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 11 Stunden schrieb rorro: Ich habe sogar persönlich den Eindruck, dass es Papst Franziskus ausschließlich um die Dynamik des Prozesses geht, gar nicht um Resultate Da sind wir uns ja fast Mal ganz einig. Ich habe auch den Eindruck, dass es ausschließlich um die Dynamik des Prozesses geht. Allerdings sollte mMn eine altbewährte Dynamik in Gang gesetzt werden, die sehr wohl Resultate bringt: Unzufriedene aktive Laien werden durch synodale Prozesse in den hoffe den Glauben versetzt, dass man doch innerhalb der Kirche mittels Dialog auf einen gemeinsamen Weg zu einem gemeinsamen Ziel gelangen könne. Das Resultat ist, dass diese Laien zufriedener werden, weniger an Austritt denken und wieder brav die Aufgaben tun, die sie tun dürfen, kurz gesagt: synodale Prozesse sind die bewährte Beruhigungspille für aufmüpfige Laien. Nur scheint dieses Mal die Dosierung des Medikaments anfänglich nicht ganz gestimmt zu haben. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Die Angelika Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 10 Stunden schrieb Marcellinus: Also ist das eine reine Show-Veranstaltung? Oder dient es der Ablenkung und Beruhigung des kath. Publikums? Wäre nicht das erste Mal.... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Werner001 Geschrieben 12. November 2022 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 4 Stunden schrieb Sauerteig: Es gibt ein Gleichnis vom Unkraut und vom Weizen. Papst Franziskus lässt den Prozess der Synodalität so laufen, zwischenzeitlich gab es immer mal wieder Hinweise an die Deutschen, dass sie es nicht aus dem Ruder laufen lassen sollen. Er gibt dem ganzen aber Raum und lässt es bis zur Ernte wachsen (Mt 13,30). Am Ende wird Rom nach Sichtung der weltweiten Ergebnisse beraten und Stellung beziehen, wo sich der SW verrannt hat und worin nicht. Das wird der Zeitpunkt sein wo die Synodalen erkennen können, wie das Verhältnis von Unkraut und Weizen war. Also wie bei den Eltern, die schon genau wissen, dass ihr Kind zwei Paar graue Socken und ein olivgrünes Stiftmäppchen zu Weihnachten bekommt, aber es ermuntern, einen langen Wunschzettel ans Christkind zu schreiben Werner 5 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Moriz Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 2 Stunden schrieb Werner001: Also wie bei den Eltern, die schon genau wissen, dass ihr Kind zwei Paar graue Socken und ein olivgrünes Stiftmäppchen zu Weihnachten bekommt, aber es ermuntern, einen langen Wunschzettel ans Christkind zu schreiben Man muß doch was haben, was man seinen Kindern anlässlich der Geburt der Enkel schenken kann. Was wäre da geeigneter als ihre eigenen, kindlichen Wunschzettel um ihnen klar zu machen, was da die nächsten Jahrzehnte auf sie zu kommt..- Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Die Angelika Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 37 Minuten schrieb Moriz: Man muß doch was haben, was man seinen Kindern anlässlich der Geburt der Enkel schenken kann. Was wäre da geeigneter als ihre eigenen, kindlichen Wunschzettel um ihnen klar zu machen, was da die nächsten Jahrzehnte auf sie zu kommt..- Du hast ja keine Ahnung, wie sich das Verhältnis zwischen meiner Ältesten und mir verändert hat, seit sie selbst Mutter zweier Kinder ist. Enkelkinder sind die süßesten Racheengel, die es auf Erden gibt! 😍 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mecky Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 Kardinal Kurt Koch hat das grundlegende Problem hervorragend angesprochen - natürlich nicht als Problem, sondern als Behauptung und zusätzlich noch in einen Nazivergleich eingebettet. Seine Behauptung ist, dass es nur zwei Quellen zur göttlichen Offenbarung gibt, nämlich: a. Die Bibel b. die (katholische) Tradition. Demgegenüber hat der Synodale Weg auch auf andere Quellen Wert gelegt: Die Humanwissenschaften, den "sensus fidelium" (was immer das auch sein mag). Würde man sich auf diese anderen Quellen (außerhalb von Bibel und rk. Tradition) einlassen, so behauptet Koch, würde man dadurch verführt, so wie weiland die deutschen Christen, die sich von der Nazi-Ideologie verführen ließen. So ganz einfach ist das aber nicht. Die Wahl des Beispiels ist nicht zwangsläufig. Würde man stattdessen sagen, man bekäme auch Zugang zur Offenbarung durch die Werte des Humanismus, der Aufklärung, der Demokratie oder der Menschenrechte, dann würde man ganz gewiss nicht bei den Nazis ankommen. Und wo bleibt man mit Bibel und Tradition? Nachdem in der Bibel der Hexenmord befohlen ist, hat die Tradition erstklassig und schriftgetreu das Mordwerk zu einem Wahn gesteigert. Bätzing landet bei den Nazis. Kurt Koch landet bei den Hexenverbrennern. Ach, das klingt doch alles ziemlich polemisch. Schade, dass dieses wichtige Grundlagenthema durch die aufgeheizte Stimmung unter den Tisch fällt. Obwohl die Protagonisten (Koch und Bätzing) genau das Gegenteil erreichen wollen. Oder? Wollen sie wirklich? 1 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Cosifantutti Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 22 Minuten schrieb Mecky: Kardinal Kurt Koch hat das grundlegende Problem hervorragend angesprochen - natürlich nicht als Problem, sondern als Behauptung und zusätzlich noch in einen Nazivergleich eingebettet. Seine Behauptung ist, dass es nur zwei Quellen zur göttlichen Offenbarung gibt, nämlich: a. Die Bibel b. die (katholische) Tradition. Demgegenüber hat der Synodale Weg auch auf andere Quellen Wert gelegt: Die Humanwissenschaften, den "sensus fidelium" (was immer das auch sein mag). Würde man sich auf diese anderen Quellen (außerhalb von Bibel und rk. Tradition) einlassen, so behauptet Koch, würde man dadurch verführt, so wie weiland die deutschen Christen, die sich von der Nazi-Ideologie verführen ließen. So ganz einfach ist das aber nicht. Die Wahl des Beispiels ist nicht zwangsläufig. Würde man stattdessen sagen, man bekäme auch Zugang zur Offenbarung durch die Werte des Humanismus, der Aufklärung, der Demokratie oder der Menschenrechte, dann würde man ganz gewiss nicht bei den Nazis ankommen. Und wo bleibt man mit Bibel und Tradition? Nachdem in der Bibel der Hexenmord befohlen ist, hat die Tradition erstklassig und schriftgetreu das Mordwerk zu einem Wahn gesteigert. Bätzing landet bei den Nazis. Kurt Koch landet bei den Hexenverbrennern. Ach, das klingt doch alles ziemlich polemisch. Schade, dass dieses wichtige Grundlagenthema durch die aufgeheizte Stimmung unter den Tisch fällt. Obwohl die Protagonisten (Koch und Bätzing) genau das Gegenteil erreichen wollen. Oder? Wollen sie wirklich? Was bei dieser Thematik meiner Einschätzung nach schlicht durcheinander geworfen wird sind a: einerseitsdie Quellen der Offenbarung b:andererseits: die Quellen ( "Orte" ) der theologischen Erkenntnis unter b finden sich eine ganze Liste möglicher "Orte" der theologischen Erkenntnis...... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 (bearbeitet) vor 32 Minuten schrieb Mecky: Kardinal Kurt Koch hat das grundlegende Problem hervorragend angesprochen - natürlich nicht als Problem, sondern als Behauptung und zusätzlich noch in einen Nazivergleich eingebettet. Seine Behauptung ist, dass es nur zwei Quellen zur göttlichen Offenbarung gibt, nämlich: a. Die Bibel b. die (katholische) Tradition. Diese Behauptung ist 1:1 aus Dei Verbum (genauer gesagt gibt es nur eine Offenbarungsquelle laut DV 9, die sich in Schrift und Tradition manifestiert). Kann natürlich sein, daß das vollkommen irrelevant für manche ist. Ist ja bloß ein Ökumenisches Konzil. Was kann das schon gegen ein gutes deutsches Katholikenhirn anstinken. bearbeitet 12. November 2022 von rorro Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 Woher kommt eigentlich diese ominöse „Tradition“? Ist die irgendwann mal Himmel gefallen, oder hat wie bei Mohammed und Joseph Smith ein Engel diktiert, oder hat ein Dornbusch gesprochen? Oder hat gar, horribile dictu, irgendjemand irgendwann einfach angefangen, irgendwas zu tun, zu lehren oder zu glauben, was dann allmählich der Rest übernommen hat? Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 1 Minute schrieb Werner001: Woher kommt eigentlich diese ominöse „Tradition“? Tradition ist ein Prozeß, in dessen Verlauf etwas, was man irgendwann einmal aus bestimmten Gründen angefangen hat, auch dann noch beibehält, wenn die Gründe schon lange Vergangenheit und allzuoft vergessen sind, einfach, weil man es scheinbar schon immer so gemacht hat. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Moriz Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 12 Minuten schrieb Werner001: Woher kommt eigentlich diese ominöse „Tradition“? "Das haben wir immer schon so gemacht." "Das haben wir noch nie so gemacht." "Da könnte ja jeder kommen!" 1 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 (bearbeitet) Die Unterscheidung Offenbarungsquellen und loci theologici ist tatsächlich wichtig. Da geht meines Erachtens ziemlich viel wild durcheinander. Die Quellen der Offenbarung sind, und hier gibt es keine zweite Meinung*, Schrift und Tradition. Diese zwei Prinzipien. Die Orte der Theologie sind etwas anderes. Nach dem klassischen Schema des Melchior Cano gibt es eigentliche (loci theologici proprii) und fernere (loci theologici alieni) Orte der Theologie. Zu den ersteren gehören wiederum die Heilige Schrift in ihrer kanonischen Form, die ungeschriebene Lehre Jesu und der Apostel (die grob kongruent mit dem ist, was oben Tradition genannt wird), aber auch die Lehre der orthodoxen Väter, die Entscheide der Konzilien etc. Zur zweiten Gruppe der theologischen Orte im weiteren Sinne gehören Dinge wie die philophische Vernunft oder die Geschichte als zusätzliche Erkenntnisquellen. Die Geschichte als Kriterium könnte man in etwa mit dem vergleichen, was unter dem Rubrum "Zeichen der Zeit" gerade in aller Munde ist. Allerdings sind diese Orte nicht frei austauschbar. Es gibt, zumindest in der klassischen Form, eine eindeutige Hierarchisierung: An erster Stelle kommen die loci theologici proprii, die loci theologici alieni sind diesen nachgeordnet und nicht von gleicher Wertigkeit. Mit Blick auf den Synodalen Weg kann man also schon mit einiger Berechtigung davon sprechen, dass die Hierarchie des theologischen Erkenntnisvorgangs auf den Kopf gestellt wird. Hier werden die ferneren Orte der Theologie zur hauptsächlichen Erkenntnisquelle verabsolutiert, wohingegen die eigentlichen Orte eher unterbeleuchtet bleiben und in ihrer normativen Verbindlichkeit verkannt werden. *Natürlich gibt es immer zu jedem Thema eine randständige zweite, dritte oder vierte Meinung... aber das ist dann halt meist Quatsch mit Soße. bearbeitet 12. November 2022 von Studiosus 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Moriz Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 Deine Darstellung der Hierarchiestufen gefällt mir. vor 8 Minuten schrieb Studiosus: Mit Blick auf den Synodalen Weg kann man also schon mit einiger Berechtigung davon sprechen, dass die Hierarchie des theologischen Erkenntnisgewinns auf den Kopf gestellt wird. Hier werden die ferneren Orte der Theologie zur eigentlichen Erkenntnisquelle verabsolutiert, wohingegen die eigentlichen Orte eher unterbeleuchtet bleiben und in ihrer normativen Verbindlichkeit verkannt werden. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, daß der Synodale Weg hier die Hierarchien auf den Kopf stellen will. Sehr wohl aber will er, daß eben auch die loci theologici alieni endlich mal angemessen wahrgenommen werden. Den man kann nun mal die ganze Theologie vergessen, wenn sie nichts mehr mit dem Leben der Menschen zu tun hat. Die ganzen Hierarchien mögen theoretisch noch so ein konsistentes und stimmiges Gedankengebäude sein - wenn all das den Menschen nicht (mehr) hilft, zu Gott zu finden, dann hat es seine Aufgabe verfehlt. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Studiosus Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 (bearbeitet) vor 8 Minuten schrieb Moriz: Den man kann nun mal die ganze Theologie vergessen, wenn sie nichts mehr mit dem Leben der Menschen zu tun hat. Die ganzen Hierarchien mögen theoretisch noch so ein konsistentes und stimmiges Gedankengebäude sein - wenn all das den Menschen nicht (mehr) hilft, zu Gott zu finden, dann hat es seine Aufgabe verfehlt. Das finde ich, mit Verlaub, ist eine ganz andere Frage und auch eine andere Kategorie. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass ich eher dem Ansatz folge, pastoral zu reformieren, Optionen aufzuzeigen und auf diesem Wege die Hinführung zu Gott zu gewährleisten, und weniger an der Lehre herumzudoktern, die - entgegen vieler Stimmen, die es besser zu wissen glauben - zu einem Großteil eben nicht veränderlich ist. Aber das wäre eine andere Fragestellung. bearbeitet 12. November 2022 von Studiosus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 12. November 2022 Melden Share Geschrieben 12. November 2022 vor 10 Minuten schrieb Moriz: Die ganzen Hierarchien mögen theoretisch noch so ein konsistentes und stimmiges Gedankengebäude sein - wenn all das den Menschen nicht (mehr) hilft, zu Gott zu finden, dann hat es seine Aufgabe verfehlt. Meinst Du mit persönlicher Umkehr (und was würde das bedeuten) oder ohne? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sauerteig Geschrieben 13. November 2022 Melden Share Geschrieben 13. November 2022 vor 17 Stunden schrieb Moriz: Man muß doch was haben, was man seinen Kindern anlässlich der Geburt der Enkel schenken kann. Was wäre da geeigneter als ihre eigenen, kindlichen Wunschzettel um ihnen klar zu machen, was da die nächsten Jahrzehnte auf sie zu kommt..- Ja, dieser kindliche Wunschzettel namens Evangelium. Tut mir leid, dass das in deinem Koran nicht drin steht 🙂 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Cosifantutti Geschrieben 13. November 2022 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 13. November 2022 (bearbeitet) vor 12 Stunden schrieb Studiosus: Die Unterscheidung Offenbarungsquellen und loci theologici ist tatsächlich wichtig. Da geht meines Erachtens ziemlich viel wild durcheinander. Die Quellen der Offenbarung sind, und hier gibt es keine zweite Meinung*, Schrift und Tradition. Diese zwei Prinzipien. Hier könnte man noch anmerken, dass man "Schrift" und "Tradition" gar nicht gegeneinander abtrennen oder gar gegeneinander ausspielen kann, sondern es im Grunde um eine komplexe, differenzierte Einheit der Quelle von Offenbarung geht. Nehmen wir als Beispiel die Evangelien. Sie sind ja nicht einfach so vom Himmel gefallen oder von einem Engel diktiert, sondern ( schriftliches ) Ergebnis eines schon über mehrere Jahrzehnte laufenden mündlichen Überlieferungsprozesses ( = "Tradition ). An den Evangelien kann man ablesen, wie das Selbstverständnis der jeweiligen christlichen, neutestamentlichen Gruppen war, in deren Kontext die Evangelien entstanden sind. Besonders spannend ist ja in Bezug auf die Schriften des NT die große Spannbreite, besonders auch die große geistig-theologische Weite: Die Synoptiker im Vergleich zum Johannesevangelium. Die Paulusbriefe im Vergleich zum Jakobusbrief und zur Offenbarung des Johannes. Spannend auch die Lektüre der späten Schriften, die ja wiederum veränderte theologische Fragestellungen widerspiegeln und so wiederum schriftliches Zeugnis geben einer lebendigen Glaubenstradition. Dann dokumentiert ja auch schon der lebendige, spannende höchst komplexe Prozess der KANONISIERUNG, der ja allererst die unterschiedlichen Schriften zu verbindlichen, authentischen Schriften der Kirche und damit zum Bestandteil der Heiligen Schrift macht, dass es eine Festlegung der Kirche im Rahmen der Traditionsbildung ist. Ich habe in diesem Sinne das lutherische Prinzip von " Sola Scriptura" immer schon für einen großen großen Irrtum, zumindest aber für sehr unterkompexes Denken gehalten, sind doch die Schriften der Bibel als Heilige Schrift immer schon Teil und Ergebnis einer lebendigen Glaubenstradition innerhalb konkreter kirchlicher Gemeinden und insofern Schriften der Kirche, die authentisch ihr glaubendes Selbstverständnis dokumentiert. Bei Luther selber kommt noch verschärfend hinzu, dass er offensichtlich der Meinung war, dass sich die Bibel selber auslegt. Er hat das "die Bibel legt sich selber aus" grandios verwechselt mit seiner eigenen Auslegung der Schrift. Er hat die Schriften der Bibel mit dem Interpretationsraster seiner Rechtfertigungslehre gelesen, was einmal zur Folge hatte, dass er mit der Offenbarung oder dem Jakobusbrief sehr wenig anfsngen konnte, da sie ja offensichtlich quer lagen zu einen theologischen Überzeugungen. Zum anderen: Dass bei Martin Luther das Alte Testament zu einer bösen, vollkommen verzerrten, entstellten negativen Folie für "Gesetzesreligion" zu einer bloßen Karikatur verkommt um auf diesem negativen "jüdischen" Hintergrund seine eigene "Gnadenreligion" umso heller erstrahlen zu lassen macht das Ganze nochmals besonders brisant. Jedenfalls zeigt doch Luthers Interpretation des Alten Testamentes mit seinen verherrenden antijüdischen Klischees sehr deutlich, dass die Schriften sich nicht selber erklären, sondern dass sie genauso wie jeder andere Text einem Interpretationsprozess unterliegen. bearbeitet 13. November 2022 von Cosifantutti 4 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 13. November 2022 Melden Share Geschrieben 13. November 2022 vor 2 Stunden schrieb Sauerteig: Ja, dieser kindliche Wunschzettel namens Evangelium. Tut mir leid, dass das in deinem Koran nicht drin steht 🙂 Kannst du mal die Stellen im Evangelium nennen, wo steht, dass Frauen nicht geweiht werden können, dass Homosexualität nicht praktiziert werden darf, das Frauen in der Messe nicht predigen dürfen oder Laien nicht taufen sollen? Danke! Werner 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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