Rotgold Geschrieben 15. Oktober 2019 Autor Melden Share Geschrieben 15. Oktober 2019 vor 1 Minute schrieb Mistah Kurtz: Ich halte den Artikel für blanken Unsinn. Chacun à son goût - Let us agree to dis-agree - Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
duesi Geschrieben 15. Oktober 2019 Melden Share Geschrieben 15. Oktober 2019 In der Freikirche, aus der ich komme, hielt Mal ein Gastprediger basierend auf dem Vers "an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen" einen Vortrag darüber, dass man Lieder von Autoren mit nicht einwandfreiem Leben nicht singen sollte. Unter anderem war er der Meinung, dass ein guter Christ das Lied "von guten Mächten" von Dietrich Bonhoeffer nicht singen dürfe. Schließlich sei er ja an einem Anschlag beteiligt gewesen. Das wäre in meinen Augen tatsächlich eine Verarmung, auf so viele Liederdichter verzichten zu müssen, die allesamt ihre Schwächen und Kämpfe hatten. Dennoch denke ich, dass beim Literaturnobelpreis das Testament von Alfred Nobel berücksichtigt werden sollte, dass ausdrücklich herausragende Werke im ideellen Bereich prämiert werden sollten. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 16. Oktober 2019 Melden Share Geschrieben 16. Oktober 2019 vor 7 Stunden schrieb duesi: In der Freikirche, aus der ich komme, hielt Mal ein Gastprediger basierend auf dem Vers "an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen" einen Vortrag darüber, dass man Lieder von Autoren mit nicht einwandfreiem Leben nicht singen sollte. Unter anderem war er der Meinung, dass ein guter Christ das Lied "von guten Mächten" von Dietrich Bonhoeffer nicht singen dürfe. Schließlich sei er ja an einem Anschlag beteiligt gewesen. Das wäre in meinen Augen tatsächlich eine Verarmung, auf so viele Liederdichter verzichten zu müssen, die allesamt ihre Schwächen und Kämpfe hatten. Dennoch denke ich, dass beim Literaturnobelpreis das Testament von Alfred Nobel berücksichtigt werden sollte, dass ausdrücklich herausragende Werke im ideellen Bereich prämiert werden sollten. Ich dachte, dafuer gibt es den Friedensnobelpreis :-((( Wie dem auch sei - ich wuerde es dann gern auch auf Wissenschaftler anwenden, das Ideelle. Mal pruefen, was aus ihren Erkentnnissen werden kann und welche Nachteile Leute daraus fue die Menschheit gewinnnen koennten. Vielleicht sollteman den Literaturnobelpreis umbenennen ind "Nobelpreis fuer Politische Korrektheit." Ich finde diese ganze Diskussion jetzt um Handke abwegig. Es passt aber zum Zeitgeist. Aalglatte Biografien, aalglatte "Literatur", aalglatte "Kunst".Letzteres in Anfuehrung, weil es darum dann gar nicht mehr geht, sondern um was anderes. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Alfons Geschrieben 16. Oktober 2019 Melden Share Geschrieben 16. Oktober 2019 (bearbeitet) vor einer Stunde schrieb Long John Silver: Ich dachte, dafuer gibt es den Friedensnobelpreis :-((( Nein, schon der Nobelpreis für Literatur. Ich kenne den norwegischen Text nicht, aber in der deutschen Version, die ich gefunden habe, heißt es, den Preis solle der erhalten, der "das Vorzüglichste in idealer Richtung geschaffen hat". Ideal, nicht ideell. Beim Friedensnobelpreis hingegen geht es um eine Person, die „der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt“ und damit „im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht“ habe. Bei der Frage der Vereinbarkeit von Leben und Werk bei Künstlern bin ich, wie ich weiter oben in diesem Thread geschrieben habe, dafür, beides voneinander zu trennen, und habe Beispiele genannt: Céline, Hamsun, Doderer, Canetti. Im Wissen darum, dass es eigentlich nicht geht, denn die Biografie eines Menschen gehört zu ihm und ist meist auch im Werk zu erkennen. Zumal: Handke hat ja ausdrücklich über Serbien geschrieben und für Milošević Partei ergriffen. Wie man das historisch und menschlich einordnet, ist noch einmal eine andere Frage. bearbeitet 16. Oktober 2019 von Alfons Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rince Geschrieben 16. Oktober 2019 Melden Share Geschrieben 16. Oktober 2019 vor 36 Minuten schrieb Alfons: Beim Friedensnobelpreis hingegen geht es um eine Person, die „der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt“ und damit „im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht“ habe. Warum auch immer Obama dann diesen Preis gewonnen haben mag... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 16. Oktober 2019 Melden Share Geschrieben 16. Oktober 2019 vor 31 Minuten schrieb Alfons: Nein, schon der Nobelpreis für Literatur. Ich kenne den norwegischen Text nicht, aber in der deutschen Version, die ich gefunden habe, heißt es, den Preis solle der erhalten, der "das Vorzüglichste in idealer Richtung geschaffen hat". Ideal, nicht ideell. Aber das widerspricht nicht nicht, oder? Ideale Literatur ist ein Begriff der Kunst und des Talents, nicht der politischen Einstellung. Also der Ausuebund des Handwerks, so gesehen. Es ist im Grund wie bei Domingo - Singen kann er schliesslich ausgezeichnet und dafuer wird er kuenstlerisch betrachtet, nicht dafuer, ob irgendwelche Frauen seinen Flirterei als zu bedraengend empfand. Ich kann Handke ncht beurteilen kuenstlerisch. ich finde ihn langweilig und wie gesagt, der typische Vertreter von dem Motto "der echte Schrifsteller muss an seiner Berufung leiden, sonst ist er keiner" :-))), aber ich nehme an, dass es gute Kriterien gab, ihm den Preis zu verleihen. Und schliesslich ist er nicht ohne Grund so bekannt geworden und ein Art Sinnbild fuer eine bestimmte Art zu schreiben. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mistah Kurtz Geschrieben 16. Oktober 2019 Melden Share Geschrieben 16. Oktober 2019 vor 9 Stunden schrieb duesi: Dennoch denke ich, dass beim Literaturnobelpreis das Testament von Alfred Nobel berücksichtigt werden sollte, dass ausdrücklich herausragende Werke im ideellen Bereich prämiert werden sollten. In der Diskussion wird der Begriff "idealistisch" falsch interpretiert. Idealistisch - gerade in Zusammenhang mit Literatur und Kunst - ist nämlich kein Synonym für Moral (wie jeder leicht mit Blick in ein Lexikon oder über Wikipedia selber überprüfen kann). Ein Ideal in den Künsten, in konkreten Fall in der Literatur, meint das Anstreben von Vollkommenheit. Ein Ideal meint etwas, das vollkommen ist. Wenn Nobel in seinem Testament bestimmt den Preis für Literatur solle erhalten, wer "in der Literatur das Herausragendste in idealistischer Richtung produziert hat", dann meint das nichts anderes, als das der oder die ausgezeichnet werden soll, der oder die in seinem literarischen Werk dem Streben nach künstlerischer bzw. literarischer Vollkommenheit am nächsten kommt, in der Hinsicht das Herausragendste produzierte. Für die Moral stiftete er einen eigenen Preis. Der nennt sich Friedensnobelpreis. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mistah Kurtz Geschrieben 16. Oktober 2019 Melden Share Geschrieben 16. Oktober 2019 (bearbeitet) vor 1 Stunde schrieb Alfons: "das Vorzüglichste in idealer Richtung geschaffen hat". Im Original verfügte Nobek den Preis möge erhalten wer "producerat det utmärktaste i idealisk rigtning", wörtlich übersetzt: derjenige, der "produzierte das Herausragendste in idealistischer Richtung". Ideal ist kein Synonym für Ethik und Moral, sondern ein philosophisch ästhetischer Begriff und meint etwas, das vollkommen ist. Wenn also Nobel schreibt, den Preis möge erhalten, wer in idealistischer Richtung das Herausragendste produziert, meint er, der- oder diejenige, die ein literarisches Werk verfasste, das dem Ideal der Vollkommenheit am nähesten kommt. Ob das auf Handke und sein Werk zutrifft, darüber kann man endlos streiten. Die Schwedische Akademie jedenfalls sah diesen Anspruch bei Handke erfüllt und hat ihm den Preis zuerkannt. Die empörten Rufe, er hätte den Preis nicht verdient, da er kein guter Mensch sei, sind in meinen Augen ein Zeichen einer Gegenwart, die, je säkularer sie wird, sich um so rigider moralisch gibt. Wobei diese rigide Moral zumeist nur auf andere abzielt, für sich selber findet man immer Gründe sich Ausnahmen zu gestatten. Ein Beispiel dafür sind die Flugreisen, die sich gerade deutsche Grünwähler und Politiker gerne leisten, bei aller Predigt wider das böse Fliegen. Mit anderen Worten: wir leben nicht im Zeitalter der Fische, sondern jenem der großen Heuchelei. bearbeitet 16. Oktober 2019 von Mistah Kurtz Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
duesi Geschrieben 16. Oktober 2019 Melden Share Geschrieben 16. Oktober 2019 vor 22 Minuten schrieb Mistah Kurtz: In der Diskussion wird der Begriff "idealistisch" falsch interpretiert. Idealistisch - gerade in Zusammenhang mit Literatur und Kunst - ist nämlich kein Synonym für Moral (wie jeder leicht mit Blick in ein Lexikon oder über Wikipedia selber überprüfen kann). Ein Ideal in den Künsten, in konkreten Fall in der Literatur, meint das Anstreben von Vollkommenheit. Ein Ideal meint etwas, das vollkommen ist. Wenn Nobel in seinem Testament bestimmt den Preis für Literatur solle erhalten, wer "in der Literatur das Herausragendste in idealistischer Richtung produziert hat", dann meint das nichts anderes, als das der oder die ausgezeichnet werden soll, der oder die in seinem literarischen Werk dem Streben nach künstlerischer bzw. literarischer Vollkommenheit am nächsten kommt, in der Hinsicht das Herausragendste produzierte. Für die Moral stiftete er einen eigenen Preis. Der nennt sich Friedensnobelpreis. Danke für die Erläuterung. Wenn das wirklich so gemeint sein sollte, habe ich ja nichts dagegen. In dem Kommentar der FAZ, den ich oben bereits verlinkt hatte, jedoch wird argumentiert, dass die Stockholmer Akademie in früheren Jahrzehnten den "Idealismus" aus dem Testament Alfred Nobels immer wieder als eine moralische Kategorie aufgefasst habe und dass aus eben diesem Grund gewisse herausragende Schriftsteller den Preis nicht bekommen haben.. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 16. Oktober 2019 Melden Share Geschrieben 16. Oktober 2019 Zitat ... sind in meinen Augen ein Zeichen einer Gegenwart, die, je säkularer sie wird, sich um so rigider moralisch gibt. Wobei diese rigide Moral zumeist nur auf andere abzielt, für sich selber findet man immer Gründe sich Ausnahmen zu gestatten. Ein Beispiel dafür sind die Flugreisen, die sich gerade deutsche Grünwähler und Politiker gerne leisten, bei aller Predigt wider das böse Fliegen. Mit anderen Worten: wir leben nicht im Zeitalter der Fische, sondern jenem der großen Heuchelei. Oder mit Nietzsches Worten: „Die gewöhnlichste Lüge ist die, mit der man sich selbst belügt; das Belügen Andrer ist relativ der Ausnahmefall“ Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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