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Männer und Frauen und alles dazwischen


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Gerade eben schrieb rince:

In einem der oben verlinkten Artikel von Shubashi gab es ja nun konkrete Beispiele, die gezeigt haben, dass es heute für junge Menschen durchaus relativ leicht, wenn nicht gar zu leicht, diesen Geschlechtsangleichenden Prozess vorzunehmen.

Ich kannte früher eine Person, die das Geschlecht gewechselt hat. Das war ein ziemlich langer Prozess aus Sitzungen beim Psychologen, verschiedenen Therapeuten, irgendwann kam die Hormonbehandlung, die juristische Angleichung und irgendwann die Operation. Das ganze hat einige Jahre gedauert.

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vor 1 Minute schrieb rince:

Genau das ist ja nun die Schwierigkeit. 

 

In einem der oben verlinkten Artikel von Shubashi gab es ja nun konkrete Beispiele, die gezeigt haben, dass es heute für junge Menschen durchaus relativ leicht, wenn nicht gar zu leicht, diesen Geschlechtsangleichenden Prozess vorzunehmen. Mit den entsprechenden Konsequenzen, diesen Schritt am Ende als den falschen Weg erkannt zu haben und zu bereuen.

 

Und die Grünen wollen genau das, was du im letzten Absatz kritisierst: Das Geschlecht ist dann nur noch Ausdruck des momentanen Gefühls. Dem Missbrauch sind damit Tür und Tor geöffnet, und in UK, wo es das ja auch bereits in der Praxis gibt, tat man ganz überrascht, dass ein sich angeblich als Frau fühlender Mann in einem Frauengefängnis Frauen missbraucht hat. Wie man damit den wirklichen Trans-Personen hilft, erschließt sich mir nicht ganz. In meinen Augen erweist man ihnen getreu dem Motto "gut gemeint aber schlecht gemacht" einen Bärendienst.

Aber weiterhin ausschließlich einen entwürdigenden Prozess anzubieten, ist eben auch keine Hilfe. 

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vor 3 Minuten schrieb o_aus_h:

Aber weiterhin ausschließlich einen entwürdigenden Prozess anzubieten, ist eben auch keine Hilfe. 

Das habe ich nicht behauptet. Nur nutzt es halt niemanden, wenn man nun auf der anderen Seite vom Pferd runterfällt. Denn damit verkommt ein wichtiges und ernstes Anliegen zur Lachnummer.

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vor 23 Minuten schrieb o_aus_h:

Der staatlich vorgegeben Prozess einer Geschlechtsanpassung

 

Zumindest bei mir ging es nie hierum, sondern um das Soziale: Menschen, die einfach nur behaupten, ein anderes Geschlecht zu haben als das ihnen angeborene soll nach Meinung Mancher sofort geglaubt werden, und so Mancher nutzt dies aus, wie Jessica Yaniv gerade in meinem BC (ich wohne ja in Kanada, also sehe ich diese Dinge stark von der nordamerikanischen Warte aus. Natürlich bildet dies ein Bias inmeiner Sichtweise, und falls das, was ich schreibe, nicht in einen deutschen Kontext passt, dann bitte belehrt mich eines Besseren).

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vor 34 Minuten schrieb Domingo:

 

Zumindest bei mir ging es nie hierum, sondern um das Soziale: Menschen, die einfach nur behaupten, ein anderes Geschlecht zu haben als das ihnen angeborene soll nach Meinung Mancher sofort geglaubt werden, und so Mancher nutzt dies aus, wie Jessica Yaniv gerade in meinem BC (ich wohne ja in Kanada, also sehe ich diese Dinge stark von der nordamerikanischen Warte aus. Natürlich bildet dies ein Bias inmeiner Sichtweise, und falls das, was ich schreibe, nicht in einen deutschen Kontext passt, dann bitte belehrt mich eines Besseren).

Die gute "Frau" mit Penis hat diverse Beauty-Salons wegen Diskriminierung verklagt, weil die ihr dort wohl nicht die Klöten waxen wollten.

 

Was schon interessant ist, weil man zumindest hierzulande auch als Mann problemlos auch den Intimbereich gewaxt bekommt in Waxing-Studios...

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vor 7 Stunden schrieb Die Angelika:

Also ehrlich, ich verstehe immer noch nicht, weshalb ein Mann, der sich als Frau fühlt, unbedingt meint, sich schminken und Kleider tragen zu müssen. Das ist für mich sowas von klischeemäßig.

Vielleicht ganz einfach deshalb, weil sich solche Männer nicht wirklich als Frau fühlen, sondern sich danach sehnen, dem Klischee einer Frau zu entsprechen.

 

Werner

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vor 1 Minute schrieb Werner001:

Vielleicht ganz einfach deshalb, weil sich solche Männer nicht wirklich als Frau fühlen, sondern sich danach sehnen, dem Klischee einer Frau zu entsprechen.

Dann soll er Travestie oder Drag machen - aber dafür reicht dann vermutlich das Talent nicht.

 

Als Frau käme ich mir jedenfalls nach Strich und Faden vera***** vor, wenn mir ein Mann vormachen will, wie man als Frau zu sein hat. Das kann doch nur zur Parodie verkommen.

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vor 36 Minuten schrieb Flo77:

Aber wieso sollte man das wollen?

 Keine Ahnung, aber Mr Ms Yaniv will das offenbar. Es gibt schon seltsamere sexuelle Vorlieben als diese.

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3 hours ago, o_aus_h said:

Aber weiterhin ausschließlich einen entwürdigenden Prozess anzubieten, ist eben auch keine Hilfe. 

 

Was ich sonderbar finde, ist die Reaktion der Grünen auf einen Bericht in der „Emma“, der in völlig argumentfreier Empörung bestand.

Was immer für ein Prozess für die Geschlechtsanpassung besser sein mag, er wird immer einen sorgfältigen und respektvollen Diskussionsprozess erfordern.

 

Und davon getrennt ist eine politische Diskussion zu sehen, in der alle Bedenken und Interessen der Frauenbewegung mindestens ebenso respektvoll angehört werden.

 

Und ein letzter Punkt ist die Unmöglichkeit, in einer demokratischen Partei Mandate nach Willkürprinzipien zu vergeben.

Wenn jemand per einfacher Selbstdefinition als geborener Mann einen Frauenlistenplatz einfordern kann, muss das für alle Kandidaten gleichermaßen gelten, weil die gleiche Wahl ein demokratisches Prinzip ist.

 

 

 

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vor 40 Minuten schrieb Shubashi:

Wenn jemand per einfacher Selbstdefinition als geborener Mann einen Frauenlistenplatz einfordern kann, muss das für alle Kandidaten gleichermaßen gelten, weil die gleiche Wahl ein demokratisches Prinzip ist.

 

Interessant wäre, ob bei etwaigen Klagen ein unabhängiges Gericht anerkennen würde, dass hier die Quote verletzt wurde. 

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10 hours ago, Schmiede said:

 

Interessant wäre, ob bei etwaigen Klagen ein unabhängiges Gericht anerkennen würde, dass hier die Quote verletzt wurde. 


Für sowas sind die Wahlausschüsse zuständig. Während der letzten BT-Wahl wurde die gesamte Landesliste der Grünen aufgrund des Quotenkuddelmuddels und der Einmischung der Bundespartei disqualifiziert. Eigentlich sollte eine demokratische Partei in sich gehen und selbstkritisch reflektieren, wenn demokratische Grundprozesse nicht einwandfrei ablaufen. Empörtes Gezeter statt ernsthafter Diskussion läßt halt zweifeln.

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vor 1 Stunde schrieb Ennasus:


Ich bin vor ein paar Tagen über ein Interview mit der Philosophin Svenja Flaßpöhler gestoßen, das mir in diesem Zusammenhang geholfen hat, aus dem Gefühl raus zu kommen, dass da so viel gleichzeitig richtig und gleichzeitig falsch ist und alles durcheinander geht.
Es hat mir einiges bewusst gemacht und deutet alle diese noch so schwer einordenbare Prozesse so, dass sie für mich einen sinnvollen Rahmen bekommen und der Weg frei wird zum Weiterdenken.
Das Buch, das sie zu diesem Thema geschrieben hat, fängt ebenfalls interessant an (weit bin ich noch nicht gekommen - @Marcellinus: Sie bezieht sich wiederholt auf Norbert Elias :).)

 

Hallo Ennasus, 

herzlichen Dank für diese Hinweise. Ich habe gerade das Interview angehört und mir anschließend eine Leseprobe vom Buch auf mein Kindle bestellt. 

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vor 14 Stunden schrieb Flo77:

Aber wieso sollte man das wollen?

Wieso irgendwer irgendwas mit Wachs entfernen lässt,wir mir auch ein Rätsel bleiben.

Aber: Die Vorlieben sind verschieden.

Also,wer's mag, bitte.

 

Ähnliches gilt für sich schminken( lassen) oder bestimmte Kleidungsstücke zu tragen.

Wenn einem Mann Kleider und MakeUp gefallen,bitte. Er nimmt mir damit bestimmt nix weg.

Ich bin auch sehr sicher,dass viele Männer,zB im TV Bereich ( Maske) deutlich öfter und mehr Make Up verwenden als ich.

Wo ist das Problem?

 

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vor 20 Stunden schrieb Ennasus:


Ich bin vor ein paar Tagen über ein Interview mit der Philosophin Svenja Flaßpöhler gestolpert, das mir in diesem Zusammenhang geholfen hat, aus dem Gefühl raus zu kommen, dass da so viel gleichzeitig richtig und gleichzeitig falsch ist und alles durcheinander geht.
Es hat mir einiges bewusst gemacht und deutet alle diese noch so schwer einordenbare Prozesse so, dass sie für mich einen sinnvollen Rahmen bekommen und der Weg frei wird zum Weiterdenken.
Das Buch, das sie zu diesem Thema geschrieben hat, fängt ebenfalls interessant an (weit bin ich noch nicht gekommen - @Marcellinus: Sie bezieht sich wiederholt auf Norbert Elias :).)

 

Ich teile Deine Reaktion auf das Interview. Heute wird viel auf Empathie herumgeritten; meine Ex-Frau hat oft Empathie und meinen angeblichen Mangel daran sogar als (Totschlag-)Argument in Diskussionen benutzt, was mich an Nietzsche erinnert ("sie halten die erhobene Brust für ein Argument"), und natürlich wurden die Empfänger solcher Empathie sehr selektiv gewählt (Mitgefühl mit weißen Männern? Fehlanzeige). Wenn man aber eine Gruppe als Täter und Unterdrücker ansieht, dann kann man kaum mit ihr Empathie empfinden. Und allgemein ist es schweirig, mit allen Empathie zu haben, wenn man Empathie als völliges Annehmen des Gesichtspunkts eines anderen (miss)versteht, denn Leute haben oft gegenseitige Gesichtspunkte und man kann nicht gleichzeitig zwei einander widersprechende Gesichtspunkte teilen.

 

Was die Philosophin im Interview erzählt, ermöglicht es hingegen, Mitgefühl mit allen zu haben, da man sich eben nicht unbedingt ihren Gesichtspunkt zu eigen macht, man aber versteht, warum sie ihn haben. Dieses Konzept geht mMn in dieselbe Richtung wie das buddhistische "große Mitgefühl" (für Sanskritisten: Mahakaruna), das ich mal sehr eindrücklich geschildert vorfand in einem Buch vom gerade am Samstag verstorbenen buddhistischen Mönch und Lehrer Thich Nhat Hanh: Selbst wenn mir jemand den Bauch aufschlitzt, verstehe ich, dass es seine Kindheit, seine Umwelt usw. sind, die ihn so geprägt haben, dass er so menschenverachtend handelt.

 

Dies alles überzeugt mich mehr als die Behauptung, die ich mal bei Jordan Peterson hörte, zuviel Mitgefühl sei ein Laster und keine Tugend. Ich denke nicht, es geht um zuviel oder zuwenig, sondern es geht um zwei verschiedene Konzepte, die sich hinter diesem Wort verstecken.

 

 

 

Mal nebenbei gefragt: Macht die Tatsache, dass sie Norbert Elias zitiert, die Tatsache wett, dass sie eine Philosophin ist? ;) 

bearbeitet von Domingo
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vor 4 Stunden schrieb Domingo:

Und allgemein ist es schweirig, mit allen Empathie zu haben, wenn man Empathie als völliges Annehmen des Gesichtspunkts eines anderen (miss)versteht, denn Leute haben oft gegenseitige Gesichtspunkte und man kann nicht gleichzeitig zwei einander widersprechende Gesichtspunkte teilen.

Das ist sogar zuweilen das Gegenteil von Empathie.

 

Empathie bedeutet, nachvollziehen zu können, was der andere fühlt. Es bedeutet nicht, selbst dasselbe zu fühlen. Sadisten zum Beispiel sind sehr empathisch, denn sie müssen das Leiden ihres Opfers nachvollziehen können, um sich daran zu weiden. Ein Roboter könnte niemals sadistisch sein.

 

Was heute hingegen meist unter "Empathie" verstanden wird, ist, jedem Lohkäse, den einer erzählt, verständnisvoll zuzuhören und "Ja, du hast ja so Recht!" zu sagen. Dazu braucht man nun nicht die geringsten Empathie, man muss überhaupt nichts von dem verstehen, was der andere fühlt. Das kann auch ein abgerichteter Papagei machen, oder, moderner, eine angemessen programmierte Alexa. 

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vor einer Stunde schrieb Aristippos:

Was heute hingegen meist unter "Empathie" verstanden wird, ist, jedem Lohkäse, den einer erzählt, verständnisvoll zuzuhören und "Ja, du hast ja so Recht!" zu sagen. Dazu braucht man nun nicht die geringsten Empathie, man muss überhaupt nichts von dem verstehen, was der andere fühlt.

Und das führt dazu, dass genau die, die auf der einen Seite superverständnisvoll tun, auf der anderen Seite nicht mal den Versuch unternehmen, zu verstehen, was der andere meint.

 

Werner

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vor 1 Stunde schrieb Aristippos:

Das ist sogar zuweilen das Gegenteil von Empathie.

 

Empathie bedeutet, nachvollziehen zu können, was der andere fühlt. Es bedeutet nicht, selbst dasselbe zu fühlen. Sadisten zum Beispiel sind sehr empathisch, denn sie müssen das Leiden ihres Opfers nachvollziehen können, um sich daran zu weiden. Ein Roboter könnte niemals sadistisch sein.

 

Was heute hingegen meist unter "Empathie" verstanden wird, ist, jedem Lohkäse, den einer erzählt, verständnisvoll zuzuhören und "Ja, du hast ja so Recht!" zu sagen. Dazu braucht man nun nicht die geringsten Empathie, man muss überhaupt nichts von dem verstehen, was der andere fühlt. Das kann auch ein abgerichteter Papagei machen, oder, moderner, eine angemessen programmierte Alexa. 

Masochist: "Bitte, bitte quäl mich"

Sadist: "Niemals"

 

Gruss, Martin

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vor 7 Stunden schrieb Domingo:

Mal nebenbei gefragt: Macht die Tatsache, dass sie Norbert Elias zitiert, die Tatsache wett, dass sie eine Philosophin ist?

 

Nein, manchen verwenden den Namen nur wie einen Trigger. ;)

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vor 49 Minuten schrieb Werner001:

Und das führt dazu, dass genau die, die auf der einen Seite superverständnisvoll tun, auf der anderen Seite nicht mal den Versuch unternehmen, zu verstehen, was der andere meint.

 

Werner

Soziopathen verbringen viel Zeit mit dem Triggern der Empathie des Gegenübers.

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vor 15 Stunden schrieb Domingo:

 

Ich teile Deine Reaktion auf das Interview. Heute wird viel auf Empathie herumgeritten; meine Ex-Frau hat oft Empathie und meinen angeblichen Mangel daran sogar als (Totschlag-)Argument in Diskussionen benutzt, was mich an Nietzsche erinnert ("sie halten die erhobene Brust für ein Argument"), und natürlich wurden die Empfänger solcher Empathie sehr selektiv gewählt (Mitgefühl mit weißen Männern? Fehlanzeige). Wenn man aber eine Gruppe als Täter und Unterdrücker ansieht, dann kann man kaum mit ihr Empathie empfinden. Und allgemein ist es schweirig, mit allen Empathie zu haben, wenn man Empathie als völliges Annehmen des Gesichtspunkts eines anderen (miss)versteht, denn Leute haben oft gegenseitige Gesichtspunkte und man kann nicht gleichzeitig zwei einander widersprechende Gesichtspunkte teilen.

 

Was die Philosophin im Interview erzählt, ermöglicht es hingegen, Mitgefühl mit allen zu haben, da man sich eben nicht unbedingt ihren Gesichtspunkt zu eigen macht, man aber versteht, warum sie ihn haben. Dieses Konzept geht mMn in dieselbe Richtung wie das buddhistische "große Mitgefühl" (für Sanskritisten: Mahakaruna), das ich mal sehr eindrücklich geschildert vorfand in einem Buch vom gerade am Samstag verstorbenen buddhistischen Mönch und Lehrer Thich Nhat Hanh: Selbst wenn mir jemand den Bauch aufschlitzt, verstehe ich, dass es seine Kindheit, seine Umwelt usw. sind, die ihn so geprägt haben, dass er so menschenverachtend handelt.

 

Dies alles überzeugt mich mehr als die Behauptung, die ich mal bei Jordan Peterson hörte, zuviel Mitgefühl sei ein Laster und keine Tugend. Ich denke nicht, es geht um zuviel oder zuwenig, sondern es geht um zwei verschiedene Konzepte, die sich hinter diesem Wort verstecken.

 

 

 

Mal nebenbei gefragt: Macht die Tatsache, dass sie Norbert Elias zitiert, die Tatsache wett, dass sie eine Philosophin ist? ;) 



*grins*.
Norbert Elias habe ich nur für Marcellinus erwähnt - er hat sich schon öfter auf ihn bezogen. 

Empathie hätte ich nie als völliges Übernehmen des Gesichtspunktes eines anderen verstanden, sondern ich verstehe darunter die Fähigkeit, sich in jemand anders einzufühlen. Sich so auf jemanden einzulassen, dass man dessen Gefühle im eigenen Körper spüren kann (dessen Traurigkeit, dessen Wut, dessen Verlorenheit...). Aber immer mit dem sicheren Wissen, dass es nicht m e i n e Gefühle sind, die ich gerade spüre, sondern die des anderen: Ich fühle mit jemanden mit (habe das gleiche Gefühl), weiß aber, dass es nicht meine eigenen Emotionen sind.


Mitgefühl (Compassion), wie es z.B. im Buddhismus ein großes Ideal ist, ist nach meinem Verständnis noch mal was anderes: Da kommen Kognitionen dazu, dafür braucht es z.B. eine entwickelte Theory of Mind. Und es bedeutet dann: Ich teile nicht notwendigerweise das gleiche Gefühl mit dem anderen, sondern kann mir vorstellen, wie er sich fühlt, fühle für (nicht mit) ihm und trage Sorge um ihn.


Was mir hilfreich war an Svenja Flaßpöhlers Denken ist unter anderem:

  • Dass klar ist, dass eine Zunahme an Empathiefähigkeit und Mitgefühl bzw. die Zunahme von Sensibilität für die Bedürfnisse einer bestimmten Gruppe von Menschen (oder auch der eigenen) ein Merkmal aller möglichen verschiedenen Gesellschaftsschichten ist (nicht nur der Woken oder der Genderbefürworter usw.): Ein Merkmal des Prozesses der Zivilisation, ein Fortschrittsindikator. Und damit grundsätzlich gut.
  • Dass diese erhöhte Sensibilität umso stärker ist, je gleichberechtigter eine Gesellschaft ist.
    Weil die Sensibilität für noch bestehende Unterschiede steigt, je kleiner diese werden.
  • Dass auch diese Reizbarkeit und die allergischen aggressiven Abwehrreaktionen auf die Empfindlichkeit anderer Gruppen Ausdruck einer gesteigerten Sensibilität sind - nur eben eine "passive" Form von Sensibilität.
  • Dass aus dieser Gereiztheit oder Überreizung ganz schnell ein Ebenenwechsel erfolgt und man von der sachlichen Ebene auf eine persönliche wechselt, wo es dann nur noch ein gegenseitiges Diffamieren und Bekämpfen wird. Wenn das passiert, gibt es nur noch Opfer und Täter - weiter führen tut das nicht.
  • Dass sie einen Schritt zurück macht und sich fragt, was denn eigentlich das Ziel dieses Anspruchs auf die Berücksichtigung der eigenen Bedürfnisse durch andere ist: Nämlich Partizipation.
  • Dass sie dann herausarbeitet, was denn wirklich hilfreich für das Erlangen dieser Partizipation ist:
    • Sensibel zu werden für Differenzen und Nuancen
    • Verstehen zu wollen, was "die anderen" motiviert und was für Erfahrungen hinter ihrer Sensibilität stehen.
    • Sensibel und empathisch hinzuhören, auch wenn es auf den ersten Blick noch so absurd erscheint.
    • Lernen zu wollen.
    • Und andererseits: So weit es möglich ist, aus der Opferrolle rauszugehen indem man versucht, zwischen Kritik und Angriff zu unterscheiden.
    • Indem man aufhört, sich selbst zu marginalisieren und sich seinen Platz einfach selbstbestimmt nimmt. So, dass Sensibilität für Verletzendes und Widerstandskraft gegen das Verletztwerden (Resilienz) keine Gegensätze mehr sind und beide zusammen den Boden für Entwicklung bereiten.  
    • Die Welt muss sich der Verletzlichkeit von Gruppen anpassen, aber nicht ausschließlich. Verletzliche Gruppen müssen auch aushalten lernen.
    • Verletzlichkeit allein sich noch kein Wert, der einen höheren moralischen Anspruch rechtfertigt. Aber die Wunde ermöglicht das Wachstum einer positiven Kraft, die Veränderung ermöglicht. Resilienz ohne Sensibilität dagegen ist eine Sackgasse. 
    • Noch ein paar allgemeine, an sich nicht neue Erkenntnisse: Rigorismus ist nie hilfreich, Phänomene sollen im (historischen) Kontext betrachtet und beurteilt werden usw.
bearbeitet von Ennasus
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