Marcellinus Geschrieben 3. Januar 2020 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2020 Zitat Kleiner Buchtipp: Wallenstein von Golo Mann. Das Werk hat zu seinem historischen Wert auch noch den Vorzug literarisch von einer Qualität zu sein, dass sein Autor mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet wurde. Ich glaube, diese Ehre ist außer Golo Mann noch keinem anderen Historiker zuteil geworden. He, ich will ja nicht ständig auf mein Alter anspielen, aber das Buch ist von 1971, ungefähr die Zeit, als ich mit meinem Geschichtsstudium angefangen habe, mithin fast 50 Jahre alt. Golo Mann war ein hervorragender Geschichtenerzähler, ich hatte sogar eine Zeit lang seine komplette Propyläen-Weltgeschichte bei mir im Schrank stehen, aber seine Vorstellungen von Geschichte als Wissenschaft lassen doch einige kritische Fragen offen. Ja, es war auch ein Kampf um Vorherrschaft, aber das sind Religionskriege immer. Und es haben sich auch ein paar Fronten gebildet, die quer zu den religiösen Gräben liefen, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß die innere Ursache der Kampf um die Einheit von Thron und Altar ging, das Ziel der Habsburger, in ihrem Reich nur eine Religion zu haben, ihre, ein Motiv, daß sich noch lange danach bei Ludwig XIV. fand, und seiner Vertreibung der Hugenotten, oder der Vertreibung der Protestanten aus Salzburg noch Anfang des 18. Jahrhunderts. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 6. Januar 2020 Autor Melden Share Geschrieben 6. Januar 2020 Am 3.1.2020 um 09:58 schrieb Marcellinus: He, ich will ja nicht ständig auf mein Alter anspielen, aber das Buch ist von 1971, ungefähr die Zeit, als ich mit meinem Geschichtsstudium angefangen habe, mithin fast 50 Jahre alt. Golo Mann war ein hervorragender Geschichtenerzähler, ich hatte sogar eine Zeit lang seine komplette Propyläen-Weltgeschichte bei mir im Schrank stehen, aber seine Vorstellungen von Geschichte als Wissenschaft lassen doch einige kritische Fragen offen. Ja, es war auch ein Kampf um Vorherrschaft, aber das sind Religionskriege immer. Und es haben sich auch ein paar Fronten gebildet, die quer zu den religiösen Gräben liefen, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß die innere Ursache der Kampf um die Einheit von Thron und Altar ging, das Ziel der Habsburger, in ihrem Reich nur eine Religion zu haben, ihre, ein Motiv, daß sich noch lange danach bei Ludwig XIV. fand, und seiner Vertreibung der Hugenotten, oder der Vertreibung der Protestanten aus Salzburg noch Anfang des 18. Jahrhunderts. Dein Einwand ist natürlich richtig - aber schon die Idee, dass es eine nennenswerte gesellschaftliche "Ideologie" oder Religion geben könnte, die anders ist, als die der jeweils Herrschenden, ist eben ein klares Anliegen der Moderne (bzw der Aufklärung). Ein Großteil der Auswanderung in die Neue Welt begründete sich aus der Flucht vor religiöser Unterdrückung. Es war also nicht nur das Ziel der Habsburger, nur eine Religion im Reich zu haben, dieser Gedanke bestimmt z.B. auch die Suprematsakte bis zur "Glorious Revolution". Ich denke allerdings, dass die Katholiken sich schwerer von diesem Gedanken lösen konnten, weil die dortige Doppelstruktur von Kirche und Staat einen Kurswechsel hin zur Toleranz erschwert: im protestantischen Staatskirchentum muss ein toleranter Herrscher kaum religiöse Opposition fürchten, dazu sin die kirchlichen Funktionäre nicht unabhängig genug. Ein katholischer toleranter Fürst muss hingegen immer damit rechnen, dass die katholische Kirche gegen ihn agitieren wird, sobald er für Toleranz plädiert. Und die eigene Umkehr zur Toleranz erfolgte bei den Katholiken erwiesenermaßen sehr, sehr spät. Macht ist leider auch in der katholischen Kirche der dominante Kern aller Doktrin. 1 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. MartinO Geschrieben 6. Januar 2020 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 6. Januar 2020 Am 24.11.2019 um 19:02 schrieb Marcellinus: Gab es da nicht auch etwas bei den nach Amerika ausgewanderten Protestanten, die, wie es in einer Dokumentation über das Christentum (ich meine, sie lief vor vielen Jahren auf Arte) so eindrücklich hieß, nicht nur nach Freiheit vor religiöser Intoleranz suchten, sondern auch nach einem Ort, wo sie ihr eigenes Bedürfnis nach Intoleranz ausleben konnten. Dürfte wohl so gewesen sein. Man muss einige Dinge klarstellen, die in Deutschland heute nicht selbstverständlich sind: Erstens: Protestant ist nicht gleich Protestant. Anglikaner und Calvinisten (d.h. v.a. Puritaner) akzeptierten sich lange Zeit nicht gegenseitig als Christen. Zweitens: Es herrscht ein Irrglaube, dass Menschen, die selbst Verfolgung erfahren haben, von Natur aus besser sind. Viele wurden und werden selbst zu Verfolgern, sobald sie die Macht haben. Drittens: Die Idee der Koexistenz verschiedener Religionen in einem Staat gibt es tatsächlich erst seit Ende des 18. Jahrhunderts. Für einen Luther oder Calvin war klar: Entweder, er hatte Recht, dann mussten ihm alle folgen oder er hatte Unrecht und man könnte ihm das beweisen, dann müsste er selbst abschwören. 4 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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