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Die rechte Art, den Glauben zu verlieren


Alfons

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vor 28 Minuten schrieb SteRo:

Wenn Gott die Gnade des Glaubens anbietet, wird er dir dann

Ja erklär mal. Wie macht er das?

 

Werner

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vor 19 Minuten schrieb Merkur:

Eigentlich ein interessantes Thema: Wie teilt Gott sich mit? Darüber ist wohl kein Einvernehmen zu erzielen.

 

Schon nicht darüber, welcher "Gott" sich mitteilen könnte oder nicht. Tatsache ist, daß Menschen zu allen Zeiten behauptet haben, ihr "Gott" hätte ihnen etwas mitgeteilt, wobei das ganz verschiedene "Götter" waren. Das ist aber auch die einzige Tatsache in diesem Zusammenhang. Meine Meinung (ausdrücklich nur meine Meinung) zu diesem Thema dürfte klar sein. ;)

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vor 51 Minuten schrieb Werner001:

Ja erklär mal. Wie macht er das?

Ich halte die Prämisse, Glaube sei ein Gnadengeschenk schon für sportlich.

 

Glauben aka Emuna ist im günstigsten Fall eine Entscheidung, die man irgendwann trifft. Glauben im Sinne von fürwahrhalten aka Pistis ist häufig erzwungen bzw. anerzogen. Gotteserahnung (also das Erahnen der Realtität Gottes - von Erkenntnis kann man da kaum reden und ob es dafür einen Fachbegriff gibt, habe ich jetzt nicht gesucht) ist wieder etwas anderes und dürfte der Pistis größter Feind sein, wobei sich auch Pistis und Emuna nicht wirklich grün sind.

 

Eine Ahnung der Gegenwart Gottes habe ich solange ich denken kann, aber das ist kein Geschenk. Jedenfalls nicht mehr als Sauerstoff in der Atmosphäre. Er ist schlicht da. Manche nehmen es war, andere nicht. Geschenk? Kommt auf den Blickwinkel an.

 

(Mit katholischer Theologie hat jedenfalls weder die Ahnung noch Emuna wirklich was zu tun - wenn man sie aber erst mal internalisiert hat, bekommt man den Zugang zu den beiden anderen kaum noch hin.)

 

 

bearbeitet von Flo77
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vor 25 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Schon nicht darüber, welcher "Gott" sich mitteilen könnte oder nicht.

Das setzt voraus, dass man ihn bereits mit Namen kennt oder sonst etwas über ihn weiß. M.E. ist das eher zweitrangig, aber die Prioritäten sind unterschiedlich.

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vor einer Stunde schrieb Werner001:

Ja erklär mal. Wie macht er das?

 

Ich habe ja geschrieben "Jetzt nochmal für dich als Anregung: " Ich habe also die Gedanken, die mir im Kontext erschienen ausgedrückt, weil sie dich vielleicht anregen können, selbst weiter zu forschen. Wenn sie dich nicht dazu anregen können, dann kann ich auch nichts machen.

Erklärungen wie Gott etwas "macht" kann ich dir nicht liefern und ich verweise dich an die Glaubenslehre der Theologie und/oder an die Bibel, in der sich Schilderungen finden lassen wie er was "macht". Wenn du dich damit befasst, dann kann Gott dir das Glaubensgeschenk anbieten, aber wenn er das - nach deiner Wahrnehmung - nicht tut, dann kann das daran liegen, dass du es tatsächlich ablehnst.

Daneben gibt es zahllose andere Möglichkeiten wann und wie Gott dir den Glauben anbieten kann, aber da ich die Vorsehung im Allgemeinen und die Vorsehung im Speziellen (wie sie dich betrifft) nicht kenne, kann ich nichts dazu sagen. Sicher ist, dass die Vorsehung zahllose Stellen vorsieht, an denen der freie Wille gefragt ist, welcher dann den weiteren Verlauf bestimmt, bis die nächste Willenentscheidung folgt.

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vor 4 Stunden schrieb Flo77:

Was bleibt vom "Evangelium" (eine Bezeichnung, über die man nebenbei trefflich streiten kann) wenn man "die Kirche" wegnimmt?

 

 

 

Eine wirklich gute Frage, weil sie wirklich einen Nerv trifft. Viele sagen heute, vom Grundtenor kann man das auch hier lesen, dass Kirche jenseits ihrer organisatorischen Eigenschaften oder als "Ansprechpartner" eigentlich keinen tieferen Sinn habe und entbehrlich wäre. 

 

Dem würde ich entgegenstellen, dass sich Evangelium und Kirche überhaupt nicht trennen lassen. Sie bedingen sich vielmehr gegenseitig. Durch das Evangelium - wenn man darunter neben der Textgattung einmal inhaltlich das darin Berichtete, also Jesu Leben, Wirken, Sterben und Auferstehen versteht - kommt die Kirche ins Leben. Die evangelische Theologie hat das mit dem Begriff der Kirche als creatura verbi, als Geschöpf des Wortes, umschrieben. Kurz gesagt: Sobald irgendwo mehr als ein einzelner Mensch das Evangelium liest, verkündet und danach lebt, existiert Kirche (wie auch immer real verfasst sie dann sein mag). 

 

Auf der anderen Seite ist es die Kirche, die das Evangelium im formalen Sinne hervorgebracht hat. Stichwort Kanonbildung. Die großen Kirchenversammlungen des Altertums haben entschieden, welche Bücher das ausmachen sollen, was unter dem Sammelbegriff "Evangelium" firmiert. Und dazu zählen freilich auch die vier Evangelien im engeren Sinne. Hätten die Väter auf den Synoden entschieden, nicht die Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zugeschriebenen Texte seien in den Kanon der Bibel aufzunehmen, so würden wir wohl heute sonntags das Evangelium nach Thomas, Barabbas oder Petrus hören. 

 

Evangelium und Kirche stehen daher meines Erachtens in keinem grundsätzlichen Gegensatz. Sie sind auch nicht einfach alternativ, entweder Evangelium oder Kirche. Sie gehören zusammen. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 50 Minuten schrieb Studiosus:

Evangelium und Kirche stehen daher meines Erachtens in keinem grundsätzlichen Gegensatz. Sie sind auch nicht einfach alternativ, entweder Evangelium oder Kirche. Sie gehören zusammen. 

Und das eigentliche Grundproblem hast Du komplett ignoriert: mit dem, was Jesus selbst als Evangelium beschrieben hat, hat die Kirche nämlich nur am Rande zu tun.

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vor 1 Stunde schrieb Studiosus:

Auf der anderen Seite ist es die Kirche, die das Evangelium im formalen Sinne hervorgebracht hat.

Das ist zwar richtig, doch war „die Kirche“ damals noch etwas ganz anderes als heute

 

Werner

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vor 2 Stunden schrieb Flo77:

Und das eigentliche Grundproblem hast Du komplett ignoriert: mit dem, was Jesus selbst als Evangelium beschrieben hat, hat die Kirche nämlich nur am Rande zu tun.

 

Dass das ein Problem ist, stimmt. Allerdings ist es mindestens ebenso problematisch, wenn sozusagen jeder das zum alleinigen Maßstab macht, was er als "die Botschaft" Jesu verstanden hat oder was er meint, dass "das Evangelium" sei. 

 

Man kann bestimmt 100 Leuten den reinen Text - ohne deutende Tradition, ohne kirchliches Lehramt - der Evangelien vorlegen, und man erhielte an die 100 Interpretationen, was das denn jetzt bedeuten soll. Einer wird Jesus als sozialen Revolutionär und seine Botschaft als Utopie deuten, für einen anderen wird das Evangelium die Aufzeichnung des Lebens eines jüdischen Rabbi sein, der seine Religion reformieren wollte und im Mahlwerk von Politik und Glauben zerrieben wurde usw. Man denke nur an die popularwissenschaftliche Jesus-Literatur: Der Öko-Jesus, Jesus, der Feminist, die ganzen Büchlein von Franz Alt.

 

Ich gestehe jedem zu, dass er denkt, was die Kirche ist oder tut, sei nicht das, was Jesus predigte. Man kann es mit Loisy, dem "Erzvater" des Modernismus, sagen: Jesus verkündete das Reich Gottes, gekommen ist die Kirche.* Geschenkt. Das trifft aber auch auf jede andere Interpretation zu. Warum sollten andere es besser verstanden haben und ausgerechnet die Kirche hier fehl gehen? Da bräuchte ich zumindest mal ein Argument dafür.

 

 

*Der Zusammenhang bei Loisy ist nicht so einfach wie diese verkürzte Formel, aber das tut jetzt nichts zur Sache. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 4 Stunden schrieb Flo77:

(Mit katholischer Theologie hat jedenfalls weder die Ahnung noch Emuna wirklich was zu tun - wenn man sie aber erst mal internalisiert hat, bekommt man den Zugang zu den beiden anderen kaum noch hin.)

Ich würde das Fragen und Ringen und immer-neu-Ausbuchstabieren der theologischen Forschung (für mich persönlich) als eine passende Weise beschreiben, die Gottesahnung zu verworten.

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vor 1 Stunde schrieb gouvernante:

Ich würde das Fragen und Ringen und immer-neu-Ausbuchstabieren der theologischen Forschung (für mich persönlich) als eine passende Weise beschreiben, die Gottesahnung zu verworten.

Im Prinzip ja, aber Katholische Theologie erfindet allenfalls neue Schreibvarianten. Die Begriffe und Sätze dürfen sich um Himmelswillen nicht ändern.

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vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

Dass das ein Problem ist, stimmt. Allerdings ist es mindestens ebenso problematisch, wenn sozusagen jeder das zum alleinigen Maßstab macht, was er als "die Botschaft" Jesu verstanden hat oder was er meint, dass "das Evangelium" sei.

Mal davon abgesehen, daß die Formel "tu soviel du vom Evangelium verstanden hast" nicht neu ist, wo ist das Problem?

 

vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

Man kann bestimmt 100 Leuten den reinen Text - ohne deutende Tradition, ohne kirchliches Lehramt - der Evangelien vorlegen, und man erhielte an die 100 Interpretationen, was das denn jetzt bedeuten soll. Einer wird Jesus als sozialen Revolutionär und seine Botschaft als Utopie deuten, für einen anderen wird das Evangelium die Aufzeichnung des Lebens eines jüdischen Rabbi sein, der seine Religion reformieren wollte und im Mahlwerk von Politik und Glauben zerrieben wurde usw. Man denke nur an die popularwissenschaftliche Jesus-Literatur: Der Öko-Jesus, Jesus, der Feminist, die ganzen Büchlein von Franz Alt.

Dafür braucht es keinen Franz Alt, dafür reichten 14 galiläische Fischer und ein Zeltbahnmacher aus Tarsus. Daß Judas den Rabbi anders sah als Petrus und beide ein völlig anderes hatten als Paulus ist ja sogar überliefert. Geschichte wird vom Sieger geschrieben, darum musste Judas sterben und Petrus am Apostelkonzil kleinbeigeben, aber ja. Die Zeiten wo die Gemeinde in der Jesus leibhaftig gewirkt hatte, einmütig versammelt beim Tempel lebte waren mit dem Auftritt Pauli jedenfalls erledigt.

 

vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

Ich gestehe jedem zu, dass er denkt, was die Kirche ist oder tut, sei nicht das, was Jesus predigte. Man kann es mit Loisy, dem "Erzvater" des Modernismus, sagen: Jesus verkündete das Reich Gottes, gekommen ist die Kirche.* Geschenkt. Das trifft aber auch auf jede andere Interpretation zu. Warum sollten andere es besser verstanden haben und ausgerechnet die Kirche hier fehl gehen? Da bräuchte ich zumindest mal ein Argument dafür.

Gegenfrage: Warum sollte ausgerechnet "die Kirche" die einzig richtige Interpretation haben? Dafür bräuchte ich nämlich mal ein sinnvolles Argument für, solange deren Interpretation von ein paar längst verblichenen Herren mit teils ausgesprochen zweifelhafter Persönlichkeit diktiert wurde.

 

Wobei "die Kirche" ja schon ein Begriff ist, der Fragen aufwirft, denn immerhin reden wir hier von der "Siegerlinie", also den Traditionssträngen, die sich aus welchen Gründen auch immer (und die wenigsten davon haben etwas mit Religion zu tun) als verbindliches Lehramt durchgesetzt haben.

 

Woran wird Gott uns am Ende messen? An dem Maß, wie wir Liebe und Gerechtigkeit gelebt haben oder daran ob wir Katechismen auswendig gelernt und internalisiert haben (und um Himmels willen keinen Spaß am Sex oder sonst einem irdischen Genuss hatten)?

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vor 6 Stunden schrieb Flo77:

Woran wird Gott uns am Ende messen? An dem Maß, wie wir Liebe und Gerechtigkeit gelebt haben oder daran ob wir Katechismen auswendig gelernt und internalisiert haben (und um Himmels willen keinen Spaß am Sex oder sonst einem irdischen Genuss hatten)?

 

Welchen Gott meinst Du? 
 

Der der Hl. Schrift und der Verkündigung der Kirche kann es in Deinen Augen ja nicht sein, denn das sei ja alles Ergebnis von Siegertheologie.

 

Bastel Dir ruhig weiter Dein Verständnis von Gott, hat mit Sieg und Niederlage auch sicher nichts zu tun (besonders die Maximierung persönlichen Genusses ist voll auf Linie mit diesem „historischen Jesus“). Bestimmt ist keiner näher an der Wahrheit als Du.

Vertrau keinesfalls der Kirche, Tausenden Heiligen in und aus ihr im Laufe der Zeit. Was sind die schon verglichen mit Dir.

bearbeitet von rorro
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6 hours ago, Flo77 said:

Warum sollte ausgerechnet "die Kirche" die einzig richtige Interpretation haben?


Vielleicht ist noch ein anderer Aspekt von Kirche wichtig: wenn sie als repressive „Wahrheitsmaschine“ überwunden ist, kann sie immer noch (oder erst recht?) Heimstatt, symbolisch und als realer Ort wichtig sein.

Warum ist es den Terroristen so wichtig, Synagogen anzugreifen und möglichst zu verbrennen? Das Judentum wird schon längst nicht mehr nur religiös verstanden.

Warum hat es soviele erschüttert, als Notre Dame in Flammen stand?

 

 

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vor 25 Minuten schrieb Shubashi:

wenn sie als repressive „Wahrheitsmaschine“ überwunden ist,

 

Das ist das Hauptproblem: der Anspruch der Wahrheit. Nichts hat in der Postmoderne so sehr gelitten wie der Glaube an die Wahrheitsfähigkeit des Menschen.

 

Und weil das so ist, soll sich die Kirche dem gefälligst anpassen.

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1 hour ago, rorro said:

 

Das ist das Hauptproblem: der Anspruch der Wahrheit. Nichts hat in der Postmoderne so sehr gelitten wie der Glaube an die Wahrheitsfähigkeit des Menschen.

 

Und weil das so ist, soll sich die Kirche dem gefälligst anpassen.


Was eine völlig logische Entwicklung in einer pluralistischen Welt ist.

Die Kirche hat sich dem aus vernünftiger Einsicht angepasst, in dem sie eben im Jahr 1965 „Dignitatis humanae“ erließ:

Quote

Die Würde der menschlichen Person kommt den Menschen unserer Zeit immer mehr zum Bewußtsein (1), und es wächst die Zahl derer, die den Anspruch erheben, daß die Menschen bei ihrem Tun ihr eigenes Urteil und eine verantwortliche Freiheit besitzen und davon Gebrauch machen sollen, nicht unter Zwang, sondern vom Bewußtsein der Pflicht geleitet. In gleicher Weise fordern sie eine rechtliche Einschränkung der öffentlichen Gewalt, damit die Grenzen einer ehrenhaften Freiheit der Person und auch der Gesellschaftsformen nicht zu eng umschrieben werden. Diese Forderung nach Freiheit in der menschlichen Gesellschaft bezieht sich besonders auf die geistigen Werte des Menschen und am meisten auf das, was zur freien Übung der Religion in der Gesellschaft gehört. …..

Das Vatikanische Konzil erklärt, daß die menschliche Person das Recht auf religiöse Freiheit hat. Diese Freiheit besteht darin, daß alle Menschen frei sein müssen von jedem Zwang sowohl von seiten Einzelner wie gesellschaftlicher Gruppen, wie jeglicher menschlichen Gewalt, so daß in religiösen Dingen niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, als einzelner oder in Verbindung mit anderen - innerhalb der gebührenden Grenzen - nach seinem Gewissen zu handeln. Ferner erklärt das Konzil, das Recht auf religiöse Freiheit sei in Wahrheit auf die Würde der menschlichen Person selbst gegründet, so wie sie durch das geoffenbarte Wort Gottes und durch die Vernunft selbst erkannt wird (2). Dieses Recht der menschlichen Person auf religiöse Freiheit muß in der rechtlichen Ordnung der Gesellschaft so anerkannt werden, daß es zum bürgerlichen Recht wird. ….

 

https://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_decl_19651207_dignitatis-humanae_ge.html

bearbeitet von Shubashi
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vor 43 Minuten schrieb Shubashi:

Was eine völlig logische Entwicklung in einer pluralistischen Welt ist.

Die Kirche hat sich dem aus vernünftiger Einsicht angepasst, in dem sie eben im Jahr 1965 „Dignitatis humanae“ erließ:

https://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_decl_19651207_dignitatis-humanae_ge.html

 

Nur wirst Du weder da noch anderswo die Aufgabe auf den Anspruch der Kirche auf die Wahrheit der von ihr verkündeten Offenbarung finden. Natürlich ist sie davon überzeugt, die eine Wahrheit zu verkünden. Und natürlich hält sie den Menschen für zutiefst wahrheitsfähig.

 

Dignitatis Humanae erklärt, daß der Mensch eine Freiheit hat, die die Freiheit zum Irrtum miteinschließt. Das neue dort ist zu sagen, daß der Mensch dieses Recht hat. Früher wurde betont, daß der Irrtum selbst keine Rechte habe.

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11 minutes ago, rorro said:

 

Nur wirst Du weder da noch anderswo die Aufgabe auf den Anspruch der Kirche auf die Wahrheit der von ihr verkündeten Offenbarung finden. Natürlich ist sie davon überzeugt, die eine Wahrheit zu verkünden. Und natürlich hält sie den Menschen für zutiefst wahrheitsfähig.

 

Dignitatis Humanae erklärt, daß der Mensch eine Freiheit hat, die die Freiheit zum Irrtum miteinschließt. Das neue dort ist zu sagen, daß der Mensch dieses Recht hat. Früher wurde betont, daß der Irrtum selbst keine Rechte habe.


Natürlich ist auch die Kirche überzeugt, die „wahre“ Lehre zu vertreten, und ich kann dieser Lehre sehr gut folgen, da sie mir die Freiheit der Abwägung zugesteht:

so daß in religiösen Dingen niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, als einzelner oder in Verbindung mit anderen - innerhalb der gebührenden Grenzen - nach seinem Gewissen zu handeln.“

Das ist für mich die wesentliche Aussage, mit der die Kirche in der Moderne angekommen ist.

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20 hours ago, Marcellinus said:

Was überhaupt soll das sein, "freier Wille"?

 

Hab ich zuerst keine Antwort drauf gehabt.

Dann ist mir aber eingefallen dass sich im Zuge meines Berufslebens Überzeugungen gebildet haben, wie die Dinge zu laufen haben.

Das geht auch soweit dass ich "Nein" sage und mich weigere etwas zu machen wenn es gegen meine Überzeugung ist.

 

Ist zwar nicht ohne Voraussetzungen (also nicht "frei" im Sinn von "unabhängig"), aber die Möglichkeit mein Handeln durch Nachdenken* mit meinen Überzeugungen in Einklang zu bringen, das fühlt sich schon wie freier Wille an.

 

Frei fühlt sich auch meine Entscheidung an, mir meinen Glauben nicht mit Schwergewichtigkeit selber zu vermiesen.

Ich kann mir tatsächlich meine Haltung zum Glauben nicht selber aussuchen, wohl aber die Anzahl meiner Glaubensgrundsätze.

 

*Nachdenken deshalb, weil ich mir Reflektieren nicht leisten kann

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vor 51 Minuten schrieb Kulti:

Ist zwar nicht ohne Voraussetzungen (also nicht "frei" im Sinn von "unabhängig"), aber die Möglichkeit mein Handeln durch Nachdenken* mit meinen Überzeugungen in Einklang zu bringen, das fühlt sich schon wie freier Wille an.

 

Das ist der entscheidende Punkt: es ist eben nicht ein „freier Wille“ im Sinne von unabhängig von Voraussetzungen. Daß wir in der Lage sind, zwischen verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen, habe ich nicht bestritten. 

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vor 1 Stunde schrieb Shubashi:


Natürlich ist auch die Kirche überzeugt, die „wahre“ Lehre zu vertreten, und ich kann dieser Lehre sehr gut folgen, da sie mir die Freiheit der Abwägung zugesteht:

so daß in religiösen Dingen niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, als einzelner oder in Verbindung mit anderen - innerhalb der gebührenden Grenzen - nach seinem Gewissen zu handeln.“

Das ist für mich die wesentliche Aussage, mit der die Kirche in der Moderne angekommen ist.

 

Sie gesteht Dir aber nicht die Freiheit zu, jeden Hirnschiß für katholisch zu halten, bloß weil Du gefirmt bist. 

 

Der Kontext ist der: jeder darf glauben was er will - doch nicht jeder darf deswegen behaupten, das sei katholisch (dazu lese man die anderen Konzilsdokumente wie Lumen Gentium oder Dei Verbum).

Anderen oder Privatreligionen darf jeder anhangen wie er mag.

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Dignitatis humanae lehrt nicht, dass es keine religiöse Wahrheit gibt (das wäre nicht nur widersinnig, sondern auch häretisch), sondern dass es der Würde der Person entspricht, ihren Glauben frei und ohne Zwang zu wählen. 

 

Etwas provokanter formuliert: Das Konzil leitet die Religionsfreiheit und damit aus der Eigenanschauung der Kirche das Recht auf Irrtum in Glaubensfragen von der Menschenwürde her. Das ist ein Paradigmenwechsel im Vergleich zur bis dahin geltenden Doktrin. Dass damit Wahrheit subjektiv geworden wäre oder ganz aufgehoben sei, ist nicht die Aussage dieses Konzilsdokuments.

 

Wüsste ich es nicht besser, so würde ich mich sehr darüber wundern, wie dazu geneigt wird, kirchliche Lehraussagen - insbesondere des jüngsten Konzils - so gegen den Strich zu interpretieren. 

bearbeitet von Studiosus
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39 minutes ago, Marcellinus said:

Das ist der entscheidende Punkt: es ist eben nicht ein „freier Wille“ im Sinne von unabhängig von Voraussetzungen. Daß wir in der Lage sind, zwischen verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen, habe ich nicht bestritten.

Ich bin nochmal zum auslösenden Beitrag zurückgegangen und denke schon dass der freie Wille in dem Zusammenhang ein sinnvolles Konzept ist (im religiösen Zusammenhang gehören da allerdings noch ein paar Komponenten dazu damit es nicht grausam wird).

 

Ich kann mir nicht aussuchen (ich bin unfrei) wie ich aufwachse. Ich kann zunächst nicht ändern ob ich evanglisch oder katholisch bin.

Aber im Verlaufe meiner Erfahrungen kann ich natürlich meine Haltung verändern.

 

Das ist es was für mich freien Willen ausmacht. (Ähnlich ist es mit der Diskussion um die Allmacht. Mathematisch gesehen gibt es keine Allmächtigkeit. Aber schon der IT Dienstleister kann das Konzept sinnvoll nutzen).

 

Allerdings erwarte ich von der zuständigen übernatürlichen Entität dass immer in Betracht gezogen wird wieviel individuelle Freiheit möglich war.

Sonst wird es unfair.

bearbeitet von Kulti
Aus freiem Entschluss ergänzt
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25 minutes ago, rorro said:

Der Kontext ist der: jeder darf glauben was er will - doch nicht jeder darf deswegen behaupten, das sei katholisch (dazu lese man die anderen Konzilsdokumente wie Lumen Gentium oder Dei Verbum).

Anderen oder Privatreligionen darf jeder anhangen wie er mag.

Womit wir wieder bei "den Glauben auf die richtige Art und Weise verlieren" wären.

 

Ein Anfang ist halt "Ist es mir wichtig dass das noch katholisch ist?".

Weiter geht es mit "Okay, also das Joch ist leicht - dann gehen wir mal ins Design."

 

Ich persönlich bin gerade bei "Ich bin zwar ein Ochse, habe aber gerade ein oder zwei andere Äcker zu bestellen. Deswegen konzentriere ich mich derzeit auf 'Gott allein genügt'"

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