Shubashi Geschrieben 17. März 2020 Melden Share Geschrieben 17. März 2020 Ein bisschen wundere ich mich schon - sollte nicht jede/r in den Tagen einer Krise als religiöser oder auch als philosophischer Mensch etwas mehr Gelassenheit zeigen? Natürlich tut man, was getan werden muss, aber sterblich sind wir nun mal alle, und unser Glaube beinhaltet doch vor allem die Perspektive auf das Leben selbst im Tod. Und auch die nicht theistisch Denkenden hier haben sich alle mit dem Tod befasst. Und der Tod ist in dieser Krise nicht mal die überwiegende Perspektive. Für allzu große Besorgnis ist also eigentlich gar kein Anlaß, wir leben eben allenfalls in "interessanten" Zeiten, und es wird weiter gehen, egal ob jetzt hundert sterben, oder hunderttausend. (900.000 sterben etwa sowieso in diesem Land in jedem Jahr.) Das heißt nicht, dass uns ein trauriger oder glücklicher Ausgang unberührt lassen wird. Nur sind Ereignisse wie diese doch immer erwartbar gewesen, und es werden vermutlich auch noch deutlich schlimmere Teil dieses Jahrhunderts sein. Also ist doch ein philosophisches "keep calm and carry on!" das passende alte wie aktuelle Motto dieser Tage? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 17. März 2020 Melden Share Geschrieben 17. März 2020 Erstaunlich finde ich, mit welcher Selbstverständlichkeit alle religiösen Veranstaltung einfach so verboten werden können, ohne daß es auch nur einen milden Protest gäbe. Vergangene Jahrhunderte haben auf Seuchen immer mit vermehrten Gottesdiensten und religiösen Umzügen reagiert, und Krisenzeiten waren immer Hochzeiten kirchlichen Einflusses. Nix davon jetzt. Nicht einmal die üblichen Bußpredigten von der Strafe der Götter für menschliche Sünden. Irgendwie scheint die Luft raus zu sein. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 17. März 2020 Autor Melden Share Geschrieben 17. März 2020 (bearbeitet) vor 1 Stunde schrieb Marcellinus: Erstaunlich finde ich, mit welcher Selbstverständlichkeit alle religiösen Veranstaltung einfach so verboten werden können, ohne daß es auch nur einen milden Protest gäbe. Vergangene Jahrhunderte haben auf Seuchen immer mit vermehrten Gottesdiensten und religiösen Umzügen reagiert, und Krisenzeiten waren immer Hochzeiten kirchlichen Einflusses. Nix davon jetzt. Nicht einmal die üblichen Bußpredigten von der Strafe der Götter für menschliche Sünden. Irgendwie scheint die Luft raus zu sein. Ja, das fand ich auch auffällig - nur die katholische Hardcore-Fraktion (wie auf kath.net) insistiert auf der "Heilkraft" und der unbedingten "Bereitstellung" der Sakramente, allerdings mit dem wenig christlichen Unterton, dass sie gerne auch darüber entscheiden möchte, wer "würdig" ist. Für mich klingt das oft nach einer krassen Mischung aus Aberglauben und Egoismus, jedenfalls nicht das, was mich an den Evangelien inspiriert. bearbeitet 17. März 2020 von Shubashi Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 17. März 2020 Melden Share Geschrieben 17. März 2020 Ich weiß nicht, wie bewandert du in Liturgie bist @Marcellinus. Es gibt tatsächlich eine Zeit ohne Eucharistie. In der Ostkirche, glaube ich mal länger, bei uns nur 2 Tage. Es ist wie eine Intensivierung der Fastenzeit. Deshalb fiel es der RKK vermutlich leichter. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 17. März 2020 Melden Share Geschrieben 17. März 2020 vor 1 Stunde schrieb Marcellinus: Erstaunlich finde ich, mit welcher Selbstverständlichkeit alle religiösen Veranstaltung einfach so verboten werden können, ohne daß es auch nur einen milden Protest gäbe. Vergangene Jahrhunderte haben auf Seuchen immer mit vermehrten Gottesdiensten und religiösen Umzügen reagiert, und Krisenzeiten waren immer Hochzeiten kirchlichen Einflusses. Nix davon jetzt. Nicht einmal die üblichen Bußpredigten von der Strafe der Götter für menschliche Sünden. Irgendwie scheint die Luft raus zu sein. Ich bekomme in "normalen" Zeiten schon einen Schauder, wenn's um den Friedensgruss geht. Eine eklige Angewohnheit. Da braucht es jetzt fuer mich keinen neuartigen Virus, damit es mich innerlich schuettelt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 17. März 2020 Melden Share Geschrieben 17. März 2020 Es wird mit großer Sicherheit die Osternacht treffen. Ich habe mein ganzes Leben lang die Osternacht mitgefeiert. Es ist unvorstellbar es nicht zu tun. Aber vielleicht sollten wir uns vor Augen halten, dass Liturgie eigentlich Dienst am Menschen ist. Gott braucht unsere Gottesdienste nicht. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 17. März 2020 Melden Share Geschrieben 17. März 2020 vor 1 Minute schrieb nannyogg57: Es wird mit großer Sicherheit die Osternacht treffen. Ich habe mein ganzes Leben lang die Osternacht mitgefeiert. Es ist unvorstellbar es nicht zu tun. Aber vielleicht sollten wir uns vor Augen halten, dass Liturgie eigentlich Dienst am Menschen ist. Gott braucht unsere Gottesdienste nicht. Was niemanden hindert in der Osternacht Nachtwache zu halten, vielleicht die Texte der Osternacht zu lesen und seinen Nachbarn ein brennendes Öllicht (aka Grablicht) vor die Türe zu stellen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. gouvernante Geschrieben 17. März 2020 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 17. März 2020 Ich bin ja digital viel unterwegs und ich sehe, wie gut meine digitalen Gottesdienstangebote jetzt angenommen werden. Die Sakramente kann man auf diese Art natürlich nicht feiern, aber eigentlich haben wir ja in unserer Tradition ganz viele nicht-eucharistische Gottesdienstformen. Ansonsten habe ich persönlich auch ein eremitisches Gen, d.h. ich kann gut und auch über längere Zeiten allein sein, betend, meditierend... Aber ich bin der Meinung, dass es sinnvoll ist, sich jetzt vorsichtig zu verhalten, denn weitere Eskalationsstufen den Pandemie-Intervention können noch sehr deutlich unlustiger werden :) 4 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lothar1962 Geschrieben 17. März 2020 Melden Share Geschrieben 17. März 2020 vor 2 Stunden schrieb Marcellinus: Erstaunlich finde ich, mit welcher Selbstverständlichkeit alle religiösen Veranstaltung einfach so verboten werden können, ohne daß es auch nur einen milden Protest gäbe. Vergangene Jahrhunderte haben auf Seuchen immer mit vermehrten Gottesdiensten und religiösen Umzügen reagiert, und Krisenzeiten waren immer Hochzeiten kirchlichen Einflusses. Nix davon jetzt. Nicht einmal die üblichen Bußpredigten von der Strafe der Götter für menschliche Sünden. Irgendwie scheint die Luft raus zu sein. Früher hat man ja auch mal Geißböcke in die Wüste getrieben, Jungfrauen geopfert, bei Vollmond aus den Eingeweiden einer Katze gelesen oder einen Regentanz für die Überschwemmung (oder war es dagegen?) aufgeführt. Macht man auch nicht mehr. Erstaunen mag mich das nicht unbedingt. Und Corona als Strafe Gottes? Das haben ja ein paar Spi... - äh - Führungskräfte von Kirchen versucht. Der Erfolg lässt zu wünschen übrig. Mit anderen Worten: Anscheinend ist es so, dass auch die Mehrzahl der Gläubigen der Auffassung anhängen, dass für die Bewältigung der Coronakrise andere Fachleute notwendig als die, welche von der Kirche gestellt werden können. Ich würde es erstaunlicher finden, wenn es nicht so wäre. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 17. März 2020 Autor Melden Share Geschrieben 17. März 2020 vor 11 Minuten schrieb Flo77: Was niemanden hindert in der Osternacht Nachtwache zu halten, vielleicht die Texte der Osternacht zu lesen und seinen Nachbarn ein brennendes Öllicht (aka Grablicht) vor die Türe zu stellen. Evtl. eh Nachtdienst, und ein Öllicht lieber an die eigene Tür. (Und ich hoffe sowieso, dass im Triduum die Engel so gut auf einige Mitmenschen aufpassen wie letzten Heiligabend.) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Studiosus Geschrieben 17. März 2020 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 17. März 2020 (bearbeitet) Die Seuche kann auch eine geistliche Chance sein. So weit wie Auxiliarbischof Eleganti würde ich nicht gehen und diesen spezifischen Virus als Strafe Gottes betrachten. Allerdings - man vgl. die traditionellen Texte des Rituale in Zeiten der Epidemie oder die korrespondierende Votivmesse - sollte das Momentum der Buße, wir befinden uns passenderweise noch in der Fastenzeit, durchaus stark gemacht werden. Vergelte uns, Herr, nicht nach unseren Sünden, sondern wende uns dein Erbarmen zu. Sieh, wir sind arm geworden etc. Früher wäre man in Sack und Asche gegangen, im Büßergewand, barfuß. Vom Papst bis zum Bettler. Ein äußeres Zeichen für eine innere Haltung, eine Metanoia, eine Umkehr des Sinnes. Dass zur Bewältigung der Krise jetzt Mediziner gefragt sind und nicht der Schamane, das dürfte wohl klar sein. Der Kirche und dem Altarsakrament tut niemand einen Gefallen, wenn er sie quasi-magisch zum Budenzauber und Allheilmittel stilisiert. Saluti cordiali, Studiosus. bearbeitet 17. März 2020 von Studiosus 4 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 30. März 2020 Autor Melden Share Geschrieben 30. März 2020 Schade, dass wir das Thema ein bisschen vernachlässigt haben. Mir ist gerade wieder klar geworden, dass wir, mitten im Leben, ständig vom Tod umgeben sind. Ich bin beileibe kein "guter Christ" (oder gar Katholik), aber ich merke mehr und mehr, dass ich aus mir heraus eigentlich gar nichts kann. Ich habe festgestellt, dass ich diesen Job - und diese Zeit - nicht allein bewältigen kann. Neben voller Konzentration und Lerneifer brauche ich auch jemanden, der mich trägt, auf den ich meine Angst ablegen kann, vor dem Versagen, vor dem Tod, dem der anderen und dem eigenen. Dazu braucht es die Meditation und das Gebet - auch mal das schnelle Stoßgebet - "bring uns hier jetzt durch" - "lass es nicht so schlimm werden" - "hilf ihr (oder ihm) durch diese Agonie". Nah am Tod sind wir aber auch nah am Leben, ich glaube, wir können das letzte Opfer nur bringen, wenn wir wirklich verspüren, wie wunderbar dieses Leben ist. Das ist so merkwürdig, dass ich es ohne Dich nicht schaffe, Herr! Von daher möchte ich eigentlich nur sagen, dass wir in dieser Krise nur konzentrierter erleben werden, was sowieso ständige Realität ist. Und das wir dazu in "ihm" auch die nötige Kraft finden könnten, da durchzukommen. 3 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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