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Wie wichtig ist euch, Menschen für die Kirche zu gewinnen?


duesi

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vor 3 Minuten schrieb nannyogg57:

@Marcellinus: Ok, da muss ich passen. Ich liege seit gefühlt zwei Jahren mit meinem Pfarrer in einem Punkt über Kreuz, das ist seine Feindlichkeit gegenüber neuen Kommunikationsmedien. Dass er nicht mal Email hat, das sagt schon alles.

 

Corona zwang ihn, sich von seiner pastoralen Mitarbeiterin zu einem Youtube-Video breitschlagen zu lassen und er hat das gut gemacht, sein Ding isses nicht.

 

Meine Söhne, mehr oder weniger atheistisch angehaucht (die übrigens allesamt in meiner Gemeinde bei Gelegenheit andocken) nehmen das leider, aus deiner Sicht, gelassen: Sie schätzen seine persönliche Integrität zu sehr um sich daran zu stoßen, dass er immer wieder auf sein Lieblingsthema zurückkommt, die authentische Begegnung im Gegensatz zu der in den neuen Medien. Beim letzten Weihnachtsgottesdienst wirkten sie fast erleichtert, dass das Thema in den Fürbitten endlich kam, nachdem er es in der Predigt ausgelassen hatte.

 

Blödsinn reden wir alle viel, wenn der Tag lang ist. Beim Pfarrer halte ich dagegen, aber ich weiß auch, warum er so unterwegs ist. Im tiefsten Herzen weiß er, dass das nicht alles schlecht ist und hat es natürlich auch schon zugegeben, unter vier Augen, aber er hat halt keine Lust darauf und genießt jetzt wieder die Begegnungen erster Hand.

 

Theologischen Blödsinn hat er noch nie verzapft, du wärest also save. Und er hat zu viel Erfahrung mit Kirche um nicht zu wissen, wie absurd der Verein sein kann. Aber um ihn herum und um mich herum und um uns herum da ist ein Transformationsfeld, da ist Kirche nicht absurd.

 

Ich denke, du hast mich mißverstanden. Ich rede nicht von Blödsinn. Ich rede nicht davon, daß Pastoren Unsinn erzählen. Sie sagen in der Regel das, was ihrem Glauben entspricht. Nehmen wir das Beispiel einer Taufe. Das sagte der Pastor (ich kenne nicht den genauen Wortlaut), daß die Eltern und Paten das Kind im christlichen Glauben erziehen sollen, und die Anwesenden sagen Ja. Er hat ja Recht, aber sie werden es nicht tun, und das wissen sie auch. Er und sie sind einfach auf zwei verschiedenen Partys, die nur bedauerlicherweise im gleichen Raum steigt. Er meint, daß er sich im Kreise von Gläubigen befindet und ein neues Mitglied in diese Gemeinschaft aufnimmt, sie dagegen fühlen sich als Teil einer hübschen Zeremonie, und der Pastor ist höchstens ein Teil der Dekoration. Und ich stehe dazwischen und denke, daß wir alle, und vor allem ich, nicht hier sein sollten. 

 

Nicht Kirche ist für mich absurd, Glaube ist es. Das mag jeder betreiben wie er will, aber ich möchte damit nichts zu tun haben. Der Pastor sagt, was er aus seinem Glauben sagen muß (wobei es auch welche geben soll, die das nur tun, weil sie dafür bezahlt werden, und sonst nichts gelernt haben). Und wenn er und seine Gemeinde das glauben, was er sagt, ist das OK. Aber ich möchte damit nichts zu tun haben, denn wenn ich es hätte, könnte ich meine Klappe nicht halten, und ich würde sagen, was ich von diesem ganzen „Zauber“ halte. Also mache ich um alles Kirchliche eine weiten Bogen, und bemühe mich in den Fällen, in denen das nicht zu vermeiden ist, um bürgerliche Höflichkeit. 

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vor 27 Minuten schrieb nannyogg57:

Du müsstest Humor mitbringen. Ohne Humor ist Kirche nicht erträglich.

 

Ich halte Kirche nicht für einen Witz, sondern für einen Verein zur Propagierung von Vorstellungen, über die ich nicht lachen kann.

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vor 51 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Ich denke, du hast mich mißverstanden. Ich rede nicht von Blödsinn. Ich rede nicht davon, daß Pastoren Unsinn erzählen. Sie sagen in der Regel das, was ihrem Glauben entspricht. Nehmen wir das Beispiel einer Taufe. Das sagte der Pastor (ich kenne nicht den genauen Wortlaut), daß die Eltern und Paten das Kind im christlichen Glauben erziehen sollen, und die Anwesenden sagen Ja. Er hat ja Recht, aber sie werden es nicht tun, und das wissen sie auch. Er und sie sind einfach auf zwei verschiedenen Partys, die nur bedauerlicherweise im gleichen Raum steigt. Er meint, daß er sich im Kreise von Gläubigen befindet und ein neues Mitglied in diese Gemeinschaft aufnimmt, sie dagegen fühlen sich als Teil einer hübschen Zeremonie, und der Pastor ist höchstens ein Teil der Dekoration. Und ich stehe dazwischen und denke, daß wir alle, und vor allem ich, nicht hier sein sollten. 

 

Nicht Kirche ist für mich absurd, Glaube ist es. Das mag jeder betreiben wie er will, aber ich möchte damit nichts zu tun haben. Der Pastor sagt, was er aus seinem Glauben sagen muß (wobei es auch welche geben soll, die das nur tun, weil sie dafür bezahlt werden, und sonst nichts gelernt haben). Und wenn er und seine Gemeinde das glauben, was er sagt, ist das OK. Aber ich möchte damit nichts zu tun haben, denn wenn ich es hätte, könnte ich meine Klappe nicht halten, und ich würde sagen, was ich von diesem ganzen „Zauber“ halte. Also mache ich um alles Kirchliche eine weiten Bogen, und bemühe mich in den Fällen, in denen das nicht zu vermeiden ist, um bürgerliche Höflichkeit. 

OMG, du bist wirklich zum ungünstigsten Zeitpunkt in Kontakt mit Kirche. Kasualien sind da ganz vorne mit dabei: Frag mal den Pastor, wie er das im Gesamtkontext seines pastoralen Wirkens sieht: Ihr könntet eine gemeinsame Therapiegruppe gründen.

 

Andere Leute gegen den anderen Weg und werden Freikirchler, btw. Frag @Higgs Boson: Du, dein Pastor und sie, ihr seid schon drei in der Selbsthilfegruppe: "Ich hasse Scheinchristen und dass ich nur den schönen Rahmen abgegeben soll, aber über tatsächliche Weltanschauungen wird nicht geredet".

 

Du wirst trotzdem Humor brauchen.

 

Religionen/Weltanschauungen ohne Humor sind per definitionem destruktiv.

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vor 8 Minuten schrieb nannyogg57:

OMG, du bist wirklich zum ungünstigsten Zeitpunkt in Kontakt mit Kirche. Kasualien sind da ganz vorne mit dabei: Frag mal den Pastor, wie er das im Gesamtkontext seines pastoralen Wirkens sieht: Ihr könntet eine gemeinsame Therapiegruppe gründen.

 

Nein, ich bin nicht „in Kontakt mit Kirche“, ich habe auch keinen Pastor. Ich folge nur gelegentlich bürgerlichen Konventionen. Mein persönlicher Kontakt mit Kirche bestand im Konfirmandenunterricht, der in der Erkenntnis gipfelte, daß ich mit Religion nichts anfangen kann, daß ich sie darüber hinaus für einen Irrweg halte. Meine Konsequenz daraus war mein Austritt, und das ist nun fast 45 Jahre her. Die weitere Konsequenz viele Jahre später war, daß wir unsere Kinder nicht haben taufen lassen. Es ist ihnen gut bekommen, vor allem weil sie gelernt haben, daß man gelegentlich auch gegen den Strom schwimmen muß. 

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vor 40 Minuten schrieb nannyogg57:

Andere Leute gegen den anderen Weg und werden Freikirchler, btw. Frag @Higgs Boson: Du, dein Pastor und sie, ihr seid schon drei in der Selbsthilfegruppe:

 

Eine Selbsthilfegruppe mit @Marcellinus, ich glaube, wir fangen mit selbstgebranntem Schnaps an. Das ist zum einen geistlich, zum anderen ohne Religion.

 

Kommen wir alle zum Zug.

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vor 14 Stunden schrieb Chrysologus:

Wer unter Geschwisterlichkeit Friede, Freude, Eierkuchen versteht, der muss Einzelkind sein. 

😂

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vor 11 Stunden schrieb nannyogg57:

Naja, du müsstest schon eine komplette und traumatische Aversion gegen einen kirchlichen Rahmen haben ... bei Kuchenspenden kann ich dich nicht unterbringen, das ist fest in der Hand vom Frauenbund.

 

Ich könnte dir auch eine Rolle in meinem Kibiwo-Ensemble anbieten, aber die sind zu heiß begehrt und ich darf nur 30 Leute auf die Bühne bringen, sonst steigt mir mein Team aufs Dach.

 

Die "Exerzitien im Alltag"-Gruppe ist auch zu frauenlastig und ich weiß nicht, ob du gerne meditative Kreistänze machst.

 

Derzeit sind Ordner beim Gottesdienst sehr gefragt, wegen Corona, und nächstes Jahr, an Pfingsten, gibt es die Wallfahrergruppe nach Altötting, da sind auch ziemlich interessante Leute dabei.

 

Der Gospelchor und der Kirchenchor suchen immer Männer, btw.

 

 

 

Diese Beschreibung halte ich für den Kern des Problems von duesi.

Es gibt bestehende Angebote, in die hinein rekrutiert wird, ohne zu fragen, ob das den Bedürfnissen des/der Suchenden entspricht.

 

Ich gebe gern zu, dass diese Weise "Gemeinde" zu sein, bei mir persönlich(!) Fluchtreflexe auslöst.
Dass ich beruflich dieses Konzept zu stützen habe - weil die Aufgabe ja nicht ist, meine Art zu glauben und Gemeinschaft zu feiern, anderen überzustülpen - muss ich aushalten. Das ist dann die Herausforderung an die eigene Professionalität.
(Die mir bei der Schilderung Deines Pfarrers im Blick auf digitale Lebenswelten zB bei ihm abgeht...)

 

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vor 9 Stunden schrieb Higgs Boson:

 

Eine Selbsthilfegruppe mit @Marcellinus, ich glaube, wir fangen mit selbstgebranntem Schnaps an. Das ist zum einen geistlich, zum anderen ohne Religion.

 

Kommen wir alle zum Zug.

 

Auch auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Mir wird schon ganz spirituos. :D

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vor 29 Minuten schrieb gouvernante:

Ich gebe gern zu, dass diese Weise "Gemeinde" zu sein, bei mir persönlich(!) Fluchtreflexe auslöst.

 

:D

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vor 9 Stunden schrieb Marcellinus:

Die weitere Konsequenz viele Jahre später war, daß wir unsere Kinder nicht haben taufen lassen. Es ist ihnen gut bekommen, vor allem weil sie gelernt haben, daß man gelegentlich auch gegen den Strom schwimmen muß. 

 

Hier in der säkularen Großstadt ist es (trotz Rheinland) Avantgarde, getauft zu sein. Das normale ist die Nichtassoziation mit einer rel. Gemeinschaft. So ändern sich die Zeiten.

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vor 32 Minuten schrieb gouvernante:

Ich gebe gern zu, dass diese Weise "Gemeinde" zu sein, bei mir persönlich(!) Fluchtreflexe auslöst.

 

Das kann ich sehr gut nachempfinden. Mich hat - wie Marcellinus auch, nur mit unterschiedlichen Überzeugungen und ganz anderem Ergebnis - immer vor allem die Wahrheitsfrage interessiert. Das soziale Gefüge drumrum ist nach meinem Empfinden austauschbar, da nach meiner Erfahrung die Menschen anderswo auch nicht besser oder schlechter sind.

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vor 3 Minuten schrieb rorro:

 

Hier in der säkularen Großstadt ist es (trotz Rheinland) Avantgarde, getauft zu sein. Das normale ist die Nichtassoziation mit einer rel. Gemeinschaft. So ändern sich die Zeiten.

 

Ja, heute wäre das nichts besonderes mehr, aber damals (unsere Kinder sind alle über 30) war das in unserer Kleinstadt die Ausnahme, und die „christliche“ Mehrheit hatte ihren Spaß daran, die „Heidenkinder“ zu ärgern.

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vor 1 Stunde schrieb rorro:

Mich hat - wie Marcellinus auch, nur mit unterschiedlichen Überzeugungen und ganz anderem Ergebnis - immer vor allem die Wahrheitsfrage interessiert. Das soziale Gefüge drumrum ist nach meinem Empfinden austauschbar, da nach meiner Erfahrung die Menschen anderswo auch nicht besser oder schlechter sind.

 

Ja, das ist sehr schön auf den Punkt! Die "Wahrheitsfrage" - bisher habe ich um den Begriff Wahrheit immer einen großen Bogen gemacht, da ich der Ansicht bin, daß es, außerhalb von Mathematik oder Logik, so etwas wie Wahrheit nicht gibt. Aber das ist natürlich auch eine Art, sich mit der Wahrheitsfrage zu beschäftigen. Ich muß darüber mal in Ruhe meditieren.

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vor 14 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Nein, ich bin nicht „in Kontakt mit Kirche“, ich habe auch keinen Pastor. Ich folge nur gelegentlich bürgerlichen Konventionen. Mein persönlicher Kontakt mit Kirche bestand im Konfirmandenunterricht, der in der Erkenntnis gipfelte, daß ich mit Religion nichts anfangen kann, daß ich sie darüber hinaus für einen Irrweg halte. Meine Konsequenz daraus war mein Austritt, und das ist nun fast 45 Jahre her. Die weitere Konsequenz viele Jahre später war, daß wir unsere Kinder nicht haben taufen lassen. Es ist ihnen gut bekommen, vor allem weil sie gelernt haben, daß man gelegentlich auch gegen den Strom schwimmen muß. 

 

Du bist nicht in Kontakt mit Kirche?

Da wäre ich mir nicht so sicher. Hier ist nämlich auch Kirche. 😉

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Hier ein zweiter Artikel dazu. Ein Satz hat mich besonders nachdenklich gemacht:

 

Ein kirchliches Begräbnis erhielten 233.937 Menschen, gut 10.000 weniger als im Vorjahr. Todesfälle ohne kirchliche Bestattung sowie Zu- und Wegzug werden in der Statistik nicht angeführt.

 

Heißt das, wer sich nicht ordentlich durch ein kirchliches Begräbnis „abmeldet“, gilt weiter als lebend und damit als Mitglied? Dann wäre die Herde wohl noch etwas kleiner als offiziell angegeben.

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Am 25.6.2020 um 14:02 schrieb duesi:

Hm, der Pfarrer meiner Pfarrei erklärte mir Mal in einem persönlichen Gespräch, dass der Anspruch, den viele in der Freikirche haben, sich wie eine Familie zu fühlen, in der katholischen Kirche so nicht gesehen wird. Dass die Nächstenliebe aber zumindest soweit gehen sollte, dass man füreinander beten kann. Das sehe ich ja auch ein, dass ich nicht erwarten kann, dass jeder in der Kirche mit mir per du ist. Aber dass Menschen, mit denen ich in Kleingruppen öfters Kontakt habe, auch Mal ein stärkeres mitmenschliches Interesse entwickeln, dass ich auch Mal darüber reden kann, warum dies und das so und so gemacht oder geglaubt wird und kritische Nachfragen nicht direkt als Kränkung empfunden werden, ich denke, das wären so ein paar Punkte, die mir helfen würden, mich als angekommen zu fühlen. Ich habe in der katholischen Kirche genau einen Freund gewonnen, mit dem ich immer noch verstärkt Kontakt habe und der mich ab und zu mitnimmt, wenn noch andere katholische Freunde von ihm anwesend sind. Eine Gruppe, in der ich noch am ehesten das Gefühl hatte, wirklich dazuzugehören, war die Legion Mariens, bei deren Treffen und Verteilaktionen ich ab und an anwesend war. Aber die immer wieder aufkommende Betonung, dass wir NUR durch Maria zu Gott kommen könnten und dass wir den Menschen wichtig machen sollten, wie wichtig Maria sei, waren einfach theologische Standpunkte, bei denen ich nicht mitgehen konnte, so sehr ich auch den Gemeinschaftsaspekt in dieser Gruppe geschätzt habe.


Es gibt auch innerhalb der katholischen Kirche, die eine Gemeinschaft suchen, mit der sie gemeinsam unterwegs sein können, "Leben teilen" sozusagen.
Und es gibt auch solche Gruppen und Gemeinschaften. Basisgemeinden z.B. oder die "Dritten Orden", oder andere Laiengemeinschaften, die sich in kleinen Gruppen zusammenfinden, Bibel und das, was sie erleben und beschäftigt, teilen. Die sind recht unterschiedlich in ihrer Verbindlichkeit und auch in ihrer Spiritualität, und man kann, wenn man sucht, sicher eine finden, die zu einem passt.

Ich glaube nicht, dass das unbedingt pfarrliche Gruppen sein müssen. Wenn es eine Pfarrei gibt, die, wie Nannyogg es beschreibt, offen ist für alle möglichen Formen des "Andockens", ist das schön. Aber ich denke eigentlich, dass die Zukunft der katholischen Kirche im Leben in den "kleinen christlichen Gemeinschaften" liegt. Den Unterschied zu evangelikalen Gruppen sehe ich in deren grundsätzlicher Bereitschaft, sich nicht getrennt von der Gesamtkirche zu sehen. Und ich glaube, ein weiterer Unterschied (zumindest bei denen, die ich kenne), ist, dass ihr Anliegen weniger ist, Menschen für die Kirche oder für Gott oder für Jesus zu gewinnen, sondern, dass ihr Anliegen ist, mit anderen gemeinsam zu suchen.
So vielleicht: Es geht nicht um ein gemeinsames Bekenntnis, sondern um das gemeinsame Unterwegssein und Suchen.

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vor 3 Stunden schrieb Marcellinus:

Hier ein zweiter Artikel dazu. Ein Satz hat mich besonders nachdenklich gemacht:

 

Ein kirchliches Begräbnis erhielten 233.937 Menschen, gut 10.000 weniger als im Vorjahr. Todesfälle ohne kirchliche Bestattung sowie Zu- und Wegzug werden in der Statistik nicht angeführt.

 

Heißt das, wer sich nicht ordentlich durch ein kirchliches Begräbnis „abmeldet“, gilt weiter als lebend und damit als Mitglied? Dann wäre die Herde wohl noch etwas kleiner als offiziell angegeben.

 

Ich halte das für eine missverständliche Formulierung.

In einer Pfarrei werden Verstorbene ohne kirchliche Bestattung nur via Gesamtzahl der Pfarreimitglieder erfasst. Bei Person X weiß man (als Einzelpfarrei) also potentiell nicht, ob sie weggezogen oder verstorben ist. In der Summe ist es aber klar, weil Lebende, die verziehen, natürlich in den Meldedaten des neuen Wohnorts auftauchen (und somit in der Gesamtsumme der Katholiken).

 

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vor 12 Stunden schrieb gouvernante:

 

Diese Beschreibung halte ich für den Kern des Problems von duesi.

Es gibt bestehende Angebote, in die hinein rekrutiert wird, ohne zu fragen, ob das den Bedürfnissen des/der Suchenden entspricht.

 

Ich gebe gern zu, dass diese Weise "Gemeinde" zu sein, bei mir persönlich(!) Fluchtreflexe auslöst.
Dass ich beruflich dieses Konzept zu stützen habe - weil die Aufgabe ja nicht ist, meine Art zu glauben und Gemeinschaft zu feiern, anderen überzustülpen - muss ich aushalten. Das ist dann die Herausforderung an die eigene Professionalität.
(Die mir bei der Schilderung Deines Pfarrers im Blick auf digitale Lebenswelten zB bei ihm abgeht...)

 

Zunächst mal kann man nur in bestehende Angebote rekrutieren, wobei das Wort "Angebote" korrekt ist, das zweite nicht: Es geht nicht darum, Angebote zu machen und dann Leute dafür zu finden, sondern Angebote zu haben, die man annehmen kann und das auf vielen Ebenen.

 

Ich möchte als Mitglied der Gemeinde auch nicht, dass jemand kommt und die Gemeinde für seine Pläne zu rekrutieren versucht, hatten wir auch schon.

 

Dass neue Leute neue Ideen mitbringen und die Gemeinde verändern, das steht auf einem anderen Blatt. Das ist aber der zweite Schritt und der geschieht auch.

 

Wenn jemand in der Sakristei steht und Anschluss sucht, dann soll er ihn finden, und wenn mein Pfarrer nicht perfekt ist, dann soll er es sein dürfen.

 

Btw, das Angebot war wohl im Sinne der Suchenden, sonst wäre sie nicht geblieben. 

 

Das Problem der Rekrutierung mit dem Nebeneffekt, dass diese nicht funktioniert, hat interessanterweise bei uns die Pfarrjugend: Die macht noch immer Jugendarbeit wie vor 30 Jahren und ist absolut beratungsresistent (Ich sag da einfach nichts mehr, ist nicht mehr mein Problem).

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Ach, und zur Ausgangsfrage: jemanden für die Kirche gewinnen wollte ich noch nie. Für Gott gewinnen schon. Daß ich dabei davon überzeugt bin, daß die Nähe zu Ihm in der Kirche am größten ist und sie am ehesten Seinem Willen entspricht, habe ich dabei nie verheimlicht.

bearbeitet von rorro
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Am 26.6.2020 um 09:54 schrieb rorro:

Das kann ich sehr gut nachempfinden. Mich hat - wie Marcellinus auch, nur mit unterschiedlichen Überzeugungen und ganz anderem Ergebnis - immer vor allem die Wahrheitsfrage interessiert. Das soziale Gefüge drumrum ist nach meinem Empfinden austauschbar, da nach meiner Erfahrung die Menschen anderswo auch nicht besser oder schlechter sind.

 

Interessant ist ja auch bei der Analyse der mal wieder desaströsen Austrittszahlen, daß beobachtet wird, daß auch viele ehemals als Jugendliche Aktive in ihrer Pfarrei dann alles an Kirche hinter sich lassen, wenn sie woanders hinziehen.

 

Genau das ist - meiner bescheidenen Meinung nach - möglicherweise ein Ergebnis, wenn man die Wahrheitsfrage außen vor läßt und nicht intensiv darüber spricht, Hilfestellungen gibt, Quellen nennt etc.. Das soziale Gefüge ändert sich eben, das sorgt deswegen auch nicht dafür, daß das jemanden an die Kirche bindet. Die Bindung an die Kirche sollte irgendwie doch über Jesus laufen, oder? Wenn bspw. der Vorsitzender DBK sagt: "Die Thematik Frau in der Kirche ist die dringendste Zukunftsfrage" - tja, dann kann so ein Modell von Kirche einpacken. Wenn nicht Jesus und Seine Bedeutung für uns die dringendste Zukunftsfrage ist, wozu dann Kirche?

bearbeitet von rorro
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Am 25.6.2020 um 12:30 schrieb duesi:

Ich weiß nicht, ob auf diese Frage jemand antworten wird. Rein vorgeblich tun die meisten User hier im Forum so, als ob ihnen der Fortbestand der Kirche wirklich wichtig wäre und der massenhafte Austritt und der Priestermangel beklagenswerte Zustände wären. Aber wenn ich Mal tiefer in die katholische Gedankenwelt blicke, scheint sich um wirkliche Lösungen fast niemand Gedanken zu machen. Die meisten vorgeblichen Lösungsansätze erschöpfen sich darin zu behaupten, dass der Mitgliederschwund daran liegen würde, dass die Kirche nicht mehr anziehend sei, weil sie nicht konservativ/liberal genug sei.

 

Ich habe als einer, der es mit dieser Kirche für mehrere Jahre vergeblich versucht hat, den Eindruck, dass es die meisten Katholiken gar nicht interessiert, was Menschen, die sich für die katholische Kirche öffnen könnten, wirklich bewegt. Willkommenskultur ist zumindest nach meinem Eindruck in der katholischen Kirche Fehlanzeige. Um wirklich Zugang zu der katholischen Geisteswelt zu bekommen, muss man schon katholisch geboren und sozialisiert sein oder man muss die Bereitschaft mitbringen, sich radikal anzupassen, ohne Dinge, die anderen lieb und gewohnt sind, jemals kritisch in Frage zu stellen. 

 

Das Bemühen, in dieser Kirche wirklich dazuzugehören, ist mühsamer und anstrengender als sich in einem Boxclub beweisen zu wollen. Nach meinem Empfinden ist es kein Wunder, dass diese Kirche zumindest in Deutschland wenig Anziehungskraft hat.

 

Wieso sollte ich Menschen für die Kirche (welche eigentlich?) gewinnen wollen?

 

Was du über die rk Kirche und deren angeblich nicht vorhandene Willkommenskultur schreibst, scheint mir arg pauschal. Aus meinen rk Zeiten weiß ich, dass das je nach örtlicher Gemeinse sehr unterschiedlich sein kanna

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Am 25.6.2020 um 13:04 schrieb duesi:

Ich meine das Ankommen vor Ort in einer konkreten Gemeinde. Trotz Beteiligung an Chorgesang und diversen kleineren Kreisen wirklich mühsam.

 

Ich fühle mich mit dem katholischen Glauben nach wie vor verbunden. Der Respekt vor der Tradition und die diversifizierte Glaubenslehre sagen mir weit mehr als stumpfer Biblizismus. Dennoch: In freikirchlichen Gemeinden ist es sehr viel einfacher, willkommen geheißen zu werden und dazu zu gehören.

 

Dass man in freikirchlichen Gemeinden sehr viel einfacher willkommen geheißen wird, kann ich nach meinen Erfahrungen nun gar nicht bestätigen, insbesondere dann nicht, wenn du als Fragender ankommst und (noch?) der rk Kirche angehörst. Da wird dann sehr schnell klar, dass zunächst das allerwichtigste Ziel ihrer Bemühungen dein Austritt aus der rk Kirche ist. Ein echtes Interesse an dir selbst als individueller Person scheint kaum gefragt zu sein.

Ich habe freikirchliche Gemeinden (mein ehemaliger Lebenspartner gehörte einer freikirchlichen Gemeinde an) als sehr restriktiv erlebt, mindestens so restriktiv wie ich es aus meiner rk Mutterkirche kenne, wenn man dort  in eine sehr konservative Gemeinde kommt

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