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Der weite Garten der Wörter


Shubashi

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vor 21 Minuten schrieb Domingo:

Ist das ein echtes Zitat - ich meine, aus einem echten Sanskritwerk?

Es ist zumindest ein Zitat aus dem alten ungarischsprachigen Sanskritlehrbuch meines Opas. Die weitere Quelle ist mir unbekannt.

 

Ich fand es aber lustig, weil ich den Spruch auf Deutsch schon kannte, (fast) das Gleiche an einer komplett anderen Stelle zu finden.

bearbeitet von Aristippos
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4 minutes ago, Aristippos said:

Es ist zumindest ein Zitat aus dem alten ungarischsprachigen Sanskritlehrbuch meines Opas. Die weitere Quelle ist mir unbekannt.

Ok, danke.

 

Ich fand die Stellung des 'tu' irrefuehrend; ich haette 'dhanebhyas tu vinâ' erwartet 😎

 

Uebrigens, wenn wir schon dabei sind: Die Uebersetzung "Alles ist Leid" wird mitunter kritisiert.  Mas sollte es wohl als "alles ist Unwohlgefuehl/Unzufriedenheit/Negativitaet" wiedergeben eher als "Leid". Der Buddhismus will damit sagen, dass auch scheinbar positive Erlebnisse im Endeffekt zu Unzufriedenheit und Weltschmerz fuehren.

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vor 42 Minuten schrieb Domingo:

Ich fand die Stellung des 'tu' irrefuehrend; ich haette 'dhanebhyas tu vinâ' erwartet 😎

Sapperlott, du hast natürlich recht! Ich habe das noch im Büro geschrieben, der alte Schinken von Opa ist daheim im Keller. Ich dachte, ich könnte den Spruch aus dem Kopf. Hab jetzt geschaut, dhanebhaystu vinâ.

 

Gehe korrigieren...

 

Zu spät, kann nicht mehr korrigieren. Dann eben so:

धनं नैव सर्वं धनेभ्यस्तु विना सर्वं दुःखम्

bearbeitet von Aristippos
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😂

Es ist immer eine grosse Bestaetigung fuer mich als Philologen, wenn ich einen Satz in einer alten Sprache schwer verstaendlich finde und dann stellt sich heraus, dass er falsch abgeschrieben wurde oder von den Gelehrten als falsch ueberliefert angesehen wird (etwa in den kritischen Ausgaben in cruces steht).

bearbeitet von Domingo
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Ich mag auch Wörter, die den Genitiv regieren (unter der Voraussetzung, dass dieser dann auch gesetzt wird...)

"Angelegentlich" zum Beispiel, oder "unbeschadet" oder "ob"...

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vor 20 Minuten schrieb gouvernante:

Ich mag auch Wörter, die den Genitiv regieren (unter der Voraussetzung, dass dieser dann auch gesetzt wird...)

"Angelegentlich" zum Beispiel, oder "unbeschadet" oder "ob"...

 

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, kennst du die Bücher von Sebastian Sick?

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3 hours ago, Domingo said:

 

Uebrigens, wenn wir schon dabei sind: Die Uebersetzung "Alles ist Leid" wird mitunter kritisiert.  Mas sollte es wohl als "alles ist Unwohlgefuehl/Unzufriedenheit/Negativitaet" wiedergeben eher als "Leid". Der Buddhismus will damit sagen, dass auch scheinbar positive Erlebnisse im Endeffekt zu Unzufriedenheit und Weltschmerz fuehren.

 

In dem Zusammenhang kann man duhkham wohl auch als "schwierig" uebersetzen: ohne Kohle ist alles schwierig...

 

Schadenfreude ist noch so ein schoenes deutsches Wort wie Weltschmerz, fuer das es in anderen Sprachen keine Entsprechung gibt. Gehoert aber viell. nicht in diesen Thead, aber ich wollte es mal  erwaehnt haben.

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vor 10 Stunden schrieb Domingo:

Uebrigens, wenn wir schon dabei sind: Die Uebersetzung "Alles ist Leid" wird mitunter kritisiert.  Mas sollte es wohl als "alles ist Unwohlgefuehl/Unzufriedenheit/Negativitaet" wiedergeben eher als "Leid". Der Buddhismus will damit sagen, dass auch scheinbar positive Erlebnisse im Endeffekt zu Unzufriedenheit und Weltschmerz fuehren.


Bei mir hat sich das Interesse am Buddhismus letztlich im Erlernen des Japanischen niedergeschlagen, wo sich in den buddhologischen Lexika der Sanskrit-Verweis meist in lateinischer Umschrift findet. 
Letztlich ist es faszinierend, welch umfassender Sprachbereich abgedeckt werden muss, um der Bedeutung der Kernbegriffe einer Religion nahezukommen. Wir haben Sanskrit, um den Begriffskanon der klassischen indischen Geisteswelt zu verstehen, in der Buddha lebte. Pali ist die Sprache des kompletten Tripitaka. Buddha selbst sprach wohl ein Prakrit.

Zum Verständnis des Mahayana ist Chinesisch erforderlich, Tibetisch für den dortigen Kanon. 
Aufgrund der Kanon-Editionen der Neuzeit und der philologischen Arbeitsmittel ist Japanisch erforderlich.

Was habe ich jetzt alles vergessen?

(Wie sähe die Auflistung der entsprechenden Sakral- und Forschungssprachen im Christentum aus?)

 

Edit:

Damit es nicht zu frustrierend umfangreich klingt: 

die Schriften außerhalb des Kanons, geten, 外典。

Die sind aber lt. Schinzinger-Lexikon ein ganz anderes Kaliber, denn dort steht als Übersetzung bloß: „Unbuddhistische Kanonen“

bearbeitet von Shubashi
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7 hours ago, Naja said:

Oja. Es ist fast nicht möglich, einem Nichtkenner zu erklären, wie man das richtig und sinnvoll einsetzt

 

Werner

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vor 17 Stunden schrieb gouvernante:

Ein Wort, das ich liebe: nichtsdestotrotz

 

Ein Wort, das ich hasse: nichtsdestotrotz.
 

Es war in seiner Jugend eine scherzhafte Zusammenziehung aus "trotzdem" und "nichtsdestoweniger". Dieser Scherz allerdings ist verdunstet, während das Wort erwachsen wurde. Nun wird "nichtsdestotrotz" ganz allgemein als Ersatz verwendet für "dennoch" oder "desungeachtet", ohne dass die meisten, die es verwenden, den ursprünglichen Wortwitz schmecken. Jedes Mal, wenn mir das Wort unreflektiert begegnet, schmeckt es mir wie eine Cola, die zwei Wochen offen gestanden hat. Da bizzelt nichts mehr.

 

Ein anderes Wort, dessen Witz verloren gegangen ist: der Drahtesel. Drahtesel wird oft einfach synonym für Fahrrad verwendet, ohne dass die Persiflage erkannt wird - denn wer kennt noch das Stahlross? Es stammt aus der Zeit vor hundert und mehr Jahren, als hohe Herrschaften noch hoch zu Ross ausritten, während der Arbeiter sich morgens auf sein stählernes Ross schwang, dass dann scherzhaft Drahtesel genannt wurde, haha - aber es war ein Fortschritt, denn zuvor waren Arbeiter zu Fuß zur Zeche und zum Stahlwerk gegangen.

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vor 2 Stunden schrieb Shubashi:

(Wie sähe die Auflistung der entsprechenden Sakral- und Forschungssprachen im Christentum aus?)

 

Es gab mal einen in seiner Fachwelt nicht unumstrittenen Exegeten des NT, der laut bedauerte, daß seine Kollegen oftmals nicht nur die altorientalischen Sprachen nicht mehr könnten (bspw. Aramäisch, Altägyptisch, Äthiopisch), sondern noch nicht einmal Latein (welche alle für die Rezeptionsgeschichte der Hl. Schrift ja nicht unbedeutend sind).

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vor 14 Minuten schrieb Alfons:

 

Ein Wort, das ich hasse: nichtsdestotrotz.
 

Es war in seiner Jugend eine scherzhafte Zusammenziehung aus "trotzdem" und "nichtsdestoweniger". Dieser Scherz allerdings ist verdunstet, während das Wort erwachsen wurde. Nun wird "nichtsdestotrotz" ganz allgemein als Ersatz verwendet für "dennoch" oder "desungeachtet", ohne dass die meisten, die es verwenden, den ursprünglichen Wortwitz schmecken. Jedes Mal, wenn mir das Wort unreflektiert begegnet, schmeckt es mir wie eine Cola, die zwei Wochen offen gestanden hat. Da bizzelt nichts mehr.

 

Ein anderes Wort, dessen Witz verloren gegangen ist: der Drahtesel. Drahtesel wird oft einfach synonym für Fahrrad verwendet, ohne dass die Persiflage erkannt wird - denn wer kennt noch das Stahlross? Es stammt aus der Zeit vor hundert und mehr Jahren, als hohe Herrschaften noch hoch zu Ross ausritten, während der Arbeiter sich morgens auf sein stählernes Ross schwang, dass dann scherzhaft Drahtesel genannt wurde, haha - aber es war ein Fortschritt, denn zuvor waren Arbeiter zu Fuß zur Zeche und zum Stahlwerk gegangen.

 

Tut mir leid, Dir fehlt nur der wahre Anachronistensinn. Nichts ist so behaglich, wie ein mit lauter schrägen, veralteten Begriffen ausgestattetes geistiges Boudoir, wo sich die Dame mit dem Dandy trifft. (Zu einem ausführlichen High tea der verlorenen Seelen, versteht sich.)

Außerdem kommt das alles wieder, und nichts wäre schlimmer als es ernst zu nehmen: der „Drahtesel“ findet gerade seine Entsprechung im „Lastenrad“, dass uns ohne jeden Sinn für Ironie und Steampunk als sozialer Fortschritt verkauft wird. Von Leuten, die schon damals den Sieg des Sozialismus im Trabi heranrollen sahen.

 

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vor 1 Minute schrieb Shubashi:

der „Drahtesel“ findet gerade seine Entsprechung im „Lastenrad“, dass uns ohne jeden Sinn für Ironie und Steampunk als sozialer Fortschritt verkauft wird. 

😂😂

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vor 5 Minuten schrieb rorro:

 

Es gab mal einen in seiner Fachwelt nicht unumstrittenen Exegeten des NT, der laut bedauerte, daß seine Kollegen oftmals nicht nur die altorientalischen Sprachen nicht mehr könnten (bspw. Aramäisch, Altägyptisch, Äthiopisch), sondern noch nicht einmal Latein (welche alle für die Rezeptionsgeschichte der Hl. Schrift ja nicht unbedeutend sind).

 

Uns wurde mal eine alte Münchener Studienordnung vorgehalten, nachdem der Student der Japanologie zuvor wenigstens 8 europäische Dialekte beherrschen solle: Deutsch, Latein, Altgriechisch, Englisch und Französisch konnte der humanistisch Gebildete sowieso, Portugiesisch, Spanisch und Holländisch waren zum Verständnis gewisser frühneuzeitlicher Quellen erforderlich.

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vor 41 Minuten schrieb Alfons:

 

Ein Wort, das ich hasse: nichtsdestotrotz.
 

Es war in seiner Jugend eine scherzhafte Zusammenziehung aus "trotzdem" und "nichtsdestoweniger".

Darüber hat sich in den siebziger Jahren der österreichische Sprachpolizist, der Schriftsteller Hans Weigl sehr geärgert.

Aber jetzt findet man das Wort auch in den neuen Übersetzungen der Romane von Dostojewski.

Der Geist der Sprache weht, wo er will.

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vor 14 Stunden schrieb Shubashi:

Was übrigens auch ein wichtiger Hinweis ist, dass sogen. „tote Sprache“  in Wirklichkeit lebendige Ritualsprachen (Msakralsprachen) sein können.

Sanskrit, Latein, Hocharabisch, Kambun, Hebräisch/Aramäisch, Kirchengriechisch und -slawisch, Altjapanisch...

Welche habe ich übersehen?

 

Geez (ግዕዝ) - die altäthiopische Sprache des früheren Königreichs Aksum. Ist bis heute die liturgische Sprache der Orthodoxen Kirchen in Eritrea und Äthiopien sowie die liturgische Sprache der Beta Israel, also der äthiopischen Juden.

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vor einer Stunde schrieb Alfons:

Ein Wort, das ich hasse: nichtsdestotrotz.

 

Dieses Wort wurde bei uns im gymnasialen Schulunterricht massiv bekämpft. Falls es jemand verwendete, sagte immer ein Lehrer den Spruch "Nichtsdestrotrotz - aus der Nase rinnt kein - Honig".

 

Wobei das heute immer mehr um sich greifende "unzwar" - möglichst am Satzanfang - deutlich schlimmer ist.

 

 

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Ich stelle fest: Obschon es eine bewußte Neuschöpfung war, ist "nichtsdestotrotz" nichtsdestotrotz auf natürliche Weise in den allgemeinen Sprachgebrauch einflossen, statt über den Sprachfaschismus des woken Übermenschen befohlen worden zu sein. Jetzt liebe ich das Wort noch mehr.

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