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Basiert die Ablehnung "widernatürlicher Akte" auf einem Fehlschluss?


iskander

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vor 3 Stunden schrieb rorro:

Das habe ich immer anders gelernt.

 

Greek Word Study Tool (tufts.edu) unter A2.

 

Erinnert mich an den Typen, der in einem Video, das ich auf Anhieb nicht wiederfinde, mal sagte, Neutestamentler sollten die Kurse über "biblisches Griechisch" vergessen und Altgriechisch bei den Altphilologen ( 😎 ) lernen.

bearbeitet von Domingo
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17 minutes ago, Studiosus said:

Platons Euthyphron, ich erinnere mich. Das Reclam-Bändchen liegt noch hier. Dilemma trifft die Sache gut, man könnte auch sagen Aporie. 

 

Denn die Kernfrage, was denn Frömmigkeit sei, darum geht es eigentlich, und wie sich diese zu den Göttern verhält, bleibt unbeantwortet. 

 

Im Übrigen ist dieser Dialog kein Plädoyer für eine strikt areligiöse Ethikbegründung. Die Götter fallen bei Platon nicht einfach aus der Gleichung heraus. Vielmehr, wenn ich den Inhalt recht erinnere, es ist schon ein paar Jahre her, ist eine auch im Dialog zumindest ansatzweise entwickelte Position, dass das Gute für Götter und Menschen im Grunde dasselbe ist. Und der Mensch übt die wahre Frömmigkeit dadurch, dass er den erga der Götter zur Verwirklichung verhilft. Und damit nützt sich der Mensch vor allem selbst, denn was die Götter wollen und woran der fromme Mensch mitwirken solle, ist das für den Menschen Gute, das agathon schlechthin. 

 

Wie beantwortest Du nun die obige Frage?

 

Es gibt im Christentum natürlich die Lösung zu sagen, dass das gebildete Gewissen von Gott sei.

 

Das heißt dann aber eben auch, dass irgendwelche religiösen Begründungen bezüglich Moral irrelevant sind, sondern der Primat des Gewissens gilt.

 

Und damit könnte man sich die ganze Diskussion hier eigentlich auch sparen.

bearbeitet von KevinF
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vor 21 Minuten schrieb Domingo:

 

Greek Word Study Tool (tufts.edu) unter A2.

 

Erinnert mich an den Typen, der in einem Video, das ich auf Anhieb nicht wiederfinde, mal sagte, Neutestamentler sollten die Kurse über "biblisches Griechisch" vergessen und Altgriechisch bei den Altphilologen ( 😎 ) lernen.

 

Diese Uni-Kurse nach dem Motto "Ich lerne Latein/Altgriechisch/Hebräisch, wofür andere 8 Jahre die Schulbank drücken, in 2 Semestern nebenher" sind wirklich lächerlich. Da kann man es auch ganz lassen. Tatsächliche Kompetenzen in den Sprachen werden nicht erworben, dafür werden manche Studenten an den Rand der Verzweiflung getrieben. 

 

Das war übrigens auch im Geschichtsstudium so. Bis zur Zwischenprüfung musste man an der Universität, an der ich Geschichte studiert habe, eine "Lateinprüfung" ablegen. Bei mir war das damals Cäsar oder Sallust, jedenfalls ging es um den numidischen Feldherrn Jugurtha (ich tendiere, obwohl Sallust den Bellum Iugurthinum verfasst hat, zu Cäsar). Nach der Klausur hat man sich noch unterhalten und so habe ich erfahren, dass nicht Wenige diese Prüfung zum wiederholten Male (und manche zum letzten Mal vor der Exmatrikulation) abgelegt haben. 

 

Aber ja, um hier auch mal zu "flexen", wie die Jugend sagt, Abitur in Baden-Württemberg inklusive Großem Latinum, Graecum und Hebraicum. 

bearbeitet von Studiosus
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6 minutes ago, Studiosus said:

Aber ja, um hier auch mal zu "flexen", wie die Jugend sagt, Abitur in Baden-Württemberg inklusive Großem Latinum, Graecum und Hebraicum. 

 

Dafür scheint es bei Dir, wenn ich Deine Beiträge richtig verstanden habe, mit Mathematik und Naturwissenschaften nicht so weit her zu sein.

 

Ich kann Dir nur raten, Dich mal damit zu beschäftigen wenn Du Zeit hast. Es ist wirklich wunderschön.

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vor 8 Minuten schrieb Studiosus:

Aber ja, um hier auch mal zu "flexen", wie die Jugend sagt, Abitur in Baden-Württemberg inklusive Großem Latinum, Graecum und Hebraicum

 

😳

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vor 8 Minuten schrieb KevinF:

Dafür scheint es bei Dir, wenn ich Deine Beiträge richtig verstanden habe, mit Mathematik und Naturwissenschaften nicht so weit her zu sein.

 

 

Schuldig im Sinne der Anklage. Ich habe in allen Fächern aus dem naturwissenschaftlichen Kreis gelitten wie ein Hund. Und ich muss sagen, ich konnte auch nie Interesse daran in mir wecken. Da kam dann völlige Inkompetenz mit ebenfalls völligem Desinteresse zusammen. Das ist eine in dieser Hinsicht fatale Mischung. 

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vor 11 Minuten schrieb Domingo:

 

😳

 

Diese Reaktion bekam ich öfter. Das hat aber auch allein schon damit zu tun, dass die bloße Möglichkeit, das Hebraicum im Rahmen des Abiturs überhaupt erwerben zu können, hierzulande recht rar gesät sind. 

bearbeitet von Studiosus
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vor einer Stunde schrieb Studiosus:

 

Diese Reaktion bekam ich öfter. Das hat aber auch allein schon damit zu tun, dass die bloße Möglichkeit, das Hebraicum im Rahmen des Abiturs überhaupt erwerben zu können, hierzulande recht rar gesät sind. 

 

Ich habe mal 10 Jahre lang in Ba-Wü gewohnt, wo ich zur Uni ging. Ich hab nie gehört, dass man dort in der Schule Hebräisch lernen kann. Daher meine Reaktion.

bearbeitet von Domingo
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vor 4 Stunden schrieb Marcellinus:

[...]  Ich bin der festen Überzeugung, daß die kath. Kirche damals zum ersten Mal in großen Umfang den Kontakt zu weiten Teilen ihrer Mitglieder verloren hat.

 

Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch andere. Aus einem Artikel der New York Times von 1976 zu den Verhältnissen in den USA:

 

"Overwhelming rejection by the Roman Catholic laity in, the United States of the 1968 papal ban on artificial birth control has led to drastic declines in religious devotion and, annually costs the church nearly a billion dollars in income, according to a survey of Catholic attitudes released yesterday by the National Opinion Research Center. [...] “It is rare,” said the Rev. Andrew Greeley, program director of the Opinion Research Center, which is part of the University of Chicago, “for a social researcher to be able to explain a phenomenom so simply, But that is what happened.” [...]

This stand has caused a massive defection from Catholic institutions and in personal religious behavior, interrupting a wave of church programs, according to the report. [...] The encyclical “seriously impaired the credibility and authority of the papacy, leading to sharp decline in mass attendance and a sharp increase in apostasy in the years immediately after the encyclical,” the survey said."

https://www.nytimes.com/1976/03/24/archives/papal-birth-stand-found-to-hurt-church.html

 

Oder etwas aus einem persönlichen Bericht:

 

"Humanae Vitae marked a change in my house, with my mother. By the late sixties, Immaculate Conception [school] was a Vatican II wonderland of jam-packed "hootenanny" Masses featuring guitars and tambourines. Foreboding statutes of Italian saints were replaced by those brightly-colored banners with free-style felt lettering that called out: He Is Risen! And gospel readings were studied from a hip new book titled, not "The New Testament," but "Good News For Modern Man" -- a perhaps too-contemporary translation into simple English vernacular.

My mother really liked this. She was different in church, more alive than the woman I remembered watching me altar-serve in third grade.

But shortly after July 1968, her attitude toward the church began to shift. Suddenly, it was just "a bunch of old Romans trying to tell everyone what to do." Over the years, my mother still went to Mass but participated less; she told me recently that she now just went to church to get some quiet time for herself with God, and tuned everything else out. She was once again like the old ladies in black of my childhood.

I was much older when I finally did the calendar math and understood why. In 1967, at age 40, my mother became pregnant. I learned about this when I came home from altar practice one afternoon and found her crying in the kitchen uncontrollably, my dad trying to comfort her without success. She'd had one very rough delivery with my brother thirteen years before, and knew the additional risks of pregnancy at her age.

My sister was born in February of 1968. The delivery was easy, but then my mother began to hemorrhage -- nothing could stop it. I was jolted awake in the middle of the night by a slammed door at my grandmother's house, where my brother and I were staying. It was the sound of my father rushing in from the hospital, crying to his mother, desperate now about this delivery, afraid his wife was going to die.

My mom doesn't remember her own mother. In poor health after giving birth to eleven children, she passed away in child birth when my mother was four years old. So, as she lay on the operating table, Mom had one thought in mind: the same fate now awaited her newborn baby girl. I know this, of course, because she did pull through -- thirteen blood transfusions later."

https://www.ncronline.org/news/parish/when-vatican-ii-came-bronx-part-ii

 

Warum die Kirche sich selbst so ins Bein schießt? (Ich spreche hier nicht von den Schicksalen ihrer Gläubigen.) Konservative Katholiken würden sagen: "Für die Wahrheit." Viele andere würden sagen, dass es Paul VI. einem seiner Vorgänger, Pius XI. zu widersprechen, weil das die Autorität des Pastums infragegestellt hätte.

 

Es ist aber interessant zu sehen, wie Institutionen mitunter Entscheidungen treffen, die nicht nur anderen, sondern auch ihnen selbst schaden.

bearbeitet von iskander
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Damit ich nicht beichten muss, will ich den letzten Gedanken für heute (eigentlich für gestern) so konziliant wie nur möglich formulieren, wohl wissend, dass er dennoch kontrovers bleibt:

 

Wenn hier von Humanae vitae als einer großen Zäsur die Rede ist, dann teile ich diese Feststellung. Aber es irritiert mich immer noch nachhaltig, wo offensichtlich die Schwerpunkte vieler Gläubiger liegen und worüber sie sich aufregen oder weshalb sie sogar drohen mit der Kirche zu brechen. Ich muss es zuspitzen: Paul VI. hätte die Beschlüsse des Vierten Laterankonzils aufheben oder lehren können, dass die Erbsünde eine überholte Theologenmeinung sei oder er hätte die Jungfräulichkeit Mariens zur Diskussion freigeben können. Das alles hätte - bis auf die Fachleute und die ohnehin immer nörgelnden Traditionalisten - niemanden länger als 2 Wochen interessiert. Aber sobald der Papst den Leuten etwas unfein ausgedrückt an den "Sex" geht, steht im wahrsten Sinne des Wortes die Kirche Kopf und es kommt zum großen Aufstand vor allem der Laien, aber auch der Priester und Theologen. 

 

Da frage ich mich doch: Was sagt dieser Befund über die Kirche, ihren Glauben und vor allem ihre Gläubigen aus? 

 

In diesem Sinne eine gute Nacht. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 5 Stunden schrieb rorro:

Propagiert wird Keuschheit, die NFP wird akzeptiert unter der Voraussetzung der richtigen Intention.


Darf ich wissen, wie Du das meinst? Ist NFP jetzt eine Form der Keuschheit oder eine Alternative zu ihr?

bearbeitet von iskander
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vor 19 Minuten schrieb Studiosus:

[...] Das alles hätte - bis auf die Fachleute und die ohnehin immer nörgelnden Traditionalisten - niemanden länger als 2 Wochen interessiert. Aber sobald der Papst den Leuten etwas unfein ausgedrückt an den "Sex" geht, steht im wahrsten Sinne des Wortes die Kirche Kopf und es kommt zum großen Aufstand vor allem der Laien, aber auch der Priester und Theologen.

 

Weil Menschen sich grundsätzlich vor allem für das interessieren, was in ihrem Leben passiert?

Um es mal zuzuspitzen: Es interessiert eine Frau gewöhnlich halt mehr, ob sie die nächste Geburt überlebt und ihre Kinder ernähren kann als theologische Fragen, von denen sie im besten Fall oberflächliche Kenntnisse und ein oberflächliches Verständnis besitzt. (Und bevor der Einwand kommt, dass sie dann halt keinen Sex haben und sich notfalls ihrem Mann entziehen soll: Ganz so einfach ist das halt auch nicht in der realen Welt in allen Situationen.)

 

Hätte Paul VI. deklariert, dass künftig jeder Katholik ein Fünftel seines Einkommens an die Kirche zu zahlen, hätte das vermutlich auch für mehr Furore gesorgt als die Änderung oder Uminterpretation eines Konzils-Beschlusses.

 

Zitat

Was sagt dieser Befund über die Kirche, ihren Glauben und vor allem ihre Gläubigen aus? 

 

Dass die Gläubigen in aller Regel nicht dem Ideal jener Theologen entsprechen, die von ihnen erhoffen, dass sie alle relevanten Glaubenslehren gut kennen und ihnen größte Bedeutung zumessen?

 

Aber war das früher "besser"? Wenn ich mich richtig erinnere, haben oft finanzielle und ähnliche Anreize darüber entschieden, wer von den "Entscheidungsbefugten" sich der Reformation anschloss. Und das einfache Volk folgte den Fürsten dann eben, die wenigsten emigrierten aus religiösen Gründen. (Oder ist das unrichtig?)

bearbeitet von iskander
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7 hours ago, Studiosus said:

Da frage ich mich doch: Was sagt dieser Befund über die Kirche, ihren Glauben und vor allem ihre Gläubigen aus?

 

Dass den Leuten Beziehungspflege in Form von Sex wichtiger ist als Metaphysik.

 

Ich nehme an, das überrascht Dich nicht wirklich?

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vor 8 Stunden schrieb Domingo:

 

Ich habe mal 10 Jahre lang in Ba-Wü gewohnt, wo ich zur Uni ging. Ich hab nie gehört, dass man dort in der Schule Hebräisch lernen kann. Daher meine Reaktion.

Mein Vater hat Abitur in Latein und Altgriechisch gemacht. In NRW.

 

Vor über 55 Jahren...

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8 hours ago, Studiosus said:

Da frage ich mich doch: Was sagt dieser Befund über die Kirche, ihren Glauben und vor allem ihre Gläubigen aus? 


Über die Kirche sagt es aus, dass sie sich da um Dinge gekümmert hat, die sie noch nie wirklich regulieren konnte. Dass es damit gerade in den entwickelten Ländern zu einer umfassenden Divergenz zwischen moraltheologisch oktroyiertem und praktiziertem Verhalten kommen würde, erscheint doch im nachhinein völlig absehbar. Dazu kommt die zunehmende Selbstbestimmung der Frau.

Ich würde also sagen, dass der Fehler bei Hierarchie und Lehramt liegt, die gesellschaftspolitisch etwas regeln wollten, was einerseits schon immer aussichtslos war (nämlich das menschliche Sexualverhalten zu reglementieren) und zum anderen antimodernistisch war (womit die Kirchen ebenfalls gescheitert war).

In der modern-urbanen demokratisch-pluralistischen Gesellschaft wäre es in meinen Augen klug, davon abzusehen ausgerechnet die Aspekte der Lehre zu betonen, die allenfalls in vormodern-agrarischen Gesellschaften evtl noch formal durchsetzbar waren.

Dass massenhafte Ingnorieren von „HV“ erscheint also ziemlich logisch.

bearbeitet von Shubashi
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vor 37 Minuten schrieb Shubashi:

Ich würde also sagen, dass der Fehler bei Hierarchie und Lehramt liegt

 

Das überrascht mich jetzt nicht wirklich. 

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Vielleicht noch zum Hintergrund meiner Frage, von der ich ja angekündigt hatte, sie würde kontrovers sein. Wobei ich das teilweise zurücknehmen muss: Zumindest hier (und ich nehme an unter der Mehrheit der zeitgenössischen Theologen und Katholiken) ist sie, was eigentlich erwartbar war, im Grunde doch nicht kontrovers, denn eigentlich sind sich alle einig. Um es nochmal mit meinem Vorposter zusammenzufassen: Das wäre ein "Patzer" des universalen kirchlichen Lehramtes gewesen, das die "Zeichen der Zeit" (ein rechter Gummibegriff) nicht erkannt oder sogar eklatant verkannt habe. 

 

Die Genese der Enzyklika Humanae vitae ist den Interessierten ja hinlänglich bekannt, auch die durchaus nicht in die strenge Richtung der letztendlich publizierten Version des Dokuments weisenden Voten der theologischen Berater. Ich persönlich halte die Enzyklika in ihrer letztgültigen Form, auch wenn sie inner- und außerkirchlich wie gesagt viel Staub aufgewirbelt hat, für alles andere als einen Lapsus des Magisteriums. Ganz im Gegenteil: Wenn man sich besieht, welchen Verlauf Geschichte und Gesellschaft nach ihrer Veröffentlichung, ja auch unter dem besten Teil der Gläubigen, genommen hat, dann kann man ihr eine gewisse prophetische Voraussicht nicht aberkennen. Ich halte sie für weiters für einen Befreiungsschlag des Lehramts, konkret des päpstlichen, auch wenn das Gros der Kommentatoren das genaue Gegenteil, nämlich eine Schwächung desselben, erkannt haben will. Humanae vitae, aber nicht nur dieses Schreiben, sondern auch Ordinatio sacerdotalis, ruft die Relevanz des Petrusdienstes als einer sozusagen über der flachen Ebene der Alltagstheologie stehenden Lehrinstanz in Erinnerung. Und es regt an, vielleicht gerade in diesen Tagen wieder verstärkt darüber nachzudenken, ob die Mehrheitsmeinung der Theologen und die "gelebte Praxis" doch nicht immer das letzte Wort in Glaubensfragen haben müssen (womit ich auch ein Fragezeichen an die Vorstellung von Papst Franziskus hänge, die Praxis hätte eine Präzedenz vor der Idee, aber das wäre ein neues, eigenes Thema). 

bearbeitet von Studiosus
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Gibt's eigentlich den "Freudige Momente in der Kirche"-Thread noch? Den finde ich gerade nicht (was ja viel aussagt, wenn ausgerechnet dieser Thread hauptsächlich inaktiv ist). 

bearbeitet von Studiosus
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vor 15 Stunden schrieb iskander:

Irgendeine oder eine sinnvolle?

Eine möglichst sinnvolle. Dabei sind wohl auch andere Aspekte zu berücksichtigen als das von dir immer wieder bemühte "wenn es Gottes Wille ist, dass ....". Möglicherweise ist es bereits fragwürdig, die Sexualität zu irgend etwas zu "benutzen". Möglicherweise hält die Kirche auch den Wust von Tabus und Verboten, den sie um dieses Thema aufgebaut hat, für eine sinnvolle Einrichtung. Für mich ist der kirchliche Standpunkt ebenfalls nicht schlüssig, daher sehe ich mich nicht in der Lage, ihn irgendwie zu verteidigen. Ich habe aber den Eindruck, dass deine Angriffe der Komplexität des Themas nicht ganz gerecht werden.

bearbeitet von Merkur
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vor 1 Minute schrieb Merkur:

Eine möglichst sinnvolle. Daber sind wohl auch andere Aspekte zu berücksichtigen als das von dir immer wieder bemühte "wenn es Gottes Wille ist, dass ....". Möglicherweise ist es bereits fragwürdig, die Sexualität zu irgend etwas zu "benutzen". Möglicherweise hält die Kirche auch den Wust von Tabus und Verboten, den sie um die dieses Thema aufgebaut hat, für eine sinnvolle Einrichtung. Für mich ist der kirchliche Standpunkt ebenfalls nicht schlüssig, daher sehe ich mich nicht in der Lage, ihn irgendwie zu verteidigen. Ich habe aber den Eindruck, dass deine Angriffe der Komplexität des Themas nicht ganz gerecht werden.

Die innere Logik des Systems ist ja gegeben.

 

Der Knackpunkt ist halt die Bewertung der Prämissen. Da weigert sich @Studiosus auch nur einen mm von der Tradition abzuweichen, während andere halt weniger Probleme haben andere Lesarten zu akzeptieren.

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Und noch eine weitere, vielleicht wieder kontroverse Ergänzung zu meinem vorherigen Beitrag mit dem Caveat, dass ich hier niemanden brüskieren will, sondern mich explizit mit in die Reihe der Adressaten meiner eigenen Kritik stelle:

 

Weiter oben hatte ich die Vorstellung von Papst Franziskus angedeutet, der sinngemäß sagt, die reale Praxis habe sozusagen immer einen natürlichen Vorsprung, eine Präzedenz vor der "bloßen" Idee. Das klingt erst einmal vernünftig und ist es auch, wenn damit gemeint ist, dass die Epikie im Einzelfall, nachdem man diesem real begegnet ist, die Spitzen einer sonst lediglich abstrakt durchdachten Fallkonstellation abstumpfen kann und womöglich auch sollte. Dagegen ist nichts zu sagen, ja das ist guter katholischer Usus. Die Kirchenjuristen können ein Lied davon singen. 

 

Wenn damit allerdings gemeint wäre, dass sozusagen die vorgefundene Praxis der Gläubigen die normative Lehre abschwächen oder gar ersetzen sollte, dann würde ich dem eher nicht folgen. Und der Grund ist ganz einfach und ich klopfe mir da ausdrücklich selbst mit an die Brust: Die reale Praxis der meisten Gläubigen - ein paar eingestreute heiligmäßig lebende Personen gibt es immer wieder - fällt so weit hinter die Ansprüche des Evangeliums und der Kirche zurück, dass sie als Quelle der Lehrfortentwicklung gänzlich ungeeignet erscheint. [Von dieser Beobachtung gibt es seltene Ausnahmen, etwa dann, wenn sich die Kirche eine im Volk bereits geübte Verehrung oder Frömmigkeitspraxis zu eigen macht]. 

 

Ich will das gerne exemplifizieren: Wieviele getaufte und auch am Leben der Kirche nach ihren Maßgaben partizipierende Katholiken lügen, stehlen, betrügen, brechen die Ehe, sind unkeusch, morden vielleicht sogar, lassen es an den christlichen Tugenden überhaupt mangeln usw.? Ich glaube, die Zahl wird nicht gering sein. Würde das kirchliche Lehramt, wie das ja scheinbar manche befürworten, sich an ihnen, ich sage ganz frei heraus: an uns, an Dir und mir, orientieren, ja dann sähe es sehr düster aus. Da bliebe nicht mehr viel übrig. Denn dann könnte man nicht nur jeden Versuch einer christlichen Morallehre bereits im Ansatz beerdigen, sondern auch noch den Dekalog zusammenkürzen. Und das kann es ja auch nicht sein. Die Kirche hat den Auftrag, den neuen Menschen zu verkünden, den alle in der Taufe angezogen haben. Es ist nicht ihre Aufgabe den alten Adam wieder zurück in den Morast seines Falles zu stoßen oder ihn noch tiefer hinein zu drücken. Dafür hat Gott seinen Sohn nicht gesandt. 

 

Daher mein Vorschlag: Realität nicht gegen Idee ausspielen, sondern den hohen Anspruch der Idee (der normativen Vorgabe) in der Realität mit den Mitteln unterstützen und im Bedarfsfall abmildern, welche der Kirche ja schon immer zur Verfügung stehen. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 24 Minuten schrieb Studiosus:

Weiter oben hatte ich die Vorstellung von Papst Franziskus angedeutet, der sinngemäß sagt, die reale Praxis habe sozusagen immer einen natürlichen Vorsprung, eine Präzedenz vor der "bloßen" Idee. Das klingt erst einmal vernünftig und ist es auch, wenn damit gemeint ist, dass die Epikie im Einzelfall, nachdem man diesem real begegnet ist, die Spitzen einer sonst lediglich abstrakt durchdachten Fallkonstellation abstumpfen kann und womöglich auch sollte. Dagegen ist nichts zu sagen, ja das ist guter katholischer Usus. Die Kirchenjuristen können ein Lied davon singen. 

Ab wann wird die Epikie zur Norm und die Idee zur Farce?

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vor 14 Minuten schrieb Flo77:

Ab wann wird die Epikie zur Norm und die Idee zur Farce?

 

Nun, hier ist meine Ansicht, dass man dabei nicht leichtfertig vorgehen darf. Denn wie die Erfahrung zeigt ist ein einmal sozusagen durch Nachgiebigkeit entvalidiertes Ideal nicht oder nur noch unter höchster Kraftanstrengung wieder einzufangen. 

 

Deshalb teile ich ebenfalls die Bedenken hinsichtlich der Probleme, die viele Gläubige mit der normativen Sittenlehre haben, aber ich bin mir nicht sicher, ob dieser "Preis" nicht gezahlt werden muss, um eine höherstehende Wahrheit zu bewahren, die von Gott selbst herkommt. 

 

Wenn Polizisten an einer Kreuzung stehen und einmal anfangen, bei Autofahrern, die anderen die Vorfahrt nehmen, beide Augen zuzudrücken, dann wird sich das herumsprechen und die sichere Befahrung dieser Kreuzung ist Geschichte, weil keiner mehr die eigentlich geltenden Verkehrsregeln beachtet (nun mag einer einwenden: Dann baut halt nen Kreisverkehr. So einfach ist die Sache nicht, wenn diese Kreuzung vom ursprünglichen Stadtplaner vorgesehen war und die Infrastruktur auf sie angewiesen ist). 

bearbeitet von Studiosus
Ein "nicht" vergessen
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