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Historisch-kritische Exegese


Maximilian

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vor 1 Minute schrieb Flo77:

Letztlich ist es natürlich eine Frage des Glaubens und der Sitten, wie man zu fasten hat. Frag mal die Orthodoxie. 

 

Und warum kann die Kirche, wahrscheinlich auch in der Orthodoxie, dann von fast jeder disziplinarischen Verfügung bei gerechtem Grund dispensieren, vom Glauben aber nicht? Warum kann von der Verpflichtung, zu fasten, befreit werden, vom Glauben (zumindest von der formalen Zustimmung) an die immaculata conceptio B. M. V. hingegen nicht? 

 

Versteh mich nicht falsch, ich verstehe genau, was Du meinst. Natürlich ist die Disziplin der Kirche auch Ausfluss ihres Glaubens. Das halte ich für einen interessanten Punkt, wo hier die Grenzlinie verläuft. 

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vor 12 Minuten schrieb Weihrauch:

Die Aufgabe eines Exegeten besteht demnach darin, das Lehramt mit seiner Exegese in vorauseilendem Gehorsam reinzuwaschen, ohne es nass zu machen, weil anderenfalls das Lehramt im Nachgang entscheidet, was biblisch begründete Wahrheit und was biblisch begründete Häresie ist. 

 

 

Ein in der akademischen Lehre tätiger Exeget, der die modernen exegetisch-wissenschaftlichen Methoden lege artis anwendet, wird das nicht als seine Aufgabe betrachten. Das ist ja gerade oft der Streitpunkt zwischen wissenschaftlicher Exegese und lehramtlicher Verkündigung. Und der Auslöser für viele Verstimmungen. So fuchst es die akademischen Exegeten ja gerade sehr, dass ihre Forschung oder zumindest der Ruf nach unvoreingenommener Neubewertung am kirchlichen Lehramt recht folgenlos abperlt.

 

Deshalb sitzen an den wirklich relevanten Schreibtischen im Vatikan auch keine Leute, die den fachwissenschaftlichen Zugang über die Lehrautorität der Kirche stellen würden. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 5 Minuten schrieb Studiosus:

Ein in der akademischen Lehre tätiger Exeget, der die modernen exegetisch-wissenschaftlichen Methoden lege artis anwendet, wird das nicht als seine Aufgabe betrachten. Das ist ja gerade oft der Streitpunkt zwischen wissenschaftlicher Exegese und lehramtlicher Verkündigung. Und der Auslöser für viele Verstimmungen.

Das betrifft doch jeden Menschen, der in der Heiligen Schrift liest, und versucht sie in aufrichtigem Geiste zu verstehen. Warum soll das überhaupt noch jemand machen, wenn vorher schon feststeht, wie er das Gelesene zu verstehen hat, und ihm im Nachgang, wenn er etwas verstanden hat, von jemandem der den offenen Diskurs verweigert, befohlen wird, es anders zu verstehen?

 

Weil das eigentlich überall so gehandhabt wird, haben die wenigsten die Bibel tatsächlich ganz gelesen, nie die Lust verspürt sie ganz zu lesen, und nie die Freude gespürt, die sich einstellt, wenn man sie ganz und immer wieder liest, wenn das Verstehen per se erlaubt ist, und nicht mit Ge- und Verboten zugepflastert. Dann kann man gar nicht anders, als mit anderen über das Gelesene ins Gespräch kommen zu wollen und einen vernünftigen Dialog anzustreben. Dann wären dialogbereite kirchliche Moderatoren und Mediatoren gefragt. Unerreichbare Diktatoren mit Deutungshoheit braucht kein Mensch. Warum kann man nicht gemeinsam mit der Kirche auf dem Weg sein, statt immer so tun zu müssen, als wäre man mit ihr schon am Ziel? In der Schrift steckt so viel Motivationspotenzial zum Glauben, so viele spannende Fragen die einen weiterbringen tun sich in ihr auf, wenn man die Schrift das tun lässt, was sie am besten kann - im menschlichen Geist behutsam und geduldig, immer wieder aufs Neue, aber vor allem ganz langsam nachwirken. 

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vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

 

Und warum kann die Kirche, wahrscheinlich auch in der Orthodoxie, dann von fast jeder disziplinarischen Verfügung bei gerechtem Grund dispensieren, vom Glauben aber nicht? Warum kann von der Verpflichtung, zu fasten, befreit werden, vom Glauben (zumindest von der formalen Zustimmung) an die immaculata conceptio B. M. V. hingegen nicht? 

 

Versteh mich nicht falsch, ich verstehe genau, was Du meinst. Natürlich ist die Disziplin der Kirche auch Ausfluss ihres Glaubens. Das halte ich für einen interessanten Punkt, wo hier die Grenzlinie verläuft. 

Weil "Glauben" nicht nachprüfbar ist. An der Stelle siegt - so glaube ich - die Pragmatik.

 

Ob jemand die Unbefleckte Empfängnis glaubt oder die Jungfrauengeburt oder die leibliche Aufnahme der Gottesgebärerin in den Himmel ist von außen schlicht nicht nachprüfbar, solange derjenige nicht öffentlich (aber was ist eigentlich "öffentlich") bekennt, diesen Sätzen nicht zuzustimmen. Solange derjenige nicht im Namen der Kirche oder in ihrem Auftrag lehrt oder spricht hat der persönliche Glauben - den der Herr allein kennt - keine sichtbaren Auswirkungen.

 

Beim Translationsverbot, beim Laktizinienverbot, den Fastenregeln, etc. gibt es aber konkrete Handlungsfolgen und in der Welt sichtbare Konsequenzen. Meisner wäre nie Kardinalerzbischof geworden (und der Kölner Kirche wäre einiges erspart geblieben), wenn man z.B. das Translationsverbot weitergeführt hätte. Rom hat zwar "erst" 882 den ersten "Fremdgänger" auf die Kathedra Petri bekommen (Maurinus I.), aber im Grunde sind er und seine Nachfolger schwächer legitimiert und nur durch die Macht des Faktischen begründbar.

 

Nebenbei: die Professio fidei wird nur und ausschließlich von den Anwärtern auf höhere kirchliche Leitungs- und Lehrämter erwartet. Für den normalen Gläubigen spielt sie üblicherweise schlicht keine Rolle.

 

 

(Papst Damasus I. war übrigens der Sohn eines Bischofs... und Papst Anastasius I. wahrscheinlich der Vater seines Nachfolgers Papst Innozenz I... Papst Felix II. war verheiratet und hatte Kinder...Papst Theodor I. war der Sohn Bischof Theodors von Jerusalem...)

bearbeitet von Flo77
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vor 2 Stunden schrieb Weihrauch:

Jesus verlangt in Mk 1,15 etwas, das dem Menschen zwar unglaublich schwer fällt, aber doch nicht unmöglich ist. 

 

An diesem Beispiel zeigt sich, wie sinnvoll und wichtig die historisch-kritische Forschungsmethode ist. Markus 1,15 lautet: "Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium."

Das "...und glaubt an das Evangelium" kann Jesus schlecht selber gesagt haben, die Bezeichnung "Evangelium" für eine Zusammenfassung der Lehre Jesu ist nachösterlich. Der Autor des Markus-Evangeliums gibt in Kapitel 1 Vers 15 keinen wörtlichen Ausspruch von Jesus wieder, sondern eine Art Summe der jesuanischen Lehre, so wie sie sich den ersten Gemeinden darstellt. Erstens: Die Gottesherrschaft ist nah. Zweitens die Aufforderung, umzukehren, Buße zu tun. Drittens der Aufruf zum Glauben. Dabei legt der Markus-Autor diese drei Kernsätze samt der Bezeichnung "Evangelium" Jesus in den Mund.

Also: Kein wörtliches Zitat, sondern spätere - und durchaus korrekte - Zusammenfassung einer Lehre. (Aber bitte das "... glaubt an das Evangelium" nicht auf die vier zu Jesu Lebzeiten ja noch gar nicht geschriebenen Evangelien beziehen! Nicht lachen, auch das habe ich schon mal gehört.)

 

 

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vor 2 Minuten schrieb Alfons:

(Aber bitte das "... glaubt an das Evangelium" nicht auf die vier zu Jesu Lebzeiten ja noch gar nicht geschriebenen Evangelien beziehen! Nicht lachen, auch das habe ich schon mal gehört.)

Was genau dieses von Jesus gepredigte "Evangelium" ist, habe ich ja auch schon öfter gefragt - ist allerdings unbeantwortet geblieben.

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Der Diskurs über das von gestartete Thema gefällt mir sehr.
Als überzeugter, aber dennoch kritischer Katholik (geht das überhaupt?) bleibt bis dato die Schlussfolgerung, dass das Lehramt der Kirche vieles an Glaubenswahrheiten von sich gibt bzw. gegeben hat, nicht so viel dogmatischer Natur, aber dennoch in einer Art, wie man halt seinem Professor an der Uni glauben muss/kann/soll/darf.

Ein bisschen erweckt das schon den Eindruck, dass man sich das oftmals "hinbiegt". Denn vieles, was auch im Neuen Testament steht und auf Jesu´Aussage zurückgreift, wird dann wieder nicht wörtlich genommen. Z.B. das Sonntagsevangelium von morgen. Würde man die Aussagen wörtlich nehmen, so würden die meisten von uns blind und ohne Hände durch die Welt gehen. Und hoffen, dass bald Steinigung oder ähnliches einem von dieser Qual und Schmach erlöst.
Und von einer schändlichen Scheidung wären eigentlich nur Frauen betroffen. Hier hat die Kirche sich der Zeit angepasst und auch das männliche Geschlecht miteinbezogen. Und mittlerweile gibts ja schon das Faktum, dass man ein Geschlecht gar nicht mehr eindeutig zuordnen kann bzw. darf. Wird die Kirche darauf reagieren? Biblisch gibts hierzu keinen Befund. 

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vor 12 Minuten schrieb Maximilian:

Als überzeugter, aber dennoch kritischer Katholik (geht das überhaupt?) bleibt bis dato die Schlussfolgerung, dass das Lehramt der Kirche vieles an Glaubenswahrheiten von sich gibt bzw. gegeben hat, nicht so viel dogmatischer Natur, aber dennoch in einer Art, wie man halt seinem Professor an der Uni glauben muss/kann/soll/darf. 

 

Daran würde ich ein großes Fragezeichen hängen. Einem Professor, der vor allem ein akademischer Lehrer ist, muss und sollte man nicht zwingend alles glauben, was er vom Katheder aussendet. Man darf und kann das natürlich. Mit "Glauben" hat ein Hochschulstudium, selbst wenn es sich um Theologie handelt, ohnehin nur bedingt etwas zu tun. 

 

Den Glaubensgehorsam im eigentlichen Sinne schulden Katholiken allerdings immer noch der Kirche und damit mittelbar Gott selbst. 

bearbeitet von Studiosus
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Gerade eben schrieb Studiosus:

 

Daran würde ich ein großes Fragezeichen hängen. Einem Professor, der vor allem ein akademischer Lehrer ist, muss und sollte man nicht zwingend alles glauben, was er vom Katheder aussendet. Man darf und kann das natürlich. Den Glaubensgehorsam im eigentlichen Sinne schulden Katholiken allerdings immer noch der Kirche. 

Daher auch mein muss/kann/soll/darf 🙂

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Aber zurück zur Eingangsfrage von @Maximilian . Ist die Unauflösbarkeit der Ehe jesuanisches Denken?

 

Ja, sieht so aus, sagt die historisch-kritische Exegese. Im Markus-Evangelium 10,11 wird Jesus zitiert mit dem Ausspruch "Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe, und wenn die Frau sich scheidet von ihrem Mann und heiratet einen anderen, bricht sie die Ehe." Dafür, dass diese Textstelle zumindest sinngemäß die Ansicht von Jesus wiedergibt, spricht ein Vergleich mit der Parallelstelle in Matthäus 19,9. Der Matthäus-Autor fügte nämlich einen Halbsatz ein: "... es sei denn wegen Unzucht ... ." Der Evangelienautor, der ja später als Markus schrieb und der dessen Text als Vorlage hatte, schränkte damit die jesuanische Weisung ein, weil sie in ihrer Radikalität offenbar nicht praktikabel und in der Gemeinde nicht durchzusetzen war. Das spricht, sagen Exegeten, für die Echtheit der ursprünglichen Aussage.

 

 

 

 

bearbeitet von Alfons
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vor 5 Minuten schrieb Studiosus:

Ach, das klingt ganz nach den Authentizitätskriterien nach Käsemann. 

 

Gerd Theißen, Historisches Plausibilitätskriterium. Aber er baut natürlich auf Ernst Käsemann auf.

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vor 15 Minuten schrieb Studiosus:

Ach, das klingt ganz nach den Authentizitätskriterien nach Käsemann. 

Und warum habe ich jetzt den Eindruck, daß das für Dich wieder nicht gut genug ist?

bearbeitet von Flo77
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Volle Zustimmung. Das ist gängige Lehre der Kirche Wissensstand der wissenschaftlichen Forschung. 

 

vor 3 Minuten schrieb Alfons:

Zweitens die Aufforderung, umzukehren, Buße zu tun.

Darauf wollte ich eigentlich im Besonderen anspielen. Metanoia, die Gesinnung ändern, Umdenken, vielleicht am besten mit "die Einstellung ändern" zu übersetzen. Bezogen war das natürlich auf den christlichen Blick auf die damalige Tradition der Lehre jener Glaubensgemeinschaft, aus der Jesus hervorgegangen ist. 

 

Wenn die Kirche in die gleichen Verhaltensmuster verfällt, und mit der gleichen Einstellung agiert, die "Jesus" bzw. sie selbst bemängelt, darf sie sich ausnahmsweise den Balken im eigenen Auge vorhalten, sich selbst reflektieren, und die entsprechenden Taten folgen lassen. Der Turn vom rechthaberischen Wahrheitsanspruch zum lebendigen Glauben des Evangeliums fällt schwer. Wenn man Jesus bei der Nachfolge überholt, kann es schon mal passieren, dass Jesus samt der Herde unversehens abgebogen ist, und man plötzlich als verlorenes Schaf dasteht. Ist aber vermutlich kein Beinbruch, weil ich glaube, dass Jesus ein guter Hirte ist, und niemanden aufgibt.  

 

 

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vor 27 Minuten schrieb Flo77:

Und warum habe ich jetzt den Eindruck, daß das für Dich wieder nicht gut genug ist?

 

Ob ich das gut finde oder nicht, dürfte keine kriegsentscheinde Frage sein. Alfons hat ja anhand seines Beispiels gezeigt, dass die historisch-kritische Methode und ihre Proponenten nicht selten auch die Authentizität bestimmter Logien bejahen. Nach ihren Kriterien. 

 

Für mich stellt sich die Frage nach der einen oder anderen Methode, ihren Grenzen und ihren Möglichkeiten nicht. Für mich ganz persönlich sind sie, so ehrlich bin ich, alle gleichermaßen irrelevant. Ich kann derartige Forschung zur Kenntnis nehmen, einordnen und wiedergeben. Dazu wurde ich ja u. a. ausgebildet. Meinen Glauben rühren sie in keiner Weise an. Für mich zählt einzig und allein, was die Kirche aus dem Schriftzeugnis macht. Das ist meine Glaubensregel und nicht das, was Exegeten publizieren. Die Heilige Schrift ist ohne die Kirche und die von der Kirche als rechtgläubig und authentisch angenommenen Schrifterklärer für mich nicht zu denken. Ich wüsste nicht, was die moderne Exegese dem noch Wesentliches hinzufügen sollte. Ich brauche auch keine Forscher, die mir erklären, dieses oder jenes Logion sei wohl dem historischen Jesus zuzuordnen. Wenn die Kirche für die Authentizität der Heiligen Schrift bürgt, dann ist das mehr als ich an gesichertem Wissen verlangen kann. Und das stellt für mich die Berge an exegetischer Literatur, die seit Aufkommen der historischen Kritik erschienen sind, jederzeit in den Schatten. 

 

Daher habe ich mir auch ein Feld innerhalb der Theologie gesucht, das nur sehr bedingt auf exegetische Diskurse zurückgreifen muss. 

bearbeitet von Studiosus
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Am 10.2.2023 um 00:19 schrieb Studiosus:

Als Ergänzung zu meinem Vorredner: Es lässt sich überhaupt beobachten, dass die Ergebnisse* der historisch-kritischen Exegese, seit es sie gibt, nur sehr mäßigen Einfluss auf lehramtliche Positionen gezeigt hat. 

 

Zwar bekennt, wenn ich das so formulieren darf, auch das Lehramt (spätestens seit Pius XII.) mit den Lippen die Legitimität und Bedeutung dieser Methode für die Erforschung der Heiligen Schrift. Es erscheinen auch Publikationen, auch vom Vatikan selbst, so z. B. von der Internationalen Theologenkommission, die diese Methode explizit benennen und ihr Instrumentarium darstellen, aber das Herz der katholischen Lehre ist fern von ihr. 

 

Mir zumindest wäre keine relevante Lehrentscheidung oder kirchenamtliches Dokument bekannt, die den Glauben im strikten Sinne betreffen, auf deren Entstehung und Aussage die Erkenntnisse* der modernen Exegese einen merklichen Einfluss ausgeübt hätten. 

 

Gerade was die Ehelehre, hier besonders die Ehescheidung und Wiederverheiratung, angeht, hat die Kongregation für die Glaubenslehre noch in 1990er Jahren einen vollkommen ahistorischen Interpretationsansatz gewählt. Zwar scheint man durchaus über die Eigenheiten und Hintergründe der verschieden Logien zur Ehescheidung im Bilde gewesen zu sein, aber als Substrat der Beschäftigung mit dem Schriftbefund kommt doch die Amalgamierung der verschiedenen Evangelientexte zur bekannten katholischen Position hinten heraus. Und das ist auch bei anderen Themen so festzustellen. 

 

Bösartig (was ich nicht bin) formuliert könnte man sagen: Die Kurientheologen füllen oben in den Reißwolf die Heilige Schrift, die Väter und die Konzilien hinein, geben als Würze ein paar päpstliche Enzykliken hinzu und unten kommt als fertige Wurst die immerwährende Lehre der Kirche heraus, die dem gläubigen Volk auf den Teller gelegt wird. 

 

 

Ich will betonen, dass das natürlich nicht meine wirkliche Anschauung ist. 

 

 

*In Anführungszeichen; sinnvoller wäre wohl eher von Hypothesen zu sprechen. 

Bösartig bist Du nicht. Deine Kommentare enthalten, auch wenn sie meist nicht meinem Agnostizismus entsprechen, doch sachliche Substanz.

 

Fett von mir zeigt aber den Zustand in allen drei monotheistischen Religionen. Man bedient sich der Ergebnisse der Text- und Bibelkritik nur dann, wenn  sie die eigene Position stützen. Das sieht man herausragend in der Sklaverei-Frage. Da wurde die unbewusste Bibelkritik von William Wilberforce kommentarlos geschluckt. Nur die Südstaatler hatten sich kreationistisch aufgeregt. Der Grund war klar: Sie wollten an der Sklaverei festhalten und 3.Mose 25,1+44 nicht als Betrug Moses hingestellt sehen.

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vor 49 Minuten schrieb Studiosus:

Für mich stellt sich die Frage nach der einen oder anderen Methode, ihren Grenzen und ihren Möglichkeiten nicht. Für mich sind sie, so ehrlich bin ich, alle gleichermaßen irrelevant.

Das glaube ich dir, eben so ehrlich. Nur verstehe ich nicht, warum alle Methoden für dich gleichermaßen irrelevant sein können, denn das trifft auf deine Hermeneutik beim Lesen der Heiligen Schrift dann wohl auch zu. Oder funktioniert das wie bei dir so ähnlich wie bei IKEA? Liest du noch, oder lebst du schon?

 

vor 57 Minuten schrieb Studiosus:

Für mich zählt einzig und allein, was die Kirche aus dem Schriftzeugnis macht. Das ist meine Glaubensregel und nicht das, was Exegeten publizieren.

Ich würde wirklich gerne verstehen, warum du das so handhabst. Liegt es vielleicht daran, dass das Lehramt keine Exegesen macht und es daher auch keine Methode gibt, für die es grade stehen müsste? Da machen sich viele Menschen einen Haufen Arbeit mit ihren Exegesen, und das Lehramt schießt dann wie ein Heckenschütze aus dem Verborgenen mit dem Präzisionsgewehr Marke "Heiliger Geist" alles ab, was ihm aus unerfindlichen Gründen nicht passt. Ich habe nichts gegen den Heiligen Geist, aber etwas dagegen wenn jemand behauptet, dass er bei ihm selbst weht und beim anderen gerade nicht. Darauf läuft das dann nämlich heraus. Tut mir leid, das mir keine schönen Metaphern dazu einfallen. Das liegt sicher auch daran, dass ich von der Kirche wegen solcher Sachen so enttäuscht bin, und sie meinen Vertrauensvorschuss systematisch verspielt hat. 

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@Weihrauch

 

Natürlich hat auch das kirchliche Lehramt eine "Methode" und wendet diese an. Wie auch die Väter Methoden hatten. Nur sind diese nicht wirklich mit den Prämissen und Zielen der historisch-kritischen Methode vergleichbar. 

 

Ich schreibe vielleicht später dazu noch mehr. 

 

In der Zwischenzeit könnte man sich einmal als Gedankenspiel die Frage vorlegen, wie sich denn Kirche und vor allem die Kirchenlehre verändern würden, wenn Entscheidungen aufgrund Grundlage der Forschung der historisch-kritischen Exegese gefällt würden. 

 

Ich habe da einen Verdacht: Die Kirche würde - aus Sicht der Befürworter eines derartigen Ansatzes - wohl näher an die Botschaft des rekonstruierten historischen Jesus und die ebenfalls rekonstruktiv gedeutete Praxis der Urkirche heran treten. Ein Großteil der im engeren Sinne Lehrinhalte des katholischen Glaubens müssten empfindlich korrigiert, von griechischen Philosophismen und paganen Rudimenten gereinigt oder ganz entsorgt werden. 

 

Das ist keine Vision, die mir zusagt. 

 

Und Nein, ich bin deshalb nicht der Großinquisitor aus Dostojewskis Die Brüder Karamasow, der mit dem wiedergekommenen Jesus so seine Probleme hat. Ich ziehe es lediglich vor, mein Vertrauen mehr auf die Weisheit und Tradition der Kirche zu setzen, als auf die Hypothesen der Exegeten. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 1 Stunde schrieb Weihrauch:
vor 3 Stunden schrieb Studiosus:

Für mich zählt einzig und allein, was die Kirche aus dem Schriftzeugnis macht. Das ist meine Glaubensregel und nicht das, was Exegeten publizieren.

Ich würde wirklich gerne verstehen, warum du das so handhabst. 

 

Das ist doch ganz einfach zu verstehen. @Studiosus geht es um Gewißheit, und die kann man zB dadurch gewinnen, daß man sich einer Autorität unterordnet, die mit "göttlicher Autorität" von sich behauptet, "Wahrheiten" zu verkünden, die keiner Begründung mehr bedürfen. Damit hat man eine Letztbegründung, vorausgesetzt, man glaubt daran. 

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vor 40 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Das ist doch ganz einfach zu verstehen. @Studiosus geht es um Gewißheit, und die kann man zB dadurch gewinnen, daß man sich einer Autorität unterordnet, die mit "göttlicher Autorität" von sich behauptet, "Wahrheiten" zu verkünden, die keiner Begründung mehr bedürfen. Damit hat man eine Letztbegründung, vorausgesetzt, man glaubt daran. 


Alle Menschen stellen ihre Interpretationen der Welt auf Basis axiomatischer Annahmen.

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45 minutes ago, mysterium said:


Alle Menschen stellen ihre Interpretationen der Welt auf Basis axiomatischer Annahmen.

Dann sind Mathematiker und Naturwissenschaftler keine Menschen. Ich hatte das schon lange vermutet ...

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Ich bezweifle, dass es eine rein naturwissenschaftlich-mathematische Weltanschauung, die wirklich konsequent wäre, geben kann. Zumindest stelle ich mir eine solche in der Praxis recht trist vor. 

 

Dann steht man vor Da Vincis Abendmahl und versucht die Neigungswinkel der Tischbeine zu berechnen. Eine gute Illustration, die auch ins Karikatureske abschweift, wäre auch Max Frischs Homo faber

bearbeitet von Studiosus
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vor 10 Minuten schrieb Studiosus:

Ich bezweifle, dass es eine rein naturwissenschaftlich-mathematische Weltanschauung, die wirklich konsequent wäre, geben kann.

 

Das sollte dich nicht wundern. Naturwissenschaften sind keine Weltanschauung. Naturwissenschaften, wie theoretisch-empirische Wissenschaften allgemein, sind der Versuch, unser Wissen über diese Welt realistischer zu machen, besser durch Tatsachenbeobachtungen belegt. Und dieses Wissen ist immer vorläufig. Gewiß sind nur die Irrtümer, auf denen dieses Wissen beruht. 

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@Sucuarana meinte, die für Menschen allgemein geltende Tatsache, dass eine Weltanschauung auf bestimmten Axiomen fußt, gelte für Naturwissenschaftler nicht. Das fandest Du toll. Dass Du die Diskussion auf die Naturwissenschaften lenken willst, was gar kein Thema war, kannst Du anderen nicht anheften.

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