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Benedikt XVI., der klerikale Missbrauch und die sexuelle Revolution


iskander

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vor 7 Minuten schrieb Inge33:

Es hat sich von der Sichtbarkeit im öffentlichen Raum hinein ins Internet verlagert. Das war eine Reprivatisierung. Der Konsum  findet heute in den eigenen vier Wänden statt. Keine alternativ-WG würde sich heutzutage wohl nochmals nackt ablichten lassen.

Dann ist die Sexwelle noch nicht vorbei?

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vor 9 Minuten schrieb Inge33:

Keine alternativ-WG würde sich heutzutage wohl nochmals nackt ablichten lassen.

Aus zwei Gründen:

 

1. Weil sie damit kein Aufsehen mehr erregen würde.

 

2. Weil sie die Bilder eher selbst machen und in den sozialen Netzwerken mit ihren Followern teilen.

 

Mit anderen Worten: Langeweile und Technik.

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vor 34 Minuten schrieb Flo77:

Du hast für meine Begriffe ein recht verklärtes Bild von der moralischen Erhobenheit unserer Vorfahren. Sehr idealistisch, aber mit Verlaub etwas sehr weltfremd.

Darum geht es hier nicht. Es geht um die historisch nachweisbare öffentliche Zur-Schau-Stellung von Sexualität ab den 1960ern zu Probagandazwecken, die öffentliche Legitimierung von Pädophilie und und dem damit verbundenen Einfluss auf die Missbrauchszahlen, egal in welchem gesellschaftlichen Teilbereich.

 

Von einer moralischen Erhobenenheit unserer Vorfahren war bei mir nie die Rede. Vielleicht kann man das mal differenzieren.

bearbeitet von Inge33
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vor einer Stunde schrieb Inge33:

Darum geht es hier nicht. Es geht um die historisch nachweisbare öffentliche Zur-Schau-Stellung von Sexualität ab den 1960ern zu Probagandazwecken, die öffentliche Legitimierung von Pädophilie und und dem damit verbundenen Einfluss auf die Missbrauchszahlen, egal in welchem gesellschaftlichen Teilbereich.

Was allesamt ziemliche Märchen sind.

Was in den 60-er Jahren "zur Schau gestellt" wurde, das erweckt heute nicht mal mehr ein müdes Lächeln. Propaganda sehe ich da übrigens auch nicht. Wenn es heute tatsächlich weniger 'sexuelle' Darstellungen in der Öffentlichkeit geben sollte als noch vor einigen Jahren, so sehe ich dafür zwei mögliche Gründe: Zum einen regt es keinen mehr auf, und was niemanden aufregt, daß taugt nicht um Aufmerksamkeit zu erregen. Zum anderen dürfte auch die Toleranzschwelle inzwischen so hoch sein, daß wir Darstellungen für normal halten, die in den 60ern noch für einen Skandal gereicht hätten.

Die Überlegungen zur Legitimierung von Pädophilie in den 70ern waren meiner Meinung nach notwendig um letztlich zum Schluss zu kommen, daß die Legitimierung nicht der richtige Weg ist. Das wurde aber immer nur in den zahlenmäßig unbedeutenden interessieren Kreisen diskutiert; einen nennenswerten Einfluss auf die 'sexuelle Revolution' hatte es nicht. Und auf die RKK erst recht nicht (dazu hat @Chrysologus schon einiges geschrieben). Ich denke nicht, daß irgendein Missbrauchstäter im kirchlichen Rahmen seine Taten mit der in kleinen Kreisen angedachten 'sexuellen Befreiung der Kinder' entschuldigt hat. Auch in anderen gesellschaftlichen Teilbereichen dürfte dieser Gedanke keine Wurzeln gehabt haben. Übrigens waren pädophile Handlungen niemals legitim, von daher sehe ich auch keine öffentliche Legitimierung.

 

Insgesamt halte ich diese Äußerungen von Ratzinger für unerwartet undurchdacht. Eigentlich war er doch ein sehr intelligenter Mensch. Sollte da vielleicht schon das hohe Alter zugeschlagen haben?

 

 

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vor 2 Stunden schrieb Inge33:

Es geht hier um die Vermassung und Verbreitung solchen Bildmaterials in der Öffentlichkeit, so dass es auch Lieschen Müller erreichte. Das hatte ich schon einmal dargelegt.

 

vor 2 Stunden schrieb Inge33:

Zeithistorisch betrachtet hat er das Richtige wahrgenommen – pars pro toto. Dazu musste man nicht in einer puritanischen Welt aufgewachsen sein. Die öffentliche Sichtbarkeit von Sexualität in den damaligen Zeiten (die heute so nicht mehr gegeben ist) ist ein historisches Faktum. Es gab viele, die diese öffentliche Sichtbarkeit von Sexualität einfach nur gut und notwendig fanden.

 

Also das kommt mir doch sehr fragwürdig vor. Vielleicht gab es damals ein paar schrillere Aktionen, zumal man eben dabei war, aus der Enge und Prüderie auszubrechen und da dann sicher auch mal übertreibt - aber dass da insgesamt mehr "Sex" zu sehen gewesen sein soll, halte ich für eine gewagte These. Das wäre zu belegen.

 

vor 1 Stunde schrieb Inge33:

Es hat sich von der Sichtbarkeit im öffentlichen Raum hinein ins Internet verlagert. Das war eine Reprivatisierung.

 

Ich schaue schon lange sehr wenig Fernsehen und nachts erst recht nicht. Aber vor etlichen Jahren lief auf den Privaten nachts in den Pausen praktisch nur Sex-Werbung. Ich weiß nicht, wie es heute ist (wirklich nicht, ich stelle mich nicht dumm), aber vor noch nicht so langer Zeit war es wie beschrieben. Ich weiß nicht, ob so etwas in den 60ern und 70ern in dieser Art möglich gewesen wäre (abgesehen davon natürlich, dass es damals noch keine privaten Sender gab).

 

Aber selbst wenn wäre die Frage, ob ein angebliches "mehr" an sexuellen Darstellungen "in der Öffentlichkeit" tatsächlich irgendwelche besonderen negativen Auswirkungen hätte als ein sehr seit verbreiteter "privater" Zugang. Vor allem im Hinblick auf sexuellen Missbrauch.

 

vor 1 Stunde schrieb Inge33:

Der Konsum  findet heute in den eigenen vier Wänden statt. Keine alternativ-WG würde sich heutzutage wohl nochmals nackt ablichten lassen.

 

Es gab auch damals nur wenige solcher Kommunen. Und dass es so was kaum noch gibt, liegt vielleicht auch daran, dass man mit so was heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen vorlocken würde. Wenn die Frauen von "Femen" ihre nackten Brüste enthüllen, wird das allein politisch diskutiert und nicht "sexuell". Es gilt nicht einmal mehr als "anrüchig". Einfach auch, weil vieles heute nicht mehr als "verrucht" gilt, was früher noch ein Schocker gewesen und heftigen Protest von konservativer Seite ausgelöst hätte. Man ist mehr gewohnt, man ist lockerer. 

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vor 45 Minuten schrieb Moriz:

Insgesamt halte ich diese Äußerungen von Ratzinger für unerwartet undurchdacht. Eigentlich war er doch ein sehr intelligenter Mensch. Sollte da vielleicht schon das hohe Alter zugeschlagen haben?

 

 

 

Dass es mit dem Alter zu tun hatte, glaube ich nicht. Wenn man Ratzinger und seine Äußerungen zu bestimmten Themen über die Jahrzehnte verfolgt, dann hat schon der "junge Ratzinger", spätestens aber der Ratzinger der Nachkonzilszeit, ziemlich konsistente Ansichten. Insbesondere zu den Faktoren, die als potenziell schädlich für Kirche und Gesellschaft wahrgenommen werden. Schwindender Glaube im kirchenamtlichen Sinne und entfesselte, d. h. ihrer naturrechtlichen Orientierung enthobene, (Sexual)Moral kamen bei ihm zu keinem Zeitpunkt gut weg. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 28 Minuten schrieb Moriz:

Was allesamt ziemliche Märchen sind.

Das ist Unsinn und Ausblenung der historischen Realitäten nach Art einer Damnatio memoriae, weil es einem ideologisch nicht passt.

 

vor 28 Minuten schrieb Moriz:

Propaganda sehe ich da übrigens auch nicht

Die sexuelle Befreiung war Probagande.

vor 28 Minuten schrieb Moriz:

Übrigens waren pädophile Handlungen niemals legitim, von daher sehe ich auch keine öffentliche Legitimierung.

Natürlich waren sie legitim auf subjuristischer Ebene. Das lässt sich alles nachweisen. Man hat pädophile Handlungen für legitim gehalten  - und notwendig - und hat deshalb missbraucht.

 

vor 28 Minuten schrieb Moriz:

Insgesamt halte ich diese Äußerungen von Ratzinger für unerwartet undurchdacht. Eigentlich war er doch ein sehr intelligenter Mensch. Sollte da vielleicht schon das hohe Alter zugeschlagen haben?

Es wird hier immer wieder versucht, Benedikt XVI zu psychiatrisieren (auch: "er hat das nur so gesehen, weil er puritanisch aufgewachsen ist"), um seine Ausführungen ad absurdum zu führen  - weil sie einem ideologisch nicht in den Kram passen.

 

Im Endeffekt braucht es noch nicht einmal die Aussagen von Benedikt XVI., um nachzuweisen, dass es die "Sexwelle" gegeben hat, die damit verbundene Legitimierung der Pädophilie und die daraufhin erfolgten Missbräuche. Das ist alles gut dokumentiert.

 

Deshalb macht der ganze Thread unter dem Titel "Benedikt XVI." auch keinen Sinn.

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@Moriz

 

Du warst schneller, wie ich sehe; hätte ich Deinen Beitrag früher gesehen, hätte ich mir einen Gutteil der Mühe sparen können. 😁

 

vor 2 Stunden schrieb Inge33:

Darum geht es hier nicht. Es geht um die historisch nachweisbare öffentliche Zur-Schau-Stellung von Sexualität ab den 1960ern zu Probagandazwecken, die öffentliche Legitimierung von Pädophilie und und dem damit verbundenen Einfluss auf die Missbrauchszahlen, egal in welchem gesellschaftlichen Teilbereich.

 

Abgesehen von dem, was Moriz schon gesagt hat, stellt sich die Frage, ob hier wirklich ein bedeutender Effekt auf die Missbrauchszahlen vorliegt, der sich belegen ließe. (Bedauerliche Einzelfälle gibt es sicher.)

Ich hatte schon auf die Erhebung von Kinsey aus dem Jahr 1953 verwiesen, nach welcher ein Viertel der befragten erwachsenen Frauen als Kinder Missbrauchserfahrungen in der einen oder anderen Form gemacht hat - also lange vor 1968 oder auch 1960 oder auch 1950.

 

Wie Moriz schreibt, war die Akzeptanz pädophiler Verhaltensweisen nie ein allgemeiner Konsens, schon gar nicht in kirchlicher oder konservativen Kreisen. Pädophile Verhaltensweisen wurden nie legalisiert. Wie ich schon anderswo sagte, wurde das erhöhte Schutzalter für homosexuelle Handlungen sogar erst 1954 abgeschafft.

 

Was in der breiten Allgemeinheit von der sexuellen Revolution im Lauf der Zeit ankam war, dass man vorehelichen Geschlechtsverkehr und einige andere Dinge entspannter gesehen hat als in der Adenauer-Zeit. Das Schuldprinzip bei der Scheidung wurde erst 1977 aufgegeben. Und die Vergewaltigung in der Ehe war sogar erst als 1997 als solche strafbar (statt nur als Nötigung und ev. Körperverletzung)

 

Liest man Deine Beiträge, könnte man manchmal meinen, die westdeutsche Bevölkerung sei in den 190ern in eine eine Massen-Orgie verfallen, in die auch Kinder einbezogen wurden. Solche Dinge gab es zweifellos auch, aber eben am Rande und kaum im Mainstream.

bearbeitet von iskander
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vor 21 Minuten schrieb iskander:

aber dass da insgesamt mehr "Sex" zu sehen gewesen sein soll, halte ich für eine gewagte These. Das wäre zu belegen.

Hier wenigstens ein journalistischer Artikel dazu: https://www.carlmarie.de/magazin/unterhaltung/50-jahre-sexuelle-revolution/

 

vor 21 Minuten schrieb iskander:

 

 

vor 21 Minuten schrieb iskander:

Und dass es so was kaum noch gibt, liegt vielleicht auch daran, dass man mit so was heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen vorlocken würde.

Das will ich nicht bestreiten, im Gegenteil belegt das ja geradezu, dass die "Sexwelle" vorbei ist. Mit der zunehmenden Ächtung der Pädophilie sind auch die Missbräuche in der Kirche zurückgegangen.

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vor 5 Minuten schrieb Inge33:

Das will ich nicht bestreiten, im Gegenteil belegt das ja geradezu, dass die "Sexwelle" vorbei ist. 

Eben behauptetest du noch, die Sexwelle habe sich ins private verlegt, nun ist sie auf einmal vorbei - ja was denn nun?

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vor 4 Minuten schrieb iskander:

Ich hatte schon auf die Erhebung von Kinsey aus dem Jahr 1953 verwiesen, nach welcher ein Viertel der befragten erwachsenen Frauen als Kinder Missbrauchserfahrungen in der einen oder anderen Form gemacht hat - also lange vor 1968 oder auch 1960 oder auch 1950.

Hier ist nicht das Thema Missbrauch in Familien, sondern in der Kirche.

vor 4 Minuten schrieb iskander:

Wie Moriz schreibt, war die Akzeptanz pädophiler Verhaltensweisen nie ein allgemeiner Konsens, schon gar nicht in kirchlicher oder konservativen Kreisen. Pädophile Verhaltensweisen wurden nie legalisiert. Wie ich schon anderswo sagte, wurde das erhöhte Schutzalter für homosexuelle Handlungen sogar erst 1954 abgeschafft.

Wie ich schon schrieb, geht es hier nicht um die juristische Legitimation, sondern um die subjuristische. Und diese subjuristische Legitimation lässt sich nachweisen.

 

vor 4 Minuten schrieb iskander:

Liest man Deine Beiträge, könnte man manchmal meinen, die westdeutsche Bevölkerung sei in den 190ern in eine eine Massen-Orgie verfallen, in die auch Kinder einbezogen wurden. Solche Dinge gab es zweifellos auch, aber eben am Rande und kaum im Mainstream.

Liest man meine Beiträge, dann kann man feststellen, dass sie sich zunächst auf der Ebene des öffentlichen Diskurses bewegen. Ich behaupte nun, dass die Legitimierungen, die der öffentliche Diskurs ausgestrahlt hat, auch seine Wirkungen auf die Sexualpraxis hatten. Da bin ich nicht die einzige, die das so sieht.

 

Man mag sich dazu etwas von Alice Schwarzer durchlesen https://www.emma.de/artikel/sexueller-missbrauch-wie-es-geschehen-kann-265064

 

Oder man mag sich das Buch von Christian Füller "Die Revolution missbraucht ihre Kinder. Sexuelle Gewalt in deutschen Protestbewegungen" ansehen. Hier eine Zusammenfassung: https://www.deutschlandfunk.de/sachbuch-sexueller-missbrauch-als-ideologie-100.html

 

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vor 3 Minuten schrieb Chrysologus:

Eben behauptetest du noch, die Sexwelle habe sich ins private verlegt, nun ist sie auf einmal vorbei - ja was denn nun?

Chrysologus betreibt mal wieder Sophisteien. Kennzeichen der kirchlichen Missbrauch begünstigenden "Sexwelle" war ihre Verbreitung im öffentlichen Raum. Das habe ich nun schon mehrmals dargelegt und könntest Du ruhig einmal in Deinen hübschen Kopf dringen lassen.

bearbeitet von Inge33
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Kleine Korrektur @Iskander Was in der breiten Allgemeinheit von der sexuellen Revolution im Lauf der Zeit ankam war, dass man vorehelichen Geschlechtsverkehr und einige andere Dinge entspannter gesehen hat als in der Adenauer-Zeit. Das Schuldprinzip bei der Scheidung wurde erst 1997 aufgegeben. 

 

Das war schon 1977.

bearbeitet von Wunibald
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vor 4 Minuten schrieb Inge33:

Es wird hier immer wieder versucht, Benedikt XVI zu psychiatrisieren (auch: "er hat das nur so gesehen, weil er puritanisch aufgewachsen ist"), um seine Ausführungen ad absurdum zu führen  - weil sie einem ideologisch nicht in den Kram passen.

 

Ist es wirklich eine "Psychiatrisierung", wenn man eine merkwürdige und teilweise objektiv falsche Wahrnehmung der Realität eben auch biografisch zu erklären versucht, zumal wenn man der inhaltlichen Auseinandersetzung auf diese Weise ja nicht ausweicht?

 

 

vor 4 Minuten schrieb Inge33:

Im Endeffekt braucht es noch nicht einmal die Aussagen von Benedikt XVI., um nachzuweisen, dass es die "Sexwelle" gegeben hat, die damit verbundene Legitimierung der Pädophilie und die daraufhin erfolgten Missbräuche. Das ist alles gut dokumentiert.

 

Natürlich gab es eine gesellschaftliche Liberalisierung im Hinblick auf Sexualität. Und natürlich gab es in diesem Rahmen auch einige "progressive" Bestrebungen in Richtung Legitimierung von Pädophilie (wohl vor allem in Deutschland und Frankreich). Und das hat - in entsprechenden Milieus - sicher auch zu manchem Missbrauch beigetragen.

Würde Benedikt allein dies sagen, würde man ihm problemlos zustimmen können. Aber seine Thesen gehen ja weit darüber hinaus:

 

- Für ihn scheint alles, was mit der sexuellen Befreiung zu tun hat, einfach Ausdruck eines fundamentalen Amoralismus zu sein - sei es das Bild eines unbekleideten Pärchens oder pädophile Handlungen. Für ihn scheint das eine gemeinsame Grundlage zu haben; und diese besteht für ihn nicht etwa in einer grundsätzlich respektablen Ethik, die die Selbstsbestimmung des Individuums achtet (und dabei im Fall von Kindern mitunter leider die falschen Schlussfolgerungen zieht), sondern in einer völligen "Normlosigkeit", einem allgemeinen moralischen Zusammenbruch.

- Die beschriebene gesellschaftliche Entwicklung wiederum macht er ohne jede Differenzierung für den Missbrauch in der Kirche verantwortlich, ohne beispielsweise alternative Erklärungsansätze (siehe Diskussion in anderen Threads) zu erörtern oder die Tatsache zu berücksichtigen, dass es zum Teil auch zu Missbrauch durch erzkonservative Kleriker kam, teils deutlich vor der sexuellen Revolution.

- Die zum Teil sehr fragwürdige Rolle, die insbesondere sein Amtsvorgänger im Fall von Marcial Maciel spielte, und welche den fortgesetzten Missbrauch wohl erst ermöglichte, wird von ihm nicht reflektiert.

- Dabei gibt er sogar der Moraltheologie, sofern diese die offiziellen Ansichten bei Themen wie Empfängnisverhütung usw. infragestellt, noch eine entscheidende Mitschuld. 

- Positive Aspekte der sexuellen Revolution kommen bei ihm nicht vor, und er stellt sich auch nicht die Frage, wieso die säkulare Gesellschaft, die mindestens so liberal ist wie die von ihm verfemten Teile der Moraltheologie, vermutlich sensibler beim Thema "missbrauch" ist als es jemals eine andere Gesellschaft in der westlichen Welt war.

 

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vor 1 Minute schrieb Inge33:

Chrysologus betreibt mal wieder Sophisteien. Kennzeichen der kirchlichen Missbrauch begünstigenden "Sexwelle" war ihre Verbreitung im öffentlichen Raum. Das habe ich nun schon mehrmals dargelegt und könntest Du ruhig einmal in Deinen hübschen Kopf dringen lassen.

Das tue ich durchaus nicht - wenn es stimmte, dass die breite Verfügbarkeit von Pornographie ein Indikator für die Höhe der Sexwelle ist, dann ist sie gerade nicht zu Ende. Und wenn die Höhe der Sexwelle zu vermehrtem Missbrauch von Kindern führt, dann müssten diese Zahlen eher zu- als abnehmen, weil per Pornographie verfügbar ist und konsumiert wird denn je. Hier bist Du in der Beweispflicht, warum nackte Brüste am Zeitschriftenstand Menschen zum Missbrauch von Kindern anregen sollten, nackte Brüste auf dem Bildschirm aber nicht.

 

Dasselbe gilt für die gesellschaftlich akzeptierte Moral: Man kann die These vertreten, dass eine laxere Sexualmoral zu mehr Missbrauch führt, und dass - Ratzinger behauptet das - vor allem das Konzept der autonomen Moral anstelle des Naturrechts erst zu einem anything goes und dann zum Missbrauch führe. Dabei sehen wir das Gegenteil: Die Gesellschaft akzeptiert viele sexuelle Spielarten ohne Probleme (Homosexualität, außereheliche Sexualität, ONS - von den diversen in Partnerschaften gelebten Sexualpraktiken nicht zu reden). Und zugleich ist sie wesentlich restriktiver im Blick auf Minderjährige geworden. Übergriffe in diesem Bereich werden gar nicht mehr toleriert, so wie auch ein Verhalten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gar nicht mehr toleriert wird. 

 

Das sieht man auch in den Briefen, die man so erhält, wenn dann ein klerikaler Täter auffliegt: Da wurde in den 1950ern bis 1970ern verständnisvoll mitgeteilt, dass der arme Priester halt bei der/dem 12-jährigen schwach geworden sei (wir sprechen in der Aussage von Penetration), er das aber sicher nicht wieder tun werde und alles in allem ja ein guter und frommer Priester wäre. Heute (also der letzte entsprechende Fall in meinem Schrank ist schon einige Jahre alt) wird die Glaubwürdigkeit der Betroffenen in Frage gestellt und die Tat geleugnet, weil man dafür absolut kein Verständnis mehr hat. 

 

Das Thema hier ist aber die sexuelle Selbstbestimmung, nicht das Naturrecht, und der Gedanke der Selbstbestimmung führt zu zurückgehenden Tatzahlen, was exakt der gegenteilige Effekt ist zu dem, was Du und Ratzinger behaupten. Du solltest langsam mal die ideologische Brille abnehmen und die Realität betrachten.

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vor 3 Minuten schrieb iskander:

Ist es wirklich eine "Psychiatrisierung", wenn man eine merkwürdige und teilweise objektiv falsche Wahrnehmung der Realität eben auch biografisch zu erklären versucht

Jeder nimmt die Realität seines sozialen Umfeldes so wahr, wie sich sich ihm bietet. Da bist Du keine Ausnahme. Die historische Forschung gibt Benedikt XVI. recht, insofern hatte er keine objektiv falsche Wahrnehmung, wenn sie - wie jede Wahrnehmung, auch der Deinen - auch eben von seiner eigenen Lebenswelt geprägt war.

 

Ich halte ständige Herumhacken auf Benedikt XVI. selbst für psychologisch höchst erklärungsbedürftig.

 

vor 3 Minuten schrieb iskander:

- Für ihn scheint alles, was mit der sexuellen Befreiung zu tun hat, einfach Ausdruck eines fundamentalen Amoralismus zu sein - sei es das Bild eines unbekleideten Pärchens oder pädophile Handlungen.

Ich denke, er wollte damit nur darlegen, wie weit der Sexualisierungsdruck damals vorangeschritten war. Und entschuldige mal: Pädophile Handlungen sind Ausdruck eines fundamentalien Amoralismus - oder siehst Du das etwa anders?

 

vor 3 Minuten schrieb iskander:

- Die beschriebene gesellschaftliche Entwicklung wiederum macht er ohne jede Differenzierung für den Missbrauch in der Kirche verantwortlich, ohne beispielsweise alternative Erklärungsansätze (siehe Diskussion in anderen Threads) zu erörtern oder die Tatsache zu berücksichtigen, dass es zum Teil auch zu Missbrauch durch erzkonservative Kleriker kam, teils deutlich vor der sexuellen Revolution.

Ich finde, damit er hatte recht damit, die beschriebene Entwicklung für den MIssbrauch in der Kirche verantwortlich zu machen. Die Forschung gibt ihm recht. Zu alternativen Erklärungsansätzen gibt es keinerlei Nachweise (siehe Diskussion in anderen Threads). Meines Erachtens waren erzkonservativen Kleriker nur nach außen hin erzkonservativ. Schwarzlackierte sexuell Befreite (analog zu Habermas Begriff von den "rotlackierten Faschisten")

vor 3 Minuten schrieb iskander:

- Die zum Teil sehr fragwürdige Rolle, die insbesondere sein Amtsvorgänger im Fall von Marcial Maciel spielte, und welche den fortgesetzten Missbrauch wohl erst ermöglichte, wird von ihm nicht reflektiert.

Bist Du ein Vatikaninsider, um dies beurteilen zu können?

vor 3 Minuten schrieb iskander:

- Positive Aspekte der sexuellen Revolution kommen bei ihm nicht vor

Warum sollte das so sein? Er war Papst der katholischen Kirche und hat demnach deren Sexualmoral zu vertreten. Du erwartest doch nicht im Ernst, dass er sich seiner eigenen "Unternehmensphilosophie" entgegenstellt?

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Kontroverser Einwurf:

 

Daher zunächst die Klarstellung, dass ich sexuellen Missbrauch an Kindern, Jugendlichen und schutzbedürftigen Erwachsenen für ein abscheuliches Verbrechen halte, ob er nun Ausfluss einer Kernpädophilie ist oder andere Beweggründe hat. Kinder und vulnerable Personen sind unbedingt zu schützen und Täter juristisch zu belangen und zu therapieren.

 

Nun die These: Es scheint mir, als könne man über Zeiten, Milieus und Institutionen hinweg eine gewisse Konstanz beobachten, was sexuellen Missbrauch an Kindern angeht. Und das bereits weit über die Phase der Sexuellen Revolution hinaus. 

 

Wäre es daher zu forsch zu sagen, dass sexueller Missbrauch an Kindern und die Neigung mancher Menschen, diesen zu begehen, eine unzweifelhaft krankhafte, aber in geringen Umfang "statisch normale" (steinigt mich nicht) Erscheinung in einer menschlichen Gesellschaft darstellt? Die man nie ganz wird ausmerzen können, da einfach immer wieder Personen erstehen, die anfällig für diese Art pervertierter Sexualität sind? 

 

Sind Pädophilie oder andere Formen der sexuellen oder affektiven Devianz einfach Konstanten, mit denen man rechnen muss? 

 

Und die - das will ich nochmal unterstreichen - mit der Härte des Gesetzes verfolgt, medizinisch therapiert und vor der die potenziellen Opfer mit allen erdenkbaren Maßnahmen geschützt werden müssen. 

 

Und als Abschluss die Frage: Welche Konsequenzen muss das realistisch für die Kirche haben? Eine vollkommene Sicherheit wird man, wenn mein Gedanke zutrifft, nicht erreichen können, selbst wenn man bestimmte Empfehlungen, wie sie etwa die MHG-Studie macht, umsetzt. 

bearbeitet von Studiosus
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@Wunibald

 

Danke, war ein Verschrieber, habe ich korrigiert.

vor 2 Stunden schrieb Inge33:

Das will ich nicht bestreiten, im Gegenteil belegt das ja geradezu, dass die "Sexwelle" vorbei ist.

 

Ja, aber was sagt uns das, wenn eine "mediale" Sexwelle deshalb abflaut, weil alles einfach so selbstverständlich geworden ist, dass sie einfach nicht relevant ist? Doch wohl zumindest kaum, dass eine angeblich "sexualisierte" Gesellschaft dann später wieder "entsexualisiert" hätte, und dass dann womöglich deshalb der Missbrauch zurückgeht.

 

Und es stellt sich durchaus die Frage: Wenn die "öffentliche" Sexwelle vor allem deswegen zurückgeht, weil sie im privaten Bereich floriert, was ist dann die Relevanz von alledem? Man müsste ja behaupten, dass Darstellungen in einem Sex-Kino der einer Zeitschrift "harmloser" seien als leicht verfügbare Internet-Pornografie, wenn man schließen wollte, dass es früher im Gegensatz zu heute eine Sexwelle gab, welche den sexuellen Missbrauch von Kindern begünstigt hat.

 

vor 2 Stunden schrieb Inge33:

Man mag sich dazu etwas von Alice Schwarzer durchlesen https://www.emma.de/artikel/sexueller-missbrauch-wie-es-geschehen-kann-265064

 

Oder man mag sich das Buch von Christian Füller "Die Revolution missbraucht ihre Kinder. Sexuelle Gewalt in deutschen Protestbewegungen" ansehen. Hier eine Zusammenfassung: https://www.deutschlandfunk.de/sachbuch-sexueller-missbrauch-als-ideologie-100.html

 

 

Ja aber machen solche Autoren denn bestimmte Auswüchse der sexuelle Revolution auch für den Missbrauch in der Kirche verantwortlich? Soweit ich das sehe, geht es doch immer um den sexuellen Missbrauch in "progressiven" Milieus. Hier nämlich lässt sich ein entsprechender Zusammenhang ja auch tatsächlich plausibel belegen.

 

Im Übrigen dürften, was die Kirche angeht, selbst die progressivsten Moraltheologen kaum die These vertreten haben, dass pädophile Handlungen moralisch zu akzeptieren seien. Und dennoch gibt Bendikt diesen Theologen sogar eine entscheidende Mitschuld am sexuellen Missbrauch von Kindern.

bearbeitet von iskander
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vor 8 Minuten schrieb Chrysologus:

Das tue ich durchaus nicht - wenn es stimmte, dass die breite Verfügbarkeit von Pornographie ein Indikator für die Höhe der Sexwelle ist, dann ist sie gerade nicht zu Ende. Und wenn die Höhe der Sexwelle zu vermehrtem Missbrauch von Kindern führt, dann müssten diese Zahlen eher zu- als abnehmen, weil per Pornographie verfügbar ist und konsumiert wird denn je. Hier bist Du in der Beweispflicht, warum nackte Brüste am Zeitschriftenstand Menschen zum Missbrauch von Kindern anregen sollten, nackte Brüste auf dem Bildschirm aber nicht.

Nicht nur die breite Verfügbarkeit von Pornographie ist ein Indikator für die Höhe der kirchlichen missbrauch begünstigenden Sexwelle, sondern auch ihre Sichtbarkeit im öffentlichen Raum und die subjuristische Legitimierung der Pädophilie. Das sage ich jetzt schon zum x-Mal. Warum will das nicht in Deinen hübschen Kopf hinein?

 

Was die gegenwärtige Situation angeht, bin ich überhaupt nicht in der Beweispflicht. Ich kümmere mich derzeit nur um kirchliche Missbräuche, und diese sind - aufgrund des Rückgangs der Sexwelle im öffentlichen Raum und der Delegitimierung der Pädophilie - zurückgegangen. Die Sache, auf die Du nun blickst, bezieht sich auf den Zusammenhang Pornographie im Netz und familiale Missbräuche. Damit befasse ich mich nicht.

 

vor 8 Minuten schrieb Chrysologus:

Das sieht man auch in den Briefen, die man so erhält, wenn dann ein klerikaler Täter auffliegt: Da wurde in den 1950ern bis 1970ern verständnisvoll mitgeteilt, dass der arme Priester halt bei der/dem 12-jährigen schwach geworden sei (wir sprechen in der Aussage von Penetration), er das aber sicher nicht wieder tun werde und alles in allem ja ein guter und frommer Priester wäre. Heute (also der letzte entsprechende Fall in meinem Schrank ist schon einige Jahre alt) wird die Glaubwürdigkeit der Betroffenen in Frage gestellt und die Tat geleugnet, weil man dafür absolut kein Verständnis mehr hat. 

Das ist ebenfalls ein Ausdruck der laxen Sexualmoral. Man entschuldigt die Täter, wendet das Strafrecht nicht an und setzt die Opfer unter Druck. Das war im linksalternativen Milieu genauso. Das ist überall das selbe.

 

vor 8 Minuten schrieb Chrysologus:

Du solltest langsam mal die ideologische Brille abnehmen und die Realität betrachten.

Nein, im Gegenteil. Nimm Deine ideologische Brille ab und vergegenwärtige Dir die historischen Realitäten. Auch nach 1945 fiel das schwer, aber es kann gelingen.

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vor 7 Minuten schrieb Studiosus:

Nun die These: Es scheint mir, als könne man über Zeiten, Milieus und Institutionen hinweg eine gewisse Konstanz beobachten, was sexuellen Missbrauch an Kindern angeht. Und das bereits weit über die Phase der Sexuellen Revolution hinaus.

Hier geht es allerdings um die kirchlichen MIssbräuche. Und diese sind eindeutig zurückgegangen. Restbestände wird es leider - wie in jedem Milieu - immer geben. Hier gebe ich Dir recht, da muss man wohl realistisch sein.

vor 7 Minuten schrieb Studiosus:

 

 

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vor 6 Minuten schrieb Studiosus:

Nun die These: Es scheint mir, als könne man über Zeiten, Milieus und Institutionen hinweg eine gewisse Konstanz beobachten, was sexuellen Missbrauch an Kindern angeht. Und das bereits weit über die Phase der Sexuellen Revolution hinaus. 

 

Wäre es daher zu forsch zu sagen, dass sexueller Missbrauch an Kindern und die Neigung mancher Menschen, diesen zu begehen, eine unzweifelhaft krankhafte, aber in geringen Umfang "statisch normale" (steinigt mich nicht) Erscheinung in einer menschlichen Gesellschaft darstellt? Die man nie ganz wird ausmerzen können, da einfach immer wieder Personen erstehen, die anfällig für diese Art pervertierter Sexualität sind? 

 

Sind Pädophilie oder andere Formen der sexuellen oder affektiven Devianz einfach Konstanten, mit denen man rechnen muss? 

Bekanntermaßen Ja. Ich  meine, es wären 1-2% der Bevölkerung entsprechend pädophil veranlagt.

Es gibt auch Hilfsangebote für Menschen, die bei sich pädophile Neigungen verspüren (ich meine in Berlin und Düsseldorf). Dort lernen sie z.B., Situationen einzuschätzen und entsprechend zu handeln ('grün':alles OK, 'gelb': Vorsicht!, 'rot': Situation verlassen!!!).

 

Das hilft aber natürlich nur bei denjenigen eher wenigen, bei denen eine echte Pädophilie vorliegt.

In vielen Fällen werden Minderjährige eher aufgrund der Verfügbarkeit und des Machtgefälles zu Opfern, sowohl in Familien als auch in der Kirche. Hier ist weder eine echte pädophile (oder ephenophile) noch ggf. eine homosexuelle Veranlagung ausschlaggebend. Hier müsste man mal tiefer nach den möglichen Ursachen schauen, um wirklich effektiv vorbeugen zu können.

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vor 28 Minuten schrieb iskander:

Ja, aber was sagt uns das, wenn eine "mediale" Sexwelle deshalb abflaut

Das sagt uns, dass damit auch die kirchlichen Missbrauchszahlen zurückgegangen sind.

 

vor 28 Minuten schrieb iskander:

Und es stellt sich durchaus die Frage: Wenn die "öffentliche" Sexwelle vor allem deswegen zurückgeht, weil sie im privaten Bereich floriert, was ist dann die Relevanz von alledem?

Die Relevanz ist, dass die kirchlichen Missbrauchszahlen zurückgegangen sind. Zur Sexwelle gehörte auch die Legitimierung der Pädophilie. Auch diese ist zurückgegangen.

vor 28 Minuten schrieb iskander:

Ja aber machen solche Autoren denn bestimmte Auswüchse der sexuelle Revolution auch für den Missbrauch in der Kirche verantwortlich? Soweit ich das sehe, geht es doch immer um den sexuellen Missbrauch in "progressiven" Milieus. Hier nämlich lässt sich ein entsprechender Zusammenhang ja auch tatsächlich plausibel belegen.

Alice Schwarzer sagt, der sexuelle Missbrauch sei keine Erfindung der katholischen Kirche. Und Füller sagt, man könne der Kirche nicht vorwerfen, dass sie eine gemeinsame Missbrauchsideologie produzierte, die es den Tätern möglich machte, sich positiv auf eine Idee zu beziehen, um missbrauchen zu können. Nein, die kam von außen, die haben sich die einzelnen Täter aus dem progressiven Milieu kopiert. Ich habe hier eine Reihe von Belegen geliefert, die den Zusammenhang plausibel machen. Während die, die einen Zusammenhang mit der katholische Sexualmoral herstellen wollen, keine Belege geliefert haben, außer Spekulationen.

 

vor 28 Minuten schrieb iskander:

Im Übrigen dürften, was die Kirche angeht, selbst die progressivsten Moraltheologen kaum die These vertreten haben, dass pädophile Handlungen moralisch zu akzeptieren seien. Und dennoch gibt Bendikt diesen Theologen sogar eine entscheidende Mitschuld am sexuellen Missbrauch von Kindern.

Man muss da unterscheiden, was man offiziell vertritt und was man subkutan für in Ordnung hält. Aber wenn ich mit "Publik" so anschaue, gab es im Progressivkatholizismus eine Offenheit: lakonisches Abtun einer Warnung vor "Kinderfreunden", unkritisches Rezipieren der Kentler-Pädagogik und entsprechende Kontakte. Vielleicht findet man noch mehr, wenn man gräbt. Es würde mich nicht wundern.

 

Doch so mutig, dass ein progressiver Moraltheologe direkt die Thesen Arno Placks vertreten hätte, war man dann wohl doch nicht. Immer schön die Fassade aufrechterhalten, sonst verliert man womöglich noch seine venia legendi.

bearbeitet von Inge33
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vor 10 Minuten schrieb Studiosus:

Wäre es daher zu forsch zu sagen, dass sexueller Missbrauch an Kindern und die Neigung mancher Menschen, diesen zu begehen, eine unzweifelhaft krankhafte, aber in geringen Umfang "statisch normale" (steinigt mich nicht) Erscheinung in einer menschlichen Gesellschaft darstellt? Die man nie ganz wird ausmerzen können, da einfach immer wieder Personen erstehen, die anfällig für diese Art pervertierter Sexualität sind? 

Gesamtgesellschaftlich ist das fraglos so - und Kirche existiert in Gesellschaft. In dem Moment aber, in dem ich als Kirche einer Person Macht über andere verleihe (und zwar ganz gleich, ob da jemand Gruppenstunden der Pfarrjugend betreibt und Freizeiten begleitet oder ob wir jemanden hauptamtlich in Dienst nehmen), in diesem Moment treffe ich eine Auswahl, und für diese Auswahl bin ich verantwortlich. Daher braucht es hier klare Kriterien.

 

vor 14 Minuten schrieb Studiosus:

Sind Pädophilie oder andere Formen der sexuellen oder affektiven Devianz einfach Konstanten, mit denen man rechnen muss?

Warum Menschen pädophil sind oder werden, ist unklar. Im Tatgeschehen macht sich diese Gruppe allerdings so wenig bemerkbar, dass ich keinerlei Bedenken hätte, einen Kernpädophilen in der kirchlichen Arbeit zu beschäftigen. Etwas anderes sind Störungen der Impulskontrolle, der Schwingungsfähigkeit und der Fähigkeit, sich in einen anderen einzufühlen. Wenn das gestört ist oder fehlt, dann kann man den oder die nicht in den pastoralen Dienst nehmen.

vor 19 Minuten schrieb Studiosus:

 

Und als Abschluss die Frage: Welche Konsequenzen muss das realistisch für die Kirche haben? Eine vollkommene Sicherheit wird man, wenn mein Gedanke zutrifft, nicht erreichen können, selbst wenn man bestimmte Empfehlungen, wie sie etwa die MHG-Studie macht, umsetzt. 

Nein, eine völlige Sicherheit wird es nicht geben - aber eine sehr große, wenn man schon bei Grenzverletzungen aufmerksam hin schaut. Wir haben seit langem kaum noch Vergewaltiger wir haben vor allem Beziehungstäter, die ihre Opfer manipulieren, so dass diese vermeintlich freiwillig mitmachen. Das wird langsam aufgebaut, und man sieht in den meisten Täterbiographien ein langsames vortasten. Da werden zunächst Abhängigkeitsbeziehungen aufgebaut, in denen es noch keine sexuellen Handlungen gibt. Und erst, wenn das System funktioniert, dann geht man einen Schritt weiter. Und noch einen. Ich glaube nicht, dass das geplant ist - das entwickelt sich. Und deswegen ist es eminent wichtig, dass die Schutzmechanismen schon greifen, wo noch nichts geschehen ist, in der Grauzone. Damit verlässt man den Raum des Strafrechts und begibt sich in die Personalführung. 

 

Und das wird dann schnell schwierig - der Betreffende hat ja  noch nichts getan, er betreibt erfolgreiche Jugendarbeit, die Kinder/Jugendlichen scharen sich um ihn, und er touchiert die Grenzen ja immer nur. Der eine halt ohne Hintergedanken, der andere mit Hintergedanken, und beides kann ins Verderben führen. Und hier dann Schutzmechanismen sicher zu stellen, das ist und bleibt eine Aufgabe. Aber das geht nach meinem Eindruck recht gut, und je mehr man Verantwortliche schult, um so besser geht das.

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vor 8 Minuten schrieb Inge33:

Jeder nimmt die Realität seines sozialen Umfeldes so wahr, wie sich sich ihm bietet. Da bist Du keine Ausnahme.

 

Benedikt behauptet beispielsweise:

 

"In Deutschland hat die Gesundheitsministerin Frau Strobel einen Film machen lassen, in dem zum Zweck der Aufklärung alles, was bisher nicht öffentlich gezeigt werden durfte, einschließlich des Geschlechtsverkehrs, nun vorgeführt wurde."

 

Wie ich schon auf S. 1 schrieb, scheint der einzige Film, der infragekommt, "Helga" zu sein - und auf den trifft Benedikts Behauptung sicherlich nicht zu, und zwar nicht einmal ansatzweise. Andere Behauptungen von ihm - dass Fluggesellschaften Sex-Filme gezeigt hätten und des deswegen zu Gewalt-Ausbrüchen gekommen sei - sind zumindest sehr merkwürdig.

 

vor 8 Minuten schrieb Inge33:

Die historische Forschung gibt Benedikt XVI. recht

 

Welchen Thesen genau, wäre die Frage.

 

vor 8 Minuten schrieb Inge33:

Ich halte ständige Herumhacken auf Benedikt XVI. selbst für psychologisch höchst erklärungsbedürftig.

 

Ich hacke persönlich nicht dauernd auf Benedikt herum, aber Du hast Dich in einem anderen Thread immer wieder auf eine prominente und spektakuläre These von Benedikt bezogen, weshalb ich mir dann irgendwann mal Benedikts aussagen direkt angesehen und hier zur Diskussion gestellt habe.

 

vor 8 Minuten schrieb Inge33:

Ich denke, er wollte damit nur darlegen, wie weit der Sexualisierungsdruck damals vorangeschritten war.

 

Ich weiß nicht, was ein "Sexualisierungsdruck" ist, aber auf mich macht es den Eindruck, als habe er die Szene in hohem Maße irritierend und erschreckend gefunden.

 

vor 8 Minuten schrieb Inge33:

Und entschuldige mal: Pädophile Handlungen sind Ausdruck eines fundamentalien Amoralismus - oder siehst Du das etwa anders?

 

Da verstehst Du mich falsch. Es ging mir darum, dass Benedikt alles zusammen mehr oder minder in einen Topf wirft ("Normlosigkeit"): Das Bild eines nackten Pärchens ebenso wie pädophile Übergriffe. Es scheint für Benedikt alles eine Wurzel zu haben.

Wenn man da schon eine gemeinsame moralische Überzeugung hinter beidem sehen könnte, wäre es die Konsensmoral, die im Fall der Kinder aber falsch angewandt wurde, so traurig das ist. Benedikt scheint aber hinter allem einfach eine generelle "Normlosigkeit" zu sehen. Die sexuelle Libertinage - auch dort, wo sie Erwachsene betrifft - ist für ihn einfach nur die Verweigerung von Moral. Und dass das zu kurz greift, sollte man auch dann sehen, wenn man diese Moral nicht teilt.

 

vor 8 Minuten schrieb Inge33:

Ich finde, damit er hatte recht damit, die beschriebene Entwicklung für den MIssbrauch in der Kirche verantwortlich zu machen. Die Forschung gibt ihm recht. Zu alternativen Erklärungsansätzen gibt es keinerlei Nachweise (siehe Diskussion in anderen Threads).

 

Für Deinen Erklärungsansatz gibt es aber keinen besseren Nachweis als für alternative Erklärungen. Was die Forschung bietet, sind die zu erklärenden Tatsachen (Daten); eine Bestätigung der Erklärung von Benedikt bietet sie nicht.

 

vor 8 Minuten schrieb Inge33:

Meines Erachtens waren erzkonservativen Kleriker nur nach außen hin erzkonservativ. Schwarzlackierte sexuell Befreite (analog zu Habermas Begriff von den "rotlackierten Faschisten")

 

Auf diese Weise immunisierst Du den Konservatismus gegenüber jeder Kritik, auch wenn die betreffenden Kleriker ihr ganzes Leben lang entschieden für eine erzkonservative Moral gekämpft haben. Konservative mit Doppelmoral kann es dann gar nicht mehr geben. Zeigt ein Konservativer ein Verhalten, das nicht zu seiner Moral passt, ist er automatisch ein Liberaler. Auf diese Weise sind Konservative wunderbar raus.

 

vor 8 Minuten schrieb Inge33:

Bist Du ein Vatikaninsider, um dies beurteilen zu können?

 

Nein, aber das muss man auch nicht sein. Die ganze Sache war öffentliches Thema.

 

vor 8 Minuten schrieb Inge33:

Warum sollte das so sein? Er war Papst der katholischen Kirche und hat demnach deren Sexualmoral zu vertreten. Du erwartest doch nicht im Ernst, dass er sich seiner eigenen "Unternehmensphilosophie" entgegenstellt?

 

Die sexuelle Revolution hat beispielsweise auch zur Abschaffung der Verfolgung Homosexueller mit beigetragen, und letztlich auch zur Emanzipation von Frauen. Das könnte man auch als konservativer Katholik würdigen.

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vor 1 Stunde schrieb Inge33:

Das ist Unsinn und Ausblenung der historischen Realitäten nach Art einer Damnatio memoriae, weil es einem ideologisch nicht passt.

Was die historischen Realitäten angeht scheinen wir in Paralleluniversen zu leben.

Und das 'Kompliment' mit der Ideologie gebe ich dir unausgepackt zurück.

 

vor 1 Stunde schrieb Inge33:

Natürlich waren sie legitim auf subjuristischer Ebene. Das lässt sich alles nachweisen. Man hat pädophile Handlungen für legitim gehalten  - und notwendig - und hat deshalb missbraucht.

Ja, in kleinen, unmaßgeblichen Kreisen. Diese Theorie mag für einzelne Institutionen des linken Spektrums zutreffen (wie hieß noch mal dieses Eliteinternat? Odenwaldschule?), nicht jedoch für die schon immer deutlich konservativ ausgerichteten katholischen Kreise.

 

vor 1 Stunde schrieb Inge33:

Im Endeffekt braucht es noch nicht einmal die Aussagen von Benedikt XVI., um nachzuweisen, dass es die "Sexwelle" gegeben hat, die damit verbundene Legitimierung der Pädophilie und die daraufhin erfolgten Missbräuche. Das ist alles gut dokumentiert.

Die 'Sexwelle' bestreitet niemand.

Pädophilie war nie allgemein akzeptiert, nicht mal in kleinen, linken Kreisen - im Gegensatz zu so manch anderer Neurerung der sexuellen Revolution.

Es ist übrigens nicht mal eine relevante zeitliche Korrelation zu erkennen; geschweige denn der von dir (und Ratzinger) behauptete ursächliche Zusammenhang.

 

vor einer Stunde schrieb Inge33:

Wie ich schon schrieb, geht es hier nicht um die juristische Legitimation, sondern um die subjuristische. Und diese subjuristische Legitimation lässt sich nachweisen.

In jungklerikalen, katholischen Kreisen? Echt jetzt?

Wobei, sollte ein modernistisch aufgeschlossener junger Kaplan das gemeinsame Porno-Schauen mit Messdienern im Jahre 1973 mit aufklärerischen Bemühungen begründet haben, so wäre ich sogar geneigt, ihm das zu glauben. Im Jahre 2023 natürlich nicht mehr (zumal seine Messdiener dann vermutlich schon mehr Pornos konsumiert haben als der Kaplan in seinem ganzen Leben). Nur: Es mag in Einzelfällen solche Absichten gegeben haben - für den ganz überwiegenden Teil der Missbräuche in der RKK trifft das aber einfach nicht zu.

 

vor einer Stunde schrieb Inge33:

Liest man meine Beiträge, dann kann man feststellen, dass sie sich zunächst auf der Ebene des öffentlichen Diskurses bewegen. Ich behaupte nun, dass die Legitimierungen, die der öffentliche Diskurs ausgestrahlt hat, auch seine Wirkungen auf die Sexualpraxis hatten. Da bin ich nicht die einzige, die das so sieht.

Für ganz viele Ziele der sexuellen Revolution trifft das zu. Niemand (und niefrau ;)  ) legt heute noch Wert darauf, 'unberührt' in die Ehe zu gehen. Und Verhütung wird - glücklicherweise! - eher als Pflicht denn als Verbotsübertretung gesehen. Auch wenn die Generation unserer Eltern da zeitlebens dran zu knacken hatte.

Aber den angeblichen Zusammenhang zwischen der 'Liberalisierung' der Pädophilie und dem Missbrauch innerhalb der RKK vermag ich einfach nicht zu erkennen. Schon alleine die jeweiligen Millieus hatten doch nichts miteinander zu tun.

 

vor einer Stunde schrieb Inge33:

Oder man mag sich das Buch von Christian Füller "Die Revolution missbraucht ihre Kinder. Sexuelle Gewalt in deutschen Protestbewegungen" ansehen. Hier eine Zusammenfassung: https://www.deutschlandfunk.de/sachbuch-sexueller-missbrauch-als-ideologie-100.html

Der erste Absatz deines Links lautet (fett durch mich):

Zitat

Von Eros in der Antike bis zu den Grünen: Der Journalist Christian Füller analysiert in seinem neuen Buch, wie sexuelle Gewalt in deutsche Protest- und Reformbewegungen eingesickert ist. Dabei betont er die Unterschiede zum Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche.

Vielen Dank für die Unterstützung meiner Argumente! :)

 

bearbeitet von Moriz
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