Jump to content

Kinderbeichte - ein Relikt vor dem gesellschaftlichen Aus?


Shubashi

Recommended Posts

vor 1 Minute schrieb Flo77:

In meiner aktuellen Situation am Ambo zu stehen und diese Worte zu lesen

Dann bist du jetzt doch Lektor? Schön! 🙂

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Minuten schrieb Aleachim:

Dann bist du jetzt doch Lektor? Schön! 🙂

Immer noch in meiner "Heimat"gemeinde - ich fahre so oft es geht Sonntags runter.

 

(Kirche ist eben nicht nur ein Gebäude in der völlig Fremde zusammensitzen, die Messe feiern und sonst nichts miteinander zu tun haben und das kann man auch nicht so einfach wechseln wie die Bettwäsche.)

bearbeitet von Flo77
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gerade eben schrieb Flo77:

Immer noch in meiner "Heimat"gemeinde - ich fahre so oft es geht Sonntags runter.

Ach so. Verstehe!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nochmal was zum Thema:

 

Ich weiß gar nicht so recht, wie das bei uns in der Pfarrei inzwischen läuft mit Erstbeichte oder auch Erstkommunionvorbereitung. Wir haben mit unseren Kindern noch ein bisschen Zeit. Ich denke aber, dass grade in der heutigen Zeit, eine Beichte auch schon in diesem Alter sehr gut für Kinder sein kann. Wenn es gut gemacht und gut vorbereitet ist.

 

Ich glaube, dass Kinder sich sehr schnell für irgendwas die Schuld geben. Wenn etwas in der Familie nicht gut läuft, beziehen sie das häufig einfach auf sich. Das muss glaub ich gar nichts Gravierendes sein. Aber am deutlichsten wird es sicher da, wo es große Probleme gibt, ein zerrüttetes Elternhaus, vielleicht Alkohol oder Gewalt oder psychische Probleme der Eltern. Man hört sehr oft, dass Kinder versuchen, ihren Eltern zu helfen, sie zu decken und sich immer schuldig fühlen. (Klar, in solchen Fällen sollte es eigentlich ganz andere Hilfe geben, als Beichte!) Aber bei eher alltäglichen Problemen, vermute ich ein ähnliches Gefühl bei Kindern. Meine Vorstellung von Kinderbeichte wäre, dass Kinder da Raum bekommen, wo sie sich all das von der Seele sprechen können. Und wo man ihnen zusagt: "Du bist ein wertvoller, liebenswerter Mensch! Du musst dir keine Vorwürfe machen! Gott liebt dich wie du bist! Du musst nichts leisten! Du musst nicht die Probleme deiner Eltern lösen!"

 

Wenn die Kinder nur lernen "Sünden aufzusagen", dann kann man es glaub ich auch lassen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor einer Stunde schrieb Aleachim:

Obwohl ich selber die Beichte durchaus auch als wertvoll für mich empfinde, finde ich deinen Sprachgebrauch... na ja... seltsam.

 

Sich "riesig" auf die Beichte zu freuen, , seine Sünden "aufsagen", Bußgebete "aufsagen"... Das alles klingt für mich so gar nicht nach Reue, nach Selbstreflexion, nach innerem Wachstum...

 

Als Kind hab ich auch Sünden "aufgesagt". Irgendwann hab ich immer seltener gebeichtet, weil es nicht mehr stimmig war. Gott sei Dank gab es bei uns dann einen tollen Pfarrer, bei dem ich mein erstes Beichtgespräch hatte. Seitdem ist Beichte für mich wesentlich mehr, als "Sünden aufsagen".

Hallo Aleachim,

ich finde es bei Dir seltsam, daß Du schreibst: "..... Gott sei Dank gab es bei uns dann einen "tollen Pfarrer", bei dem ich mein erstes Beichtgespräch hatte....."

Das hört sich so an, als ob Du die Beichte von einem Priester abhängig machst. (Wenn ich wüsste, daß der Priester bei dem ich beichte ein Krimineller ist, würde ich natürlich bei ihm auch nicht beichten. Das ist schon klar.)

 

Ich gehe z. B. in ein Kloster und der Pater sieht mich "Gott sei Dank nicht, da ein Vorhang dazwischen ist." Ich kenne diesen Priester überhaupt nicht. Das ist mir viel lieber. Dann kann ich getrost alle meine Sünden beichten. Manchmal sage ich auch Dinge, da will ich diesem Priester gar nicht in die Augen schauen. Ich will einfach nur die Absolution haben. Danach bin ich glücklich und zufrieden.

 

Ich finde es persönlich nicht schön, wenn man seinen Glauben von irgendwelchen Personen (z. B. Priester) abhängig macht.

 

"Jesus ist mein Vorbild." Die Gottesmutter und den Heiligen Josef möchte ich auch noch erwähnen. Das reicht vollkommen aus.

bearbeitet von Bartholomäa
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Weil ich das gerade vorhin beim Recherchieren gefunden habe:

 

"Die Wahrnehmung der Beichte änderte sich dann im Laufe des Mittelalters, mehr und mehr wurde es als angemessen angesehen, sündenfrei die Kommunion zu empfangen. Das heißt, dass vor der Eucharistie gebeichtet werden musste – und das so genau wie möglich. [...] Durch diese Entwicklungen fühlten sich die Gläubigen einem hohen Druck ausgesetzt: Hatte man vielleicht eine kleine Sünde vergessen aufzuzählen und war trotz Beichte des Kommunionempfangs unwürdig? Der vom Lehramt ausgegebene Druck fiel auf andere Sakramente zurück: Denn aus Angst, etwas falsch zu machen, gingen die Menschen immer seltener zur Eucharistie. Da sie einmal im Jahr zur Beichte gehen mussten, gingen sie auch oft nur einmal im Jahr zur Kommunion, erfüllten also nur die kirchlichen Minimalanforderungen. Gleichzeitig entwickelte sich die Eucharistiefeier mehr und mehr weg von einer Feier der gesamten Gemeinde hin zu einer Liturgie der Geistlichen, der die Gemeinschaft lediglich beiwohnte und in der Regel nicht die Eucharistie empfing."

https://www.katholisch.de/artikel/39934-oft-veraendertes-sakrament-die-geschichte-der-beichte

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Am 15.4.2023 um 14:58 schrieb iskander:

Früher spielte die Beichte wohl durchaus beim Missbrauch eine wichtige Rolle, aber das wird sich heute vermutlich so kaum noch sagen lassen, und die Anzahl der Missbrauchsfälle hat sich (soweit man weiß) ja auch sehr reduziert.

Früher wurde die Beichte jedoch davon unabhängig von nicht wenigen Kindern als Belastung wahrgenommen. Cornwell hat in seinem Buch über die Beichte auch ausführlich über die Kinderbeichte geschrieben (welche vor allem auf Pius X. zurückgeht), und er schildert wie man damals die Kinder unter Druck gesetzt hat, indem man Kirchengeboten und der "Unkeuschheit" [sic!] einen bedeutenden Platz eingeräumt und mit den Folgen gedroht hat. Selbst wenn man "Exzesse" weglässt, ist vieles verstörend. Um Cornwell zu zitieren:

 

"In der Folge wurde das Gewissen katholischer Kinder schon in einem unangemessenen Stadium ihrer emotionalen und geistigen Entwicklung belastet, indem man ihnen ständig die Lehren der Kirche über die »Todsünden« ins Gedächtnis rief – derjenigen Sünden, die den Tod der Seele bedeuten, und, wie es im Kinderkatechismus hieß, Gottes »furchtbare Strafen« nach sich zogen. Man brachte den Kindern bei, dass die Seele eines Menschen, der im Zustand der Todsünde stirbt, in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren muss. Schwere Sünden oder Todsünden umfassten den Bruch der Zehn Gebote und die sieben Hauptsünden, die sich damit überlappten. Nur wenige dieser Sünden konnten auf eine »schwere« Art überhaupt von kleinen Kindern begangen werden. Also unterrichtete man sie über die permanente Gefahr derjenigen Todsünden, die sogar Kinder begehen können: unreine Taten, unreine Worte und unreine Gedanken – eine Methode, die bei ihnen Schuldgefühle in Bezug auf den eigenen Körper und die Körper anderer Menschen hervorrief. In den Jahren vor und während der Pubertät widmeten sich Beichtväter und Katecheten extrem ausführlich den sexuellen Sünden und riefen damit auf Jahre hinaus Gewissensbisse und Schuldgefühle hervor. Außerdem gab es Sünden des Ungehorsams gegenüber der Kirche. Zum Beispiel war es eine Todsünde, am Sonntag und anderen gebotenen Feiertagen nicht zur Messe gehen. Auch die Verspätung beim Messebesuch, der Bruch des vor dem Empfangen der Kommunion vorgeschriebenen Fastens oder Fleischkonsum am Freitag waren Todsünden. [...] Man redete ihnen ein, dass zwischen der ewigen Strafe für den Mord an einem Menschen und für die Verspätung in der Sonntagsmesse kein großer Unterschied bestand."

 

Cornwell berichtet dann auch von zahlreichen Fällen, in denen Kinder wegen nichtigkeiten Gewissenbisse hatten.

 

Das läuft heutzutage sicher anders, zumindest in unserem Kulturkreis. Aber eigentlich hat sich die Lehre der Kirche ja nicht wirklich geändert, außer was das Fleisch am Freitag und die Länge der Dauer, in der jemand vor der Kommunion nicht essen und trinken darf, angeht. "Eigentlich" müsste man auch heute ähnlich lehren wie damals. "Eigentlich" müsste man den Kinder beispielsweise beibringen, dass ein Versäumnis der Messe eine Todsünde ist und ohne gravierende schuldmindernde Gründe oder rechtzeitige Reue für alle Ewigkeit in die Hölle führt usw.

 

Vielleicht ist das jetzt provokativ ausgedrückt, aber solange der offizielle Sündenkatalog der Kirche sich nicht ändert, ist die Kinderbeichte im Grunde doch nur dann entwicklungspsychologisch verantwortbar, wenn man die offizielle kirchliche Lehre weitgehend ausklammert und sie gerade nicht lehrt. Und man müsste sich fragen,ob dasselbe nicht auch für die Beichte zumindest jüngerer Jugendlicher gilt.

So wie Cornwell das beschreibt, kenne ich das auch noch.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Am 24.7.2023 um 19:14 schrieb iskander:

Weil ich das gerade vorhin beim Recherchieren gefunden habe:

 

"Die Wahrnehmung der Beichte änderte sich dann im Laufe des Mittelalters, mehr und mehr wurde es als angemessen angesehen, sündenfrei die Kommunion zu empfangen. Das heißt, dass vor der Eucharistie gebeichtet werden musste – und das so genau wie möglich. [...] Durch diese Entwicklungen fühlten sich die Gläubigen einem hohen Druck ausgesetzt: Hatte man vielleicht eine kleine Sünde vergessen aufzuzählen und war trotz Beichte des Kommunionempfangs unwürdig? Der vom Lehramt ausgegebene Druck fiel auf andere Sakramente zurück: Denn aus Angst, etwas falsch zu machen, gingen die Menschen immer seltener zur Eucharistie. Da sie einmal im Jahr zur Beichte gehen mussten, gingen sie auch oft nur einmal im Jahr zur Kommunion, erfüllten also nur die kirchlichen Minimalanforderungen. Gleichzeitig entwickelte sich die Eucharistiefeier mehr und mehr weg von einer Feier der gesamten Gemeinde hin zu einer Liturgie der Geistlichen, der die Gemeinschaft lediglich beiwohnte und in der Regel nicht die Eucharistie empfing."

https://www.katholisch.de/artikel/39934-oft-veraendertes-sakrament-die-geschichte-der-beichte

Gut gesagt!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wobei ein Aspekt auch noch auffällt. Obwohl die offizielle Lehre noch gilt, zieht man aus ihr offenbar nicht mehr mit der Radikalität die Konsequenzen, die man früher aus ihr gezogen hat. Das gilt selbst für Konservative, und vermutlich nicht nur für Deutschland, sondern viele Gegenden.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor einer Stunde schrieb Wunibald:

Wie Jürgen von der Lippe in der Beichte erfuhr, was in der katholischen Kirche das Thema Nr. 1 ist. (ab 6:43)

Lippe sagt etwas ganz anderes: "So erfuhr ich durch die katholische Kirche, was das Thema Nr. 1 ist.....

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dann erfuhr er es halt nicht durch die katholische Kirche, sondern durch ihren für ihn zuständigen Beichtvater. B) 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

×
×
  • Neu erstellen...