Jump to content

Sexualität und Berufung


rorro

Recommended Posts

Katholische Sexualmoral und BDSM? Nun, ich denke man muss über alles mal gesprochen haben. Mir rollen sich ob solcher Vergleiche eher die Zehennägel auf oder neutraler formuliert: Ich halte die aufgezeigten Überschneidungen für sehr weit hergeholt. 

 

Soweit ich dieses Thema, BDSM, überblicke, besonders weit tue ich das nicht, geht es da wie bei allen sexuellen Fetishen in erster Linie um Lustgewinn, indem man sich auf spielerische Art der Herrschaft eines anderen über seine Sexualität in einer bestimmten Situation ausliefert. Da enden aber meines Erachtens schon die Gemeinsamkeiten bzw. nicht einmal das ist wirklich deckungsgleich. 

 

Gott ist kein Partner wie es im Gegenüber von Menschen Partner gibt. Die Setzung der menschlichen Sexualität durch Gott ist auch kein Spiel, das angefangen und wieder abgebrochen werden kann, wenn man keine "Lust" mehr darauf hat. Es geht auch nicht um ein hedonistisches Streben nach mehr Befriedigung, wenn einem normaler Sex nicht mehr ausreicht, sondern, wenn man sich bemüht, den Geboten Gottes zu folgen, um ein Gleichförmigwerden des eigenen Willens mit dem Willen Gottes. Das ist dann tatsächlich in den Worten religiöser Mystik gesprochen die höchste Lust, die aber absolut nichts mit den hier verhandelten Pornoheftchen-Kategorien zu tun hat. 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

Soweit ich dieses Thema, BDSM, überblicke, besonders weit tue ich das nicht, geht es da wie bei allen sexuellen Fetishen in erster Linie um Lustgewinn, indem man sich auf spielerische Art der Herrschaft eines anderen über seine Sexualität in einer bestimmten Situation ausliefert. ....

Woher hast du diese Behauptung? Könntest du derartige Postings evtl. mit einem wissenschaftlichen Apparat versehen?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 24 Minuten schrieb Studiosus:

 

Welche Behauptung genau? Dass BDSM ein sexueller Fetisch ist? Das ist sogar mir schon ad pias aures gedrungen. 

Dass es in erster Linie um Lustgewinn ginge. Das sieht nach Propaganda aus, aber ich kann mich auch irren.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Stunden schrieb Studiosus:

Katholische Sexualmoral und BDSM? Nun, ich denke man muss über alles mal gesprochen haben. Mir rollen sich ob solcher Vergleiche eher die Zehennägel auf oder neutraler formuliert: Ich halte die aufgezeigten Überschneidungen für sehr weit hergeholt.

Ob nun die "Katholische Sexualmoral" der Sexualmoral enspricht, die Gott wohl gefällt, das wage ich nicht zu beurteilen. Den Gedanken, dass eine Sexualmoral, die Gott wohl gefällt, irgendwas mit BDSM zu tun haben sollte, kann ich aber nur als ein Phänomen der Verirrung dieser von Gott abgewandten Zeit wahrnehmen.  Sollte Gott seine Verehrung nicht direkt, sondern indirekt über die Verehrung der Irrungen und Wirrungen des freien Willens des Menschen wollen? Wenn ja, dann müsste Gott sich ja durch die Sünde verehrt "fühlen".

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 15 Minuten schrieb Merkur:

Dass es in erster Linie um Lustgewinn ginge. Das sieht nach Propaganda aus, aber ich kann mich auch irren.

 

Es ist eine sexuelle Spielart, eine Praktik, die zumindest keinen mir als Außenstehendem offensichtlich notwendigen Sinn hat. Worum soll es denn sonst gehen als um (sexuellen) Lustgewinn? 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 15 Minuten schrieb Studiosus:

 

Es ist eine sexuelle Spielart, eine Praktik, die zumindest keinen mir als Außenstehendem offensichtlich notwendigen Sinn hat. Worum soll es denn sonst gehen als um (sexuellen) Lustgewinn? 

Also du hast kein vertieftes Wissen zu diesem Thema und behauptest das einfach so. In Ordnung, zur Kenntnis genommen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 13 Minuten schrieb Merkur:

Also du hast kein vertieftes Wissen zu diesem Thema und behauptest das einfach so. In Ordnung, zur Kenntnis genommen.

 

Erleuchte uns. 

 

Vertieftes Wissen, ich lach mich schlapp. Übrigens auch schon bei den Vorrednern. 

 

Ich bin überzeugt, ihr könnt keine überzeugenden, von mir aus "psychologischen" Argumente vorbringen, um zu zeigen, dass BDSM eine sublime Form sei, Sexualität und Partnerschaft zu leben. 

 

Es ist pervers. Da könnt ihr euch so viel in die Tasche lügen und das mit vielen Worten auskleiden, wie ihr wollt. Im Übrigen ist es mir gleich, ob ich durch diese Wortmeldung als verurteilend oder rückwärtsgewand herüberkomme. Manche lassen einfach tatsächlich nichts unversucht, um selbst den größten Mist noch zu verteidigen. Wer die Anforderungen seines Alltags nicht bewältigen kann oder sexuell nicht mehr leistungsfähig ist, wenn ihm nicht jemand den Hintern versohlt oder ihn anderweitig traktiert, der sollte erwägen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber nicht noch stolz darauf sein. 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ok, sowas wird also wegmoderiert. Interessant. Hatte natürlich nur "administrative Gründe".

 

Wenn hier nicht mehr möglich sein sollte, ehrliche, aber inhaltlich meines Erachtens nicht regelwidrige Ansichten (hier das moralische Werturteil über BDSM; moralisch, nicht sexualpathologisch-klinisch) über bestimmte Themen, auch kontroverse, zu platzieren, dann zitiere ich gerne meinen Vorschreiber von anderswo: Dann macht euren Sch**** doch alleine. Ich war bisher der Meinung, mich in einem Diskussionsforum mit katholischem Hintergrund zu befinden und nicht in einer Fetisch-Community. 

 

Und auch wenn es tatsächlich administrative Gründe hat, dann möchte ich trotzdem sagen, dass ich es für unbefriedigend erachte, dass einem hier regelmäßig längere Posts abhanden kommen, nur weil ein User, den man in diesem Zusammenhang zitiert, willkürlich die eigenen Beiträge löscht. 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

Es ist pervers. Da könnt ihr euch so viel in die Tasche lügen und das mit vielen Worten auskleiden, wie ihr wollt. Im Übrigen ist es mir gleich, ob ich durch diese Wortmeldung als verurteilend oder rückwärtsgewand herüberkomme. Manche lassen einfach tatsächlich nichts unversucht, um selbst den größten Mist noch zu verteidigen. Wer die Anforderungen seines Alltags nicht bewältigen kann oder sexuell nicht mehr leistungsfähig ist, wenn ihm nicht jemand den Hintern versohlt oder ihn anderweitig traktiert, der sollte erwägen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber nicht noch stolz darauf sein. 

Wo hast du denn hier jetzt Verteidigung wahrgenommen? 

 

Ist es nicht viel mehr so, das körperliche Züchtigung, sogar an sich selbst, gerade in Glaubensgemeinschaften eine lange Tradition hat? Ist es nicht sogar so, dass die Erfindung der Inquisition vor allem dazu diente, Gewaltfantasien ausleben zu können? SM Studios beziehen sich ja wohl sogar spielerisch auf diese Zeit. Ein Urquell an Anregungen.

 

Das jemals ein Protagonist der Inquisition ernsthaft geglaubt hat, man könnte mit den praktizierten Methoden Hexen überführen, hielt ich immer schon für eine lächerliche Idee.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 15 Minuten schrieb Thofrock:

Ist es nicht viel mehr so, das körperliche Züchtigung, sogar an sich selbst, gerade in Glaubensgemeinschaften eine lange Tradition hat? Ist es nicht sogar so, dass die Erfindung der Inquisition vor allem dazu diente, Gewaltfantasien ausleben zu können? SM Studios beziehen sich ja wohl sogar spielerisch auf diese Zeit. Ein Urquell an Anregungen.

 

Zum ersten Satz bzw. Frage, ja. Die kirchliche disciplina, insbesondere im monastischen Kontext, kennt/kannte auch Formen der Kasteiung (das deutsche Wort kommt bereits von dem lat. Begriff castigatio). 

 

Die Folterungen, die tortura, die im Rahmen des Inquisitionsprozesses zur Anwendung kommen konnte, gab es natürlich. Allerdings hatte da die Kirche nur bedingt ihre Hand im Spiel. Kaum ein Inquisitor, die ja meist hohe Kleriker waren, dürfte selbst gefoltert haben. Weder Hexen noch sonstige. Dass sich moderne Formen dieser Spielereien auf diese historischen Vorbilder beziehen, kann ich nicht verhindern. 

 

Ich kenne die Geschichte der christlichen Aszetik einigermaßen gut, sodass ich mit einiger Gewissheit sagen kann, dass diese in der Regel absolut nichts mit sexueller Erregung zu tun hatte, eher das Gegenteil beabsichtigte (ich schreibe in der Regel, da natürlich nicht auszuschließen ist, dass eine verwirrte Seele diese Instrumente entgegen ihrer Bestimmung so gebraucht hat). 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 8 Stunden schrieb Studiosus:

Ich kenne die Geschichte der christlichen Aszetik einigermaßen gut, sodass ich mit einiger Gewissheit sagen kann, dass diese in der Regel absolut nichts mit sexueller Erregung zu tun hatte, eher das Gegenteil beabsichtigte (ich schreibe in der Regel, da natürlich nicht auszuschließen ist, dass eine verwirrte Seele diese Instrumente entgegen ihrer Bestimmung so gebraucht hat). 

Zu Sexualität in ehe und Beziehung gehört Erregung dazu, aber sie ist weder ihr Kern noch ihr Endzweck. Es geht um den anderen, um Hingabe und darum, eins mit dem anderen zu werden.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 33 Minuten schrieb Chrysologus:

Zu Sexualität in ehe und Beziehung gehört Erregung dazu, aber sie ist weder ihr Kern noch ihr Endzweck. Es geht um den anderen, um Hingabe und darum, eins mit dem anderen zu werden.

 

Nur schrieb ich (in dem Beitrag, den Du zitierst) nicht von der Ehe oder von Beziehungen, sondern von der Aszetik. 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 13 Stunden schrieb Merkur:

Dass es in erster Linie um Lustgewinn ginge. Das sieht nach Propaganda aus, aber ich kann mich auch irren.

 

Ich sage mal: Das gehört zum allgemeinen "Weltwissen", auch wenn man selbst da eher "unbescholten" sein mag. ;)

 

vor 16 Stunden schrieb Studiosus:

Gott ist kein Partner wie es im Gegenüber von Menschen Partner gibt. Die Setzung der menschlichen Sexualität durch Gott ist auch kein Spiel, das angefangen und wieder abgebrochen werden kann, wenn man keine "Lust" mehr darauf hat. [...]

 

Du betrachtest die Sache von der Intention der Kirche ausgehend. @Cosifantutti et al. ging es aber (wenn ich sie recht verstehe) darum, welche Effekte entstehen und welche Dynamiken womöglich ausgelöst werden können, die nicht beabsichtigt sind (jedenfalls nicht bewusst). Was man davon auch immer halten mag.

 

vor 12 Stunden schrieb Studiosus:

Es ist pervers. Da könnt ihr euch so viel in die Tasche lügen und das mit vielen Worten auskleiden, wie ihr wollt.

 

Wen sprichst Du denn da an? Niemand hat sich hier doch zu irgendwelchen Fetisch bekannt oder diese verteidigt. ;)

 

vor 10 Stunden schrieb Studiosus:

Ich kenne die Geschichte der christlichen Aszetik einigermaßen gut, sodass ich mit einiger Gewissheit sagen kann, dass diese in der Regel absolut nichts mit sexueller Erregung zu tun hatte, eher das Gegenteil beabsichtigte (ich schreibe in der Regel, da natürlich nicht auszuschließen ist, dass eine verwirrte Seele diese Instrumente entgegen ihrer Bestimmung so gebraucht hat). 

 

Ein kritischer Autor hatte einmal eine Zeitungsanzeige von jemandem, der seinen masochistischen Fetisch ausleben wollte, mit bestimmten christlichen Praktiken der Bue verglichen, wie sie von manchen gepflegt wurden, und die Parallelen waren schon erkennbar. Ich wollte die folgenden Ausführungen von Deschner eigentlich nicht zitieren, weil das alles ja etwas heikel ist und ich kein böses Blut stiften möchte. Trotzdem gehört das hier nun inhaltlich rein. (Eine weniger polemische Darstellung als die von Deschner wäre mir lieber, aber ich habe so schnell keine zur Hand.)

 

"Die heilige Maria Magdalena dei Pazzi (1566-1607), eine Karmeliterin aus Florenz, eine der »hervorragendsten Mystikerinnen ihres Ordens« [579], wälzte sich in Dornen, ließ sich heißes Wachs auf die Haut träufeln, beschimpfen, aufs Gesicht traten und peitschen, was sie offenbar am meisten entzückte, tat es die Priorin im Beisein aller. Dabei stöhnte sie: »Es ist genug, entfache nicht stärker diese Flamme, die mich verzehrt. Nicht diese Todesart ist es, die ich mir wünsche. Sie ist mit allzuviel Vergnügungen und Seligkeit verbunden« — das »klassische Beispiel einer sexuell pervertierten, asketischen Flagellantin« [580] (vgl. S. 110). [...]

Die französische Salesianerin Marguerite Marie Alacoque (1647- 1690) schnitt sich ein Jesusmonogramm in die Brust und brannte es, als es zu schnell heilte, mit einer Kerze wieder aus. Sie trank zeitweise nur Waschwasser, aß verschimmeltes Brot, faules Obst, wischte einmal mit ihrer Zunge den Auswurf eines Patienten auf und beschreibt uns in ihrer Selbstbiographie das Glück, das sie empfand, als sie ihren Mund mit den Fäkalien eines Mannes gefüllt hatte, der an Durchfall litt [581]. [...] Katharina von Genua (1447-1510) kaute Schmutz von alten Armenkleidern, wobei sie Dreck und Läuse verschluckte. Sie wurde 1737 kanonisiert [584] (vgl. S. 109 f.). Die heilige Angela von Foligno (1248-1309) genoß das Waschwasser von Aussätzigen. »Nie hatte ich mit solcher Wonne getrunken«, bekennt sie. »Ein Stück der schorfigen Haut aus den Wunden der Aussätzigen war in meiner Kehle steckengeblieben. Statt es auszuspucken, gab ich mir große Mühe, es herunterzuschlucken, und es gelang mir auch. Ich meinte, ich habe eben kommuniziert. Nie vermag ich die Wonnen auszudrücken, die mich überliefen [585] « (vgl. S. 110 f.)."


Das erinnert eben doch ziemlich nach bestimmten Spielarten von Fetischismus. (Und nein, das weiß ich nicht aus eigener Erfahrung). Klar kann man jetzt sagen, dass die Motive ganz andere seien. Aber die Parallelen sind schon auffällig, vor allem allem wenn man die Empfindung von Befriedigung bis hin zur Wonne oder gar Ekstase berücksichtigt. Denn solcher "Lustgewinn" ist bei einer "echten" Sühne ja eigentlich kaum zu erwarten.

Natürlich kann man das auch noch so deuten, dass die großer Wonne beim Herunterschlucken schorfiger Haut ein "Gnadengeschenk" Gottes sei. Das wird man aber vermutlich nur dann überzeugend finden, wenn man es überzeugend finden möchte.

 

Damit will ich übrigens durchaus nicht behauptet haben, dass die beschriebenen Dinge allgemein "typisch" für die christliche Mystik seien - das wäre sicherlich ungerecht. Aber es stellt sich eben der Verdacht ein, dass zumindest in einigen Fällen sadomasochistisches Erleben eine Rolle spielt. (Und womöglich gibt es da auch Fälle, wo die Lust als psychische Reaktion auf den Schmerz bzw. die Demütigung erst entsteht, ohne dass die betreffende Person von vornherein ausgeprägte masochistische Tendenzen gezeigt hatte.)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich finde es schwierig, jede subjektive Haltung zur "Berufung" zu erklären. Nur weil man z.B. bestimmte Begierden hat, heisst das doch nicht, dass Gott einen dazu berufen.  Dann könnte ja wirklich per se alles "Berufung" sein. Ganz vieles was den Menschen so umtreibt und was seine Begierden sind kommt gerade auch vom Teufel. Ich denke da muss man sehr vorsichtig sein.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Um mal auf den Ursprungsbeitrag zurückzukommen:

 

Am 1.12.2023 um 10:36 schrieb rorro:

Und wie ist das mit der "Berufung" in Bezug auf Sexualität? Folgen daraus irgendwelche "Rechte"?

 

Ein moralisches Recht auf Ausleben der eigenen Sexualität mit einer anderen Person kann es natürlich nur dort geben, wo die andere Person dem freiwillig zustimmt. (Eventuell müssen auch noch andere "Common-sense-Bedingungen" erfüllt sein, damit kein moralisches Problem vorliegt.)

 

Dieses Recht ergibt sich m.E. aber nicht aus einer speziellen "Berufung", sondern aus dem selben Prinzip, aus dem heraus es auch ein Anrecht gibt, mit einer anderen Person beispielsweise zu musizieren, wenn sie dazu freiwillig bereit ist. (Natürlich ist das nicht das gleiche und es gibt ein anderes Schutzalter - aber das liegt daran, dass die Entscheidung, Geschlechtsverkehr zu haben, als "gravierender" gilt und man sichergehen will, dass alle Beteiligten "wissen, was sie tun".)

 

 

Am 1.12.2023 um 10:36 schrieb rorro:

Nehmen wir mal einen Mann, der verheiratet ist und auch nie ansatzweise das Gefühl hatte, "sexlos" leben zu wollen. Jetzt wird seine Frau schwer chronisch krank und Sex mit ihr ist nicht mehr möglich. Was macht er dann mit seiner "Berufung"? Muß er sie hintantstellen? Darf er Prostitutierte besuchen, One-Night-Stands oder eine Geliebte haben, auch wenn die Ehefrau das nicht will? Ist dann Lügen erlaubt? Und die gleiche Frage kann auch Frauen betreffen - gleiche Antwort?

 

Das ist schon allgemeinmenschlich eine schwierige Situation - eine möglicher Faktor von Relevanz wäre hier vielleicht auch, was andere Partner davon hält. Ich traue mir nicht zu, diese Frage für andere sozusagen "abstrakt" und für andere zu beantworten.

 

Gleichzeitig ist aber klar, dass die kirchliche Sexuallehre die Situation für einen Mann, der seiner Frau in dieser Situation sexuell treu bleiben will, noch schwieriger macht. Nehmen wir beispielsweise an, die Frau wäre nicht nur gesundheitlich dazu in der Lage, sondern auch bereit, den Mann ohne vaginalen Verkehr zu befriedigen oder Formen des sexuellen Kontaktes mit ihm zu gestatten, die von ihrer Seite kaum eine Anstrengung erfordern. Es wäre für sie auch kein Opfer, sondern sie würde es gerne tun.

Nach kirchlicher Lehre ist nun aber genau dies ausgeschlossen, und genauso auch, dass der Mann sich selbst befriedigt.

 

Dem Mann bleibt in diesem Fall nur eine einzige erlaubte Option: Vollkommene Enthaltsamkeit. (Das schließt u.a. auch ein, dass der betroffene Mann selbst spontanen sexuellen Gefühlen und Impulsen nicht einmal gedanklich zustimmen darf.)

 

Folgt man außerdem der klassischen Lehre (die sich u.a. bei Thomas v. Aquin findet) und geht man also davon aus, dass "vollendete" sexuelle Akte, die nicht zeugungsfähig sind (Sünden "wider die Natur") schlimmer sind als sexuelle Akte, bei denen eine Zeugung "prinzipiell" möglich ist (Sünden "gemäß der Natur"), dann kommt man zu folgendem Ergebnis:

 

Der Mann muss völlig asexuell leben. Tut er das aber nicht, ist es doch immerhin das kleinere Übel, wenn er mit einer fremden Frau (selbst wenn diese verheiratet ist) sexuell verkehrt. Natürlich nur solange, wie dabei ausschließlich der unverhütete vaginale Verkehr praktiziert wird.

 

(All das gilt mutatis mutandis natürlich auch für eine Frau in einer entsprechenden Lage.)

 

Am 1.12.2023 um 10:36 schrieb rorro:

Genauso stellt sich die Frage dem, der ungewollt Single bleibt, nur muß diese Person nicht unbedingt jemanden belügen...

 

Siehe oben. Aus "allgemeinmenschlicher" Sicht (wenn ich es so ausdrücken darf) hat so jemand nur dann ein Recht auf Sex mit einer anderen Person, wenn diese dabei freiwillig mitmacht. Aus offizieller kath. Sicht hingegen ist die entsprechende Person natürlich dazu verpflichtet, völlig asexuell zu leben.

bearbeitet von iskander
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Auch "gemeinmenschlich" nachgefragt: Gibt es überhaupt (Einwilligung des potentiellen Partners immer vorausgesetzt) ein "Recht auf Sex"?

 

Es soll ja, etwa im Bereich der Behinderung o. ä., Bestrebungen geben, den Anspruch auf Sexualassistenten oder wie man diese Berufsgruppe dann nennen mag, auch juristisch zu verankern. 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 16 Minuten schrieb Studiosus:

Auch "gemeinmenschlich" nachgefragt: Gibt es überhaupt (Einwilligung des potentiellen Partners immer vorausgesetzt) ein "Recht auf Sex"?

 

Es soll ja, etwa im Bereich der Behinderung o. ä., Bestrebungen geben, den Anspruch auf Sexualassistenten oder wie man diese Berufsgruppe dann nennen mag, auch juristisch zu verankern. 

 

Da müsste man vermutlich zwischen verschiedenen Kategorien unterscheiden:

 

- Juristisch 1: Abwehrrechte. Einfach ausgedrückt: Von wenigen speziellen Fällen abgesehen hat die Kriminalpolizei nichts im Schlafzimmer der Bürger zu suchen.

 

- Juristisch 2: Ein "positiver" Anspruch auf etwas. (Wie nennen das die Juristen?) Das wäre etwa das mit einem aus öffentlichen Geldern geförderten Sexualassistenten. Da mag man unterschiedlicher Meinung sind.

 

- Moralisch: Ein Anrecht auf etwas: Alles, was moralisch nicht tadelnswert ist. (Im Sinne von: Was nicht (moralisch) verboten) ist, ist (moralisch) erlaubt.)

 

 

Was gemäß einer bestimmten Kategorie "ein Anrecht" ist, muss es nicht im Sinne einer anderen Kategorie sein. Beispiel: Frau verführt "einfach mal so" den Mann ihrer besten Freundin, wobei sie auch noch deren Vertrauen missbraucht. Nach Meinung der meisten Leute unmoralisch; trotzdem aufgrund des Anrechts auf persönliche Freiheit auch nichts, was der Staat mit Zwangsmaßnahmen unterbinden dürfte.

bearbeitet von iskander
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Stunden schrieb iskander:

Was gemäß einer bestimmten Kategorie "ein Anrecht" ist, muss es nicht im Sinne einer anderen Kategorie sein. Beispiel: Frau verführt "einfach mal so" den Mann ihrer besten Freundin, wobei sie auch noch deren Vertrauen missbraucht. Nach Meinung der meisten Leute unmoralisch; trotzdem aufgrund des Anrechts auf persönliche Freiheit auch nichts, was der Staat mit Zwangsmaßnahmen unterbinden dürfte.

 

Finde ich aber auch etwas fragwürdig.

 

Würde die Frau das Vertrauen ihrer besten Freundin missbrauchen um ihr 100 Euro aus dem Portemonnaie zu stehlen, wäre das strafbar. Die Konsequenzen dieses Diebstahls wären aber sehr viel weniger schwerwiegend als der von ihr initiierte Ehebruch.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

"BDSM" ist immer auch ein "Label",  unter dem sich ganz unterschiedliche sexuelle Spielarten versammeln, die genau genommen doch auch wieder sehr unterschieden sind. Um von diesen "Reizwörten" wie "SM" etc.. mitsamt den dazugehörigen Klischeevorstellungen wegzukommen, spreche ich viel grundsätzlicher und sozusagen "neutraler" von der erotischen Dimension von Dominanz und Unterwerfung, von Erziehung, ja auch sehr konsequente und strenge Erziehung zum ( sexuellen ) Gehorsam. Hier möchte ich nochmals ganz speziell auf den Aspekt des Sexverbotes, des Verbotes sich zu befriedigen, die Idee der Keuschheit und der vollkommenen sexuellen Abstinenz / Enthaltsamkeit eingehen....

 

Auf der einen Seite die katholischen Ordensleute, die sich ganz dem Willen Gottes / Christi hingeben und unterwerfen und ganz auf Sex, jede Form sexueller Aktivität und Selbstbefriedigung verzichten und vollkommen sexuell enthatsam leben. 

 

Auch finde ich die "Jungfrauenweihe" in der katholischen Kirche eine sehr interessante Vorstellung. Eine unverheiratete, alleinstehende katholische Frau, die keine Nonne ist, die im Berufsleben steht, hat den Wunsch, ihre Jungfräulichkeit, ihren vollkommenen, umfassenden und radikalen Verzicht auf jede Form von sexueller Aktivität, ihre weibliche Keuschheit Jesus zu schenken, eine Braut Christi zu werden und sich so als auch im biologischen Sinne "Jungfrau" und so real biologisch jungfräulich bleibende Braut Christi für ihren Bräutigam Jesus vom Bischof weihen zu lassen. 

 

Auf der anderen Seite die Keuschheit / sexuelle Enthaltsamkeit, temporäres oder absolutes Verbot, sich selber zu befriedigen ( = "Keuschhaltung" ) als eine Dimension der sexuellen Unterwerfung / der Erziehung zum sexuellen Gehorsam /  der sexuellen Auslieferung / der sexuellen Hingabe. Dabei geht es nicht nur um ein rein biologisch-sexuelles Faktum, sondern auch um mental-geistige-psychische Dimensionen, um ein intensives, umfassendes Erleben.....

 

....ein Mann unterwirft sich aus freien Stücken sexuell einer Frau, ist bereit, hat den tiefen Wunsch und die Sehnsucht, sich von ihr zum sexuellen Gehorsam erziehen zu lassen. Ein Verbot, sich zu befriedigen wird er annehmen um ihretwillen, weil er es für "sie" tut, als ein ganz konkretes Zeichen dafür, dass "sie" alleine über seine Sexualität bestimmt, dass sie alleine entscheidet, wann und auf welche Weise er seine Sexualität ausleben darf.

 

Bei der Jungfrauenweihe macht die katholische Frau ihrem Herrn und Bräutigam Jesus, dem sie sich vollkommen als jungfräuliche Braut unterwirft, ihre Keuscheit, ihre sexuelle Enthaltsamkeit, ihre nicht nur spirituelle, sondern gerade auch biologisch-sexuelle Jungfräulichkeit zum Geschenk, als ganz starkes Zeichen der Unterwerfung und der - auch sexuellen ( da vollkommener, realer Sexverzicht, vollkommene sexuelle Enthaltsamkeit ) - Hingabe.

 

Ein Mann der sich einer Frau sexuell unterwirft, ihr sexuell dienen möchte( oder auch je nachdem dienen über den rein erotisch-sexuellen Bereich hinaus ), den Wunsch und die Sehnsucht nach Erziehung zum sexuellen Gehorsam hat, liefert sich ihr ganz aus, gibt sich ihr ganz hin.... möchte für die Frau eine ganz eigene Art von "Minnedienst" leisten.

 

Sein erotisches Verlangen besteht darin, ganz ihr zu dienen, ganz ihren sexuellen Wünschen und Begierden zu entsprechen und hingebungsvoll zu erfüllen und sie unfassend durch seine Unterwerfung, sein Dienen, seine Hingabe, sein Minnedienst, sexuell zu befriedigen.....

 

In diesem Kontext kann ein grundsätzliches Verbot, sich selber zu befriedigen ein sehr starkes Zeichen dafür sein, dass der Mann sich ganz dieser Frau sexuell ausgeliefert und unterworfen hat, dass sie alleine über seine Sexualität verfügt und exklusiv entscheidet, was wann und wo im Bereich des erotisch- Sexuellen geschieht oder eben auch  gerade nicht geschieht.

 

Es dürfte offensichtlich sein, dass es hier nicht nur um eine rein biologisch-sexuelle Ebene geht, sondern dass hier ganz andere Dimensionen des ( erotischen ) Erlebens eingeschlossen sind und dass so eine ganz spezielle Beziehung zwischen zwei Menschen, die sexuelle Unterwerfung und "nachhaltige" Erziehung zum sexuellen Gehorsam einschließt, von einer ganz eigenen erotischen Spannung und erotischen "Gestimmheit" lebt, eine Art spezielles erotisches "Hintergrundrauschen", das auch im Alltag gedanklich, mental, psychisch immer wieder präsent ist.....

 

 

bearbeitet von Cosifantutti
  • Like 1
  • Thanks 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb Guppy:

 

Finde ich aber auch etwas fragwürdig.

 

Würde die Frau das Vertrauen ihrer besten Freundin missbrauchen um ihr 100 Euro aus dem Portemonnaie zu stehlen, wäre das strafbar. Die Konsequenzen dieses Diebstahls wären aber sehr viel weniger schwerwiegend als der von ihr initiierte Ehebruch.

 

Das ist ist aber nicht der Punkt. Niemand hat ein Anrecht darauf, das Sexualverhalten einer anderen Person mit Ausübung von Zwang zu kontrollieren - und sei diese andere Person der eigene Ehepartner. Die Sexualität einer Person "gehört" nämlich nur dem Betreffenden selbst. Das eigene Geld - oder die eigene Sexualität - gehört einem hingegen schon.

 

Wenn jemand einem guten Freund plötzlich die kalte Schulter zeigt, kann das auch sehr verletzen und menschlich schäbig sein. Es gibt vieles, was moralisch fragwürdig ist, aber trotzdem (sinnvollerweise) nicht verboten werden kann.

bearbeitet von iskander
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 15 Stunden schrieb iskander:

Das ist ist aber nicht der Punkt. Niemand hat ein Anrecht darauf, das Sexualverhalten einer anderen Person mit Ausübung von Zwang zu kontrollieren - und sei diese andere Person der eigene Ehepartner. Die Sexualität einer Person "gehört" nämlich nur dem Betreffenden selbst. Das eigene Geld - oder die eigene Sexualität - gehört einem hingegen schon.

 

So ist es! Man kann mir Geld stehlen, weil mein Geld etwas ist, was mir gehört. Mein Partner ist aber nicht mein Eigentum, also kann man ihn mir auch nicht stehlen. Trotzdem können die Konsequenzen durchaus weitreichender sein als der Diebstahl von 100 €. 

bearbeitet von Marcellinus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

×
×
  • Neu erstellen...