Heidi Geschrieben 2. September 2001 Melden Geschrieben 2. September 2001 http://www.swr2.de/glaubensfragen/manuskri...tf/gl010701.rtf Ein Monolog des Paulus Wir sollten miteinander reden! Einige von Euch haben ja neuerdings über mich geschrieben. Manches ist sehr gut, einiges ärgerlich. Grund genug, dass ich mich nun selber zu Wort melde. ...Wisst Ihr eigentlich, wie ich mich fühle? Ich will es Euch sagen! Ich fühle mich als die missverstandenste Person der Religionsgeschichte. Und die ist nicht gerade arm an solchen Figuren .... Zugegeben: Ich habe damals Jesus als den Messias verkündet. In Reden, Briefen, Diskussionen. Ich war überzeugt davon. Aber konnte ich ahnen, dass mich später seine Anhänger heilig sprechen würden, dass sie jedes meiner Worte für unverrückbar erklärten, obwohl vieles, was ich sagte und schrieb, zeitbedingt war. ... Diese meine angebliche Bekehrung habe ich den christlichen Fehlübersetzern der Apostelgeschichte zu verdanken. ... Ich will Euch sagen, was wirklich geschah. ...Dort auf der Straße nach Damaskus wurde ich berufen, unseren jüdischen Messias zu verkünden: Jesus. Eine Berufung habe ich erfahren. Keinerlei Bekehrung. Von wo und wohin hätte ich mich übrigens bekehren sollen? Christentum gab es ja noch nicht! Nein! Nie wurde aus Saulus ein christlicher Paulus....Ihr mögt es glauben oder nicht: Auf der Straße nach Damaskus hatte ich eine Vision. In ihr erkannte ich, dass Jesus der Messias Israels ist. Wie ein Blitz hat mich diese Erkenntnis getroffen. Seitdem musste ich Jesus als Messias verkünden, ob ich wollte oder nicht.... Bis zu meiner Enthauptung durch die Römer behielt ich beide Namen bei: Saulus für meine jüdischen und Paulus für meine heidnischen Hörer. Ich wollte halt jedem alles sein. ....Wir waren und blieben, der Rabbi Jesus und ich, jeder auf seine Art, überzeugte Juden bis zum bitteren Ende. Vergesst bitte nicht: Das ganze Jesus-Drama blieb Zeit seines und meines Lebens eine, wenn auch heiß umstrittene, innerjüdische Glaubenserfahrung. Selbst als ich begann, den Heiden unseren - meinen - Messias zu predigen. Ihr wisst es so gut wie ich: Etabliertes Christentum, das sich vom Judentum trennte, begann bekanntlich erst um die achtziger Jahre des ersten Jahrhunderts. Da war unser beider Erdenleben längst vorbei. Jesus wurde im Jahre 33 von den Römern als jüdischer Messias, ja als ,König der Juden' gekreuzigt. Und ich von ihnen im Jahre 60 zu Rom enthauptet - als Jesus-Anhänger. ... Weder Jesus noch ich kannten ein Neues Testament'. Wir lasen die Thora, beteten die Psalmen. Leider kannte er nicht meine Briefe. Die habe ich erst knapp zwanzig Jahre nach seinem Tode zu schreiben begonnen. Aber nicht, um ein Neues Testament zu schaffen, sondern weil ich mich um meine Gemeinden sorgte. Nicht leugnen will ich, dass Jesus ein viel konservativerer Jude war als ich. Im Gegensatz zu mir fühlte er sich nur zu den Schafen Israels' gesandt, denen ich später nichtjüdische Gottesfürchtige und heidnische Konvertiten zugesellen wollte. ... Ähnliches gilt für den Lehrsatz, dass Jesus beides ist: wahrer Gott und wahrer Mensch. Für mich war er der Sohn Gottes, das heißt: der von Gott Auserwählte, nicht der Gott Wesensgleiche.
Monika Geschrieben 1. Juni 2002 Melden Geschrieben 1. Juni 2002 Bei der heutigen Lesung ist es mir aufgefallen.Seine Sätze hören sich so richtig "verwickelt" und verdreht an. Liegt das an der Übersetzung? z.B.Vers 21 Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer und so weiter.............. weiß jemand vieleicht warum das so ist,oder fällt nur mir das auf? (Geändert von Moni um 10:22 - 1.Juni.2002)
Monika Geschrieben 1. Juni 2002 Melden Geschrieben 1. Juni 2002 Naja so kompliziert ausgedrückt eben-ich nehme einfach mal an das liegt an der Übersetzung
Steffen Geschrieben 1. Juni 2002 Melden Geschrieben 1. Juni 2002 Die schöne einfache Sprache Jesu hat Paulus nicht. Das liegt aber weniger an der Übersetzung, als an ihm selbst.
Monika Geschrieben 1. Juni 2002 Melden Geschrieben 1. Juni 2002 Siehste,das hatte ich gemeint,ich glaube der Paulus war einfach ein Mann,der es liebte,alles etwas "schwieriger" zu formulieren.Schon alleine der ganze Satztaufbau.
Steffen Geschrieben 1. Juni 2002 Melden Geschrieben 1. Juni 2002 Ja, Paulus war auch der erste Theologe der Urkirche. Halt mal kein Fischer oder Bauer. Er mußte ja nicht einfach eine Lehre verkünden, sondern mußte bereits abgrenzen: Den Juden mußte er erklären, warum hier etwas Neues passiert ist, und wie sich die Erlösung durch Christus zur Erlösung durch das Befolgen der Gebote verhält. Daß Paulus keine so bildhafte Sprache verwendet wie Jesus, hatte bereits viele Folgen: Wohl keiner ist so mißverstanden worden wie Paulus. Offenbar kann man schwierigere Sätze besser mißverstehen als so einfache und einleuchtende, aber v.a. tiefe Gleichnisse.
Monika Geschrieben 1. Juni 2002 Melden Geschrieben 1. Juni 2002 Ja das könnte so hinkommen,dann kann ich das ganze etwas besser nachvollziehen
Gast Ketelhohn Geschrieben 1. Juni 2002 Melden Geschrieben 1. Juni 2002 Die wörtliche Übersetzung von I Cor 1,21 müßte etwa lauten: »Denn weil in Gottes Weisheit die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannt hat, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung die Glaubenden zu erretten.« (Nam quia in Dei sapientia non cognovit mundus per sapientiam Deum placuit Deo per stultitiam prædicationis salvos facere credentes – epeidh gar en th sojia tou Jeou ouk egnw o kosmoV dia thV sojiaV ton Jeon eudokhsen o JeoV dia thV mwriaV tou khrugmatoV swsai touV pisteuontaV.) Die interpretative Fassung der Einheitsübersetzung ist hier, wie so oft, nicht hilfreich. Leichter wird die Stelle bei wörtlicher Übersetzung freilich auch nicht. Interpretationsbedarf besteht ohne Zweifel, bloß sollte das nicht der Übersetzer vorgeben. Wie auch immer, der Satzbau des Apostels ist hier gar nicht so kompliziert. Die Bedeutung der Begriffe, die Wortfiguren und Antithesen sind es, die uns stutzen lassen, nachdenken, noch einmal lesen – und langsam vielleicht verstehen, wenn nicht eine flache Übersetzung uns ganz woanders hinführt, als wo Paulus uns haben wollte. Abgesehen davon und von dieser Stelle, sind die Texte Pauli mitunter tatsächlich nicht bloß geistig, sondern auch sprachlich harte Nüsse. Manche unnötige Kompliziertheit, aber auch manch neben der Sache liegender Begriff kommt aus einer gewissen Ungeschicklichkeit des Apostels im griechischen Ausdruck, die unverkennbar ist. Anders als bei den übrigen Briefen ist es bei seinem Brief an die Hebräer, den er gewiß in seiner aramäischen Muttersprache verfaßt hat und der von einem andern – vielleicht von Lucas – in elegantes Griechisch übertragen wurde.
Monika Geschrieben 1. Juni 2002 Melden Geschrieben 1. Juni 2002 JA lieber Robert,das habe ich jetzt tatsächlich auch mal von dir verstanden.Klingt sehr einlauchtend für mich.Danke Moni
JohannesTJ Geschrieben 2. Juni 2002 Melden Geschrieben 2. Juni 2002 Ich habe beim Vorlesen der Paulusbriefe oft das Problem die texte so vorzutragen, dass sie die andern auch trotz der verschachteltn Sätze bverstehen können. Manchmal bin ich mir auch nicht sicher ob ich sie selbst verstanden habe. Ich habe jetzt einfach angefangen die Paulusbriefe für mich Satz für Satz zu lesen und zu verstehen. Anschließend mache ich mit Notizen im Text, wie dieser vorzulesen wäre um wirklich verständlich zu sein. der Effekt: ich verstehe sie immer besser und das vorlesen wird einfacher und hoffentlich verständlicher. Man findet sich nach und nach hinein. JTJ
Monika Geschrieben 2. Juni 2002 Melden Geschrieben 2. Juni 2002 Lieber Johannes das ist eine gute Idee Moni
jeru Geschrieben 2. Juni 2002 Melden Geschrieben 2. Juni 2002 Liebe Moni, manchmal hilft eine andere Übersetzung. Das jüd. NT von DAvid STern ist sehr gut, "Hoffnung für alle" finde ich zwar als alleinige Bibel nicht akzeptabel, aber manchmal versteht man plötzlich einen Paulussatz dann doch ganz gut. Man gewöhnt sich übrigens dran. Irgendwann liest Du ihn so leicht, daß dir alles vertraut ist. gruss, jeru
Monika Geschrieben 2. Juni 2002 Melden Geschrieben 2. Juni 2002 Liebe jeru leider kenne ich David Stern nicht und "Hoffnung für alle" ist mir momentan kein Begriff.Kannst du eine nähere "Buchangabe" machen? Würde mich interessieren. Lieben Gruss Moni (Geändert von Moni um 12:15 - 3.Juni.2002)
Matzi Geschrieben 24. Juni 2002 Melden Geschrieben 24. Juni 2002 Da ich noch keine befriedigende Antwort gefunden habe, wollte ich hier im Forum mal ein paar Stimmen einfangen: Wann war Paulus das erstemal in Jerusalem? War er bereits an der Steinigung des Stephanus beteiligt, wie es z.B. die Apg sagt oder war er doch erst später in Jerusalem? Wurde er von Gamaliel I unterrichtet oder spricht dagegen, dass Paulus der Jerusalemer Urgemeinde offenbar unbekannt war (Gal 1,22-24)? Herzliche Grüße Matzi
Paula Geschrieben 24. Juni 2002 Melden Geschrieben 24. Juni 2002 Hallo Schau mal hier nach. http://www.joerg-sieger.de/einleit/nt/04paul/nt_e4.htm Viel Erfolg
Stefan M. Geschrieben 24. Juni 2002 Melden Geschrieben 24. Juni 2002 Zitat von Matzi am 12:57 - 24.Juni.2002 Da ich noch keine befriedigende Antwort gefunden habe, wollte ich hier im Forum mal ein paar Stimmen einfangen: Wann war Paulus das erstemal in Jerusalem? War er bereits an der Steinigung des Stephanus beteiligt, wie es z.B. die Apg sagt oder war er doch erst später in Jerusalem? Wurde er von Gamaliel I unterrichtet oder spricht dagegen, dass Paulus der Jerusalemer Urgemeinde offenbar unbekannt war (Gal 1,22-24)? Herzliche Grüße Matzi Lieber Matzi! Über dieses Thema könnten wir stundenlang sprechen. Ich versuchs mal: 1. Ob der Saulus wirklich der Paulus sein soll, ist in der Exegese ungewiss. Somit bleibt auch unklar, ob der Paulus denn nun bei der Steinigung des Stephanus anwesend war. ( Wenn ich hier von "Exegese" schreibe, dann beziehe ich mich im Wesentlichen auf die Schnackenburg-Klauck-Wucherpfennig-Exegese. Erich wird mal wieder anderer Meinung sein) 2. Daß Paulus bei Gamaliel studiert haben soll, habe ich auch im Hinterkopf. D.h., er war sicher lange vor seiner Bekehrung oder besser: Berufung in Jerusalem. 3. NACH seiner Berufung gibt er sich große Mühe zu betonen, daß er erst nach 14 Jahren (Galaterbrief) hinaufzog, um die Autoritäten zu besuchen. 4. Paulus war mit Sicherheit in der Jerusalemer Urgemeinde bekannt. Schließlich gab es einigen Streit mit der Urgemeinde. Aber von Angesicht zu Angesicht hat er Petrus, Jakobus und Johannes möglicherweise erst 14 Jahre nach seiner Berufung gesehen.
Matzi Geschrieben 26. Juni 2002 Melden Geschrieben 26. Juni 2002 Lieber Stefan Vermutlich könnte man wirklich stundenlang über das Thema sprechen. Ich habe in erster Linie deshalb nachgefragt, weil wir in einem Seminar von Prof. Dr. Broer darüber diskutiert haben, da wollte ich halt ein paar weitere Meinungen hören. Das Paulus der Jerusalemer Urgemeinde bekannt war versteht sich, dennoch bleibt die Frage, ab wann er ihnen bekannt war. Ich bin aber diesbezüglich noch nicht informiert genug um mir ein differenziertes Bild zu machen (kommt aber noch). Liebe Paula Die Empfehlung der Seite ist super. 1000 Dank. Herzliche Grüße Matzi
Lichtlein Geschrieben 26. Juni 2002 Melden Geschrieben 26. Juni 2002 Liebe Matzi, vor einer ganzen Weile habe ich mal das Buch "PAulus" von Dieter Hildebrandt gelesen - das war auch ncht schlecht - allerdings hat's die Fernleihe wieder, so daß ich Dir daraus nicht mehr zitieren kann . Es liest sich ganz gut - vielleicht hilft es Dir ja auch weiter. Gruß, Lucia
Stefan M. Geschrieben 26. Juni 2002 Melden Geschrieben 26. Juni 2002 Zitat von Matzi am 13:59 - 26.Juni.2002 Lieber Stefan Vermutlich könnte man wirklich stundenlang über das Thema sprechen. Ich habe in erster Linie deshalb nachgefragt, weil wir in einem Seminar von Prof. Dr. Broer darüber diskutiert haben, da wollte ich halt ein paar weitere Meinungen hören. Das Paulus der Jerusalemer Urgemeinde bekannt war versteht sich, dennoch bleibt die Frage, ab wann er ihnen bekannt war. Ich bin aber diesbezüglich noch nicht informiert genug um mir ein differenziertes Bild zu machen (kommt aber noch). Liebe Paula Die Empfehlung der Seite ist super. 1000 Dank. Herzliche Grüße Matzi Ich empfehle diesbezüglich den Galaterbrief zu lesen. Die ersten zwei Kapitel beschreibt Paulus, wann er nach Jerusalem kam. Ich habe über den Galaterbrief in München bei Prof. Klauck eine Vorlesung gehört und eine Mitschrift erstellt. Wenn Du magst, kann ich sie Dir ganz oder in Auszügen mailen. Du kannst mir ja per Private Massege Deine e-mail zukommen lassen, wenn ich Dir das Ding schicken soll... Liebe Grüße
Matzi Geschrieben 28. Juni 2002 Melden Geschrieben 28. Juni 2002 Liebes Lichtlein Dieter Hildebrandt, macht der nicht auch Kabarett. ? Lieber Stefan Dein Angebot ist sehr nett. Ich glaube aber so ausführlich brauche ich das nicht. Es könnte aber sein, das bei mir demnächst eine neue Frage bzgl. Paulus bei mir auftaucht (lese gerade J.Gnilka: Paulus) und dann käme ich evtl. gerne darauf zurück. Liebe grüße Matzi
Lichtlein Geschrieben 28. Juni 2002 Melden Geschrieben 28. Juni 2002 Zitat von Matzi am 11:55 - 28.Juni.2002 Dieter Hildebrandt, macht der nicht auch Kabarett. ? ist wohl eher eine zufällige Namensgleichheit. Nicht jeder Gerhard Schröder ist auch Bundeskanzler !
Stefan M. Geschrieben 28. Juni 2002 Melden Geschrieben 28. Juni 2002 Zitat von Matzi am 11:55 - 28.Juni.2002 Lieber Stefan Dein Angebot ist sehr nett. Ich glaube aber so ausführlich brauche ich das nicht. Es könnte aber sein, das bei mir demnächst eine neue Frage bzgl. Paulus bei mir auftaucht (lese gerade J.Gnilka: Paulus) und dann käme ich evtl. gerne darauf zurück. Liebe grüße Matzi Vielleicht würde das Kapitel über den Besuch des Paulus in Jerusalem reichen...
Matzi Geschrieben 28. Juni 2002 Melden Geschrieben 28. Juni 2002 Liebes Lichtlein Das wäre ja auch noch schöner! Lieber Stefan Hab´mir deine E-Mailadresse notiert und melde mich die Tag mal, von der Uni aus klappt das leider nicht. Alles Gute Matzi
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