Shubashi Geschrieben 5. März Melden Share Geschrieben 5. März Hochverehrte Gelehrte, ich verfolge gerade Eure Debatte zum Einstieg in das Hebräische sowie biblische Originaltexte mit großem Interesse. Leider ist das Thema auf mehrere themenfremde Threads verteilt und läuft so Ping-Pong-artig ab, dass ich dummes Menschenkind mich gar nicht traue, unqualifizierte Zwischenfragen zu stellen. Es wurden bereits mehrere Wege zum biblischen Hebräisch vorgestellt, -ist es sinnvoll, tatsächlich mit einer Synopsis gleich in Medias res zu gehen? -besser, sich erst Grundkenntnisse des Hebräisch anderweitig zuzulegen? -welche Wege sind empfehlenswert/auch in der Diaspora gangbar? -ist eine kleine Liste von Literatur denkbar, die auch ohne umfangreiche altsprachliche Grundlagen nützlich ist? Falls das jetzt eine zu störende und unqualifizierte Zwischenbitte ist, macht bitte ot-mäßig weiter, ich lese das gerne mit, verpasse leider aber immer wieder was. Falls eine Sammlung in so einem Spezialthread möglich ist, wäre ich aber sehr dankbar! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GermanHeretic Geschrieben 5. März Melden Share Geschrieben 5. März Da man nicht jede Sprache lernen kann, auf die eine oder andere Religion beruht, für die man sich interessantiert, bin ich großer Fan von ordentlich kommentierten Übersetzungen. Soll heißen, Erklärungen, warum etwas so oder so formuliert wurde und was es "eigentlich" bedeuten sollte. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 5. März Melden Share Geschrieben 5. März vor 3 Minuten schrieb GermanHeretic: Da man nicht jede Sprache lernen kann, auf die eine oder andere Religion beruht, für die man sich interessantiert, bin ich großer Fan von ordentlich kommentierten Übersetzungen. Soll heißen, Erklärungen, warum etwas so oder so formuliert wurde und was es "eigentlich" bedeuten sollte. Damit wird, statt der ursprünglichen Sprache, die Übersetzung die Grundlage dieser Religion. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GermanHeretic Geschrieben 5. März Melden Share Geschrieben 5. März vor 19 Minuten schrieb Marcellinus: Damit wird, statt der ursprünglichen Sprache, die Übersetzung die Grundlage dieser Religion. Das bringt die Globalisierung halt mit sich. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 5. März Melden Share Geschrieben 5. März (bearbeitet) vor 5 Stunden schrieb Shubashi: -ist es sinnvoll, tatsächlich mit einer Synopsis gleich in Medias res zu gehen? -besser, sich erst Grundkenntnisse des Hebräisch anderweitig zuzulegen? Ich für mein Teil fand es etwas frustrierend, die Interlienarübersetzung auf Biblehub.com zu benutzen, die @Weihrauch verlinkt hat, weil die Grammatikhinweise wie "Perf. 3. Pl." bei mir Irritierung hervorrufen. Ich weiß nämlich nicht, welche Verbformen es alles gibt, welche Tempora und Modi, so dass ich die Info einordnen könnte. Die Bedeutung von grammatikalischen Formen ergibt sich ja durch den Kontrast zu den anderen, die in der Sprache vorhanden sind. Ich könnte mich da etwa fragen, ob das "Perfekt" nur eine Vergangenheitsform ist oder ob es im Gegensatz zu imperfektiven Formen des Verbs steht, also solche, die Dauer ausdrücken. Usw. usf. Mir scheint aber, dass es keine universell "beste" Methode gibt, eine Sprache zu lernen, sondern nur die eine, die jemandes persönlichem Lernstil entspricht. Durch meine Fragen an @Higgs Boson wollte ich daher auch keine "Debatte" darüber lostreten, wie man Hebräisch "am besten" lernen kann/sollte. bearbeitet 5. März von Domingo 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 5. März Melden Share Geschrieben 5. März (bearbeitet) Die Tempora im Hebräischen sind schon etwas speziell. Ich kenne aber keine Methode, das "mal schnell" zu lernen. Ich hatte das Glück, im Studium dafür 2 Jahre Zeit zu haben, mit jeweils 3 Semesterwochenstunden. Als Philologe bist Du vermutlich am besten mit einer guten Grammatik bedient. Ich hab' damals mit dem Gesenius gelernt, eine uralt-Ausgabe gibt es auch als PDF online: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a7/Wilhelm_Gesenius_Hebräische_Grammatik_(umgearbeitet_von_Emil_Kautzsch).pdf Eine aktuellere Grammatik wäre Siebenthal/Lettinga Wenn Du einen kommentierten Urtext haben willst, dann rate ich zur BHQ (Biblia Hebraica Quinta). Oder die BHS (Biblia Hebraica Stuttgartensia) reader's edition, da sind seltene Wörter in den Fußnoten nach EN übersetzt und die exotischeren Verbformen erklärt. bearbeitet 5. März von gouvernante 3 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 6. März Melden Share Geschrieben 6. März vor 6 Stunden schrieb gouvernante: Die Tempora im Hebräischen sind schon etwas speziell. Ich kenne aber keine Methode, das "mal schnell" zu lernen. Jetzt forderst Du aber meinen Philologenstolz heraus Ja, eine Grammatik wie die verlinkte dient mir als Philologen am besten. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Katholikos Geschrieben 6. März Melden Share Geschrieben 6. März vor 19 Stunden schrieb Marcellinus: Damit wird, statt der ursprünglichen Sprache, die Übersetzung die Grundlage dieser Religion. Übersetzungen sind legitim und die einzig praktikable Methode, alte (religiöse) Texte dem heutigen Menschen zugänglich zu machen. Durch diese Nebelkerze schon wieder unterschwellig die Legitimation der Religion zu untergraben, ist ja dein offensichtliches Ziel. Es gibt anerkannte Übersetzungen, die es entbehrlich machen, sich als Laie mit dem Originaltext in mehr oder weniger toten Sprachen herumzuschlagen. Wenn es um Auslegungen durch das Lehramt geht, ist es natürlich notwendig, neben mehreren Übersetzungen auch den Text in den Ursprungssprachen heranzusehen. Das sind aber Fälle, die nicht in die Kompetenz des einzelnen Laien fallen. Der Zugang zum biblischen Text durch Übersetzungen war der Anfang vom Ende der einheitlichen Schriftauslegung. Das hat die Kirche schon frühzeitig geahnt und dementsprechend die Übersetzungen in die "Volkssprachen" lange und zurecht kritisiert. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 6. März Melden Share Geschrieben 6. März vor einer Stunde schrieb Katholikos: vor 20 Stunden schrieb Marcellinus: Damit wird, statt der ursprünglichen Sprache, die Übersetzung die Grundlage dieser Religion. Übersetzungen sind legitim und die einzig praktikable Methode, alte (religiöse) Texte dem heutigen Menschen zugänglich zu machen. Durch diese Nebelkerze schon wieder unterschwellig die Legitimation der Religion zu untergraben, ist ja dein offensichtliches Ziel. Das mag aus deiner Sicht so scheinen, für mich war es einfach nur die Feststellung einer Tatsache, besonders, wenn du bedenkst, dass für mich ein vermeintlicher Ursprungstext auch nicht legitimer ist, als eine Übersetzung. Am Beispiel der Luther-Bibel kannst du sehen, dass eine Übersetzung, und mag sie noch so viele Fehler enthalten, eine außergewöhnliche historische Wirkung haben kann. Legitimität ist, was Menschen darin sehen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 6. März Melden Share Geschrieben 6. März Vor der Reformation gab es eine einheitliche Schriftauslegung?! 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 6. März Melden Share Geschrieben 6. März vor 10 Minuten schrieb Domingo: Vor der Reformation gab es eine einheitliche Schriftauslegung?! Ich denke, nein. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Moriz Geschrieben 6. März Melden Share Geschrieben 6. März vor 8 Stunden schrieb Katholikos: Der Zugang zum biblischen Text durch Übersetzungen war der Anfang vom Ende der einheitlichen Schriftauslegung. Zumindest in der RKK gab es nie eine einheitliche Schriftauslegung. Zumindest ist mir kein päpstlicher Bibelkommentar bekannt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 6. März Melden Share Geschrieben 6. März (bearbeitet) vor 21 Stunden schrieb gouvernante: Ich hab' damals mit dem Gesenius gelernt, eine uralt-Ausgabe gibt es auch als PDF online: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a7/Wilhelm_Gesenius_Hebräische_Grammatik_(umgearbeitet_von_Emil_Kautzsch).pdf Danke nochmal. Das ist genau was ich haben wollte. Nunja, ich muss zunächst das Alphabet erlernen, sonst kann ich die Beispiele nicht lesen. Dann wird dieses Buch aber ein sehr nützliches Werkzeug für mich sein. bearbeitet 6. März von Domingo Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 6. März Melden Share Geschrieben 6. März vor 2 Stunden schrieb Domingo: Das ist genau was ich haben wollte. Dachte ich mir. Es gibt halt auch Theologinnen, die was für vertiefte Textkenntnis übrig haben und das Handwerkszeug beherrschen Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 6. März Melden Share Geschrieben 6. März (bearbeitet) Wenn Du Mitglied bei Academia bist, könnte Dich vielleicht auch dies noch interessieren: https://www.academia.edu/106135866/DAS_VERB_IM_BIBLISCHEN_HEBRÄISCH_Darstellung_seiner_Funktionen_bis_hin_zur_Textebene (Das ist ein Ausschnitt, das ganze Buch gibt's nur käuflich als Papiervariante.) bearbeitet 6. März von gouvernante Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Katholikos Geschrieben 7. März Melden Share Geschrieben 7. März vor 15 Stunden schrieb Moriz: Zumindest in der RKK gab es nie eine einheitliche Schriftauslegung. Zumindest ist mir kein päpstlicher Bibelkommentar bekannt. Definiere "einheitlich". Ich denke, die katholische Dogmatik ist relativ einheitlich und in ihrer Kontinuität gewachsen und gefestigt. Dass die katholische Kirche sowohl die Schrift als auch die Tradition als gleichwertige Fundamente des Glaubens betrachtet, is ja gerade der Garant einer gefestigten Schriftauslegung. Falsches Lesen und Auslegen der damals neuen Übersetzungen wie von Luther ohne Berücksichtigung der Tradition führte ja gerade zu den reformatorischen Irrwegen. Das meinte ich mit "Ende der einheitlichen Schriftauslegung": Die Verweigerung der Autorität der Mutter Kirche in Sachen der Schriftauslegung durch irgendwelche dahergelaufenen Dorfpfarrer wie Luther, Melanchthon, Zwingli, Calvin, Wycliffe, Hus, Knox, Fish und wie sie alle hießen! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 7. März Melden Share Geschrieben 7. März vor 1 Stunde schrieb Katholikos: irgendwelche dahergelaufenen Dorfpfarrer wie Luther, Melanchthon, Zwingli, Calvin, Wycliffe, Hus, Knox, Fish und wie sie alle hießen! Ja, alle Pfaffen an die Laternen, nicht wahr? (natürlich nicht meine Meinung!) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Higgs Boson Geschrieben 7. März Melden Share Geschrieben 7. März Am 6.3.2024 um 09:16 schrieb Katholikos: Am 5.3.2024 um 13:43 schrieb Marcellinus: Damit wird, statt der ursprünglichen Sprache, die Übersetzung die Grundlage dieser Religion. Übersetzungen sind legitim und die einzig praktikable Methode, alte (religiöse) Texte dem heutigen Menschen zugänglich zu machen. Durch diese Nebelkerze schon wieder unterschwellig die Legitimation der Religion zu untergraben, ist ja dein offensichtliches Ziel. Soweit stimme ich Dir zu, jeder Nichtmuttersprachler wird automatisch eine 'eigene' Übersetzung anfertigen, wenn er sich mit der Originalsprache beschäftigt, der Rückgriff auf bestehende Übersetzungen für die, die der Sprache nicht mächtig sind ist daher im Grunde nichts anderes. Allerdings muss jede Übersetzung kritisch betrachtet werden. Am 6.3.2024 um 09:16 schrieb Katholikos: Es gibt anerkannte Übersetzungen, die es entbehrlich machen, sich als Laie mit dem Originaltext in mehr oder weniger toten Sprachen herumzuschlagen. Wenn es um Auslegungen durch das Lehramt geht, ist es natürlich notwendig, neben mehreren Übersetzungen auch den Text in den Ursprungssprachen heranzusehen. Das sind aber Fälle, die nicht in die Kompetenz des einzelnen Laien fallen. Der Zugang zum biblischen Text durch Übersetzungen war der Anfang vom Ende der einheitlichen Schriftauslegung. Das hat die Kirche schon frühzeitig geahnt und dementsprechend die Übersetzungen in die "Volkssprachen" lange und zurecht kritisiert. Und damit kommen wir zu den anerkannten Übersetzungen des Tenachs. Da gab es keine. Also keine anerkannte. Was dazu führte, dass das Christentum die nicht anerkannten Texte der griechischen Übersetzung verwendete - die Folgen sind bekannt. Sie wurden Grundlage einer neuen Religion, da falsche Übersetzungen in den Glauben Einzug fanden. Nur zur Erinnerung: Schon die griechische Übersetzung war die in eine Volkssprache. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber eine kritische Betrachtung hat lange Zeit nicht stattgefunden, da war die neue Lehre schon fix. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Katholikos Geschrieben 7. März Melden Share Geschrieben 7. März vor 31 Minuten schrieb Higgs Boson: Und damit kommen wir zu den anerkannten Übersetzungen des Tenachs. Da gab es keine. Also keine anerkannte. Was dazu führte, dass das Christentum die nicht anerkannten Texte der griechischen Übersetzung verwendete - die Folgen sind bekannt. Sie wurden Grundlage einer neuen Religion, da falsche Übersetzungen in den Glauben Einzug fanden. Nur zur Erinnerung: Schon die griechische Übersetzung war die in eine Volkssprache. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber eine kritische Betrachtung hat lange Zeit nicht stattgefunden, da war die neue Lehre schon fix. Da widerpreche ich dir. Von wem sollte die denn auch anerkannt worden sein? Es gab eine Anerkennung durch allgemeine Verwendung. Soweit ich weiß, war das Judentum zur Zeit Jesu zumindest außerhalb des Heiligen Landes so stark mit der hellenischen Welt des östlichen Mittelmeers verzahnt, dass griechisch die Muttersprache war und dementsprechend die Septuaginta auch die alltägliche Grundlage des hellenistischen Judentums war (auch im Synagogendienst). Von daher empfinde ich die griechische Übersetzung dem hebräischen Text ebenbürtig und würde historisch von einer Parallelentwicklung ab ca. 250 v. Chr. sprechen. Schließlich gibt es ja auch original griechische Schriften. Sowohl vom griechischen als auch vom hebräischen Text gibt es mehrere Variationen. Von "dem" Original zu sprechen, ist also eh hinfällig. Der heute verwendete masoretische Text (MT) ist ein spät- bis nach-antiker Konsenstext, der auf verschiedenen Vorlagen beruht, und ist mitnichten ein "Urtext". Die Schiftrollenfunde vom Toten Meer haben ja gezeigt, dass die LXX manchmal näher zum älteren hebräischen Text steht als der MT. Von daher steht das Christentum auch voll in der Traditon des hellenistischen Zweigs des Judentums. Dass das rabbinische Judentum diesen eigenen hellenischen Zweig mit der faktischen Ausmerzung der griechischen Wurzeln kappte und sich auf die hebräischen und aramäischen Traditionen zurückzog, machte das Christentum sogar zum einzigen Bewahrer der alten hellenisch-jüdischen Schrifttradition. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Katholikos Geschrieben 7. März Melden Share Geschrieben 7. März vor 2 Stunden schrieb Marcellinus: Ja, alle Pfaffen an die Laternen, nicht wahr? (natürlich nicht meine Meinung!) Wie weltlich. Wir von der Hlg. Inquisition bevorzugen die abiuratio, nachdem unsere überzeugenden Argumente vorgelegt wurden 😋 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Higgs Boson Geschrieben 7. März Melden Share Geschrieben 7. März (bearbeitet) vor 30 Minuten schrieb Katholikos: Da widerpreche ich dir. Von wem sollte die denn auch anerkannt worden sein? Es gab eine Anerkennung durch allgemeine Verwendung. Soweit ich weiß, war das Judentum zur Zeit Jesu zumindest außerhalb des Heiligen Landes so stark mit der hellenischen Welt des östlichen Mittelmeers verzahnt, dass griechisch die Muttersprache war und dementsprechend die Septuaginta auch die alltägliche Grundlage des hellenistischen Judentums war (auch im Synagogendienst). Von daher empfinde ich die griechische Übersetzung dem hebräischen Text ebenbürtig und würde historisch von einer Parallelentwicklung ab ca. 250 v. Chr. sprechen. Schließlich gibt es ja auch original griechische Schriften. Sowohl vom griechischen als auch vom hebräischen Text gibt es mehrere Variationen. Von "dem" Original zu sprechen, ist also eh hinfällig. Der heute verwendete masoretische Text (MT) ist ein spät- bis nach-antiker Konsenstext, der auf verschiedenen Vorlagen beruht, und ist mitnichten ein "Urtext". Die Schiftrollenfunde vom Toten Meer haben ja gezeigt, dass die LXX manchmal näher zum älteren hebräischen Text steht als der MT. Von daher steht das Christentum auch voll in der Traditon des hellenistischen Zweigs des Judentums. Dass das rabbinische Judentum diesen eigenen hellenischen Zweig mit der faktischen Ausmerzung der griechischen Wurzeln kappte und sich auf die hebräischen und aramäischen Traditionen zurückzog, machte das Christentum sogar zum einzigen Bewahrer der alten hellenisch-jüdischen Schrifttradition. Die Abweichungen von masoretischem und Qumrantext sind, an den wenigen Stellen, nicht lehrverändernd. Wenn wir jetzt dagegen von den vielen Unterschieden zwischen NT-Schriften sprechen, das ist teilweise immens und das ganze in einem viel kürzeren Zeitraum. Schon klar, da musste sich erst eine Religion konstituieren und seine Lehre in Schriften fixieren. Das ist doch nicht tragisch. Es sei denn, man besteht darauf, dass das vom Himmel gefallenes, unveränderliches Gotteswort ist, dann hat man auch gleich ein ganz anderes Problem. Die 'Originalsprachen' des Tenachs sind Hebräisch und Aramäisch. Dass der zweite Makkabäer gleich auf Griechisch geschrieben wurde - geschenkt, der ist nicht Teil des Tenach und spielt nicht mit. Aber dass die Jungfrau aus Jesaja ein griechischer Übersetzungsfehler mit weitreichenden Folgen war, das kannst Du gerne an den Schriften von Qumran überprüfen. Man kann ja gerne eine neue Religion erfinden. Aber dann sollte man auch dazu stehen. bearbeitet 7. März von Higgs Boson Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Higgs Boson Geschrieben 7. März Melden Share Geschrieben 7. März Am 5.3.2024 um 10:48 schrieb Shubashi: Hochverehrte Gelehrte, ich verfolge gerade Eure Debatte zum Einstieg in das Hebräische sowie biblische Originaltexte mit großem Interesse. Leider ist das Thema auf mehrere themenfremde Threads verteilt und läuft so Ping-Pong-artig ab, dass ich dummes Menschenkind mich gar nicht traue, unqualifizierte Zwischenfragen zu stellen. Es wurden bereits mehrere Wege zum biblischen Hebräisch vorgestellt, -ist es sinnvoll, tatsächlich mit einer Synopsis gleich in Medias res zu gehen? -besser, sich erst Grundkenntnisse des Hebräisch anderweitig zuzulegen? -welche Wege sind empfehlenswert/auch in der Diaspora gangbar? -ist eine kleine Liste von Literatur denkbar, die auch ohne umfangreiche altsprachliche Grundlagen nützlich ist? Falls das jetzt eine zu störende und unqualifizierte Zwischenbitte ist, macht bitte ot-mäßig weiter, ich lese das gerne mit, verpasse leider aber immer wieder was. Falls eine Sammlung in so einem Spezialthread möglich ist, wäre ich aber sehr dankbar! Ich würde Dir empfehlen Hebräisch zu lernen. Und ja, in christlichen Kreisen unterscheidet man gerne zwischen 'biblisches Hebräisch' und 'modernem Hebräisch' - den gibt es nicht. Außer dass es für die Moderne so Begriffe wie 'Software' oder 'Autobus' gibt. Es gibt natürlich das Vokalular der biblischen Texte. Das ist eine Untermenge, sonst nichts. Das bedeutet, jeder komplett normale Ivritkurs, ist das, wo Du auch 'in der Diaspora' einsteigen kannst. Die gibt es notfalls auch online, aber ich bin jemand, der einen Kurs persönlich anwesend sein muss, Mitschüler und Lehrer braucht. Eine meiner Mitschülerinnen fährt einfache Fahrt 2 Stunden und sie ist jedesmal da, auch wenn man grundsätzlich auch über Zoom teilnehmen kann. Das kommt aber für die meisten nur in Ausnahmen wie Krankheit, Urlaub oder Bahnstreik in Frage. Ivritkurse bietet die VHS an, in München sowohl die normale als auch die jüdische. Dazu kommen noch Kurse an einer der Unis, die meines Wissens allen Interessierten offen stehen. Ich weiß jetzt nicht wie das bei Dir ausschaut, aber wenn es Dir nichts ausmacht dann hinterher auch noch Hebräisch sprechen zu können, dann ist das der bessere Weg, weil mit dem Sprechen auch ein Sprachverständnis wächst, und ein Begreifen der zugrundeliegender Denkweise. Die größte Hürde ist die Schrift. Aber das ist eine Sache von wenigen Wochen und Übung, und man braucht auch keine Niqud. Aber die sind ja in den Büchern der Bibel mit enthalten. Der Kurs bei TenakTalk geht andererseits direkt gleich auf den Toratext los, außer die Kenntnis der Schrift braucht man da nichts mitzubringen. Ob das wirklich so ganz ohne weitere Vorkenntnisse geht kann ich nicht beurteilen, dafür kann ich schon zuviel. Soll ich das, was ich habe hier nochmal verlinken? So als Sammlung? 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Katholikos Geschrieben 7. März Melden Share Geschrieben 7. März vor 48 Minuten schrieb Higgs Boson: Die Abweichungen von masoretischem und Qumrantext sind, an den wenigen Stellen, nicht lehrverändernd. Wenn wir jetzt dagegen von den vielen Unterschieden zwischen NT-Schriften sprechen, das ist teilweise immens und das ganze in einem viel kürzeren Zeitraum. Schon klar, da musste sich erst eine Religion konstituieren und seine Lehre in Schriften fixieren. Das ist doch nicht tragisch. Es sei denn, man besteht darauf, dass das vom Himmel gefallenes, unveränderliches Gotteswort ist, dann hat man auch gleich ein ganz anderes Problem. Die 'Originalsprachen' des Tenachs sind Hebräisch und Aramäisch. Dass der zweite Makkabäer gleich auf Griechisch geschrieben wurde - geschenkt, der ist nicht Teil des Tenach und spielt nicht mit. Aber dass die Jungfrau aus Jesaja ein griechischer Übersetzungsfehler mit weitreichenden Folgen war, das kannst Du gerne an den Schriften von Qumran überprüfen. Man kann ja gerne eine neue Religion erfinden. Aber dann sollte man auch dazu stehen. Es gibt auch keine lehrverändernden Unterschiede zwischen griechischem und hebräischem Text, geschweige denn zwischen NT-Schriften. Der zweite Makkabäer ist Teil der LXX und spielt daher sehr wohl mit, da die LXX Teil der jüdischen Schrifttradition ist. Es gibt keinen Übersetzungsfehler in Jesaja. Die jüdischen Gelehrten wussten damals sehr wohl, wie der hebräische Text korrekt zu übersetzen ist. In einem im Judentum und in der Synagoge über Jahrhunderte allgemein benutzten Text kann doch kein prominenter Fehler überdauert haben, vor allem da du ja sicherlich weißt, dass griechischer und hebräischer Text immer wieder revidiert und angeglichen wurden. Und da steht nunmal das von jüdischen Gelehrten mit παρθένος übersetzte Wort עלמה (alma). Dass eine "junge Frau", also eine im Alter zwischen Heiratsreife und Geburt ihres ersten Sohnes, nach damaligen jüdischen, sittlichen Gebräuchen auch automatisch eine "Jungfrau" ist, ist ja wohl offensichtlich. Von daher ist die Übersetzung Jungfrau korrekt. Deinen Satz über die "Erfindung einer neuen Religion" kannst du gerne behalten, da er nicht zutrifft. Gott selbst hat den Neuen Bund geschlossen (der übrigens in Jer 31,31-34 angekündigt wurde). Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 7. März Melden Share Geschrieben 7. März vor 4 Stunden schrieb Katholikos: Dass eine "junge Frau", also eine im Alter zwischen Heiratsreife und Geburt ihres ersten Sohnes, nach damaligen jüdischen, sittlichen Gebräuchen auch automatisch eine "Jungfrau" ist, ist ja wohl offensichtlich. Von daher ist die Übersetzung Jungfrau korrekt. Und im Kontext dieser Schrifstelle heißt es ja (EÜ): Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben. Wenn da jetzt "junge Frau" stehen würde, wäre das natürlich ein Hammerzeichen Gottes, daß eine junge Frau ein Kind empfängt, geradezu ein Wunder! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 7. März Melden Share Geschrieben 7. März Vielleicht kann man die theoligischen Debatten zw. Christentum u. Judentum in einen anderen Thread verlagern? 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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